Spitalgasse in Bern an der Heiliggeistkirche gemalt auf den Urban Sketcher Symposium in Bern.
Das Passepartout ist normalerweise ein Rahmen aus Papier. Doch Rahmen können beim Zeichnen und in der Malerei sehr hilfreich sein, und darum geht es in diesem Blog.
Wenn sich Chaos und Ordnung treffen, dann gewinnt das Chaos, weil es besser organisiert ist!
Heute möchte ich über den Rahmen für das kreative Chaos sprechen. Das Passepartout ist eine enorm gute Möglichkeit, Bilder in Sekundenschnelle viel besser aussehen zu lassen.
Warum ist das eigentlich so?
Wenn Bilder ausfransen!
Eines der größten Probleme unserer Bilder ist, dass Bilder ausfransen.
Diese Fransen sind aufregend für das Augo und so ziehen sie den Blick weg an den Rand. Das Auge bewegt sich automatisch dorthin, wo es die meiste Bewegung, Abwechslung und Kontraste findet.
Am Rand hören wir oft abrupt auf zu malen, und dann ist die für das Auge am abwechslungsreichsten gestaltete Stelle der scheußliche Rand!
Na super, Mädels! Das ist ja klasse gelaufen!
Jeder versierte Maler versucht diese Aktionen im Bildzentrum zu konzentrieren, er soll in die Schönheit und ins Bildzentrum schauen.
Doch das Chaos entsteht einfach beim Machen!
Vielen von uns passiert allerdings dies: Am Rand des Bildes ist man vorsichtig oder man weiß nicht so genau und hier fransen die Farbflächen aus, zusammen mit dem Weiß des Randes entstehen nun Flächen, bei denen Hell und Dunkel, Weiß und Farbe ganz unregelmäßig aufeinanderstoßen, und dies wirkt wie ein Magnet für das Auge.
Merke! Bewegung und Rhythmus ziehen das Auge an wie die Scheiße die Fliegen!
Der ausgefranste Rand ist also ein Lockmittel für Blicke, und dies ruiniert unsere Bilder, denn nun schauen wir zum Rand und nicht ins Bild. Das Auge des Betrachters pendelt verwirrt auf unserem Bild herum, deshalb wirken Bilder mit Passepartout sofort professioneller, das Passepartout gibt dem Bild Ruhe.
Der Passepartout – Effekt
Wenn wir das begriffen haben, ist die Lösung ja nicht mehr weit. Die einfachste Lösung ist, sich einen Rahmen zu setzen und nun ganz konsequent bis zu diesem Rahmen zu malen, dies vermeidet Ausfransen der Ecken und ist auch draußen im Skizzenbuch einfach umzusetzen.
Tipp: Bilder einfach abkleben. Wenn Bilder abgeklebt sind, weiß man, dass man nicht zögerlich am Rand stoppen muss, das sorgt dafür, dass der Strich viel dynamischer und beschwingter ist. Das Bild gewinnt nicht nur durch einen gut gesetzten Rahmen, sondern gewinnt durch die schöne Pinselführung!
Skizzenbuch-Seiten, die nach diesen Systemen gestaltet sind, wirken unglaublich professionell. Betrachter gewinnen oft sehr schnell den Eindruck, dass dies nicht mit der Hand gemacht sein kann, weil das Niveau so hoch ist. Schau dir mal diese simple Bleistiftzeichnung an! Das Verschmieren von Grafit ist eine riesige Sauerei, doch mit Rahmen aus Klebeband kein Problem.
Mein Tipp: Tesa Sensitiv (keine Werbung, ich benutze es seit Jahren), dies bekommt man preiswert im Baumarkt oder zum Beispiel bei Boesner Schweiz. Meine Schüler haben so lange danach gefragt, bis es ins Programm kam.
Das Lustige an diesem Klebeband ist, dass es nicht gut klebt. Und damit hat es den riesigen Vorteil, dass es Papier nicht kaputt macht. Leider ist dieses Klebeband rosa, ich wäre sehr dankbar, wenn ihr ein sanft klebendes Klebeband kennen würdet, das weiß oder transparent ist. Würde ich dies finden, würde ich sofort vor Freude hüpfen.
Ein Rahmen aus Papier
Das Einrahmen mit Passepartout hat den enormen Vorteil: Man kann mit dem Passepartout schauen, wie man ein fertiges Bild am besten in Szene setzt.
Ungeliebte Bildteile verschwinden unter dem Passepartout, aber der wichtigste Effekt ist, dass man die Hauptmotive dorthin schieben kann, wo der Betrachter sie am besten wahrnimmt.
Es ist nicht egal, wo das Motiv im Bild ist.
Generell ist es sehr hilfreich, sich jedes gemalte Bild mal unter dem Aspekt des Passepartouts anzuschauen:
Vier Blätter Papier, die man auf allen Seiten auf das Bild legt, helfen zu sehen, wie ein Bild ausgesehen hätte, wenn du es in einem anderen Format gemalt hättest.
Aus dem Spiel mit den vier Blättern lernt man Bildentwurf.
Ein einziges Bild kann mehrere enorm gute Bildausschnitte haben.
Das Fake – Passepartout
Ein Fake-Passepartout aus Farbe kann Bilder enorm gut machen.
Man begrenzt die Ränder eines Bildes durch dunkle Bildelemente. Dies wirkt dann wie ein Rahmen.
Dies kann zum Beispiel ein Haus sein, das im Schatten liegt und einen langen Schatten über den unteren Teil des Bildes wirft. Durch diesen kleinen Trick erhält eine Skizze oder ein Bild auch ganz ohne Passepartout einen Passepartout Effekt. Die dunklen Bildelemente rahmen das Bild ein und sorgen so für mehr Strahlkraft der Farben im Bild. Andererseits beruhigt diese Methode die Kanten des Bildes, sodass das Auge ganz automatisch in die Bildmitte geleitet wird. Kein wirkliches Passepartout und doch macht dies genau den gleichen Effekt.
Der Effekt funktioniert auch einseitig!
Liebe Grüße von Herzen
Tine
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