Entwickele deinen Malstil!

Ein lockerer Malstil – das klingt so einfach, oder?

Für viele Menschen, die Malen lernen, heißt Malstil, Schönheit, Ordnung und Sauberkeit.

Dagegen ist nichts zu sagen, wenn es passt! Immer wieder wird uns eingetrichtert, wie wichtig Ordnung ist. Alles muss sauber und ordentlich sein!

Doch mal ehrlich, fühlst du die Welt wirklich so? Ist sie für dich alles geordnet und geplant?

Für viele von uns wirkt die Welt doch eher chaotisch, ein endloser Tanz, bei dem die Schritte oft ungeplant und die Melodie ständig wechselt. Jeder Tag bringt neue Rhythmen mit sich, die uns herausfordern, mitzuschwingen, selbst wenn wir manchmal stolpern.

So fühlt sich für mich Malen an! Wie ist es bei Dir?

Ein Motiv und nie entspricht es meinen Ansprüchen! Liegt das am Malstil?

Mein heutiges Beispielbild ist das für mich schönste Haus in Barcelona. Seit Jahren ist es jedoch mit einer riesigen Plastikplane verhangen, und davor tobt das Chaos einer riesigen Straßenbaustelle. Seit acht Jahren warte ich nun darauf, dieses großartige Haus in aller Schönheit und Seelenruhe malen zu können. Doch ist die Welt nicht so, wie sie ist? Muss Impressionismus wirklich so aussehen wie zwischen 1860 und 1920?

Wie verbogen ist mein Malstil, wenn ich die Welt nicht so zeigen kann, wie sie ist?

 

Tine Klein, Aquarell Barcelona Tutorial Malstil im Aquarell

Vielleicht sollten wir uns fragen, ob der heutige Impressionismus nicht ebenso das Chaos, die Unvollkommenheit und die ständige Veränderung widerspiegeln sollte, die unsere Zeit prägen. Warum also nicht die Hektik und Unordnung der Baustelle in das Bild einfließen lassen?

Es geht doch darum, die Welt so zu zeigen, wie wir sie empfinden – lebendig, unvorhersehbar und voller Bewegung.

Malen macht ruhig, aber muss der Malstil ruhig sein?

Ich selbst sehe mich als glücklichen Menschen, aber auch ich verliere ab und zu den Takt. Die Momente wirbeln um mich herum, und wenn ich male, versuche ich, all das festzuhalten. Aber warum sollte ich das ordentlich tun, wenn ich die Welt gar nicht als ordentlich empfinde? Oft habe ich das Gefühl, dass alles aus allen Richtungen auf mich einstürzt. Nimm zum Beispiel diese Straßenkreuzung, die ich seit Jahren versuche zu malen. Ständig ist dort Baustelle, alles ist im Chaos. Wie soll man da ein perfektes, aufgeräumtes Bild schaffen?

Wenn ich wild Skizziere, sieht man, was ich fühle!

Tine Klein BCN Laetana, Blog zum Malstil im Aquarell.

Und trotzdem genieße ich das Malen der chaotischen Umgebung, denn dabei werde ich ruhig, mein Kopf ist klar, und ich genieße die Welt, ob sie chaotisch ist oder nicht! Wenn ich ein Bild male, das meiner Weltsicht entsprechen soll, dann ist das Letzte, woran ich denke, Ordnung. Wenn ich an meinen Malstil denke, darf dann Ordnung das prägenste Element sein?

Ich spüre das Chaos in mir, diese innere Stimme der Veränderung, die mir zuflüstert, dass nichts wirklich fest ist, dass selbst die sichersten Pläne durch den kleinsten Windstoß hinweggefegt werden können.

Tine Klein BCN Laetana, Blog zum Malstil im Aquarell.

Ordnung und Chaos prägen den Malstil

In einer Welt, die ständig in Bewegung ist, sehne ich mich natürlich auch nach Ordnung, nach einem klaren Weg.

Und den finde ich natürlich auch! In meinem Kopf!

Malen ordnet meine unruhigen Gefühle. Wenn ich dem Bild Ordnung und Sauberkeit aufzwinge, dann habe ich das Gefühl, ich verbiege meine Beobachtung.

Logischerweise verändert sich der Malstil mit der Sichtweise der Person. Wenn ich mich also zu einem ordentlichen Malstil zwinge, dann passt dies zu meiner Erziehung, aber nicht zu meiner Beobachtung.

Das Leben ist ein weites Meer, und die Wellen können uns jederzeit in neue Richtungen treiben.

Und genau das will ich in meinen Bildern zeigen: das Chaos, das mich umgibt und durchströmt. Ich denke, dass der Impressionismus heute vielleicht einfach schneller ist, weil so viel in so kurzer Zeit passiert. Ich versuche, das Chaos nicht als Feind zu sehen, sondern als Lehrmeister.

Ein berühmter Schweizer Maler sagte einmal: „Chaos und Ordnungssinn treiben ein Bild voran.“

In diesem Sinne mische ich Farben, überlappe Formen und lasse Neues auf Altem entstehen.

Vielleicht ist es am Ende gar nicht das Chaos, das uns beunruhigt, sondern unsere Sehnsucht nach einer klaren Linie inmitten dieses bunten Wirrwarrs.  Auch wenn man ein wenig veränderungsmüde ist: Ich versuche, mich nicht mehr vom Chaos aus der Bahn werfen zu lassen. Dinge übereinander und ineinander zu malen, könnte vielleicht sogar eine Philosophie der Zeit sein. So vieles passiert gleichzeitig nebeneinander und in rascher Abfolge. Warum also sollten meine Bilder aussehen, als hätten wir gerade eine Bombendrohung hinter uns wäre die Stadt evakuiert worden, leer und leblos.

Das Malen sollte uns Freiheit bringen, oder bist du ein Farbdrucker?

Durch die Veränderung meines Stils versuche ich, eine gewisse Wahrhaftigkeit in meine Bilder zu bringen, eine Wahrhaftigkeit, die mir fehlt, wenn ich etwas nur ordentlich abzeichne.

Was bedeutet das für deinen Malstil?

Wie könntest du deine Bilder verbessern? Vielleicht solltest du dich mal einen Moment zurücklehnen, bevor du malst und darüber nachdenken, wie du Dinge wirklich wahrnimmst.

Ist saubere Ordnung das, was dein Bild bestimmen sollte, oder gibt es andere Charaktereigenschaften, die deine Sicht prägen?

Letztlich steckt in all dem die uralte Frage des Künstlers:

Wer bin ich? Und was habe ich zu sagen?

Wenn du mit deinen Bildern unzufrieden bist, dann experimentiere damit, was du in ihnen zulässt.

Den Weg zu deiner ureigenen Komposition kann ich dir leider nicht beschreiben, das ist ein langsamer Selbstfindungsprozess, der eng mit deiner eigenen Natur verknüpft ist.

Aber ich kann dich dazu ermutigen, darauf zu hören, wie du bist, wie du siehst, und es zu akzeptieren.

Weltsichten sind unterschiedlich! Dies ist kein Plädoyer gegen ordentliche Bilder!

Ein Malstil entsteht aus dem Wesen des Malers:

Ich kann dir erklären, warum meine Bilder so aussehen, wie sie aussehen.

Wenn ich etwas Chaotisches und Provokatives entdecke und es nicht festhalten kann, dann halte ich es in wilden und dynamischen Pinselstrichen fest.

Schöne Dinge begeistern mich, also zeige ich sie oft etwas überspitzt.

Die Welt empfinde ich als absolut vielschichtig, und daher lasse ich in meinen Bildern viele verschiedene Techniken, Schichten und Farben zu.

Meine Art zu reagieren ist kein Fehler! Lasse deine Emotionen mit dem Pinsel zu, denn dies entwickelt deinen Malstil!

 

Was brauchst DU? Wer bist DU?

Finde es, das ist der Weg des Malers…ein Leben lang.

Hier mein Tipp: Schau dir ein Motiv in aller Ruhe an. Setz dich auf eine Parkbank, genieße die Szene, trink dabei etwas Schönes. Dann hol dein Skizzenbuch heraus und zeichne die Szene, ohne hinzusehen. Das ist die Essenz dessen, was du gesehen hast – und das muss ins Bild! Alles andere beruht auf deiner Sicht der Dinge.

Kämpfe darum, die Welt so zu zeigen, wie du sie siehst!

Skizziere frei ohne nachzudenken, denn dann zeigt sich deine Persönlichkeit!

Liebe Grüße Tine

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Was ist eigentlich Impressionismus?

https://www.lumas.de/mag/impressionismus/?srsltid=AfmBOopi1Idsp_IDZrFY_ZsyS9SFiSv9qMG09GdO3objvelx6zM3D3lV

Lernen von unseren Vorgängen wichtige Tipps von Paul Klee!

https://blog.herz-der-kunst.ch/malen-lernen-mit-paul-klee/