I don ´t wanna loose control!
Schmachtet die sinnliche und schöne Frau ins Mikrofon. Lasziv bewegt sich ihr Körper im Scheinwerferlicht.
Die Töne gehen unter die Haut, denn wir wissen, der Text ist Quatsch! Ein unglaublicher Quatsch sogar, denn sie will die Kontrolle nicht verlieren.
Der Mensch muss ab und zu die Kontrolle verlieren, um etwas Gutes und Neues auszuprobieren und das Leben oder seine Fähigkeiten
zu verändern.
Beim Malen merkt man mit Erstaunen, dass es auch geht, wenn man die Kontrolle verliert.
Ein paar Klecke reichen, damit man Menschen sieht.
Zum Lernen gehört das Loslassen!
Der kleine Haken an der Sache ist, dass wir erst hinterher merken werden, ob die Entscheidung gut oder richtig war.
Deshalb haben Menschen mit Recht eine ausgeprägte Angst davor, die Kontrolle zu verlieren.
Deshalb haben wir alle eine enorme Angst davor, beim Malen die Zügel locker zu lassen.
Menschen malen
Heute möchte ich euch darauf aufmerksam machen, dass Menschen malen sehr einfach ist.
Jetzt sehe ich schon, wie du vor dem Bildschirm den Kopf schüttelst.
Die meisten von uns haben vor dem Menschenmalen eine solche Angst, dass sie sie erst in letzter Sekunde ins Bild malen.
Ich kann dich gut verstehen, Menschen malen hat mir am Anfang eine Heidenangst eingejagt. Die Menschen male ich aus purer Gewohnheit zum Schluss. Dies ist ein Ritual, das aus meiner Angst entstanden ist.
Das Menschenmalen ganz am Ende eines Bildes hat nämlich den Haken, dass man Menschen dann mit sehr starken und dunklen Farben oben auf das Bild setzen muss. Und die dunkle Farbe sorgt dafür, dass jeder der vielen Fehler ins Auge springt.
Betrachte einmal das heutige Bild. Was siehst du?
Darauf kommen wir später noch einmal zurück.
Menschen malen, ist das überhaupt notwendig?
Die Frage ist ein wenig komisch oder? Natürlich sehen Bilder ohne Menschen aus wie nach einer Bombenräumung. Jeder, der tolle Bilder malen möchte, wird nach und nach das Bedürfnis empfinden, Menschen auch malen zu können.
Aber ganz am Beginn machen wir einen Denkfehler. Nur ganz selten malen wir wirklich Menschen. Sehr häufig reicht es, das zu malen, was Menschen tun, und dies ist unendlich viel einfacher als Menschen zu malen.
Menschen malen in aller Genauigkeit kommt in Bildern sehr, sehr selten vor. Beim Ganzkörperporträt oder beim Aktzeichnen.
In jeder anderen Form des Bildes geht es nur darum, dass der Betrachter erkennt, was der Mensch tut.
Was dir jetzt wie Haarspalterei vorkommt, ist allerdings ein sehr wichtiger Unterschied.
Wenn du selbst über einen Marktplatz läufst, dann nimmst du nicht jedes Gesicht wahr.
Du erkennst anhand der Tätigkeit und Körperhaltung, was Menschen tun, und daraus ziehst du deine Schlüsse. Die Frau mit der großen Tasche geht einkaufen, der dicke Mann hinter der Theke ist Verkäufer, und die Leute am Stehtisch trinken Kaffee.
Jede einzelne Tätigkeit hat eine Körperhaltung. In den allermeisten Fällen müssen wir keine Menschen malen, sondern nur eine Körperhaltung andeuten.
Menschen malen- die Körperhaltung reicht!
In meinem allerersten Artikel schrieb ich darüber, dass es völlig reicht, ein kleines Rubli zu malen, und schon hast du einen Menschen im Bild. Artikel zum Menschenmalen hänge ich an diesen Artikel an.
Heute möchte ich euch auf einen anderen Aspekt hinweisen.
Wenn man einen Menschen nicht als Fremdkörper betrachtet, sondern als Teil des Bildes, kann man ihn sehr grob anhand seiner Körperhaltung ins Bild einfügen.
Die Körperhaltung malt man, indem man sehr grob die Stellung von Schultern, Hüften und Kopf andeutet. Auch dazu gibt es bereits einen Blogartikel.
Dies hilft natürlich auch, wenn man Menschen glaubhaft malen möchte. Meine Schüler lehre ich eine Mischung aus Geste und Proportion.
Menschen malen als Tätigkeit oder Körperhaltung:
Wenn man einen Menschen als Tätigkeit malt, dann braucht man vieles nicht.
• Wenn man einen Menschen als Tätigkeit malt, dann darf man ihn nicht mit einem genauen Gesicht versehen. Gebe ich dem Menschen ein genaues Gesicht, dann denkt unser Gehirn, wir schauen den Menschen genau an. Dann verlangt es mehr! Deshalb lass das Gesicht weg. Denke nicht, dass du dies umgehen kannst. Immer dann, wenn unser Gehirn jemanden ins Gesicht schaut, dann schaut es genauer hin.
• Hände, Hände sind für Maler immer eine enorme Herausforderung. Doch wenn du den Menschen als Tätigkeit malst, dann reicht es völlig anzudeuten, wo eine Hand ist. Wir betrachten hier Menschen so, als würden wir sie aus dem Augenwinkel wahrnehmen. Es reicht hier, ganz grob anzudeuten, was diese tun. Also musst du dir um Hände auch keine Sorgen mehr machen.
• Eine grobe Körperhaltung und ein paar gute Accessoires reichen völlig, um eine Szene darzustellen.
Bildanalyse-Menschen malen:
Desto länger man malt, desto leichter fällt es einem, Dinge zu abstrahieren. Das heutige Bild ist ein Extremfall. Hier habe ich nichts genau gemalt, und genau das ist der Trick. Keiner der Menschen ist wirklich als Mensch gemalt, sie sind alle aus der Situation heraus modelliert.
Du solltest vorhin das Bild betrachten, was hast du gesehen?
Wahrscheinlich siehst du einen Markt, ansonsten habe ich versagt. Auf der linken Seite zwei Menschen, die Kaffee trinken, und im Zentrum des Bildes eine Frau hinter einem Marktstand.
Die Frau hinter dem Marktstand ist doch bestenfalls ein Klecks.
Ich gebe dem Gehirn ein ovales Gesicht und eine Schulterstellung.
Ein guter Chef kann delegieren, ich lasse dich im Kopf das Bild selber fertig malen.
Der Marktstand besteht aus einem Dreieck und mehreren Quadraten.
Die Frau, die am Kaffeestand steht, ist eigentlich nur ein Kopf mit einem Arm.
Der Mann am Stand ein Klecks mit einem weiteren Klecks als Kopf darauf.
Alles andere macht dein Kopf. Möchtest du so malen, darfst du nicht so genau werden, du darfst nur einige Schlüssel-Informationen geben.
Das Prinzip
Wenn man das Gehirn laufen lässt, dann reimt es sich so einiges zusammen: Eine ältere Dame auf einem Holland-Fahrrad fährt gemütlich über den Platz.
Was brauche ich dafür? Die klassische Körperhaltung, gerade aufgerichtet. Das wesentliche Accessoire ist hier der Lenker. Lampe und Lenker geben neben dem geraden Körper den entscheidenden Hinweis. An den Körper muss man nur ein langes und ein kurzes Bein malen und schon weiß der Kopf, aha Fahrradfahren!
Mein Tipp für dieses Wochenende: Versuche einmal Menschen zu malen, indem du alles weglässt. Ein paar unterstützende Accessoires sind allerdings unabdingbar. Menschen malen wird einfach, wenn man sich nur auf die groben Grundformen konzentriert, keine Gesichter und keinen Schnickschnack. Der entscheidende Vorteil dieser Methode ist, dass man mit Leidenschaft malen kann, man kann und darf die Kontrolle verlieren , weil es so einfach ist, das Gesamte wieder zusammenzufügen!
Ich wünsche dir ein wundervolles Wochenende
Tine