Wir haben diese Woche einen Trauerfall in der Familie, es geht weiter wenn wir uns ein wenig gesammelt haben.
Liebe Grüße
Tine und Tom
Wir haben diese Woche einen Trauerfall in der Familie, es geht weiter wenn wir uns ein wenig gesammelt haben.
Liebe Grüße
Tine und Tom
Prosit Neujahr, diese Woche beginnt das neue Jahr für die Chinesen. Das ist der Tempel, den ihr gleich als Bild sehen werdet und ich wette heute ist er unglaublich farbenprächtig geschmückt.
Für die Chinesen ist der Klan bzw. die Familie sehr wichtig. All die Tempel, die ihr immer seht, sind eigentlich keine öffentlichen Kulturdenkmäler. Anders als wir uns das vorstellen, gehören diese wundervollen Tempel wirklich bestimmten Familien. In diesem Tempel feiert diese Familie ihre Ahnen.
Da es unglaublich viele Auslands-Chinesen gibt, findet man in fast allen Ländern dieser Welt diese wundervollen Tempel.
Kurz gesagt ist das chinesische Neujahr ein Familienfest, aber ein wenig anders als in Europa. Die Chinesen glauben. dass es den Ahnen nur gut geht, wenn man ihnen Zuwendung schenkt. Und deshalb schenken sie ihren Ahnen regelmäßig kleine Geschenkpakete.
Vor den Tempeln gibt es meistens kleine Läden, diese Läden sind für Maler zauberhaft. Die Chinesen kaufen dort alles, was sie für ihren Ahnenkult brauchen. Die kleinen Geschenke sind vielfältig: Blumen, Laternen und eine unendliche Menge spiritueller Dinge in Rot und Gold. Es entsteht also eine enorme Farbenpracht. Diese kleinen Blättchen sind sozusagen die zauberhafte Einleitung zu jedem chinesischen Tempel.
Gefräßige Ahnen
Chinesische Ahnen brauchen also viel Zuwendung und deshalb gibt es in diesen Läden auch kleine Ahnen-Futterpakete. Gleichzeitig habe ich aber oft beobachtet, dass solche Pakete auch an die Bedürftigen verschenkt werden und das finde ich schön.
Natürlich weiß ich im Allgemeinen genauso wenig über chinesische Kultur wie der normale Mitteleuropäer. Doch durch meine Mal-Freundschaften schaffe ich es über kulturelle Grenzen zu springen und dann sammelt sich ein tieferes Verständnis an.
Die chinesische Kultur ist farbenprächtig und lebendig. Wenn man solche Motive malt, stellt man recht schnell fest, man ist einfach von der Masse der funkelnden und bunten Dinge völlig erschlagen. Deshalb ist die Konzentration auf die wesentliche Aussage enorm wichtig:
Hier habe ich die Palette in einen Komplementärkontrast limitiert.
Übrigens halten sich chinesische Tempel überhaupt nicht an diese Regel, dass in einem Bild nicht alle drei Grundfarben enthalten sein dürfen. Ich weiß nicht wer diese Regel aufgestellt hat und vielleicht bin ich zu sehr Kind, um mich gegen diese Regel nicht inständig zu wehren..andererseits arbeite ich ja selber gern mit einer limitierten Farbpalette.
Farbenpracht versus limitierte Palette
Eine limitierte Palette kann man viel einfacher kontrollieren, weil es für sie recht simple Harmonieregeln gibt. Wer mit Farbenpracht arbeitet, arbeitet eigentlich nach einem sehr ähnlichen System wie mit der limitierten Palette. Will man eine wilde Farbenpracht ein wenig zügeln und damit harmonisch machen, dann darf man nicht so clever agieren.
Sei nicht zu clever, arbeite mit einer Grundfarbe.
In meinem Bild ist diese Grundfarbe natürlich rot, denn wir sprechen ja über chinesisches Neujahr.
Von dieser Grundfarbe gehe ich aus, anders als zu erwarten wäre, fülle ich die Farben nicht einfach zusammen, weil es ja lustig bunt ist, sondern ich bilde große Farbflächen, die auf meiner Grundfarbe beruhen. Interessant werden dann die Bruchstellen, wo die Grundfarbe in andere Farben übergeht.
Schaut euch das Bild an, die Hauptbewegung ist rot
Das gibt dem Bild insgesamt Ruhe. Richtig spannend wird es also nur an den Grenzflächen zwischen den einzelnen Farbblöcken. Das Bild ist zwar enorm bunt, also in dem Sinne, dass ich mich nicht um die Farbregel gestört habe und das nicht alle drei Grundfarben enthalten sein dürfen. Aber alle Farben sind zueinander in Beziehung gesetzt und eins kann ich euch sagen, d. h.
Mischen, Mischen, Mischen!
Sind die Farben nicht miteinander gemischt, dann entsteht ein völlig unkontrolliertes Chaos. Die Mischfarben mit der Grundfarbe sorgen für eine Art Brücke. Im Endeffekt sind dann alle Farben miteinander verbunden. D. h. ich habe das pure Chaos in eine Art Familienähnlichkeit ein gebettet.
Kunterbuntes entsteht immer an den Grenzflächen, dort wo der rote Bereich in den farbigen Bereich übergeht. Diese Bereiche sind aufregend, dürfen aber nicht die Überhand gewinnen.
Die Bruchstellen betonen die Hingucker
Das chinesische Ahnen-Shopping gehört zum Kern dieses Bildes und deshalb befindet sich genau hier auch der Bruch, d.h. die Grenzlinien wo die Farben aufeinander treffen. Natürlich ist auch dies in der Realität so, aber in meinen Bildern wird nur das betont, was sich auch wirklich mag. Der Laden könnte in Realität genauso bunt sein, würde er für mich nicht zum Bild gehören, dann würde ich ihn weg ignorieren.
Chinesische Orte sind farbenprächtig, rote Laternen leuchten, Gold glitzert und grünes Emaille schimmert. Eine limitierte Palette ist da sehr schwer durchzuhalten, dennoch braucht man ein Ordnungssystem und das schafft man selbst nach dem Inhalt des Bildes.
Die Brüche mit der Grundfarbe setzt man dann ein, um auf das was einem wichtig ist hinzuweisen.
Solche bunten Bilder sind überhaupt nicht einfach, deshalb werde ich dieses Jahr mehrfach Kurse anbieten, in denen es um das Mischen von Farbe geht.
Liebe Grüße ins Wochenende
Tine
Nächste Woche geht es dann mit den praktischen Tipps zum Thema weiter.
Die neuen Kurse könnt ihr im Netz googeln, der nächste mit freien Plätzen ist in der Kunstzeit ist in Allensbach am Bodensee
Der Lacher zum Abschluss, der Schweizer Brandschutzbeauftragte bekommt einen Herzinfarkt…. Öl, Papier und Feuerwerk eine herrliche Kombi für Unfug aller Art…was ihr nicht seht der Standbesitzer hat eine Kippe auf dem Zahn….haha….schnell flüchten.
Im Unterricht, aber auch hier im Blog, erzähle ich ja immer wieder wie ein Papagei, dass das Spiel einen erst so richtig gut macht. Falls ihr euch nun einen grünen Papagei vorstellt, möchte ich gerne Esmeralda heißen.
Wenn ich immer wieder sage: „Spiel doch mal bitte rum“, dann weiß ich immer nicht so richtig, ob das beim kolorieren wirklich ankommt, deshalb möchte ich in diesem Blog mal einmal nicht so viel schreiben, sondern ich möchte euch mal zeigen, was sich mit ein paar Farben anstellen lässt.
Meine Vorlage ist eine Zeichnung, die ich im Urlaub mit meiner Familie gemacht habe. Da sie nicht warten wollte, konnte ich nur eine schnelle Federzeichnung im Notizbuch machen. Diese habe ich dann auf Zeichenpapier kopiert.
Bunte Bilder oder sehr farbintensive Bilder müssen nicht unbedingt aus vielen Farben entstehen. Es ist oftmals gerade für Anfänger viel sinnvoller sich auf ein paar Farben zu beschränken. Denn wenn man nicht so viele Farben hat, dann kann man damit auch so lange spielen bis man, weiß was man damit anstellen kann.
Mein Farb Set-up für dieses kleine Spiel ist:
Am Schluss setze ich noch Akzente in gleichfarbigen Aquarellstiften und ein wenig Türquis. Jetzt fange ich an die Farben bein kolorieren zu kombinieren, mal kombiniere ich die Farbtöne mal ganz bewusst oder einfach aus dem Bauch.
Bild Nummer Eins: Kolorieren in Pastell
Jetzt frage ich mich, wie sieht das denn in dunkel aus?
Oh, auch gut und wie wäre es mit Rot? Sandstein ist ja im Licht sehr wandelbar.
Oder doch lieber ein richtiger Komplementärkontrast? Na, dieses Bild hat ganz schön viele kalte Farben! Fällt mir noch was anderes ein?
Upps, hier bin ich zu nass, jetzt muss ich das Motiv mit Phataloblau aus dem Hintergrund neu aufbauen. Hier sieht man auch den türquisen Aquarellsstift prima. Wer malt muss auch mal eine Überschwemmung retten.
Das Zeichenpapier musste ich hinterher bügeln 😉
Und
Last but not least mit wildem Himmel:
Solche Übungen tüftel ich aus, damit meine Schüler wirklich das freie Kolorieren lernen. Auch wenn das Papier nicht so gut ist wie echtes Aquarellpapier, so kann man doch wirklich lernen Farbe zu benutzen.
Spiel dich ran!
Ich bin mal gespannt, wie die Kolorationen der Schüler darauf ausschauen. Nächste Woche werden 12 Tapfere diese Aufgabe testen, mal schauen was dabei rauskommt.
Liebe Grüße ins Wochenende von eurer Tine
P.S.:
Urban Sketching Gruppen und Kunstvereine können mich direkt ansprechen und ihre Kurse selbst organisieren.
Noch ein anderer Blog zur Farbe:
Blöderweise anscheinend in meinen Kopf und nicht da wo mein Körper saß! Die Straße ist in Penang, die Armenian Street. Mein erstes Bild in Malaysia.
Wir sehen nur was wir kennen!
Diese Tatsache ist besonders wichtig in der Zeichnung und auch beim Malen.
Wir sehen oft nur Dinge die uns beschäftigen. Autos sind mir egal. Immer, wenn sich mein Mann ein neues Auto kaufen will, dann sagt er: “Schau die mal dieses Auto an, wie gefällt dir das?“ Dann sage ich: “Oh, das ist wirklich schön, aber ich glaube, das habe ich noch nie gesehen.“ Tatsächlich passiert dann etwas Merkwürdiges, nachdem mein Mann mich zu diesem Auto befragt hat, sehe ich es dann plötzlich in den folgenden Tagen immer häufiger. Plötzlich interessiere ich mich für das Auto, weil mein Mann es kaufen will und sehe ich dieses Auto dann ständig.
Lustigerweise denken wir alle, dass das was wir sehen genau das ist, was wahr ist. Wir sollten uns vielmehr darüber klar sein, dass wir alle eine dicke fette Brille auf der Nase haben die unsere Wahrnehmung begrenzt.
Unser Gehirn hat eine Schutzfunktion gegen Reizüberflutung. Wusstest du, dass das das Gehirn alles überflüssige ausblendet?
Hast du gemerkt das ich gerade eben oben im Satz 3 DAS benutzt habe und nicht nur 2wei?
Unser Gehirn ist ein Faulpelz, es konzentriert sich darauf mit den Fakten zu arbeiten, die es kennt. Diese Fakten werden dann immer wieder verdaut und als Lösung ausgespuckt. Im Alltag ist dies äußerst hilfreich, denn wir müssen nicht lange grübeln um ein Problem zu lösen oder eine Alltagstätigkeit auszuüben, wir haben es gelernt und wir wissen wie es geht. Das ist großartig! Insbesondere bei der Zeichnung wird dieser Zusammenhang später noch sehr wichtig.
Wenn uns etwas vertraut ist, dann können wir es trotz gröbster Fehler ganz easy bewältigen:
Gmäeß eneir Sutide eneir elgnihcesn Uvinisterät, ist es nchit witihcg, in wlecehr Rneflogheie die Bstachuebn in eneim Wrot snid, das ezniige was wcthiig ist, ist, dass der estre und der leztte Bstabchue an der ritihcegn Pstoiion snid. Der Rset knan ein ttoaelr Bsinöldn sien, tedztorm knan man ihn onhe Pemoblre lseen. Das ist so, wiel wir nciht jeedn Bstachuebn enzelin leesn, snderon das Wrot als gseatems.
(Dieser Text stammt aus dem Facebook, woher weiß ich nicht ganz genau er wurde tausendfach geteilt) Also meckert hier nie wieder über meine Rechtschreibung
So ein Buchstabensalat macht natürlich Spaß und es zeigt wie gut unser Gehirn mit bekannten Dingen jonglieren kann. Eben weil wir ebenso brillant darin sind uns Lösungen aus dem Bekannten zu basteln, machen wir es gerne.
Mein erstes Aquarell in Malaysia machte ich früh morgens auf der Straße. Kiah Kien setzte mich an einer Straßenecke, in der Altstadt von Georgetown, ab. Dort setzte ich mich auf mein kleines Höckerchen und begann ohne nach zu denken zu malen. Die Armenian Street ist eine Straße, die auf dem ersten Blick auch in England oder den Niederlanden stehen könnte. Die klassische Architektur kleiner Handelshäuser in Backstein, unten das Geschäft und oben das Wohnen. Da ich selbst an der Grenze zu den Niederlanden geboren wurde, ist mir diese Architektur total vertraut. Noch vertrauter ist mir das Zwiebeltürmchen, denn die meiste Zeit verbringe ich in der Schweiz oder in Süddeutschland.
Also hat mein Gehirn aus lauter Vertrautem ganz ruck zuck eine europäische Stadt gebaut.
Ich weiß, dass das Bildes ganz schön geworden ist, ich bin auch durchaus nicht unzufrieden.
Dennoch ist es viel wichtiger sich dann ein wenig zurück zu lehnen und mal darüber nachzudenken, was wir eigentlich anders ist. An vielen kleinen Details kann man in der Armenian Street erkennen, dass sich hier chinesische Architektur mit europäischer Architektur gemischt hat. Doch auf den ersten Blick war ich nur in der Lage das zu sehen, was ich kannte. Der hübsche kleine Kirchturm hat sich bei einem späteren Spaziergang als eine riesige Moschee entpuppt, deren großen Kuppeln ich hinter den Häusern nicht sehen konnte.
Als ich mittags mit KK essen ging, hatten wir eine merkwürdige Diskussion, er beschrieb mir wie chinesisch diese Häuser doch sind und ich konnte es nicht sehen. Für mich waren diese Häuser einfach nur kolonial.
In der folgenden Woche habe ich mich dann auf die Motive gestürzt, die wirklich anders sind, also die Moscheen und die chinesischen Tempel.
Weil mein Gehirn ein absolut störrischer Esel ist, wollte mein Gehirn einfach nicht sehen was anders ist. Ich bin so daran gewöhnt, das Wesentliche aus einem Motiv herauskristallisieren, damit es nicht total überfrachtet ist, dass mir einfach diese kleinen chinesischen Details völlig durch die Lappen gingen. Es war völlig verrückt, mein chinesisch stämmiger Freund sieht nur Chinesisches und ich sehe nur Europäisches.
Solche Sehblockaden beeinflussen die Zeichnung oder das Aquarell enorm. Einerseits machen Sie es uns sehr einfach gute Ergebnisse auszusuchen, wenn man sich jetzt mal die Bilder von so einigen Star Aquarelllisten ansieht, dann merkt man; hoppla egal wo der Mann ist hier ist ein und dasselbe Sehmuster am Werk.
Die Zeichnung ist ein wunderbares Instrument um zu erkennen, wie man selbst denkt, was man nicht sieht oder was die anderen sehen.
Eine Bekannte von mir, sie heißt Si, ist eine ganz wunderbare Künstlerin. Sie zeichnet ganz exzellent. Sie fertigte eine Zeichnung von meinem Mann an und in dieser Zeichnung sieht mein Mann aus wie ein alternder Chinese.
Diese Zeichnung hat mir viel Freude bereitet, auch wenn sich meine Freundin fürchterlich geärgerte, weil das Malen nicht so lief wie sie wollte. Mir hat diese Zeichnung gezeigt, dass es uns allen doch irgendwie gleich ergeht.
Auf unseren Augen sitzen die Scheuklappen unseres Lebens.
Und die Zeichnung ist ein wunderbares Mittel um sich selbst diese Scheuklappen von den Augen zu reißen.
Dies ist auch der Grund, warum viele Universitäten immer noch viel Wert auf das Zeichnen legen. Das an sich ist ja eigentlich schon unlogisch, weil wir leben in einem digitalen Zeitalter, wo doch hier alles fotografiert werden kann. Trotzdem gibt es immer noch solche Berufe wie zum Beispiel Grabungszeichner in der Archäologie. Der Grund ist dass sich ein Zeichner viel länger mit einem Objekt beschäftigt, das Malen erzeugt ein tiefes Verständnis. Ein kurzer Blick auf eine gestochen scharfe Fotografie ist nicht das Gleiche.
Wer zeichnet, denkt nach und kann Zusammenhänge erkennen. Deshalb lege auf Die Zeichnung nicht den besonderen Wert. Der eigentliche Luxus ist nicht nur das Malen. Mein Luxus war in Georgetown an einer Straßenecke im Streulicht der bewegenden Blätter eines mir unbekannten Baumes zu sitzen . Das wunderschöne Licht und der Baum stecken in dieser Zeichnung. Eine von vielen guten Erinnerungen in meinem Leben und eine kleine Zeichnung, die mich daran erinnert dass ich blind bin, aber daran kann ich ja auch etwas ändern.
Liebe Grüße
Tine
Besser malen lernen durch Respektlosigkeit
Diese chinesische Philosophie könnte man auch mit dem deutschen Sprichwort „Mit Bauch und Kopf übersetzen“.
Im Moment konzipiere, ich gerade einen großen Freihandzeichenkurs, der für die Menschen gedacht ist, die gerne aus dem Bauch heraus mit dem Stift loslegen. Das doofe daran ist, dass man gerade für das intuitive Loslegen auch wieder sehr viel Technik braucht.
Kopf und Bauch sind, wenn sie im Einklang zusammenarbeiten, einfach unschlagbar.
Dennoch ist dies in der ersten Phase des Lernens gar nicht so einfach miteinander zu vereinbaren, denn wer zu viel nachdenkt, der arbeitet nicht mehr aus dem Bauch heraus.
Blöderweise kann man aber auch nicht lernen ohne nach zu denken.
Eigentlich bräuchte ich in meinem Atelier ein Regal für all die Köpfe. Fröhlich würde ich rufen, „So! Jetzt haben wir den ganzen Theorie Scheiß gelernt, leg mal eure Köpfe ins Regal, die müssen jetzt ausruhen“. Es wäre so hilfreich, wenn alle meine Schüler fröhlich ohne nachzudenken im Unterricht loslegen, dummerweise ist bei den meisten der Kopf angewachsen.
Als Lehrer steckt man also ganz gewaltig in der Zwickmühle, denn man muss beides lehren, Viele meiner Kollegen sind da anderer Ansicht, sie sind scharfe Verfechter der einen Richtung oder der Anderen.
Die einen sagen, du musst dich quälen und ganz viel Theorie lernen und Techniken, die Anderen sagen, dass dies dir gar nicht hilft, weil du zu dir selbst finden musst. Dabei lernt man dann aber nix.
Persönlich betrachte ich diesen Zusammenhang ganz einfach, denn ich glaube ein Körper kann weder ohne Kopf noch ohne Bauch funktionieren. Oft wird Fachwissen das am Anfang recht mühsam war, im Laufe der Zeit zum Bauchgefühl…ich vermute so muss es sein.
Liest man in zeitgenössischer Literatur über Malen und Zeichnen, dann scheint es für den Bildentwurf nur ein Thema zu geben:
Der goldene Schnitt
Dann legt man das Bildzentrum statisch auf einen der 4 Punkte des goldenen Schnitts? Nein so läuft es nicht, dein Entwurf muss zum Thema passen.
Heute möchte ich euch einmal ein ganz anderes Entwurfsthema vorstellen. Es ist die Bewegung. Ich meine jetzt nicht Bewegung im Sinne von einem Jogger läuft durchs Bild, sondern ich meine Bewegung im Sinne von wie sind Gegenstände im Bild angeordnet.
Bewegungen sind als Entwurfselement richtig klasse, denn die Bewegung ermöglicht es uns besonders einfach Geschichten zu erzählen.
Die Herzen deiner Zuschauer müssen mit dir auf Reise gehen
Das Hintergrundwissen: Als ich dieses Bild anfing, war strahlender Sonnenschein, es war ziemlich warm. Der Schnee fing an zu schmelzen und das Licht brach sich in der Flüssigkeit. Das an sich graue Winterdorf zeigte sich im besonderen Farbglanz. Während ich malte, zog jedoch über die Berge eine Regenfront herein, diese krassen Wetterwechsel sind in den Alpen ziemlich normal. Um ehrlich zu sein geht es in diesem Bild um den Wechsel von strahlendem Wintersonnenschein zu der nächsten Wetterfront, die mit Regen und Hagel gerade eben ankommt.
Also der Wechsel von einem wunderschönen Schneetag zu Schneematsch.
Mal ganz ehrlich? Ich hab wollte ein ganz anderes Bild malen zuerst faszinierte mich die herrliche S-Kurve die das Dorf macht, wenn es sich den Berg heraufschlängelt. Also schon mal der erste Ansatz zu Dynamik durch Bewegung im Bildentwurf.
Ich denke diesen Bildentwurf seht ihr noch ganz deutlich wenn in das Bild hineinschaut.
Wer aber in der Schweiz wohnt oder in den Alpen, hat ja den krassen Wetterwechsel der letzten Tage mitbekommen.
Wer einem Bild Gefühle geben will, der muss seine Bilder abändern wenn er diese Gefühle gefunden hat.
Dummerweise passiert Erkenntnis erst während des Malens, das ist ja das Tolle daran. Wir schauen uns etwas sehr lange an und dann finden wir etwas sehr wundervolles darin. Dies ist der Punkt wo ein neutrales schönes Bild zu etwas sehr Persönlichem wird. Dieser Punkt ist sehr wundervoll. Ein Künstler erschafft Neues und er reagiert.
Bildentwurf ein wenig wie einparken auf hoher See
Natürlich weiß man wie man ein Schiff anlegt, dennoch ist es nie wirklich reine Theorie, denn das Wasser und der Wind haben ihr Eigenleben.
Und genau das macht man beim Malen, man balanciert aus. Jetzt muss noch die heranrauschende Wetterfront ins Bild.
Mein Thema ist: Die Sonne geht, der Schneematsch kommt, Menschen im Winter.
Zuerst teile ich nun das Bild in zwei Hälften, rechts habe ich die Sonne und von links schiebt sich der graue Winter herein. Am besten schräg, das ist dynamischer und stützt den Gedanken der Bewegung.
Man legt diese Teilung in Europa tatsächlich von links nach rechts an, ich glaube aufgrund unserer Richtung beim Lesen, betrachten wir Dinge die von links kommen automatisch als beginnend.
Der wesentliche Schritt ist geschafft, mich fasziniert der Wetterumschwung und diesen habe ich jetzt durch die Teilung des Bildes erzeugt. Der Bildentwurf wird meistens erst gut, wenn viele kleine Dinge mit dem Hauptthema zusammenarbeiten.
Was gibt es noch zu *Funkelschnee und *Schneematsch Zu sagen?
Zwei Gruppen von Menschen stehen im Licht und im Schatten.
Der Weg geht ins Licht
Hört sich jetzt an wie bei einer durch geknallten Esoterik Tante, aber jetzt mal ganz ehrlich, wir hier in unseren Breitengraden, wir sehnen uns doch im Winter nach Licht…deshalb formuliere ich das auch. Links und rechts oben von der Treppe mache ich es Dunkel, denn ich will zum Licht. Die Treppe soll mich zum Licht führen.
Tatsächlich denke ich über all das wenig nach…
Es steckt entwerferisches Fachwissen in den Bildern, wie zum Beispiel die Teilung oder das eine schräge Teilung immer dynamischer wirkt als eine gerade. Fachwissen ist auch, dass es für Menschen immer angenehmer ist ins Licht zu gehen als ins Finstere.
Doch es geht nicht ohne das Bauchgefühl, es bildet das Thema. Bildentwurf ist ein Zwiegespräch mit sich selbst. Wenn man solche Bildentwürfe konstruiert, dann wird es steif. Fachwissen ist dazu da es später intuitiv zu benutzen
Theorie wird zu Bauchgefühl
Liebe Grüße ihr Lieben
Tine
Da WordPress im Sommer alle Abonnenten löschte, meldet Euch bitte noch mal an, ich höre seid Monaten drei mal am Tag das der Blog nicht mehr kommt. Das nennt sich Datenschutz, ihr müsst dem einfach zustimmen , dh. euch eigenhändig oben links anmelden.
Heute Morgen wache ich auf, schaue aus dem Fenster und sehe dieses wunderbare Bild.
Männedorf am Zürisee wacht auf… da krabbelt es doch in den Fingern…Heute muss ich Schnee malen
Im Nachthemd stürze ich an meinen Schreibtisch, krame meine Acrylmarker heraus und beginne den wundervollen Schnee zu malen. Jetzt hocke ich im Schneidersitz in meinem Bett, meine Katzen schnurren, alles ist perfekt. Und, wie das immer so ist, in diesen Momenten funktionieren meine Acrylstifte nicht. Oh wie schade! Dennoch ich habe keine Lust aufzustehen, denn der Kaffee dampft neben mir und das Licht im Schlafzimmer ist Schneegrau. Ohnehin bin ich eigentlich ein Morgentrottel, also tue ich was ich kann, ich zeichne. Der Schnee kann warten, er liegt ja ohnehin auf der Landschaft, also sage ich mir, den Schnee kann ich später zeichnen.
Deshalb schaue ich in die Landschaft und versuche erst mal ein Gespür für den Schnee zu entwickeln.
Könnte man Schnee auch ganz ohne weiße Farbe malen?
Da bin ich mir ziemlich sicher, denn man kann eigentlich alles malen ohne besonderen Einsatz. Ich jedoch habe heute Morgen mein graues Skizzenbuch herausgekramt und da ich jetzt zu faul bin meine Idylle zu verlassen, muss ich irgendwie mit meinem Füllfederhalter und einem grauen Papier klar kommen.
Schaut euch einmal dieses Foto an, wenn man hinaus schaut, ist die Landschaft natürlich erst mal weiß, aber definiert wird das Weiße durch die dunkleren Farben die unter dem Schnee herausschauen. Was den Schnee so markant macht, das sind zum Beispiel die ganz dunklen Flächen unter den Bäumen und Sträuchern.
Während ich meinen Kaffee schlürfe, male ich jetzt erst mal alles Dunkle. Während man sonst die weißen Flächen mühsam aussparen muss, setzt man den Schnee bei getöntem Papier einfach oben auf.
Ich mache es mir einfach, ich male also alles was unter dem Schnee ist:
Heute arbeite ich von dunkel nach hell
Leider muss ich jetzt aufstehen, weil ich die Kreide holen muss, dann kann ich euch gleich zeigen wie der erste Schritt ausschaut.
Zugegebenermassen sieht dies noch nicht nach Schnee aus. Das Material, was ich bis jetzt verwendet habe, ist ein graues Skizzenpapier von Strathmore (Toned Gray). Die Vorzeichnung habe ich mit Füllhalter gemacht.
In der Vorzeichnung habe ich ganz viele dunkle kleine Punkte gesetzt. Diese Punkte sind die Stellen des Baumes, die unter dem Schnee herausblitzen. Es sind die Grautöne die entstehen, also das, was irgendwo zwischen der Dunkelheit der Gegenstände und dem absoluten Weiß des Schnees liegt.
Obwohl hier bis jetzt natürlich noch überhaupt kein Weiß benutzt wurde, kann man rechts im Bild bei dem Baum oder unten bei den Büschen doch schon erahnen, dass dort vielleicht Schnee liegt.
Das Verrückte ist das man den Schnee nur richtig gut herausarbeitet, wenn man gleichzeitig ein erhöhtes Augenmerk auf die Dunkelheiten legt.
Wenn die Helligkeit oben drüber gemalt wird, braucht man sich mit der Dunkelheit nicht zurückhalten, man braucht mehr als man glaubt.
Schnee malen ist Schatten malen, deshalb ist es erst mal gar nicht schlecht, wenn du mit Dunkelheit beginnst. Natürlich ist mir klar, dass diese Zeichnung jetzt noch überhaupt nicht nach Schnee aussieht bevor das Weiß drin ist.
Denn Schnee ist gleichbedeutend mit Weiss und das funktioniert natürlich auf einem grauen Papier überhaupt nicht gut. wenn man kein Weiss einsetzt. Andererseits wird aber das dunkle Papier den Schnee später leuchten lassen.
In diesem Blog habe ich schon mehrfach darüber berichtet, dass das Arbeiten mit Weiss nicht immer ganz einfach ist. Die Acrylstifte trocknen ein oder sie sind nur auf sehr dunklen Untergründen sichtbar. Das Deckweiss aus Aquarellkästen wirkt oft eher schäbig als brillant. Doch es gibt für alles eine Lösung.
Wenn ich mit Weiss arbeite, dann arbeite ich gerne mit zwei sehr unterschiedlichen Materialien. Das eine ist Acryl-Tinte, so wie sie zum Beispiel auch beim Airbrush benutzt wird. Das andere ist Pastell, im Volksmund auch Kreide genannt.
Nun tapse ich zu meinem Schreibtisch, denn ich hab mir gestern winzige Pastellsticks gekauft (von Conte de Paris).
Jetzt werde ich gleich ausprobieren ob die Dinger taugen, sie sind klein und viereckig, so dass man ganz verschiedene Strukturen mit dem kleinen Pastell erzeugen kann.
Der Stick ist sehr klein, aber extrem handlich, man kann ihn seitlich oder mit der Spitze benutzen. Der Schnee ist in Windeseile gemalt. Das Pastell ist schneller als alles andere, denn ich kann ja auch die breite Seite des Sticks benutzen und trotzdem Strukturen erzeugen.
Erstes Fazit der Comte Stick gefällt mir wirklich gut, er ist nicht nur handlich sondern auch wirklich Pigment stark.
Einen kleinen Nachteil gibt es dennoch, auf der Kreide selbst kann man nur schwer mit Füllfederhalter malen, deshalb steige ich für die Schatten auf einen Bleistift um.
Wenn ihr den Schnee malt, dann achtet darauf, dass ihr den Schnee nicht zu massig malt.
Andererseits braucht man aber auch wirklich genug Weiss, damit es nicht sehr grau aussieht auf dem dunklem Papier. Der Schnee krümmt sich über die Büsche oder er bildet dicke Haufen. An diesen Stellen reflektiert der Schnee das Licht besonders stark. Und dann kommen wir zu dem Thema, dass wir helles Weiss brauchen aber auch dunkles.
Verzichtet man auf etwas Schatten im Schnee, dann liegt der Schnee wie ein Fremdkörper im Bild, deshalb töne ich den Schnee ein wenig mit Bleistift ab. Sicher geht das auch mit dem Pastell, doch zugegebenermaßen habe ich mir erst mal ein paar Probe Sticks gekauft, weil ich erst mal wissen wollte ob es überhaupt gut funktioniert.
Tatsächlich finde ich, dass man bei der Auswahl des Papiers enorm darauf achten muss, dass das getönte Papier nicht dreckig grau ist. Die Kombination aus grau, weiß und schwarz wirkt wirklich gut. Ich glaube der wichtigste Verarbeitungstipp auf grauem Papier ist, dass man wirklich darauf achten muss, dass man sehr helle Stellen hat, die im Kontrast zu großer Dunkelheit stehen. Sonst wirkt das grau müde.
Jetzt bin ich mal gespannt. Angeblich sind die Sticks extra zum Skizzieren gemacht, so dass man in allen Farben mehrere Tonwerte hat, d. h. Lichtstärken.
Ich hab mir erst mal drei gelbe gekauft, Gelb bringt man zum Leuchten in dem man kalte und warme Töne aufeinander treffen lässt und gleichzeitig eine sehr starke Dunkelheit anlegt.
Ein wenig muss ich mich noch an das eckige Format des Sticks gewöhnen. Ich finde es aber besser als Stifte, denn durch die Fläche kann ich regelrechte Strahlenbündel auf das Papier legen. Es klappt und ich bin sehr zufrieden. Nachdem ich das Pastell über die Tinte gelegt habe, muss ich noch einmal nachschwärzen, das ist etwas schwierig, denn der Füllfederhalter streikt ein wenig bei dem puderigen Pigment. Doch das Ergebnis ist durchaus überzeugend. Ich halte es für sinnvoll das Bild hinterher kurz mit Fixativ anzusprühen.
Fazit: Schnee lässt sich deutlich einfacher malen, wenn man ihn einfach oben aufsetzt. Das Material, die Comte Sticks, war für mich völlig neu. Sticks haben sich auf dem dunklen Papier gut geschlagen.Was ich daran super schön finde ist, dass es eine kleine Transportbox gibt. Man kann zwölf Sticks in einer winzigen Papierschachtel mit sich herumtragen. Da die meisten meiner Bilder wirklich vor Ort entstehen, finde ich dies einfach großartig. Jetzt im Winter finde ich es prima ein Material zu haben, welches sehr klein ist, aber keine Trocknungszeit hat. Ohne Pinsel ist bei der Kälte einfach praktischer, denn dieses Material kann man auch mit in Cafés oder Museen nehmen.
Liebe Grüße ins Wochenende Tine
Der Blick aus meinem Schlafzimmer in Männedorf, wo bekomme ich schnell einen Schlitten?
Wer sich heute einmuckelt:
Ein ähnliches Thema ist die weiße Tinte
Mit 15 habe ich mir das Altern folgendermaßen vorgestellt: Mit spätestens 35 ist man hässlich, alt und ignorant und alle müssen tun was man will! Ständig zwingen mich meine Eltern zu tun, was ich nicht will! Das habe ich mit 16 gedacht und ich wollte natürlich zu den Coolen gehören die im Alter unendlich schlau, seriös, würdevoll und wahnsinnig souverän sind.
Jawohl! Ich würde natürlich zur zweiten Gruppe gehören, aber bis dahin war ja noch 1 Million Jahre Zeit. Dummerweise bin ich über diesen Zeitraum irgendwie in Lichtgeschwindigkeit hinausgeschossen.
Pinsel und das Alter haben eins gemeinsam, hier ist absolut nichts so ist, wie ich mir das vorgestellt habe und Keiner tut was ich will!
(Für Kai genervt nach dem Pinselkauf)
Ich dachte zum Beispiel mit spätestens 40 bin ich total souverän. Natürlich bin ich souverän! Ich kann ganz souverän mit meinen Oberarmen winken. Das ist aber ganz und gar nicht das, was ich mir vorgestellt habe.
Und was ist mit: Jeder muss tun was ich will?
Hier tut keiner was ich will, nicht meine Waage, nicht mein Spiegelbild und auch nicht meine Pinsel.
Ich habe immer gedacht, wenn ich erst mal genug Geld habe um mir coole Pinsel zu kaufen, dann tun die auch was ich will. Blöderweise sieht es mit meinem Leben und den Pinseln total anders aus. Es ist nicht so, das du dir den asiatischen Traumpinsel kaufst und der ist mega! Oft ist das was cool ausschaut beim Malen nur die halbe Freude. Die unscheinbaren vor der Kiste machen die Kunst.
Es ist eher wie Montagmittag, du guckst in den Kühlschrank und denkst:
“Ach du Sch…., wie ist denn das da alles da reingekommen und was kann ich aus dem Chaos kochen (malen).“
Das was ich mir vorgestellt habe, dass was ich bekommen habe und dass was ich will, sind drei völlig unterschiedliche Sachen.
Denn tatsächlich läuft es meistens völlig anders, z.B.: Ich kaufe einen Pinsel, denke dass sie ist die neueste Version des synthetischen Marderhaars und ich bin total entzückt. Während ich nach Hause laufe, habe ich das Gefühl, ich trage den besten Pinsel der Welt nach Hause. Synthethisches Maaderhaar! Und dafür musste noch nicht mal einem niedlichen, kleinen, armen und pelzigen Kuscheltier ein Haar aus seinem Hinterteil gerissen werden. Ich strahle, ach die Welt es großartig!
Dann komme ich zu Hause an, stelle fest dass dieser blöde Pinsel überhaupt nicht das ist, was ich mir vorgestellt habe. Natürlich kann der nicht gegen meine Pinselsammlung anstinken, denn siehe oben, Eva ist eine Sünderin und die hat ein paar Pinselchen. Der Pinsel ist nicht weich und unendlich saugfähig.
Aber halt stop, das Ding hat eine unzerstörbare Spitze, großartig!
Das ist, als wenn man ein Schweden heiratet, und schokoladenbraune Babys bekommt.
Du kannst dich jetzt auf den Fußboden werfen und schreien, oder feststellen, dass die himmlische Macht mal wieder gnädig mit dir war und dir nicht das gegeben hat, was du willst, sondern das, was du brauchst.
Ich möchte euch nun zwei Pinsel vorstellen, die völlig anders waren als gedacht. Ihr seht sie oben unter der Schachtel.
Dumm gelaufen und Glück gehabt in diese Gruppe fallen die folgenden Pinsel
Der erste Pinsel ist der Escoda Synthetic Sabel Reisepinsel. Er wurde in diversen Foren sehr kontrovers diskutiert. Genau den Pinsel hat Kai gekauft und fand ihn zum würgen…
Die Zusammenfassung: Die ein Lieben ihn, die anderen hassen ihn.
Ich mag den Pinsel, obwohl er absolut nicht das tut, was ich mir vorgestellt habe. Ein ruhiges Verteilen von Farbe ist mit diesem Pinsel einfach nicht möglich.
Seine Stärke ist eine unzerstörbare Spitze und er ist absolut reisetauglich.
Ich benutze ihn ein bisschen wie einen Stift. Er gibt Wasser eher wie ein Stift ab, ich stelle mit ihm viele kleine unruhige Strukturen her:
Von kleinen feinen Strukturen, wie bei den Blumen neben dem blauen Haus oder den Blättern des Ingwers hinter dem Zaun, der Pinsel malt entweder sehr sehr fein oder auch mal mit dickem Strich. Für Flächen ist dieser Pinsel überhaupt nicht geeignet. Dafür hatte ich ihn eigentlich gekauft. Das Wort Marderhaar hatte bei mir die Vorstellung von einem Pinsel geprägt mit dem man gut lasieren kann.
Pustekuchen, trotzdem bin ich mit im glücklich, wegen der großartigen, stabilen, und trotzdem flexiblen Spitze
Das ist jedoch durchaus wundervoll, denn man kann mit diesem Pinsel großartige Bilder machen. Ich warte noch auf genau die gleiche Erleuchtung, was ich mit meinen Augenringen tun könnte, es wäre doch großartig, wenn ich die am Finger tragen könnte.
So sieht es dann mit dem kleinen Strukturen des Escodas aus:
Eine Liebesehe mit dem Blödian
Ein anderes Beispiel für einen solchen Pinsel ist der große Flachpinsel Cosmotop von Da Vinci. Diesen Pinsel habe ich geschenkt bekommen und dachte:
Na, der ist ja voll idiotisch!
Wer schenkt denn einer Skizzenbuchkünstlerin mit klitzekleinen Motiven einen Pinsel der Größe Anstreicherpinsel?
Der vermeindliche Anstreicherpinsel entpuppte sich in meinen Händen als künstlerisches Feinwerkzeug.
Dieser Pinsel ist großartig wenn es um rhythmische Strukturen geht, die Palmblätter oben rechts sind mit diesem breiten Anstreicherpinsel getupft, genauso wie der Zaun oder die Brettstrukturen auf dem hellblauen Haus.
Die Stärke dieses Pinsel liegt in der Fläche und in der absolut feinen Pinselspitze.
Ja, Pinselspitze, natürlich ist es ein Flachpinsel, aber dadurch dass der Flachpinsel vorne auf der Längsseite so gebunden ist, dass die Haare fast wie eine bei einem Messer zusammenlaufen, kann man ganz feine Strukturen erzeugen. Mit anderen Flachpinseln geht es übrigens nicht so gut, es funktioniert bei mir nur mit diesem roten Pinsel von Da Vinci am besten. Eben weil genau dieser Pinsel ein bisschen ist wie ein Messer.
Zur Hochform läuft dieser Pinsel auf, wenn er das tut was man eigentlich mit einem Marderhaarpinsel tun würde, grosse Flächen lasieren. Er lässt der Farbe die Freiheit einfach auf einem großen ruhigen Wasserbett zu verlaufen.
Das gibt Bildern eine einzigartige und sehr klare Schönheit.
Der Witz ist, das man, wenn man mit dem dicken Pinsel arbeitet, extrem schnell und fokussiert ist, solche Skizzen entstehen in wenigen Minuten:
80 Prozent des Bildes sind mit dem breiten Flachpinsel von Da Vinci gemalt. So breit wie ein Drittel des Bildes. Die sehr feinen roten Striche und auch sehr feinen anderen Strukturen wurden wiederum mit dem Escoda, den ich eigentlich für dich Flächen gekauft hatte, eingefügt.
Pinsel lernt man mit der Erfahrung zu schätzen
Kein Mensch würde denken dass dieser Flachpinsel ein großartiger Reisepinsel ist, aber das ist er, denn er ist so kurz, dass man ihn einfach bei den Stiften verstauen kann.
Seither hab ich viel mit den Flachpinseln experimentiert. Zuerst habe ich sie gehasst, bin dann aber bei dem Roten hängen geblieben.
Dieser Pinsel ist wie mein Ehemann, ich habe ihn mit 4 Jahren im Sandkasten mit der roten Schuppe verdroschen, nachdem er mir einen Eimer Sand in die Hose gekippt hat (Schön die in die Brötchen rieseln lassen). Ich habe ihn gehasst. Erst viel später habe ich gemerkt, was er noch so zu bieten hat.
In dem Weihnachts- und Neujahrblog habe ich jeweils darüber geschrieben, wie man mit Erwartungen umgeht oder das ich in Ruhe Dinge auch mal mehrfach tue um einfach rauszukriegen was geht. Genau das habt ihr oben gesehen. Zweimal das gleiche Bild und trotzdem völlig anders gemalt. Jedesmal mit den gleichen 2 Pinseln, dennoch 2 ganz unterschiedliche Ergebnisse.
Ich glaube nicht das die Frage bei einem Pinsel ist:
Was kann er nicht?
Die Frage ist: Was kann der Pinsel in meinen Händen?
Was kann der Pinsel für mich tun?
Ist der Pinsel blöd, finde raus wo er charmant wird. Ich habe diesen Pinsel gehasst nun habe ich ihn vor liebe „abgegrabbelt“:
Liebe Grüße ins neue Jahr Tine
P.S.: Lieber Kai Lust und Frust Meine Pinselsammlung ist so heikel wie Eva´s Äpfel.
Noch mal ein Blick auf Tines Marschgepäck
In diesem Blog geht es um die Wiederholung. Wiederholung kann etwas sehr Schönes sein und das merken wir an unsere alljährlichen Unterhaltungssendungen zum neuen Jahr. Ich sage dann nur:
„Dinner for one“
Worum es geht wissen wir alle, eine sehr alte Dame feiert ihren Geburtstag und alles muss sein wie immer. Was dazu führt, das der Butler für all die verstorbenen Freunde mitsaufen muss und volltrunken dauernd mit dem Eisbären kollidiert wie eine Billardkugel.
Wir finden es köstlich und ein Teil des Spasses ist die Wiederholung. In dem Film passiert 18 Minuten lang das Gleiche und das schauen wir uns gefühlt seid unserer Geburt jedes Jahr an.
Die absolute Abwesenheit von Neuem ist total entspannend.
Wie merkwürdig dieser Kultfilm ist, fiel mir erst beim Babysitten auf als ich diese Version mit den Kindern sah:
Die Änderungen in der Kinderversion kamen mir extrem stressig vor, dennoch hat es mir die Augen geöffnet. Die Abwesenheit von Neuem ist auch beim Malen wahnsinnig erholsam, immer wieder das Gleiche tun ist sehr gut um die Seele zu beruhigen.
Für das Malen lernen, ist dies gar nicht gut! Anders als bei dem Film sind wir nicht glücklich mit unseren eigenen Ergebnissen.
Also was wäre wenn sich Miss Sophie schon vor Jahren ihre Krücke geschnappt hätte und dann ein oder zwei neue Freunde gefunden hätte? Wäre das nicht schön?
In meinem Malunterricht sehe ich immer wieder wie tief verwurzelt die Unzufriedenheit ist. Das Jammern über ein Bild gehört ja fast schon zum guten Ton. Sie wollen es farbiger, lockerer, wilder oder generell schon mal ganz anders! Und dann stürze ich mich ins Abenteuer und versuche es mal anders.
Abenteuer sind aber nicht beliebt im Bekanntenkreis. Ich höre des öfteren, das Haus ist doof, der Beruf sowieso und die Hobbys auch nicht aufregend:
Jetzt müssen wir noch durchhalten bis die Kinder aus dem Haus sind und der Dackel tot.
Dass man seinen Kindern ein stabiles Zuhause bieten möchte, ist ja irgendwie noch verständlich, dennoch fehlt mir generell eher der Blick zur Lösung.
Wieso haben wir Ängste vor dem Neuen?
Und erst recht, wieso haben wir die gleichen Ängste wenn es um Malen geht? Dabei kann doch wirklich nichts Schlimmes passieren, ich aber noch nie von einem gehört, der sich beim Malen eine schwere Verletzung zugezogen hat. (Man sollte nur nicht zuviel Absinth trinken, dann fehlt einem schon mal ein Ohr).
Ich glaube, es liegt daran, dass es Spießern so viel Spaß macht, Menschen die etwas Neues lernen zu blamieren. Das fängt schon in der Jugend an, etwas klappt nicht und die anderen lachen.
Die Folge ist dass viele Menschen sehr früh lernen, wenn ich etwas anders mache, dann bin ich hier der Depp! Halte dich an das Bekannte.
Wenn man es Neues macht, dann ist es oft erst mal noch schlechter! Insgesamt fehlt ihnen das Vertrauen mit der Veränderung umgehen zu können und deshalb findet man immer viel mehr Gründe um an dem festzuhalten, was man eigentlich blöd findet.
Sie bleiben lieber bei dem Altbekannten, fühlen sich dabei total geborgen und sicher, obwohl sie es nicht mögen.
Und oft steht es nicht in meiner Macht, sie davon zu überzeugen, dass man etwas anderes ausprobieren könnte.
Zuerst einmal sieht die Chancen, die Leute die am meisten ausgelacht werden, sind doch eigentlich die Coolsten. Wer würde sich schon trauen sich zu benehmen wie Miss Marple. Die alte Schachtel ist doch Irre. Und das ist das Rezept.
Das erste Bild was ich in einer Galerie verkauft habe waren lila Kürbisse…die Anderen haben sich geschüttelt vor lachen. Lass sie lachen!
Miss Marple, die alte Schachtel macht doch auch was sie will und letztendlich ist sie damit die Erfolgreichste vom ganzen Haufen.
Zumindest beim Malen ist es ziemlich einfach sich zu benehmen wie Miss Marple.
Was soll denn passieren?
Es ist ein Blatt verdorben und ein paar Minuten unserer Freizeit haben nichts Produktives erzeugt.
Muss denn Freizeit immer produktiv sein?
Macht einfach positive Erfahrungen und wer positive Erfahrungen macht wird in der Regel immer dreister.
Es ist sicher kein Drama ein Bild in den Mülleimer zu werfen. Es gibt ein Lied das sich gerade zum Neujahr liebe. Das Lied ist von Peter Fox, es heißt: Alles Neu
Eigentlich ist mir das Lied ein wenig zu hektisch, dennoch hat es für mich selbst eine sehr tiefe Bedeutung, denn es hat mich gerade genau in der Zeit getroffen in der ich selbst mein Leben verändert habe. Es gibt zwei Zeilen in dem Lied die ich absolut großartig finde:
Hey, wenn’s dir nicht gefällt, mach es neu
Viele meiner Schüler haben Angst etwas Neues zu machen, weil sie dann beim Malen dieses geborgene Gefühl verlieren. Das muss man aber gar nicht. Das Lied von Peter Fox ist total euphorisch, eigentlich geht es darum etwas Altes in die Tonne zu stampfen und etwas Neues mit wehenden Fahnen zu beginnen.
Die Welt ist staubbedeckt, doch ich will sehen, wo es hin geht! Steig auf den Berg aus Dreck, weil oben frischer Wind weht! Peter Fox
Ja! Er hat recht und doch ich glaube, man kann es auch ganz ruhig machen. Man muss das Haus ja nicht gleich in die Luft sprengen um auf dem Berg aus Dreck zu steigen.
Mache es einfach wie Miss Marple, mach es wie es dir gefällt. Ob die Anderen dich für eine alte Schachtel halten ist völlig egal, halte einfach die Handlungsoptionen offen.
Ich selbst mache das mit dem etwas Neues zu lernen oft sehr gemütlich, ich mache es auf die eine und auf dann die andere Art, ich bewerte nicht.
Wenn ich das eine gemacht habe, dann hindert mich doch nichts an einer 180° Kehrtwendung.Ich gucke dann einfach, wie es ausschaut und lerne aus der Erfahrung.
Tatsächlich muss man sich selbst beibringen Neues als entspannend und bereichernd zu empfinden.
Spielen ist eine andere Entspannung als sichere Monotonie
Niemand lacht dich aus, wenn du etwas Neues machst oder etwas anderes ausprobierst und niemand kann dir verbieten einfach mal nur zur Entspannung zu malen.
Achte nur wenig auf Leute die dich erziehen wollen, lachen die über Experimente, dann sind das die Doofen! Denk immer dran Miss Marple, die alte Schachtel, hat sie noch alle in die Tasche gesteckt.
Liebe Grüße ins neue Jahr Tine
Noch ein Neujahrsblog der beweißt wie unterschiedlich man Bilder malen kann:
Wer nach Malaysia reist stellt schnell fest alle chinesischen Tempel haben Weihnachtsfarben, noch merkwürdiger bei 40 Grad ist in den Geschäften alles schön weihnachtlich dekoriert.
Ob schnell oder langsam, wichtig ist, das man wirklich mit den Dingen in Kontakt tritt die man tut. Solche Gedanken hat man ja immer zwischen Weihnachten und Neujahr.
Vor Weihnachten habe ich im Blog darüber geschrieben, wie gut es tut mal kürzer zu treten. Wenn etwas gerade einfach nicht geht, dann muss man nicht verzichten, sondern einfach mal ein bisschen kürzer treten. Hihi, das hört sich jetzt an wie eine Diät Beratung. Sie dürfen alles, sie müssen nur ein bisschen kürzer treten.
So, tut mir leid, nun müsst ihr zum Jahresbeginn einen Diätberatungsblog über euch ergehen lassen!
Nein, Scherz beiseite, ich bin ja nicht von der Brigitte-Redaktion. Und schon sind wir bei den Wünschen für das nächste Jahr. Ich wünsch mir immer mal spontan 5 Kilo abzunehmen und dann steht mir doch der verfluchte Genuss im Weg.
Trotz meiner Kilos denke ich, das wir oft nicht genug genießen.
Mein Wunsch fürs neue Jahr: Mehr genießen, meine Lieben glücklich machen und nicht unbedingt 5 Kilo abnehmen
Wer jetzt nicht weiß was ich meine, der denkt mal darüber nach: Wer hat nicht schon mal eine Tüte Chips vor dem Fernsehen gegessen, irgendwie automatisch? Automatisch machen oder aus Gewohnheit, das ist oft kein Genuss.
Dieser Blog entsteht nicht automatisch jeden Freitag, dahinter stehen 2 Menschen.
Tine und Tom
Das ist Tom, ein großartiger Mensch und die Kraft die mich grade hält. Thomas ist der Organisator hinter mir.
Tom ist der, der mir klarmacht das Liebesgriffe an den Hüften kein Drama sind. Er ist der erste Mensch der jeden Donnerstag diesen Blog liest. Tom ist der Testleser, er sorgt dafür, dass ihr alles verstehen könnt.
Wir haben in unserem Leben einiges geändert, wir machen vieles nicht, wie andere Leute. Wir füllen das Leben mit schönen Erlebnissen und Bildern
Wenn man Bilder so gedankenlos malt, wie man eine Tüte Chips auf dem Sofa verdrückt, dann werden sie Ballast in der Schublade, Papiermüll. In den Bildern steckt nix drin, was dein eigenes Herz berührt.
Und deshalb liebe ich das Urban Sketching, es ist anders, denn es verbindet Leben und Kunst.
Die Bilder entstehen mitten im Alltagsleben und so lasst sich Kunst mit Lebenslust verbinden.
Malen ist ein Lebensstil, weil man sich der Umgebung bewusst wird. Bilder werden unglaublich viel besser, wenn man in das Geschehen, was man vor sich hat, eintaucht, als wenn man ins Wasser springt.
Das macht Spaß, weil man wirklich was erlebt und auch wirklich genießt. Ich möchte euch heute mal in Bildern zeigen, wie eine Malreise für mich aussieht.
Wenn ich Reiseführer lese, dann finde ich immer häufiger Netzreiseführer im Sinne von:
Die 10 Dinge die man in 2 Tagen in London, Berlin, Barcelona oder Pusemuckel getan haben muss.
Puhh, da muss ich erst mal durchatmen!
Und was ist, wenn ich gar nix plane?
Wenn ich dahin fahre und mir 5 Wochen lang gar nichts vornehme? In Worten: Ich lasse mich 5 Wochen lang treiben und finde einfach tolle Sachen und dann bleibe ich da. Ich will nicht 10 must does in 2 Tagen.
Hinter den Bildern, die ihr in diesem Blog seht, steckt echtes Leben.
So sieht das Motiv aus früh Morgens aus, die Zeit zum malen. Das Gefühl zum Motiv ist wichtig, aber ich hetze da nicht hin und muss es abbilden. Ich sauge erst mal die Stimmung vor Ort auf besonders Abends wenn die Laternen brennen und die Räucherstäbchen glimmen.
Aber der echte Spaß findet auf der Straße statt, man lernt Leute kennen. Einheimische oder andere Maler, was wir machen ist keine einsame Fließbandarbeit. So sieht unser Atelier aus, hier mit befreundeten Urban Sketchern aus China. Unser Freiluftatelier ist das Höckerchen auf der Straßenecke in Malaysia.
Die Maler und Menschen, die ich beim Zeichnen kennen lerne, werden oft zu Freunden. Nichts verbindet mehr als eine gemeinsame Liebe zu etwas.
Ein perfekter Tag ist ein perfektes Bild
Ein perfekter Tag sieht für mich anders aus als in Reiseführern. Ich möchte das echte Leben entdecken, ganz ohne Plan. Wenn es regnet, will ich mich nicht aufregen, sondern es ist die perfekte Gelegenheit sich den Himmel beim Gewitter anzugucken und das ferne Land im Regen zu riechen.
Ich möchte nette Leute kennen lernen, von denen ich vorher keine Ahnung hatte. Tolle und nette Leute oder komische und fremdartige damit ich was zum Lachen habe.
Ich möchte die Ruhe haben die Ferne in Ruhe zu genießen, dem Ruf des Muezzins zuhören, als Ungläubige noch einen Wein trinken und die Gaumenfreuden eines Fremden Landes genießen und zum Schluss möchte ich dann noch ein bisschen Kuscheln mit dem Liebsten. (Davon gibt es definitiv keine Bilder in diesem Blog)
Die Must DOES können mir mal den Buckel runter rutschen.
Das ist mein fester Vorsatz für das nächste Jahr!
Natürlich lässt sich trefflich drüber streiten, ob das ein toller Urlaub ist: Mit Malhocker und Stift bewaffnet in ein fernes Land als optimale Reiseplanung?
Viele Menschen reisen mit dem Lonely Planet, das Dumme ist, man ist dort nie lonely, denn es sind 1000 andere Touristen da (mit dem Loneley Planet in der Hand). Die Kommunikation mit Stift funktioniert anders. Wie kann ein Mensch der so konzentriert malt Leute kennen lernen?
Nach 5 Minuten kommt das erste Kind! Wir blenden jetzt mal auf: Und dann kommt Mama!
5 Minuten später weiß der ganze Stadtteil, dass da 2 nette Maler auf der Straße sitzen:
Weitere 5 Minuten später kannst du nicht mehr malen! Aber du wirst liebevoll eingeladen.
Du öffnest den Anderen die Augen und sie öffnen dir die Augen!
Siehst du wie die Frau vorne links ins Motiv schaut und der anderen erklärt wo ich gerade bin mit dem Stift. Die sehen gerade eine Straße, die sie tausend mal gesehen haben, auf einmal bewusst. Nach dem Malen kommen die Gespräche und Kontakte.
Schaut mal was ich alles getan habe, ohne was zu tun. Aus meinen Malaktionen ergibt sich das Leben ohne Planung. Nach dem Malen auf den Nachtmarkt eingeladen:
Ich stelle fest: Köstliches Abendessen kostet mit Einheimischen nur 80 Rappen oder einen Euro.
Was ist das denn? Schmeckt wie Spekulatius oder ein knuspriges Weihnachtsgebäck köstlich!
Fernreisen machen mir Mut. Ich habe keine schlechte Rechtschreibung! Ich kann Malaiisch!
Durch die Tipps der Maler und der Einheimischen kommt man dann an die wirkliche Lonely Planet Orte. Das Aufregendste sind hier Kuhherden! Die Erklärung, es gibt auch viele Inder in Malaysia.
Zauberhaft und so ruhig:
Die Motive kommen ganz von selbst, sie entstehen aus Erfahrungen und Erlebtem. Dadurch sind sie sind anders, als wenn man mit einem Reiseführer von A nach B hetzt.
Ich bin ein Nerd, zugegeben ich bin ein bisschen wunderlich, 5 Wochen loslassen ohne Plan und Reiseführer. Tom schlägt da manchmal die Hände über dem Kopf zusammen. Er bucht mir immer ein Taxi und eine Startwohnung, damit ich nicht verloren gehe.
Doch dann lassen wir uns treiben, gerade Tom ist der der immer die tollsten Orte findet, weil er während ich male immer Zeit hat mit den Leuten zu reden.
Ich wünsche dir frohe Weihnachten und lasst euch mal treiben, das ultimative Motto für 2019:
Wie eine Trüffelsau den Genüssen hinterher! Aber nicht aus Frust! immer nur Lust…
Frohe Weihnachten wünschen Tine und Tom
P.s. denk noch einmal daran den Blog neu zu abonnieren, denn WordPress löschte im Sommer wegen des Datenschutzgesetzes alle Abonnenten. Die Anmeldung ist ganz oben rechts.
Der Weihnachtsblock vom letzten Jahr über Sammelleidenschaft
Andere kaufen Schuhe wir Pinsel!
Eine Auszeit vor Weihnachten auf einer Trauminsel, so lasse ich mir das Leben gefallen.
Ich bin wieder da! Danke der lieben Nachfrage, mir ist gar nichts passiert und ich hatte eine wunderbare Reise. Mein nagelneuer Laptop fand es leider viel zu heiß in Malaysia, nach zwei Tagen ist er durchgeschmort und deshalb hatte ich eine wunderbare und entspannte Zeit, aus diesem Grund gab es auch keinen Blog. Da muss ich dem Rechner ja regelrecht dankbar sein, das er abfackelte. Ausspannen ist die schönste Kunsttherapie.
Beim Malen habe ich immer Zeit nachzudenken und hier mal meine Philosophie zu Weihnachten, den Malen und Weihnachten haben eines gemeinsam, man kommt zur Ruhe oder auch nicht.
Gerade weil ich so entspannt bin, möchte ich mit euch über die schönste Zeit des Jahres sprechen. Viele Menschen freuen sich zurecht auf Weihnachten. Noch mal eine schöne Auszeit am Ende des Jahres.
Weihnachten ist nicht nur die Zeit der glänzenden Augen, sondern auch die Zeit der Familienmorde.
Hinter diesem Phänomen liegt das der Mensch nach einer Stressphase zur Ruhe kommt und dann beginnt der Kopf zu kreiseln…eine erstaunliche Parallele zum Malen.
Denn auch Malen beruhigt den Menschen und dann bemerkt man die innerliche Unruhe.
Hinter der vermeintlich wunderbaren Zeit lauern enorm viel Potenziale, die uns das Leben versauern. Hetze und lieblose SOS Geschenke im Marathon kaufen, Frauen die von den Weihnachtsvorbereitungen total gestresst und unzufrieden sind. Fünf Kilo mehr auf den Rippen und mit klemmenden Hosen auf Firmenweihnachtsfeiern eilen und dann auch noch der Erwartungsdruck der Familie. Da ist dann ist der Familienkrach schon vorprogrammiert. Jedes Jahr wieder ereignen sich zu Weihnachten tragische Familiendramen. Vielen Menschen wird an den Feiertagen bewusst, was im vergangenen Jahr alles nicht geklappt hat.
tödliche Weihnachten
Gerade die Menschen, die am unzufriedenen sind, üben Weihnachten den meisten Druck auf die anderen aus.
Der Baum ist schief!
Oft entzündet sich an winzigen Kleinigkeiten der Frust und der Frust entlädt sich. So gibt es zum Beispiel 40 % mehr Notrufe in Frauenhäusern über Weihnachten. Auch bei Menschen, bei denen natürlich keine häusliche Gewalt vorkommt, wird die schönste Zeit des Jahres manchmal so unangenehm, dass man sie einfach aushalten muss. Darf ich jetzt mal eine Frage stellen? Ist das richtig so?
Nein, natürlich nicht. Es gibt ein einfaches Mittel das hilft zu Weihnachten und auch beim Zeichnen:
Mach es liebevoll und in Ruhe und lass dich nicht hetzen
Es gibt keine Probleme, wenn man sich der Lösung zuwendet
Die perfekte Gans auf dem Teller nützt nix ,wenn man Lust hat sich über dem Knödel die Köpfe einzuschlagen. Bei uns zum Beispiel gab es in der Familie einmal Stress, weil mein Wohnzimmer nicht festlich genug geschmückt sei. Kerzen und Tannengrün waren nicht genug. Als allerdings dann dieser Familienteil an der Reihe war, flossen die Tränen, weil der Gastgeber seinem eigenen Druck nicht standhalten konnte. Der Gastgeber wollte Eindruck zu schinden und perfekt zu sein, also kaufte er den größten und schönsten Weihnachtsbaum. Dummerweise passen 3 m Weihnachtsbäume nicht unter 2,40 m hohe Decken. Dieser Weihnachtsbaum kam direkt aus der Hölle und löste ein Familiendrama aus.
Ich habe vor sehr langer Zeit erkannt, dass ich nicht perfekt bin.
Weihnachten ist bei mir schön, aber wenn ich merke das ich etwas nicht schaffe, dann fange ich nicht an mir die schöne Zeit zu zerstören. Backen macht mir nur Spaß, wenn ich dafür auch Zeit habe. Kein Mensch merkt es, wenn ich die Kekse für den Teller mal bei einem guten Bäcker kaufe.
Diese Lebenseinstellung hilft mir auch beim Malen:
Nur so groß wie ich kann, dafür aber mit Liebe
Diese Lebenseinstellung hat mich mein Mann gelehrt und dafür bin ich dankbar, ich habe gelernt mich nicht von meinen Ansprüchen zerfressen zu lassen.
Das mit der Kunsttherapie ist bei mir eher mit einem Augenzwinkern gemeint, denn ich bin der festen Ansicht, dass man das Leben vorher schon schön gestalten sollte, damit man hinterher nicht in die Therapie muss.
Die der Kunsttherapie ist glaube ich der schönste Ansatz, dass die Leistung in der Kunst keine Rolle spielt. Die Kunst soll keinen Anspruch an den Maler stellen, sondern der Maler soll die Kunst benutzen um etwas Schönes und Positives für sich selbst zu erreichen.
Dabei beißt sich allerdings die Katze in den Schwanz, alleine der Ansatz dass es schön sein muss, setzt uns ja schon enorm unter Leistungsdruck und genau hier haben wir den Verbindungspunkt zu Weihnachten.
Der Leistungsdruck lässt uns die Haare raufen.
Dabei ist es völlig unnötig, etwas einfaches liebevolles hat viel mehr Kraft als überkandidelter Pomp und das gilt lustigerweise auch in der Kunst.
Weihnachten gelingt es mir ja schon sehr gut, für meinen Mann und mich ist Weihnachten immer eine sehr kuschelige Zeit.
Aber auch beim Malen greift der gleiche Mechanismus. Ich finde es sehr wichtig, dass man bemerkt, wenn etwas nicht geht. Nach kurzer Zeit begriff ich, dass das Aquarellieren bei 40° kurz vor einem Gewitter mit 100 % Luftfeuchtigkeit einfach nicht geht. Ich war nach Malaysia gekommen mit dem Anspruch eine ganze Menge großformatige Aquarelle zu machen und dann stehe ich genauso wie ihr beim Malen lernen vor der Frage, wie kriege ich meinen eigenen Erwartungsdruck in den Griff?
Besonders wichtig ist es mir einmal zu betonen das Vereinfachen kein Scheitern ist. Ganz im Gegenteil, wenn man eine Situation so zuschneidet, dass man sie bewältigen kann, dann kann man sie auch genießen und das was man tut, gut machen.
Es wird Zeit wenn ich merke:
Ich bekomme nix hin!
Dann muss eben Plan B her! Aus dem Alter war es noch niedlich wirkte, als ich mich auf dem Boden warf und schrie bin ich leider raus. Mein Plan B war in der Hitze einfach mit Bleistift zu zeichnen.
Anstatt großformatige Aquarelle zu lernen, lernte ich ganz großartig mit Bleistift zu zeichnen.
Natürlich habe ich mir dabei auch nach kurzer Zeit wieder meinen Leistungsdruck gemacht, aber mit Humor.
In der Kunst wie im Leben ist es so wichtig mit minimalen Mitteln das maximale rauszuholen.
Das Bleistiftzeichnen ist regelrecht zu Sucht geworden.
Ich hatte 5 Bleistifte mit, jetzt zeig ich euch mal was noch übrig ist:
Es sind noch 2 Minibleistifte übrig. Ein Bleistift in der Tasche, das war machbar und deshalb hat einen mordsmäßigen Spaß gemacht.
Ich glaube das Malen und auch die Weihnachtszeit haben einiges gemeinsam, natürlich muss man sich anstrengen um es gut hinzubekommen und dennoch ist das Allerschlimmste ein unanständig hoher Erwartungsdruck.
Vielleicht ist es jetzt zehn Tage vor Weihnachten Zeit eine Parole fürs Malen und fürs Weihnachtsfest herausgeben:
Reduziere es bis auf das Beste
Mach aus Weihnachten und deiner Kunst eine besinnliche und ruhe Zeit, damit du hinterher keine Kunsttherapie brauchst.
Ich wünsche dir ein ganz wundervolles Weihnachtsfest. Lass dich nicht stressen und mach das, was dir Spaß macht.
Denn letztendlich macht man Dinge nur gut, wenn man sie gerne tut.
Liebe Grüße in die Weihnachtszeit
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