„Dinner for one“ oder doch lieber Miss Marple
In diesem Blog geht es um die Wiederholung. Wiederholung kann etwas sehr Schönes sein und das merken wir an unsere alljährlichen Unterhaltungssendungen zum neuen Jahr. Ich sage dann nur:
„Dinner for one“
Worum es geht wissen wir alle, eine sehr alte Dame feiert ihren Geburtstag und alles muss sein wie immer. Was dazu führt, das der Butler für all die verstorbenen Freunde mitsaufen muss und volltrunken dauernd mit dem Eisbären kollidiert wie eine Billardkugel.
Wir finden es köstlich und ein Teil des Spasses ist die Wiederholung. In dem Film passiert 18 Minuten lang das Gleiche und das schauen wir uns gefühlt seid unserer Geburt jedes Jahr an.
Die absolute Abwesenheit von Neuem ist total entspannend.
Wie merkwürdig dieser Kultfilm ist, fiel mir erst beim Babysitten auf als ich diese Version mit den Kindern sah:
Die Änderungen in der Kinderversion kamen mir extrem stressig vor, dennoch hat es mir die Augen geöffnet. Die Abwesenheit von Neuem ist auch beim Malen wahnsinnig erholsam, immer wieder das Gleiche tun ist sehr gut um die Seele zu beruhigen.
Für das Malen lernen, ist dies gar nicht gut! Anders als bei dem Film sind wir nicht glücklich mit unseren eigenen Ergebnissen.
Also was wäre wenn sich Miss Sophie schon vor Jahren ihre Krücke geschnappt hätte und dann ein oder zwei neue Freunde gefunden hätte? Wäre das nicht schön?
Warum wir Angst vor Neuem haben
In meinem Malunterricht sehe ich immer wieder wie tief verwurzelt die Unzufriedenheit ist. Das Jammern über ein Bild gehört ja fast schon zum guten Ton. Sie wollen es farbiger, lockerer, wilder oder generell schon mal ganz anders! Und dann stürze ich mich ins Abenteuer und versuche es mal anders.
Abenteuer sind aber nicht beliebt im Bekanntenkreis. Ich höre des öfteren, das Haus ist doof, der Beruf sowieso und die Hobbys auch nicht aufregend:
Jetzt müssen wir noch durchhalten bis die Kinder aus dem Haus sind und der Dackel tot.
Dass man seinen Kindern ein stabiles Zuhause bieten möchte, ist ja irgendwie noch verständlich, dennoch fehlt mir generell eher der Blick zur Lösung.
Wieso haben wir Ängste vor dem Neuen?
Und erst recht, wieso haben wir die gleichen Ängste wenn es um Malen geht? Dabei kann doch wirklich nichts Schlimmes passieren, ich aber noch nie von einem gehört, der sich beim Malen eine schwere Verletzung zugezogen hat. (Man sollte nur nicht zuviel Absinth trinken, dann fehlt einem schon mal ein Ohr).
Ich glaube, es liegt daran, dass es Spießern so viel Spaß macht, Menschen die etwas Neues lernen zu blamieren. Das fängt schon in der Jugend an, etwas klappt nicht und die anderen lachen.
Die Folge ist dass viele Menschen sehr früh lernen, wenn ich etwas anders mache, dann bin ich hier der Depp! Halte dich an das Bekannte.
Wenn man es Neues macht, dann ist es oft erst mal noch schlechter! Insgesamt fehlt ihnen das Vertrauen mit der Veränderung umgehen zu können und deshalb findet man immer viel mehr Gründe um an dem festzuhalten, was man eigentlich blöd findet.
Sie bleiben lieber bei dem Altbekannten, fühlen sich dabei total geborgen und sicher, obwohl sie es nicht mögen.
Und oft steht es nicht in meiner Macht, sie davon zu überzeugen, dass man etwas anderes ausprobieren könnte.
Sieh die Chancen
Zuerst einmal sieht die Chancen, die Leute die am meisten ausgelacht werden, sind doch eigentlich die Coolsten. Wer würde sich schon trauen sich zu benehmen wie Miss Marple. Die alte Schachtel ist doch Irre. Und das ist das Rezept.
Das erste Bild was ich in einer Galerie verkauft habe waren lila Kürbisse…die Anderen haben sich geschüttelt vor lachen. Lass sie lachen!
Miss Marple, die alte Schachtel macht doch auch was sie will und letztendlich ist sie damit die Erfolgreichste vom ganzen Haufen.
Zumindest beim Malen ist es ziemlich einfach sich zu benehmen wie Miss Marple.
Was soll denn passieren?
Es ist ein Blatt verdorben und ein paar Minuten unserer Freizeit haben nichts Produktives erzeugt.
Muss denn Freizeit immer produktiv sein?
Macht einfach positive Erfahrungen und wer positive Erfahrungen macht wird in der Regel immer dreister.
Es ist sicher kein Drama ein Bild in den Mülleimer zu werfen. Es gibt ein Lied das sich gerade zum Neujahr liebe. Das Lied ist von Peter Fox, es heißt: Alles Neu
Eigentlich ist mir das Lied ein wenig zu hektisch, dennoch hat es für mich selbst eine sehr tiefe Bedeutung, denn es hat mich gerade genau in der Zeit getroffen in der ich selbst mein Leben verändert habe. Es gibt zwei Zeilen in dem Lied die ich absolut großartig finde:
Hey, wenn’s dir nicht gefällt, mach es neu
Viele meiner Schüler haben Angst etwas Neues zu machen, weil sie dann beim Malen dieses geborgene Gefühl verlieren. Das muss man aber gar nicht. Das Lied von Peter Fox ist total euphorisch, eigentlich geht es darum etwas Altes in die Tonne zu stampfen und etwas Neues mit wehenden Fahnen zu beginnen.
Die Welt ist staubbedeckt, doch ich will sehen, wo es hin geht! Steig auf den Berg aus Dreck, weil oben frischer Wind weht! Peter Fox
Ja! Er hat recht und doch ich glaube, man kann es auch ganz ruhig machen. Man muss das Haus ja nicht gleich in die Luft sprengen um auf dem Berg aus Dreck zu steigen.
Mache es einfach wie Miss Marple, mach es wie es dir gefällt. Ob die Anderen dich für eine alte Schachtel halten ist völlig egal, halte einfach die Handlungsoptionen offen.
Neues gemütlich lernen
Ich selbst mache das mit dem etwas Neues zu lernen oft sehr gemütlich, ich mache es auf die eine und auf dann die andere Art, ich bewerte nicht.
Wenn ich das eine gemacht habe, dann hindert mich doch nichts an einer 180° Kehrtwendung.Ich gucke dann einfach, wie es ausschaut und lerne aus der Erfahrung.
Tatsächlich muss man sich selbst beibringen Neues als entspannend und bereichernd zu empfinden.
Spielen ist eine andere Entspannung als sichere Monotonie
Niemand lacht dich aus, wenn du etwas Neues machst oder etwas anderes ausprobierst und niemand kann dir verbieten einfach mal nur zur Entspannung zu malen.
Tipps: Malen und Neues
- Probieren neues ganz in Ruhe für dich aus.
- Probier es mehrfach, um in Ruhe vergleichen zu können
- Macht dich nicht von der Kritik von Anderen abhängig
- Machte dir klar, es gibt kein richtig und kein falsch. Man kann Dinge auf mehrere Arten tun.
- Essen darf man nicht verschwenden! Kunstmaterial schon? Macht dir klar, dass dein Kunstmaterial nicht dafür da ist, wie in einer Werkshalle Ergebnisse wie am Fließband zu liefern. Kunstmaterial ist zum ausprobieren da.
Achte nur wenig auf Leute die dich erziehen wollen, lachen die über Experimente, dann sind das die Doofen! Denk immer dran Miss Marple, die alte Schachtel, hat sie noch alle in die Tasche gesteckt.
Liebe Grüße ins neue Jahr Tine
Noch ein Neujahrsblog der beweißt wie unterschiedlich man Bilder malen kann: