Der eigene Stil und fremde Einflüsse

Der eigene Stil ist intuitiv


Der eigene Stil ist etwas wundervolles, wenn es gut läuft, dann denkt man darüber gar nicht nach. Man macht es einfach und das Ergebnis ist im besten Falle wunderschön.

Hast du schon mal angefangen über Tanzschritte nachzudenken?

Wenn ja, dann weißt du ja dass man dabei total aus dem Takt kommt und in Sekundenschnelle aussieht wie ein Depp.

So ähnlich geht es mir wenn 100 neue Einflüsse auf mich einprasseln!

In diesem Beitrag bin ich viel dunkler als sonst, weil ich mit einem Freund unterwegs war der gerne nur in Schattentönen malt. Gut, aber nicht meins da, steckt mir zuviel einer fremden Person drin.

Jetzt muss ich mal eine Frage stellen:

Warum will ich eigentlich malen wie ein Anderer?

Die Antwort ist relativ einfach, ich will lernen, ich will immer lernen. Eigentlich ist lernen ja das Spannendste und deshalb mache ich Kunst, weil ich immer wieder hinsehen will!

 

Besonders krass ist mir dies in Porto aufgefallen, hier habe ich mal wieder mit vielen meiner Freunde gezeichnet, die alle selbst einen ganz tollen Stil haben. Das Ergebnis war oft ziemlich verrückt. Meine Freunde sahen aus wie ich und ich ein bisschen wie meine Freunde. Der Stilmix ist lustig und tut auch mal ganz gut um was Neues zu lernen.

Um etwas Neues zu lernen, muss man spielerisch sein und sich öffnen. Allzu oft gerät man dabei ins Grübeln und dabei entsteht dann eine wilde Mischung aus alt und neu, gekonnt oder passiert.

Wilder Stilmix


Es entsteht ein wilder Stilmix der einfach Spaß machen oder eher eine Verwandtschaft mit einem Unfall hat.

Besonders klar wurde mir dies aber erst mal nicht beim Malen, denn das herumgelatschtem mit fremden Einflüssen macht Spass. Dennoch produziere ich während des Symposiums grundsätzlich erst einmal merkwürdige Skizzen.
Klar wurde mir der Zusammenhang als einer der portugiesischen Touristenkähne direkt vor unserem WG Fenster anlegte. Beladen war der Kahn mit lauter Koreanern, die volltrunken aus einer Mischung aus Sake, Vodka und Portwein glückselig den deutschen 50er Jahre Hit „Griechischer Wein“ auf Koreanisch schmetterten.
Betroffen starrten wir von unserem Balkon und brauchten eine traumatische Schrecksekunde bis wir begriffen, warum uns das koreanische Liedgut so bekannt vorkam. Wieso man jetzt gerade „Griechischer Wein“ auf einem portugiesischem Portweinschiff brüllt, war uns nicht auf Anhieb klar.

Grundsätzlich ist jeder Stil erlaubt


Grundsätzlich ist in der Kunst natürlich alles erlaubt, auch besoffene Koreaner die in Portugal die Vodka saufen und „Griechischer Wein“ schmettern, wenn es halt Spass macht, ist es ja prima.

Aber nur Wenigen von uns ist beim Zeichnen klar, das sie beim hemmungslosem Kopieren und Stilrichtungen malen genau das gleiche machen, wie die feucht fröhlichen Koreaner. Es macht Spass, aber mir war schlagartig klar, wir können uns für die wilde Mischung gemeinsam mit den Koreanern für den „Bad Taste“ Kulturpreis nominieren lassen.

Dennoch wild mal die Ideen anderer auszuprobieren macht mir echt Spaß, vergessen wir also mal alle bedenken! Mitschmettern macht Spaß und es geht nicht immer um Kulturpreise.

Mal so wie du selbst !


Das ist klar, aber leichter gesagt als getan, wenn so viele neue auf Einflüsse unterwegs sind.

Dabei stellt sich doch für jeden Einzelnen von uns die Frage, warum will ich eigentlich  ausprobieren den die Anderen machen?

An dem Beispiel der weinseligen Koreaner wird schnell klar, nicht jeder Einfluss macht künstlerisch gesehen Sinn.
Sich zu verweigern macht aber auch keinen Sinn, denn wer sich nicht umguckt lernt auch nichts Neues! Und jetzt sitze ich in der Zwickmühle, wie viele Künstler man will seinen eigenen Stil um jeden Preis schützen, aber sich auch nicht von seinem eigenen Stil fesseln und knebeln lassen.

 

Erst mitmachen, dann verdauen


Als Kunstworkshopleiter liebe ich es mal in die Schülerrolle zu schlüpfen und dabei merke ich immer wieder lernen ist harte Arbeit, denn die eigentliche Arbeit ist das Verdauen der neuen Einflüsse.
Ähnlich wie bei einer Fremdsprache ist es sinnvoll aus den Vokabeln eigene Sätze bauen zu können, anstatt wie in nutzlosen Reiseführern einzelne Sätze auswendig zu lernen.
Oft sind meine Lernerfahrungen nicht auf Anhieb von Erfolg gekrönt, ich stocke, muss inne halten um das Erlernte so zu transformieren, dass es zu mir passt. Ich fühle mich erst einmal wirklich dumm, weil nichts mehr klappt.
Ich sitze zum Beispiel in einem Workshop über Blickführung und stelle fest, dass es in dem Workshop um exakte Linienführung geht.

Sehr, sehr langsame Linienführung!

Kurz gesagt, interessiert mich nicht. Ich fühle mich ähnlich fehl am Platz wie neben meinem koreanischen Vodkaboot. Ich gehe innerlich heftig in Opposition. Wichtig ist in solchen Situationen, dass man trotzdem mitmacht, denn die Erfahrung etwas gegen den eigenen Strich zu tun ist großartig, weil man etwas über sich selbst erfährt. Diese Erkenntnis ist der Nährboden der eigenen Kunst.

Manchmal ist Malen Therapie


Diese 3 Stunden Malunterricht sind also eine sehr billige Therapiesitzung. Ich weiss nun sehr genau, dass Freiheit mein Thema ist. Nicht Strichführung, sondern freie Blickführung sind mein Thema. Wichtig dass man an solchen Punkten nicht anfängt zu meckern, mehr bringt einen voran wenn man gegen Vorschläge entwickelt. Der Workshop ist für mich etwas wie ein Katalysator für meine eigenen Gedanken. Am Ende des Kurses habe ich den Inhalt für mich verdaut, ich will etwas anderes und genau dies fange ich nun an umzusetzen.….also Thema verdaut und Nährstoffe draus gesogen, auch wenn es schwer fiel. Danke an den Lehrer, dass er mir seine Gedanken gezeigt hat, es hat mir geholfen meine zu entwickeln.

 

Viele würden denken: „Blöder Workshop“, das ist aber nicht so, jeder Same keimt in jedem Boden. Zu wissen was ich nicht will, schiebt mich oft schneller voran als schon vorgefertigtes Wissen.

Opposition gegen Schönheit?


Schwieriger finde ich es Opposition zu entwickeln, wenn ich Dinge sehr mag. Meine klassische Malausbildung führt dazu, dass ich alte Meister bewundere.Ich liebe diese Ruhe und klassische Schönheit. Wenn ich nun mit Freunden male, die klassischer sind als ich, dann bin ich immer wieder versucht ein bisschen den alten Meister raushängen zu lassen.

Tine Klein , Porto, uskporto2018, Stil, oporto,Brücke

Hier male ich erst mal wie Schneewittchen. Das Bild ist am Anfang so brav, dass ich richtig Anlauf nehmen muss um es noch etwas wilder zu machen. Erst dann wurde es meins.

Ich finde es gefährlich, wenn die Technik mit mir reiten geht. Ich will reiten, ich will mich aber nicht von der Technik reiten lassen. Die Bilder gleiten ins Kunsthandwerk ab, weil ich die klassischen Maltechniken einfach wie am Fließband abspule. Wenn es ein bisschen wilder wird, dann macht es mir erst Spass.

Was ist denn deine Sprache?


Passt du auf, dass dir Niemand anderes eine Frisur verpasst die dich unkenntlich macht?
Hier ist es ein bisschen schwierig zu entscheiden, wie man wirklich ist und wo man hin will, denn bekanntlich will jede Frau mit Locken glatte Haare und so ist es auch in der Kunst.

Ich brauche Farbe und ein Augenzwinkern, dann ist es meins:

Tine Klein , Porto, uskporto2018, Stil, oporto,Tram,

Jetzt wird der ein oder andere sagen: “ Merke ich gar nicht, dass du da kämpfst, ist doch alles Deins!“
Generell ist es in der Kunst, wie bei den Koreanern auf dem Partyboot, sinnvoll ist nur so viel zu saufen, dass man sich noch an den eigenen Namen erinnert.Oder im Workshop nur das zu picken was für Dich gut ist. Nächste Woche geht es weiter im eigenen Stil.

Liebe Grüsse ins Wochenende,
Tine

Mehr zur großen Kunst der Skizzenbücher gibt es hier:

Reiseskizzen mit Turner

 

https://blog-herz-der-kunst.ch/reiseskizzem-mit-w-turner/

Schwertpinsel optimal für spontan Aquarell

Spontan Aquarell


Porto, Oporto, Turm, Stadt,Regen über Porto spontan Aquarell mit Schwertpinsel von Tine Klein

Viele Menschen glauben, dass Skizzieren das gleiche ist, wie eine schnelle Zeichnung, für mich ist es das Spontan-Aquarell.

Skizze: Eine mit groben Strichen hingeworfene Zeichnung, die sich auf das Wesentliche beschränkt oder ein stichwortartiger Entwurf ist.

Jedoch hat sich die Skizze zu einer ganzen Kunstrichtung gemausert. Die Skizze hat etwas  was vollkommen zauberhaft ist, die Skizze ist spontan und kann deshalb festhalten, was man mit langsameren oder komplizierteren Methoden nicht könnte.

Die Skizze fängt den perfekten Moment ein


Bei Skizze denke ich nicht an einen Bleistift, bei Skizze denke ich an den perfekten Moment und einen tollen Monet.

Bei mir selbst denke ich an das spontane Aquarell.Das spontane Aquarell gehört zu den Dingen, die mir am meisten Spaß machen. Der Moment des zauberhaften Lichts, der flüchtigen Bewegung, des Blickes oder der Eingebung.Wir wissen schon seit langem wie zauberhaft der Moment ist, auch ich bin ein Impressionist.

Der perfekte Moment ist mehr als nur eine dahin gekritzelte Zeichnung


Wenn ich an den perfekten Moment denke, dann fallen mir solche Bilder ein, wie das Mohnfeld von Monet. Zugegeben hoffnungslos altmodisch.

Aber wenn man sich diese Bilder mal ganz genau ansieht dann sind diese Bilder ganz anders als auf den schlechten Drucken in irgendwelchen Möbelhäusern. Wenn man das Bild von Monet im Original sieht, dann sieht man, dass es draußen gemalt wurde. Man kann sehen wie der warme Wind mit sanften Fingern nach dem Gras greift und sich die Samenkapseln über der Wiese wegen. Es entwickelt sich eine Art Sog, die einen in das Bild zieht, man kann den warmen Wind ganz genau sehen, wenn das kein Zauber ist, dann weiß ich auch nicht. Es ist eben der perfekte Moment, so etwas will ich auch können, auf meine Art!

In den Moment eintauchen


Das schnellste Medium neben dem Stift ist sicherlich das Aquarell. Für mich ist das Spontan-Aquarell der Inbegriff der frischen Skizze, für diese schnelle Spontanität braucht man auch bestimmtes Material. Tatsächlich haben wir heute die Mittel um wirklich impressionistisch zu arbeiten.

Die Technik, Spontan-Aquarell:


Die Technik beim spontanen Aquarell ist spontan, prinzipiell ist erst mal alles erlaubt. Damit man einen kleinen Moment festhalten kann, ist es gut, wenn man beim malen auf Geschwindigkeit kommt. Die Vorzeichnung beschränkt sich auf ein Minimum, weil man keine langen Trocknungszeiten möchte, man arbeitet in der Regel nass auf trocken, dabei muss es zügig gehen, damit keine Ränder entstehen. Im Grunde malt man das gesamte Bild an einem Stück und wenn man die Farbe wechselt, darf die angrenzende Farbe noch nicht trocken sein.

Im Grunde erfolgt der Farbauftrag als wäre es eine Linie, das ganze Bild hängt an einem Stück.

 

Kunst kommt von Können


Diese Technik muss man tatsächlich mehrmals üben bevor sie klappt. Sobald diese Technik aber beherrscht wird, erlaubt sie einem Aquarelle, für die man sonst eine oder anderthalb Stunden benötigen würde, innerhalb kürzester Zeit zu bewältigen.

Hier musste ich richtig Gas geben, denn ein Gewitter zog übers Moor und ich befürchtete innerhalb von wenigen Sekunden prasselt eine Starkregen auf mich herab, doch das Einzige was passierte war, dass die dunklen lila Wolken mein Papier über das Moor fegten. Tine Klein spontan Aquarell, Neu Helgoland in Worpswede, Fluss, Moor, Haus,Baum

Tine Klein Spontan-Aquarell: Neu Helgoland in Worpswede

Arbeiten ohne nachzudenken


Es geht bei dieser Malerei nicht um Hetze, denn wird die Technik erst einmal beherrscht, kann man sie völlig automatisch aufs Papier bringen. Diese entspannte Automatik erzeugt die Geschwindigkeit. Dafür braucht der Maler allerdings ein bisschen Mut zum Risiko, denn der Mischvorgang erfolgt nicht mehr sicher im Farbkasten, sondern direkt auf dem Papier. Wenn ich so male, dann verlange ich von einem Pinsel, dass er alle Kapriolen die ich gerade vorhabe mitmacht.

Das spontane Aquarell ist also die Technik für die Faszination der Sekunde.

Deshalb möchte ich, das dieser Pinsel am besten alles kann, er soll klotzen und kleckern! Ganz dick und ganz filigran malen.

Bei diesen Ansprüchen ist euch sicherlich klar, dass sich nicht mit den üblichen Wassertankpinseln im Skizzenbuch male.

Oben im Bild seht ihr mit welchen Pinseln ich male, ich benutze sehr oft Schwert- Pinsel, denn diese Pinsel können genau das, was ich beschrieben habe: Klotzen und Kleckern.

 

 

Man muss es ein paar Mal üben!


Dennoch die Mühe lohnt sich, denn dann kann man sozusagen ein ganzes Aquarell an einem Pinselstrich malen.
Ich bevorzuge für diese Technik ebenfalls eine Pinselart für die man auch etwas Fingerspitzengespür braucht.

Der Schwertpinsel


Der Schwertpinsel ist der optimale  Reise-Pinsel

Durch die asymmetrische Form das Schwertpinsels, ersetzt er gleichzeitig mehrere Pinsel. Die breite Seite des Schwertpinsels eignet sich optimal um großflächige Waschungen zu machen. Arbeitet man dann mit der Schmalseite des Pinsel, kann man den Pinsel in zwei Richtungen bewegen, bewegt man ihn mit der spitzen Seite von sich weg wird der Schwerpinsel zum Schlepper und man kann mit ihm sehr, sehr feine Strukturen zeichnen, andersherum hat der Pinsel eine mittlere Strichstärke.
Zusammenfassend kann man sagen dass der Schwertpinsel dem Maler optimale Voraussetzungen gibt um schnell alles was er will und sieht aufs Papier zu bringen.
Man kann enorme Mengen Wasser und Farbe auf einem Bild gleichmäßig verteilen und mit dem selben Pinsel unglaublich feine Strukturen malen.
Der Schwertpinsel kann beim Skizzieren den Stift problemlos ersetzen.

Am Anfang ist der Schwertpinsel genauso wie das Spontan-Aquarell sehr gewöhnungsbedürftig.

Es braucht eine Weile bis man verinnerlicht hat, dass der Pinsel je nach Bewegungsrichtung eine völlig andere Strichstärke hat. Ist einem jedoch das Bewegungsmuster ins Blut übergegangen, dann kann man in unglaublicher Geschwindigkeit höchst unterschiedliche Strukturen erzeugen und das mit ein und demselben Pinsel. Schaut einmal in alle Bildbeispiele ihr werdet dort jeweils sehr große flächige Elemente finden und sehr kleine Strukturen.

Porto, Oporto, Turm, Stadt,Regen über Porto spontan Aquarell mit Schwertpinsel von Tine Klein

Regen über Porto: Spontan-Aquarell mit Schwertpinsel von Tine Klein

Ich glaube in diesem Bild wird ganz deutlich, was ein Schwertpinsel wirklich kann, er ist ein Pinsel für Waschungen kann aber gleichzeitig die chaotischen Strukturen einer Stadt einfangen.

Der Schwertpinsel ist der Pinsel für Maler die auch Zeichner sind

Das obige Bild ist nur mit einem Pinsel gemalt. Der Schwertpinsel vereint also alles was man sonst nur mit mehreren Pinseln oder dem Stift erzeugen kann. Die Sanftheit der Waschung und das gerade sSrenge eines Linierers.

Materialtipp:


Ich besitze selber drei Schwertpinsel, ich wechsele die Größe je nach Papierformat.

Ich arbeite sehr gerne in sehr großen Skizzenbüchern, deshalb bevorzuge ich den Schwertpinsel von Da Vinci Größe 14.

In normal großen Skizzenbüchern arbeite ich mit dem Da Vinci Größe 10, und für meine Handtaschenformate habe ich den wundervollen Taschen-Schwert-Pinsel von Rosemaries.

Anders als bei anderen Pinseln rate ich beim Schwertpinsel nicht dazu ihn in übergroß zu kaufen. Wer noch etwas ungeübt ist, sollte mit diesem Pinsel in einer etwas kleineren Größe beginnen, denn die Handhabung braucht etwas Übung.

Beim Schwerpinsel kommt es auf die Spitze an, funktioniert diese nicht, ist der Pinsel witzlos, deshalb rate ich hier zur guten Qualität zu greifen.

Liebe Grüße

Tine

In den folgenden 14 Tagen bin ich auf Malreise und deshalb wird es nur kurze spontane Beiträge im Blog geben. Ich werde euch die Anwendung des spontane Aquarell und die Handhabung des Pinsel live aus Porto zeigen. Es sei denn, ich sitze im Funkloch.
Ich bin schon total aufgeregt, am liebsten würde ich all meinen Malmaterial mit nach Porto nehmen, blöderweise passen nur 20 Kilo in den Koffer. Deshalb muss ich wohl frische Unterhosen in meine Jackentaschen stopfen, der Koffer ist ja voll mit mal Material.
Liebe Grüße Tine

Wie man einen Schwertpinsel benutzen kann:

Skizzieren mit Renato Palmuti

Skizzieren mit Renato Palmuti


Hallo Ihr Lieben ich wollte immer schon mal diesen Satz sagen:

Ladies and Gents, I am very happy and  proudly present Mr. Renato Palmuti!

Das ist Renato und wenn ich schon mal zusammenfassen darf, malen mit Renato Palmuti macht Spaß.

Thx to Renato Palmuti, Sketcher, Painter, Watercolor

Das Schönste am Urban Sketching sind die wunderbaren Freundschaften, die sich rund um den Planeten bilden. Kunst verbindet und in den Zeiten von Wirtschaftskriegen ist es herrlich, dass sich mal ein paar Menschen nicht den Kopf einschlagen wollen.

Heute möchte ich euch jemanden vorstellen mit dem ich sehr gerne lache und male. Obwohl uns die halbe Welt trennt, haben wir Vergnügen an den gleichen Dingen, draußen sitzen, schöne Bilder malen und die Schönheit der Welt genießen.

Thx to Renato Palmuti, Sketcher, Painter, Watercolor , Haus mit Fliesen

Renato kann all das Malen, was ich nicht kann,  denn er entwickelt seine Ausdrucksstärke über Ruhe und Geduld und das bewundere ich sehr.

Renato Palmuti ist ein super Maler und ein enorm guter Lehrer. Auf dem nächsten Urban Sketchers Symposium wird er wieder Workshops leiten, seine Bilder sind getragen von Ruhe und Zufriedenheit, gerade das macht für mich die Attraktivität seiner Bilder aus, denn meine eigenen zeigen immer die Aufregung darüber, dass ich etwas so Schönes gefunden habe. Der Witz daran ist, dass eine Schweizerin aus dem rühigsten Land der Welt die Ruhe eines Brasilianers genießt, während der Brasilianer die lärmende Fröhlichkeit einer Deutsch-Schweizerin genießt.

Urban Sketching verbindet


Renato kommt aus Brasilien und ich finde es ziemlich verrückt, dass man in Brasilien Künstler ist, denn das ist schon in der Schweiz ziemlich schwer, aber Renato Palmuti ist Künstler mit Herz und Seele und deshalb ist er erfolgreich.

Renato malt gerne  draußen, doch seine Bilder sehen meistens aus wie Studioarbeiten, unglaublich perfekt, deshalb ist es sehr witzig, wenn Renato und ich auf dem gleichen Bordstein hocken, denn unterschiedlicher könnten zwei Skizzen nicht sein!

Künstler haben irgendwie alle die gleiche Biografie


Renato kommt aus Sao Paulo in Brasilien, seine Familie ist kulturell interessiert, sein Vater ist Buchhändler und beide Eltern arbeiten zuhause gerne kreativ. Deshalb verbindet Renato und mich:

Wir beide haben das Malen schon zu Hause am Küchentisch gelernt.

Renato hat den klassischen Werdegang eines Künstlers, man tastet sich langsam ran an den Beruf Künstler. Eigentlich wissen wir ja schon am Küchentisch, wenn unsere Beine noch gar nicht den Fußboden erreichen können, dass wir Künstler werden wollen.

Doch Kunst gilt immer noch nicht als vollwertiger Beruf, deshalb suchen wir uns alle einen Beruf mit dem man Geld verdienen kann und trotzdem noch ein bisschen kreativ ist.

Genauso war es auch bei Renato. Er ist in die Werbung gegangen, dann hat er jahrelang erfolgreich als Illustrator und  als Artdirektor gearbeitet. So ist er dann langsam immer weiter in die Kunst gedriftet.

Wie viele von uns, keiner traut sich sofort Künstler zu werden.

In kreativen Berufen muss mann alles machen, was gerade verlangt wird, Kartons Hyperrealismus, 3-D, Vektorbilder und alles mögliche. Renato kann das alles und heute kommt ihm das als Aquarellehrer sehr zugute.

Er hat den Blick eines Filmemachers.

Renato erging es wie vielen von uns, er sehnte sich danach seine eigene Kunst machen zu können. Eine Zeit lang war in den kreativen Berufen nur noch Digitales modern. Auch ich habe darunter gelitten, in der Städteplanung durfte man nur noch mit dem Computer zeichnen. Bei Renato wurde die komplette Arbeitswelt von der digitalen Technik bestimmt. Gleichzeitig fanden wir einen Ausweg, während alle anderen nur noch mit automatischen Zeichensystem arbeiteten, begannen wir trotzig mit Aquarell, Kreide und Stift zu experimentieren. Ich möchte wetten, dass es vielen genauso ging. Richtig frei konnte Renato erst seinen eigenen Interessen nachgehen, als er sein Atelier eröffnete:

Nicht in die Glotze starren- Lebendiges Malen ist spannender!


All diese Menschen haben sich im Urban Sketchen gesammelt, wir wollen nicht nur ein bisschen kreativ sein, sondern wir wollen die Welt sehen.

Der Zeichenstift und das Aquarell trieben uns dann weg vom Computer, raus in die freie Natur und auf die Straße rein ins echte Leben.

Dabei haben Renato und ich uns kennengelernt, wir haben an derselben Straßenecke gehockt, weil das Motiv so gut war und haben gemeinsam gemalt.

Schaut mal in seine Bilder, ich finde man sieht sehr genau das Renato gefunden hat, was er gerne tut.

Thx to Renato Palmuti, Sketcher, Painter, Watercolor , Aktzeichnen

Richtig toll finde ich Renatos Aktzeichnungen, die haben einen  enormen Witz.

Renato Palmuti Figure drawing, Aktzeichnung, Frau im Glas

 

Wie arbeitet Renato?


Renato arbeitet gerne klassisch, er macht zum Beispiel Lichtstudien.

Thx to Renato Palmuti, Sketcher, Painter, Watercolor , Lichtstudie Aquarell, Atelier Herz der Kunst,

Was dafür sorgt, das in seinen Aquarellskizzen immer alles genau passt:

Thx to Renato Palmuti, Sketcher, Painter, Watercolor , Lichtstudie Aquarell, Atelier Herz der Kunst,

Unter seinen Bildern liegt meist ein ganz klares Farbkonzept, oft benutzt er nur drei Farben, im Vergleich dazu tobe ich wie Godzilla durch den Farbkasten.

Thx to Renato Palmuti, Sketcher, Painter, Watercolor , Lichtstudie Aquarell, Atelier Herz der Kunst,

Renato findet immer ein ganz klares Konzept dafür, was er gerade tun will. Ich denke, das ist als eigentliche Mittel zum Erfolg. Jeder Zeichner und Maler muss genau wissen, was er liebt und ein Mittel finden dies zu zeigen.

Thx to Renato Palmuti, Sketcher, Painter, Watercolor , Lichtstudie Aquarell, Atelier Herz der Kunst,

Renatos Bilder sind so ruhig, weil er die Kunst des Weglassens beherrscht.

Renatos Material


Er liebt gute Kolinsky Pinsel, wenn ich mich nicht verguckt habe, sind seine Pinsel von der Marke Escoda. Er arbeitet aber auch gerne mit den chinesischen Wolfshaarpinseln. Wolfshaar-Pinsel sind sehr beliebt bei klassischen Aquarellisten. Viele von euch haben bestimmt noch nie etwas von Wolfshaar Pinseln gehört, das sind meistens chinesische Kalligraphie Pinsel. Sie nehmen sehr viel Wasser auf, aber gleichzeitig ist der Pinselstrich ein wenig störrisch und wenn man sie auf die Seite legt, können sie sehr stark gebrochene Linien erzeugen, was einen sehr schönen Effekt hat.

Unten findet ihr ein Video, wo man Renato mit einem Wolfshaar Pinsel arbeiten sieht.

Das könnt ihr gut am Sand des Strandes sehen oder beim Licht des Wassers.

Thx to Renato Palmuti, Sketcher, Painter, Watercolor , Aquarell, Atelier Herz der Kunst,: Himmel, im Freien und Wasser

Renato mag klassisches Aquarellpapier, seine Favoriten sind Saunders Waterford und Hahnemühle Cezanne.

14 Tage noch und dann wird es wieder so eine Skizze geben, dann sitzt Renato auf dem Flughafen und wartet auf seine Maschine nach Porto. Renato kann dann solche unglaublichen Skizzen realisieren, weil er die Kunst des Weglassens beherrscht.

Thx to Renato Palmuti, Sketcher, Painter, Watercolor , Lichtstudie Aquarell, Atelier Herz der Kunst,

 

Ich wünsche euch ein ganz wundervolles Wochenende, viel Spaß beim Malen und an diesem Beitrag kann man sehen, dass man auch ganz wundervolle Aquarelle in kürzester Zeit auf der Straße erzeugen kann.

Viel Spass wir sehen uns in Porto!

Liebe Grüße

Tine

Thanks to Mr. Renato Palmuti….see you soon!

http://renatopalmuti.com

https://www.facebook.com/renato.palmuti

Graphic Novel – Grafische Reportage


Graphic Novel – Die Geschichte und das Bild


Am Sonntag bin ich im Gnadenthal und werde mit 20 Zeichnern eine graphische Reportage anfertigen. Wenn die graphische Reportage zum Buch wird oder eine ganze Geschichte erzählt, dann nennt man sie Graphic Novel.

Sequenz von Bildern, die ein Gefühl oder einen Ort vermitteln.

Das Prinzip der grafischen Novelle ist uns allen aus dem Comic bekannt. Comics kennt man ja noch aus der Jugend. Meine Mutter war immer höchst erzürnt, wenn Sie uns mit einer Mickymaus fand und dann donnerte sie:

“Lies lieber ein richtiges Buch!“


Grafic Novel mehr als ein Comis


Obwohl ich aus einer kulturellen Familie stamme in der uns auch die römischen oder griechischen Sagen vorgelesen wurden, habe ich sehr viel durch die Graphic Novel in der Mickymaus gelernt. Marco Polo und seine gesamte spannende Reise sind mir zuerst in einer Micky Maus begegnet.
Die grafische Reportage oder Graphic Novel hat also eine lange Tradition, doch im deutschsprachigen Raum wird sie jedoch ein wenig kümmerlich behandelt, denn in Zeitungen wird die grafische Reportage seit Jahrzehnten immer nur für den Witz des Tages eingesetzt und Comics sind für Kinder da.

Graphic Novel ist mehr als eine seichte Geschichte

Dabei kann man selbst mit kleinen Zeichnungen die Identität eines Ortes viel besser zeigen als nur mit ein paar Worten. Heute möchte ich euch die großartige Kunst eines Bekannten zeigen. Toni Santiago zeichnet mit wenigen Strichen seine Heimat. Seine Heimat ist wundervoll, Barcelona ist eine großartige Stadt, dennoch zeichnet Toni nicht das Bombastische sondern das Alltägliche, das Leben der Menschen. In seinen grafischen Reportagen findet man Kaffeetassen genauso wie Müllfahrzeuge, den Nachbarn und die Wäsche auf der Leine, gerade das macht es lebendig.

Toni Santiago,Anthonio Santiago Barcelona

This wonderful reportages are made by Toni Santiago http://tonisantiago.com

Im deutschsprachigen Raum haben viele Künstler und Journalisten noch überhaupt nicht begriffen, welch tiefes Potenzial in dieser Darstellungsform liegt.
Anders als ein Foto kann die grafische Novelle ganz weit greifen, sie kann Fiktion und Non Fiktion, Geschichte, Gegenwart und Fantasie sowie alles dazwischen sichtbar machen.
Das ist so viel mehr als nur eine Kindergeschichte.
Kulturell wird die Graphic Novel in unterschiedlichen Kulturen völlig anders genutzt. Weltweit merkt man die Macht dieser Geschichten, weil viele der Comics mittlerweile zu unseren modernen Märchen geworden sind. In der westlichen Welt gibt es wohl keinen mehr, der nicht die Marvel Universe (Thor, Avenger, Iron Man, …)  kennt.

Würde man eine Umfrage starten, so wäre Supermann wahrscheinlich deutlich bekannter als die deutsche Bundeskanzlerin oder der amerikanische Präsident.

Dieser Fakt macht ja wohl eindeutig klar, welche Macht Graphic Novel´s entwickeln können.
Tatsächlich ist dies aber nur ein kleiner Teil der Evolution des Comics, andere Kulturen haben sehr schnell begriffen, dass man über diese grafischen Reportagen viel besser Gefühle übertragen kann als mit Fotos.

Der entscheidende Unterschied zwischen einem Foto und einem gemalten Bild ist, das der Zeichner das Bild ganz deutlich aus seiner eigenen Perspektive zeigt.

Man wirft also den neutralen Standpunkt über Bord zu Gunsten einer sehr persönlichen Sicht.

Toni Santiago zeigt und dokumentiert schlicht seine Heimat:

Made by Toni Santiago

Wer schon mal in Barcelona war findet diese Zeichnungen köstlich, weil sie so unglaublich lebensecht sind.


Die stärke der Novel ist das Gefühl


Die Japaner zum Beispiel haben die Mangas dafür entdeckt viel schweinischere Fantasien auszuleben, fotografiert würden solche Fantasien sehr schnell abgrundtief würdelos.
Was die Japaner begriffen haben, ist das man durch den subjektiven Standpunkt Fantasie völlig grenzenlos ausleben kann ohne jemand anders zu schädigen.

Der Kern der grafischen Reportage ist und bleibt die ganz persönliche Sicht der Dinge.

Denn anders als im deutschsprachigen Raum, wo das Comic immer noch belächelt wird, hat man begriffen, dass man über grafische Reportagen persönliche Gefühle viel besser übertragen kann als durch neutrale oder reale Fotos.


Doch nur Märchen erzählen?


Doch die Graphic Novel hat sich insofern verändert, dass sie heute nicht mehr nur Märchen erzählt.

Die Bildergeschichte ist erwachsen geworden, den die Graphic Novel kann einfach alles erzählen.

Diese Geschichten sind nicht auf Fotos angewiesen, sie können alle Ebenen miteinander verbinden und auch Gedanken erzählen.
Gerade für richtig schwierige Themen ist dies unsagbar wichtig, Themen, die man sonst überhaupt nicht mit Bildern beschreiben kann oder die über die nicht gesprochen wird. Sei es in der Sexualität, sei es über Gewalt oder über traumatisierte Erfahrungen wie Kriminalität. Durch die grafische Reportage kann man ganz subjektive Standpunkte zeigen, man kann zeigen wie sich ein Opfer fühlt, man kann zeigen was einen Täter getrieben hat.

Gerade das Subjektive macht es möglich ganz neue und ganz andere Bilder zu erzeugen. Man findet nun immer mehr grafische Reportagen mit ernsthaften Inhalt und auch Klassiker der Weltliteratur, die als grafische Reportage umgesetzt werden. So wird das Kopfkino nicht nur durch das Wort angeregt, sondern auch durch das Bild.


Die Graphic Novel ist gutes und böses Kopf- Kino


Wer hätte sich denn schon vorstellen können, dass man in einem Comic über den Krieg berichtet?
Ich möchte euch nun mal an zwei Beispielen zeigen, wie ich über meine dunklen Gefühle mit Zeichnungen berichte. Vor ca. 15 Jahren ist ein Freund von mir, der Entwicklungshelfer, war mit einem Jeep über eine Tellermine gefahren. Meine Gefühle dazu habe ich unter dem Thema „Es ist angerichtet“ gezeichnet:

Tine Klein graphische Reportage zur Tellermine es ist angerichtet

Tine Klein „Es ist angerichtet!“

Teller und Tellerminen: Der Fakt das Kriege ausbrechen, weil Menschen nichts zum Essen haben machte mich total fertig, insbesondere deshalb, weil man den Luxus in dem man lebt nicht schätzt. Meine Gedanken habe ich durch das Bild Teller und Tellermine zum Ausdruck gebracht:

Tine Klein „Es ist angerichtet“

Graphische Zeichnungen sind sehr gut dazu geeignet selbst härteste Gefühle auszudrücken.

Mich machte der Fakt fertig das eine Tellermine weniger kostet als meine Pfanne!

Dazu findet ihr einen Link am Ende des Artikels. Es gibt einen Amerikaner Joe Sacco der seine Reportagen zeichnet. Diese Geschichten sind unglaublich eindringlich, weil sie Krieg aus einer ganz anderen Perspektive zeigen können als ein Foto.


Als Künstler von der grafischen Reportage lernen


Man muss nicht gleich in den Gazastreifen gehen um eine gute grafische Reportage zu zeichnen.

Eine Graphic Novel, also die Geschichte zeichnen zu wollen sorgt dafür, dass man sich ganz anders mit einem Ort auseinandersetzt.

 

….Das macht die Bilder meistens sehr viel wertvoller weil man etwas mitteilen will.


Das Ausdrucksvermögen schärfen


Zeichner, ob Anfänger oder Fortgeschrittene, sollten auf jeden Fall immer mal wieder spielerisch grafische Reportagen oder Graphic Novel zeichnen.
Der Grund dafür ist, dass diese Art des Zeichens das Ausdrucksvermögen unglaublich schärft. Die künstlerische Aussagekraft des Zeichners wird enorm gesteigert, weil er zielgerichtet sieht.

Der Zeichner beginnt Geschichten zu erzählen und begreift die Beziehungen der einzelnen Motive zueinander.

Diese intensive Beschäftigung führt dazu, dass der Zeichner das Motiv besser begreift und dadurch ein stärkeres Kunstwerk abliefert.

Grundsätzlich sieht die Arbeit in einer grafischen Reportage oder Grafik Novell genauso aus wie die Arbeit jedes Journalisten oder Künstlers. Man interessiert sich für ein Thema und entscheidet sich dann dafür einen bestimmten Aspekt oder ein bestimmtes Gefühl ganz deutlich herauszustellen.

Dabei kommt es wie in vielen Bildern weniger auf die Brillanz der Bildsprache an sondern einfach darum, das wann zeigt was man zu erlebten fühlt.


Die inneren Beziehungen sind das Wichtige


Bei der Graphic Novel oder grafischen Reportage geht es um Zusammenhänge und Beziehungen, dies prägt auch die Darstellungsform.

Zwischen den einzelnen Zeichnungen oder Bildern muss ganz deutliche Zusammenhänge geben. Die Bilder stärken sich untereinander.


Deshalb ist es wichtig eine Aufteilung für das Blatt zu finden in dem dieser Zusammenhang erzählerisch werden kann, dieser Fakt ist ja aus Comics weithin gehend bekannt. In Europa schreiben wir von links nach rechts.

Will man einen bestimmten Ablauf der Ereignisse zeigen, sollte man sich an die Lesegewohnheiten der Betrachter halten.

Geht es eher um die Stimmung eines Ortes so eignen sich auch Zeichen – Collagen.
Eine ziemlich einfache Methode um Ordnung und Harmonie auf dem Blatt zu erzeugen ist Klebeband. Denn Klebeband gibt den einzelnen Bildern untereinander immer wieder den gleichen Abstand und gibt damit auf ziemlich einfache Art und Weise einen Ordnungsrahmen.

Tipp: wer im Skizzenbuch arbeitet, hat für seine Bildergeschichten nicht unendlich viel Platz, deshalb sollte man stets auch nach schmalen Klebeband Ausschau halten.


Farbkomposition:


Für die Farbkomposition gilt das gleiche wie für die räumliche Aufteilung des Blattes, die Farbkomposition muss den Zusammenhang der einzelnen Bilder in der Geschichte stützen.
Wenn man an einer Geschichte arbeitet, ist es etwas anderes als wenn man an einem einzelnen Kunstwerk arbeitet. Wenn man ein Graphic Novel oder eine grafische Reportage erstellt, ist es sehr sinnvoll immer wieder in der gleichen Form und Farbensprache zu arbeiten. Das sieht man hier super bei Toni Santiago:

Toni Santiago Graphic Novel

 

Gemeinsamkeit ist Sinnvoll, denn jeder einzelne Skizze zum Thema ist ja Teil eines Gesamtkunstwerkes.

Wenn ihr nun zeichnet oder malt ist es ganz extrem wichtig sich ein wenig zu reduzieren. Wenn ihr nun zum Beispiel immer wieder mit den gleichen Stiften arbeitet oder mit den gleichen Farben, dann bekommt jeder der einzelnen Zeichnungen einen Zusammenhalt mit den anderen Grafiken und Darstellung.

Tipp: Zu beginn eine Design-Richtlinie festlegen

Eine andere Möglichkeit ist die Aufteilung in Großformat für wichtige Darstellungen, die dann auch gerne bunt sein dürfen und im Gegenzug für die kleinen oder nicht so wichtigen Darstellungen einfaches Material zu benutzen, wenn man sich nun auch schwarz-weiß beschränkt und ab und zu eine großformatige Skizze in Farbe hat, bewirkt dies den gleichen Zusammenhang.

Ein tolles Wochenende und hier ein paar super Links zu  wundervollen gezeichneten Geschichten:

http://tonisantiago.com

 

http://www.comicradioshow.com/Article3245.html

https://de.wikipedia.org/wiki/Graphic_Novel
https://www.youtube.com/watch?v=uQsoTeA42Og

Bildentwurf das Auge lenken Teil 1

Blick zum Zürichsee Männedorf Tine Klein

Heute möchte ich euch mal einen kleinen schnellen Tipp für den Bildentwurf geben, es geht darum den Blick zu leiten.

Viele Mallehrer behandeln den Bildentwurf  oft sehr langweilig. Das Einzige was Schüler zu sehen bekommen, ist in der Regel der goldene Schnitt.

Der goldene Schnitt bewirkt Wunder, Bilder sehen gleich viel besser aus. Viele andere Harmonieregeln sind deutlich schwerer anzuwenden und haben beim Zeichnen und Malen nicht oft sofort Erfolg, aber wenn man sie erklärt, sind diese Entwurfsregeln für die Aussage von Bildern Gold wert.


Vive la tristesse!


Oft achtet man beim Motiv nur auf die Landschaft oder die Gebäude, alles dazwischen wird irgendwie zu Einöde. Straßen verwandeln sich in leere Landebahnen, Wiesen in leere grüne Flächen, dabei läuft man Gefahr, dass die Bilder immer wieder stereotyp werden.

Der Betrachter fühlt sich in solchen leeren Landschaften ein wenig verloren und das macht selbst großartig gemalte Bilder ein wenig kühl.

Man sieht ein Haus oder einen Baum, aber es ist so schwer eine Beziehung dazu aufzubauen.

Deshalb empfehle ich so oft wie möglich Lebendiges zu zeichnen. Wann immer man draußen sitzt und zeichnet, dann wird klar anscheinend bekommen nur Urban Sketcher und Hundebesitzer frische Luft, deshalb findet man in vielen meiner Bilder Hunde.

Die fleißigen Gassi-Gänger findet man überall verstreut in meinem Skizzenbuch. Zu meiner Schande muss ich gestehen, dass ich Lebendiges auf Vorrat male. Ich zeichne die Hunde oder Herrchen zuerst, denn das garantiert mir, dass ich mein Bild später nicht damit verderbe.


Es viele Methoden um den Bildentwurf zu beeinflussen


Schon oft habe ich mit euch darüber gesprochen, wie sinnvoll es ist Lebendiges in die Bilder einzubringen. Es ist wirklich simpel:

Lebendiges macht Bilder lebendig!

Die schon gemalten Menschen oder Tiere, sind für den Bildentwurf Gold wert, weil sie ein wenig Herzenswärme bringen, aber das ist bei weitem nicht alles, mit Lebendigem kann man den Blick des Betrachters in ein Bild hinein leiten.

Der Blick folgt Lebendigem viel leichter als tote Materie. Man schaut Menschen oder Lebendigem einfach hinterher.

Auch Augen sind etwas magisches, wenn einem etwas aus einem Bild anschaut, dann schaut man sofort dorthin.


Den Blick leiten


Dabei ist mir der folgende Effekt aufgefallen, ein Bild verändert sich völlig, wenn es Figuren im Vordergrund gibt. Achtet beim Betrachten bitte mal ganz genau wohin und wie Eure Augen wandern.

Tutorial das Auge leiten Aquarell von Tine Klein für Aquarell, Skizzenbuch,

Und? Fällt euch etwas auf? Man betrachtet das Bild anders.

Beim ersten Bild flitzt das Auge direkt dorthin wo das Motiv  und die stärksten Farbkontraste sind. Unser Gehirn hält sich nicht mit Unwichtigem auf und so ist es Bild zwar hübsch, aber das Auge hat relativ wenig Verweilzeit auf es.

Tatsächlich wandert das Auge beim zweiten Bild über das Blatt, während sich der Blick beim ersten Bild kurz irgendwo bei dem großen weißen Haus festsaugt.

Kurz gesagt, der Blick wird durch den Hund deutlich gelenkt

Halten wir mal kurz fest was passiert:

  • Das erste Bild ist viel ruhiger, es wirkt nicht leer, weil der Vordergrund gestaltet ist. Das Bild hat eine ruhige und stille Aussage.
  • Das zweite Bild wird lebendiger, aber auch unruhiger, das Auge des Betrachters wandert über das Bild hin und her.

Der beschriebene Effekt ist keine Regel, es ist aber gut zu wissen, was passiert wenn!

Den Effekt des Blickwinkels kann man noch viel stärker ausprägen. Lässt man Gruppen von Menschen eine Straße entlang gehen, dann folgt das Auge zwangsläufig. Mit diesen Augenmagneten kann man den Betrachter regelrecht zwingen dorthin zu schauen, wo wir es wollen.

Tutorial das Auge leiten Aquarell von Tine Klein für Aquarell, Skizzenbuch, Mallerei Zürich, Alststadt, Großmünster

Bei dieser Skizze sieht man den Effekt ganz eindeutig, die Menschen führen auf die Kirche zu und sie schauen hinauf zum Kirchturm und so folgt unser Blick ganz automatisch.


Der Blick eine Brücke für das Auge


Besonders gut ist der Effekt, wenn man zielgenau auf sein Motiv hin leitet. Beim Grossmünster in Zürich habe ich nach dieser Methode gearbeitet: „Ganz nach dem Motto alle Wege führen nach Rom „

Die Figuren bilden also eine Brücke für den Blick.

Der Effekt funktioniert übrigens nicht nur bei Lebendigem, wer sich noch nicht traut, kann auch ganz wunderbar durch einfach Objekte in ein Bild hineinführen.

Dazu eignen sich wunderbar Laternen, Pfosten, Zäune oder auch ganz einfach der Straßenrand.

Diesen Effekt im Bild können also Anfänger wie Fortgeschrittene ganz wunderbar benutzen.

Ganz herzliche Grüße wünscht Tine aus dem Herz der Kunst

Achtung coole Veranstaltung im Aargau:

Wir haben eine Schnitzeljagt mit Skizzenbuch vorbereitet: Urcoole Motive an der Reuss vom Schwein bis zur Orgel alles wird für uns geöffnet:

http://www.reusspark.ch/files/inhalte/reusspark/Veranstaltungen/2018_07_Skizzen.pdf

Wenn ihr noch Lust hat ein wenig weiterzulesen, dann empfehle ich euch den folgenden Blog: Vordergrund macht Bildgesund

Oder mal ein ganz anderer Bildentwurf das Wimmelbild:

https://blog-herz-der-kunst.ch/das-wimmelbild-fuers-skizzenbuch/

Farbiges Papier, Tipps und Tricks

Tine Klein Gouache auf dunklem Papier


Heiße Nächte und farbiges Papier


Farbiges Papier ist toll! Wenn helles Licht auf blauer Nacht funkelt, dann verwandelt sich die Stadt in eine romantische Zauberwelt, blöd ist nur, dass das extrem schwer zu aquarellieren ist. Auf farbigen Papier kann man solche Stimmungen jedoch sehr einfach einfangen. Vielleicht ist dies der Grund dass in letzter Zeit immer mehr farbiges Papier auf den Markt kommt. Letzte Woche habe ich euch ja schon weiße Tinte vorgestellt, die man ganz wunderbar auf sehr dunklem Papier benutzen kann.

Die Zeichnung auf farbigen Papier, werden in der Regel viel beeindruckender als die Zeichnung auf normalem Papier.

Einfach weil diese Zeichnungen nicht alltäglich sind. Vieles verhält sich auf dunklem Papier völlig anders als auf weißem Papier, dies bringt den Zeichner oder Maler völlig aus dem Takt, denn er muss verstärkt völlig umgekehrt denken. Auf dunklem Papier muss alles betont werden was hell ist. Auf hellem Papier arbeitet man verstärkt mit Dunkelheit. Beides ist natürlich gleich gut, aber aus meiner Erfahrung heraus weiß ich, dass Kreative immer dann besser sind wenn sie nicht im Alltagstrott gefangen sind.

Deshalb sind Zeichnungen auf dunklem Papier oft absolut beeindruckend, weil sie unsere Gewohnheiten auf den Kopf stellen.


Von der Verarbeitung bis zum Einkauf


Damit du das richtige Papier einkaufen kannst,brauchst du zuerst ein paar Informationen über die Verarbeitung. Die wichtigste Information ist das man logischerweise auf dunklem Papier mit sehr hellen Farben malt, ist das Papier also nur ein bisschen dunkel, im Sinne von ein bisschen schwanger, dann wirken die Kontraste nicht wirklich gut.

Viele Zeichnungen und Bilder wirken deshalb auf sehr dunklem Papier besonders gut.

Die Dunkelheit bringt die Farben zum Strahlen

Arbeitet man auf dunklem Papier sind dafür besonders Pastellfarben oder Gouache geeignet.

Eine andere Variante ist das man ein Papier wählt, das einen absolut mittleren Farbton hat, dann kann man ganz wunderbar mit hell und dunkel auf dem Papier arbeiten, muss aber darauf achten, dass man wirklich etwas von dem Papier stehen lässt.In diesem Fall kann man ganz besonders gut mit schwarzen und weißen Markern sehr eindrucksvolle Arbeiten erstellen.

Fazit: Farbiges Papier sollte einen sehr dunklen oder absolut mittleren Farbton haben.


Der Einkauf


Du wirst relativ leicht Papier finden das zum Zeichnen geeignet ist, es gibt eine ganze Menge Skizzenbücher mit farbigen Papier. Dennoch ist farbiges Papier einkaufen nicht besonders leicht, denn die Auswahl in den jeweiligen Kunstgeschäften ist nicht groß.

Besonders aufpassen muss man in Bastelgeschäften, denn diese sind eher auf das Kunstmaterial für Kinder eingerichtet und sie achten nicht darauf, ob Papiere mit Säure angereichert wurden. Gerade bei den braunen Papieren, die aussehen wie Packpapier, gibt es enorm viele die einen Säuregehalt haben. Die Kunst auf diesem Papier sieht absolut wundervoll aus, jedoch zersetzt die Säure die Farbe nach und nach. Du solltest deshalb im Kunstgeschäft auf jeden Fall darauf bestehen, dass die Papiere säurefrei sind.

Säurefrei muss auch farbiges Papier sein

Am leichtesten wirst du fündig werden, wenn du nach Pastellpapier fragst. Es gibt einige Pastellpapiere die so schwer sind, dass man auf ihnen auch mit feuchten Farben malen kann.


 

Zwei Lieblingspapiere und eine preiswerte Lösung:


  •  Dorée Pastellblock 170 gr/Quadratmeter. Der Block hat ein sehr schönes warmes Packpapier-Braun.  Besonders schön ist, dass zwischen den einzelnen Seiten gewachstes Transparentpapier ist, deshalb kann man auch wunderbar mit Kohle, Kreiden oder Pigmenten arbeiten.
  • Daler Rowney, Ingress Pastell, 160 gr/Quadratmeter. Das tolle an diesem Skizzenblock ist, dass man ihn in sehr unterschiedlichen Farbmischungen bekommt. Man bekommt das Papier in warmen Farben, kalten Farben und in einer sehr dunklen Farbmischung. Weil man dieses Papier in sehr unterschiedlichen Farben bekommt, kann man an ihm optimal ausprobieren, welche Wirkungen man mit Papier erzielen kann
  • Die preiswerte Lösung zum Ausprobieren von farbigen Papier ist Tonpapier. Anders als die farbigen Mischungen die man bei Künstlerpapier bekommt, sind diese Papiere oft sehr schrill, denn sie sind für Kinder gedacht. Arbeitet man auf ihnen mit Gouache, kann man jedoch enorm schöne Resultate erzielen. Ich arbeite auf dem Boesner Fotokarton, dieser hat ein Gewicht von 300 gr/Quadratmeter und erlaubt mir auch mit sehr nasser Farbe zu arbeiten. Wer das Arbeiten auf farbigen Papier ausprobieren möchte, ist sicher mit dieser preiswerten Variante am besten beraten.

Farbauswahl


Die Farbauswahl ist wie immer Geschmackssache. Jedoch habe ich mit einem gewissen Vergnügen beobachtet, dass all meine Malschüler solches Papier immer in den Farben einkaufen in denen sie ohnehin malen.

Tine Klein Gouache auf dunklem Papier

Der Untergrund des farbigen Papiers soll natürlich durch die Farbe durchblitzen, die Folge ist das die Zeichnungen oder Malereien am besten aussehen, wenn das Papier eine harmonische Kontrastfarbe zum Kunstwerk hat.


Farbiges Papier braucht deckende Farbe


Wer  gerne mit Aquarellfarben arbeitet, weiß Aquarellfarben sehen am schönsten aus, wenn sie transparent sind. Farbiges Papier braucht allerdings anderes Material. Wenn du farbiges Papier benutzt, ist deckende Farbe besonders wichtig, denn ist die Farbe transparent mischt sie sich mit dem Untergrundfarbton und Orange wird zum Beispiel auf blauem Papier grau. Auch weiße Marker oder Stifte sehen überhaupt nicht hübsch aus, wenn das weiß nicht strahlt. Wenn man farbiges Papier benutzt, ist das A und O dass man richtig pigmentstarke Materialien benutzt. Wie weiße Tinte auf dunklem Papier wirkt, könnt ihr euch in dem Blog von letzter Woche anschauen. Besonders gut funktionieren deckende Acryl-Tinten. Wer lieber malt, ist gut beraten auf deckendes Material umzusteigen. Pastellstifte oder auch deckende Aquarellstifte sehen auf dem dunklem Papier zauberhaft aus.

Besonders gut wirken Gouachefarben auf dem dunklen Papier. So bringt sich farbiges Papier und die Gouachefarbe gegenseitig zum Strahlen.

Das Vorurteil, dass Goachefarbe matt und farblos ist, erledigt sich bei sehr dunklem Papier sofort.

Hier siehst du ein Gouache Bild das ich in der Altstadt  von Malaga auf dunkelbraunem Papier gemalt habe. Gerade wenn ich im Süden bin ist, es sehr schwer die Stimmung bei Nacht mit Aquarell zu zeigen. Die Farbe wurde in unkompliziertenrTrockentechnik bei einem gemütlichem Tapasessen gemalt, wie das geht, dazu gibt es demnächst einen Blog.

Tine Klein Gouache auf dunklem Papier

 

Verwendet habe ich reine Gouchefarben von Schmincke und mein farbiges Skizzenbuch von Dawler Rowney.

Liebe Grüße ins Wochenende

Tine

P.S.: Leider hat der Blog schon vor einiger Zeit alle Abonnenten verloren, weil WordPress wegen der EU-Datenschutzverordnung alle Abonnenten löschte, deshalb einfach nochmal oben anmelden!

Wer noch mehr zum Thema lesen möchte:

Gouache super auf farbigem Papier 

https://blog-herz-der-kunst.ch/weisse-tinte-im-skizzenbuch/

 

Silhouette malen und die verborgene Stadt

Tine Klein Silhouette von Düsseldorf

Eine Silhouette malen ist eine Aufgabe, denn die Übersicht behalten, ist keine leichte Aufgabe. Oft gibt es Hunderte von Häusern und Details zu sehen.

Was davon soll man malen?

Noch schwerer wird es, wenn man sich die Silhouette anschaut, während man sich ein wenig bewegt,  denn dann tauschen die Teile der Silhouette plötzlich die Plätze, weil man sie perspektivisch anders sieht.


Was soll ich malen?


Das ist die häufigste Frage im Malunterricht. Die Antwort auf diese Frage kommt aus einer ganz anderen Disziplin, dem Städtebau. Tatsache ist, dass man, wenn man nicht die Supersicht des Malens hat, nicht die ganze Stadt sieht und dies kann die Probleme, die wir bei der Malerei haben, einfach lösen. In diesem Artikel geht es um die unsichtbare Stadt. Gerade beim Malen der Silhouette wird diese Erkenntnis besonders hilfreich.


Die unsichtbare Stadtsilhouette


Ich möchte euch heute mit einem Phänomen bekannt machen, das viele Menschen beim Malen verunsichert.

Es gibt eine unsichtbare Stadt.

Als junge Frau bekam ich die Aufgabe eine Stadt im Ruhrgebiet zu kartieren, diese Stadt hatte enorme strukturelle Probleme und man wollte herausfinden, welche Häuser man dem Strukturwandel opfern könne. Es ging also nicht darum eine genaue Karte zu malen, sondern eine Karte der Highlights. Wir wollten die Bürger nicht mit Fragen beeinflussen und so entwarfen wir ein Experiment.
Wir liefen mit Klemmbrettern bewaffnet durch die betroffene Gegend und baten die Bürger aus dem Kopf die Gegend zu malen.


Man sieht nur, was einem wichtig ist


Das Ergebnis war überraschend bis erschreckend, hunderte von Bürgern zeichneten die Umgebung und die Ergebnisse waren fast identisch. Dabei stellten wir fest, es gibt eine sichtbare und eine unsichtbare Stadt. Einige Gebäude wurden von allen Bürgern ignoriert, sie waren unsichtbar. Diese Gebäude waren nur für Menschen sichtbar, die dort wohnten oder arbeiteten.

Sichtbar ist fast nur was auffällt oder was dem Betrachter wichtig ist

Besonders wichtig waren auffällige Gebäude oder Gebäude mit denen die Menschen kulturell oder geschichtlich verbunden waren. Ärger oder Freude über ein Gebäude machte es auf der inneren Landkarte der Menschen sichtbar.

Keiner der befragten Männer vergaß die Brauerei zu malen! Bei Frauen könnte sie durchaus fehlen.

Die Realität sah also so aus, dass die Stadt in der Wahrnehmung der Bürger völlig anders war als in der gebauten Realität der Stadt.


Innere Landkarte: Eine Technik für Maler und Zeichner


Beim Malen kann man sich dies wunderbar zu nutze machen.
Man kann  Zeichnen und Malen dazu benutzen Verborgenes zu entdecken und das macht einen großen Teil des Charmes des Urban Sketchings aus.

Der Zeichner wird zum Marco Polo und zum Entdecker der eigenen Umwelt.

 

Wer Zeichnen oder Malen lernt, entwickelt einen Röntgenblick, alles wird wichtig.


Durch Zeichnen zum echten Blick zurückkehren


Dieser Röntgenblick ist wundervoll, kann aber Bilder zerstören, denn er zeigt nicht die wahrgenommene Realität. Obwohl das Gezeichnete die Realität exakt abbildet, ist es in irgendeiner Art eine Lüge, denn es zeigt nicht das was Menschen wirklich sehen und empfinden.
Diese Tatsache ist enorm hilfreich, wenn es darum geht eine Zeichnung zu entwerfen. Schon ganz am Anfang muss man entscheiden was man will, eine Abbildung der gebauten Realität oder  ein genaues und wahres Abbild des eigenen Blicks.

Oft sind Bilder die die Wahrnehmung zeigen sehr viel erfolgreicher als die genauen Bilder, denn der Künstler zeigt, was er sieht und das teilt er mit vielen anderen Menschen.  Denn die Anderen sehen die Stadt möglicherweise genauso, wie der vermeintliche Lügner am Zeichenstift.

 

Besonders wichtig wird diese Tatsache, wenn man zum Beispiel auf eine Stadtsillhouette schaut, wo es so unglaublich viele Dinge zusehen gibt, dass man sie nicht malen kann.


Was sieht das innere Auge?


Eine sehr einfache Technik bringt Abhilfe. Nach dem du dir dein Motiv recht kurz angesehen hast, malst du es aus der Erinnerung.Es funktioniert nur wenn du dich wirklich umdrehst und nicht auf das Motiv schaust.

Alles an das Du dich erinnerst, ohne das Motiv zu sehen ist wirklich in deinem Kopf angekommen.

Wenn ich von meinem Platz am Rhein auf Düsseldorf schaue, dann sehe ich den Rhein, die Brücke und den Fernsehturm. Erstaunlicherweise erinnere ich noch die schönen Alleen, bevor ich mich an die Hochhäuser die Schaltzentralen der Macht erinnere.

Am Deutlichsten sehe ich aber die Altstadt, obwohl die von meinem Standort gesehen am Kleinsten ist. Mein Hirn sieht dort Dinge, die ich liebe, deshalb entwickelt sich in mir ein Symbol für die Altstadt.


Mind Mapping…malen was man wirklich sieht


Mind Mapping; ich male wenn es angebracht ist nur an was ich mich erinnere.

Tatsächlich schließe ich oft beim entwerfen meine Augen! Was für eine Frechheit!

Wenn ich mich nun wieder öffne, dann kann mich die Realität nicht mehr überwältigen, ich weiß haargenau, wie für das dritte Auge die sichtbare Stadt aussieht.

Was unsichtbar ist darf unsichtbar bleiben.

Diese Bilder sind für die meisten Menschen viel erkennbarer, denn sie zeigen das was Menschen sehen, die sichtbare Stadt.

In drei Schritten zum Mind Mapping in der Malerei:
Schritt eins: Worum geht’s? Düsseldorf, Silhouette und der Rhein
Schritt zwei: Schlüsselerinnerungen finden: An welche Häuser oder Gegenstände erinnere ich mich?  Brücke, Rhein, Hochhäuser und Fernsehturm und die wunderbaren Alleen
Schritt 3: Oberbegriffe finden: Altstadt
Schritt 4: Verfeinern, welche Details sind wichtig um das Gesamtbild zu stützen?

Tatsächlich möchte ich noch einmal darauf hinweisen, dass das haargenaue Abzeichnen eines Ortes nicht schlecht ist. Dieser Artikel soll nur die Augen öffnen, das es völlig gleichberechtigt nebeneinander mindestens 2 Realitäten gibt.

 

Liebe Grüsse,
Tine

Ein ähnliche Thema: blog.herz-der-kunst.ch/schnelle-zeichnungen-mit-hilfe-des-nichts/

Weiße Tinte im Skizzenbuch


Weiße Tinte -Helfer in der Not


Weiße Tinte ist echt hilfreich, auf eine die man im Füllhalter benutzen kann, habe ich jahrelang gelauert!

Ich habe immer weiße Tusche dabei, der Haken, man kann sie nicht im Füllhalter benutzen, den Acryltinte und Tusche sind Lacke und die machen jeden Füllhalter von innen kaputt.

Ich benutze weiße Tinte, wenn mal was schief geht


Weiße Tinte gibt Kontur


Das Malen hat sich in den letzten Jahren  stark verändert. Für viele Künstler wird es wichtig mitten im Leben oder draußen zu malen und zu zeichnen. Dieser Einfluss hat der Kunst gut getan, die Bilder werden immer lebendiger.

Wie empfindest du dieses Bild?

Rieddach Haus in Kampen auf Sylt, Aquarell und weiße Tinte Tine Klein

Früher hätte ich es weggeworfen, weil etwas schief gegangen ist. Doch wer auf der Straße malt, hat keine kontrollierten Atelierbedingungen.  Bei dieser schnellen Skizze bin ich zu schnell wieder ins nasse Aquarell gegangen und so ist der Baum leider ausgelaufen.

Heute korrigiere ich solche Fehler in schnellen Skizzen durch weiße Tinte, die ist deckend.

Weiße Tinte gibt Kontur

Durch das spontane Arbeiten haben sich viele Techniken total verändert. Weiße Tinte oder Marker ermöglichen es solche Fehler wieder einzufangen.

Wer schon lange malt, weiß das das raffinierte beheben von Fehlern Bilder einzigartig macht.


Weiß ist so hilfreich


Weiße Linien sind wunder bar geeignet um solche Fehler in Skizzen wieder zu beheben, deshalb habe ich mir immer eine weiße Tinte gewünscht, die ich genauso verwenden kann wie meine normalen Füllhalter.

Ich habe mir immer einen ganz normalen Strich mit weiß gewünscht und jetzt scheint es so etwas zu geben.


Diese Woche im Test: de Atramentis Dokumententinte Weiß


Als die ich Tinte bestellte war ich erst mal sehr kritisch. Ich weiß, weiße Tinte muss viele Pigmente enthalten, denn die Tinte muss decken. Die Gefahr, das der Stift oder der Füllfederhalter verstopft, ist enorm hoch.

Letztes Jahr habe ich euch den Molotow Marker vorgestellt und auch dieser leidet unter dem Problem. Bei dem Marker müssen regelmäßig die Minen ausgetauscht werden, denn er verklebt.


Flusseigenschaften


Wie klebrig ist die Tinte?

Ich habe den Füllfederhalter befüllt und erst mal 14 Tage liegen lassen. Das ist ein Härtetest für das Material, wenn die Tinte zu klebrig ist sieht man dies auf jeden Fall.

Als ich den Füllhalter aus meiner Mappe nahm, war ich fest davon überzeugt dieser Füllhalter schreibt nicht mehr, man konnte deutlich sehen, dass enorm viele Pigmente an der Feder klebten.

Dennoch nach einer kleinen Reinigung mit einem Taschentuch und etwas einzeichnen funktionierte der Füllfederhalter anstandslos!

Die weiße Tinte von de Atramentis hat den Balanceakt zwischen vielen Pigmenten und    einem guten Tintenfluss bestanden, dass war überraschend.

Dennoch würde ich empfehlen, den Füllfederhalter mit handwarmen Wasser ohne Spülmittel auszuwaschen, wenn der Füllfederhalter einige Zeit nicht benutzt wird.


Ist die weiße Tinte deckend?


Die weiße Tinte von de Atramentis deckt wunderbar.

Tine Klein weiße Tinte auf Tonpapier

Füllhalter mit de Atramentis weißer Tinte auf Tonpapier klappt Klasse.

Arbeitet man auf dunklem getönten Papier, so ist die weiße Tinte von de Atramentis die optimale Lösung.  Die Tinte deckt wunderbar, aber wie bei allen weißen Stiften wirkt der Strich umso besser je dunkler die Untergrundarbeit ist.

Die weiße Tinte ist super.  Füllhalter sind einfach immer stilvoller als Wegwerfstifte, sie vermeiden  Müll und sind ein viel hochwertigere Schreibgerät und Zeichengeräte als all die Wegwerfmarker.

 


Dokumenten echt?


Dokumentenechte Tinte ist die erste Wahl für alle Künstler. Die Tinte ist in einem gewissen Maße lichtecht, wischfest und löst sich auch nicht auf wenn sie mit Wasser in Kontakt kommt. Nach dem Artikel habe ich einen Link der noch mal genau erklärt, was dokumentenecht heißt. Findest du allerdings eine Tinte auf der dokumentenecht steht, dann ist diese mit Sicherheit gut dazu geeignet, sie in Aquarellen zu verwenden. Die dokumentenechten Tinten sind wunderbar, weil man später noch einmal mit Aquarellfarbe übermalen kann, ohne dass die Tintenstriche auslaufen.

Wenn die weiße dokumentenechte Tinte trocken ist, kann man sie problemlos wieder mit nasser Aquarellfarbe übermalen.

Mit dem Pinsel reiben sollte man dennoch nicht, denn die Aquarellfarbe unter der Tinte ist wasserlöslich, deshalb kann man die Tinte, wenn man reibt trotzdem vom Blatt lösen.


Mischbar


Interessant fand ich auch den Aspekt dass die de Atramentis Tinten mischbar sind, deshalb kann man seine ganz eigene Farbwelt erschaffen. Man kann mit der weißen Tinte, deckende pastellfarbene Tinten erzeugen, diese Tinten wirken wunderschön auf dunklem Papier. Diese Tatsache ist besonders interessant für die die auch gerne in Ihrem Skizzenbüchern schreiben. Mir fiel allerdings auch auf, das sich die Tinte bei Verwendung mit dem Pinsel gut mit der Aquarellfarbe verband.


Hilfreich und gut im Aquarell -weiße Tinte im Füllhalter?


Die weiße Tinte ist super. Dennoch eine Einschränkung muss ich machen, der Füllhalter hat in Aquarellen und Multimediaskizzen Mühe. Anders als auf dem dunklem Papier kann man mit dem Füllhalter nicht immer die gewünschten Effekte erzeugen.

Aquarellpapier ist rau und geleimt. Das Papier ist bereits getränkt mit Pigmenten und je heller die Farbe desto geringer der Kontrast zur weißen Tinte. Der Füllhalter kommt bei diesen extrem Bedingungen an seine Grenzen. Die weiße Tinte hat mir im Aquarell erst Freude bereitet als ich auf den Federhalter umgestiegen bin.

Anders als beim Füllhalter kann man mit einer Zeichen- oder Kalligraphiefeder den Tintenfluss durch Druck auf die Feder genau steuern.

Mein Tipp: Federhalter und dokumentenechte weiße Tinte.

Ich führe also weiterhin ein kleines Fläschchen Tinte und einen Federhalter mit mir. Der Vorteil ist das man so die weiße dokumentenechte Tinte genau steuern und auch flächig vermalen kann.

Der Traum vom Füllhalter mit weißer Tinte für jeder Lebenslage ist allerdings immer noch nicht wahr. Fast…aber nicht ganz. Die Feder bringt in der Malerei immer noch die besseren Resultate mit der weißen Tinte.

Liebe Grüße ins Wochenende

Tine

 

 

Was heißt eigentlich dokumentenecht?

https://de.wikipedia.org/wiki/Dokumentenechtheit

Durch Krankheit sind bei meinem nächsten Mal Am Bodensee noch zwei Plätze frei.

Weitere möglichkeiten in weiß:

https://blog-herz-der-kunst.ch/mogeln-mit-marker-ade-abdeckfluessigkeit/

Strukturen sind Interessant!

Im Norden: Worpswede ist zauberhaft, schnelle Skizze im letzten Licht, umgebaute Scheune am Rande des Weges

Strukturen sind zauberhaft, Strukturen sind die Oberflächenbeschaffenheit von Dingen.

Strukturen sind das Leben in den Dingen

Tine Klein Tutorial Struktur in der Zeichnung, Barcelona Blick von der Casa Batlo

Die Altstadt wäre keine Altstadt ohne Pflastersteine und hier in der Schweiz haben viele alte Häuser Dächer mit bunten Schindeln, lässt man so etwas weg, dann ist die Seele eines Bildes einfach weg.

Strukturen sind die zauberhaften Kleinigkeiten eines Motivs

Und deshalb setzt man sie ein um das eigentliche Motiv zu stärken. Meine beste Freundin zum Beispiel wäre niemals sie selbst, wenn sie keine Sommersprossen hätte. Wenn man sie porträtieren will, dann muss man einfach nur jede Menge Kleckse aufs Papier machen.


Strukturen  sind echte Augenmagnete


Strukturen können durchaus das zentrale Thema eines Bildes sein, denn die Struktur beschreibt, was und wie etwas ist. Trotzdem wird die Struktur ganz oft vernachlässigt, dabei sind gerade die kleinen Details der wahre Charakter eines Bildes.

Die Struktur ist der Charakter der   Bilder, ohne Details werden sie aussagelos

Vielleicht es ist ja auch schon mal so gegangen, du hast einen Menschen gesehen, der wunderschön war, voller Entzücken hast du ihn angestarrt. Aber leider war es aus mit dem schönen Schein, wenn die Person den Mund aufgemacht hat. Schöne glatte Oberfläche, aber beim Verteilen der Punkte war leider nichts mehr für das Gehirn übrig.

Genauso ergeht es deinen Bildern, wenn du dich nicht traust besondere Details zu zeichnen. Die Strukturen geben das Rückgrat und die Ecken und Kanten eines Bildes.

Bei Menschen wie bei Bildern gilt: Schönheit reicht um ins Auge zu fallen, aber nur der Charakter sorgt dafür, dass jemand in Erinnerung bleibt.

Folgt man dieser Definition wird ziemlich klar, warum die Strukturen beim Zeichnen so wichtig sind. Lässt man bei einem Haus alle Informationen zu seiner Bauweise weg, dann stehen dort nur noch Kisten mit Fenstern.

Strukturen eröffnen oder begrenzen die Möglichkeiten der Darstellung.

Das Wort kommt aus dem Lateinischen und heißt ursprünglich so etwas wie Bauplan, d. h. die Struktur beschreibt wie etwas ist. Damit wird natürlich völlig klar, warum Strukturen beim Zeichnen so enorm wichtig sind.


Strukturen die Illusion der Tiefe


Schaut euch einmal das gleiche Motiv fast ohne Strukturen an:

Tine Klein Tutorial zu Strukturen in der Zeichnung, Barcelona Blick von der Casa Batlo. Vorzeichnung

Schaut irgendwie flach aus oder?

Starke Strukturen geben deutliche Informationen über das Detail und rücken Dinge in den Vordergrund. Weiche Strukturen rücken Gegenstände ganz allmählich in den Hintergrund. Eines muss man sich wirklich merken:

Bilder ohne Vordergrundstrukturen wirken immer flach.

Jetzt schaut euch mal das gleiche Bild mit ein wenig mehr Details an: Findet ihr auch das sich stark verändert hat?

Tine Klein Tutorial zu Strukturen in der Zeichnung, Barcelona Blick von der Casa Batlo

Die rausten und stärksten Strukturen gibt es im Vordergrund oder im Bildzentrum, diese Informationen bilden in der Regel die erste Ebene eines Bildes und führen den Betrachter hinein. Oft schaut man frontal auf diese Strukturen, der Effekt ist dass man durch etwas hindurch oder direkt auf etwas schaut und dem Auge ist klar, hier gibt es räumliche Tiefe.

Der Mittelgrund hat starke Details, aber bei weitem nicht mehr so viele im Vordergrund oder das Hauptmotiv.

Hintergrund und Ränder werden meistens weicher, weich heißt in diesem Fall weniger definiert, also ein wenig aussagelos und genau das wollen wir ja, denn Hintergrund  und Ränder sind nicht das Thema des Bildes.

 

Wer Charakter hat, hat auch Aussagen


Wie immer gibt es natürlich Ausnahmen von der Regel. Bei Strukturen geht es immer um den Sinn eines Gegenstandes, deshalb darf man die Regel über die Tiefe nicht wie ein blinder Hornochse anwenden.

In der Regel ist in einem Bild natürlich die Aussage am Wichtigsten. Der wichtigste Gegenstand im Bild wäre ohne Informationen über seine Beschaffenheit wie Kuchen ohne Sahne und ohne krönende Kirsche auf der Spitze.

Also merke: Details sind besonders dort wichtig, wo die zentrale  Aussage des Bildes ist

 

Es ist ziemlich sinnvoll sich genau zu überlegen,  wo welche Details ins Bild gehören. Schaut euch mal dieses Beispiel an: Ist dies Norddeutschland? So friesisch wie es nur geht?

Nein! Es könnte überall sein und tatsächlich fehlt nur ein kleines Struktürchen, das uns klar macht was los ist.

Nur das wuschelige des Rieddaches fehlte.

Letztlich erzeugt  die Oberflächenstruktur die Aussage über einen Gegenstand

Das Typische setzt man aber auch gerne als Zitat ein. Mitunter reichen hier drei Pflastersteine um zu zeigen was ist. Es wäre ja enorm lustig, wenn wir auf das Pflaster glotzen und Notre-Dame dahinter nicht mehr zu sehen ist.

Strukturen ziehen das Auge an wie ein Magnet, deshalb können sie auch schnell ablenken.

Die Details können ein Bild natürlich auch zerstören.

Bilder sterben an zu vielen, unausagekräftigen Details

Ich wünsche euch ein wunderschönes Wochenende

und wenn ihr Lust habt könnt ihr einen weiteren Artikel zum Thema lesen und zwar:

Weiterlesen bei Tine mehr zur Struktur:

 

Blau machen…Farbpsychologie

Tine Klein Farbpsychologie zum Thema wie wirkt Farbe im Umfeld


Farbpsychologie ist eine spannende Sache


Wer das Aquarellieren lernen möchte, merkt schnell, dass das Bild umso besser wird, wenn die Farben gefühlvoll zusammengestellt werden. Die Lieblingsfarbe vieler Menschen ist Blau, deshalb möchte ich heute eine kleine Reihe über die Farbpsychologie mit der Farbe Blau beginnen.

Farben und Gefühle, das ist nichts was man logisch erklären kann.

In England zum Beispiel ist ein Mensch blau, wenn er melancholisch ist, in Deutschland ist ein Mensch blau, wenn er sternhagelvoll ist.

Deshalb merke, Farbgefühle kann man niemals ohne ein genaues Umfeld ausdrücken.


Einfach mal Blau machen!


In Deutschland ist das Wort blau sehr positiv, viele Dinge, die einfach Spaß machen, werden in Deutschland mit dem Wort blau geschrieben. Dahinter steckt eine unglaublich witzig Geschichte, die mit einer gelben Pflanze zusammenhängt. All die folgenden Sprüche führen auf diese Pflanze zurück:

Die blaue Stunde ist die Zeit bevor bei warmen Wetter die Sonne untergeht und man einfach mit seinen Freunden oder der Familie zusammen faulenzt. Einfach mal Blau machen, heißt sich eine schöne Zeit machen, obwohl man eigentlich was anderes tun müsste. Und blau sein, beschreibt den Zustand, wenn man mal einen zu viel getrunken hat. Dahinter steckt ein und dieselbe unterhaltsame Geschichte:


Ein Gefühl, eine tausendjährige Geschichte


Vor ca. 1000 Jahren kam eine kleine gelbe Blume mit den Slawen nach Deutschland, man begann den Färberwaid anzupflanzen.  Aus der Pflanze wurde Indigo-Blau gewonnen. Das Indigo-Blau war ein begehrtes Handelsgut, die für uns heute merkwürdige Herstellung führte zu all unseren Sprichwörtern.

 

Isatis tinctoria habitus-Von <a href="//commons.wikimedia.org/wiki/User:Alupus" title="User:Alupus">Alupus</a> - <span class="int-own-work" lang="de">Eigenes Werk</span>, <a href="https://creativecommons.org/licenses/by-sa/3.0" title="Creative Commons Attribution-Share Alike 3.0">CC BY-SA 3.0</a>, <a href="https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=15084341">Link</a>

Quelle : Wikipedia AuthorAlupus 

https://commons.wikimedia.org/wiki/Isatis_tinctoria?uselang=de#/media/File:Isatis_tinctoria_habitus.jpg

Wenn man die Blätter dieser Pflanze bei warmem Wetter erntet und trocknet, dann kann man daraus einen Farbstoff herstellen, das klappt aber nur bei sehr angenehmen Wetter.

Also warf man bei warmen Wetter seine Arbeit hin und begann Indigo zu machen, daher kommt der Spruch einfach blau machen, auch wenn man was anderes zu tun hatte.

Bei prima Wetter begann dann eine riesen Party, denn neben der Wärme, die wichtig war um die Gehrung des Farbstoffes in Gang zu bringen, brauchte man Alkohol, dann wurde die Farbe besonders schön. Man füllte die Blätter in eine ausgehöhlten Baumstamm und füllte das ganze mit Urin auf. Die Farbe wurde aber viel besser, wenn diese Flüssigkeit eine ganze Menge Alkohol enthielt. Da man den guten Stoff wohl nicht einfach in denUrin gießen wollte, fand man eine viel angenehmere Lösung. Die Herren der Schöpfung besoffen sich und pinkelten regelmäßig auf die Färberwaidblätter. Natürlich nur im Dienste der tollen Farbherstellung.

Die Arbeit des Indigos herstellen war für mittelalterliche Verhältnisse traumhaft, man besoff sich hemmungslos, damit der Urin auch schön viel Alkohol enthielt.

Und so lagen bei prima Wetter lauter blaue und betrunkene Männer in der Wiese und warteten, dass sie wieder mal ein wenig in den Färberbottich strullen konnten.

Jetzt ist auch klar woher der Ausdruck blaue Stunde kommt. Betrunken bei warmen Wetter faulenzen. Heute weiß das fast niemand mehr, trotzdem spiegelt unsere Sprache diesen witzigen Sachverhalt noch in vielen Sprichwörtern wieder.


Farbpsychologie  lernen, die Farbe steuern


Wer lernt die Farbe gefühlsmäßig zu steuern, merkt schnell das die Gefühle, die man mit Farbe ausdrückt rational überhaupt nicht erklärbar sind.

Grün zum Beispiel ist wunderbar beruhigend, aber ist giftgrün das auch?

Farbe kann vieles heißen, oft ist es doppeldeutig und ein wenig hintergründig, denn ein und dieselbe Farbe kann mehrere Gefühle ausdrücken. Blau kann langweilig sein oder normal. Gleichzeitig ist es aber auch die Farbe, die jeder liebt, die für den Himmel steht, für die Weite und für die Freiheit.

Wer Farben einsetzt, sollte sich nicht immer nur von der Realität regieren lassen, denn die Farbe hat immer zwei Komponenten. Die reale Farbe, die da war und die Farbe, die wir mit der Situation verbinden. Logisch ist es nicht, es geht auch nicht um Logik, es geht um Gefühl.

Wer Aquarell lernt muss langsam aber sicher die reale Farbe mit der gefühlsmäßigen Farbe verbinden!


Blau in der Landschaft


Im Zusammenhang mit Blau muss man sich in der Landschaftsmalerei einfach merken, dass es für Entfernung, Offenheit und Weite steht.

Beim Aquarellieren lernen setzt man blau meistens in der Landschaft ein. Oft ist die größte blaue Fläche im Bild der Himmel. Genau den oben beschriebenen Effekt, das Blau für die Entfernung steht, setzt man hier ein. Oft wird der Himmel auch von Anfängern beim Aquarellieren lernen intuitiv richtig gemalt, leider oft nur weil das Blau, eben dem Blau des Himmels entspricht.

Etwas schwerer haben es da die Fortgeschrittenen, denn mit Farben kann man auch anderes zeigen z.B. dass die Sonne scheint, dann kann man nicht zum Gelb greifen, denn das Blau würde Grün. An solchen Punkten setzt das emotionale Spiel des Fingerspitzengefühls der Malerei an. Richtig Babyblau oder Hellblau, das steht für gutes Wetter genauso wie, das völlig andere grelle Coelinblau was fast ein wenig aggressiv ist, denn dieses Blau steht für Strahlung.

Wichtig ist das man sich merkt, dass zwei völlig unterschiedliche Blautöne ein und dasselbe ausdrücken können.

Wie Farbkombinationen dann wirken, sind letztendlich immer Erfahrungswerte.

Auf Sylt bin ich zum Beispiel auf eine blaugraue Tinte von Super 5 umgestiegen, weil meine Braune nicht zu dem maritimen Ambiente passte. Die Tinte heißt Atlantic Blau, auf Sylt haben wir sie Sylt Blau genannt und sie passt einfach super zu dem Gefühl von Meer.

Stellt euch mal dieses Bild mit brauner Tinte vor: Blau ist die Farbe des Meeres

Tine Klein Leuchturm Kampen

Die folgenden Erkenntnisse stammen aus einer Untersuchung in der fast 2000 Menschen zu ihren Gefühlen zu Farbe befragt worden. So kann man ziemlich sicher feststellen wie eine Farbe wirkt. Doch Vorsicht! Farbpsychologie will sehr vorsichtig angewendet sein, denn bei unglaublich vielen Menschen ist rot die absolute Lieblingsfarbe, dennoch würde sich kaum jemand einen roten Anzug kaufen oder knallroten Lippenstift im Alltag tragen.

Deshalb habe ich die Maltipps zu Blau nach dem Umfeld aufgeteilt. 

In der Landschaftsmalerei steht Blau steht für:

  • Die Ferne
  • Die Frische
  • Das Kühle

Menschen:

Das Blau steht für das Männliche.

Stimmung:

Das Blau ist die Lieblingsfarbe der meisten Menschen. Es steht für Harmonie, Stille und Sympathie. Aber Vorsicht es kann auch genau gegenteilig wirken, denn es steht mehr als alle von anderen Farben für die Kälte.

Merke Farbpsychologie ist kniffelig denn:

Jedes Farbgefühl entwickelt sich nur in einem ganz bestimmten und Umfeld.

In meinem Bild zum Beispiel steht das Blau für Entfernung, Weite, Freiheit und das Motiv des Leuchtturms stützt die blaue Farbe, denn dadurch weiß man, das Meer ist nah. Die Kombination aus Leuchtturm und blauer Farbe sorgt dafür, dass das Meer zum Hauptmotiv des Bildes wird, obwohl es nicht da ist.

Buchtipp: Viele der Erkenntnisse aus diesem Blog stammen aus dem Buch wie Farben wirken, es ist eine Studie und wissenschaftliche Abhandlung über Farbpsychologie und Farbsymbolik:

Eva Heller , Wie Farben wirken erschienen im rororo Verlag

Viele liebe Grüße ins Wochenende

Tine

Mehr Infos zu Färberwaid:

Das Gold des Mittelalters

Weiterlesen bei Tine über kleine Vorzeichnungen: blog.herz-der-kunst.ch/thumbnails-und-die-innere-stimme/