Hast du Probleme mit den Fluchtpunkt beim Zeichnen? Na, dann bist du in bester Gesellschaft!
Von einer Freihand gezeichneten Perspektive träumen viele, aber es scheint unerreichbar. Es ist jedoch nicht schwer, wenn man die ganze komplizierte Materie auf drei kleine Sachverhalte zusammen schrumpft.
Die merkwürdigen Effekte der Perspektive
Letzte Woche waren wir mit Freunden spazieren, mein Mann ärgert die Kinder damit, dass er behauptete man würde regelmäßig den Zürichsee ablassen, um ihn zu reinigen wie die Badewanne.
Wir liefen ganz langsam den Berg hinab zum Zürichsee und mein Mann behauptete, man könnte heute ja deutlich sehen, dass sie den Zürichsee auslassen würden, er verstehe nur nicht warum sie das am Wochenende machen würden, denn den ganzen Zürichsee zu schrubben sei ja eine Menge Arbeit.
Tatsächlich waren die Kinder total verblüfft, denn je mehr wir den Berg hinab liefen, desto tiefer sank der Wasserspiegel. Nach kurzer Zeit fragte der erste Erwachsene ob der Zürichsee ein Stauwehr habe? Ich musste mich innerlich vor Lachen krümmen, denn das ist Perspektive.
Weißt du woran dieser Effekt liegt?
Wenn nicht, dann wird es jetzt Zeit! Denn der verblüffende Effekt mit dem Wasserspiegel, hilft sehr beim Zeichnen.
Augenhöhe und Fluchtpunkt, wie mein Einfaches absolut komplizieren kann
Wenn ich Fachbücher über Perspektiven lese, weiß ich leider nicht, ob ich lachen oder weinen soll, hier versuchen Menschen anderen Menschen Perspektive zu erklären, die diese offensichtlich nicht verstanden haben.
Es wäre zum brüllen komisch, wenn es nicht so traurig wäre.
Solche Fachbücher fangen bei Perspektive häufig so an:
„Gerade Linien die im Orginal parallel zueinander laufen, treffen sich in einem gemeinsamen Fluchtpunkt. (Ähhm, ich dachte parallele Linien treffen sich nicht?) Blickst Du direkt von vorne auf das Objekt, benötigst Du einen Fluchtpunkt, der genau in der Mitte liegt. ( Bla,bla bla, was heisst hier benötigt, es gibt einfach einen Fluchtpunkt). Blickst Du seitlich auf das Objekt, benötigst Du zwei Fluchtpunkte, die links und rechts des Objekts liegen. (Oh ha ! Schnelldenker!). Auch senkrechte Linien treffen sich in einem Fluchtpunkt, der aber meist weit außerhalb des Bildes liegt und nicht auf der Horizontlinie, sondern auf einer senkrechten Linie liegt. (Ja ich malte mir als Anfängerin immer den Fluchtpunkt auf die Uni-Tische, verratet es aber nicht weiter. Ist wie bei Murphy´s Law mit dem Butterbrot, Fluchtpunkt liegt gefühlt 2 Meter weiter). Die Horizontlinie zeigt an, ob der Betrachter von unten, von vorne oder von oben auf das Objekt sieht. (Komplizierter konntest du es nicht ausdrücken?) Die Fluchtpunkte der waagerechten Linien liegen alle auf der Horizontlinie. (Aber sicher, und jetzt hast du immer noch nicht gesagt warum!)“
Aus einen Blog zum Thema kopiert, den ich nun aus Respekt nicht nennen möchte
Erst Fachtexte sorgen dafür, dass man meint der Wortstamm von Fluchtpunkt kommt von fluchen!
Bla,bla,bla,blahhhhhhhh und dann folgen 1000 unnütze Schaubilder die so kompliziert sind das man Augenkrebs bekommt!
Falls dein Kopf vor Müdigkeit, beim dritten Satz auf den Tisch geknallt ist, dann hast du ganz normale Reflexe!
Das ist nicht nur zum Gähnen langweilig, so kann man einfach keine Perspektive erklären! Was viele Autoren gerne Horizontlinie nennen, ist schlicht und einfach die Höhe deiner Augen.
Perspektive ist dein Sehfehler
Wenn es um Sehen geht, bist Du das Zentrum der Welt!
Du brauchst also gar nicht lange suchen, wo die Horizontlinie ist, sie ist genau auf der Höhe deiner Augen und bei einem Foto ist sie genau auf der der Kameralinse. Und genau da sind alle Fluchtpunkt. Hier steht die Kamera auf dem Balkon.
Das alles in der Entfernung kleiner wird ist leider ein Sehfehler unserer Augen! Also findet sich der Fluchtpunkt als Summe unseres Sehfehler genau auf unserer Augenhöhe und das nennen die Vollpfosten in Fachbüchern hochtrabend Horizontlinie.
Die Kameralinse steht hier auf der Balkonbrüstung und magischerweise verschiebt sich der Horizont auf genau diese Höhe. Das ist der Grund warum mein Liebster den Kindern auch ganz glaubhaft versichern kann, der Wasserstand im See würde sinken, wenn wir den Berg herunter laufen. Denn die Horizontlinie ist unsere Augenhöhe und sind wir tiefer am Berg, dann schaut es so aus als hätte der See weniger Wasser!
Es ist doch logisch, du siehst mit deinen Augen und deine Augen sind das Zentrum des Bildes.
Auch wenn Perspektive uns oft fühlen lässt als sein wir totale Deppen, es ist ganz einfach.
Wenn du mal verwirrt bist hältst du dich an diesen 3 simplen Leitsätze.
- Über meinen Augen fällt es in der Entfernung
- Unter all meinen Augen steigt es in der Entfernung
- Auf der Höhe meine Augen ist alles gerade, da tut sich gar nichts und dort bilden sich die Fluchtpunkte.
Tomaten auf den Augen! Nein, du bist nicht völlig verblödet, wenn du es nicht siehst, denn das ist ganz normal!
Anders als auf dem Foto, wenn alles auch noch mit deutlich sichtbaren Linien markiert ist, ist es im Alltag total schwer zu sehen ob eine Linie fällt oder steigt.
Dann erinnere dich bitte an das Schaubild oben, alles über deinen Augen sinkt und alles unter deinen Augen steigt.
Man muss sich sichtbar machen!
Wenn du es nicht sehen kannst dann mach es dir einfach mit dem Stift sichtbar, das funktioniert so:
Ohne den Stift hättest du nicht sehen können, das das Dach leicht abfällt.
Schau mal hier man sieht es einfach nicht!
So schön ist es bei uns, liebe Grüße an den Künstlerverein in Bremgarten AG
Schau mal so würde es ohne Stift aussehen. Würdest du bei dem Dach mit dem Pfeil sehen, dass die Linie fällt?
Nö?, Na dann ist alles OK du siehst Normal!
Also schnapp Dir einen Stift und mach Dir die Perspektive sichtbar. Falls du die verfluchten Fluchtpunkte suchst, sie sind auf Höhe der Uferpromenade, ich stehe tiefer als die Brücke.
Freihandzeichnen Tipp:
Mach dir klar wo die Augenlinie steckt. Am besten im Bild markieren, alles drüber fällt in der Entfernung, alles drunter steigt in der Entfernung.
Bei meinem Bild vom Zürichsee ganz oben, brauchte ich keine Perspektive zeichnen, weil mein Kopf genau auf einem dieser der Dächer ist. Dadurch fluchtet nichts, das macht das Zeichnen luxuriös einfach!
Merke je genauer du bist, desto genauer wird das Sehen des Betrachters!
Schönes Wochenende wünscht die Tine.
Mehr Info´s zum Thema: Perspektive
(P.S.: Das Bild oben ist „Two in One“. Zwei meiner Lieblingsplätze in meinem Skizzenbuch war noch eine alte Skizze von Bora Cay, Schiffe vor der Insel in der Abenddämmerung. Die sind doch nie fertig geworden, darauf habe ich den Bauernhof mit Hühnerstall über dem Zürichsee gemalt, an der Straße ist eine Bank, dort halte ich gern abends um den Sonnenuntergang am Zürichsee zu bewundern. Die Stelle liegt sehr hoch über dem Zürichsee, durch die großen Schiffe wirkt das Wasser jedoch ganz nah.)