Alla prima: Malen in einem rutsch


Alla Prima


alla Prima Tine Klein

Den Ausdruck “ Alla Prima- Malerei“ hast du bestimmt schon mal gehört. Eigentlich kommt dieser Begriff aus der Öl- Malerei und heißt so viel wie sofort.

Könnte auch „Dalli Dalli“ Malerei heißen

Alla Prima heißt also nichts anderes als spontanes Skizzieren mit Öl. In der Ölmalerei ist dies absolut nicht selbstverständlich, in dieser Fachdisziplin der Malerei wird viel geplant und sehr, sehr langsam gemalt. Die Farbe muss oft extrem lange trocknen, das kann Wochen dauern. Dieses Trocknen lassen hat mich persönlich wahnsinnig gemacht, denn das Trocknen lassen bedeutete für mich, dass die Gefühle zu einem Bild ganz langsam aber sicher abkühlten.

Mein Lieblingsbild ist immer das, was ich gerade male, denn in diesem Bild stecken all meine Gefühle und es ist das, was ich gerade erlebe.

Zuerst habe ich mir selbst Vorwürfe gemacht, ich dachte ich sei sprunghaft. Doch dann fiel mir auf, dass auch die Bilder anderer Maler durch den langen Planungs- und Perfektionierungsprozess enorm an Frische verloren.


Der große Vorteil der Geschwindigkeit


Die Geschwindigkeit hat enorme Vorteile. Gerade in der Landschaftsmalerei ist nur diese Art des Malens wirklich in der Lage sofort und direkt Lichtverhältnisse darzustellen. Doch es gibt noch einen wesentlich wichtigeren Aspekt, das was der Maler fühlt, wird sofort aufs Papier gebannt.

Ohne Zensur

Tine Klein Venedig alla prima

Oft entwickeln diese Bilder, die der Geschwindigkeit geschuldet sind, eine viel größere Kraft, als Bilder in denen man immer wieder herummalt. Ich denke der wirkliche Kern der Aussage geht durch die Perfektion manchmal verloren und so kommen wir an einen Punkt, an dem die Perfektion dafür sorgt, dass die Bilder ganz und gar nicht mehr perfekt sind.

Viele kennen das vielleicht aus dem Leben, das erste Gefühl ist oft das Richtige.

Ich selbst bin als Oelmalerin von Grund auf ausgebildet und die Beobachtung dieser Freiheit und Frische hat mich zur Skizzenbuch Künstlerin werden lassen. Wirft man Perfektion gegen Gefühl in die Waagschale, so gewinnt in den allermeisten Fällen das gefühlvollere Bild.

Das alla prima malen mit Aquarellfarben ist anders als beim Öl malen keine reine Nass in Nass Technik. Es geht eher darum, spontan seine Gefühle und seine Beobachtungen auf das Blatt zu werfen.

In der Ölmalerei arbeitet man deshalb nur mit einer Schicht. Im Aquarell ist dies jedoch nicht nötig, durch die hohe Geschwindigkeit des Aquarellmalens lassen sich  in aller Kürze auch mehrere Schichten von Farbe realisieren. Hinter der Definition von alla prima verbirgt sich ein sehr großer Freiraum. Ich selbst setze mir eher ein Zeitlimit von ein paar Minuten. So garantiere ich, dads ich noch eine zweite Schicht Komplementärfarben über meine Lasur setzen kann. Dies macht die Bilder strahlender. 

Wie gesagt beim alla prima handelt es sich nicht um eine nass in nass Technik sondern vielmehr um den Vorsatz eine Szene in Licht und Gefühl frisch auf das Papier zu bannen.


Aller Anfang ist schwer -Fehler tolerieren


Alla prima bekommt man einfach sehr viel leichter einen Zugang zu sich selbst. Jedoch muss man am Anfang lernen die eigenen Fehler zu tolerieren. Kein Vorzeichen, kein Korrigieren, kein langwieriges Nachdenken….ups….

Tatsächlich ist eine lahme Skizze die vielleicht nicht absolut perfekt ist, viel besser als gar keine. Alla prima trainiert vor allen Dingen die eigene Ausdrucksfähigkeit.


Kontrollverlust


Du wirst vielleicht merken, dass dieser Kontrollverlust am Anfang höchst unangenehm ist. Im Grunde lernt man bei der alla Prima Malerei loszulassen. Fehler können nicht lange ausgebügelt werden, sondern man muss direkt Lösungen finden.

In der alla prima Malerei geht es also um reagieren nicht um kontrollieren.

Das Zeitlimit rettet letztendlich sehr viele Bilder, weil die meisten Bilder durch zu viel kaputt gehen und nicht durch zu wenig.

Gerade unterwegs und jetzt auch im Winter muss eine Skizze schnell sein. Bei diesem Wetter auf jeden Fall, denn man hält es gar nicht aus lange zu malen. Auch wenn in dieser Geschwindigkeit gerne etwas daneben geht, die Bilder die gelingen haben oftmals eine enorme Leichtigkeit. Man lernt das nicht jeder Strich sitzen musst und dass man nicht alles planen oder überarbeiten muss. Wenn man mal eine Zeit lang alla Prima Malerei gemacht hat, dann bekommt man ein sehr gutes Gefühl dafür, was ein Fehler ist und was nur eine kleine Ungenauigkeit ist.


Farben reduzieren


Bei der alla Prima Malerei wird nass in nass gearbeitet, was bedeutet, dass man sehr genau wissen muss, was man mit Farben macht. Deshalb ist es sinnvoll mit wenigen Farben zu arbeiten.

Wenn du mit wenigen Farben arbeitest, dann weißt du sehr schnell welche Mischfarben entstehen, selbst wenn du die Farbe auf dem Blatt mischt.


Ausschau nach großen Farbflächen halten


Am besten gelingt diese Technik, wenn man das Bild in große Farbflächen gliedert. In diesen Farbflächen arbeitet man am besten mit verwandten Farben. Also zum Beispiel mit rot und blau und den entstehenden Mischfarben. Dieses Vorgehen sorgt grundsätzlich für strahlende Farben und es entstehen keine unliebsamen Überraschungen.


Das Licht schützen


Du musst dich fragen, wo du auf keinen Fall drüber malen darfst, denn wenn man einmal malt, dann geht alles in Sekunden schnelle. Beim Aquarell arbeitet man beim alla prima Malen von hell nach dunkel.

Bei aller Spontanität, es ist also enorm wichtig  die Stellen, die weiß oder hell bleiben müssen im Kopf zu behalten.


Das Werkzeug


In der Regel ist es sinnvoll mit großen Pinseln zu starten, denn diese Malerei stützt sich auf die Fläche. Feinheiten kann man erst im zweiten Schritt malen, wenn die Farbe etwas an getrocknet ist, denn sonst verschmelzen alle Striche mit der Fläche.

Ich empfinde die modernen Pinsel mit Synthetik-Naturhaarimitaten für diese Technik am besten geeignet. Wenn man mit Aquarellfarbe skizziert, ist es selbstverständlich, das man keine riesigen Formate benutzt. Deshalb ist es  sinnvoll, wenn die Pinsel nicht übermäßig viel Wasser speichern, denn das verhindert ein zügiges malen.

Das Motto muss sein so viel Wasser wie nötig, nicht so viel Wasser wie möglich. Zu viel Wasser behindert das schnelle Weitermalen der Aquarellskizze und dies stände im krassen Gegensatz zum Ziel der Technik.

Eigentlich ist die einzige Herausforderung an dieser Technik, dass man lernt wie viel Wasser man benötigt. Die Wassermenge ist tatsächlich eine Trainingsfrage. Gerade jetzt im Winter darf das Papier bei einer schnellen Skizze nicht schwimmen, denn es trocknet nicht. Diese hochwertigen Synthetik-Naturhaarimitat- Pinsel haben den enormen Vorteil, dass sie nicht zu viel Wasser transportieren und gleichzeitig enorm gute Spitzen haben.

Ich selber habe zwei Lieblingspinsel: Ich liebe die Da Vinci casaneo Pinsel genauso wie den Escoda Reisepinsel. Beide Pinsel verfügen über die moderne Naturhaarimitation und haben deshalb super stabile Spitzen.

Liebe Grüße ins kalte Frühlingswochende, ich bin es leid ich brauche Sonne

Tine

Demnächst bin ich auch mal wieder im Norden oder Zuhause mit Skizzenbuch unterwegs, ich freu mich auf Euch in Bremen und in Düsseldorf.

Düsseldorf

Bremen

 

Alla prima hat viel mit vereinfachen zu tun hier mehr zum Thema:

Vereinfachen aber wie?

 

Wer bin ich?! Identität und Malen


Kunst und Identität


So hab ich meine Heimatstadt in Erinnerung, der Weg in den Westfalenpark mit Sonnenbrand, Dackel Rudi und Badetasche für uns Kinder, denn es gab Wasserfässer für Seeschlachten auf den Teichen. Das ist mein Lebensgefühl aus den 70er Jahren, doch gemalt hab ich es im letzten Sommer. Diese Art des Lebens ist ein Teil meiner Identität.

Künstler zeigen seit jeher in ihren Bildern wie sie sehen und wie sie denken. Kunst ist niemals frei von Zeitgeist.

Früher waren es oftmals Handlungsreisende und Künstler, die in ihren Skizzenbüchern oder Aufzeichnungen Ideen aus fernen Ländern mitbrachten. Was allerdings von diesen wundervollen Ideen fruchtete, das ist immer ein Mischung aus Glück und Zeitgeist.

Immer dann wenn sich eine Idee explosionsartig verbreitet, dann ist sie auf den richtigen Nährboden gefallen. Meistens ist der Grund, das sich die Zeiten, Ideen oder Lebensumstände der Menschen geändert haben und dann kam die Idee zum rechten Zeitpunkt. So eine Explosion hat in meiner Heimatstadt stattgefunden…aber dazu später.

Eine Idee muss großartig, praktisch oder hilfreich sein.

Neue Ideen verbreiten sich immer dann wie ein Lauffeuer, wenn sie genau das treffen was viele Menschen denken. Oft sind es Philosophien oder Ideen, wie die Renaissance mit ihrem großartigen Menschenbild. Kommt dann das passende Geld hinzu sind Städte wie Florenz oder Siena das Resultat.

https://commons.wikimedia.org/wiki/File:View_of_Florence_from_Piazzale_Michelangelo.jpg

Man kann geradezu sagen eine gute Geographie, Geld und Freigeist sind die Nährböden für großartige Kunstwerke und Städte.

File:View of Florence from Piazzale Michelangelo.jpg

https://commons.wikimedia.org/wiki/File:View_of_Florence_from_Piazzale_Michelangelo.jpg

Es gibt zwei Dinge, die für den Menschen wirklich überzeugend sind, dass eine ist die Schönheit und noch viel überzeugender ist das Brot. Denn Menschen wollen leben. Die Identität wird oft durch das bestimmt was einen ernährt.

Meine Stadt Dortmund wurde von der Kohle geprägt, ganz normal war es, wenn wir nicht mit der weißen Strumpfhose auf die Mauer durften, weil dort der Kohlestaub klebte, denn die Kohle war das Brot.


Epochen, das ist doch ganz normal


Wenn man in die Vergangenheit schaut, kommt einem dies ganz normal vor, denn man selbst sieht nur noch das gute Ergebnis der Vergangenheit, dass dahinter dramatische Umbrüche steckten, das kann man in der Zukunft nicht mehr wahrnehmen. Ein Kunst- oder Baustil ist für uns etwas ganz selbstverständlich, das hat man eben so gemacht.

Ein sehr gutes Beispiel ist die Gotik, ich kenne Niemand der von der atemberaubenden Schönheit der gotischen Kathedralen nicht berührt wird.

Schönheit verbreitet sich eben, aber war das bei uns daheim eine Epoche?

Die Künstler und Handwerker trugen dieses Wissen in ihren Skizzen von Baustelle zu Baustelle und so verbreitete sich die Gotik langsam aber sicher über ganz Europa. Tatsächlich stand dahinter aber wieder der dramatische Umbruch, immer mehr Menschen flüchteten vom Land in die Städte. Wer es lebend in eine Stadt schaffte, konnte es zu etwas bringen. Das war der große Traum der Freiheit und so wurde der Adel ganz langsam entmachtet und in der Stadt brauchte man Kirchen.

Die Städte konnten Kirchen finanzieren, etwas ganz Neues. Es war der Trotz ihrer plötzlich freien Bürger, die die Kirchen in den Himmel streben ließen. Wir machen uns heute nicht klar, dass diese Jahrhundertbauwerke im Grunde alle sehr große STINKEFINGER in der Landschaft gegen den Adel sind.

An solchen wundervollen Bauten fuhren wir auf dem Weg in die Ferien an der Nordsee vorbei.

https://de.wikipedia.org/wiki/St.-Johannes-Kathedrale_(%E2%80%99s-Hertogenbosch)#/media/File:Sintjandenboschnl.jpg

Das hier ist die Kathedrale von S’Hertogen Bosch, auf dem Dach tummeln sich lauter wundervolle Gestalten, der Bau ist pures Lebensgefühl:

 

Den Bosch St. Jan's kathedraal-Cathedral - panoramio (5).jpg

https://commons.wikimedia.org/wiki/Category:Saint_John%27s_Cathedral,_%27s-Hertogenbosch?uselang=de#/media/File:Den_Bosch_St._Jan%27s_kathedraal-Cathedral_-_panoramio_(5).jpg

 

Nach solch prächtigen Epochen, besinnen sich die Menschen oftmals aus purer Not wieder auf die Schlichtheit. Und so wechseln die Epochen ihr Outfit wie die Unterwäsche, mal gibt es großartige bombastische Epochen wie die Renaissance oder die Gotik, dann wieder kommen Epochen deren Baustil bewusst bescheiden ist.

So ergangen ist es meiner Stadt, ehemals stolze Handelsstadt brannte sie im Krieg bis auf die Grundfesten nieder und damit brannte auch meine Familiengeschichte und unsere Häuser.

Beklagt hat sich keiner, praktisch waren alle. Es ging in meiner Jugend um Häuser bauen und  Ausflüge in den Westfalenpark mit Picknicktasche.

 


Kunst und Kultur das ist Meinung


Kunst und Kultur das sind Meinungen und Meinungen können sich schnell ändern.

Plattenbauten waren in der DDR der neueste Schrei und tatsächlich der begehrteste und modernste Wohnraum.

Gruenau-Hochhaus.jpg

https://de.wikipedia.org/wiki/Gr%C3%BCnau_(Leipzig)#/media/File:Gruenau-Hochhaus.jpg

Ich bezweifele das diese Idee in 500 Jahren noch steht. Auch meine Heimatstadt war nicht gerade eine Schönheit, mehr zweckmässig als schön. Wir lebten dann irgendwann in einen der grünen Vororte, doch die Heimatstadt blieb Dortmund.


Zeugen epochaler Umbrüche


Wenn man selbst zum Zeuge eines epochalen Umbruchs wird, dann ist es ein durch und durch komisches Gefühl. Eine Epoche in der Vergangenheit kommt einem so normal vor, es ist doch ganz selbstverständlich das Kunst und Städtebau sich verändern.

Wenn sich die eigene Stadt umgekrempelt, wie ein Wurm zum Schmetterling, dann ist das völlig unerwartet.

Ich könnt mich in den Hintern beißen dass ich nicht viel früher begonnen habe meine Stadt zu dokumentieren.

Heute hilft mir das Skizzenbuch all diese Umbrüche zu verdauen, wenn ich in der Heimat bin, dann setze ich mich ins Auto fahren einen Ort meiner Kindheit und zeichne, wie es  jetzt da ist.

Gefühlsmässig gibt es  meine Heimatstadt nicht mehr.

Ich merke wie verwirrt die alten Leute sind, dort wo ich herkomme, da hatten wir ein Herz aus Kohle und Stahl. Aber das ist heute nicht mehr so, wir Kinder sind alle in anderen Berufen und so starb meine Welt innerhalb von ein paar Jahren. Bergbau das gibt es nicht mehr.

das Zeichnen der Umgebung von Industriebauten ist interessant, das was man für hässlich hielt fehlt einem jetzt!

Jeder Blick ist anders!

https://commons.wikimedia.org/wiki/Category:Westfalenpark?uselang=de#/media/File:Westfalenpark_Phoenix_West.jpg

 

Da wo ihr das Stahlwerk seht ist heute blauer Himmel, alles weg. Es steht jetzt in China.

Ist das verrückt!? Meine Stadtsilhouette steht jetzt in China!

Die Dortmunder selber haben sich sicher längst daran gewöhnt, doch ich bin verwirrt. Häufig gab es zwei Sonnenuntergänge, wenn der Hochofen geöffnet wurde, dann wurde es am späten Abend wieder taghell der Himmel glühte. Wenn der Himmel rot wurde wie der Vorhof der Hölle, dann wusste ich, ich muss die Beine in die Hand nehmen, denn jetzt muss ich ins Bett.

Das Motto der Generation meiner Eltern war:

Jetzt wird in die Hände gespuckt, wir steigern das Bruttosozialprodukt!

Manchmal rieselte Asche vom Himmel und die Erde meiner Stadt war zu großen Teilen verwüstet. Doch tatsächlich merkten wir das nicht, wir spielten glücklich zwischen den Rosen. Ich kann mich an die Rosen erinnern, Rosarium nannte sich das in den 70igern Die Silhouette des Stahlwerks habe ich ausgeblendet, irgendwie unsichtbar. Aber an den Duft meiner Lieblingsrose kann ich mich erinnern.

Der zweite Sonnenuntergang, den es heute nicht mehr gibt, ist für mich so normal, dass ich den Himmel in Dortmund immer Orange malen will!

Die Kunst ist für mich ein wichtiges Mittel diese Umbrüche zu verdauen. Meine Identität wurde durch diese Stadt bestimmt. In Dortmund wurde großes geleistet und das ist gut so! Aber verwirrend ist es.

Hier seht ihr wie ein riesiger See, der Phönixsee, durch einen sauberen Fluss geflutet wird, der  war in meiner Kindheit allerdings so giftig, das wir schon Ärger bekamen wenn wir uns in die Nähe wagten, deshalb verlief er meist unterirdisch in Rohren.

 

Bildergebnis für Phönix ost Fernsehturm

https://commons.wikimedia.org/wiki/File:2000-2010_Dortmund_Phonix-ost.jpg

Heute ist an dieser Stelle nach dem man 250.000.000 Kubikmeter Erde bewegte, ein wunderschönes Naherholungsgebiet ein riesiger See und eine neue Stadt.

Touristen gibt es jetzt bei uns, unfassbar!

Das Blöde ist, ich verlaufe mich in meiner Geburtsstadt, die Straßen meiner Kindheit gibt es nicht mehr. Gerade deshalb ist es so wichtig, wenn wir mit unseren Skizzenbüchern unterwegs sind, dass wir einfach drauf loszeichnen. Kunst ist ein Zeitzeuge.

Da wo einmal Altlasten waren, verbrannte Erde, da ist jetzt was Zauberhaftes. Als junge Städtebauerin habe ich genau das vehement gefordert, wir wollten den Umbruch zum Schmetterling!

Super gemacht, aber jetzt muss ich es verdauen….. Womit mal wieder bewiesen wäre, Kunst ist mehr als malen…. Zum Thema Identität: Wir sind heute Jemand anders und deshalb ist unsere Stadt Jemand anders. Irgendwie erschreckend schön, mein Stift wird unsere neue Identität erforschen.

Liebe Grüße aus Zürich ins Heimatland

Tine Klein

Demnächst bin ich auch mal wieder im Norden oder Zuhause mit Skizzenbuch unterwegs, ich freu mich auf Euch in Bremen und in Düsseldorf.

Düsseldorf

Bremen

 

Mehr lesen?

Schön, was ist schon schön?

https://blog-herz-der-kunst.ch/schoen-was-ist-schon-schoen/

 

 

 

 

Weiß das Nichts, das nicht ein Nichts sein darf

 

 


Weiß macht einen riesigen Unterschied


Nahe Castel Novo in den italienischen Bergen

Hallo liebe Leser und Schüler, heute möchte ich über einen klassischen Workshop-leitersatz sprechen, der immer mal wieder mit 85 Dezibel im Befehlston durch den Raum fliegt:

Stooooooopppp!!! Aufhören!!! Nicht alles zumalen!

Wenn dieser Satz fliegt, dann haben Mallehrer nicht ihre dominanten Neigungen entdeckt, sondern sie versuchen das Bild des Schülers zu retten.


Was soll das eigentlich heißen: Mal nicht das Bild zu?


Bilder werden zauberhaft, eindrucksvoll und räumlich, wenn sie Licht und Schatten enthalten. Immer dann, wenn sie mindestens 3 Stufen des Lichts, also hell, mittel und dunkel haben, werden die Bilder interessant und abwechslungsreich.

Jetzt passiert gleich in der ersten Phase des Malens  folgendes:
Die Helligkeit und das Licht sehen aus wie ein Loch.

Das Loch scheint nicht richtig zu sein und es entsteht ein regelrechter Drang all diese Löcher zu schließen

Deshalb überpinseln viele unerfahrenen Maler das gesamte Licht.
Die Folge ist, dass das Bild ohne Einsatz von weißer Farbe gar nicht mehr gut werden kann. Schade den gerade das Papierweiss ist leuchtend und passt sich am besten in das Bild ein.

Weiße Löcher ziehen den Pinsel an wie schwarze Löcher.

Möchtest Du also ein gutes Bild? Es bleibt Dir nicht anderes übrig als das Weiß zu schützen.


Das Weiß retten… aber wo?


Die Tatsache das ein strahlend weißer Fleck im Bild erst einmal blöd aussieht bleibt.

Viele Schüler hadern noch kurz vor dem Schluss mit diesen harten weißen Flecken und ruinieren erst dann das Bild

Der weiße Fleck ist so unangenehm, weil er ein Nichts ist.

Tatsächlich ist es auch so, dass nicht jeder weißer Fleck gut ist. Es gibt auch die störenden weißen Flecken, die tatsächlich das nichts sind und diese bleiben unangenehm für das Auge. Bleibt die Frage: Was muss weiß bleiben und welches Nichts muss weg.


Das Nichts gestalten!


In dieser Phase des skizzieren mit Aquarellfarbe ist das Bild weder Fisch noch Fleisch.


Weiße, ausgefranste Katen ziehen unangenehme Aufmerksamkeit


Bei der Nummer 1 habe ich mal mit weißem Stift hereingekritzelt, was ich bei meinen Schülern ganz oft finde. Die Schüler haben Angst dass die Farben ineinander laufen, deshalb entstehen zwischen zwei Motivteilen ungewollte und unregelmäßige weiße Flächen. Diese krakeligen weißen Linien sind ungenutztes Papier, weil man etwas Sicherheit braucht, damit die Farbe nicht ineinander läuft.

Ausgefranste Flächen bringen Unruhe und sind nur dort gut wo sie einen Sinn haben.

Diese weißen Flächen sind schlicht einem Verarbeitungsfehler geschuldet, wer mit Komplementärfarben arbeitet, muss die Farben bevor er weiter arbeitet trocknen lassen, sonst vergraut das Bild. Eine gezackte weiße Linie mitten im Bild ist keine Lösung. Die beste Lösung ist das Bild einfach ein 2 Minuten trocknen zu lassen und dann weiterzuarbeiten.

Solche unsinnigen weißen Krakel-Linien müssen weg, denn sie haben nichts mit dem Bild zu tun.

Hier gilt es Ungewollte Augenmagnete zu beseitigen.


 

Weiss braucht Struktur


Nummer 2 ist das gute Weiß, was wir auf jeden Fall stützen müssen. Dieses Weiß hat im Bild seinen Sinn, denn es zeigt die Flächen die das Licht reflektieren.

Malst du das zu, geht das Licht aus!

Leider sieht man dieses Phänomen in dieser Phase des Bildes überhaupt nicht und deshalb möchte man diese Flächen magisch zu malen, dabei fehlen aber nur ein paar Strukturen und schon erkennt das Auge was diese leere, vielleicht weiße Fläche ist.

Ein häufiger Fall sind weiße Hauswände, die sind für das Auge überhaupt nicht erkenntlich, wenn sie ausfransen. Der Übergang zwischen technischer und natürlicher Umwelt muss klar und deutlich herausgearbeitet werden.

Eine sehr einfache Möglichkeit bietet in der Skizze die sogenannte Negativmalerei, man geht mit einer Farbe bis an die Kante zum Weiß heran und beseitigt das Ausgefranste.
Selbst wenn die Hauswand eine deutlich erkennbare Form hat, ist es manchmal sehr sinnvoll das optische Bröckeln zu beseitigen, denn das bringt Ruhe ins Bild. Klare Kanten heißt aber nicht, das man das Licht übermalen darf.

Da fehlt noch was! und dieser Impuls lässt uns zum Pinsel greifen:   Aber  tatsächlich fehlt nur noch die Prise Salz!

In der unangenehm großen weißen Fläche fehlten nur ein paar Fenster. Jetzt sieht man ganz genau was der weiße Fleck ist.

Es gilt die Devise: Finger weg! Lieber zuviel weiß als zu wenig.

Malt man alle Häuser in der gleichen Farbe entsteht eine monotone Steinwüste.


Vordergrund macht Bild gesund


Vielleicht ist dir aufgefallen, dass sich auch der Vordergrund stark verändert hat. Der Vordergrund eines Bildes hat oft das gleiche Problem wie die weißen Flächen. Das Gefühl das es zu weiß ist und dass es einfach noch zu leer ist, führt dazu das unnötig mit Farbe übermalt wird. Es entstehen einfarbige, große Flächen, die ausschauen wie Landebahnen.

Diese großen und leeren Farbflächen dominieren oft das gesamte Bild.

Häufiger fehlen nur ganz kleine Hinweise mit dem Pinsel.

Eine Andeutung was denn da ist, das Auge will geleitet werden. Schon ein paar Grashalme machen klar, hier ist etwas. Wenn man die Helligkeit und das Licht eines Bildes erhalten möchte, sind Strukturen im Vordergrund die weit bessere Lösung als eine flächige dunkle Farbe.


Struktur verleiht Identität


Tatsächlich wirken die weißen Löcher gar nicht mehr so  krass, wenn man ihnen keine Form verleiht.

Die beste Lösung ist, dass man sich fragt:“ Was soll ich hier eigentlich sehen?“
Mann muss dem Auge zumindest einen Anhaltspunkt geben, was es sehen soll. Undefinierte Flächen könne ganz wundervoll durch kleine Strukturen definiert werden, z.B. Mauersteine und Schatten. Diese Informationen über die Oberfläche machen nicht nur aus den weißen Flächen einen Gegenstand.

Fazit: Langsam herantasten ist eine viel bessere Lösung als grobes zumalen. Einfach mal im Kopf behalten, dass man beim Malen die Möglichkeit hat ein Bild in mehreren Schichten zu malen.

Liebe Grüße ins Wochenende

Tine

Wenn es doch mal passiert: Abdecken mit Acrylmarkern.

 

 

 

Spontan Zeichnen und unsere Vorbilder

Spontan Zeichnen – Was ist gute Malerei?


Spontan Zeichnen wird sehr bewundert, auf dem Weg dahin stehen uns allerdings oft klassische Kunstbegriffe im Weg. In der Malerei oder beim Zeichnen geht es darum Gefühle zu transportieren, das vergessen wir aber allzu oft. Wenn wir Ansprüche an uns selber stellen, sind wir oft allzu hochtrabend.Wenn Schüler in meinem Atelier ankommen und ich frage, wie sie denn mal malen wollen, dann erzählen Sie mir ganz oft von klassischen Meisterwerken. Die sixtinische Kapelle, der nackte David oder ganz bemerkenswerte Bilder prominenter Maler. 

Michelangelo [Public domain], via Wikimedia Commons

An diesen Wünschen ist prinzipiell nichts auszusetzen, doch insgesamt ist es bei uns Menschen so:

Nichts ist gewöhnlicher, als der Wunsch bemerkenswert zu sein. (Shakespeare)

Bei diesen hochtrabenden Ansprüchen vergessen wir allzu oft, dass es sehr oft das Einfache und Alltägliche ist was bewegt.

Viele meiner Schüler sind sehr enttäuscht, wenn sie solche Motive malen, das Ergebnis ist mitunter durchaus toll, aber die Motive frustrieren, weil sie zu immer mehr Perfektion aufrufen und selbst kleinste Fehler auffallen. Dabei sind selbst tolle Ergebnisse oft sehr steif, sie gehen nicht ans Herz, denn das was man als gute Kunst versteht, kommt aus der Renaissance und der Lebensalltag der Renaissance hat einfach nichts mehr mit unserem heutigen Lebensalltag zu tun. Und es bliebe noch die Frage, wie viel Aufsehen so ein nackter David an einer Straßenecke in Florenz in der Renaissance hervorgerufen hätte.


Perfektion geht nicht ans Herz


Wir vergessen bei der kühlen Schönheit des David, dass die kleinen alltäglichen Dinge, die wir für ganz selbstverständlich halten, oft viel tiefer beeindrucken und ans Herz gehen.

Solche monumentalen Werke, wie von Michelangelo, haben natürlich Generationen von Malern und Bildhauern geprägt und sind tief in unseren Werten über Kunst verankert.

In unserem Kopf ist die Bewertung gleich klar: “ Klar, es ist ein Michelangelo, das muss große Kunst sein!“

Der Umkehrschluss, dass wir jetzt alle wie Michelangelo malen müssen um kleine Kunstwerke zu erzeugen, ist jedoch falsch.

Sind wir denn verrückt geworden?  Wieso glauben wir, dass die  Darstellung alter Meister so unglaublich viel besser ist als das, was wir im Alltag tun können?

Vittoria Colonna. Ritratto di Michelangelo. ~1550: British Museum, London gemeinfrei

Michelangelo eine Zeichnung 500 Jahre alt

Die Erkenntnis, dass so große Ikonen wie Michelangelo beim spontanen Zeichnen nicht viel besser sind als wir, hat doch etwas beruhigendes. Wenn man sich diese Skizze von Michelangelo anschaut, dann sieht man dass sie genau auf dem Niveau ist, welches viele Künstler heute in sozialen Netzwerken posten. Da halten wir doch mit unserem Schulfüllhalter mit! Im Facebook oder im Flickr würde heutzutage niemand bei dieser Zeichnung Hurra schreien, diese Zeichnung von Michelangelo wäre schlicht und einfach eine unter vielen.

Ich finde, wir sollten nicht auf die Knie fallen und uns demütig vor Kunstbegriffen beugen, die nichts mit unserem Alltag zu tun haben.  Der Kopf ist viel freier, wenn man ihn nicht mit den Meinungen toter Menschen voll stopft.

Wir haben heute selber Geschichten zu erzählen.

Nicht dass ich Michelangelo nicht toll finde, ganz im Gegenteil, aber ich finde ob man nun gern klassisch malt oder modern oder abstrakt, wichtig ist, dass wir unsere eigenen Darstellungsformen im Alltag finden können.

Wenn du anfängst mit dem spontan Zeichnen, dann solltest du nicht immer ängstlich fragen: Oh Gott, sieht es aus wie ein alter Meister?


Alltägliche Schönheit in eigener Kunstformen finden


Man muss kein neuer Michelangelo sein um kleine Schönheiten zu erstellen, durch ganz kleine und alltägliche Grafiken und schlichte Kritzeleien kann man Herzen bewegen, dieser Zusammenhang macht es einem sehr leicht.


 

Der kleine Michelangelo im Alltag


Ich habe ein echtes Problem, den ganzen Tag bringe ich Menschen das Zeichnen und Malen bei und das liebe ich. Für mich ist das kein Beruf, sondern eine Berufung! Wenn die anderen Sorgen und Nöte beim Zeichnen und Malen haben, dann muss ich da sein, weiterhelfen und in den Arm nehmen.

Damit ich selbst das Glück des spontan Zeichnens im Alltag nicht vergesse, mache ich Zeichnungen auf Bierdeckeln, kleine schnelle Beobachtungen.

Vor ca. sechs Jahren begann ich intensiv zu Zeichnen, ich habe vorher gemalt, aber das Zeichnen fiel mir schwer. Mein Ziel war es bessere Vorzeichnungen für meine Ölmalerei zu machen. Zuerst hatte ich den Gedanken ganz klassisch zu zeichnen.

 

Tine Klein Portrait von Pierre Bonnard

Im Laufe der Zeit ist aber aus diesen kleinen Zeichnungen etwas Rasanteres geworden. Ich habe meine eigenen Ansprüche ans Zeichnen überdacht, spontanes Zeichnen ist mir immer wichtiger geworden. Ich male, wie andere ihre Handykamera benutzen und empfinde es als Riesenglück. Diese Art des Zeichnen machte mich schnell gut, der Stift wurde zu meiner Sprache. Damit meine ich nicht so kleine Portraits, die ich auch mal gerne von alten Fotos abmale,  nein ich liebe die spontanen Zeichnungen.

Spontan zeichnen das ist wie eine Safari, auf der Jagt nach Gefühlen.

Es gibt jeden Tag Unglaubliches zu beobachten, zum Beispiel: Der erste Zahn ist weg:

 

Spontan zeichnen-Tine Klein-Skizze auf Bierdeckeln

Natürlich ist das kein Michelangelo, aber es macht doch Spaß. Schön dass ich mich an diesem Moment immer mal wieder erinnern darf.

Der Alltag hat viel zu bieten, witzige und skurrile Momente über die man lachen musste, aber wenn man sie nicht malt vergisst man sie, diese großartigen Momente sind einfach viel zu schade um sie zu vergessen.

Für mich ist Malen auch Nachdenken, deswegen male ich auch Momente, die ich eigentlich lieber sofort vergessen möchte:

Spontan zeichnen-Tine Klein-Skizze auf Bierdeckeln

Pubertät es etwas idiotisches, leider ist sie sehr wichtig für den Menschen, nichts desto trotz hat sie schon so manch einen in den Wahnsinn getrieben.

Gerade wenn ich über Trauriges nachdenken muss, sind meine Stifte oft sehr hilfreich. Ich kann mit meinem Stift Gefühl viel eher auf einen Punkt bringen. Oft sind mir die traurigen Bilder, die nie gezeigt werden, die Nächsten.

Spontan zeichnen-Tine Klein-Skizze auf Bierdeckeln

Das Weinen, wie das Lachen, banne ich auf Bierdeckel, all die Dinge eines gefüllten Leben.

Spontan zeichnen-Tine Klein-Skizze auf Bierdeckeln

Auch wenn man vielleicht nicht bei jeder Zeichnung das Gefühl hat, dass man auf die Meisterschaft zustrebt. Und gerade wie bei diesen Bildern, die schon etwas älter sind, denke ich oft, „Oh Gott, oh Gott,  würde ich heute anders machen“, das Gefühl steckt ihn ihnen und damit sind sie wertvoll.

Spontan zeichnen-Tine Klein-Skizze auf Bierdeckeln

Spontan Zeichnen, das heißt Dinge festhalten, die sonst sehr schwer greifbar wären. Alltägliche Beobachtungen sind die interessantesten Motive, denn in ihnen steckt die Wahrheit.

Auf diese Art und Weise entstehen ganz besondere Fotoalben. Ich male mein Leben, gemalte Fotoalben mit Lachen und Weinen und  tollen Erlebnissen. Diese Art und Weise des Zeichnen hat mich persönlich ganz langsam gut gemacht.

Keine großen Oelschinken, keine Michelangelos, mein Leben und mein Stift wir sind Eins.

Material: Bierdeckel und wasserfeste Tinte und Bleistift

Liebe Grüße

Tine

Schaut mal in dem Artikel kann man auch mal ein Urban Sketching von Michelangelo sehen:

www.geo.de/magazine/geo-epoche-edition/1068-rtkl-portfolio-michelangelo-buonarroti

Wenn ihr noch ein bisschen weiter lesen wollt, es gibt noch einen Artikel zu spontaner Motivauswahl.

Hier weiter im Blog

 

 

 

Verfluchter Fluchtpunkt!

Hast du Probleme mit den Fluchtpunkt beim Zeichnen? Na, dann bist du in bester Gesellschaft!

Von einer Freihand gezeichneten Perspektive träumen viele, aber es scheint unerreichbar. Es ist jedoch nicht schwer, wenn man die ganze komplizierte Materie auf drei kleine Sachverhalte zusammen schrumpft.


Die merkwürdigen Effekte der Perspektive


Letzte Woche waren wir mit Freunden spazieren, mein Mann ärgert die Kinder damit, dass er behauptete man würde regelmäßig den Zürichsee ablassen, um ihn zu reinigen wie die Badewanne.

Wir liefen ganz langsam den Berg hinab zum Zürichsee und mein Mann behauptete, man könnte heute ja deutlich sehen, dass sie den Zürichsee auslassen würden, er verstehe nur nicht warum sie das am Wochenende machen würden, denn den ganzen Zürichsee zu schrubben sei ja eine Menge Arbeit.

Tatsächlich waren die Kinder total verblüfft, denn je mehr wir den Berg hinab liefen, desto tiefer sank der Wasserspiegel. Nach kurzer Zeit fragte der erste Erwachsene ob der Zürichsee ein Stauwehr habe? Ich musste mich innerlich vor Lachen krümmen, denn das ist Perspektive.

Weißt du woran dieser Effekt liegt?

Wenn nicht, dann wird es jetzt Zeit! Denn der verblüffende Effekt mit dem Wasserspiegel, hilft sehr beim Zeichnen.


Augenhöhe und Fluchtpunkt, wie mein Einfaches absolut komplizieren kann


Wenn ich Fachbücher über Perspektiven lese, weiß ich leider nicht, ob ich lachen oder weinen soll, hier versuchen Menschen anderen Menschen Perspektive zu erklären, die diese offensichtlich nicht verstanden haben.

Es wäre zum brüllen komisch, wenn es nicht so traurig wäre.

Solche Fachbücher fangen bei Perspektive häufig so an:

„Gerade Linien die im Orginal parallel zueinander laufen, treffen sich in einem gemeinsamen Fluchtpunkt. (Ähhm, ich dachte parallele Linien treffen sich nicht?) Blickst Du direkt von vorne auf das Objekt, benötigst Du einen Fluchtpunkt, der genau in der Mitte liegt. ( Bla,bla bla, was heisst hier benötigt, es gibt einfach einen Fluchtpunkt). Blickst Du seitlich auf das Objekt, benötigst Du zwei Fluchtpunkte, die links und rechts des Objekts liegen. (Oh ha ! Schnelldenker!). Auch senkrechte Linien treffen sich in einem Fluchtpunkt, der aber meist weit außerhalb des Bildes liegt und nicht auf der Horizontlinie, sondern auf einer senkrechten Linie liegt. (Ja ich malte mir als Anfängerin immer den Fluchtpunkt auf die Uni-Tische, verratet es aber nicht weiter. Ist wie bei Murphy´s Law mit dem Butterbrot, Fluchtpunkt liegt gefühlt 2 Meter weiter). Die Horizontlinie zeigt an, ob der Betrachter von unten, von vorne oder von oben auf das Objekt sieht. (Komplizierter konntest du es nicht ausdrücken?) Die Fluchtpunkte der waagerechten Linien liegen alle auf der Horizontlinie. (Aber sicher, und jetzt hast du immer noch nicht gesagt warum!)“

Aus einen Blog zum Thema kopiert, den ich nun aus Respekt nicht nennen möchte

Erst Fachtexte sorgen dafür, dass man meint der Wortstamm von Fluchtpunkt kommt von fluchen!

Bla,bla,bla,blahhhhhhhh und dann folgen 1000 unnütze Schaubilder die so kompliziert sind das man Augenkrebs bekommt!

Falls dein Kopf vor Müdigkeit, beim dritten Satz auf den Tisch geknallt ist, dann hast du ganz normale Reflexe!

Das ist nicht nur zum Gähnen langweilig, so kann man einfach keine Perspektive erklären! Was viele Autoren gerne Horizontlinie nennen, ist schlicht und einfach die Höhe deiner Augen.


Perspektive ist dein Sehfehler


 

Wenn es um Sehen geht, bist Du das Zentrum der Welt!

Du brauchst also gar nicht lange suchen, wo die Horizontlinie ist, sie ist genau auf der Höhe deiner Augen und bei einem Foto ist sie genau auf der der Kameralinse. Und genau da sind alle Fluchtpunkt. Hier steht die Kamera auf dem Balkon.

Augenhöhe ist die Horizontlinie

Das alles in der Entfernung kleiner wird ist leider ein Sehfehler unserer Augen! Also findet sich der Fluchtpunkt als Summe unseres Sehfehler genau auf unserer Augenhöhe und das nennen die Vollpfosten in Fachbüchern hochtrabend Horizontlinie.

Die Kameralinse steht hier auf der Balkonbrüstung und magischerweise verschiebt sich der Horizont auf genau diese Höhe. Das ist der Grund warum mein Liebster den Kindern auch ganz glaubhaft versichern kann, der Wasserstand im See würde sinken, wenn wir den Berg herunter laufen. Denn die Horizontlinie ist unsere Augenhöhe und sind wir tiefer am Berg, dann schaut es so aus als hätte der See  weniger Wasser!

Es ist doch logisch, du siehst mit deinen Augen und deine Augen sind  das Zentrum des Bildes.

Auch wenn Perspektive uns oft fühlen lässt als sein wir totale Deppen, es ist ganz einfach.

Wenn du mal verwirrt bist hältst du dich an diesen 3 simplen Leitsätze.

  • Über meinen Augen fällt es in der Entfernung
  • Unter all meinen Augen steigt es in der Entfernung
  • Auf der Höhe meine Augen ist alles gerade, da tut sich gar nichts und dort bilden sich die Fluchtpunkte.

Tomaten auf den Augen!  Nein, du bist nicht völlig verblödet, wenn du es nicht siehst, denn das ist ganz normal!

Anders als auf dem Foto, wenn alles auch noch mit deutlich sichtbaren Linien markiert ist, ist es im Alltag total schwer zu sehen ob eine Linie fällt oder steigt.

Dann erinnere dich bitte an das Schaubild oben, alles über deinen Augen sinkt und alles unter deinen Augen steigt.


Man muss sich sichtbar machen!


Wenn du es nicht sehen kannst dann mach es dir einfach mit dem Stift sichtbar, das funktioniert so:

https://blog-herz-der-kunst.ch/alles-eine-frage-der-perspektive/

Ohne den Stift hättest du nicht sehen können, das das Dach leicht abfällt.

Schau mal hier man sieht es einfach nicht!

Fluchtpunkt und Perspektive sieht man nicht, Tine Klein

So schön ist es bei uns, liebe Grüße an den Künstlerverein in Bremgarten AG

Schau mal so würde es ohne Stift aussehen. Würdest du bei dem Dach mit dem Pfeil sehen, dass die Linie fällt?

Nö?, Na dann ist alles OK du siehst Normal!

 

Also schnapp Dir einen Stift und mach Dir die Perspektive sichtbar. Falls du die verfluchten Fluchtpunkte suchst, sie sind auf Höhe der Uferpromenade, ich stehe tiefer als die Brücke.

Freihandzeichnen Tipp:

Mach dir klar wo die Augenlinie steckt. Am besten im Bild markieren, alles drüber fällt in der Entfernung, alles drunter steigt in der Entfernung.

Bei meinem Bild vom Zürichsee ganz oben, brauchte ich  keine Perspektive zeichnen, weil mein Kopf genau auf einem dieser der Dächer ist. Dadurch fluchtet nichts, das macht das Zeichnen luxuriös einfach!

Merke je genauer du bist, desto genauer wird das Sehen des Betrachters!

Schönes Wochenende wünscht die Tine.

Mehr Info´s zum Thema: Perspektive

(P.S.: Das Bild oben ist „Two in One“. Zwei meiner Lieblingsplätze in meinem Skizzenbuch war noch eine alte Skizze von Bora Cay, Schiffe vor der Insel in der Abenddämmerung. Die sind doch nie fertig geworden, darauf habe ich den Bauernhof mit Hühnerstall über dem Zürichsee gemalt, an der Straße ist eine Bank, dort halte ich gern abends um den Sonnenuntergang am Zürichsee zu bewundern. Die Stelle liegt sehr hoch über dem Zürichsee, durch die großen Schiffe wirkt das Wasser jedoch ganz nah.)

 

 

 

 

 

Materialliste, was brauche ich bei Tine!

Danke schön für die vielen Anmeldungen!


Aus einem Kurs wurden aufgrund der vielen Anmeldungen 3, vielen lieben Dank dafür!

Wer bei uns am Zürichsee ist, darf deshalb gerne schnuppern kommen, ebenfalls die Schüler noch eine Freikarte für den Spaziergang mit Stift haben.

Am Samstag Nachmittag ab 16 Uhr findet sich nach Voranmeldung bestimmt ein Platz.


Kein Kaufrausch


Generell geht es in Tine´s Kursen herzlich wenig um Material, denn das Wissen ist wichtig, Das Material ist Mittel zum Zweck. Euer eigenes Lieblingsmaterial, ist im Kurs herzlich willkommen. Es geht darum, dass ihr euch wohl fühlt.


Materialliste


 

Kein automatischer Alternativtext verfügbar.

 

  • Aquarellkasten alle Grundfarben in kalt und warm sollten vorhanden sein. Hast du keinen Kasten bekommst du Notfalls einen Leihkasten und eine Einkaufsberatung.
  • § Pinsel,bitte nicht zu klein, oben ein Rundpinsel wie der oben mit guter Spitze reicht, Wassertankpinsel sind auch OK, so winzige wie der blaue Pinsel oben bitte nicht! Wenn ihr ihn habt ein eckiger flacher Syntetikpinsel ca. Daumenbreit.
  • Falls vorhanden Buntstifte oder Aquarellstifte zum aufhübschen von blassen Farben (nur 2-3 in leuchtenden Farben)
  •  Aquarellblock oder Multimediapapier min 185gr§ Steckt auch sehr preiswertes Papier ein, Für Experimente ist es sehr ratsam, nicht immer auf edlem Papier zu zeichnen.
  •  Ein weißer Gelstift von Signo  ist sehr hilfreich aber kein muss
  • Weicher Bleistifte, Radiergummi und ein Spitzer sind natürlich auch immer gut
  •  Ein Lappen Oder Papiertaschentücher
  •  Mein Herz schlägt für den für die Füllhalter. Preiswert und super gut ist der Lamy Safari (siehe oben) , den gibt es überall. Der Füllhalter und eine schöne Tintenfarbe wirken Wunder in jedem Skizzenbuch. Alternativ könnt ihr auch mit Feinlinern arbeiten zum Beispiel von Stabilo oder Copic.

 

Summery


Farbkasten, Stift, Bleistift und Aquarellpapier und preiswertes Suddelpapier

Tipp: nicht in einen Kaufrausch ausbrechen ihr dürft im Kurs auch Material ausprobieren. Nach dem Kurs kaufen ist oft sinniger, denn Materialkunde gehört dazu.

Kuss und Gruß Das wird eine super Zeit! Und ich freu mich total auf Euch

Tine

wer mit machen möchte darf sich gerne in den Verteiler eintragen:

Bitte schreibt mir ob ihr aus der Schweiz oder aus anderen Ländern kommt;) es gibt unterschiedliche Verteiler.

Verteiler

Rhythmus im Blut, Zeichnen und Takt

Tine klein Skizze Dächer von Barcelone Rhythmus Chaos und Tackt sind in Zeichnungen wunderbar erinnerbar.

Rhythmus: Ist die Wiederholung und und Anordnung von bestimmten Ereignissen, Gegenständen oder Tönen

Und was hat das jetzt mit Malen oder Zeichnen zu tun?

Heute möchte ich mit euch über ein Thema reden, was sehr oft vernachlässigt wird: Es ist der Rhythmus in der Zeichnung. Das Thema vergisst man immer wieder und manchmal braucht man einen kleinen Tritt um daran erinnert zu werden, wie zauberhaft die Unterbrechung und Variation ist.

Regelmässiges kann schnell langweilig werden, unterbricht man es aber und gibt ihr einen Takt dann wird es fast magnetisch.

 


Making of des Bildes


Mit meiner Zeichenausrüstung bewaffnet, schleppe ich mich die Stufen der Casa Batló hinauf.

Eine meiner vielen Fehler ist, dass sich ein schrecklicher Morgenmuffel bin. Das trifft es allerdings nicht, ich bin kein Morgenmuffel, ich bin ein Morgentrottel. Jetzt trottete ich mit dem Schlaf in den Augen, die Treppenstufen der Villa hinauf, für das funkelnde Treppenhaus habe ich noch keinen Blick, mein Ziel ist die prachtvolle Aussicht von der Dachterrasse der Villa.

Entsetzt schaue ich in das Panorama, um diese Uhrzeit habe ich meine rosa Brille noch nicht auf. Was ich in Front dieses wundervollen Kulturgutes sehe, ist nicht nur das prachtvolle Panorama von Barcelonas Bell Epoque, sondern ich Glotze betroffen auf hunderte Klimaanlagen und Lüftungsschächte.

Wie konnte mir das beim letzten Mal entgangen sein?

Schlagartig ist mir als Morgenpessimist klar, das kann man nicht malen. Allerdings zücken ich nun meinen Füller und kritzele mich erst mal ein.

Erfahrungsgemäß weiß sich, irgendwann findet der Blick etwas, was mich fasziniert und dann ist es aus mit dem Pessimismus.

Heute packt mich erstaunlicherweise, die scheußliche Pracht des Technikmülls auf Barcelonas Dächern. Anders als erwartet, ist das Motiv nicht unhaltbar, sondern seine Andersartigkeit und Scheußlichkeiten ist das was mich packt.

Die Klimaanlagen und Schornsteine sind alle gleich und doch anders, es gibt regelmässige Gruppen und Tackte aber auch mal gar keine.

Meiner Hand wird klar es ist eine Melodie, es gibt einen Takt und Rhythmus ehe mein Kopf überhaupt wach ist.

Tatsächlich ist es gar nicht scheußlich, es ist anders als erwartet und es ist rhythmisch wie ein Takt, es ist Musik. Das hier ist kein Musikstück von Bach, das hier ist Bach mit einem fetten Rap davor.

Der Rhythmus ist unwiderstehlich


Rhythmus, Änderung und Variation


Dies sind starke Mächte beim Zeichnen. Wenn sich Formen eintönig wiederholen, dann vergisst man sie viel leichter als Dinge, die scheinbar anarchisch ihren eigenen Takt angeben.

Oft sind Motive von denen man glaubt sie seien unmalbar, die besten Motive.

Wenn sich eine Form immer und immer wieder wiederholt, dann wird es für das Auge unglaublich langweilig.

Wenn sich Formen beständig verändern und doch einen kleinen gemeinsamen Nenner haben, dann ist dies unglaublich attraktiv, ohne dabei zu chaotisches zu wirken.

Alles verändert sich und doch ist ein gemeinsamer Takt da. Auf so etwas sollte man achten.

Diese Gestaltung und Harmonieregel findet sich nicht nur bei technischen Gegenständen, jeder Wald ist eine Herausforderung für den Zeichner, die Versuchung exakt gleiche Formen immer wieder zu reproduzieren ist hoch.

Aber dafür bezahlt man einen hohen Preis, denn das Bild wird auf jeden Fall langweilig und monoton. Es ist wie eine Tapete an der Wand eines Zimmers, die sich immer wieder wiederholt, man vergisst sie einfach.


Das reinste Chaos: Wunderbar-Erinnerbar!


Die Grundform gibt die Ruhe, das Chaos den Rhythmus und Tackt!

Rhythmus Chaos und Tackt sind in Zeichnungen wunderbar erinnerbar. Tine Klein

Schöne Chaos hat jedoch eine innerliche Ordnung

Wiederholungen, Unterbrechungen und Variationen des gleichen Thema sind aber wie eine „Marching Band“ mit vielen unterschiedlichen Trommeln, aber es gibt für den unterbrochenen Rhythmus einen Takt wie in der Musik, ist es kein reines Chaos, sondern geordnetes Chaos und das mag das Auge. Das Zeichnen ist überhaupt nicht schwer, weil es immer wieder die gleiche Grundform ist doch, die Variation gibt dem Auge richtig was zu tun.

Mit Bach hat das nichts zu tun aber vielleicht etwas mit Bebob oder Rap.

Liebe Grüße ins Wochenende

Tine

Passend zum Thema:

blog.herz-der-kunst.ch/schoen-was-ist-schon-schoen

 

 

Tricks zum Zeichnen von Bewegung

Letzes Jahr war bei mir so viel los, dass ich gar nicht dazu gekommen bin zu berichten. Eines der schönsten kleinen Events bei meinem Spaziergang mit Stift war das Slow-Up. Ein Slow-Up ist ein Event bei dem die Straßen gesperrt werden, damit sie frei sind für Fahrradfahrer und Rollschuhlfahrer.

Wir setzten uns mit Stühlen auf die Straße und trainierten das Zeichnen in Bewegung.

Man sind die schnell und zack sind sie weg!

Bewegungen zeichnen, macht einen am Anfang ratlos. Es ist doch schon auf dem Foto schwer genug!

Hier hocken wir wie die Hühner auf der Leiter und warten auf unsere rollenden Opfer.

Das war ein wundervolles und buntes Treiben, jedoch ist es für den Zeichner der absolute Horror, denn auf einem Slow-Up hält niemand still.

Der beste Tipp ist sich nicht von dem Getümmel unter Druck setzen zu lassen

Also erst einmal gemütlich hinsetzen, sich das Treiben ansehen und dann herauszufinden was hier eigentlich die typische Bewegung ist. Wenn viele Menschen das Gleiche tun, dann machen auch alle immer mal wieder die gleichen typischen Bewegungen.

Gut zu wissen, alle machen irgendwie das Gleiche!

Das Erste ist das man herausfindet, wie das Ganze ungefähr zusammenhängt.


Das Grundmuster finden


Fahrradfahrer machen immer wieder die gleiche Bewegung. Sie hängen mit einem Buckel auf ihrem Drahtesel und die Beine strampeln sich unten ab.

Die Bewegungen ähneln sich immer wieder Buckel, ein gestecktes Bein und ein langes Bein.

Da die Bewegung unglaublich schnell ist, darf man sich einfach nicht treffen lassen. Der beste Tipp ist nicht nur eine Person zu malen, sondern das Gemalte ganz in Ruhe aus mehreren Personen zusammenzusetzen.

Super geeignet dafür ist gestisches Zeichnen. Um sich klarzumachen wieso eine Person auf dem Fahrrad aussieht, malt man sie einfach in der Luft, während man die Fahrradfahrer beobachtet. Dadurch dass man praktisch in der Luft eine Geste malt, wird einem ziemlich schnell klar was die Grundform ist. Die Grundform eines Fahrradfahrers ist einfach ein Haken. Der Buckel mit dem langen Bein, dazu kommt noch ein angewinkeltes Bein.

Die Geste vereinfacht die Sache!

Macht man sich dies klar, ist die Sache gar nicht mehr so brutal schwer.

Hat man erst mal begriffen, dass man eine Bewegung in einen einfachen Pinselschwung oder Strich umsetzen kann, dann kann man auf dieser einfachen Basis enorm lebendige Bilder oder Zeichnungen machen.


Vereinfachen ist das A und O


Oft hilft es sich das Leben so einfach wie möglich zu machen! Wenn man erst mal versucht, die Dinge von hinten zu malen. Schon hat man viel länger Zeit sich das Ganze anzusehen.

Opi auf dem Rad, Atelier Herz-der-Kunst, Malen und Zeichnen von Bewegung

Tine Klein: Opi auf dem Fahrrad

Auch hier sieht man das Grundmuster, das gestreckte und das abgewinkelte Bein. Diese Vereinfachung und etwas mehr Zeit nimmt einem enorm den Stress.

Mutig vereinfachen ist das A und O des schnellen Zeichnen. Aus einem Reifenprofil wird einfach eine Zickzacklinie, aus einem angewinkelten Bein ein Dreieck. Vom Fahrrad sieht man nicht mehr als den Reifen und die Lenkergriffe.

Wenn man von hinten malt, hat man sich auch den Stress gespart die Fahrradkonstruktion von der Seite zu malen.

Gerade das Einfache sorgt dafür, dass man das Typische einfängt

 

Zu viele Details gehen bei dieser Art und Weise des Malens überhaupt nicht. Besonders notwendig ist es sich auf die wichtigsten Dinge zu spezialisieren.

Also kein Schnickschnack, sondern das Nötigste.


Nur Wer wagt, der gewinnt


Es gibt kein Weg daran vorbei, wer es nicht ausprobiert, wird es auch nicht lernen

Doch es gibt Hoffnung, beim Zeichnen von Bewegung hat man einen ganz enormen Vorteil, dieser Vorteil ist das Bewegung gerne mehrere Linien toleriert. Eine falsche Bewegung ist, anders als in einer normalen Zeichnung, nicht unbedingt ein Fehler sondern nur ein Anzeichen für die Bewegung. D. h. deine Versuche und auch kleinen Fehler sehen mitunter sogar extrem cool aus

Fahrradfahrer mit Navi, Atelier Herz-der-Kunst, Malen und Zeichnen von Bewegung

Rennfahrer mit Navi, lustig bei der Seestrasse am Zürichsee, die 30 km lang völlig gerade ist

Schau noch mal in meine erste Zeichnung, das erste Hinterrad passte so wenig zum Fahrrad, dass ich das Blatt am liebsten weggeschmissen hätte.

Nicht beim ersten Fehler Skizzenbuch beißen

Suchende Linien sind beim Zeichnen von Bewegung kein Fehler, das Rad bewegt sich und die Linie bewegt sich und so werden deine vermeintlichen Fehler oftmals zum Design!


Wie man mit Schüchternheit umgeht


Obwohl ich es gewohnt bin vor Menschen zu malen, kriege ich immer noch Hitzewellen, wenn die Menschen so nah ran kommen. Wenn ich dann Fehler mache, bekomme ich Angst und natürlich geht das erst recht meinen Schülern so.

Atelier Herz-der-Kunst, Malen und Zeichnen von Bewegung

(diese Fahrradfarbe hat mich inspiriert siehe oben)

Aber wenn man das Gespräch aufnimmt, dann merkt man 99,9 Prozent der Menschen sind positiv, sie kommen weil sie es toll finden, das wir malen. Sie wollen mitmachen.

Einfach machen ist das Rezept, erst dann  wird man bestärkt

 

Bewegung -Material und Technik


Schaut mal, dieser junge Mann hängt auf seinem Rennrad wie Sancho Panza auf seinem Esel.

Fahrradfahrer auf RennradBlog Herz der Kunst, Malen und Zeichnen von Bewegung

Tine Klein: Drahtesel und Sancho Panza in Zürich auf der Seestraße

Aber wie kann es sein, dass ich Ihnen so kurzer Zeit malen kann.

Die schlichte Wahrheit ist: „Ich kann es nicht!“

Auf der Strecke kommen hunderte von Fahrradfahrern, wenn ich einmal etwas Typisches gesehen  habe, dann schärft sich mein Auge dafür. Ich lege mich auf die Lauer bis der nächste Radfahrer kommt.

Den Malprozess zerlegen


  • Zuerst male ich in Ruhe den Lenker und die Fahrradlampe, dann warte ich bis der nächste Rennradfahrer kommt.
  • Jetzt habe ich schon im Kopf welche Pose ich malen will, dann male ich nur die absolute Grundform in einem dicken Block, oft sogar wie oben ganz grob nur in Farbe.
  • Jeder folgende Fahrradfahrer steuert nun einen kleinen Teil zu Motiv bei. Bewusst schaue ich auf Details zum Beispiel die Hände.
  • Wenn etwas ganz besonders schön war, dann versuche ich es im Kopf zu behalten. Ich schließe zwei dreimal die Augen, und versuche mir das Bild intensiv einzublenden. Diese Etappendetails wie zum Beispiel das Gesicht oder die Brille ergänze ich dann ganz in Ruhe aus dem Kopf.

Das Wesentliche aber ist die Haltung und dies habe ich oft schon beim ersten Fahrradfahrer festgehalten.

Die Technik auf gefärbten Papier


Beim Skizzieren von Bewegung ist der Papierverbrauch hoch. Am Einfachsten fällt es, wenn man mit Mut ans Werk geht. Dabei muss man sich einfach zugestehen, dass man Fehler macht.

Viel Material braucht man nicht. Hier habe ich mit Aquarellfarben, meinem Füllhalter, einem Bunstift und weißer Tusche gearbeitet.

Was man allerdings braucht ist viel Papier, denn Abfall und Schwund gehören dazu. Wenn ich jetzt, wie bei mir, jede Menge gelungene Skizzen seht, dann macht euch klar jeder macht Fehler, auch ich produziere jede Menge Schrott.

Zum schnellen Zeichnen sind in der Regel sehr glatte Papiere geeignet.

Glattes getöntes Zeichenpapier

Das Papier was ich hier benutzt habe ist Paint On Multitechniques, es wurde auf dem Deutschen-Urban- Sketcher -Meeting von Boesner Glinde, Hamburg-Kiel gesponsort, vielen lieben Dank dafür, denn das hilft uns Kunstmaterial zu erkunden.

Ich selber hatte bis dahin nur selten auf getönten Papier gearbeitet, ich war sehr positiv überrascht, weil das Papier mit 250 g/Quadratmeter sehr dick ist und deshalb ist es sehr fehlertolerant. Man kann auch noch mal drüber malen.

Was ich diesmal mit der weißen Tusche reichlich gemacht habe, dass das Papier so robust war hat gute Ergebnisse ermöglicht.

Da Fehler beim schnellen zeichnen unvermeidlich sind, habe ich mit weißer Tusche gearbeitet, so konnte ich allzu auffällige Fehler abdecken. Durch die Dicke des Papiers hat sich dann auch nichts gewellt.

Dieses Papier ist auf jeden Fall großartig für das Zeichnen und Malen geeignet.

Wichtig ist aber, dass man sich die Angst vor dem Material zerstören nimmt, der Fehlversuch gehört dazu. Einige Schüler arbeiten auch gerne auf Suddelpapier, das ist der Schweizerische Ausdruck für Schmierpapier, denn das macht frei im Kopf.

Ein Bekannter von mir arbeitet auf zerknitterten Butterbrotpapier, das macht ihn frei. Ich bevorzuge Multimedia-Papier, denn mein Malstil ist sehr robust.

Eine Schülerin malt auf Probeblättern, die Angst das gute Papier zu verderben ist weg!

Blog Herz der Kunst, Malen und Zeichnen von Bewegung


Es geht nicht ums Kunstwerk, sondern um das Erfahrungen sammeln


Die Schülerin oben hat es goldrichtig gemacht, sie hat sich Papierproben genommen und macht jetzt ihre Erfahrungen damit.  Sie weiß hinterher, welches Papier sie mag und welches nicht.  Wobei natürlich Echt-Bütten-Suddelpapier von Hahnenmühle die totale Luxusvariante ist 😉 All das was man aus Erfolgen und Fehlern lernt, das ist das schönste Kunstmaterial der Welt.

Denn das schönste Kunstmaterial bist Du!

Du wirst mit all diesen Erfahrungen besser und deine Bilder schöner!

Liebe Grüße ins Wochenende

Tine

Das A und O zur Vereinfachung ist die Abstraktion hier kannst du weiter lesen

 

 

 

 

 

Es gibt keine Einfarbigkeit.

Tine Klein Häuser nahe Cinque Terre, Einfarbigkeit ist unnatürlich

Einfarbigkeit ist unnatürlich, deshalb sieht sogar so ein Farbklecks natürlicher aus als…

Wenn man Anfängt zu malen, stolpert man schnell über einen Effekt. Man malt etwas und gibt ihm ganz genau die Farbe, die man beobachtet und doch sieht es total unnatürlich aus.

Im besten Fall sieht das Objekt aus wie eine Grafik, schön, sauber und irgendwie total künstlich. Man schaut schaut verzweifelt auf das Motiv, versucht es noch einmal und wieder sieht es völlig angestrichen aus.

Der Effekt liegt daran, dass es keine Einfarbigkeit in der Natur gibt. Natürlich sind Häuser oder auch Autos absolut künstliche Objekte.

Aber gerade bei Autos mit ihrem künstlichen Lack ist absolut keine Einfarbigkeit gegeben, denn sie reflektieren kontinuierlich ihre Umgebung. Der Lack ist ein Spiegel.

Ich sehe es einfach nicht!

Unser Gehirn ist darauf programmiert alles unwichtige nicht zu sehen und so blenden wir diese Reflexionen kontinuierlich aus. Diese Funktion des Gehirns ist sehr sinnvoll, denn sie bewahrt uns vor Reizüberflutung und so ist ein blaues Auto für uns blau. Tatsächlich jedoch spiegelt das Auto viele Farben der Umgebung und es ist alles andere als nur blau.

Bei einem so spiegelnden Lack ist es natürlich noch klar, warum es keine Einfarbigkeit geben kann.

Macht euch einmal den Spaß beim nächsten Spaziergang oder auf dem Arbeitsweg darauf zu achten, was sich alles in Auto spiegelt.

Aber wie ist es bei einer schlichten Hauswand?Man sollte doch meinen, dass das Haus rein gar nichts reflektiert.

Prinzipiell wirken Hauswände meist auf uns völlig einfarbig, aber so einfarbig ist eine Wand nicht.

Deshalb fällt dem Gehirn auf das mit deiner einfarbigen Hauswand im unseren Bildern etwas nicht stimmt.

Selbst wenn es absolut keine farbigen Reflexionen gibt, so gibt es doch immer irgendwo eine Verschattung auf der Hauswand,  unter den Dachüberstanden, in der Nähe von Fenstern, Türen oder Objekten. Alles was verschattet ist, ist schon mal ein wenig dunkler oder blauer als die originale Farbe.

Generell sind Häuser oben meist wesentlich heller als unten in der Straßenschlucht, das gleiche gilt für Licht und Schattenseite.


Das geschickte Spiel mit dem Licht


In Barcelona gibt es die Villa Casa Batlló. Die Villa wurde von Anthony Gaudi erbaut und der Architekt spielt immer wieder mit einem Effekt der Natur.

In Barcelona haben fast alle Häuser einen Lichtschacht, dieser Schacht ist dazu gemacht Licht und Luft in die Häuser zu bringen ohne sich in der Hitze auf zuheizen.

Oftmals sind diese Lichtschächte grauenhaft hässlich, graue Löcher. Antonio Gaudi hingegen spielt in seinen Lichtschächten meisterhaft mit dem Licht. Das Thema ist hier Schatten:

Blog Herz der Kunst, Barcelona Casa Batlo, Farbigkeit und Streulicht

Er verkleidete seine Lichtschächte mit tausenden kleiner Fliesen. Die Fliesen variieren alle leicht in der Farbe und werden allmählich von oben nach unten immer heller. So entsteht in Antonio Glaudis Lichtschächten ein zauberhaftes und völlig natürliches Licht.

Die Natürlichkeit entsteht durch die Variation des Lichts

Andererseits entsteht ein völlig merkwürdiger Effekt, denn der Architekt schafte es entgegen der Naturgesetze mit seiner Farbspielerei auf jeder Etage exakt die gleiche Farbigkeit zu erzeugen, dabei haben die Fliesen je nach Etage ganz stark unterschiedliche Farben.

Dort wo das Licht am hellsten ist, benutzt er dunkelblaue Fliesen, so dass auch in den oberen, heißen und sehr hellen Etagen der Effekt von Kühle und Schatten entsteht. Unten in den Tiefen und verschatteten Etagen, werden die Fliesen immer heller bis sie zum Schluss weiß sind und so entsteht der Effekt, dass der ganze Lichtschacht eine Farbe hat, obwohl er oben dunkelblau und unten weiß ist.

Ein Farbverlauf umgekehrt zu Natur erzeugt Einfarbigkeit

In der Malerei kann man von den Beobachtungen des Meisters einfach nur lernen.

Um noch einmal zurück zu unserem Ausgangsproblem zukommen, völlig einfarbige Häuser oder Strukturen sind absolut unnatürlich. Sie sehen für das Auge so künstlich aus, weil das Auge seine ganz natürlichen Anhaltspunkte und Farbverläufe sucht.

Der Architekt Gaudi erzeugt immer Streulicht, deshalb fühlt man sich in den Zimmern so unglaublich wohl.

Blog Herz der Kunst, Barcelona Casa Batlo, Farbigkeit und Streulicht

Streulicht in der Casa Batló, Einfarbigkeit wirkt unnatürlich, Streulicht gemütlich.

Diesen Effekt kann man 1:1 in die Kunst übertragen.


Farbverläufe geben Freiheit


Diese Erkenntnis gibt uns in der Malerei eine ganze Menge Freiheit. Wenn ich ein einfarbiges Haus nun in hellen und dunklen Variationen einer Farbe male, so wird das Auge diese wilde und eigentlich völlig abstruse Farbkomposition als viel natürlicher empfinden als eine einfarbig angestrichene Wand.

Unser Gehirn akzeptiert eine variierende Farbanordnung als völlig natürlich und findet selber Erklärungen. Wird eine Hauswand dunkel, so ist unserem Gehirn ganz klar dass sich dort ein Dachfirst befindet. Ist das Haus in der Mitte heller, so wird das Gehirn argumentieren, dass näher heller bedeutet, da dieser Teil des Hauses ja nun mal näher am Licht ist. Ist das Haus trotzdem dunkler, so wird das Gehirn argumentieren dass das Haus an dieser Stelle einfach verschattet ist. Wir können ein weißes oder gelbes Haus sogar grün malen, weil das Gehirn die für eine völlig natürliche Reflexion der Umgebung hält.

Obwohl solche krassen Farbverläufe ja eigentlich völlig unnatürlich sind, wirkt ein solches Bild insgesamt immer viel stimmiger als alles Einfarbige.

Ich erkläre mir das so, dass man als Maler völlige Freiheit besitzt, wenn man mit den Spielregeln der Natur arbeitet.

Mir hat einmal ein Leser geschrieben, ich verstehe überhaupt nicht wieso deine total unnatürlichen Farben immer wirklich logisch wirken. Lieber Leser jetzt weißt du es, ich spiele mit unserem natürlichen Sehmuster. Beigebracht hat mir das Antonio Gaudi als sich in seinem wundervollen Lichtschacht stand.

Antonio Gaudi baute nicht nur Häuser, sondern er spielte auch mit Licht, noch heute strömen die Menschen zu Tausenden in seine Häuser, weil diese Häuser nicht nur aus Stein sind, sondern aus Licht und Farbe. Jedes Zimmer hat ein wundervolles und angenehmes Licht, so wie es in der Natur ist, oft fühlt man sich so wie unter einem Blätterdach oder man hat das Gefühl man steht in der Nähe eines funkelnden Teichs. All dies ist natürlich nicht real, denn der Architekt malte in seinen Zimmern mit Licht.

Blog Herz der Kunst, Barcelona Casa Batlo, Farbigkeit und Streulicht

Auch hier verschwindet die Farbigkeit, weil sie natürlich wirkt. Schau mal bewusst auf den Fußboden, siehst du nun die Farben?


Lass die Sonne scheinen


Von Gaudi können wir lernen, dass es absolut magisch wird sobald man das Licht spielen lässt.

Ein natürliches Streulicht, erzeugt in Menschen Wohlgefühle.

Sobald du das benutzt, werden auch deine Skizzen und Bilder magische Anziehungskraft erzeugen.

Letztendlich ist Farbe nichts anderes als dem Licht enthoben und Licht ist völlig frei!

Deine Augen und das Gehirn werden wir nahezu alles verzeihen, wenn du anfängst mit den Reflexionen des Lichts zu malen.

Variiere die Farbe kontinuierlich und du wirst sehen, dass deine Bilder viel ausdrucksstarker werden.

Besonders harmonisch wird Licht und damit die Farbvariation, wenn es die Geschichte eines Ortes erzählt.

Ich weiß nicht einmal wie dieser Ort hieß, ich bin auf ihn gestoßen als ich mit meinem Motorroller kreuz und quer durch die Berge hinter der Amalfiküste gefahren bin.

Was mir geblieben ist ist das mediterrane, genau richtige Mass an Verfall und das wunderschöne warme Licht des Gesteins.

Liebe Grüße ins Wochenende von Tine und ich wünsche euch viel Spaß.

Hier habe ich noch etwas wunderschönes für Euch…

Eine virtuelle Tour durch die Casa Batlló leider ist das Licht nicht zu sehen, jedoch achtet mal darauf wie der Architekt die Farben in Fenster und Fliesen streut.

www.casabatllo.es/de/virtuelle-tour/

Wie man traumhafte Farbe erzeugt kannst du hier lesen: Blog.herz-der-kunst.ch/im-rausch-strahlenden-farben/

 

 

 

Nichts klappt! Sieh es positiv!

Tine Klein über die Kunst mit Kritik und negativem umzugehen. Positiv denken hilft beim malen

Sieh es positiv!

Wenn Plan A nicht klappt, sieh es positiv, das Alphabet hat noch 25 weitere Buchstaben!

Es kann nicht alles klappen, eigentlich wollte ich diesen wunderschönen Platz in Malaga malen.

Aber ich befürchte die Sterne stehen heute nicht richtig.

Ich finde dieses Jugendstilhaus mit den Palmen davor einfach traumhaft. Gestern habe ich mich entschlossen dieses lauschige Plätzchen zu malen, aber ich habe einen Plagegeist mit Hund. Eine ältere Dame malt offensichtlich auch gerne und beschließt sich den Vormittag damit zu vertreiben mir beim malen zuzuschauen, auch nicht schlimm, nur dummerweise ist sie nicht durchsichtig und sie steht immer genau vor mir!


Positiv, leichter gesagt als getan!


Die Sonne scheint, doch dummerweise habe ich meinen Plagegeist. Nicht, dass mich die alte Dame stört, aber sie ist nicht positiv.

Wann immer ich etwas mache, was ihr nicht passt stöhnt sie, schnauft sie und rollt die Augen.

Ehrlich gesagt, bin ich nach einer Weile von dem ganzen Umfeld so demotiviert, dass sich hinschmeißen möchte!

Kunstkritik frei nach Beuys, setz mal einen Haufen drauf! Die ständige nonverbale Kritik meines Plagegeistes macht mich einfach fertig!  Doch dann erleichtert sich ihr Hündchen fast in den Malkasten, puhh die härteste Kunstkritik meines Lebens. Bin ich hier in die versteckte Kamera geraten? Wie soll ich denn da positiv bleiben?

Kurz gesagt, wenig später bin ich soweit, dass es für mich nur zwei Alternativen gibt, entweder ich verschwinde oder ich drehe der alten Dame den Hals um.


Warum Kritik so schwer zu ertragen ist


Ich bin Mallehrerin und wenn ich Menschen das Malen beibringe, dann muss ich Dinge direkt ansprechen, denn wenn man etwas nicht direkt anspricht, dann kann man auch nicht darüber reden.

Kritik demoralisiert

Oft merke ich, wie die demoralisierend das für meine Schüler ist. Es dauert eine Weile bis meine Schüler begriffen haben, dass das keine Kritik ist sondern ein Gesprächsangebot.

Lehren ohne den Anderen zu verbiegen!

In der Kunst gibt es immer 1000 Möglichkeiten, ob etwas ein Fehler ist, hängt nur davon ab was der Maler oder Zeichner fühlt oder will.

Selbst ich als Zeichenlehrer, habe nicht das Recht die Aussage eines Bildes ohne Erlaubnis zu ändern.

Ständige Kritik macht einen unsicher und selbst Dinge, die sonst ganz leicht klappen, funktionieren nicht mehr.


Lernunwillig?


Als ich selbst lernte, habe ich etwas beobachtet. Wenn der Zeichenlehrer in mein Bild malte, verlor ich die innerliche Verbindung, selbst wenn das Bild viel besser war als vorher.

Und dann war ich total enttäuscht, weil das Bild nichts mehr mit mir zu tun hatte. Die Worte des Lehrers irritierten mich, selbst wenn es Lob war, denn es wurden oft Dinge gelobt die mir selbst überhaupt nicht wichtig waren.

Ich fragte mich unsicher, will ich gar nichts lernen? Kritik ist doch was Gutes!

Deshalb hänge ich heute als Lehrerin in einem totalen Zwiespalt, selbst konstruktive Kritik kann Bilder ungewollt negativ verändern. Einerseits muss ich Dinge ansprechen oder kritisieren um das fachliche Wissen zu vermitteln, andererseits möchte ich viel lieber fragen, sieht das für dich toll aus, hatte es dir Spaß gemacht, gefällt es dir? Oder wo willst du hin! Im Unterricht muss Kritik eine Anregung zum Spielen sein, kein Angriff auf den Menschen.

Das was die alte Dame auf der Straße macht ist allerdings Körperverletzung, denn hier geht hier Um das Negative. Die  Macht des Bösen ist mit ihr! Die war mit Lukes Vater in zweiter Ehe verheiratet!

Was man sich leider in der Situation selten klar macht, wenn Sie mein Bild nicht leiden kann, dann soll sie ihr eigenes malen.


Kunst sollte unabhängig von Lob oder Belohnung und erst recht von Kritik sein


Wenn dich so ein Plagegeist erwischt, dann musst du dir immer ganz klar machen das dies deine Kunst ist! Alleine schon dass die Frau ständig schnauft, sorgte bei mir dafür, dass ich mein Bild gar nicht mehr so malen konnte, wie ich es wollte. Denn nun bei jedem Fehler fange ich an zu zweifeln und kann mein Bild gar nicht mehr so unbefangen malen wie ich es wollte.

Die Häuser im Hintergrund, die ich heiter und strahlend malen wollte, werden langsam aber sicher matschig und dunkel und mit jedem Pinselstrich sinkt meine Laune.

Es ist doch total erstaunlich, wie sehr man als erwachsener Mensch noch von Lob abhängig ist.

Letzte Woche hat in meinem Malunterricht Michele ein wunderschönes dunkles Bild gemalt. Ich war mit seinem Bild absolut zufrieden, weil es so andersartig war. Michele hingegen war mit dem Bild unzufrieden und hat es dann benutzt um das eine oder andere auszuprobieren. Dieses Verhalten ist absolut richtig, denn bei Micheles Bild geht es nicht darum ob es mir gefällt, sondern darum ob es Michele gefällt.

Mach dich unabhängig von Kritik, denn das ist ein ganz wichtiger Schritt zum Finden des eigenen Stils.

Leider war Michele, dann etwas unzufrieden, weil ich das Bild so mochte wie es vorher war. Ich möchte hier noch mal eines sagen: „Hey Michele, weiter so, es sind deine Bilder!“


Eigene Wege finden!


Für mich war es sehr schwer, es hat sich bei mir immer so sehr erwachsen an, wenn ich über solche Probleme rede. Tatsächlich aber hat es mir weh getan, wie bei jedem anderen auch.

Wer ist nicht traurig? Wenn man seine Bilder scheußlich findet!

Da sich meine Laune verdunkelte, musste ich ein anderes Bildkonzept finden, denn die strahlend schöne Laune die ich malen wollte, war einfach nicht mehr in mir.

Die Alternativen sind die Pläne B bis Z!

Letztendlich ist die einzige wirkliche Alternative, dass man ein misslungenes Bild dazu benutzt Neues zu erproben.

Manchmal geht das wirklich schief und das Bild ist nachhaltig verdorben, aber dann hat man auch etwas gelernt: Man hat eine ganz wichtige Erkenntnis gefasst, das funktioniert für mich nicht!

Oft verändert sich aber wirklich etwas im Bild, wenn man selbst positiv wird und Chancen erkennt! Plan B muss her, wenn der Plagegeist kontinuierlich vor mir steht, dann bleibt mir nichts anderes übrig als den Plagegeist zum Thema meines Bilds zu machen. Normalerweise habe ich immer Probleme damit Menschen nicht besonders schön zu malen, denn ich möchte ja niemand kränken. Diesmal darf ich ohne schlechtes Gewissen das unvorteilhafte Portrait proben!

Meine alte Dame ist die einmalige Chance endlich mal ein bisschen mit dem Stift zu lästern.

Dabei ist ein für mich sehr ungewöhnlicher Bildentwurf herausgekommen und ich konnte zufrieden grinsend mit einem guten Bild in der Tasche nach Hause gehen.

So gesehen war der ganze Tag ja völlig positiv, denn ich konnte endlich mal etwas üben was mir sonst sehr schwer fällt.

Wenn ich Euch eines mitgeben darf:  Positiv denken hilft beim Malen enorm!

Ganz ganz herzliche Grüße aus dem Herz der Kunst

von Tine

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