Bildsprache: Kurs des Jahrestreffen der deutschen Urban Sketchers

Bildsprache: Kurs des Jahrestreffen der deutschen Urban Sketcher


Ein Autor malt Bilder mit Worten. Ein Maler schreibt Geschichten mit Bildern.

Tine Klein

Zeichnen ist eine Bildsprache


Malen ist eine Sprache. Während ein Autor mit Wörtern arbeitet, arbeitet ein Zeichner oder ein Maler mit einer Bildsprache. In dieser Sprache erzählt man die Geschichten und die Seele eines Ortes. Wenn Zeichnen eine Sprache ist, dann fragt dich doch einmal selbst, ob du genau das zeichnest, was du auch über einen Ort erzählen würdest?

Die drei häufigsten Sprachstörungen mit Stift:

Das Buchhaltersyndrom


Die meisten Anfänger flüchten sich in die Buchhaltung. Sie vermuten, wenn man alles abzählen kann, dann entspricht die Zeichnung auch dem Ort. Buchhalter sind jedoch in den seltensten Fällen Bestsellerautoren. Würdest du bei deiner Urlaubserzählung bei jeder einzelnen Straße darauf hinweisen, wie viele Fenster sie hat?

Tipp: Reduzieren, dafür mehr Information

Wimmelbild


Ein anderes Problem ist mangelndes Informationsmanagement. Der Zeichner ist unsicher und möchte nichts falsch machen, deshalb zeichnet er alles mit gleicher Aufmerksamkeit. Dabei geht allerdings die Liebe verloren, alles kann sehr beliebig werden, eine Massenproduktion. Die Zeichner fühlen sich gut, weil sie glauben den Ort wirklich korrekt wiederzugeben. Dinge die in der Realität unbeachtet in der Ecke stehen, werden dabei genauso wichtig wie das Schönste des Ortes.
Das würde sich dann so anhören:
Eimer, Müll, Deckel, Klappmechanismus, Chrom, Orange, Inhalt 10 l, Halterung, fünf Schrauben!
Wer so im Alltag spricht hat eine Schraube locker.

Tipp: Prioritäten setzen, zeigen was du liebst und eine reduzierte Sprache für Unwichtiges entwickeln.

Bombenalarm Bild


Andere Zeichner wiederum lassen alle normalen Dinge des Alltags komplett weg, einfach nicht hübsch genug. In diesen Bildern entsteht dann der Eindruck einer Stadt nach einer schrecklichen Katastrophe. Die Bewohner sind geflüchtet und haben alles was nicht Niet- und Nagelfest ist mitgenommen.

Lösung: Das Leben in all seinen Facetten andeuten.  Ein bisschen vom Leben gehört in jedes Bild

 

Bildsprache und Kommunikation


Das Geheimnis ist: Wer toll Malen oder Zeichnen will, muss ganz schnell lernen wieder normal zu sprechen. Am besten sind Bilder, wenn in ihnen gleichzeitig charmant und doch informativ gesprochen wird. Ich möchte euch das hier mal an einem Beispiel zeigen, wie sich diese Sprachstörungen mit Stift auswirken:

Bildsprachen



Sobald man dem Ort einen Umriss gegeben hat,
darf man anfangen wie ein Schriftsteller zu erzählen.

Bildsprache und Aussage


Das was du zeichnest, erzählt auch die Geschichte.  Wer erzählt, der kommuniziert.


Hier hat ein Schüler von mir in einer Zeichnung 52 mal Fenster geschrien, das ist ein wenig wie ein Tourette-Syndrom mit Stift.

Jetzt mal ehrlich, würde sich nicht jeder bei einer Urlaubserzählung in dieser Art, bei der Betrachter nur alle Fenster aufzählt, veralbert vorkommen?

Kann weniger mehr sein?


Der beste Tipp beim Entwickeln einer Bildsprache ist: Lieber wenige und dafür aussagekräftige Informationen.

Wenn man etwas zeichnet, dann sollte man immer kommunizieren. In meiner Zeichnung habe ich viel weniger hinzugefügt, aber das was ich gemalt habe, hat eine Aussage.
In Spanien scheint die Sonne! Es gibt Schatten. Weil es so heiß ist, haben alle Fenster Lamellen. Wegen der Hitze sind die Fenster klein und tief. Der Putz an der Kirche hat gebröckelt und ich mag die Jungendstilverzierung. Man glaubt nun, dies sei mehr als in der Zeichnung oben, weil das Bild mehr aussagt, dies ist aber alles was hinzukam:

Schaut mal her, die Grundzeichnung wurde nur durch einige wenige Details ergänzt auf keinen Fall mit 52 Fenstern.
Wer hat mehr über den Ort erzählt? Der Punkt ist das zu lernen, du musst mit deinem Stift genauso sprechen, als wenn du etwas erzählen würdest. Eine Bildsprache entwickeln, heißt im Grunde ganz normal reden. Schau mal hin, es gibt hier wichtige und unwichtige Fenster.

 

Erinnern ist die Mutter des Abstrahierens


Wenn du deine Urlaubserzählung startest, dann erzählst du ja auch nur das, was du erinnerst und das was dich besonders beeindruckt hat.
Die erfolgreichsten Bilder entstehen, wenn man eine ganz klare Vorstellung davon hat, was man eigentlich zeigen möchte.

 

Deswegen teste durch Weggucken an was Du dich erinnerst!

Bei mir hat die Kunsthalle nur 5 Bögen, es sind 7! Die anderen sehe ich nicht.
Nur das, an was Du dich erinnerst, hat dich berührt und ist damit absolut wichtig! Den Rest kannst du behandeln, wie einen Statisten, du setzt es ein um das Hauptmotiv zu stützen.

Watzlawik: Der Zwang zur Sprache:


Nachdem du die Proportion hast, musst du anfangen Entscheidungen zu treffen. Wenn man sich um die Entscheidungen drückt, passiert etwas sehr Unangenehmes,
Der Haken an der Sache ist: Man kann nicht, nicht kommunizieren. (Siehe Theorem v. Watzlawik)
Keine Entscheidung heißt, du kommunizierst dem Betrachter, dass alles absolut gleich wichtig ist.
Wenn das passiert, ist es dumm gelaufen!
Malst du so, als wenn alles gleich wichtig wäre, dann verliert das wichtige seine Bedeutung
Die Stimmung darf nicht in einer Flut unwichtiger Details untergehen! Deshalb muss man eine Bildsprache entwickeln. Das Ziel dieses Workshops ist eine klare Message als Bildaussage zu erzielen!

Bildsprache oder Visual Vocabulary


Eine Bildsprache entwickeln heißt, festlegen was wichtig ist.
Der Zeichner betreibt Informationsmanagement, er gibt nur die wichtigen Informationen an seinen Betrachter weiter.
Das Schwierigste ist beim Entwickeln einer Bildsprache, nicht der Versuchung zu verfallen wieder alles ganz genau machen zu wollen, denn man will ja nicht die wichtigen Informationen unter einer Lawine begraben werden.

Faustregel: Das was wichtig ist oder das was du liebst wird betont, das Unwichtige wird vergessen

Durch dieses Informationsmanagement begreift der Betrachter mühelos welche Geschichte wir ihm erzählen wollen.
Die Darstellung eines Gegenstandes verändert sich grundlegend dadurch, ob er wichtig fürs Bild ist oder nicht.
Ist ein Fenster für das Bild unwichtig, dann darf es nahezu unsichtbar werden oder weggelassen. Man malt im Grunde Stenokürzel, die dem Betrachter alles mitteilen, jedoch nicht die Regie übernehmen. Das Wichtigste ist, dass man ganz klar Unterschiede zwischen Wichtigem und Unwichtigem zieht. Andeuten, weglassen und zitieren sind die Maßnahmen bei Unwichtigen. Bei Unwichtigem gilt Grundform, aber kein Schnickschnack. Ein Ziegelstein anzudeuten ist wunderbar, das reicht dem Betrachter, man muss nicht zehntausende malen.

 

Does and Don’ts


Für Unwichtiges gelten die folgenden No-Goes:
• dunkle Farben, denn diese sorgen für Dominanz
• Starke Strukturen
• Harte Ecken

Besser ist:
• Andeuten, zitieren und keine starken Kontraste

Bei wichtigen Details ist nahezu alles erlaubt. Hier dürfen der Stift und auch die Farbe echte Kapriolen schlagen. Besonders wirkungsvoll ist es diese Details stark auszuarbeiten, weil bei Wichtigem ist es sehr wichtig Kontraste an zu häufen:
• starke Strukturen
• Farbkontraste
• deutlich sichtbares
• Licht und Schatten
• mache es so sexy wie möglich, der Stift darf Kapriolen schlagen

Der wichtigste Tipp ist: Tue es mit Liebe!

Selbst auf dem kleinstem Raum ist Platz um eine Geschichte zu erzählen. Diese Zeichnung ist winzig, kleiner als ein Handteller, trotzdem ist Platz, so dass man genau die Identität des Ortes erkennen kann. Man kann den Baustil sehen, das Leben am Ort und die Pflasterung. Nimm dir den Raum, den du brauchst um das was du liebst zu zeigen. Habe den Mut dafür Unwichtiges auszulassen. Jedes Fenster ist anders.

Ganz herzliche Grüße Tine

Kunst zwischen Zeit und Zeitlos

Die Zeit hat in der Kunst eine tiefe Bedeutung und absolut gar keine.


tine Klein Straße an der Alhambra in Málaga, Malaga, urban sketch, Skizze

Kunst ermöglicht Zeitsprünge, wenn ich im Museum stehe und einen alten niederländischen Meister betrachte der eine Landschaft gemalt hat, die der in der ich geboren wurde so ähnlich ist und die Kinder in den Pfützen oder auf den Feldern spielen sehe, dann bleibt die Zeit stehen. So bin ich aufgewachsen, plötzlich hat Zeit keine Bedeutung.

Wenn ich auf Bildern aus dem Mittelalter Greise in meinem Alter sehe, dann bin ich dankbar für die Zeit. Heute bin ich eine junge Frau.

Schönheit ist zeitlos ?


Wie immer schwebt die Kunst zwischen den extremen Möglichkeiten. Zwischen völliger Zeitlosigkeit und dem Diktat der Zeit.

Die meisten Zeichner und Maler bevorzugen die Schönheit als ihr Entwurfskonzept, weil sie dies für zeitlos halten. Wir sind Menschen unserer Zeit und so zeitlos ist das gar nicht.

Letztlich zeigen wir ja doch nur was man in unserer Zeit als schön und angesagt empfindet. Wenn ich vor einem arischen Kerl aus Marmor, muskelbepackt und mit grimmiger Miene, stehe, dann finde ich das nicht schön, der macht mir Angst und sagt mir nicht mehr als ein irrer Grieche, der mit Sperr und Lendenschurz brüllend auf Troya zustürmte, und doch ist dies die Kunst unserer Grossväter und das 1000 jährige Reich scheint tausend Jahre her zu sein.

Zeit und Stil


Heute möchte ich euch mal anregen über die Zeit in euren Bildern nachzudenken.

Im eigenen Stil steckt immer ziemlich viel Zeit, denn man hat immer:

Das macht man so der eigenen Generation im Kopf stecken

Mein Grossvater war Bauhaus Architekt und trotzdem hat er mach mal befremdliche Dinge gemalt, zum Beispiel röhrende Hirsche vor einer Alois Trenker Kulisse. Besonders abschreckend finde ich das Menschenbild dieser Zeit.

Mein Großvater war mit einem Bildhauer befreundet, der eine Bronze aus den 40er Jahren hatte:

Ich kommentierte:

Opa! Der Arier ist total K…e, Opa

Also merk Dir, mach nicht jede Mode mit!

Nach dem Austausch der Kraftwörter möchte ich dies mal so stehen lassen, denn besser  kann man es nicht zusammenfassen.

Der Strom der Zeit ist schön


Ich  finde nicht das man Gedankengut aus der Kunst weglassen sollte, dann wird Kunst zwar zeitlos aber auch ausagelos.

Kunst hatte seit jeher die Funktion, dass Menschen ihre Gedanken formulieren, deshalb darf man in Deutschland auch einen Künstlernamen tragen um im Privatleben unerkannt zu bleiben. Dieser Schutz ist in vielen Ländern auch heute noch überlebenswichtig für Künstler, denn Kunst übertragt Gedanken und auch die Revolution.

Heute geht meine Workshopgruppe zum Reichstag in Berlin, ein Gebäude mit reichlich Geschichte. Demokratischer, Revolution, Umsturz, Putsch und Faschismus, die Künstler waren stets dabei.

Wie stellt man solch ein Gebäude da? Ohne Zeit? Wohl kaum!

Bei solchen Gebäuden finde ich es enorm wichtig zu zeigen, wo wir uns im Strom der Zeit befinden….Lachende Jugendliche und Touristen sind ein Statement gegen ein Haus das aussieht wie ein Bollwerk und eine teils heftig antidemokratische Geschichte hat.

>Danke, das ich heute leben darf!

Und das möchte ich in meiner Skizze auch zeigen.

Zeige die Zeit


Überlege Dir, wie du die Zeit zeigen kannst.

Ein paar Tipps, Zeitgeist zeigt sich besonders gut in Autos.  Rundscheinwerfer sind 50er und 60er Jahre, es folgen in den 80ern eckige Scheinwerfer und heute haben sie nicht selten die Form eines Tropfens.

tine Klein , Malaga, Málaga, Mustang, Straße an der Alhambra, Zeit, Zeitlos, urban sketch, Skizze, Watercolor

Genau das ist der Effekt im gezeigten Bild. Das Auto stammt aus den 60ern, ich liebe diesen alten Mustang. Das Haus stammt aus dem Jugendstil. Man kann also den Zeitpunkt der Skizze nicht mehr erkennen, sie schwebt im zeitlosen Raum. Das ist bei Orten ohne geschichtliche Bedeutung völlig in Ordnung. Beim Reichstag wäre es für mich nicht genug.

Autos werde ich vor dem Reichstag nicht finden, damit bleiben die Menschen um die Zeit zu zeigen.

Wenn du deine Menschen zeichnest, achte auf die typische Mode oder das typische Verhalten der Menschen an einem Ort.

Was werde ich wohl finden?

Wahrscheinlich eine Horde Menschen mit Smartphones, ich vermute es werden 1000 Menschen das Gebäude gleichzeitig mit dem Smartphone knipsen.

Leider kann ich euch nicht zeigen, was es ergab. Wir machen die Zeichnung erst heute!

Wie hast du denn den Reichstag gemalt? Zeig uns deine Skizze

Liebe Grüße Tine

Eine Entschuldigung: Ich bin im Sommer auf Reise, ich weiß nie, ob das Internet in den Hotels reicht um die Bilder einzuspielen. Diesmal war es ein Netzausfall in Berlin, ein Bagger der Telekom.

P.S.: Auch für die graphische Reportage ist die Zeit wichtig

 

Farbe ist Erfahrung

Hallo ihr Lieben,

ich habe oft Panik, dass ich all die guten Dinge, die es gibt, einfach nicht schaffe.
Ich habe zum Beispiel in einer Abhandlung über Farbe etwas über eine mittelalterliche Stadt gelesen. Gibt es die noch? Ich google und mir fallen die Augen aus dem Kopf. Weltkulturerbe und das mit Recht, also Skizzenbuch in die Tasche und nix wie hin.


Quedlinburg


Ich bin in in Quedlinburg, hier ist es wunderschön! Eine Stadt voller oranger Häuser, was bei mir akute Verliebtheit in diese 1000 Jahre alte Stadt auslöst. So wunderbar, dass  ich überlege hier nächstes Jahr einen Malkurs anzubieten.

Das Schöne festhalten


Rotiniert fange ich an zu malen und nichts klappt, es liegt an der Hitze. Mein schwarzer Metallkasten wirkt wie ein kleiner indischer Solarkocher, er lässt die Farbe verrauchen.
Bei fast 40 Grad hocke ich im Schatten und habe keine Lust mich zu bewegen, das größte mentale Problem ist der ständige Drang sich das Malwasser über den Kopf zu kippen.

Aquarell vom heißen Blechstein


Herrlich Spontan, ja, aber leider nicht heute, meine Pigmente verhalten sich wie Bleienten bei der Hitze.

Meine Pigmente und ich sind uns einig, Bewegung ist bei der Hitze unmöglich. Das nichts so richtig klappt, hat einen Grund: Pigmente wollen baden!
Pigmente haben sehr unterschiedliche Gewichte, fehlt das Wasser ist das Mischverhalten der einzelnen Farben völlig anders.
Herrlich spontan!

Das A und O sind beim Aquarell die Trockenzeit und Pigmentstärke, deshalb mus ich mich heute so verhalten, als wenn ich die Farben nicht kenne.

Ein bisschen Laborarbeit bei 40 Grad


Mir ist klar, heute muss ich doppelt soviel Wasser nehmen wie sonst, sonst wird das Aquarell zur Wüste.

Ein Farbsetup testen


Hauptfarben des Bilds sind Ultramarin feinst, Bergblau, Lasurorage und indisch Gelb,
ich teste durch wie sie sich untereinnder verhalten.

Weiß ich nicht wie die Farbe trocknet, bin ich Spielball der Farbe

Natürlich könnte ich im Kasten mischen, aber der ist heiß und angerührte Farbe wirkt im Kasten stumpfer als die die erst auf dem Blatt gemischt wird, denn diese Farbe haben die Freiheit sich zu splitten. Dafür muss man sie aber schwimmen lassen.

Auf dem Blatt mischen warum?


Farbe die arbeiten darf sieht anders aus. Falls es Dir nicht klar ist mach den folgenden Test:

Mische  einmal Dunkelblau und Zitronengelb im Kasten, es wird grün…tropfe Zitronengelb in nasses Dunkelblau ohne darin herum zurühren, es passiert folgendes: das schwere Gelb drückt das Blau weg, es entstehen 3 Farben. Ganz wichtig, lass die Farbe selbst arbeiten, auch wenn es schwer fällt, lass die Farbe in Ruhe. Das Papier sollte nicht plan aufliegen.

Oben neben dem Bild siehst du wie ich genau das teste, das ist sonst nicht sichtbar. Ich teste strategisch wie sich die Farbe verhält. Farbe verändert beim Trocknen stark ihren Farbton und auch ihren Tonwert.
Hier seht ihr, wie ich langsam aber sicher Informationen über die Farbe gewinne. Für euch ist das ein Glücksfall, denn diese Dinge habe ich normalerweise einfach im Kopf abgespeichert,

Spontanität ist das gespeicherte Wissen, darüber wie sich Mischungen verhalten und wie sie trocknen.

Für deine wichtigsten Lieblingsfarben solltest die Mischverhalten im Kopf haben,
ich bin neidisch geworden, die Pigmente dürfen schwimmen, das mache ich jetzt auch,
denn nur dieses Wissen unterscheidet Spontanität von einem Umfall.

Bei der Hitze mache ich nun das Gleiche wie die Pigmente, schwimmen gehen1!

 

Liebe grüsse Tine

Der eigene Stil und fremde Einflüsse

Der eigene Stil ist intuitiv


Der eigene Stil ist etwas wundervolles, wenn es gut läuft, dann denkt man darüber gar nicht nach. Man macht es einfach und das Ergebnis ist im besten Falle wunderschön.

Hast du schon mal angefangen über Tanzschritte nachzudenken?

Wenn ja, dann weißt du ja dass man dabei total aus dem Takt kommt und in Sekundenschnelle aussieht wie ein Depp.

So ähnlich geht es mir wenn 100 neue Einflüsse auf mich einprasseln!

In diesem Beitrag bin ich viel dunkler als sonst, weil ich mit einem Freund unterwegs war der gerne nur in Schattentönen malt. Gut, aber nicht meins da, steckt mir zuviel einer fremden Person drin.

Jetzt muss ich mal eine Frage stellen:

Warum will ich eigentlich malen wie ein Anderer?

Die Antwort ist relativ einfach, ich will lernen, ich will immer lernen. Eigentlich ist lernen ja das Spannendste und deshalb mache ich Kunst, weil ich immer wieder hinsehen will!

 

Besonders krass ist mir dies in Porto aufgefallen, hier habe ich mal wieder mit vielen meiner Freunde gezeichnet, die alle selbst einen ganz tollen Stil haben. Das Ergebnis war oft ziemlich verrückt. Meine Freunde sahen aus wie ich und ich ein bisschen wie meine Freunde. Der Stilmix ist lustig und tut auch mal ganz gut um was Neues zu lernen.

Um etwas Neues zu lernen, muss man spielerisch sein und sich öffnen. Allzu oft gerät man dabei ins Grübeln und dabei entsteht dann eine wilde Mischung aus alt und neu, gekonnt oder passiert.

Wilder Stilmix


Es entsteht ein wilder Stilmix der einfach Spaß machen oder eher eine Verwandtschaft mit einem Unfall hat.

Besonders klar wurde mir dies aber erst mal nicht beim Malen, denn das herumgelatschtem mit fremden Einflüssen macht Spass. Dennoch produziere ich während des Symposiums grundsätzlich erst einmal merkwürdige Skizzen.
Klar wurde mir der Zusammenhang als einer der portugiesischen Touristenkähne direkt vor unserem WG Fenster anlegte. Beladen war der Kahn mit lauter Koreanern, die volltrunken aus einer Mischung aus Sake, Vodka und Portwein glückselig den deutschen 50er Jahre Hit „Griechischer Wein“ auf Koreanisch schmetterten.
Betroffen starrten wir von unserem Balkon und brauchten eine traumatische Schrecksekunde bis wir begriffen, warum uns das koreanische Liedgut so bekannt vorkam. Wieso man jetzt gerade „Griechischer Wein“ auf einem portugiesischem Portweinschiff brüllt, war uns nicht auf Anhieb klar.

Grundsätzlich ist jeder Stil erlaubt


Grundsätzlich ist in der Kunst natürlich alles erlaubt, auch besoffene Koreaner die in Portugal die Vodka saufen und „Griechischer Wein“ schmettern, wenn es halt Spass macht, ist es ja prima.

Aber nur Wenigen von uns ist beim Zeichnen klar, das sie beim hemmungslosem Kopieren und Stilrichtungen malen genau das gleiche machen, wie die feucht fröhlichen Koreaner. Es macht Spass, aber mir war schlagartig klar, wir können uns für die wilde Mischung gemeinsam mit den Koreanern für den „Bad Taste“ Kulturpreis nominieren lassen.

Dennoch wild mal die Ideen anderer auszuprobieren macht mir echt Spaß, vergessen wir also mal alle bedenken! Mitschmettern macht Spaß und es geht nicht immer um Kulturpreise.

Mal so wie du selbst !


Das ist klar, aber leichter gesagt als getan, wenn so viele neue auf Einflüsse unterwegs sind.

Dabei stellt sich doch für jeden Einzelnen von uns die Frage, warum will ich eigentlich  ausprobieren den die Anderen machen?

An dem Beispiel der weinseligen Koreaner wird schnell klar, nicht jeder Einfluss macht künstlerisch gesehen Sinn.
Sich zu verweigern macht aber auch keinen Sinn, denn wer sich nicht umguckt lernt auch nichts Neues! Und jetzt sitze ich in der Zwickmühle, wie viele Künstler man will seinen eigenen Stil um jeden Preis schützen, aber sich auch nicht von seinem eigenen Stil fesseln und knebeln lassen.

 

Erst mitmachen, dann verdauen


Als Kunstworkshopleiter liebe ich es mal in die Schülerrolle zu schlüpfen und dabei merke ich immer wieder lernen ist harte Arbeit, denn die eigentliche Arbeit ist das Verdauen der neuen Einflüsse.
Ähnlich wie bei einer Fremdsprache ist es sinnvoll aus den Vokabeln eigene Sätze bauen zu können, anstatt wie in nutzlosen Reiseführern einzelne Sätze auswendig zu lernen.
Oft sind meine Lernerfahrungen nicht auf Anhieb von Erfolg gekrönt, ich stocke, muss inne halten um das Erlernte so zu transformieren, dass es zu mir passt. Ich fühle mich erst einmal wirklich dumm, weil nichts mehr klappt.
Ich sitze zum Beispiel in einem Workshop über Blickführung und stelle fest, dass es in dem Workshop um exakte Linienführung geht.

Sehr, sehr langsame Linienführung!

Kurz gesagt, interessiert mich nicht. Ich fühle mich ähnlich fehl am Platz wie neben meinem koreanischen Vodkaboot. Ich gehe innerlich heftig in Opposition. Wichtig ist in solchen Situationen, dass man trotzdem mitmacht, denn die Erfahrung etwas gegen den eigenen Strich zu tun ist großartig, weil man etwas über sich selbst erfährt. Diese Erkenntnis ist der Nährboden der eigenen Kunst.

Manchmal ist Malen Therapie


Diese 3 Stunden Malunterricht sind also eine sehr billige Therapiesitzung. Ich weiss nun sehr genau, dass Freiheit mein Thema ist. Nicht Strichführung, sondern freie Blickführung sind mein Thema. Wichtig dass man an solchen Punkten nicht anfängt zu meckern, mehr bringt einen voran wenn man gegen Vorschläge entwickelt. Der Workshop ist für mich etwas wie ein Katalysator für meine eigenen Gedanken. Am Ende des Kurses habe ich den Inhalt für mich verdaut, ich will etwas anderes und genau dies fange ich nun an umzusetzen.….also Thema verdaut und Nährstoffe draus gesogen, auch wenn es schwer fiel. Danke an den Lehrer, dass er mir seine Gedanken gezeigt hat, es hat mir geholfen meine zu entwickeln.

 

Viele würden denken: „Blöder Workshop“, das ist aber nicht so, jeder Same keimt in jedem Boden. Zu wissen was ich nicht will, schiebt mich oft schneller voran als schon vorgefertigtes Wissen.

Opposition gegen Schönheit?


Schwieriger finde ich es Opposition zu entwickeln, wenn ich Dinge sehr mag. Meine klassische Malausbildung führt dazu, dass ich alte Meister bewundere.Ich liebe diese Ruhe und klassische Schönheit. Wenn ich nun mit Freunden male, die klassischer sind als ich, dann bin ich immer wieder versucht ein bisschen den alten Meister raushängen zu lassen.

Tine Klein , Porto, uskporto2018, Stil, oporto,Brücke

Hier male ich erst mal wie Schneewittchen. Das Bild ist am Anfang so brav, dass ich richtig Anlauf nehmen muss um es noch etwas wilder zu machen. Erst dann wurde es meins.

Ich finde es gefährlich, wenn die Technik mit mir reiten geht. Ich will reiten, ich will mich aber nicht von der Technik reiten lassen. Die Bilder gleiten ins Kunsthandwerk ab, weil ich die klassischen Maltechniken einfach wie am Fließband abspule. Wenn es ein bisschen wilder wird, dann macht es mir erst Spass.

Was ist denn deine Sprache?


Passt du auf, dass dir Niemand anderes eine Frisur verpasst die dich unkenntlich macht?
Hier ist es ein bisschen schwierig zu entscheiden, wie man wirklich ist und wo man hin will, denn bekanntlich will jede Frau mit Locken glatte Haare und so ist es auch in der Kunst.

Ich brauche Farbe und ein Augenzwinkern, dann ist es meins:

Tine Klein , Porto, uskporto2018, Stil, oporto,Tram,

Jetzt wird der ein oder andere sagen: “ Merke ich gar nicht, dass du da kämpfst, ist doch alles Deins!“
Generell ist es in der Kunst, wie bei den Koreanern auf dem Partyboot, sinnvoll ist nur so viel zu saufen, dass man sich noch an den eigenen Namen erinnert.Oder im Workshop nur das zu picken was für Dich gut ist. Nächste Woche geht es weiter im eigenen Stil.

Liebe Grüsse ins Wochenende,
Tine

Mehr zur großen Kunst der Skizzenbücher gibt es hier:

Reiseskizzen mit Turner

 

https://blog-herz-der-kunst.ch/reiseskizzem-mit-w-turner/

Schwertpinsel optimal für spontan Aquarell

Spontan Aquarell


Porto, Oporto, Turm, Stadt,Regen über Porto spontan Aquarell mit Schwertpinsel von Tine Klein

Viele Menschen glauben, dass Skizzieren das gleiche ist, wie eine schnelle Zeichnung, für mich ist es das Spontan-Aquarell.

Skizze: Eine mit groben Strichen hingeworfene Zeichnung, die sich auf das Wesentliche beschränkt oder ein stichwortartiger Entwurf ist.

Jedoch hat sich die Skizze zu einer ganzen Kunstrichtung gemausert. Die Skizze hat etwas  was vollkommen zauberhaft ist, die Skizze ist spontan und kann deshalb festhalten, was man mit langsameren oder komplizierteren Methoden nicht könnte.

Die Skizze fängt den perfekten Moment ein


Bei Skizze denke ich nicht an einen Bleistift, bei Skizze denke ich an den perfekten Moment und einen tollen Monet.

Bei mir selbst denke ich an das spontane Aquarell.Das spontane Aquarell gehört zu den Dingen, die mir am meisten Spaß machen. Der Moment des zauberhaften Lichts, der flüchtigen Bewegung, des Blickes oder der Eingebung.Wir wissen schon seit langem wie zauberhaft der Moment ist, auch ich bin ein Impressionist.

Der perfekte Moment ist mehr als nur eine dahin gekritzelte Zeichnung


Wenn ich an den perfekten Moment denke, dann fallen mir solche Bilder ein, wie das Mohnfeld von Monet. Zugegeben hoffnungslos altmodisch.

Aber wenn man sich diese Bilder mal ganz genau ansieht dann sind diese Bilder ganz anders als auf den schlechten Drucken in irgendwelchen Möbelhäusern. Wenn man das Bild von Monet im Original sieht, dann sieht man, dass es draußen gemalt wurde. Man kann sehen wie der warme Wind mit sanften Fingern nach dem Gras greift und sich die Samenkapseln über der Wiese wegen. Es entwickelt sich eine Art Sog, die einen in das Bild zieht, man kann den warmen Wind ganz genau sehen, wenn das kein Zauber ist, dann weiß ich auch nicht. Es ist eben der perfekte Moment, so etwas will ich auch können, auf meine Art!

In den Moment eintauchen


Das schnellste Medium neben dem Stift ist sicherlich das Aquarell. Für mich ist das Spontan-Aquarell der Inbegriff der frischen Skizze, für diese schnelle Spontanität braucht man auch bestimmtes Material. Tatsächlich haben wir heute die Mittel um wirklich impressionistisch zu arbeiten.

Die Technik, Spontan-Aquarell:


Die Technik beim spontanen Aquarell ist spontan, prinzipiell ist erst mal alles erlaubt. Damit man einen kleinen Moment festhalten kann, ist es gut, wenn man beim malen auf Geschwindigkeit kommt. Die Vorzeichnung beschränkt sich auf ein Minimum, weil man keine langen Trocknungszeiten möchte, man arbeitet in der Regel nass auf trocken, dabei muss es zügig gehen, damit keine Ränder entstehen. Im Grunde malt man das gesamte Bild an einem Stück und wenn man die Farbe wechselt, darf die angrenzende Farbe noch nicht trocken sein.

Im Grunde erfolgt der Farbauftrag als wäre es eine Linie, das ganze Bild hängt an einem Stück.

 

Kunst kommt von Können


Diese Technik muss man tatsächlich mehrmals üben bevor sie klappt. Sobald diese Technik aber beherrscht wird, erlaubt sie einem Aquarelle, für die man sonst eine oder anderthalb Stunden benötigen würde, innerhalb kürzester Zeit zu bewältigen.

Hier musste ich richtig Gas geben, denn ein Gewitter zog übers Moor und ich befürchtete innerhalb von wenigen Sekunden prasselt eine Starkregen auf mich herab, doch das Einzige was passierte war, dass die dunklen lila Wolken mein Papier über das Moor fegten. Tine Klein spontan Aquarell, Neu Helgoland in Worpswede, Fluss, Moor, Haus,Baum

Tine Klein Spontan-Aquarell: Neu Helgoland in Worpswede

Arbeiten ohne nachzudenken


Es geht bei dieser Malerei nicht um Hetze, denn wird die Technik erst einmal beherrscht, kann man sie völlig automatisch aufs Papier bringen. Diese entspannte Automatik erzeugt die Geschwindigkeit. Dafür braucht der Maler allerdings ein bisschen Mut zum Risiko, denn der Mischvorgang erfolgt nicht mehr sicher im Farbkasten, sondern direkt auf dem Papier. Wenn ich so male, dann verlange ich von einem Pinsel, dass er alle Kapriolen die ich gerade vorhabe mitmacht.

Das spontane Aquarell ist also die Technik für die Faszination der Sekunde.

Deshalb möchte ich, das dieser Pinsel am besten alles kann, er soll klotzen und kleckern! Ganz dick und ganz filigran malen.

Bei diesen Ansprüchen ist euch sicherlich klar, dass sich nicht mit den üblichen Wassertankpinseln im Skizzenbuch male.

Oben im Bild seht ihr mit welchen Pinseln ich male, ich benutze sehr oft Schwert- Pinsel, denn diese Pinsel können genau das, was ich beschrieben habe: Klotzen und Kleckern.

 

 

Man muss es ein paar Mal üben!


Dennoch die Mühe lohnt sich, denn dann kann man sozusagen ein ganzes Aquarell an einem Pinselstrich malen.
Ich bevorzuge für diese Technik ebenfalls eine Pinselart für die man auch etwas Fingerspitzengespür braucht.

Der Schwertpinsel


Der Schwertpinsel ist der optimale  Reise-Pinsel

Durch die asymmetrische Form das Schwertpinsels, ersetzt er gleichzeitig mehrere Pinsel. Die breite Seite des Schwertpinsels eignet sich optimal um großflächige Waschungen zu machen. Arbeitet man dann mit der Schmalseite des Pinsel, kann man den Pinsel in zwei Richtungen bewegen, bewegt man ihn mit der spitzen Seite von sich weg wird der Schwerpinsel zum Schlepper und man kann mit ihm sehr, sehr feine Strukturen zeichnen, andersherum hat der Pinsel eine mittlere Strichstärke.
Zusammenfassend kann man sagen dass der Schwertpinsel dem Maler optimale Voraussetzungen gibt um schnell alles was er will und sieht aufs Papier zu bringen.
Man kann enorme Mengen Wasser und Farbe auf einem Bild gleichmäßig verteilen und mit dem selben Pinsel unglaublich feine Strukturen malen.
Der Schwertpinsel kann beim Skizzieren den Stift problemlos ersetzen.

Am Anfang ist der Schwertpinsel genauso wie das Spontan-Aquarell sehr gewöhnungsbedürftig.

Es braucht eine Weile bis man verinnerlicht hat, dass der Pinsel je nach Bewegungsrichtung eine völlig andere Strichstärke hat. Ist einem jedoch das Bewegungsmuster ins Blut übergegangen, dann kann man in unglaublicher Geschwindigkeit höchst unterschiedliche Strukturen erzeugen und das mit ein und demselben Pinsel. Schaut einmal in alle Bildbeispiele ihr werdet dort jeweils sehr große flächige Elemente finden und sehr kleine Strukturen.

Porto, Oporto, Turm, Stadt,Regen über Porto spontan Aquarell mit Schwertpinsel von Tine Klein

Regen über Porto: Spontan-Aquarell mit Schwertpinsel von Tine Klein

Ich glaube in diesem Bild wird ganz deutlich, was ein Schwertpinsel wirklich kann, er ist ein Pinsel für Waschungen kann aber gleichzeitig die chaotischen Strukturen einer Stadt einfangen.

Der Schwertpinsel ist der Pinsel für Maler die auch Zeichner sind

Das obige Bild ist nur mit einem Pinsel gemalt. Der Schwertpinsel vereint also alles was man sonst nur mit mehreren Pinseln oder dem Stift erzeugen kann. Die Sanftheit der Waschung und das gerade sSrenge eines Linierers.

Materialtipp:


Ich besitze selber drei Schwertpinsel, ich wechsele die Größe je nach Papierformat.

Ich arbeite sehr gerne in sehr großen Skizzenbüchern, deshalb bevorzuge ich den Schwertpinsel von Da Vinci Größe 14.

In normal großen Skizzenbüchern arbeite ich mit dem Da Vinci Größe 10, und für meine Handtaschenformate habe ich den wundervollen Taschen-Schwert-Pinsel von Rosemaries.

Anders als bei anderen Pinseln rate ich beim Schwertpinsel nicht dazu ihn in übergroß zu kaufen. Wer noch etwas ungeübt ist, sollte mit diesem Pinsel in einer etwas kleineren Größe beginnen, denn die Handhabung braucht etwas Übung.

Beim Schwerpinsel kommt es auf die Spitze an, funktioniert diese nicht, ist der Pinsel witzlos, deshalb rate ich hier zur guten Qualität zu greifen.

Liebe Grüße

Tine

In den folgenden 14 Tagen bin ich auf Malreise und deshalb wird es nur kurze spontane Beiträge im Blog geben. Ich werde euch die Anwendung des spontane Aquarell und die Handhabung des Pinsel live aus Porto zeigen. Es sei denn, ich sitze im Funkloch.
Ich bin schon total aufgeregt, am liebsten würde ich all meinen Malmaterial mit nach Porto nehmen, blöderweise passen nur 20 Kilo in den Koffer. Deshalb muss ich wohl frische Unterhosen in meine Jackentaschen stopfen, der Koffer ist ja voll mit mal Material.
Liebe Grüße Tine

Wie man einen Schwertpinsel benutzen kann:

Skizzieren mit Renato Palmuti

Skizzieren mit Renato Palmuti


Hallo Ihr Lieben ich wollte immer schon mal diesen Satz sagen:

Ladies and Gents, I am very happy and  proudly present Mr. Renato Palmuti!

Das ist Renato und wenn ich schon mal zusammenfassen darf, malen mit Renato Palmuti macht Spaß.

Thx to Renato Palmuti, Sketcher, Painter, Watercolor

Das Schönste am Urban Sketching sind die wunderbaren Freundschaften, die sich rund um den Planeten bilden. Kunst verbindet und in den Zeiten von Wirtschaftskriegen ist es herrlich, dass sich mal ein paar Menschen nicht den Kopf einschlagen wollen.

Heute möchte ich euch jemanden vorstellen mit dem ich sehr gerne lache und male. Obwohl uns die halbe Welt trennt, haben wir Vergnügen an den gleichen Dingen, draußen sitzen, schöne Bilder malen und die Schönheit der Welt genießen.

Thx to Renato Palmuti, Sketcher, Painter, Watercolor , Haus mit Fliesen

Renato kann all das Malen, was ich nicht kann,  denn er entwickelt seine Ausdrucksstärke über Ruhe und Geduld und das bewundere ich sehr.

Renato Palmuti ist ein super Maler und ein enorm guter Lehrer. Auf dem nächsten Urban Sketchers Symposium wird er wieder Workshops leiten, seine Bilder sind getragen von Ruhe und Zufriedenheit, gerade das macht für mich die Attraktivität seiner Bilder aus, denn meine eigenen zeigen immer die Aufregung darüber, dass ich etwas so Schönes gefunden habe. Der Witz daran ist, dass eine Schweizerin aus dem rühigsten Land der Welt die Ruhe eines Brasilianers genießt, während der Brasilianer die lärmende Fröhlichkeit einer Deutsch-Schweizerin genießt.

Urban Sketching verbindet


Renato kommt aus Brasilien und ich finde es ziemlich verrückt, dass man in Brasilien Künstler ist, denn das ist schon in der Schweiz ziemlich schwer, aber Renato Palmuti ist Künstler mit Herz und Seele und deshalb ist er erfolgreich.

Renato malt gerne  draußen, doch seine Bilder sehen meistens aus wie Studioarbeiten, unglaublich perfekt, deshalb ist es sehr witzig, wenn Renato und ich auf dem gleichen Bordstein hocken, denn unterschiedlicher könnten zwei Skizzen nicht sein!

Künstler haben irgendwie alle die gleiche Biografie


Renato kommt aus Sao Paulo in Brasilien, seine Familie ist kulturell interessiert, sein Vater ist Buchhändler und beide Eltern arbeiten zuhause gerne kreativ. Deshalb verbindet Renato und mich:

Wir beide haben das Malen schon zu Hause am Küchentisch gelernt.

Renato hat den klassischen Werdegang eines Künstlers, man tastet sich langsam ran an den Beruf Künstler. Eigentlich wissen wir ja schon am Küchentisch, wenn unsere Beine noch gar nicht den Fußboden erreichen können, dass wir Künstler werden wollen.

Doch Kunst gilt immer noch nicht als vollwertiger Beruf, deshalb suchen wir uns alle einen Beruf mit dem man Geld verdienen kann und trotzdem noch ein bisschen kreativ ist.

Genauso war es auch bei Renato. Er ist in die Werbung gegangen, dann hat er jahrelang erfolgreich als Illustrator und  als Artdirektor gearbeitet. So ist er dann langsam immer weiter in die Kunst gedriftet.

Wie viele von uns, keiner traut sich sofort Künstler zu werden.

In kreativen Berufen muss mann alles machen, was gerade verlangt wird, Kartons Hyperrealismus, 3-D, Vektorbilder und alles mögliche. Renato kann das alles und heute kommt ihm das als Aquarellehrer sehr zugute.

Er hat den Blick eines Filmemachers.

Renato erging es wie vielen von uns, er sehnte sich danach seine eigene Kunst machen zu können. Eine Zeit lang war in den kreativen Berufen nur noch Digitales modern. Auch ich habe darunter gelitten, in der Städteplanung durfte man nur noch mit dem Computer zeichnen. Bei Renato wurde die komplette Arbeitswelt von der digitalen Technik bestimmt. Gleichzeitig fanden wir einen Ausweg, während alle anderen nur noch mit automatischen Zeichensystem arbeiteten, begannen wir trotzig mit Aquarell, Kreide und Stift zu experimentieren. Ich möchte wetten, dass es vielen genauso ging. Richtig frei konnte Renato erst seinen eigenen Interessen nachgehen, als er sein Atelier eröffnete:

Nicht in die Glotze starren- Lebendiges Malen ist spannender!


All diese Menschen haben sich im Urban Sketchen gesammelt, wir wollen nicht nur ein bisschen kreativ sein, sondern wir wollen die Welt sehen.

Der Zeichenstift und das Aquarell trieben uns dann weg vom Computer, raus in die freie Natur und auf die Straße rein ins echte Leben.

Dabei haben Renato und ich uns kennengelernt, wir haben an derselben Straßenecke gehockt, weil das Motiv so gut war und haben gemeinsam gemalt.

Schaut mal in seine Bilder, ich finde man sieht sehr genau das Renato gefunden hat, was er gerne tut.

Thx to Renato Palmuti, Sketcher, Painter, Watercolor , Aktzeichnen

Richtig toll finde ich Renatos Aktzeichnungen, die haben einen  enormen Witz.

Renato Palmuti Figure drawing, Aktzeichnung, Frau im Glas

 

Wie arbeitet Renato?


Renato arbeitet gerne klassisch, er macht zum Beispiel Lichtstudien.

Thx to Renato Palmuti, Sketcher, Painter, Watercolor , Lichtstudie Aquarell, Atelier Herz der Kunst,

Was dafür sorgt, das in seinen Aquarellskizzen immer alles genau passt:

Thx to Renato Palmuti, Sketcher, Painter, Watercolor , Lichtstudie Aquarell, Atelier Herz der Kunst,

Unter seinen Bildern liegt meist ein ganz klares Farbkonzept, oft benutzt er nur drei Farben, im Vergleich dazu tobe ich wie Godzilla durch den Farbkasten.

Thx to Renato Palmuti, Sketcher, Painter, Watercolor , Lichtstudie Aquarell, Atelier Herz der Kunst,

Renato findet immer ein ganz klares Konzept dafür, was er gerade tun will. Ich denke, das ist als eigentliche Mittel zum Erfolg. Jeder Zeichner und Maler muss genau wissen, was er liebt und ein Mittel finden dies zu zeigen.

Thx to Renato Palmuti, Sketcher, Painter, Watercolor , Lichtstudie Aquarell, Atelier Herz der Kunst,

Renatos Bilder sind so ruhig, weil er die Kunst des Weglassens beherrscht.

Renatos Material


Er liebt gute Kolinsky Pinsel, wenn ich mich nicht verguckt habe, sind seine Pinsel von der Marke Escoda. Er arbeitet aber auch gerne mit den chinesischen Wolfshaarpinseln. Wolfshaar-Pinsel sind sehr beliebt bei klassischen Aquarellisten. Viele von euch haben bestimmt noch nie etwas von Wolfshaar Pinseln gehört, das sind meistens chinesische Kalligraphie Pinsel. Sie nehmen sehr viel Wasser auf, aber gleichzeitig ist der Pinselstrich ein wenig störrisch und wenn man sie auf die Seite legt, können sie sehr stark gebrochene Linien erzeugen, was einen sehr schönen Effekt hat.

Unten findet ihr ein Video, wo man Renato mit einem Wolfshaar Pinsel arbeiten sieht.

Das könnt ihr gut am Sand des Strandes sehen oder beim Licht des Wassers.

Thx to Renato Palmuti, Sketcher, Painter, Watercolor , Aquarell, Atelier Herz der Kunst,: Himmel, im Freien und Wasser

Renato mag klassisches Aquarellpapier, seine Favoriten sind Saunders Waterford und Hahnemühle Cezanne.

14 Tage noch und dann wird es wieder so eine Skizze geben, dann sitzt Renato auf dem Flughafen und wartet auf seine Maschine nach Porto. Renato kann dann solche unglaublichen Skizzen realisieren, weil er die Kunst des Weglassens beherrscht.

Thx to Renato Palmuti, Sketcher, Painter, Watercolor , Lichtstudie Aquarell, Atelier Herz der Kunst,

 

Ich wünsche euch ein ganz wundervolles Wochenende, viel Spaß beim Malen und an diesem Beitrag kann man sehen, dass man auch ganz wundervolle Aquarelle in kürzester Zeit auf der Straße erzeugen kann.

Viel Spass wir sehen uns in Porto!

Liebe Grüße

Tine

Thanks to Mr. Renato Palmuti….see you soon!

http://renatopalmuti.com

https://www.facebook.com/renato.palmuti

Graphic Novel – Grafische Reportage


Graphic Novel – Die Geschichte und das Bild


Am Sonntag bin ich im Gnadenthal und werde mit 20 Zeichnern eine graphische Reportage anfertigen. Wenn die graphische Reportage zum Buch wird oder eine ganze Geschichte erzählt, dann nennt man sie Graphic Novel.

Sequenz von Bildern, die ein Gefühl oder einen Ort vermitteln.

Das Prinzip der grafischen Novelle ist uns allen aus dem Comic bekannt. Comics kennt man ja noch aus der Jugend. Meine Mutter war immer höchst erzürnt, wenn Sie uns mit einer Mickymaus fand und dann donnerte sie:

“Lies lieber ein richtiges Buch!“


Grafic Novel mehr als ein Comis


Obwohl ich aus einer kulturellen Familie stamme in der uns auch die römischen oder griechischen Sagen vorgelesen wurden, habe ich sehr viel durch die Graphic Novel in der Mickymaus gelernt. Marco Polo und seine gesamte spannende Reise sind mir zuerst in einer Micky Maus begegnet.
Die grafische Reportage oder Graphic Novel hat also eine lange Tradition, doch im deutschsprachigen Raum wird sie jedoch ein wenig kümmerlich behandelt, denn in Zeitungen wird die grafische Reportage seit Jahrzehnten immer nur für den Witz des Tages eingesetzt und Comics sind für Kinder da.

Graphic Novel ist mehr als eine seichte Geschichte

Dabei kann man selbst mit kleinen Zeichnungen die Identität eines Ortes viel besser zeigen als nur mit ein paar Worten. Heute möchte ich euch die großartige Kunst eines Bekannten zeigen. Toni Santiago zeichnet mit wenigen Strichen seine Heimat. Seine Heimat ist wundervoll, Barcelona ist eine großartige Stadt, dennoch zeichnet Toni nicht das Bombastische sondern das Alltägliche, das Leben der Menschen. In seinen grafischen Reportagen findet man Kaffeetassen genauso wie Müllfahrzeuge, den Nachbarn und die Wäsche auf der Leine, gerade das macht es lebendig.

Toni Santiago,Anthonio Santiago Barcelona

This wonderful reportages are made by Toni Santiago http://tonisantiago.com

Im deutschsprachigen Raum haben viele Künstler und Journalisten noch überhaupt nicht begriffen, welch tiefes Potenzial in dieser Darstellungsform liegt.
Anders als ein Foto kann die grafische Novelle ganz weit greifen, sie kann Fiktion und Non Fiktion, Geschichte, Gegenwart und Fantasie sowie alles dazwischen sichtbar machen.
Das ist so viel mehr als nur eine Kindergeschichte.
Kulturell wird die Graphic Novel in unterschiedlichen Kulturen völlig anders genutzt. Weltweit merkt man die Macht dieser Geschichten, weil viele der Comics mittlerweile zu unseren modernen Märchen geworden sind. In der westlichen Welt gibt es wohl keinen mehr, der nicht die Marvel Universe (Thor, Avenger, Iron Man, …)  kennt.

Würde man eine Umfrage starten, so wäre Supermann wahrscheinlich deutlich bekannter als die deutsche Bundeskanzlerin oder der amerikanische Präsident.

Dieser Fakt macht ja wohl eindeutig klar, welche Macht Graphic Novel´s entwickeln können.
Tatsächlich ist dies aber nur ein kleiner Teil der Evolution des Comics, andere Kulturen haben sehr schnell begriffen, dass man über diese grafischen Reportagen viel besser Gefühle übertragen kann als mit Fotos.

Der entscheidende Unterschied zwischen einem Foto und einem gemalten Bild ist, das der Zeichner das Bild ganz deutlich aus seiner eigenen Perspektive zeigt.

Man wirft also den neutralen Standpunkt über Bord zu Gunsten einer sehr persönlichen Sicht.

Toni Santiago zeigt und dokumentiert schlicht seine Heimat:

Made by Toni Santiago

Wer schon mal in Barcelona war findet diese Zeichnungen köstlich, weil sie so unglaublich lebensecht sind.


Die stärke der Novel ist das Gefühl


Die Japaner zum Beispiel haben die Mangas dafür entdeckt viel schweinischere Fantasien auszuleben, fotografiert würden solche Fantasien sehr schnell abgrundtief würdelos.
Was die Japaner begriffen haben, ist das man durch den subjektiven Standpunkt Fantasie völlig grenzenlos ausleben kann ohne jemand anders zu schädigen.

Der Kern der grafischen Reportage ist und bleibt die ganz persönliche Sicht der Dinge.

Denn anders als im deutschsprachigen Raum, wo das Comic immer noch belächelt wird, hat man begriffen, dass man über grafische Reportagen persönliche Gefühle viel besser übertragen kann als durch neutrale oder reale Fotos.


Doch nur Märchen erzählen?


Doch die Graphic Novel hat sich insofern verändert, dass sie heute nicht mehr nur Märchen erzählt.

Die Bildergeschichte ist erwachsen geworden, den die Graphic Novel kann einfach alles erzählen.

Diese Geschichten sind nicht auf Fotos angewiesen, sie können alle Ebenen miteinander verbinden und auch Gedanken erzählen.
Gerade für richtig schwierige Themen ist dies unsagbar wichtig, Themen, die man sonst überhaupt nicht mit Bildern beschreiben kann oder die über die nicht gesprochen wird. Sei es in der Sexualität, sei es über Gewalt oder über traumatisierte Erfahrungen wie Kriminalität. Durch die grafische Reportage kann man ganz subjektive Standpunkte zeigen, man kann zeigen wie sich ein Opfer fühlt, man kann zeigen was einen Täter getrieben hat.

Gerade das Subjektive macht es möglich ganz neue und ganz andere Bilder zu erzeugen. Man findet nun immer mehr grafische Reportagen mit ernsthaften Inhalt und auch Klassiker der Weltliteratur, die als grafische Reportage umgesetzt werden. So wird das Kopfkino nicht nur durch das Wort angeregt, sondern auch durch das Bild.


Die Graphic Novel ist gutes und böses Kopf- Kino


Wer hätte sich denn schon vorstellen können, dass man in einem Comic über den Krieg berichtet?
Ich möchte euch nun mal an zwei Beispielen zeigen, wie ich über meine dunklen Gefühle mit Zeichnungen berichte. Vor ca. 15 Jahren ist ein Freund von mir, der Entwicklungshelfer, war mit einem Jeep über eine Tellermine gefahren. Meine Gefühle dazu habe ich unter dem Thema „Es ist angerichtet“ gezeichnet:

Tine Klein graphische Reportage zur Tellermine es ist angerichtet

Tine Klein „Es ist angerichtet!“

Teller und Tellerminen: Der Fakt das Kriege ausbrechen, weil Menschen nichts zum Essen haben machte mich total fertig, insbesondere deshalb, weil man den Luxus in dem man lebt nicht schätzt. Meine Gedanken habe ich durch das Bild Teller und Tellermine zum Ausdruck gebracht:

Tine Klein „Es ist angerichtet“

Graphische Zeichnungen sind sehr gut dazu geeignet selbst härteste Gefühle auszudrücken.

Mich machte der Fakt fertig das eine Tellermine weniger kostet als meine Pfanne!

Dazu findet ihr einen Link am Ende des Artikels. Es gibt einen Amerikaner Joe Sacco der seine Reportagen zeichnet. Diese Geschichten sind unglaublich eindringlich, weil sie Krieg aus einer ganz anderen Perspektive zeigen können als ein Foto.


Als Künstler von der grafischen Reportage lernen


Man muss nicht gleich in den Gazastreifen gehen um eine gute grafische Reportage zu zeichnen.

Eine Graphic Novel, also die Geschichte zeichnen zu wollen sorgt dafür, dass man sich ganz anders mit einem Ort auseinandersetzt.

 

….Das macht die Bilder meistens sehr viel wertvoller weil man etwas mitteilen will.


Das Ausdrucksvermögen schärfen


Zeichner, ob Anfänger oder Fortgeschrittene, sollten auf jeden Fall immer mal wieder spielerisch grafische Reportagen oder Graphic Novel zeichnen.
Der Grund dafür ist, dass diese Art des Zeichens das Ausdrucksvermögen unglaublich schärft. Die künstlerische Aussagekraft des Zeichners wird enorm gesteigert, weil er zielgerichtet sieht.

Der Zeichner beginnt Geschichten zu erzählen und begreift die Beziehungen der einzelnen Motive zueinander.

Diese intensive Beschäftigung führt dazu, dass der Zeichner das Motiv besser begreift und dadurch ein stärkeres Kunstwerk abliefert.

Grundsätzlich sieht die Arbeit in einer grafischen Reportage oder Grafik Novell genauso aus wie die Arbeit jedes Journalisten oder Künstlers. Man interessiert sich für ein Thema und entscheidet sich dann dafür einen bestimmten Aspekt oder ein bestimmtes Gefühl ganz deutlich herauszustellen.

Dabei kommt es wie in vielen Bildern weniger auf die Brillanz der Bildsprache an sondern einfach darum, das wann zeigt was man zu erlebten fühlt.


Die inneren Beziehungen sind das Wichtige


Bei der Graphic Novel oder grafischen Reportage geht es um Zusammenhänge und Beziehungen, dies prägt auch die Darstellungsform.

Zwischen den einzelnen Zeichnungen oder Bildern muss ganz deutliche Zusammenhänge geben. Die Bilder stärken sich untereinander.


Deshalb ist es wichtig eine Aufteilung für das Blatt zu finden in dem dieser Zusammenhang erzählerisch werden kann, dieser Fakt ist ja aus Comics weithin gehend bekannt. In Europa schreiben wir von links nach rechts.

Will man einen bestimmten Ablauf der Ereignisse zeigen, sollte man sich an die Lesegewohnheiten der Betrachter halten.

Geht es eher um die Stimmung eines Ortes so eignen sich auch Zeichen – Collagen.
Eine ziemlich einfache Methode um Ordnung und Harmonie auf dem Blatt zu erzeugen ist Klebeband. Denn Klebeband gibt den einzelnen Bildern untereinander immer wieder den gleichen Abstand und gibt damit auf ziemlich einfache Art und Weise einen Ordnungsrahmen.

Tipp: wer im Skizzenbuch arbeitet, hat für seine Bildergeschichten nicht unendlich viel Platz, deshalb sollte man stets auch nach schmalen Klebeband Ausschau halten.


Farbkomposition:


Für die Farbkomposition gilt das gleiche wie für die räumliche Aufteilung des Blattes, die Farbkomposition muss den Zusammenhang der einzelnen Bilder in der Geschichte stützen.
Wenn man an einer Geschichte arbeitet, ist es etwas anderes als wenn man an einem einzelnen Kunstwerk arbeitet. Wenn man ein Graphic Novel oder eine grafische Reportage erstellt, ist es sehr sinnvoll immer wieder in der gleichen Form und Farbensprache zu arbeiten. Das sieht man hier super bei Toni Santiago:

Toni Santiago Graphic Novel

 

Gemeinsamkeit ist Sinnvoll, denn jeder einzelne Skizze zum Thema ist ja Teil eines Gesamtkunstwerkes.

Wenn ihr nun zeichnet oder malt ist es ganz extrem wichtig sich ein wenig zu reduzieren. Wenn ihr nun zum Beispiel immer wieder mit den gleichen Stiften arbeitet oder mit den gleichen Farben, dann bekommt jeder der einzelnen Zeichnungen einen Zusammenhalt mit den anderen Grafiken und Darstellung.

Tipp: Zu beginn eine Design-Richtlinie festlegen

Eine andere Möglichkeit ist die Aufteilung in Großformat für wichtige Darstellungen, die dann auch gerne bunt sein dürfen und im Gegenzug für die kleinen oder nicht so wichtigen Darstellungen einfaches Material zu benutzen, wenn man sich nun auch schwarz-weiß beschränkt und ab und zu eine großformatige Skizze in Farbe hat, bewirkt dies den gleichen Zusammenhang.

Ein tolles Wochenende und hier ein paar super Links zu  wundervollen gezeichneten Geschichten:

http://tonisantiago.com

 

http://www.comicradioshow.com/Article3245.html

https://de.wikipedia.org/wiki/Graphic_Novel
https://www.youtube.com/watch?v=uQsoTeA42Og

Bildentwurf das Auge lenken Teil 1

Blick zum Zürichsee Männedorf Tine Klein

Heute möchte ich euch mal einen kleinen schnellen Tipp für den Bildentwurf geben, es geht darum den Blick zu leiten.

Viele Mallehrer behandeln den Bildentwurf  oft sehr langweilig. Das Einzige was Schüler zu sehen bekommen, ist in der Regel der goldene Schnitt.

Der goldene Schnitt bewirkt Wunder, Bilder sehen gleich viel besser aus. Viele andere Harmonieregeln sind deutlich schwerer anzuwenden und haben beim Zeichnen und Malen nicht oft sofort Erfolg, aber wenn man sie erklärt, sind diese Entwurfsregeln für die Aussage von Bildern Gold wert.


Vive la tristesse!


Oft achtet man beim Motiv nur auf die Landschaft oder die Gebäude, alles dazwischen wird irgendwie zu Einöde. Straßen verwandeln sich in leere Landebahnen, Wiesen in leere grüne Flächen, dabei läuft man Gefahr, dass die Bilder immer wieder stereotyp werden.

Der Betrachter fühlt sich in solchen leeren Landschaften ein wenig verloren und das macht selbst großartig gemalte Bilder ein wenig kühl.

Man sieht ein Haus oder einen Baum, aber es ist so schwer eine Beziehung dazu aufzubauen.

Deshalb empfehle ich so oft wie möglich Lebendiges zu zeichnen. Wann immer man draußen sitzt und zeichnet, dann wird klar anscheinend bekommen nur Urban Sketcher und Hundebesitzer frische Luft, deshalb findet man in vielen meiner Bilder Hunde.

Die fleißigen Gassi-Gänger findet man überall verstreut in meinem Skizzenbuch. Zu meiner Schande muss ich gestehen, dass ich Lebendiges auf Vorrat male. Ich zeichne die Hunde oder Herrchen zuerst, denn das garantiert mir, dass ich mein Bild später nicht damit verderbe.


Es viele Methoden um den Bildentwurf zu beeinflussen


Schon oft habe ich mit euch darüber gesprochen, wie sinnvoll es ist Lebendiges in die Bilder einzubringen. Es ist wirklich simpel:

Lebendiges macht Bilder lebendig!

Die schon gemalten Menschen oder Tiere, sind für den Bildentwurf Gold wert, weil sie ein wenig Herzenswärme bringen, aber das ist bei weitem nicht alles, mit Lebendigem kann man den Blick des Betrachters in ein Bild hinein leiten.

Der Blick folgt Lebendigem viel leichter als tote Materie. Man schaut Menschen oder Lebendigem einfach hinterher.

Auch Augen sind etwas magisches, wenn einem etwas aus einem Bild anschaut, dann schaut man sofort dorthin.


Den Blick leiten


Dabei ist mir der folgende Effekt aufgefallen, ein Bild verändert sich völlig, wenn es Figuren im Vordergrund gibt. Achtet beim Betrachten bitte mal ganz genau wohin und wie Eure Augen wandern.

Tutorial das Auge leiten Aquarell von Tine Klein für Aquarell, Skizzenbuch,

Und? Fällt euch etwas auf? Man betrachtet das Bild anders.

Beim ersten Bild flitzt das Auge direkt dorthin wo das Motiv  und die stärksten Farbkontraste sind. Unser Gehirn hält sich nicht mit Unwichtigem auf und so ist es Bild zwar hübsch, aber das Auge hat relativ wenig Verweilzeit auf es.

Tatsächlich wandert das Auge beim zweiten Bild über das Blatt, während sich der Blick beim ersten Bild kurz irgendwo bei dem großen weißen Haus festsaugt.

Kurz gesagt, der Blick wird durch den Hund deutlich gelenkt

Halten wir mal kurz fest was passiert:

  • Das erste Bild ist viel ruhiger, es wirkt nicht leer, weil der Vordergrund gestaltet ist. Das Bild hat eine ruhige und stille Aussage.
  • Das zweite Bild wird lebendiger, aber auch unruhiger, das Auge des Betrachters wandert über das Bild hin und her.

Der beschriebene Effekt ist keine Regel, es ist aber gut zu wissen, was passiert wenn!

Den Effekt des Blickwinkels kann man noch viel stärker ausprägen. Lässt man Gruppen von Menschen eine Straße entlang gehen, dann folgt das Auge zwangsläufig. Mit diesen Augenmagneten kann man den Betrachter regelrecht zwingen dorthin zu schauen, wo wir es wollen.

Tutorial das Auge leiten Aquarell von Tine Klein für Aquarell, Skizzenbuch, Mallerei Zürich, Alststadt, Großmünster

Bei dieser Skizze sieht man den Effekt ganz eindeutig, die Menschen führen auf die Kirche zu und sie schauen hinauf zum Kirchturm und so folgt unser Blick ganz automatisch.


Der Blick eine Brücke für das Auge


Besonders gut ist der Effekt, wenn man zielgenau auf sein Motiv hin leitet. Beim Grossmünster in Zürich habe ich nach dieser Methode gearbeitet: „Ganz nach dem Motto alle Wege führen nach Rom „

Die Figuren bilden also eine Brücke für den Blick.

Der Effekt funktioniert übrigens nicht nur bei Lebendigem, wer sich noch nicht traut, kann auch ganz wunderbar durch einfach Objekte in ein Bild hineinführen.

Dazu eignen sich wunderbar Laternen, Pfosten, Zäune oder auch ganz einfach der Straßenrand.

Diesen Effekt im Bild können also Anfänger wie Fortgeschrittene ganz wunderbar benutzen.

Ganz herzliche Grüße wünscht Tine aus dem Herz der Kunst

Achtung coole Veranstaltung im Aargau:

Wir haben eine Schnitzeljagt mit Skizzenbuch vorbereitet: Urcoole Motive an der Reuss vom Schwein bis zur Orgel alles wird für uns geöffnet:

http://www.reusspark.ch/files/inhalte/reusspark/Veranstaltungen/2018_07_Skizzen.pdf

Wenn ihr noch Lust hat ein wenig weiterzulesen, dann empfehle ich euch den folgenden Blog: Vordergrund macht Bildgesund

Oder mal ein ganz anderer Bildentwurf das Wimmelbild:

https://blog-herz-der-kunst.ch/das-wimmelbild-fuers-skizzenbuch/

Farbiges Papier, Tipps und Tricks

Tine Klein Gouache auf dunklem Papier


Heiße Nächte und farbiges Papier


Farbiges Papier ist toll! Wenn helles Licht auf blauer Nacht funkelt, dann verwandelt sich die Stadt in eine romantische Zauberwelt, blöd ist nur, dass das extrem schwer zu aquarellieren ist. Auf farbigen Papier kann man solche Stimmungen jedoch sehr einfach einfangen. Vielleicht ist dies der Grund dass in letzter Zeit immer mehr farbiges Papier auf den Markt kommt. Letzte Woche habe ich euch ja schon weiße Tinte vorgestellt, die man ganz wunderbar auf sehr dunklem Papier benutzen kann.

Die Zeichnung auf farbigen Papier, werden in der Regel viel beeindruckender als die Zeichnung auf normalem Papier.

Einfach weil diese Zeichnungen nicht alltäglich sind. Vieles verhält sich auf dunklem Papier völlig anders als auf weißem Papier, dies bringt den Zeichner oder Maler völlig aus dem Takt, denn er muss verstärkt völlig umgekehrt denken. Auf dunklem Papier muss alles betont werden was hell ist. Auf hellem Papier arbeitet man verstärkt mit Dunkelheit. Beides ist natürlich gleich gut, aber aus meiner Erfahrung heraus weiß ich, dass Kreative immer dann besser sind wenn sie nicht im Alltagstrott gefangen sind.

Deshalb sind Zeichnungen auf dunklem Papier oft absolut beeindruckend, weil sie unsere Gewohnheiten auf den Kopf stellen.


Von der Verarbeitung bis zum Einkauf


Damit du das richtige Papier einkaufen kannst,brauchst du zuerst ein paar Informationen über die Verarbeitung. Die wichtigste Information ist das man logischerweise auf dunklem Papier mit sehr hellen Farben malt, ist das Papier also nur ein bisschen dunkel, im Sinne von ein bisschen schwanger, dann wirken die Kontraste nicht wirklich gut.

Viele Zeichnungen und Bilder wirken deshalb auf sehr dunklem Papier besonders gut.

Die Dunkelheit bringt die Farben zum Strahlen

Arbeitet man auf dunklem Papier sind dafür besonders Pastellfarben oder Gouache geeignet.

Eine andere Variante ist das man ein Papier wählt, das einen absolut mittleren Farbton hat, dann kann man ganz wunderbar mit hell und dunkel auf dem Papier arbeiten, muss aber darauf achten, dass man wirklich etwas von dem Papier stehen lässt.In diesem Fall kann man ganz besonders gut mit schwarzen und weißen Markern sehr eindrucksvolle Arbeiten erstellen.

Fazit: Farbiges Papier sollte einen sehr dunklen oder absolut mittleren Farbton haben.


Der Einkauf


Du wirst relativ leicht Papier finden das zum Zeichnen geeignet ist, es gibt eine ganze Menge Skizzenbücher mit farbigen Papier. Dennoch ist farbiges Papier einkaufen nicht besonders leicht, denn die Auswahl in den jeweiligen Kunstgeschäften ist nicht groß.

Besonders aufpassen muss man in Bastelgeschäften, denn diese sind eher auf das Kunstmaterial für Kinder eingerichtet und sie achten nicht darauf, ob Papiere mit Säure angereichert wurden. Gerade bei den braunen Papieren, die aussehen wie Packpapier, gibt es enorm viele die einen Säuregehalt haben. Die Kunst auf diesem Papier sieht absolut wundervoll aus, jedoch zersetzt die Säure die Farbe nach und nach. Du solltest deshalb im Kunstgeschäft auf jeden Fall darauf bestehen, dass die Papiere säurefrei sind.

Säurefrei muss auch farbiges Papier sein

Am leichtesten wirst du fündig werden, wenn du nach Pastellpapier fragst. Es gibt einige Pastellpapiere die so schwer sind, dass man auf ihnen auch mit feuchten Farben malen kann.


 

Zwei Lieblingspapiere und eine preiswerte Lösung:


  •  Dorée Pastellblock 170 gr/Quadratmeter. Der Block hat ein sehr schönes warmes Packpapier-Braun.  Besonders schön ist, dass zwischen den einzelnen Seiten gewachstes Transparentpapier ist, deshalb kann man auch wunderbar mit Kohle, Kreiden oder Pigmenten arbeiten.
  • Daler Rowney, Ingress Pastell, 160 gr/Quadratmeter. Das tolle an diesem Skizzenblock ist, dass man ihn in sehr unterschiedlichen Farbmischungen bekommt. Man bekommt das Papier in warmen Farben, kalten Farben und in einer sehr dunklen Farbmischung. Weil man dieses Papier in sehr unterschiedlichen Farben bekommt, kann man an ihm optimal ausprobieren, welche Wirkungen man mit Papier erzielen kann
  • Die preiswerte Lösung zum Ausprobieren von farbigen Papier ist Tonpapier. Anders als die farbigen Mischungen die man bei Künstlerpapier bekommt, sind diese Papiere oft sehr schrill, denn sie sind für Kinder gedacht. Arbeitet man auf ihnen mit Gouache, kann man jedoch enorm schöne Resultate erzielen. Ich arbeite auf dem Boesner Fotokarton, dieser hat ein Gewicht von 300 gr/Quadratmeter und erlaubt mir auch mit sehr nasser Farbe zu arbeiten. Wer das Arbeiten auf farbigen Papier ausprobieren möchte, ist sicher mit dieser preiswerten Variante am besten beraten.

Farbauswahl


Die Farbauswahl ist wie immer Geschmackssache. Jedoch habe ich mit einem gewissen Vergnügen beobachtet, dass all meine Malschüler solches Papier immer in den Farben einkaufen in denen sie ohnehin malen.

Tine Klein Gouache auf dunklem Papier

Der Untergrund des farbigen Papiers soll natürlich durch die Farbe durchblitzen, die Folge ist das die Zeichnungen oder Malereien am besten aussehen, wenn das Papier eine harmonische Kontrastfarbe zum Kunstwerk hat.


Farbiges Papier braucht deckende Farbe


Wer  gerne mit Aquarellfarben arbeitet, weiß Aquarellfarben sehen am schönsten aus, wenn sie transparent sind. Farbiges Papier braucht allerdings anderes Material. Wenn du farbiges Papier benutzt, ist deckende Farbe besonders wichtig, denn ist die Farbe transparent mischt sie sich mit dem Untergrundfarbton und Orange wird zum Beispiel auf blauem Papier grau. Auch weiße Marker oder Stifte sehen überhaupt nicht hübsch aus, wenn das weiß nicht strahlt. Wenn man farbiges Papier benutzt, ist das A und O dass man richtig pigmentstarke Materialien benutzt. Wie weiße Tinte auf dunklem Papier wirkt, könnt ihr euch in dem Blog von letzter Woche anschauen. Besonders gut funktionieren deckende Acryl-Tinten. Wer lieber malt, ist gut beraten auf deckendes Material umzusteigen. Pastellstifte oder auch deckende Aquarellstifte sehen auf dem dunklem Papier zauberhaft aus.

Besonders gut wirken Gouachefarben auf dem dunklen Papier. So bringt sich farbiges Papier und die Gouachefarbe gegenseitig zum Strahlen.

Das Vorurteil, dass Goachefarbe matt und farblos ist, erledigt sich bei sehr dunklem Papier sofort.

Hier siehst du ein Gouache Bild das ich in der Altstadt  von Malaga auf dunkelbraunem Papier gemalt habe. Gerade wenn ich im Süden bin ist, es sehr schwer die Stimmung bei Nacht mit Aquarell zu zeigen. Die Farbe wurde in unkompliziertenrTrockentechnik bei einem gemütlichem Tapasessen gemalt, wie das geht, dazu gibt es demnächst einen Blog.

Tine Klein Gouache auf dunklem Papier

 

Verwendet habe ich reine Gouchefarben von Schmincke und mein farbiges Skizzenbuch von Dawler Rowney.

Liebe Grüße ins Wochenende

Tine

P.S.: Leider hat der Blog schon vor einiger Zeit alle Abonnenten verloren, weil WordPress wegen der EU-Datenschutzverordnung alle Abonnenten löschte, deshalb einfach nochmal oben anmelden!

Wer noch mehr zum Thema lesen möchte:

Gouache super auf farbigem Papier 

https://blog-herz-der-kunst.ch/weisse-tinte-im-skizzenbuch/

 

Silhouette malen und die verborgene Stadt

Tine Klein Silhouette von Düsseldorf

Eine Silhouette malen ist eine Aufgabe, denn die Übersicht behalten, ist keine leichte Aufgabe. Oft gibt es Hunderte von Häusern und Details zu sehen.

Was davon soll man malen?

Noch schwerer wird es, wenn man sich die Silhouette anschaut, während man sich ein wenig bewegt,  denn dann tauschen die Teile der Silhouette plötzlich die Plätze, weil man sie perspektivisch anders sieht.


Was soll ich malen?


Das ist die häufigste Frage im Malunterricht. Die Antwort auf diese Frage kommt aus einer ganz anderen Disziplin, dem Städtebau. Tatsache ist, dass man, wenn man nicht die Supersicht des Malens hat, nicht die ganze Stadt sieht und dies kann die Probleme, die wir bei der Malerei haben, einfach lösen. In diesem Artikel geht es um die unsichtbare Stadt. Gerade beim Malen der Silhouette wird diese Erkenntnis besonders hilfreich.


Die unsichtbare Stadtsilhouette


Ich möchte euch heute mit einem Phänomen bekannt machen, das viele Menschen beim Malen verunsichert.

Es gibt eine unsichtbare Stadt.

Als junge Frau bekam ich die Aufgabe eine Stadt im Ruhrgebiet zu kartieren, diese Stadt hatte enorme strukturelle Probleme und man wollte herausfinden, welche Häuser man dem Strukturwandel opfern könne. Es ging also nicht darum eine genaue Karte zu malen, sondern eine Karte der Highlights. Wir wollten die Bürger nicht mit Fragen beeinflussen und so entwarfen wir ein Experiment.
Wir liefen mit Klemmbrettern bewaffnet durch die betroffene Gegend und baten die Bürger aus dem Kopf die Gegend zu malen.


Man sieht nur, was einem wichtig ist


Das Ergebnis war überraschend bis erschreckend, hunderte von Bürgern zeichneten die Umgebung und die Ergebnisse waren fast identisch. Dabei stellten wir fest, es gibt eine sichtbare und eine unsichtbare Stadt. Einige Gebäude wurden von allen Bürgern ignoriert, sie waren unsichtbar. Diese Gebäude waren nur für Menschen sichtbar, die dort wohnten oder arbeiteten.

Sichtbar ist fast nur was auffällt oder was dem Betrachter wichtig ist

Besonders wichtig waren auffällige Gebäude oder Gebäude mit denen die Menschen kulturell oder geschichtlich verbunden waren. Ärger oder Freude über ein Gebäude machte es auf der inneren Landkarte der Menschen sichtbar.

Keiner der befragten Männer vergaß die Brauerei zu malen! Bei Frauen könnte sie durchaus fehlen.

Die Realität sah also so aus, dass die Stadt in der Wahrnehmung der Bürger völlig anders war als in der gebauten Realität der Stadt.


Innere Landkarte: Eine Technik für Maler und Zeichner


Beim Malen kann man sich dies wunderbar zu nutze machen.
Man kann  Zeichnen und Malen dazu benutzen Verborgenes zu entdecken und das macht einen großen Teil des Charmes des Urban Sketchings aus.

Der Zeichner wird zum Marco Polo und zum Entdecker der eigenen Umwelt.

 

Wer Zeichnen oder Malen lernt, entwickelt einen Röntgenblick, alles wird wichtig.


Durch Zeichnen zum echten Blick zurückkehren


Dieser Röntgenblick ist wundervoll, kann aber Bilder zerstören, denn er zeigt nicht die wahrgenommene Realität. Obwohl das Gezeichnete die Realität exakt abbildet, ist es in irgendeiner Art eine Lüge, denn es zeigt nicht das was Menschen wirklich sehen und empfinden.
Diese Tatsache ist enorm hilfreich, wenn es darum geht eine Zeichnung zu entwerfen. Schon ganz am Anfang muss man entscheiden was man will, eine Abbildung der gebauten Realität oder  ein genaues und wahres Abbild des eigenen Blicks.

Oft sind Bilder die die Wahrnehmung zeigen sehr viel erfolgreicher als die genauen Bilder, denn der Künstler zeigt, was er sieht und das teilt er mit vielen anderen Menschen.  Denn die Anderen sehen die Stadt möglicherweise genauso, wie der vermeintliche Lügner am Zeichenstift.

 

Besonders wichtig wird diese Tatsache, wenn man zum Beispiel auf eine Stadtsillhouette schaut, wo es so unglaublich viele Dinge zusehen gibt, dass man sie nicht malen kann.


Was sieht das innere Auge?


Eine sehr einfache Technik bringt Abhilfe. Nach dem du dir dein Motiv recht kurz angesehen hast, malst du es aus der Erinnerung.Es funktioniert nur wenn du dich wirklich umdrehst und nicht auf das Motiv schaust.

Alles an das Du dich erinnerst, ohne das Motiv zu sehen ist wirklich in deinem Kopf angekommen.

Wenn ich von meinem Platz am Rhein auf Düsseldorf schaue, dann sehe ich den Rhein, die Brücke und den Fernsehturm. Erstaunlicherweise erinnere ich noch die schönen Alleen, bevor ich mich an die Hochhäuser die Schaltzentralen der Macht erinnere.

Am Deutlichsten sehe ich aber die Altstadt, obwohl die von meinem Standort gesehen am Kleinsten ist. Mein Hirn sieht dort Dinge, die ich liebe, deshalb entwickelt sich in mir ein Symbol für die Altstadt.


Mind Mapping…malen was man wirklich sieht


Mind Mapping; ich male wenn es angebracht ist nur an was ich mich erinnere.

Tatsächlich schließe ich oft beim entwerfen meine Augen! Was für eine Frechheit!

Wenn ich mich nun wieder öffne, dann kann mich die Realität nicht mehr überwältigen, ich weiß haargenau, wie für das dritte Auge die sichtbare Stadt aussieht.

Was unsichtbar ist darf unsichtbar bleiben.

Diese Bilder sind für die meisten Menschen viel erkennbarer, denn sie zeigen das was Menschen sehen, die sichtbare Stadt.

In drei Schritten zum Mind Mapping in der Malerei:
Schritt eins: Worum geht’s? Düsseldorf, Silhouette und der Rhein
Schritt zwei: Schlüsselerinnerungen finden: An welche Häuser oder Gegenstände erinnere ich mich?  Brücke, Rhein, Hochhäuser und Fernsehturm und die wunderbaren Alleen
Schritt 3: Oberbegriffe finden: Altstadt
Schritt 4: Verfeinern, welche Details sind wichtig um das Gesamtbild zu stützen?

Tatsächlich möchte ich noch einmal darauf hinweisen, dass das haargenaue Abzeichnen eines Ortes nicht schlecht ist. Dieser Artikel soll nur die Augen öffnen, das es völlig gleichberechtigt nebeneinander mindestens 2 Realitäten gibt.

 

Liebe Grüsse,
Tine

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