Wie groß sind eigentlich 1,70 dahinten in meinem Bild?
Diese Woche stellte eine Schülerin von mir eine sehr schlaue Frage:
Wie groß muss ich eigentlich Menschen in meinem Bild zeichnen? Der Schüler neben ihr brummt: Zwischen einem Meter Sechzig und einem Meter Achzig, und grinst schelmisch. Was natürlich mal wieder bewiesen hat, dass es keine dummen Fragen gibt, sondern nur blöde Antworten!
Jetzt steht die Frage im Raum : Wie groß ist ein Meter und Siebzig Zentimeter dahinten im Bild? Also sprich, wie groß muss ich Menschen zeichnen?
Das ist natürlich irgendwie irrsinnig….normalerweise antworte ich auf die Frage: „Wie groß muss ich einen Mensch zeichnen?“:
Na, der Kopf muss durch die Tür passen!
Klar, ich bin da ziemlich praktisch gestrickt, da wo wir Menschen im Bild zeichnen, muss er zu der Größe der Autos und der Türen passen. Das ist die verrückte Welt der Zeichenlehrer. Ich grinse; man macht sich das Leben schwer, wenn man um zu viele Ecken denkt!
Aber selbst wenn das nicht passt, wie unten, sieht ein Bild mit Menschen immer eindrucksvoller aus als ohne:
Jetzt aber gucken mich 10 Leute höchst interessiert an und fragen ja wo ist den so 1,70 genau im Bild!
Die Frage ist ein bisschen irre, jedoch sehr sehr gut, denn bei Menschen scheint die Perspektive ja viel kniffeliger als bei Häusern. Wir haben ja keine Hauskante, die man mal eben auf den Fluchtpunkt durchziehen kann. Da passiert es wie hier schnell mal, dass einer der Menschen ein wenig zu groß ist:
Drei-Dimensional
Die Frage ist wirklich super gut, denn wir wollen ja auf einem 2 dimensionalen Blatt die Illusion von Tiefe entstehen lassen. Wir brauchen also einen Vordergrund, einen Mittelgrund und einen Hintergrund und überall haben die Menschen im Bild eine andere Größe.
Da wir die Menschen ja nicht fluchten können, wissen wir nur das die Menschen im Hintergrund kleiner sein müssen und im Vordergrund viel größer und detaillierter.
Ist es ein Mysterium oder wissen wir doch mehr?
Die Augenhöhe hilft immer
Wer den Blog öfter liest, weiß es jetzt schon mehr. Die Augenhöhe ist die exakte Höhe deiner Augen beim Zeichnen. Sie ist in den meisten Büchern als Horizontlinie beschrieben.
Die Augenlinie ist so hilfreich weil, es auf ihr keinerlei perspektivische Verzerrung gibt. Um das jetzt mal vom Fachchinesisch zu übersetzen, alle köpfe sind im Bild brav aufgereiht, wie die Wäsche an der Leine.
Deshalb ist es so super praktisch Menschen perspektivisch zu malen, wenn wir selbst stehen!
Schau mal oben im Bild; die Köpfe sind ja nach Körpergröße alle mehr oder weniger auf einer Linie.
Die Köpfe der Menschen in einem Bild sind auf gereiht Vögel auf dem Stromkabel
Dies macht es in Bildern sehr einfach, die Menschen werden zwar in der Entfernung kleiner, die Köpfe bleiben aber auf einer Höhe.
Selbst wenn die Proportion mal nicht ganz richtig ist, sieht es immer irgendwie passend aus wenn die Köpfe auf einer Höhe sind. Die kleinen Höhenunterschiede entstehen durch die unterschiedliche Größe der Menschen in dem Bild.
Du musst dich also nur grob an die Proportionen halten. Ober- und Unterkörper sind gleich lang und schon passt es.
Achtung, dies gilt nicht wenn du auf dem Fußboden sitzt, dann sind alle Kniescheiben auf einer Höhe! Nur schön für Sitzriesen oder Knie-Fetischisten !
Hilfe, ich hab einen Alien gesehen!
Der häufigste und scheußliche Fehler in der Anwendung dieses praktischen Phänomens ist, dass die Zeichner die Köpfe nicht schrumpfen. Achte also beim Menschen zeichnen auch darauf, dass wir alle die Neigung haben Köpfe zu groß zu zeichnen, das passiert ganz leicht und sieht sehr merkwürdig aus. Du wirst sehen, das passiert fast jedem! Auch mir manchmal! Wenn ich solche Bilder sehe, muss ich lächeln, da kommen ganze Raumschiffe mit Hunderten von von ET´s und gehen bei uns in der Fußgängerzone einkaufen! Wie cool ist das denn?
Viele Liebe Grüße ins Wochenende
Tine
Seid letzter Woche kann man sich im Blog anmelden, so erhaltet ihr eine Email, wenn der Blog veröffentlicht wird.
Schöner Beitrag. Ich hatte auch lang das Problem, dass ich nicht wusste, wo ich die Figuren hin platzieren soll. die Größenverhältnisse haben ungefähr gepasst. Erst als ich irgendwann den Tipp mit der „Wäscheleine“ gehört habe, hat es klick gemacht. komisch, dass einem sowas im realen Leben nicht auffällt 🙂
schöner Blog übrigens )
Liebe Grüße > sara
Danke Sara mir ging es auch so. Man denkt dann immer man spinnt, mir ist es nicht aufgefallen. Es klappt allerdings nur wenn Du selbst stehst.
Liebe Grüße tine