Eine verrückte Zeit
Ein merkwürdiger Sommer geht zu Ende. Viele von uns können dieses Jahr nicht ihren liebgewonnenen Gewohnheiten nachgehen.
Auf jeden Fall haben dieses Jahr meine Hände mehr Alkohol gesehen als meine Leber!
Ich finde diese Zeit irgendwie merkwürdig, es scheint vielen Menschen so zu gehen, dass sie ihr altes Leben vermissen. Die Folgen sind manchmal verrückt. Ich bekomme lauter merkwürdige Leserbriefe. Diese Beiträge blockiere ich, um euch nicht zu belästigen.
Manchmal ist es zum Brüllen lustig, von der Frau die meinen Körper verwöhnen will, damit ich dann gestärkt durch die Coronazeit gehen kann. Über indische Doktoren, die angebliche Wundermittel gegen Corona haben. Wenn man Geld bezahlt hat, ist man gesegnet und ist dann immun, wer es glaubt, wird selig. Oder ich soll zum wetternden Wutbürger werden, weil der Test der Sirenen von einer verschworenen Gruppe von Politikern zum Verunsichern der Bevölkerung benutzt würde.
Seht mich nun die Hände über den Kopf zusammenschlagen? Mensch, man testet Sirenen, damit die im Notfall funktionieren!
Aber die neuen Zahlen mit 4000 Neuerkrankten am Tag in Deutschland, verstören viele Menschen. Das versuchen Schwindler zu nutzen.
Ich weiß nicht, ob Corona-Angst das Gehirn erweicht. Die drei Heiratsschwindler, die mich letzte Woche per Mail versuchten zu erreichen, lächelten mich als braun gebrannte Sexmaschinen mit kleinem Hündchen vor dickem Auto an!
Himmel, igitt, es gibt so viele gute Dinge, wir brauchen echt nicht verzweifeln und wir brauchen auch keine Heiratsschwindler.
Ich bin auch wehmütig und möchte dringend mein altes Leben zurück,
denn im Oktober gehe ich normalerweise ein paar Wochen mit Rucksack auf Fernreise und treffe mich mit Malern in aller Welt. Oh jehhhh, Wehmut!
Die guten Dinge liegen nämlich direkt vor unserer Haustür.
Naturstudie, gut für die Seele
Wir hatten jetzt drei Wochen Dauerregen, und natürlich denke ich:
„Ach, was wäre das schön, wenn ich meinen Bauch in Thailand in die Sonne halten könnte“. Das ist besonders witzig, weil ich den ganzen Sommer über die elende Hitze gestöhnt habe“.
Die Naturstudie ist so unglaublich gut, weil sie die Augen auf das Positive fixiert, sie reibt uns die Schönheit der Natur unter die Nase.
Naturstudie das beste Mittel gegen Schlecht- Wetter-Blues.
Es tut der Seele gut, wenn man schöne Dinge sieht, ohne dafür riesigen Aufwand treiben zu müssen. Oft ist uns gar nicht klar, wie sehr es uns erschöpft, viel zu viel Aufwand zu treiben. Es entschleunigt enorm, einen Sonnenstrahl zu nutzen, sich unter einen Baum zu setzen und etwas Schönes zu malen.
Meine Empfehlung für diese Woche:
Aufhören zu jammern und mehr genießen!
Eigentlich glaubt man doch, nichts ist so langweilig wie das Bekannte.
Der Zauber der kleinen Dinge!
Man lernt, die kleinen Dinge und Alltägliches zu sehen und zu schätzen.
Die Kastanien sehen aus wie kleine Marssonden die krabbeln können!
Wenig Material, viel Gewinn
Die Naturbeobachtung kostet nichts, der eigentliche Prozess findet im Gehirn statt. Das Erkennen und Sehen bereichert uns. Man sieht plötzlich vieles, worauf man vorher nicht geachtet hat.
Selbstverständlichkeit macht blind
Das ruhige und genüssliche Erkennen sorgt dafür, dass jede Menge Druck von einem abfällt. Entschleunigung heißt das, und viele Menschen bezahlen viel Geld, um dies zu lernen. Die ruhige Beobachtung, die sich beim Zeichnen einstellt, ist das Gleiche wie Meditation. Sie beruhigt die nervösen Nervenzellen und hilft dem Menschen, ruhig und ausgeglichen zu sein. Hört sich an wie eine billige Werbung, ist jedoch altbekannt und wird in fast jeder Reha-Klinik benutzt.
Normalerweise würde sich das Wellness Urlaub nennen und man würde dafür viel Geld bezahlen.
Also machen wir mal in Zeiten von Corona Wellness mit Stift vor der Haustür.
Schreib mir doch mal in den Kommentar, was das Schönste war, das du beim Hinschauen gesehen hast. Orte und Motive sind bei der Naturstudie unendlich. Das Motiv kann überraschend einfach sein, schon ein paar Pflastersteine können extrem interessant sein.
W.arum ist einfaches Material dabei am besten?
Die Antwort ist ganz einfach, einfaches Material hilft dir, dich auf das Objekt zu konzentrieren. Wichtig ist die Beobachtung, am besten ist es, wenn du das Material vergisst.
Kunstmaterial: Modewellen und Schnick Schnack
Ich selber liebe es, ein Taschengeld für Kunstmaterial auszugeben. Mein Mann lacht immer, wenn ich noch wie ein kleines Mädchen vor jedem Papiergeschäft oder einer Papeterie stehen bleibe und mir die Nase an der Scheibe platt drücke.
Doch das ganz Einfache ist oftmals das Beste zum Zeichnenlernen.
Bleistift und Papier, ein paar Buntstifte oder ein einfacher Filzstift genügen vollkommen, um tolle Naturstudien zu machen. Man braucht dafür nicht aufwändiges Material, denn das Herumspielen mit dem Material würde einen viel zu sehr ablenken. Wenn man das Material nicht kennt, dann geht leicht etwas schief und man bekommt Stress.
Der Sinn von Naturstudien ist allerdings, dass man sich etwas in Ruhe anguckt, deshalb ist es umso besser, wenn das Material nicht von der Beobachtung ablenkt. Man braucht keine neumodischen Gelstifte, keine hypermodernen Farbstifte oder sonst irgendetwas.
Je einfacher, desto besser!
Das Sakrale des stillen Momentes!
Bei der Naturstudie ist die Stille und das Einfache wichtig. Ich fühle mich am wohlsten mit meinem Skizzenbuch und meinem Füllhalter. Ich schätze auch sehr den Stabilo Filzstift mit seiner feinen Mine. Der kostet 90 Rappen. Auch ganz einfaches und billiges Papier reicht.
Mal ganz davon abgesehen, dass im Moment viele Menschen Geldsorgen haben, merke ich, dass preiswertes Material mich selbst enorm entspannt.
Ich habe nicht das Gefühl, dass ich etwas verderbe, und das macht mich frei! Ohne Druck entstehen die besten Zeichnungen.
Naturstudie: Spielerisch macht glücklich!
https://www.youtube.com/watch?v=_8i_Z8ry9-Y&t=18s
Dieser Artikel hat mir besonders gut gefallen, Tine! Ein ruhiges Statement gegen die Unruhe setzen mit Naturstudien, ein wirklich guter Plan.
Ich mag Kastanien sosehr und jedes Jahr hebe ich die Schönste auf! Dazu folgend eine Textpassage aus meinem letzten Buch „Akiras Kleider“, vielleicht magst du sie ja auch 😉
Dann nicht einmal mehr Wörter, sondern nur mehr Konzentration auf die Erde, die meine bloßen Füße berührten. Kleine, rund geschliffene Kiesel, hellbraune, trockenwarme Erde, Gräser, Rindenteilchen. Überdeutlich spürte ich die Unterschiede des Bodens, als legte sich ein Flügel meiner Kindheit behutsam um mich. So ging ich, Schritt um Schritt, an den Waden umzärtelt von den Berührungen des Kleidersaums. Ja, fühlte ich, so will ich leben, ohne Kompromisse – ohne Gedankenwirrwarr! Vor meinem Fuß schimmerte eine hellgrüne Kugel – ein Geschenk, das der Baum viel, viel zu früh ausgebildet und dann abgeworfen hatte, es war ja erst Juli. Ich hob die Kastanie auf, befreite sie von ihrer Stachelschale und danach von ihrem dicken, weißen Schutzpelzchen und schmiegte sie in meine Hand. Glück in meiner Hand, Glück in meinem Herzen.
Ich wünsche dir meditative Zeichenstunden und freu mich auf deinen nächsten Artikel,
Deine Dodo