Wie malt man eigentlich Schnee und Kälte? Dafür muss man zuerst einmal die folgende Frage klären:
Was sind eigentlich kalte und warme Farben?
Das zu erklären ist ein bisschen, wie den Unterschied zwischen Moll und Dur in der Musik zu erklären! Wenn ich jetzt anfange, von drei Tönen in Terzabstand und so weiter und sofort zu labern, dann versteht das kein Mensch, es scheint kompliziert.
Dabei hört man es so einfach!
Dur ist heiter, Moll ist die Melancholie! Man spürt es mit jeder Faser seines Körpers! Das zu spürende Gegenstück in der Malerei sind warme und kalte Farben!
Wenn man dieses Bild sieht, dann spürt man: Es ist kalt!
Warum?
Große Teile des Bildes sind doch in Rot gemalt, und Rot ist doch eine eindeutig warme Farbe oder?
Ist dies ein Paradox oder steckt mehr dahinter?
Farbe ist Gefühl -Schnee ist kalt:
Warme und kalte Farben sind Gegenpole, sie stehen für ganz unterschiedliche Sinnesempfindungen. Warme und kalte Farben sind Dur und Moll der Malerei.
Hinter unseren Beurteilungen von warmen und kalten Farben stecken Erfahrungen und Sinnesempfindungen.
Im Laufe der Zeit haben wir gelernt, dass der Himmel im Winter stahlgrau oder kaltblau ist. In der warmen Jahreszeit gibt es viel mehr Rot- oder Gelbtöne schon wegen des wärmeren Lichts. Deswegen würde fast jeder rote Töne in Richtung warm einordnen, denn auch das Feuer ist rot oder gelb.
Eis oder Schnee wirken oft nicht nur grau oder weiß, sondern auch blau.
Hinter diesen Beobachtungen stecken Fakten. Jeder Gegenstand, der im Schatten steht, ist von der Temperatur kühler und die Farben sind auch bläulich. Nach und nach prägt sich im Menschen ein:
“ AH! Blau ist kalt!“
Nach und nach fangen wir an, Farben in kalte und warme einzuordnen, diese Einordnung erfolgt sicherlich aufgrund von physikalischen Tatsachen, die wir von Anfang an beobachten.
Warme und kalte Farben beherrschen!
Als Maler ist das Beherrschen von kalten und warmen Farben aus mehreren Gesichtspunkten sehr begehrenswert. Einerseits können wir durch das Benutzen von kalten und warmen Farben dem Betrachter Temperaturen übermitteln. Andererseits können wir aber auch Gefühle übermitteln oder ein Bild absolut aufregend machen.
Ein starker Wechsel von warmen und kalten Farben wirkt immer sehr aufregend und ansprechend für das Auge des Betrachters.
Wenn du jetzt einmal mein Bild anschaust, dann habe ich in diesem Bild sehr viele Rot- und Beigetöne verwendet. Würdest du die meisten Menschen fragen, dann würden sie schwören, dass diese Farben warm sind.
Warum wirkt das Bild denn dann so kalt?
Warme und kalte Farben, die Farbtemperatur!
In der Kunst und in der Wissenschaft gibt es keine einfachen Antworten.
Auch warme Farben können ausgesprochen kalt sein!
Ähhh? Habe ich nicht gerade doziert, dass warme Farben warm wirken?
Der physikalische Zusammenhang, den wir seit unserer Kindheit beobachten, ist:
Wenn man einen Schatten über eine sehr warme Farbe wirft, dann wird aus dieser Farbe ein wenig des Rotanteils herausgefiltert. Das Farbspektrum verschiebt sich im Schatten ein wenig zum Blauen. Genau deshalb nehmen wir Blau als kalt war.
Die rote Farbe, über der der Schatten liegt, bleibt natürlich rot, aber sie wird blauer.
D. h. eine rote Farbe mit einem hohen Blauanteil wirkt auf den Betrachter kälter.
Das Auge arbeitet als Vergleichsmaßstab, Feuerrot empfindet es als ausgesprochen warm. Magenta oder Pink haben Blauanteile, deshalb interpretieren wir sie als viel kühler.
An diesem Punkt haben wir ein zusätzliches Prinzip entdeckt:
Warme Farben können vergleichsweise kalt sein.
Wenn ich in meinem Bild also warme Farben benutze, dann benutze ich die Farben mit einem hohen Blauanteil. Damit übermittle ich dem Auge des Betrachters eine Information. Ich sage:
Schau mal selbst, das Rot ist hier kalt!
Ergo, eine Spur Blau in einer warmen Farben macht ein Bilder kälter.
Kalte und warme Farben im Kasten
In jedem Farbkasten stecken warme wie kalte Rottöne und auch warme Blautöne.
Wie lernt man zu sehen, ob ein Blauton warm ist? Oder ein Rotton kalt?
Die Antwort ist einfach. Ohne Vergleichsmaßstab sieht ein unerfahrener Maler die Farbtemperatur einer Farbe überhaupt nicht.
Du musst lernen, diese Farben in ihrer Temperatur zu erspüren. Dabei hilft dir der Farbkreis:
Beim Rot sind alle Farben kalt, die sich zum Blau neigen. Wird das Rot also ein bisschen lila, dann wird es kalt.
Bei Orange und Gelbtönen ist es noch etwas schwieriger. Orangetöne werden umso wärmer, je mehr warmes Rot darin steckt. Ein Gelb ist kalt, wenn es ein wenig grünlich wird! Der kälteste Gelbton ist das Zitronengelb. Wenn du jetzt mal in den Farbkreis schaust, dann liegt dieses Gelb direkt neben dem Grasgrün. Es steckt ein Hauch Blau drin.
Ein Blau wird warm, wenn es lila wird, steckt Rot darin.
Am Anfang wirst du es nur mit Farbkreis sehen.
Mach dir keine Sorgen, du wirst es langsam, aber sicher erspüren, später wirst du keinen Farbkreis mehr brauchen, um zu erkennen, ob eine Farbe warm oder kalt ist. Das Erkennen der Farbtemperatur kommt mit Erfahrung.
Noch ein kleiner Tipp: Leise rieselt der Schnee
Weiß wirkt ausgesprochen kalt und frisch. Schon weil Weiß in der Natur meistens Schnee ist. Besonders kalt wird es mit kleinen Beimischungen von Grün und Blau.
Manche Dinge kann man mit Aquarellfarben nicht malen.
Das Malen mit weißer Aquarellfarbe ist in Fachkreisen verpönnt. Das liegt daran, dass sie nicht gut deckte und vergraute. Dies ist auch heute noch so, große Schneeflächen muss man aussparen, dann leuchten sie traumhaft.
Doch das Blatt hat sich gewendet, moderne Gouache-Farben sind so gut, dass man durchaus kleinere weiße Lichtflecken eindrucksvoll aufsetzen kann.
Das Spiel mit dem Schnee geht dann so leicht von der Hand.
Leicht und locker muss die deckende Farbe wirken. Tupfen und Spritzen….
Das Spiel mit den deckenden Farben will gelernt sein. Deshalb lade ich euch herzlich zu meinen Illustrationskursen ein.
Wer es ausprobieren möchte, das Spiel mit den deckenden Farben, kann mit einer Tube weißer Gouache starten. Achte dabei auf Markenprodukte, mit wenig pigmentierter Farbe wird es nicht klappen.
Liebe Grüße ins Wochenende
Tine
Kurse in der Schweiz:
Experimentieren macht Spass -lasst uns ein neues Material erspielen!
Die Ateliers sind großzügig haben viel Platz.
18.- 19 Februar Aarberg:
4-5 März Münchwilen:
18. -19 März Unterentfelden:
01. – 02. Apr. 2022 Unterentfelden:
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Zum Thema Farbharmonie:
Anleitung Farbharmonie von Tine Klein für Aquarell, Skizzenbuch, Mallerei