Ich mag keine Menschen, die überall was suchen was sie aufregt….
….ich mag Menschen die überall was finden was sie fasziniert! Zum Beispiel die kleine Geschichte hinter dem Mitmenschen.
Menschliches
Viel zu oft fehlt es Zeichnungen am Menschlichem. Der Herbst und Winter sind eine üble Zeit zum draußen malen, aber eine gute Zeit um Menschen zu zeichnen, denn sie tummeln sich überall, auch im Warmen. Wir haben einen ganzen Haufen kostenloser Modelle vor der Nase.
Tine Klein El Gótic -Barcelona
Menschen zeichnen ist für viele von uns ein kleiner Horror. Die einen fürchten sich schon vor dem Anfangen, andere wiederum zeichnen Menschen so exakt, dass ihnen die Menschlichkeit fehlt.
Skizzen brauchen etwas ganz anderes als exakte Anatomie! Skizzen brauchen Leben!
Die Angst Menschen in kleinen Skizzen zu zeichnen ist unsinnig, denn auf dem kleinen Format kommt Anatomie kaum zum Tragen.
Ihr könnt euch entspannen, es gibt extrem einfache Methoden um Menschen zu Zeichnen, weil in kleinen Formaten die Anforderungen nicht wirklich hoch sind. Wie einfach das ist, wurde schon im Artikel mit der Rübli-Methode (früher in diesem Blog) gezeigt.
Wer ganz unsicher ist, sollte sich in diesem Artikel nochmal ein bisschen einlesen…um die nötige Lockerheit zum Thema zu bekommen.
https://blog-herz-der-kunst.ch/menschen-zeichnen/
Ich habe die Rübli-Methode vorgestellt. Wer Möhrchen zeichnen kann, kann auch Menschen zeichnen.
Oft ist es der verbitterte Ernst, der uns ein Beinchen stellt beim Zeichnen.
Heute möchte ich euch die Lizenz zum Geschichten erzählen geben
Oft wird das erzählerische Zeichnen so dargestellt, als sei es nur von ganz fortgeschrittenen Zeichnern zu erreichen.
Auch die Profis kochen nur mit Wasser. Es gibt Tricks die sind so einfach, da kann man Tränen lachen.
Verblüffte Gesichter gibt es oft im Atelier, wenn ich einer angeblich verdorbenen Figur im Bild eine Nase gebe. Die Figur und das Bild sind plötzlich viel besser…
Kann das sein? Nur eine Nase? Die nächste Skizze ist ca.2 cm groß also eine klassische Skizzenbuchgröße. Schauen wir mal was passiert, wenn wir dem Strichmänchen eine Nase, ein Kinn oder ein Gesicht verpassen:
Wir sehen den Unterschied sofort! Das ist der Sprung zum erzählerischen Zeichnen! Viel einfacher als gedacht oder?
Der Blick macht einen riesigen Unterschied…..
Der Blick ist der Schlüssel zur Emotion. Bleibt der Kopf eine Kugel gibt es keinen Blick und ohne Blick gibt es keine kleine soziale Situation in der Skizze.
Ohne Blick, bleibt uns Freud und Leid verborgen, die Skizze bleibt kalt.
Wie ihr oben gesehen habt ist überhaupt nicht viel nötig, damit kleine Figuren ihre Geschichte erzählen.
Zuwendung und Blickkontakt sind die Kernstücke des sozialen Lebens. Das hat wenig mit deinen zeichnerischen Fähigkeiten zu tun, sondern mit deiner Beobachtungsgabe und deinem Gefühl für andere Menschen, denn es reicht oft ein Häckchen für eine Nase um eine Blickrichtung zu zeigen
Wie man den Blick des Menschen fängt
Die Anatomie des Kopfes ist denkbar einfach und diese einfache Anatomie erlaubt es uns auch beim schnellen Skizzieren Gefühle einzufangen.
- Die Augen sitzen in der Mitte des Kopfes.
- Die Nasensptitze in der Mitte zwischen Augenbrauen und Kinn.
- Der Mund auf der Mitte zwischen Nase und Kinn (eine wenig höher, aber das kannst du vernachlässigen.
Es gibt verschiedene Möglichkeiten um zu zeigen wo ein Mensch hinsieht.
Mann kann es durch Haare oder Augen andeuten. Sehr klar wird die Blickrichtung durch Kiefer- und Kinnpartie.
Dieses Wissen ist lächerlich einfach anzuwenden, ein bisschen Übung und du kannst das.
Beobachtungsübung: In Skizzen sind Nase und Kinn nicht mehr als 2 Häckchen. Beobachte das im Alltag regelmäßig, skizziere 2 bis 3 Mal täglich ganz schnell mal einen Kopf von der Seite. Das dauert ein paar Sekunden und geht im Alltag überall.
Diese Beobachtungen machen Skizzieren einfach. Bekommen zwei Kugel-Köpfe Nasen die aufeinander zuzeigen, dann werden sie zu Päärchen oder Freunden und schon ist Sympathie im Raum.
Neigt ein großes Strichmänchen zu einem Kleinen und schaut herab, dann dann wird aus 2 Strichmännchen eine fürsorgliche Familie.
Tine Klein: In der Badi am Züri-See Sommer 2016
Mach dir keine Sorgen darüber, ob du fertig wirst oder nicht. Solche Situationen sind schnell vorbei, das was du fängst ist so viel vitaler als eine tote Zeichnung, dass sich das Risiko lohnt. Der Mensch ist auf den Blick fixiert: Es sagt keiner: Um Gottes willen!, der Frau fehlt ja ein Bein!
Blick und Gesten fangen das Leben
Die gezeichnete Figur kann ganz einfach sein, Blick und Geste sind der Schlüssel zum Erfolg. Zuwendung und Kontakt verstärken den Effekt des Blickes enorm. Ein ausgestreckter Arm und ein Blick. Oder der Blick und ein wenig Körperkontakt erzählen ganze Geschichten.
Tine Klein: Sie mag kein Vokuhila!
Um den Bogen zum Satz am Anfang des Artikel zu schlagen, suche nicht das Haar in der Suppe deiner Zeichnungen. Versuch lieber das Faszinierende zu zeigen, das wird deine Zuschauer bannen.
Mit der Übung kommt die Sicherheit. In der Zwischenzeit kannst du deine Zeichnungen mit einfachen Mitteln mit dem Leben füllen. Die Modelle finden wir vor unserer Nase haufenweise.
Zum Schluss noch ein Augenschmaus
Schaut mal wie Detlef Surrey einfach gekonnt, die sozialen Beziehungen in dieser Warteschlange zeigt, weil die Andeutung eines Blickes reicht.
Detlef-Surrey: Warteschlange Auf der Buchmesse
Detlef ist ein Meister darin Charaktere auf Papier zu bannen. Nächste Woche wird es sich lohnen genau hinzuschauen, denn Detlef kann mit wenigen Strichen Geschichten erzählen.
Liebe Grüße ins Wochenende
Tine