Abdeckflüssigkeitsphobie und Heilungsmöglichkeiten
Das Thema ist heute Licht und Reflexe in Skizzen. ich habe eine Abdeckflüssigkeitsphobie, allein schon weil sich das Wort so ekelig anhört.
Ich bekenne, ich als spontaner Zeichner werde sofort psychotisch, wenn es um Abdeckflüssigkeiten geht. Lichter sind aber wichtig für tolle Bilder, deshalb war ich auf der Suche nach anderen Möglichkeiten.
Abdeckflüssigkeit ist kleberig und unpraktisch
Abdeckflüssigkeit ist der Antichrist der Spontanität, das Zeug ist draußen einfach unpraktisch. Zuerst einmal macht die Abdeckflüssigkeit den Pinsel kaputt oder du musst Reinigungsflüssigkeit mitschleppen. Dann braucht das Zeug unglaublich lange zum trocknen und wenn man es abrubbelt, schaut alles anders aus als gedacht.
Kurz um ich habe eine Abdeckflüssigkeitsphobie
Allerdings wird Abdeckflüssigkeit neuerdings auch als Marker angeboten, darauf habe ich mich sofort gierig gestürzt. Mein erster Versuch war ein totaler Fehlschlag. Ein schnell verklebter Stift, dessen Strichstärke offensichtlich irgendwo in der Hölle ausgewürfelt wurde. Wahlweise lief der Stift aus oder er malte nicht.
Die kostenlose und schönste Lösung ist Aussparen
Ich male das große weiße Haus, in dem ich den Himmel male. Selbst wenn ich jetzt total kleckere, ist das sogar gut, denn es verbindet mein Haus mit dem sonnigen Himmel. Die Technik ist extrem einfach, denn man muss überhaupt nicht super genau sein.
Aussparen ist die beste und die smarteste Möglichkeit, es braucht halt ein bisschen Übung, bis man merkt, dass man dabei ganz entspannt und nicht super genau arbeiten muss.
Lass die Kanten reflektieren!
Ich kenne uns ja ganz genau! Was ist das größte Problem? Ja, genau mal wieder alles zugemalt! Und jetzt ist das ganze Bild zu trist.
Kanten, metallische Dinge oder Fenster sollen genauso wie in der Natur Licht reflektieren, denn dann sehen Bilder großartig aus.
Es ist eine extreme Erleichterung, wenn man ein Fensterkreuz mal eben schnell mit dem Stift ins Aquarell malen kann, dafür gibt es eine sehr einfache und prima Lösung: Gelstifte oder Marker.
Marker und Gelstifte fürs Aquarell
Grade ich als sehr schneller und spontaner Maler bin über die Marker dankbar,ich muss nicht alles planen.
Natürlich donnerte sofort einer meiner Kollegen in der Akademie, dass dies doch keine saubere Aquarellmalerei sei, so was hätte Turner auch nicht gehabt! Das ist Mogeln!
Manchmal setzen sich Dinge einfach durch, weil sie extrem praktisch sind.
Lieber Reto, Turner war auch kein ewig Gestriger, der wäre auch froh gewesen ,wenn er auf das Wasserklosett gedurft hätte, anstatt in den Nachttopf zu pinkeln.
Diese Stifte erleichtern einem einfach das Leben, sie werden sich durchsetzen.
Qualitätsunterschiede wie Tag und Nacht!
Leider gibt es viele Stifte auf dem Markt, die sich auf keinen Fall als Kunstmaterial eignen. Viele Stifte trocknen schnell oder haben einfach keinen stabilen Tintenfluss.
Diese Stifte fallen vorzugsweise mitten im Bild aus. Der Grund sind Luftblasen im Pigmentgel, auch Kleine reichen und der Stift ist kaputt, denn sie lassen sich durch Schüttel nicht entfernen. Tipp: Guckt euch beim Kauf die Mine an.
Die positiven Beispiele, Qualität macht sich bezahlt
Wenn die Stifte mitten im Bild ausfallen raub mir das den letzten Nerv, ich werde aus dem Arbeitsfluss geworfen.
Gefunden habe ich beide positiv Beispiele durch Mundpropaganda.
Bis dato war mein Favorit der Signo Gelstift, den gibt es hier in der Schweiz oft in der Büroecke im Supermarkt und er ist wirklich das weiße Einhorn unter den Gelstiften.
Er ist zuverlässig und fällt nicht aus bis er wirklich leer ist.
Ist das Papier trocken malt er zuverlässig. Leider wird der Signo nicht wasserfest.
Deshalb habe ich weitergesucht, bei einen Drink and Draw in München dieser Stift in die Hand gedrückt wurde:
Der Molotow Marker: mein neuer Geliebter
Den Molotow bekommt man nur im Fachgeschäft, denn es gibt beeindruckend viele Austausch- Minen, dass war der Grund warum ich endlich gefunden habe, was ich brauchte. Im Fachgeschäft wurde die dicke Filzmine durch eine hauchfeine Metalmine ausgetauscht, dadurch verwandelt sich der Marker in ein Präzisions-Werkzeug der malerischen extra Klasse.
Ohne die Mundpropaganda hätte ich mir den Marker nicht mal angesehen.
Der Umbau des Stifts lohnt sich, er macht dann hauchfeine Linien. Die Spitze heißt Special Tech Spitze. Die Minen könnt ihr euch am Ende des Artikels ansehen.
Den Signo und den Molotow one 4all hatte ich im Dauereinsatz, beide decken, trocknen und sind allzeit bereit. Der Molotow ist allerdings in der Anwendung noch deutlich brillanter, dieser Marker ist ein echtes Kunstmaterial, das Acryl wird wenn es trocken ist wasserfest.
Dennoch einen Harken hat der Molotow, die Mine muss regelmäßig ausgetauscht werden den das Acryl verstopft sie regelmässig, deshalb kauft man die Mine auch im Dreierpack.
Nicht mit der groben Kelle!
Jedoch eine kleine Warnung:
Viel hilft nicht viel!
Hier seht ihr den Molotow oben an der Dachkante des weißen Hauses und am Kamin stark deckend eingesetzt, an der Dachkannte reflektiert es am meisten.
Wenn man die Stifte zu dick einsetzt, wirkt es künstlich. Mit der feinen Spitze, fügt sich der Marker fast unmerklich ins Aquarell ein.
Falls Dein Stift nicht weiß wirkt, liegt es meistens nicht am Stift, es kann an fehlender Dunkelheit liegen. Besonders Klasse wirken die Marker auf extrem dunklen Farben. Der Molotow deckt auch mit sehr feinen Linien. In den Fenstern und auch beim Geländer habe die Linien mit Wasser angelöst, es sollte nicht nach Stift aussehen, sondern ganz natürlich wirken.
Im orangen Haus habe ich größere Flächen ausgespart, aber alle Reflexe mit dem weißen Stift gesetzt. Es würde komisch ausschauen, wenn man alles mit dem Stift übermalt. Gerade das Wechselspiel zwischen Papierweiß und Stift erzeugt die Illusion von Licht Reflexen. Die zarte Spitze des Molotow gefällt mir so gut, weil ich ganz genau bestimmen kann wie die Acryltinte des Stiftes fließt.
Im Schatten gibt es kein Bling Bling! Leider!
Im Schatten bei den Statisten will ich keine auffälligen Effekte, hier benutze ich den Marker in der noch feuchten Farbe und lasse ein paar Tupfen zerfließen, so entsteht die Andeutung von Butzenscheiben.
Verarbeitungshinweise
Übrigens die Stifte zeichnen nicht gut, wenn der Untergrund nass ist. Präzise Linien entstehen nur auf trockenem Untergrund. Der Einsatz in der feuchten Farbe erzeugt sanfte Effekte, deshalb ist das setzen der Lichter im Bild der letzte Schritt.
Ich hab mich für das Mogeln mit Marker entschieden!
Bitte schreibt Eure Erfahrungen, oben unter dem Titel findet ihr die Kommentare. Was könnt ihr zum Thema Licht und Reflexe beitragen und empfehlen? Hat schon Jemand einen Marker mit Abdeckflüssigkeit entdeckt der toll ist?
Ich wünsche Euch ein tolles Wochenende und freue mich auf eure Beiträge
Herzliche Grüße aus Zürich
Tine
Nachtrag: Ein Jahr später bin ich immer noch überzeugt allerdings stelle ich fest das man die Minen immer wieder austauschen muss. Denn liegt der Marker eine Zeit verklebt die Spitze. Mittlerweile arbeite ich wieder mit Feder und weißer Tinte.
Mehr lesen zu ungewöhnlichen techniken?
Ich benutze gerne den Aerocolor Liner von Schminke, der lässt sich auch ganz einfach nachfüllen
Mensch die hab ich hier auch liegen!, noch gar nicht befüllt weil ich die Acryltinte von Schmincke so gerne benutze.
Ich hab mir zwar den Stift besorgt aber noch nicht benutzt, muss ich sofort ausprobieren.
Liebe grüße Tine
Ich befülle ihn mit Aerocolor supra weiss deckend, das gibt keine verstopfungen.
Den Uni Ball Signo und den Molotow benutze ich auch, allerdings um die Kreideschrift auf den Tafeln in Cafés darzustellen, ansonsten eher selten. Rubbelkrepp ruiniert jeden Pinsel, da gebe ich dir recht. Und den Maskierstift von Schmincke kann man auch vergessen, weil er den Namen „Stift“ nicht verdient. Plötzlich hat man so einen großen Blub von dem Zeug auf dem Papier.
Ich habe aber einen Maskierstift gefunden: den „GRAFX Art Masking Liquid“ Pump Marker von Molotow. Er hat eine 2mm-Spitze (also nicht sehr fein) und krümelt an der Spitze ein bisschen. Flächen lassen sich nicht zuverlässig ausmalen, aber ansonsten funktioniert er ganz gut. Aber auch den benutze ich kaum, habe also keine Langzeiterfahrung damit. Bilder davon schicke ich dir über FB, kann ich hier nicht hochladen.
Danke Katrin, insbesondere Herzlich für den tolles bild was du gepostet hast. Wenn ich darf veröffentliche ich das! Das ist sicher für viele Interessant.
Liebe Grüße nach berlin
Ja, das kannst du gerne nehmen.
Ich habe einen Stift von Posca & den Molotow allerdings mit einer dickeren Spitze. Lichter sehen und zeichnen übe ich auf ganz schwarzem Tonpapier. Das sieht toll aus und lenke den Fokus auf die hellsten Stellen.
Stimmt ich dachte ja auch weil ich auf den schwarzen Papier bei dir malen durfte, die ganze Idee ist von dir.
Mit dem Molotow kommw ich auch gut klar, benutze ihn am ehesten mal für Schneeäste oder so. Mit dem Stift kann man die ganz gut zeichnen und es kommt nicht so auf filigran genau an
Ich find ihn auch gut hab jetzt aber zugetragen bekommen, das der Markierstift auch klasse ist,
Mit dem Schmutzradierer von Meister Proper (ist eigentlich dazu gedacht, die Fugen zwischen den Fliesen im Badezimmer zu säubern) kann man Aquarellfarbe wieder vom Papier entfernen. Eine Radier-Schablone ist hilfreich, um saubere Kanten zu erzielen. Die gibt es zum Beispiel bei Boesner.
Hey das ist doch mal ein Tipp!!!!! Denn Zauberschwamm gibt´s auch von anderen Marken ich benutze immer den billigen um die Farbreste von den Palletten zu bekommen.
Hast du ein Foto vom geglückten radieren?
Ich kaufe mir erst so eine Schablone…dann gibt es bestimmt einen Blogbeitrag falls es klappt! Danke dir herzlich.. Hast du noch mehr solche Tipps? ich bin gespannt.
Lieber Gruß Tine.
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