Liebe Leser, weil mein Flieger aus Berlin heute nicht planmäßig geflogen ist, erscheint der Blog erst am Samstg, denn von hier kann ich nicht auf das Bildmaterial zugreifen. Liebe Grüße Tine genervt am Flughafen.
Abstrahieren mit Genuss, weglassen aber was?
Ausmalen ist herrlich, weil man nicht denken muss!
Erwachsen werden ist blöd, da macht man sich Gedanken über so blöde Wörter wie abstrahieren!
Was war das noch schön als Jungs doof waren und man im Kunstwerk noch wusste wo es lang geht! Ausmalen ist herrlich und es entspannt!
Das erklärt auch warum es im Handel eine Vielzahl von Malbüchern für Erwachsene gibt:
Er mal herzhaft lachen möchte sollte mal auf Amazon eingeben Malbuch für Erwachsene!
Dann wird man von einer Flut von Büchern erschlagen.
Fast erstickt bin ich vor Lachen, als ich auf das folgende Malbuch stieß. Da bekommt der Begriff „Entspannung durch Malen“ ganz andere Dimensionen! Ein Malbuch für Männer! Das macht Lachfalten.
Nemt euch Zeit es zu gucken bis das Buch erscheint! Also Vorsicht! Kann aber auch zu Erstickungsanfällen führen!
Möpse ausmalen, es gibt nix was es nicht gibt!
Auch wenn solche Malbücher natürlich total entspannen, schwarze Linien ausmalen hat nix mit Kunst zu tun!
Die Probleme beim Malen sehen ganz anders aus! Wir müssen so viel Realität auf ein kleines Blatt quetschen, das es schmerzt.
Abstrahieren, also weglassen mit mit Genuss? Das ist wohl ein Witz, für die meisten von uns ist es eine Qual. Frei, locker und ausdrucksstark sollen unsere Zeichnungen sein, doch malen viele von uns ganz kleinlich wie die Buchhalter, aus der Angst etwas falsch zu machen. Da werden Fenster gezählt und auf Teufel komm raus in winzige Häuser gequetscht.
Weglassen? Allheilmittel?
Ist Weglassen eine brillante Lösung?
Kann man einen Bobtail ohne Haare malen? Nö! Also sind wir genauso schlau wie vorher!
Viele glauben abstrahieren heißt weglassen! Ist schon recht, so ist es ja auch oft, aber jetzt mal in echt, was heißt abstrahieren?
Abstrahieren heißt: Schlüsse ziehen!
Und wenn man das weiß, dass abstrahieren nicht heißt, dass ich alles weglassen muss, dann wird es gleich viel einfacher und verständlicher.
Ich sitze im Urlaub im bayrischen Wald und hab ein altes Schulhaus vor der Nase
Ich folge der Frage:
Wie mache ich eine Form sichtbar und interessant? Was darf und muss beim abstrahieren bleiben?
Wenn ich jetzt im klassischen Sinne abstrahiere, also weglasse, dann sieht die Zeichnung so aus:
Darf ich fragen? Strömt hier der bayrische Wald aus jeder Pore?
Nein! Dann ist klar, das diese Methode nicht sinnig ist! Ich nenne diese Art des Malens die Pappkiste. Es ist so sinnvoll und nahrhaft, als wenn man die Pappverpackung des Müslis ist anstatt des Müsli.
Die „Pappkiste“ ist eine sehr gefährliche Art zu malen, hier fehlt alles was ein Objekt spannend macht. Gähnend langweilig, so malt man Objekte, die man verschwinden lassen will.
Stift und Farbe geben die gleiche Information, alles wird umrandet.
Schon viel besser ist es, wenn man dem Häuschen seine typische Form gibt. Dabei muss man darauf achten, das man wirklich die Form herausarbeitet.
Die charmanten Ecken machen es.
Die Ecken müssen ordentlich gezeigt werden, dann wird aus einer Box ein Häuschen. Der Stift darf nicht nur umranden, er muss Dinge zeigen.
Abstrahieren heißt nicht alles weglassen was Spaß macht! Es geht viel besser!
Richtig zauberhaft wird es, wenn die Ecken betont sind, der Blickwinkel stimmt und das Besondere gezeigt wird.
Abstrahieren heißt also, dass ich genau hingucke, was etwas zu etwas Besonderem macht!
Eine Aussage treffen! Ich zeige lieber 2 Fenster in ihrer Eigenart, als das ich alle male und man sieht nicht mehr den Unterschied zwischen Rokoko und Betonklotz!
Abstrahieren heißt nicht alles weglassen was Spaß macht! Es geht viel besser!
Es bleibt alles was typisch ist, zum Beispiel die Holzverkleidung. Tannen sind hier typisch, wenn sich also ein Laubbaum dorthin verirrt hat und ich räume auf im Bild, dann darf ich ihn getrost weglassen, weil er nichts für die Aussage des Bildes tut.
Faustregel: Alles was typisch ist halten und sogar übertreiben, alles was doppelt oder nicht aussagekräftig ist darf man weglassen.
Abstrahieren: Machs mit Liebe!
1. Denk immer an die Ecken, den die geben die Form
2.Es ist sehr wichtig, dass sich der Stift von der Farbe löst. Umrahmen bringt nur dann etwas, wenn es wirklich Information gibt.
3. Was typisch ist, darf nicht weggelassen werden! Jägerzaun, Holzverlattung und Tannen sind sinnig im Bayrischen Wald, in Berlin wäre es anders.
4. Fenster sind keine Löcher, die exakte Anzahl ist weniger wichtig als die genaue Beobachtung. Weglassen ist Trumpf.
5. Wir sind keine Anstreicher, Farbe reflektiert und sieht erst gut aus, wenn sie abwechslungsreich gestaltet wird!
Und noch ein ganz wichtiger Tipp, lass niemals weg was Du liebst!
Von Herzen Tine
Ich wünsche euch ein tolles Wochenende. ich bin auf dem Weg nach Eutin wo wir gemeinsam das deutsche Urban Sketcher Treffen 2017 feiern.
Lust mehr zu lesen? Dann lies doch mal: Weglassen ist eine Kunst
Die Farbe des Lichts ist Weiß
Gute Laune ist Weiß
“Some days are diamonds and some days are rocks”
singt John Denver im Autoradio und während ich im Auto sitze und über die Autobahn gleite, überlege ich wie ich das mit dem funkeln erkläre.
Wundervolle Sommertage, wer die Schönheit des Sommerstagens feiern will, der braucht weiß.
Und da ist es schon wieder das Problem, mal wieder sollen wir das wichtigste, also die gute Laune und das Licht mit Hilfe des Nichts zeigen. Jetzt ganz ruhig bleiben, Konfuzius sagt:
Besser ein Licht anzünden als das Dunkel zu verfluchen! Konzuzius
Schlagartig wird uns klar! Konfuzius, der alte Sack hatte keine Ahnung vom malen!
Denn dann hätte er gewusst das Licht ist schon da, aber es ist so schwer die Finger davon zu lassen.
Konfuzius vertrau mir, die Wahrheit ist viel einfacher:
Wenn du die Rollos in einem Raum nicht runterziehst, dann hast Du Licht!
Finger weg! Von weißen Stellen
Denn überall da wo schon etwas gemalt ist, dort ist der hellste Farbton weg.
Wenn alles zu gemalt ist, dann ist das Licht weg, dumm gelaufen. Und damit die strahlende Leichtigkeit des Seins.
Was habe ich getan? Ich hab mit Photoshop einfach mal die Farbe, die gleich nebenan war, geschnappt und alles zugemalt!
Das Gehirn gaukelt uns eine Reihe von Farben vor
Die Sonne ist Gelb, der Himmel Blau, Baumstämme sind braun und Asphalt ist immer grau, das ist ein Trugschluss.
Wenn man genau hinschaut, ist die Sonne fast weiß, Der Himmel ist nicht selten so hellgrau, dass er fast weiß ist und auch Baumstämme können vor dem Dunkel des Waldes fast weiß sein. Und auch Asphalt ist nicht immer dunkelgrau.
Im Sommer funkelt und reflektiert alles, da ist so etwas wie eine reale Farbe eine Frage von Reflektionen.
Wer Licht will braucht oft weiß, ob wir es sehen oder nicht. Genauso wie in unserer Seele Baumstämme braun sind und Hausdächer immer rot, obwohl sie es selten sind, so ist in unserer Seele die Farbe des Lichts weiß oder hellgelb.
Da macht man nichts, es ist die Sprache der Seele.
So sitzen viele von uns auf der Straße, malen alles genau so wie es ist und wundern sich, dass es nicht die Bohne dem entspricht, was sie gesehen und gefühlt haben.
Du kannst doch in dem grauen Bild genau sehen, was mit dem schönen Sommertag passiert, wenn Du die echte Farbe des Asphalts hinzufügst, der Sommertag stirbt.
Und so kommen wir mal wieder zu dem Thema, dass ein Bild auch der gefühlten Laune und nicht nur der realen Farbe entsprechen muss.
Wenn man draußen sitzt und malt, hat man ja viel mehr Informationen als nur Farbtöne, es sind Reflektionen oder man spürt die warme Sonne auf der Haut.
Wenn du also alle zumalst und kein weiß bleibt, dann hast du a. keinen Spielraum mehr um dein Bild zu entwickeln und b. noch viel schlimmer dieses Gefühl von strahlend, hell und wohllaunig ist weg.
Zugemalte Bilder sind garantiert ein echter Depri- Faktor
Meistens stirbt ein Bild , wenn man ihm das Funkeln klaut. Die kleinen Reflektionen machen einfach Sinn.
So ist der Sommer: kleine weiße Reflektionen.
Ist weiß unfertig?
Das häufigste Problem, das auftaucht ist, das ein Bild mit lauter weißen Flächen so unfertig ausschaut.
Und dann juckt es natürlich gefährlich in den Fingern.
Häufig wirken die Bilder, die viel Weiß haben, auch wie unfertige Puzzele in denen noch nicht alle Teilchen gefunden wurden.
Dann passiert meistens dies:
Man stellt fest, dass ist weiß und keine Strasse. Doch dann erlebe ich, dass meine Schüler den Pinsel nehmen und in einem zu blassen Bild einfach alle zu malen. Dabei hat nur ein ganz winzig kleiner Schatten gefehlt! Und so wird aus einer sonnigen Straße eine graue Betonschlucht.
Der wichtigste Tipp um Weiß zu schützen ist anders zu denken:
Nicht gleich zum Pinsel greifen und dann die ganze Straße asphaltgrau malen.
Ich denke nicht in riesigen Flächen, sondern ich denke, was brauche ich um die Straße zu zeigen!
Da reichen Schatten, ein paar Steine oder ganz besonders eine Linie, die den Verlauf der Straße klar macht.
Also weniger ist mehr.
Ein sonniger Kuss ins Wochenende Tine
Wer noch mehr lesen will über Licht dann geht es hier lang:
Wir machen Kultur:
In einer Woche geht es los und ich bin so stolz! Ich habe eine Bitte an Euch!
Hinter den Kulissen eines solchen tollen Events haben ein Jahr lang Menschen hart und ohne Lohn gearbeitet, nur für unseren Spaß. Sagt denen bitte, ganz fest Danke und nehmt sie in den Arm!
Hinter den Kullissen fällt soviel Arbeit an, an die man nicht im Traum denkt! Alle arbeiten ehrenamtlich. Das höchste der Gefühle ist ein Zuschuss zu den Reisekosten. Nicht nur wir die Mallehrer arbeiten kostenlos. Insbesondere die unsichtbaren Helfer arbeiten unglaublich hart : Organisieren, Ordner, Helfen, Guides, Fragen beantworten, Programmieren, Fotografen, Filmen, Versicherungen, Putzen, Jacken und Wertsachen aufbewahren, Fundbüro, Drucken, telefonieren, erste Hilfe , unendlich viele E-mails, und so weiter und sofoert
Ich glaube, ich bringe ein Sparschwein mit! Kriegen wir das hin? Wenn wir weg sind und Eutin verwüstet von hunderten von Malern und Sketchern, dann sollen die unsichtbaren Hände die alles aufräumen und richten einmal auf unsere Kosten anstoßen!
Außerdem möchte ich noch mal auf die kostenlosen Sketchwalks außerhalb der Kurse hinweisen. Auch wer keine Karten bekommen hat es wird genug los sein!
Rahmenprogramm kostenloser Sketchwalk in Eutin
Kollagen Abwechslung im Skizzenbuch
Kollagen: Erinnerungsspeicher und schöne Andenken
Kollagen gehören auf jeden Fall zu meinen Skizzenbüchern!
Meistens landen kleine Trophäen wie Flaschenettiken im Skizzenbuch, um mich an schöne Zeiten zu erinnern.
Hier zum Beispiel war ich im Frühjahr mit einer ganzen Horde Urban Sketcher in Barcelona. Ich schreibe begeistert die verrückte englische Übersetzung der Speisekarte ab: Paella con Noodles! Perfectes Spenglisch!
Viktor Swasky guckt in mein Skizzenbuch und sagt entsetzt: This are not Noodles! Darüber kann ich mich jedes mal krumm lachen wenn ich die Seite sehe.
Kollage der Flicken im Skizzenbuch
Häufig sind meine Kollagen auch ein riesiges Radiergummi.
Mal ganz ehrlich, bei uns allen geht mal was schief. Mit totalem Vergnügen realisiere ich immer, dass viele Leute denken bei echten Meistern würde das nicht passieren. Genau deshalb durchleuchten wir heute bei Michelangelo und Konsorten auch 10 übermalte Gemälde auf ein und derselben Leinwand.
Meistens klebe ich all meine Urlaubsmitbringsel ins Skizzenbuch, z.B. Eintrittskarten und Stadtpläne, und zwar auf den Katastrophenseiten des Skizzenbuchs. Bis jetzt hab ich eher so gedacht, oh ich muss das Ölsardinenpapier aus Portugal dringend ins Skizzenbuch kleben, weil das Picknick so schön war und nicht das ich darunter irgendeinen Murgs verbergen kann.
So nach dem Motto:
Heute stehe ich mal wieder total neben mir,
ist aber total schön da!
Ich mache eine kleine Vorzeichnung, heute haben wir uns das Thema Strukturen im Workshop gesetzt, also mache ich viel mehr als sonst. Dann zücke ich den Pinsel und Voilá all die hübschen Strukturen der Zeichnung verwandeln sich in Matsche. Die Tinte war nicht wasserfest, betroffen gucke ich auf die Katastrophe. An Kollage habe ich dabei nicht gedacht.
Vorsichtshalber mal ich mal nen Krankenwagen drunter, den brauch ich gleich, falls ich mich beim ausrasten verletze!
Na, den Fehler muss ich erst mal verdauen. Der Zeitunterschied und die Müdigkeit machen mich so verwirrt. Ich fühl mich, als wenn ich Pilze geraucht hätte. Ich gucke auf meine vermurkste Zeichnung und schon werden aus einem getupften Papier Pilze.
Klassischer Fall von Kopfkino und schrägem Humor. Ich fange an zu lachen und schon wird die nächste Kollage viel freundlicher.
Die Kollage viel mehr als nur ein Lückenbüßer
In Chicago habe ich mich das erste Mal mit der Kollage als eigene Kunstform im Skizzenbuch auseinander gesetzt.
Kleine Papierchen und Urlaubsandenken sind wundervoll, ihre Strukturen und Farben kreieren atemberaubende Effekte in Skizzenbüchern.
Es fällt sehr leicht die Identität eines Ortes durch typische Fundstücke ins Skizzenbuch zu übertragen. Die Skizzen werden dadurch wirklich mit dem Ort verbunden. Der Ort steckt dann wirklich in der Skizze.
Gerade das Unerwartete zieht Augen an, ich glaube die Kollage ist eine wirklich eine tolle Urban Sketching Technik, denn Material braucht man so gut wie keines.
Die Fundstücke finden sich vor Ort von selbst!
Material für die Kollagen: ein guter Papierkleber mehr nicht!
Das Wichtigste ist das man einen geeigneten Kleber benutzt: Ich benutze Fixo Gum. Überflüssigen Kleber kann man wegrubbeln wie Maskierflüssigkeit, also keine blöden Klebstoffflecken im Skizzenbuch.
Ein zusätzlicher Bonus, falsch gelebte Papierstücke kann man wieder abziehen.
Allerdings hatte ich eine Leserzuschrift die ich sehr Klasse fand:
Julia schreibt: „Achtung viele Kleber vertragen sich nicht mit Aquarellfarben, erst viel später sieht man das der Kleber die Farbe verändert.! Dazu sage ich Upps, aufgepasst! Mir hat mal ein säurehaltiges Papier die Kunstwerke von einem ganzen Jahr auf der Insel Boracai zerstört, also werde ich hellhörig. Julia schreibt: „Deshalb haben gute Hersteller wie Schmincke spezielle Klebstoffe, die für die Verarbeitung mit Aquarellfarbe gemacht sind. “ Das werde ich recherchieren.
Technik der Kollagen im Skizzenbuch: Schneiden oder Reißen?
In Chicago hatte ich keine Schere dabei, ich habe die Papiere gefaltet und gerissen, das geht allerdings nur wirklich gut mit dickem Papier.
Ich habe das Gefühl, dass sich das noch besser ins Bild einpasst, die meisten Sketcher waren total irritiert, weil sie den Übergang von Papier zur Malerei nicht mehr entdecken konnten. Dann fing es an, dass sie ganz verstohlen im Skizzenbuch tasten mussten, weil sie nicht wussten, ob sie ihren Augen trauen können.
Auch mich hat das Papier beim Malen verändert, dadurch das ich das Papier imitierte, habe ich ganz neue Wege gefunden.
Bei dünnem Papier kann es prima helfen eine feuchte Linie so auf den Papier zu malen, als wenn man es dort schneiden würde. Das Papier weicht auf und reißt dann ganz leicht dort, wo es reißen soll.
Bei so wenig Materialaufwand bekommt die Kollage natürlich den Stempel „Urban Stretching tauglich“! Ich war selbst überrascht!
Ich wünsche Euch viel Spaß beim Ausprobieren!
Alles Liebe Tine
Ich schreibe gerade fleißig an dem Unterrichtsmaterial für Eutin!
Das wird herrlich und ich freue mich Euch alle wieder in die Arme schließen zu können:
Hier gehts nach Eutin dem deutschen Urban Sketscher treffen.
Noch mehr Lust auf ungewöhnliche Techniken im Skizzenbuch?
Dann schau mal hier Daniel stellt vor wie man ganz einfach gedrucktes ins Skizzenbuch überträgt:
Bildidee unsichtbare Macht
Bildidee: Gefühl und Seele sind ein Erfolgsfaktor für Bilder
Tine Klein: Dunkelheit am Fuße des Trump Towers gemalt mit Omar Jaramillo und Uma Kelkar.
Das Problem mit der Bildidee ist, dass man das Schönste am Bild nicht sehen kann, denn Gefühle kann man nicht abzeichnen.
Vielen von uns ist oft völlig unklar, warum Sie etwas Malen möchten.
Es ist halt hübsch!
Wie bei vielen Leidenschaften reicht hübsch nicht. Bleibt die Frage:
Wie kann man eine Idee malen?
Wer nicht zeigt wie sein Gefühl ist, der macht meistens keine ausdrucksstarken Bilder.
Bilder entstehen auch in der Seele.
Erst mal ist wichtig, dass man überhaupt wahrnimmt, wie man sich fühlt, dann ist es nicht mehr weit bis zur umgesetzten Bildidee.
Die Bildidee
Ich wuchte meinen Koffer aus der U-Bahn hinaus ins Tageslicht. Naja, jedenfalls das was man hier Tageslicht nennt. Zwischen den riesigen Wolkenkratzern entsteht eine Art Zwielicht. Die Straßen sind einfach praktisch im Karree angelegt. Manche dieser Straßen wirken wie Windtunnel, andere wie Tunnel des Lichts. Andere Straßen erscheinen wie ein Schlund in die Dunkelheit, und scheinen noch nie Licht gesehen zu haben. So fühle ich zumindestens, wahrscheinlich ist es nicht halb so dunkel, wie ich es mit meinem inneren Auge wahrnehme. Ich lebe am Zürichsee auf der Licht zugewandten Seite und hier haben die Häuser von morgens bis abends wundervolles Licht, in meinem Garten wachsen Feigen, die das Licht zuckersüß macht. So trifft mich der Mangel an Licht fast körperlich. Das Erste was ich wahrnehme ist, dass an vielen Stellen am helllichten Tage die Straßenbeleuchtung brennt. Ich fühle mich wie eine Maus im Käfig, gefangen in einem schwarzen Rahmen.
Wie stellt man ein solches Gefühl in einer Skizze da?
Dinge malen, die nicht greifbar sind
Hier geht es um Atmosphäre. Atmosphäre ist etwas was eigentlich nicht greifbar ist.
Wie greift man eine Atmosphäre aus Zwielicht, Smog , Hitze und der Dreck einer Großstadt? Und natürlich einen massiven Lichtmangel der Seele?
Klar ich muss Farben finden, die meine Gefühle ausdrücken, gibt es denn noch mehr Möglichkeiten? Es ist der Funke des Gefühls, uns ist ja klar, dass man ein Gefühl weder wirklich sehen kann, noch es in den Händen halten.
Und damit ist der erste Hinweis klar, was man nicht in den Händen hält, hat keine Ecken.
Gefühle sollte man nicht so malen als hätten sie links und rechts Griffe zum tragen!
Ich weiß der nächste Satz wird jetzt den Menschen, die es lieben alles ganz präzise zu machen, ein Kopfschütteln entlocken.
Gefühle stellt man am besten mystisch dar Und Mystisch heißt oft nicht so genau. Ein Gefühl ist nichts was eine harte Kante hat.
Die Unschärfe ist eines der Malmittel des Gefühls. Also auf Deutsch Unschärfe Linien und Ecken.
Motive brauchen keine harten Umrandungen
Tatsächlich ist es ein echtes Ergebnis, dass man zum darstellen von Motiven keine harten Umrandungen braucht. Diese Weichheit öffnet einen breiten Spielraum an Aussagen.
Tatsächlich schauen wir bei Dingen, die nicht so ganz definiert sind genauer hin, wir wollen ja wissen was los ist.
Die meisten von uns haben einfach fürchterliche Angst, die Linie oder die Umrandung einfach mal fallen zu lassen. Denn man hat dieses Gefühl von totalen Kontrollverlust.
Eine Bildidee lässt sich einfacher umsetzen, wenn man dem Bauchgefühl traut.
Kontrolle ist nur eine Illusion.
Ich kann mich selten an Momente erinnern an den ich alles total unter Kontrolle hatte.
steifes umrahmen von Motiven zeigt aber, dass man völlig unsicher ist und deshalb wie ein Kontrollfreak agiert. Das hat nichts mit Kontrolle zu tun, sondern zeigt nur, dass man selbst ein bisschen verspannt ist.
Man kann der Ungenauigkeit Herr werden
Erst mal raushauen dann nachdenken!
Im zweiten Schritt lege ich mir oft Zuhause das Material bereit, was mich näher an die Bildidee bringt!
Hier schwarze Tinte, Gouche mit Leuchtfarbe und rote Nano Tinte von Platinum.
Und so taste ich mich dann ran an die Bildidee.
Ja und natürlich fällt mir das Herz in die Hose, wenn ich den dicken roten Tropfen noch mal verstärke! Auch wenn ich die weißen Acrylkleckse in die Laternen wische.
Jedesmal wenn ich mit der schwarzen Tinte abdunkle, denke ich, das geht schief aber im Endeffekt:
No Risk, No Fun. Am Ende kommt der Lohn
Wie gut das mit den unscharfen Ecken wirkt, sieht man bei Uma Kelkar:
In Chicago war ich in einem Aquarell Workshop mit Uma Kelkar, ich war ziemlich happy, dass sie genau das gleiche erzählt wie ich. Sie hasst es, wenn alle Ecken hart sind.
Habt Spaß und schaut mal wie es jemand anderes macht:
Solche Bilder malt Uma sie steht auch nicht auf harte Ecken in Ihren Sketches:
Watercolor by Uma Kelkar
Ganz herzliche Grüße ins Wochenende, ich wünsche Dir viel Spaß
Tine
Noch mehr zu Emotionen im Blog lesen? dann geht es hier lang!
Urban Sketching: Die Fünf Minuten Skizze!
Natürlich ist es wundervoll wenn man sich fürs das Urban Sketching Zeit nimmt, dabei geht es ja um den Genuss unsere Umwelt in Ruhe wahrzunehmen.
Doch ist es wirklich besonders wichtig lange und ausgefeilt zu skizzieren?
Zeichnen, skizzieren und malen das ist eine Sprache und anders als man glaubt, entstehen kleine Meisterwerke in kürze.
Der Funke ist eine Idee oder einfach eine Wahrnehmung und dies muss transportiert werden. Wie ist völlig egal.
Denn dass was einem spontan über die Lippen kommt, enthält oft mehr als nur einen Funken Wahrheit. Das Spontane ist echt und dadurch werden Bilder liebenswert.
In der Kürze liegt die Würze!
Kennst Du Das? Onkel Egon hebt auf einer Familienfeier mal eben kurz ganz spontan das Sektglässchen und schon möchte man völlig spontan 25 Minuten später mit dem Gesicht frontal in die Sahnetorte schlagen, weil der Drang zu schlafen einfach zu übermächtig wird?
Na, dann haben wir beide ja gerade mal ein ganz wichtiges Gestaltungsprinzip der Kunst erkannt!
Ein Gestaltungsprinzip der Kunst ist Gefühl
Kurz und ehrlich kann einfach toll sein. Und wenn man pure Lebensfreude sieht, dann ist das enorm gut. ein Kreuzzug gegen schöne ausgefeilte Kunst! Jedoch:
Eine der häufigsten Fehler beim Zeichnen und Malen ist das totale festfressen in einem Werk.
Das Ausfeilen kann jede Spontanität nehmen und dann wird ein Bild schwer und irgendwie ungelenk.
Ich setze meine Schüler in jedem meiner Workshops einmal kurz unter Zeitdruck,
weil dieses Gefühl, etwas tolles in so kurzer Zeit geschaffen zu haben, einfach wunderbar ist!
Urban Sketching ist deshalb so toll für Künstler, weil es die spontane Aussagekraft eines Künstlers trainiert.
Spontanes Lebensgefühl ist einfach unschlagbar!
Kunst hat viel mehr Komponenten als nur Zeichnen oder Malen. Zum Beispiel Erlebnis und Freundschaft:
Versteht mich nicht Falsch, wie immer ist dies kein Kreuzug gegen schöne und ausgefeilte Kunst.
Ich sage im Workshop oft:
Sch…. einfach mal kurz auf… Entschuldigung aber ich finde einfach keine blumige und warmherzigere Umschreibung die es wirklich trifft…
Also sch…. mal kurz auf Fluchtpunkte, Augenhöhe, Entwurfstheorie und Farblehre, hau es einfach raus. Sag es so wie es ist. Nichts ist so toll wie ein Mensch, der einfach nicht falsch ist, sondern echt und authentisch.
Dieses Lebensgefühl sieht man in Skizzen und gerade das macht Urban Sketchen so toll!
Ich zeig es jetzt mal an einem direkten Beispiel:
Ein schöner Platz am am Michigan River und ich wollte die erste Skizze in Chicago auf dem Urban Sketcher Symposium ganz toll machen, dies ist leider ist in die Hose gegangen einfach, weil ich zu lange dran rum gearbeitet habe.
Das ist ein klassischer Fall von zu viel!
Also Finger weg nach kurzer Zeit.
Dann war mir klar, ich bin einfach mit dem Jet Lag zu müde, ich bin über die Michigan Avenue und über die State geschlendert und habe die Menschen beobachtet. Mal einfach den Tag genossen, dabei sind lauter 5 Minuten Skizzen entstanden.
Kopf aus Herz an
Nicht nachdenken, einfach machen.
Und da sind wir wieder bei einem ganz wichtigen Schritt zur Kunst. Der Funke vom Herzen ist einfach viel wichtiger als großes Trallala.
Urban Sketching ist dann am besten, wenn es einen spontanen Ausbruch von Lebensfreude gibt.
Liebe, fröhliche Grüße aus der großen Urban Sketcher Welt.
Mehr als nur Zeichnen Urban Sketching macht Spaß
Hat du noch Lust mehr zu lesen? Zeichnen muss Spaß machen:
Schaut mal auf Youtube da gibt es ganz viele tolle Videos: Dieses ist von jemand den ich sehr gern habe: Renato Palmuti
Urban Sketchers Symposium – Chicago
Das Urban Sketchers Symposium – Chicago
Wieso zur Hölle fahren eigentlich Leute um die ganze Welt und geben eine Menge Geld aus, um dann irgendwo in einer Gruppe auf dem Boden zu hocken oder auf unbequemen Klapphöckerchen zu testen, ob man sich die Blutzufuhr in den Beinen abzuklemmen kann?
Die Antwort ist ganz einfach, es geht darum super schöne Erlebnisse miteinander zu teilen.
Man hockt auf dem Fußboden und ist einfach happy, tauscht Material und Erfahrungen aus.
Hier hocken jetzt ca. 200 Leute aus aller Welt wie eine Heuschreckenplage in einem kleinen Park.
Man steckt zusammen die Nase in Skizzenbücher und hilft sich gegenseitig. Was man dann zu sehen bekommt, ist oft absolut spektakulär. Kunstmaterial aus aller Welt macht die Runde. Insbesondere ungewöhnliche Füllhalter aus aller Welt werden bestaunt.
Wenn man dann die Skizzenbücher kreisen lässt, dann werden echte Schätze zu Tage gefördert, wie zum Beispiel dieses.
Hier ein Skizzenbuch von Jim Richard, es ist vollgestopft mit schönen Seiten.
Jim ist USK Lehrer und lehrt überall in der Welt und macht auch tolle Online Kurse im Webportal Craftsy.
Ganz schön groß hier……schon vor dem Symposium haben wir viele Gleichgesinnte gefunden und erobern gemeinsam die Stadt.
Das Symposium ist eine riesige Party, aber auch eine Nachrichten Börse.
Ein anderer Vorteil ist das man Dinge tut die man sonst nie tun würde.
Andere suchen die Motive, das heißt raus aus der Komfortzone und rein ins Vergnügen. Ich persönlich finde eigentlich die Lichter der Großstadt am faszinierendsten.
Und hier mein Sketch zu den Lichtern von Chicago
Bei den Lichtern hab ich geschwitzt!
Heute startet das Symposium, aber wie ihr seht haben wir schon viel Spaß.
Liebe Grüsse aus Chicago
Eure Tine
Malen und Zeichnen ist Entscheiden!
Tine Klein: Rivert
Farbe, Form und Linie bilden ein Ganzes
Für ein gelungenes Bild muss man diese drei Komponenten ins Gleichgewicht bringen. Was man dabei allerdings tut, hängt ganz vom eigenen Charakter ab. Ich zum Beispiel liebe die Farbe, ich tobe mich beim Malen zuerst mit Farbe aus, in dieser Phase gilt für mich:
Kopf aus – Herz an
Das ist sozusagen die erste Phase in der Beziehung. Hier wird wild geküsst, beim malen bringe ich also erst mal viel Farbe und viel Gefühl auf das Papier.
Malen heißt Entscheiden
In der zweiten Phase des Malens muss ich dann durchaus den Kopf anstellen.
Denn dann heißt es ganz gezielt der Emotion der Farbe mit dem Stift den passenden Schliff zu verpassen.
Der Stift steht in meiner Kunst für genaue Form und die Linie.
Die Farbe für Emotion, Freiheit und Fläche
Deshalb habe ich oft eine ungeheure Mühe, die passende Form zu meiner wilden Farbe zu finden. Die passende Ergänzung zu finden, das erscheint aber auf den ersten Blick genauso sinnvoll und übersichtlich wie die Partnerwahl mit einem Datingportal im Internet.
Kurzum, ich werde kurz hysterisch und schwarzseherisch….das kann einfach nicht klappen!
Dieses Gefühl muss man beim malen sofort abwürgen, denn das hieße ja, es gäbe keine Lösungen fürs Problem. Nein, es ist eher wie bei so vermaledeiten Datingportalen. Die sind so gruselig, weil es viel zu viele Angebote gibt, aber Frau weiß nicht welches ein Frosch oder die Antwort auf die kleinen und großen Gelüste ist.
Kurz um es heißt entscheiden! Jede Komponente im Bild muss auf andere antworten.
Die meisten Bilder werden zerstört, weil man versucht sich nicht zu entscheiden und alles offen zu halten. Es ist als wenn man mitten im Fluss ist, will man ans Ufer, dann muss man nach links oder rechts schwimmen!
Einfach Anfangen!
Die Antwort heißt einfach anfangen! Wie lernt man Malen und Zeichen? Durch das Tun!
Wie beim Dating muss man sich erst mal treffen. Ich schnappe mir also meinen Stift und fange an.
Ich fange spontan da an, wo ich die wenigsten Probleme vermute.
Das Zeichnen auf Farbe ist meiner Meinung nach der schönste schöpferische Akt beim malen, denn es ist wie ein Flirt oder ein gutes Gespräch. Ich zeichne und plötzlich antwortet das Bild anders.
Malen ist antworten und reagieren.
Man reagiert auf die Vorschläge des anderen und lässt sich Ideen geben oder man reichert es einfach an.
Auf der linken Seite das Bildes kann man ganz prima sehen, was passiert, wenn Farbe und Stift einer Meinung sind!
Der Stift ergänzt nur. Er reagiert völlig auf die Farbe. Er ergänzt und reagiert.
Nur ein paar Stämme und Äste fehlen noch denn die Farbe hat ja auch die Form der Bäume im Griff.
Notfalls rufen wir die Feuerwehr!
Fehler sind toll! Wenn alles so laufen würde, wie man es geplant hat, dann wäre das Leben und auch die Kunst, einfach gähnend langweilig!
Ganz links ist die Farbe ausgelaufen, das ist total blöd! Oder eine super Inspiration, der Stift macht eine Tropfnase zum Baumstamm.
Wer zuletzt lacht, lacht am Besten!
Also was ist wenn es überhaupt nicht passt?
Gibt es ja auch! Und verdorbene Bilder gehören einfach auch mal dazu!
Aber wer bestimmt was passt und was nicht passt? Im Zweifelsfall immer noch Du!
Als ich meinem Mann geheiratet hab, hat einer der Gäste gesagt, wir spenden dann Geld für die Scheidung! °,..,° Sollte heißen die passen ja zusammen wie die Faust auf´s Auge.
Die Dame ist mittlerweile 2 mal geschieden und wir immer noch Happy, denn Gegensätze vermeiden Langeweile. Hat mir damals total weh getan, aber wer zuletzt lacht, lacht am besten!
Wer zuletzt lacht, lacht am besten!
Genau so halte ich es auch in meinen Zeichnungen. Ist doch klasse und total bereichernd, wenn es zwei total unterschiedliche Pole gibt.
Unterschiede in Licht, Farbe, Form und Schatten sind eine der ganz wichtigen Gestaltungsprinzipien der Kunst.
Wenn etwas mal nicht ganz harmonisch ist, dann ist das die Würze fürs Bild.
Also beim Zeichnen und ergänzen sei immer Du selbst, es sei denn, Du kannst ein Einhorn sein! Dann sei ein Einhorn und fang an zu zaubern!
Sprich, mach mit deiner Zeichnung was Du willst, du musst sie weder ausmalen, noch musst du beim malen darauf achten, dass die Zeichnung später dazu passt. Es sieht nämlich total klasse aus, wenn die Zeichnung sich mal von der Farbe löst!
Guck mal auf die rechte Seite der Zeichnung, da hat der Stift Widerworte zur Malerei gesetzt. Selbst wenn der Stift spontan sagt: Ach, rutsch mir doch den… leck mich! Insgesamt bleibt das Ergebnis doch Klasse!
Eine der wenigen Regeln die die Kunst hat ist, bleib du selbst. Schüttele dein Haar und sein ein Einhorn!
Ganz herzliche Grüße aus Chicago!
Nächste Woche gibt es keinen Blogbeitrag, dafür immer wieder eine Live – Berichterstattung vom großen Treffen der USK Künstler in Chicago
Good vibrations
Tine
Schaut mal bei den Urban Sketchers rein in der Symposion-Woche bestimmt viel Spannendes!
http://www.urbansketchers.org/
Und wer noch mal an die tollen Werke aus Manchester erinnert werden möchte:
Zu wenig Papier für so viel Motiv
Novelle über die Verwandschaft von Gummimensch und Motiv
Tine Klein Urania Zürich
Manchmal kommt mir ein Motiv so vor wie der Gummimensch im Zirkus! Da gibt es eindeutig eine Verwandschaft, denn beide werden in eine Kiste gehämmert bis ihnen die Knie über den Ohren hängen.
Über die Macht des Faktischen
Als ich noch als Wissenschaftlerin tätig war, ist mir etwas Komisches aufgefallen:
Wenn ich mit meinen Vorgesetzten und und unseren Geldgebern aus Politik und Wirtschaft diskutierte, dann wurde man oft von den alten Alphawölfen in der Luft zerrissen, das Ego war oft wichtiger als das Thema.
Wenn mir etwas wichtig war, legte ich jedoch still und leise einen fertigen Entwurf auf den Tisch. Bei allen entstand der Eindruck, das sei ja fertig und längst diskutiert, es gab ein paar winzige Änderungen und die Sache war vom Tisch.
Das ist die Macht des Faktischen und ich hab mich darüber auf der Damentoilette oft vor Lachen ausgeschüttet. Hihi, schon wieder hat der alte Wolf nicht gemerkt, dass Blondi Rotkappe ihn ausgetrickst hat.
Nicht austricksen lassen!
Die Macht des Faktischen ist eine Trickfalle und in genau die tappen wir mit unseren Motiven.
Der Mensch hat einen Ausschalter am Gehirn: Bei: „So ist es eben!“ wird die Stromzufuhr im Gehirn sofort abgestellt. Tine Klein
Blätter oder auch Keilrahmen haben eine bestimmte Größe und das verleitet dazu diese Größe auch zu nutzen und schon stecken wir mit beiden Beinen in der Falle.
In uns gibt es immer so einen Chor unterschiedlichster Anweisungen und diese inneren Stimmen helfen uns garantiert jedes Motiv zu ruinieren:
- Innere Stimme eins ∗seusel∗ : Mal alles, dann bist du auf der sicheren Seite!
- Innere Stimme zwei ∗flöt∗: Sei ganz fleißig und verschwende kein Papier! Schau mal Liebes da ist noch eine Ecke, die hast du noch gar nicht bemalt!
Lernen heißt: Idiotische innere Stimmen zum Schweigen bringen und zwar mit dem Holzhammer! Sonst passiert dies, hier kann ich nicht ganz bei Bewusstsein gewesen sein:
Negativ Beispiel: Hätte schön aussehen können, wenn das Motiv komplett an den Rand gerutscht wäre und es nicht so aussieht als würde es sich am rechten Rand stauen.
Lass dich nicht fesseln
Merke: Du musst dein Motiv nicht behandeln als wenn du es in einen Koffer stopfen möchtest und dann auf dem Deckel rumhopsen!
Natürlich ist es sinnvoll das Papierformat auszunutzen, es geht jedoch darum das Motiv zu unterstützen und nicht darum das Blatt bis in die hinterste Ecke anzustreichen.
Ich finde man darf mit Motiven so ziemlich alles machen was ihnen hilft, sie also auch mal quer völlig kreuz und quer zum Papierformat malen.
Besonders hilfreich ist es sich von der statischen Rechteckform bei Skizzen zu lösen
Man kann sie auch mal auf dem Papier drehen, sie biegen oder krümmen, siehe oben. Wichtig ist was das Motiv braucht und nicht was das Papier will.
Wenn wir aufhören in Din – Formaten und harten Rechteckformen zu denken, dann hängen wir erst mal in der Luft.
Intuition ist ja auch von der Erfahrung gespeist, da wir es nicht anders kennen, sind wir total verwirrt.
Die ersten Versuche nicht im Rechteck zu malen sind wie würfeln!
Ich war mal auf einem Aquarellkurs, dort hat uns der Kursleiter „verboten!“ in anderen Formaten zu malen als nur in A3 quer, weil er es seid 30 Jahren tut. Jedes Motiv wird ins gleiche Format gehämmert! Ich hab die ganze Zeit dämlich vor mich hingegrinst, weil ich mir den Mann immer auf so einen Sado-Masostuhl geschnallt vorstellen musste.
Tipp: Solche Phantasien nicht hilfreich um an einem Kurs mit den nötigen Ernst teilzunehmen.
Eigene Wege finden
Wenn einem dabei die Intuition nicht hilft. Was hilft dann?
Ausprobieren! und klare Linien finden.
Ich für meinen Teil habe festgestellt, dass das Motiv nicht total ausfransen darf.
Trotzdem beginne ich wie oben ganz langsam an dem starren Rechteck zu knabbern, dies sollte einem Rhythmus oder einer Leitlinie folgen oder sich an eine geometrische Form anlehnen.
Ich hab noch einen kleinen Trick, ich betrüge mich selbst: Ich Tape die Seitenränder meines Blattes. So kann ich im Notfall ein paar zusätzliche cm gewinnen, wenn ich das Klebeband abziehe. Diese kann ich dann nutzen um mein Bild zu balancieren und zu ergänzen.
Hier kannst du sehen wie ich den abgeklebten Rand benutze um aus dem Rahmen auszubrechen.
Ein Kiah Kien schert sich oft nicht um Papierformat und seine Bilder sind wunderschön und dynamisch. Schaut mal ob ihr da was findet was euch inspiriert.
Wie ist es denn bei Euch? habt ihr auch Strategien entwickelt? Unter der Überschrift ist der Button zum Kommentieren, ist dieser nicht sichtbar klickt die Überschrift an, dann erscheint er.
Liebe Grüße ins Wochende
Tine
Hier kannst du noch was über Kiah Kien lesen:
Schön! Was ist schon schön?
Was ist schön? Heute geht es um die Frage wie finde ich das schönste Motiv
Das Schöne anschauen, das ist unheimlich erholsam.
Ich glaube, das Schöne macht uns glücklicher und zufriedener. Dies ist auch ein Grund warum viele von uns Malen und Zeichnen! Wir machen die Welt schöner und bunter!
Es ist unsere Freude an der Schönheit und das ist heilsam, denn Stress und Unfrieden lösen sich plötzlich auf.
Wir wollen es einfach schön!
Was zum Teufel ist schön?
Ich sitze auf einer Bank mit einem prachtvollen Park hoch über Barcelona, rund um mich prachtvolle traditionelle Schönheit. Selbst der kleine Pavillon hinter mir ist Inbegriff vergangener griechischer Perfektion. Soll ich hier den tollen Park malen? Hinter jeder Ecke klassische Schönheit! Oder?……
Ich schaue fasziniert den Berg herab, wo lauter gelbe Kräne ein irres Ballett aufführen und Wellblech in der Sonne glitzert.
Ist ein Wellblech Container von Hapag Loyd schön? Nein! Auf keinen Fall!
Doch die Mischung aus Dreck, Öl, Container, Kabeln, Ketten und Rost kitzelt mein Auge!
Verdammt ist das spannend! Ich bin hin und her gerissen. Bis ich merke das ich mich selbst betrüge, ich will den rostigen Kahn im Hafen malen, ich finde das pralle Leben toll!
Nur man traut es sich ja kaum, wenn daneben solche Motive klassischer Schönheit zu finden sind.
Was denken den Raphaels Putten dazu, ist es irre diese hässlichen Wellblech Container zu malen?
Muss ein Motiv schön sein?
Wenn ich durch ein Möbelhaus gehe und zum gefühlt 2500. Mal Raphaels Engelchen sehe, dann fühle ich mich ein wenig genervt.
Die zwei Putten am unteren Bildrand von Raffaels Sixtinischer Madonna (Die Engel der Sixtina) Wikipedia
Die beiden denken auch drüber nach ob mein Motiv OK ist!
Na, die Putten sind zweifelsfrei schön und die haben auch noch einen Niedlichkeits- Faktor von mindestens 11 auf einer Skala von 1-10!
Umkehrschluss: Ist schön genug für ein gutes Bild?
Ja ist es! Oft zumindest, wenn ich die Putten jetzt nicht auf jeder Pralinenschachtel gesehen hätte, fände ich sie ein bisschen old fashioned, aber immer noch super Klasse!
Die Engel begeistern jetzt seit 1520, das nenne ich mal erprobt. Mein Opa war Maler und Kopist und hat gutes Geld damit verdient Raphael als Öl-Kunstdrucke an Hunderte von Menschen zu verkaufen. Sein wir doch mal ehrlich, die Möbelhäuser hätten das Bild nach 500 Jahren nicht mehr im Programm, wenn es sich nicht verkaufen würde!
Ja, es gibt sie, die absolute Schönheit, etwas was alle Menschen schön finden über alle Kontinente, Kulturen und Altersgruppen und dies sind die Ästhetikonzepte die überall gelehrt werden.
Und so werden diese Regeln in allen Kunstakademien der Welt gelehrt! Und ich mache da auch keine Ausnahme! Würden wir das Konzept von Raphael in eine moderne Version übertragen, wird es auch noch heute Ruck Zuck 10 000 „likes“ im Netz erzeugen.
So einfach ist das! Oder etwa Nicht?
Ich glaube sogar, dass unsere Sucht nach Schönheit viele Bilder total zerstört.
Wir arbeiten oft nach Jahrtausende alten Schönheitskonzepten in unseren Skizzen, Zeichnungen und Bildern. Der goldene Schnitt…2300 Jahre alt ist immer prima und wir überlegen uns drei Mal, ob wir ein Auto ins Bild malen. Landschaften müssen ausschauen als wären wir im Jahr 1850 stehen geblieben!
Was nützt das schönste Schönheitskonzept, wenn die Ergebnisse langweilig und leblos sind? Ich lebe ja jetzt!
Lange betrachtete man Schönheit als das Perfekte! Also das Göttliche und so hatte man gar keine Hemmungen das Ganze auch in starre Harmonieregeln zu hämmern. Mit denen wird heute noch ganz unbedarft in der Kunst gearbeitet.
Versteht mich nicht falsch Ich liebe und lehre diese Harmonie Konzepte: Goldener Schnitt, Balance oder Line of Beauty und Grace oder das Repoussoir Prinzip sind zum Entwerfen wundervoll und absolut hilfreich.
Ich benutze sie auch eifrig! Aber nur, wenn es mir passt! Doch kann man Schönheit wirklich in mathematische Prinzipien verpacken?
Noch einmal? Was ist Schön?
Mein Bruder findet sein Motorrad total perfekt, ein Ausbund von Schönheit! Piece of Art hat er in den Tank graviert. Und er würde jedem ins Gesicht springen der etwas Gegenteiliges behauptet.
Schönheit liegt im Auge des Betrachters
Im Grunde wissen wir doch das alle zu starren Konzepte totaler Quatsch sind! Schönheit ist Geschmackssache.
Wir können es nicht Jedem recht machen!
Die Lebensweisheit lehrt uns: Egal wie cool und harmonisch es ist, einer findet es immer Schei…!
Wie ich zum Beispiel: Mein Bruder würde es sehr begrüßen, wenn ich endlich mal eine Galerieserie in Öl zum Thema wahre Schönheit malen würde. Also zentrales Motiv der Chrom seines Motorrads. Und ich Spalter, drehe dabei nur die Augen hoch.
Wir müssen anfangen eigene Schönheitskonzepte zu entwickeln
Natürlich finde ich klassische Schönheit wundervoll. Doch wer malt muss nachdenken. Sind Bilder wirklich schön wenn sie eine Landschaft zeigen aus der alles Moderne ausradiert wurde ?
Als Turner anfing Eisenbahnen zu malen fanden das die Leute widerlich, wir finden es romantisch. Trotz der Bedenken seiner Zeitgenossen fand Turner immer Menschen, die genauso fühlten und seine Bilder verehrten.
Ich glaube es ist die Faszination! Faszination ist Schön!
In der philosophischen Diskussion wird über Schönheit immer als das Gute und Angenehme diskutiert!
Ich hoffe Kant, Hegel und Platon starren jetzt nicht böse in meine Richtung, wenn ich frage: Was ist mit Faszination, Spannung und Spaß?
Ich fühle mich ein wenig doof wenn ich gegen solche Größen das Ürraschungs-Ei Konzept ins Feld führe!
Das Ü-Ei Konzept hilft Motive zu finden
Ich glaube, deine Motive sind gut und schön, wenn man das Faszinierende und das Anregende spürt!
Wenn Du sie spannend oder schön findest, dann sind sie gut!
Wenn ein Anderer durch deine Augen sieht und was Tolles findet.
Spaß und Interesse kann genauso wichtig sein wie Schönheit, denn es ist auch ein angenehmes Gefühl. Genauso wie Abwechslung oder Entertainment!
Schön ist gar nicht der richtige Begriff für die Motivwahl. Natürlich ist eine Bagger nicht der Inbegriff des Schönen. Trotzdem sind Baggerskizzen im Facebook immer ein Renner!
Bagger von J.P. Schwarz
Hey, wer wünscht sich nicht mal mit so einem gelben Ding zu wüten!
Es geht eher um einen Spannungsbogen, das was Du hinter deinem Bild interessant findest, wird auch andere ansprechen. Es ist deine Geschichte und das Interesse was es schön macht.
Ist die faltige Haut eines alten Menschen schön? Und doch ist ein Gesicht voller Leben ein tolles Motiv!
Wieder ein 500 Jahre altes Motiv und jeder von uns versteht es! Ich glaube was ein gutes Motiv aus macht ist das Leben dahinter.
Jenseits aller Schönheitskonzepte, manchmal ist das pralle Leben die richtige Wahl.
Und das ist es was meine Hafenkritzelei, der Bagger von JP und die Motive von Raphael und Rembrandt gemeinsam haben, sie zeigen keine leere Schönheit.
Ganz herzliche Grüße
Tine
Tine über Kunst im Alltag
Habt ihr Lust noch mal bei J.P Schwarz reinzuschauen? Es lohnt sich: