Bildintention – der Trieb der dich malen lässt

Im Watt buddeln bei Regen

Bildintention – oder das Gefühl was drin steckt

„Jeder spricht über meine Kunst und gibt vor, sie zu verstehen, als müsste man sie verstehen. Die einzige nötige Sache ist, sie zu lieben.“ — Claude Monet

Dieses Zitat von Monet passt so gut zu einem Thema was so wichtig ist.

Irgendetwas treibt uns dazu ein Bild zu malen. Da ist ein kleines Ding, ein Detail, das Gesamte das sich im Kopf einnistet und dich dazu bringt es malen zu wollen.

Ich glaube ganz fest, das dieser  Trieb, ob jetzt nun mit dem Kopf oder mit dem Herz verstanden, in einem drin Bild sein muss und wenn man jetzt das Fachwort dafür sucht, dann ist dies die Bildintention.

Was zum Teufel ist  „Bildintention“?

Intention heißt Absicht, Vorhaben. Bildintention ist also das was ein Bild sagen soll, weit über den abgebildeten Gegenstand hinaus.

Leider vergessen viele diesen Antrieb in ihrem Bild auszudrücken.

Einfach drauf los malen, ist enorm wichtig

Viele meiner Schüler wollen einfach nur malen, weil es ihnen Spaß macht. Sie zeichnen etwas ab, einfach des Gefühls wegen. Diese Vorgehensweise ist sehr häufig auch prima, denn wer viel und befreit malt, macht schnell Fortschritte.

Doch im Alltag sind wir so vielen Pflichten unterworfen, das wir immer ein „Muss“ im Kopf haben, dies muss noch und das muss noch und Ruck-Zuck ist ein Bild kaputt gemalt. Der Spaß und die Bildintention sind flöten gegangen, dann merkt man das dieser ursprüngliche Trieb in ein Bild hereingehört.

Wie kommt man zur Bildausgabe oder Bildintention

Es ist nicht kompliziert, denn du kennst sie schon. Es ist das, was dich antreibt dieses Bild zu malen. Hinter einer Bildintention steckt meist eine Geschichte, der Aufhänger warum das Motiv dich anspricht. Ich möchte euch mal an einem kleinen Beispiel zeigen, wie ich rund um mein Gefühl ein Bild aufbaue:

Das Motiv:

Ich bin gerade an der Lübecker Bucht. Für die Schweizer, das ist die Badewanne der deutschen Nation. Die Gegend hier in Holstein ist wunderschön, ein blauer Himmel der mindestens dreimal so hoch wirkt wie in der Schweiz, weites Land mit wundervollen uralten Bäumen und fruchtbare Felder, die sich im Wind des Meeres wiegen. Doch das Meer ist hier nicht wie aus alten Piratengeschichten. Die Lübeckerbucht ist flach, man braucht hier keine großen Deiche, das Meer ist hier nicht wild, sondern wie gemacht für den Badespass von Oma, Opa und Enkel.
Deshalb stehen am Rand gefühlt 20.000 Strandkörbe. Für die Schweizer, die dies vielleicht nicht kennen es ist ein kleines Sofa für 2 Personen, drumherum ein geflochtener Korb der vor Wind, Sand und Sonne schützt. Geniale Erfindung und jede Familie hat im Sommer einen am Strand gemietet.

Das ganze Motiv ist alles andere als aufregend, hier passiert seit Generation das Gleiche, Schläfchen am Strand und mit den Kindern im Wasser matschen.

Hier passiert nichts und deshalb werden hier sehr viele Bilder mit Klischees gemacht.

Das Standardbild ist hier der Strandkorb mit Möwe, obwohl es hier weniger Möwen gibt als in Zürich am See.

Ein Bild mit Aussage

Aber wie macht man daraus ein persönliches Bild? Und auch noch mit Bildintention?

Relativ gelangweilt sitze ich am Strand und erhole mich. Deutschland fährt hier hin ,weil hier nix los ist, es ist die absolute Ruhe. Das Watt ist dem Deutschen was dem Schweizer die Berge sind.

Ich warte und beobachte, bis etwas mein Herz erreicht. Mann muss sich nicht anstrengen, sich nur die Ruhe nehmen bis einen etwas innerlich erreicht, dann ist die vermeintlich hochtrabende Bildintention ganz von alleine da.

Es gehört dazu die Umgebung zu erfahren, das Plätschern der Wellen, der Wechsel von Sonne und Wolken, mal ist dir kalt, mal ist dir warm.

Plötzlich sehe ich Vater und Sohn mit Eimer und Schüppe. Fleißig wird Meeresgetier ausgegraben und Vater und Sohn sind total fasziniert. Die Zeit steht still.
Mein Herz wir warm, denn in meiner Familie hat dies jede Generation gemacht.

Ich sehe mich selbst als 6 Jährige in T-Shirt und Badehose, wild entschlossen mit Krabbennetz und Marmeladenglas. Das Marmeladenglas habe ich heute durch ein Skizzenbuch ersetzt, damit kann man ebenso gut beobachten. Damals war ich Mini- Hobby -Biologe, heute bin ich auf Jagd mit Skizzenbuch. Es gibt ein fast 100 Jahre altes Foto von meiner Oma mit meinen Urgroßvater, mit Eimer und Schüppe, glücklich strahlen sie aus dem schwarzweiß Bild.

Es ist das kleine Glück, es ist Ruhe. Die Zufriedenheit. zwischen den Generationen

Jetzt weiß ich was ich malen möchte.

Wörter helfen zum guten Bild

Ich empfehle jedem die Methode sich ein , zwei mal ein Wort auszudenken die das Bild beschreiben, danach sieht man klarer.

Meine Wörter sind Ruhe, Sand und entdecken (des Meeres)

Die Bildintention ist Ruhe und das kleine Glück am Meer

Dies will ich beim Malen zeigen: Von dort aus entwickele ich mein Bild.

Grundfarben: Sand und Blau
Mehr passiert nicht, mehr will ich nicht für dieses Bild, deshalb gibt es eine Grundfarbe, den Sand einfach Sand.

Vom Wort zum Bild

Tine Klein Bildintention , Aquarell und Tinte Lübecker Bucht

Sand und Meer waren meine Wörter. Also gibt es im Bild nur zwei Farben Sand und Blau.

Einfache Bilder sind oft viel besser, weil sie sich um den Kern drehen

Zusätzlich male ich nicht viel, ich betone grundsätzlich nur die Accessoires die zur Geschichte gehören: Badehose, eine Schüppe und ein Eimer, deshalb kommt hier die dritte Farbe ins Spiel, ein grelles Orange. Saturn heißt die Farbe, sie darf nur wie Salz verwendet werden, denn sie ist grell. Sie ist aber genau richtig um die Geschichte zu stärken. Plastikeimerchen Orange würde ich die Farbe nennen.

Tine Klein Bildintention , Aquarell und Tinte Lübecker Bucht

Den Rest der Geschichte macht die Körperhaltung.

Wichtig ist das die Körperhaltung typisch ist, ihre Augen sind fest auf das kleine Meerestier gerichtet. Forscher in Badehose.
Mehr ist nicht wichtig, den es geht im Kern nur um die Ruhe.

Oft reicht für ein gutes Bild ein Wort ein Wort, das dir hilft die Inspiration in dein Bild zu bekommen. Und plötzlich ist völlig klar was eine Bildintention ist. Dort hast du dein Herz aufgehängt und darum wächst das Bild.

Dafür musst du dir einfach nur ein bisschen Zeit geben und denke nicht zuviel. Folge einfach deinem Trieb beim malen und zeichnen, dann wird es Deins.

 

Liebe Grüße

Tine

Ich habe herbe Schelte wegen des Badehosenbäuchleins bekommen p.S. wir mögen euch so wie ihr seid 🙂

 

Der nächste Kurs ist erst nach der Sommerpause bei Boesner in Unterentfelden im Aargau:

https://www.boesner.ch/niederlassungen/unterentfelden/veranstaltung/spontan-locker-frei

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