Für meine Freundin Claudia, mit der selbst Regentage Spass machen.
Einige der häufigsten Diskussionen dich mit meinen Studenten habe, ist ob schwarze Aquarellfarbe sinnvoll ist. Vorab möchte ich schon mal sagen, ich benutze kein Schwarz.
Ob man wirklich Schwarz malen will, sollte man sich stark überlegen
Haha, kleines Wortspiel.
Aber ich habe mal bei den Redensarten nachgeschlagen, nichts was wirklich positiv ist, wird mit Schwarz umschrieben: sich schwarz ärgern, da kannst du warten bist du schwarz bist, schwarz arbeiten, schwarz sehen, Schwarzmarkt. schwarze Gedanken, schwarzes Schaf und schwarze Liste
….Peng, Tod umfall, ach du scheiße, die Assoziationen werden nicht besser
Ich habe einfach nix für Happy schwarz gefunden. Sein wir mal ehrlich, willst du deinem Bild wirklich diese Assoziationen geben?
Ja natürlich, falls du gerade an einer tiefen schwarzen Depression leidest, na dann ran an den schwarzen Pinsel, alle anderen dürfen gerne weiter lesen:
Keine schwarze Aquarellfarbe
In der Tuschemalerei kann schwarze Farbe einfach gut aussehen. Dort ist sie der optimale Kontrast. In der Aquarellmalerei oder in Skizzen ist schwarze Farbe jedoch sehr gefährlich. Wenn man sie entschieden malt, wie in der Tuschemalerei, so ist sie schön, dann hat das Bild jedoch nicht mehr viel mit einem Aquarell zu tun.
Aquarelle bestechen durch ihre schönen und transparenten Farben
Der Grund warum ich keine schwarze Aquarellfarbe benutze ist, dass alle anderen Farben, die mit dieser Farbe in Berührung kommen, verdrecken.
Der andere Grund ist, dass ich Farben liebe und laut Wikipedia ist:
Schwarz das Gefühl der abwesenden Farbe.
Fertiges Schwarz heißt kein Leben in der Farbe
Schwarz heisst die Farbe macht gerade Urlaub und wir bleiben im Regen zurück
Claudia und ich haben an einem Regentag eine Windmühle gemalt, wir hatten den Wechsel aus Sonne und Regen.
Claudia benutzt in der Regenphase schwarz, ergänzt es aber mit Indigo und gebranntem Oker, so entsteht Leben im Bild. Indigo ist eine Farbe die dem Schwarz sehr verwandt ist. Umbra oder Siena gebrannt bringen dazu einen kleinen Komplementärkontrast.
Für Maler die gerne in gedeckten Farben arbeiten, hat Claudia eine optimale Kombination für die Dunkelheit gefunden:
Claudia Stichel: Windmühle im Regen
Was Claudia richtig macht, ist das sie keine fertigen Schwarztöne benutzt. Ihr Bild ist regentrüb aber nicht dreckig grau. Im Aquarell ist reines Schwarz sind oft sehr tot. es ist entweder darauf angelegt extrem dunkel zu sein oder darauf angelegt absolut neutral zu sein, das ist gut, denn es soll ja zu allem passen.
Zu allem passen, heisst keine Aussagekraft
Was zu allem passt, zeigt kein Gesicht, es ist die pure Dunkelheit. Dabei verliert man eine ganze Menge an Aussagekraft.
So bringt zum Beispiel eine große dunkle Fläche, die kalt ist, eine warme Farbe deutlich besser zum Strahlen.
Eine große dunkle Fläche, die warm ist, verbindet sich mit warmen Tönen.
Wer also eine rein schwarze Fläche malt:
Der hat ein Statement
Zu Kosten einer gewissen Isolation, die Bilder fallen auseinander, weil die schwarze Fläche etwas eigenes für sich bildet ohne auf die anderen Teile des Bildes zu reagieren.
Schwarze Aquarellfarbe mischen:
Schwarz lässt sich sehr einfach mischen, man darf dabei nicht viel Wasser nehmen, denn man möchte die Pigmente ja anhäufen, so dicht machen, dass sie schwarz werden. Prinzipiell braucht man um Schwarz zu mischen alle drei Grundfarben. Diese Grundfarben hat jeder von uns im Kasten. Man mischt die Farben aus rot, blau und gelb.
Ich benutze für meine Dunkelheiten gerne
permanent Karmin, Quinacidrome Gold und Ultramarine
Je nach Zusammensetzung erhält man ein sehr dunkles Braun, Grün, Violett oder Violett, alle Töne wirken Schwarz.
In dieser kleinen Skizze sieht man den Effekt genau:
Wirkt Schwarz, ist es aber nicht. Seht ihr die Ausblutungen des Ultramarines in der Dunkelheit?
Tine Klein: Wind und Wolken schnelle Skizze der Windmühle in Amsterdam
Diese Dunkelheit entstand aus Ultramarine, Umbra gebrannt und einem Hauch Quinacidrome Gold.
Sehr sinnvoll ist es das Schwarz zu mischen in dem du Farben benutzt, die auch in deinem Bild vorkommen. So passt das Schwarz auch immer optimal zu dem was du gemalt hast, ohne einen schwarzen fremdartigen Klotz zu bilden.
Dunkle Motive:
Dieses Wissen ist enorm wichtig, wenn man dunkle Motive malen möchte, in Amsterdam gab es sehr viele schwarze oder dunkle Häuser. Schwarz, Bordeauxtöne und gebrannter Umbra sind die Farben von Amsterdam. Trotz der dunklen Häuser, Amsterdam ist eine Stadt die freundlich wirkt. Keine Spur von Tristesse. Die Herausforderung mit Aquarellfarben ist, diese Töne so zu malen, dass sie auch freundlich wirken.
Oft muss man nicht wirklich Schwarz mischen, es reicht Dunkelheiten herzustellen. Ich zum Beispiel liebe anstelle von Schwarz die Mischung aus Ultramarin und gebranntem Ocker oder Siena gebrannt. Dies ergibt ein sehr schönes und warmes violettes Grau. Brauche ich die Farbe etwas kälter, gibt es mehr Blau in der Mischung Und benötige ich eine etwas wärmere Farbe, benutze ich natürlich mehr von der rötlichen Farbe des gebrannten Ockers. In dem folgenden 10 Minuten vor einem Regenschauer gemalt, seht ihr das Spiel aus Ultramarine und Siena gebrannt.
Generell finde ich das es viel besser aussieht, wenn das Schwarz eben nicht Schwarz ist, sondern eine sehr sehr dunkle und satte Farbe.
Dunkle satte Farbe ist aussagekräftiger als ein schwarzes Loch
Schwarz sollte mehr zu bieten haben als nur Dunkelheit
Das Licht vor dem Regen Tine Klein Windmühle in Amsterdam
In der Windmühle seht ihr ganz genau, wie ich mit der Farbe gespielt habe. Große Teile der Windmühle sind eher dunkelblau oder violett. In anderen Teilen sieht man eher die warmen Töne der Mischung. In der schwarzen Windmühle sieht man also starke Kontraste zwischen blau und fast orange also einem Komplementärkontrast, zwischen hell und dunkel und zwischen kalt und warm. Wir haben hier das Spiel von drei Kontrasten und das macht die schwarze Farbe zu einem interessanten Hingucker für das Auge. Und das nicht nur weil die Farbe so enorm dunkel ist, sondern weil sie mehr zu bieten hat als nur Dunkelheit.
Schwarz ist an sich ein Kontrast, zum Star wird sie wenn es noch andere Kontraste um sich versammelt
Versuche dein Schwarz immer abzuhandeln, wenn du ein fertig gemischtes Schwarz im Kasten hast, musst du dies nicht unbedingt wegwerfen. Versuche einmal den folgenden Trick: Gebe jeweils reichlich Pigmente von Blau oder Rot mit in das Schwarz. Wenn du jetzt zum Beispiel ein gelbes Haus gemalt hast, schau dir einmal an wie das Haus mit einem grauen Schatten, einem grauen Schatten mit Blau oder einem grauen Schatten mit Rot aussieht. Du wirst sehr deutliche Unterschiede in der Aussagekraft finden.
Deshalb hier der wichtigste Tipp:
Benutze dein Schwarz niemals pur, mache es immer zu einer Farbe
Viele Menschen malen nicht gerne mit großer Dunkelheit, weil sofort alle Fehler stark betont werden und das was vorher im Bild gut ausgesehen hat, wird plötzlich zu blass.
Auf Dunkelheit zu verzichten ist keine Lösung
Dunkelheit ist der Lichtschalter des Bildes. Ohne starke Dunkelheit wird dein Bild immer blass bleiben. Sich zu drücken ist keine Alternative.
Wenn man anfängt starke Dunkelheiten einzusetzen, muss man einfach lernen, die anderen Farben anzupassen.
Schwarz oder Dunkelheit hat den den Effekt einer Neonröhre, der entscheidende Faktor ist welche Tönung hat die Neonröhre
Wir kennen den Effekt von Neonröhren mit Kaltlicht, selbst der gemütlichste Raum wirkt damit wie eine Obdachlosenunterkunft.
Viel Spass beim Mixen
Viele liebe Grüße ins Wochenende
Tine
Der nächste Kurs bei Tine ist am 21.8 bei Boesner Unterentfelden:
Möchtest du noch ein bisschen zum Gegenspieler des Schwarz lesen?
Video zum Schwarz mischen vielleicht auch ganz interessant:
Mérci an meine liebe Freundin Claudia
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