Flachpinsel und die ganz dicken Dinger

 

Hallo, meine Lieben,

wir hatten schon darüber gesprochen, dass sich die meisten meiner Schüler wünschen, lockerer zu werden.
Für viele Menschen, die malen,  ist es der ganz große Traum,  frei und locker zu malen.
Genauso viele von euch haben schon die Erfahrung gemacht, dass Kreativität eben nicht heißt, auf einem Seidenkissen herum zu lungern und es fliegen einem automatisch gebratene Täubchen zu.
Nein, Kreativität ist und bleibt immer ein klein wenig Kampf. Nach und nach wird es aber immer entspannter.
Man lernt, Kreativität als Spiel zu sehen und nicht als bitterernsten Kampf.
Kreativität lässt sich nicht zwingen.

Großes Kunstmaterial für den Start:

In diesem Blog geht es um die einfachste Methode des Malens, und zwar mit dicken Pinseln.
Kindern drückt man ja auch nicht zuerst ganz winzige Stifte in die Hand, ganz im Gegenteil. Meistens beginnen wir mit dicken Filzstiften oder Wachsmalern zu malen. Dies liegt nicht nur an der Motorik der Kinder, sondern daran, dass Zeichnungen und Malereien mit einem großen Werkzeug viel leserlicher und leichter erkennbar werden.
Der kleine Maler konzentriert sich auf das Wesentliche.
Mir ist generell nicht ganz klar, warum man Erwachsenen von Anfang an das Malen mit sehr kleinen Pinseln beibringt.
Zu kleine Werkzeuge haben in jeder handwerklichen Tätigkeit enorme Nachteile.

Kleine Werkzeuge  und die Auswirkung auf das Handwerk

Wenn das Werkzeug zu klein ist, ist es sehr schwer, die große Form im Auge zu behalten.
Kein Friseur würde auf die Idee kommen, einen Pony mit einer Nagelschere zu schneiden, denn er wüsste, das Ergebnis wird schief und krumm.
Auch in der Tischlerei greift man zuerst zum großen Werkzeug und nach und nach werden die Werkzeuge feiner, also zuerst Kreissäge, dann Laubsäge.
Du kennst es doch auch aus der eigenen Erfahrung, jeder, der schon einmal versucht hat, einen langen, geraden Schnitt mit einer Nagelschere zu machen, der weiß, das Ergebnis ist Mist.
Halten wir also fest:
Zu kleine Werkzeuge sorgen dafür, dass das Ergebnis fransig, unordentlich oder schief und krumm wird.
Es liegt also nahe zu vermuten, dass ganz viele Menschen einfach Probleme beim Malen haben, weil ihr Werkzeug zu klein ist.
Tatsächlich gehen die meisten Bilder durch zu viele Pinselstriche kaputt. Die Bilder sind unübersichtlich und nicht ästhetisch.

Binsenweisheiten der Malerei zu Pinselstrichen

Ich selber bin mit Binsenweisheiten zu Pinselstrichen aufgewachsen:
• Die meisten Bilder gehen durch zu viele Pinselstriche kaputt
•.Gehe sparsam mit deinen Pinselstrichen um!
• Bringe Ruhe in dein Bild!
• Mach nicht so viel!
• Abstrahiere das doch einfach!
Aber abstrahieren ist nicht einfach! Und wie bringt man Ruhe in ein Bild, wenn noch so unendlich viele Gegenstände herumstehen?
Keiner von den Lehrern hat gesagt, schnapp dir einen dicken Pinsel und leg los, das löst diese Probleme.
Später hatte ich dann einen Lehrer, der brachte das Ganze auf eine ganz einfache Formel:
Ein Pinsel muss immer so groß sein , dass er unangenehm ist.
Was er damit meinte, war, dass man immer automatisch zu einem zu kleinen Werkzeug greift, weil man meint, es besser unter Kontrolle zu haben.
Doch das Gegenteil ist der Fall.
Die Lösung ist der Umstieg auf dicke Pinsel.

Flachpinsel

 Viele Maler arbeiten deshalb gerne mit Flachpinseln.
Flachpinsel haben enorme Vorteile.
Der Flachpinsel ist breit, so kann man gut und schnell Flächen festhalten.

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So weit, so gut, dass man mit einem Flachpinsel großartig große Flächen malen kann, dies ist ja wohl jeden klar. 
Und so sieht ein Bild aus, wenn mann nur die groben Grundzüge mit Flachpinsel setzt.
Jetzt  zu den weniger offensichtlichen Fakten.
Wir wollen ja mit unserem dicken Flachpinsel nicht einfach nur plump Flächen aufs Papier bringen.
Beim Verkauf von dicken Pinseln, insbesondere bei Flachpinseln, sollte man darauf achten, dass diese mehr Qualitäten mitbringen,  als einfach nur bereit zu sein.

Die Malweise mit dem Flachpinsel:

Der Flachpinsel hat drei unterschiedliche Flächen, mit denen man arbeiten kann. Die Pinselseite, die Pinselspitze, also die Kante, und  die Ecke.
  •  Die Fläche des Pinsels ist für die Flächen des Bildes.
  • Die Kante des Pinsels ist unglaublich gut geeignet, um Kanten, Ecken und Linien in der Fläche zu ergänzen. Diese Kante ist enorm hilfreich, wenn es um Architektur geht. Gerade perspektivische Linien  oder lange Schlagschatten gelingen sehr gut, weil man mit der Kante des Pinsels so gut die Winkel aufnehmen kann. Das Gleiche gilt für verzweigte Bäume.
  • die Ecke des Pinsel oder die Verkantung, wenn man den Pinsel schräg benutzt, und ihn übers Blatt strubbelt, dann sind solche großen Pinseln unglaublich gut, um Blattwerk oder ganze Bäume in der Silhouette zu malen.

Aus diesem Grund ist der Flachpinsel o. ä. dicke Pinsel wie zum Beispiel der Hake Brush bei vielen guten Malern zu finden.

Fazit: Beim Kauf eines Flachpinsels sollte man unbedingt darauf achten, dass die vordere Pinselkante, quasi die Pinselspitze, scharf zugeschnitten ist.
Die Folge ist, dass dieser Pinsel auch kleine, feine, linienartige Struktur zu deinem Bild beisteuern kann.
Die andere Variante des Flachpinsels sind zum Beispiel Hake Brush Pinsel. Diese Pinsel sind das genaue Gegenteil, sie sind total wuschelig. Diese Pinsel kann man nur schwer kontrollieren. Diese Flachpinsel sind dazu gemacht, natürliche oder gebrochene Strukturen einzufangen.

Die Kombination vom Flachpinsel mit anderen:

Als Ergebnis möchte man ein wunderschönes und lebendiges Bild. Dabei gerät man irgendwann an die Grenzen des Flachpinsels, deshalb benutzen die meisten Maler diesen Pinsel in Kombination.

Ich selber benutze den Flachpinsel in Kombination mit einem Schwert-Pinsel, darüber schrieb ich bereits, oder ich benutze ihn zusammen mit einem Mantelliner.

Dies sind ebenfalls sehr breite Pinsel, dennoch laufen sie in einer sehr feinen Spitze zusammen.

Der Schwertpinsel sieht aus,  als hätte man einen Flachpinsel dreieckig zugeschnitten.

Der Mantelliner ist ein normaler dicker Rundpinsel, der einfach etwas länger ist und eine ganz feine Spitze hat.

Warum diese Kombination mit dem Flachpinsel?

Diese Pinsel sind im Gegensatz zum Flachpinsel für die Kalligrafie des Bildes zuständig. Was soll das denn jetzt schon wieder heißen? Wir malen doch, schreiben doch  nicht? Diese Pinsel sind aufgrund ihrer feinen Spitze genauso wie die Halter geeignet, dem Bild im Nachhinein deine Handschrift zu geben. Das ehemals grobe Bild wird durch deine Handschrift belebt.
Mit diesen Pinseln oder mit dem Füllfederhalter setzt du oben auf, was dein dicker Pinsel nicht kann.
Nun erhalten wir die wertvolle Kombination aus Überblick und Ruhe mit Lebhaftigkeit und Feinheit.
Die gute Mischung macht es eben.

Das Erlernen der dicken Pinsels

Aquarell, Waldshut Tiengen nach dem Regen, Stadttor mit Flachpinsel gemalt

Das Erlernen der dicken Pinsels ist im Grunde sehr einfach, dennoch braucht man etwas Hilfe.
Die Variation und Techniken, die man mit dem dicken Pinsel erzeugen kann, sind sie sehr vielfältig.
Hilfe braucht man vor allen Dingen, weil man die Handhabung einmal wirklich gesehen haben muss. Dabei muss der Lehrer erklären, welches Zusammenspiel es mit dem Papier gibt und wie viel Wasser man dabei benutzen sollte.
Aus diesem Grund werde ich dieses Jahr an der Ostsee mehrere Workshops zu diesem Thema anbieten.
Einerseits gibt es noch einige wenige Plätze in den beiden Workshop – Wochen in Dahme.
Andererseits wird es jetzt aber auch einen Wochenendworkshop geben, wo es eine verkürzte Zusammenfassung des Themas gibt. In den beiden einwöchigenn Kursen gibt es noch 2 freie Plätze. Neu ist jedoch ein 2 tägiger Kurs zum Thema.
https://blog.herz-der-kunst.ch/aktuelle-kurse/
Ein wunderschönes Wochenende wünscht
Tine
Weiterlesen bei Tine, wer Schwertpinsel nicht kennt, sollte mal in diesen Beitrag schnuppern:

 

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