Farbe und Stift, das ist ein Dreamteam, dieses Wochenende werde ich in Zürich Sketching mit Aquarellfarbe unterrichten. Das Bild oben, ist auch ein Bild mit Farbe und Stift, doch der Stift schmiegt sich so nah an das Aquarell, dass sie eine Einheit bilden.Viele Menschen glauben Aquarell malen sei schwer. Eine altmodische Technik, für die man einen hohen Grad an Meisterschaft braucht um gute Ergebnisse zu erzielen. Weit gefehlt!
Es benutzen unglaublich viele Menschen Aquarellfarben
Wenn man dies nicht meistern könnte, wäre dies wohl kaum der Fall.
Die Farbe ist eine wunderbare Methode um komplizierte Motive zu handhaben, denn Aquarellfarbe malt sich fast von selbst, wenn man sie großzügig und mit Mut aufträgt, deshalb heißt mein Workshop in Zürich:
Farbe als gefühlvoller Leitfaden.
Dabei geht es darum, einen Ort durch einfache Grundformen einzufangen.
Dies einfachen Grundformen sind die Grundlage für lockere und großzügige Zeichnungen.
Sie sind eine Aufforderung zum Spiel zwischen Farbe und Stift.
Die meisten Menschen empfinden das „Ausmalen“ einer Zeichnung als normal und einfach.
Doch umgekehrt, also Zeichnung auf Farbe ist es mit etwas Übung, einfacher, freier, schneller und ausdrucksstärker. Warum?
Der starke Kontrast des Stiftes übertrumpft die Farbe mühelos. Die Farbe ist, solange sie weich aufgetragen ist, nicht formgebend.
Dies sieht man hier. Die Linie oben drauf, muss sich gar keine Gedanken um die Farbe darunter machen. Deshalb kann man Farbe frei und mutig auftragen, sie ist dann eine Plattform die der Zeichnung eine großen Auftritt gibt.
Im ersten Schritt beim Auftragen der Farbe kann man so gut wie keine Fehler machen.
der Stift kann auf der Basis der Farbe frei arbeiten.
Das Zauberwort ist Kontrast!
Denn der Kontrast zaubert aus der Farbwolke, ein gut erkennbares Motiv.
Das schwierigste an der Methode ist das loslassen. Denn der Kopf begreift nicht so schnell, dass sich Farbe und Stift entkoppeln dürfen.
Merke: Der Strich ist kein Gefängnis für die Farbe!
Farbe und Stift sind ein Team, doch der Stift darf sich frei über die Farbe bewegen! Dies sieht man an den Bäumen rechts, der Stift schafft die Formgebung auch allein.
Betonen durch Kontraste!
Mut, Humor und Lebensfreude sind nach wie vor die schönsten Kontrastfarben gegen das Grau der Welt.
KarlHeinz Karius (*1935)
Was im Leben Mut, Humor und Lebensfreude entspricht, ist in einem Sketching Licht, Schatten und eine abwechslungsreiche Linie.
Genauso wie im Leben braucht man in der Malerei oft etwas Anlauf um Dinge mutig zu meistern.
Lass dir versichern: Deine Startschwierigkeiten sind normal.
Um dies zu meistern, braucht man oft nur Erfahrung, man muss es regelmässig machen!
Die Schwäche von Bildern liegt oft in fehlender Leichtigkeit im Spiel von Farbe und Stift und dem passendem Mut zum Kontrast.
Und da gibt es viele Möglichkeiten um spannend zu arbeiten.
Die wunderbare Welt der Kontraste im Spiel von Stift und Farbe.
- Der Hell-Dunkel-Kontrast ist der wichtigste Kontrast im Spiel von Stift und Farbe. Der Stift ist meist deutlich dunkler als die Farbe. Deshalb ist mein erster Tipp, die Farbe nicht immer mit dem Stift zu umranden. Der Rand zerhackt den Zusammenhang der Farbe. Mein erster Tipp, wenn man Zeichnungen zur Lichtseite öffnet wirkt, dies harmonischer, leichter und luftiger.
- Trick Nummer 2: Der Stift darf sich von der Farbe lösen. Ist die Farbe zum Stift verschoben, entsteht ein merkwürdiger Effekt. Das Bild wird plastischer, weil es mehr Licht einfängt. Dadurch entsteht eine Art 3-D Effekt.
- Dunkle schwarze Tinten haben den Vorteil, dass sie alles sehr deutlich zeigen. Farbiges beginnt durch den Kontrast zur dunklen Tinte stark zu strahlen. Dies macht tolle Effekte, kann aber auch sehr hart wirken. Dabei gibt es deutlich mehr Möglichkeiten Farbe und Tinte zu kombinieren.
- Farbige Tinten sind eine sehr schöne Möglichkeit im Spiel von Stift und Farbe und der Kontrast von warmen und kalten Farben: Dieser Kontrast bezieht sich auf den Unterschied zwischen warmen Farben (wie Rot, Orange oder Gelb) und kalten Farben (wie Blau, Grün oder Violett). Es schaut super aus, wenn mit Komplementären Tinten auf Farbe malt. Eine blaue Tinte auf oranger Farbe fängt an zu leuchten.
- Tinte Ton in Ton: Wer sich eine Tinte sucht, die Ton in Ton zum Bild ist, hat eine Möglichkeit, die man mit schwarzer Tinte nicht hat. Mann kann in feuchter Farbe zeichnen! Dies geht nicht nur viel schneller, sondern es wirkt weicher. Da sich Tinte und Farbe mischen, entsteht eine enge und harmonische Bindung.
- Weniger ist mehr! Die grosse Form gibt die Farbe. Der Stift darf jedoch einige Kapriolen schlagen. Es sieht zauberhaft aus wenn der Stift „Mätzchen“ macht. Doch merke, dies wirkt nur wenn man nicht alles zeichnet. Beladene und völlig überfrachtete Zeichnungen erschlagen die Farbe. Sie wirken schwer.
- Groß-Klein-Kontrast: Dieser Kontrast bezieht sich auf den Unterschied zwischen großen und kleinen Formen oder Objekten im Bild. Die Farbe ist für das Grosse und Ganze und für die Stimmung. Der Stift liefert Form, Kontraste und kleine Detail. Kleine Details sieht man viel besser, wenn man sie nur vereinzelt einstreut!
- So richtig schön wird eine Zeichnung, wenn man den Mut hat unterschiedliche Lienenarten und Strukturen mit dem Stift zu zeichnen. Mach dir klar das du nicht nur gerade Linien machen musst, du kannst den Stift auch für Strukturen einsetzen. Punkte, Raster, Strichel…lass deine Hand tanzen.
- Abwechslung wirkt aufregend! Unterschiedliche Bereiche eines Sketchings können sehr aufregend und abwechslungsreich gestaltet werden. An einer Stelle hat man Aquarell pur, an anderer Stelle eine genaue Zeichnung oder man ergänzt die Farbe nur durch ein paar Strukturen.
- Die Verteilung der Zeichnung auf der Farbe kann sehr unterschiedlich sein. Faustregel: Das Bildzentrum ist das Wichtigste, deshalb wird es am genauesten und aufregendsten gestaltet.
- Farbe kann flüssig und im einem Zug aufgetragen werden. Dabei sollte man beachten, das man das zusammentreffen von Komplementärfarben vermeidet, wenn keine Grau- und Brauntönen entstehen sollen.
Stift und Farbe im Bildzentrum treffen sich die Kontraste
Die Farbe:
Optimalerweise treffen sich die Kontraste im Bildzentrum, denn das Auge wird dorthin gezogen, wo sich die höchsten Unterschiede treffen.
Wir tragen also zuerst mutig und grosszügig die Farbe auf. Dabei achten wir darauf, dass die interessantesten Farbkombinationen dort sind, wo später das Zentrum des Bildes sein soll.
Kleine Fehler stören nicht, denn wir haben in der nächsten Schicht noch die Wunderwaffe Stift.
Es gibt beim Farbauftrag nur 2 Dinge zu beachten:
- Weisse Stellen im Bildzentrum frei lassen und den Farbauftrag dort am aufregendsten gestalten.
- Farben am Rand des Bildes weich auslaufen lassen. Keine harten Kanten, weissen Stellen und wilden Farben am Rand des Bildes. Warum? Das Auge würde aus dem Bild gerissen.
Faustregel: Du machst das aufregend was du zeigen möchtest.
Also Zurückhaltung an den Rändern des Blickfelds.
Einsatz des Stiftes:
Die Farbe kann man zum Rand hin viel leichter auslaufen lassen, deshalb ist der Stift das Mittel der Wahl um das Bildzentrum zu betonen.
Im Bildzentrum darf der Stift ausdrucksstark werden.
Zum Rand hin wird der Einsatz des Stiftes oft spärlicher. Es gibt jedoch eine Ausnahme:
Linien die zum Motiv hinführen sind in den Aussenbereichen eines Bildes, das Mittel der Wahl!
Liebe Grüsse ich freue mich ungeheuer auf Zürich!
Die Untermalung ist ein Thema, was eng mit diesem zusammen hängt:
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