Virtual Sketch – eine Virtuelle Malreise

Eine schöne Bescherung!

Nicht dass ich etwas dagegen hätte, Weihnachtskekse zu backen! Doch ich überlege gerade, ob es nicht viel sinnvoller wäre, die Sprache der Wale zu lernen. Da man in der Coronazeit ja nichts anderes tun kann, außer mit seinen Lieben zu kochen, befürchte ich, dass wir die Form von großen Meeressäugern annehmen.

Dann wäre es doch äußerst sinnvoll, wenn man sich schon mit den Walen unterhalten könnte, falls einen jemand aus Versehen ins Wasser rollt.

Die Weihnachtszeit ist mir dieses Jahr etwas zu besinnlich!

Was mich schmerzt, ist, dass dieses Jahr viele schöne Erfahrungen fehlen. Diese Erfahrungen kann man natürlich nicht durch anderes ersetzen. Deshalb heraus aus dem Alltagstrott und herein in neue Erfahrungen.

Ich habe mich einfach einer Gruppe im Netz angeschlossen, die im Moment New York malt. Also raus aus den eigenen Routinen und rein in was Neues. Virtual Sketch nennt sich das.

Tine Klein Eisbahn am Rockefeller Center

Virtual Sketch!

Maler haben seit jeher in Gruppen gemalt. Warum? Im eigenen Saft schmoren, ist nicht immer hilfreich. Zu malen und zu zeichnen ist eine hochkomplexe Tätigkeit. Sprich, wenn man ein Bild malt, muss man an viele Dinge gleichzeitig denken.

Farbe, Bildentwurf, Technik, Material, Form und Struktur und so weiter und sofort.

Wenn das alles am Anfang und auf Anhieb klappen soll, na dann prost Mahlzeit!

Das geht natürlich nicht! Deshalb ist es für Anfänger und Fortgeschrittene durchaus sinnvoll, sich Anregungen aus dem Netz zu holen und vor allen Dingen auch sich untereinander auszutauschen.

Virtual Sketch – Anregungen aus dem Netz:

Anregungen aus dem Netz sind eine zweischneidige Sache. Im Netz wird man von einer Bilderflut bombardiert. Das führt zu einer Verwirrung bei dem Betrachter. Zwei Dinge darf man dabei nicht tun, kopieren, ohne nachzudenken. Das erzeugt Selbsthass, da es immer einen gibt, der besser ist als man selbst.  Und einfach treiben lassen, geht auch nicht, denn dann ersäuft man in der Masse, ohne etwas zu lernen.

Vom Netz kann man profitieren, wenn man sich ein paar Regeln setzt.

Wer von der Bilderflut profitieren will, muss eine Fragestellung finden. Hilfreich ist es, zielgerichtet in die Bilderflut zu blicken und sich hilfreiche Hinweise für sich selbst herauszusuchen.

Dabei gibt es mehrere Vorgehensmöglichkeiten, die dem Autodidakten helfen, Wissen aus dem Netz zu filtern. Jede einzelne Vorgehensweise hat den Sinn, den Blick auf eine Lernmöglichkeit zu richten.

Kopieren und fragen:

Kopieren kann sehr sinnvoll sein, aber man darf nicht einfach so malen wie ein anderer. Hinter der Kopie muss eine Frage stecken, damit man den Kontakt zu sich selbst nicht verliert.

Mein Tipp: Zuerst malt man ein Bild selbst. Dabei geht es darum, sich zuerst selbst mit dem Thema zu beschäftigen, bevor man ohne Frage das Vorgefertigte der anderen frisst.

Dann schaut man, was die anderen gemacht haben. Gibt es ein Bild, das überragend viel besser ist als das Eigene? Dann überlegt man, warum dieses Bild besser ist und was man davon lernen könnte. Danach kopiert man das Bild, ganz oder noch besser nur teilweise, um der Technik des Malers auf die Spur zu kommen.

Warum nur teilweise?

Bilder kann man unendlich unterschiedlich malen, dabei stößt man auf einen ganzen Haufen von unterschiedlichem Fachwissen. Man kann aber nicht gleichzeitig alles lernen.

Deshalb ist es sehr schlau, sich nur kleine Punkte herauszupicken!

Um zum Beispiel die Fenster eines anderen zu kopieren, braucht man nicht das ganze Bild zu malen, sondern man versucht nur, der Machart der Fenster auf die Spur zu kommen.

Konzentriere dich auf einen kleinen Bereich, dann lernst du auch etwas, ohne dich selbst zu verwirren.

Man teilt das Wissen so auf, dass es nur häppchenweise in den Kopf gelangt und man es deshalb auch aufnehmen kann.

Mein Tipp: Ein machbares und begrenztes Tageslernziel setzen, z.B.: Heute verbessere ich meine Fenster.

Zur Geschichte des virtual Sketch:

Gemeinsame virtuelle Reisen machen Spaß. Ich weiß schon ziemlich sicher, wo ich nach Corona malen werde! Virtuell habe ich die Welt entdeckt und sie begeistert mich!

Das Malerlebnis ist tatsächlich völlig anders, als wenn man sich ein eigenes Motiv sucht, man ist gezwungen, sich mit anderem und neuem auseinanderzusetzen.
Und dabei lernt man etwas! Denn man malt nicht nur das, was man immer macht. Der nächste Punkt ist die dauernde Anregung durch die Vorschläge, man  will man einfach mitmachen.

Anne Rose Oosterbaan hatte im März dieses Jahres während des Lockdowns als Erste die großartige Idee, dass nicht alle irgendwo vor einem Foto arbeiten müssen, sondern dass man sich gemeinsam ein Ziel sucht und dann ein bestimmtes Motiv bearbeitet.

Der virtuelle Spaziergang in der Gruppe war geboren. Anne hatte eine super Idee, die vielen Menschen im Lockdown geholfen hat. Gerade wenn man nur noch wenige soziale Kontakte hat, ist es super, gemeinschaftlich etwas zu machen.

Jetzt gehen wir wieder gemeinsam in einen Lockdown und wissen schon, dass es Spaß macht, eine gemeinsame virtuelle Reise zu unternehmen und dann die Bilder zu malen.

Der Spaß daran ist, dass man sehen kann, was die anderen aus dem Motiv gemacht haben.

Oben im Artikel habe ich ja schon darüber gesprochen, wie sinnvoll es ist,  sich eine Fragestellung zu wählen. Wenn du nun in solch eine Gruppe gehst, dann kannst du dich mit den anderen austauschen.

Spaß haben und auch mal gezielte Fragen stellen, ist das Motto!

Denn wir alle wollen lernen. Da auf der anderen Seite aber auch ein Mensch steht,  möchte ich dir raten, dem anderen mitzuteilen, dass du sein Bild großartig findest! Denn dann wird er dir sehr gerne Auskunft geben.

Anne Rose hatte da eine großartige Idee, die vielen Menschen über den ersten Lockdown geholfen hat. Glücklicherweise hat Anne Rose auch ein paar Dinge aus dieser Gruppe zusammen getragen, diese möchte ich euch jetzt zeigen.

In einem Anne Roses Handout kann man sehr gut sehen, wie unterschiedlich die Menschen zu einem Thema gearbeitet haben.

https://urbansketchers.nl/wp-content/uploads/2020/04/2020.03.22-Haarlem-VirtualSketchl.pdf

Leider gibt es diese Facebook Gruppe nicht mehr. Anne Rose hat viele Menschen glücklich durch den Lockdown gebracht, aber dann wurde es zu viel Arbeit.

Als Anne Rose die Gruppe geschlossen hat, war ich sehr traurig. Ich denke, das ist vielen Menschen so gegangen. Im Lockdown war die Gruppe eine große Stütze.

Ich denke, deswegen ist sehr schnell eine ähnliche neue Gruppe entstanden.

Facebook Virtual Travel Sketcher:

Auf Facebook findet man die Gruppe unter dem Namen virtual travel sketcher .

Ich weiß, dass viele Menschen etwas gegen Facebook haben. Ob begründet oder nicht, ein soziales Netzwerk ist das, was man daraus macht. In Kunstgruppen treiben sich in der Regel keine Hooligans herum.

Diese Gruppe hat das Loch geschlossen, das nach dem Ende von virtuell Sketch entstanden ist.

https://www.facebook.com/groups/virtualtravelsketchers/

Hier findet man sehr viele Vorschläge für eine virtuelle Malweise im Netz:

Die Gruppe bietet immer mehrere virtuelle Reisen an, an denen eine ganze Menge Maler und Zeichner teilnehmen.

Aktuell werden zwei virtuelle Zeichenreisen angeboten, New York und Irland. Die Angebote wechseln ständig.

https://www.facebook.com/groups/virtualtravelsketchers/events

 

Ich habe letzte Woche an der virtuellen Malreise zum Rockefeller Center teilgenommen:

Die Google Maps Adresse  dazu war:

https://www.google.com/maps/@40.7589419,-73.9786706,3a,75y,91.64h,119.23t/data=!3m6!1e1!3m4!1sUulQlYlMrN8fnUhYnb0opQ!2e0!7i13312!8i6656

Tine Klein Aquarell Rockefeller Center , Eine Idee für den Lockdown virtuell sketch

Ich habe nicht nur den Google Maps Spaziergang gemacht.,sondern mir auch einige Fotos angesehen. Achtet mal auf das Männchen unten links bei google maps, zieht man dies in die Karte, dann kann man in einigen Gebieten tatsächlich durch die Straßen laufen.

Ab jetzt gibt es in der Lockdown Zeit immer wieder Tipps und Bilder zum Mitmalen.

Diese Woche Rockefeller Center.

Mein Maltipp für den Weihnachtsbaum:

Weihnachtslichter entstehen, wenn unter dem eigentlichen Bild eine Lasur in leuchtend Gelb liegt, die auch viel weiß freilässt. wenn man dann dunkel darüber malt und Löcher lässt, blitzen die Lichter. Soll es ein richtiger Weihnachtsbaum werden, müssen noch winzige weiße Punkte für die Lichter aufgesetzt werden. Am besten gehts mit weißem Gelstift, oder Feder und weißer Tusche.

Ich wünsche euch noch eine tolle Zeit ab nächste Woche im Lockdown immer was zum  mitmachen!

Liebe Grüße Tine

Danke an Anne Rose Osterbaan und Melanie Ellenberger.




Hier noch weitere Gruppen:

Urban Sketcher Augsburg: Mitmach-Aktion in Deutschland. Ihre Idee zum virtual sketch Willy-Brandt-Plätze bundesweit:

https://www.facebook.com/events/2170147103130596

Im Moment gibt es viele Ortsgruppen von Kunstvereinen und Urban Sketchern, die dieses Konzept benutzen.

Eine der ältesten und ersten Gruppen die Idee des virtual Sketch für sich aufgegriffen haben, ist die aus Leicester, hier findet man immer interessante Beiträge.

https://www.facebook.com/groups/virtualsketchleicester/

Virtual Sketch Melbourne

https://www.facebook.com/groups/288307562207345/

Sucht man unter dem Hashtag #Virtualsketch,  #virtualtravelsketch so findet man immer viele tolle Veranstaltungen und Gruppen auf Facebook.

Auf Instagram findet man Hinweise unter den #:

#virtualsketch #virtualsketchscrawel #virtualsketchwalk #virtualsketching

Ich wünsche euch eine wundervolle Weihnachtszeit und hoffe, dass ich ein bisschen dazu beigetragen habe, dass der Lockdown nicht zu langweilig wird.

 

Weiterlesen bei Tine, mal einer meiner ersten Artikel, da seht ihr das auch ich immer weiter lerne:

https://blog.herz-der-kunst.ch/strahlende-farben/

Line and Wash – kolorieren mit Brushpen

Tine Klein Aquarell Basel Münsterplatz. Aus dem Tutorial Line and wash und brush pen

Line and Wash ist eine populäre Technik

Gibt man dies in die gängigen Übersetzungsprogrammen ein, hat man viel Freude. Die Übersetzungen sind sehr schwachsinnig und reichen von der Autowäsche mit Leinentüchern, einer gewaschenen Linie bis hin zu feuchtem Leinen. Offensichtlich hat sich bei den Übersetzern noch nicht herumgesprochen, dass dieser Begriff für eine der wichtigsten Techniken der Illustration und des modernen Zeichnens steht.

Es geht bei dieser Technik um die Kombination aus einer Aquarell-Kolorierung und einer Zeichnung.

Kein Wunder, dass Felix Scheinberger in seinem Buch einen neuen Begriff prägt, drainting, also die Kombination aus drawing and painting. Diese Technik habt ihr schon 1000 mal mit Füllhalter bei mir gesehen, nun gibt es aber was Neues, was mich begeistert.

Line and wash, immer wieder anders

Die Kombinationsmöglichkeiten der Materialien sind unendlich.

Man kann sehr unterschiedliche Stifte benutzen und auch sehr unterschiedliche Malereien mit dem Stift kombinieren.

Normalerweise arbeite ich sehr gerne mit Füllfederhalter und Aquarellfarben, dies ist sozusagen mein Standard line and wash. Heute möchte ich euch aber ein neues Material vorstellen: Brush-Pens mit Kalligrafiespitze.

 line and wash

Ein Bild mit einer Zeichnung zu versehen ist die schnellste Methode, um Kontraste zu zaubern. Der härteste Kontrast ist schwarz.

Zeichnungen mit schwarzer Tinte bringen Kolorierungen so richtig zum Strahlen. Die schwarze Linie ist in der Farbe absolut auffällig. Großartig werden diese Zeichnungen, wenn der Zeichner eine besonders schöne Handschrift in der Linie hat.

Also, merke: Wenn man schon eine schwarze Linie benutzt, dann sollte die Linie auch atemberaubend schön sein. Denn alle Augen werden darauf ruhen.

Die Frage, die sich daraufhin anschließt, ist also: “ Wie zum Teufel stelle ich eine atemberaubend schöne Linie her?“

Brush Pens

Brush pens sind Stifte mit einer Pinselspitze.

Dieses Material sollte uns als Zeichner sehr interessieren. Denn die neuen brush pens haben Eigenschaften, die mich sofort vor Entzücken auf den Tisch sabbern lassen.

Die Pinselspitzen sind elastisch und trotzdem super fein.

Viele von uns haben schon unendlich viele Fehlkäufe gemacht, weil wir einen Fühlhalter suchen, der elastisch auf den Druck unserer Hand reagiert. Eine elastische Feder ist der Traum jeden Zeichners. Denn durch diese elastische Spitze entsteht eine richtig schöne Linienhandschrift. Diese lebendige und variantenreiche Handschrift macht Zeichnungen zum Hingucker. Es gibt Linien, die wirken zerbrechlich, sie fangen das Licht, und andere Linien können wütend, stark oder klotzig wirken. Dadurch wird eine Technik wie line and wash zum Hingucker.

Was mir bis jetzt neu war, ist, dass es auch so feine brush pens gibt, dass man diese für Füllfederhalter halten könnte.

Schau mal,  wie winzig die Spitze ist, und anders als beim Füllhalter kann sie sich verändern:

Aus dem Tutorial line and wash und brush pen

Line and wash – die Handhabung des Pinselstiftes

Ich möchte dir noch ein paar Tipps zur Handhabung geben.

Achtung, nicht wasserfest:

Achtung! Die Tinte in brush pens ist meistens nicht wasserfest!

Deshalb wird die Zeichnung gemacht, wenn die Farbe schon getrocknet ist. Dann besticht der Stift aber durch seine Ausdrucksstärke. Dass die Stifte jedoch nicht wasserfest sind, nervt. Denn wenn man zum Schluss beschließt,  die Farbe nochmal zu verstärken, ist die Zeichnung ruiniert. Trotzdem ist die leichte Löslichkeit des Stiftes auch toll, weil man die Farbe auch in das Bild hineinschmelzen lassen kann. Trockenes Papier heißt scharfer Kontrast, siehe linke Baumreihe. Ist der Kontrast jedoch zu stark, kann man die Zeichnung schmelzen lassen. Siehe Baum rechts.

 

Handhaltung macht die schöne Linie:

Das A und O beim Zeichnen mit dem Pinselstift ist die Haltung der Hand.

Die normale Linie sieht am besten aus, wenn man keinen Druck auf den Stift gibt. Dann malt  der brush pen ganz zart. Normalerweise sollte dein Stift spielerisch über das Blatt tanzen, so wird der Strich nicht zu hart. Dies klappt am besten, wenn du mit einer gewissen Geschwindigkeit zeichnest. Du kannst diesen Effekt noch dadurch unterstützen, dass das Papier nicht ganz glatt ist.

Du darfst den Stift nicht ganz vorne anfassen, denn dadurch gerät automatisch Last auf die Spitze.

Bekommt eine Pinselspitze Druck, dann malt sie breit. Dann ist das line and wash hart und verliert das Spielerische.  Ich finde es auch hilfreich, meinen kleinen Finger abzuspreizen  und aufs Papier zu legen, dadurch verhindere ich, dass beim Zeichnen Last auf die Spitze gerät. Tatsächlich sieht dies recht witzig aus, denn die Handhaltung erinnert mich ganz stark an das Teetrinken feiner Damen, die dabei den kleinen Finger vom Porzellantässchen abspreizen und geziert Earl Grey schlürfen.

Was man nicht alles für eine ausdrucksstarke Linie tut….grins

Da, wo die Linie ausdrucksstark werden soll, darfst du die Pinselspitze Kapriolen schlagen lassen. Druck und Drehungen erzeugen interessante Linien, mal dicker, mal dünner und auch heller und dunkler.

Ausdrucksstark betonen

Oben habe ich das Spiel mit dem Druck auf die Spitze des Stiftes beschrieben. Ein Spiel von wenig und viel Druck. Dadurch werden die Farbflächen des Münsters ausdrucksstark betont. Die Linie wird so sehr viel ausdrucksstärker als bei einem normalen Fineliner oder Filzstift oder Federhalter.

Sehr wichtig, man sollte mit dem Stift nicht alles umranden, sondern Akzente setzen.

Auf der Fassade setze ich nur Akzente, weniger ist mehr, so bleibt die Leichtigkeit.

Das Material:

Eine ganz liebe Schülerin aus meinem Kurs in Münchwilen hat mir den Stift geschenkt.

Danke, schön! Der brush pen heißt script pen von Pentel.

Der Stift hat eine schätzungsweise 0,3 Millimeter dicke Spitze. Mit etwas Druck wird die Spitze schnell mehrere Millimeter dick. Sobald das Shoppen nach Corona wieder Spaß macht, werde ich mich auf die Suche nach weiteren Stiften dieser Art machen, am besten gefüllt mit licht- und wasserfester Tinte.

Die meisten Zeichner bevorzugen Schwarz, weil dies der stärkste Kontrast ist. Ich liebe warme Farben und bevorzuge deshalb Tinten, die mit meinen Rot- und Erdtönen Hand in Hand gehen. Die kleinen Pinselstifte gibt es in allen möglichen Farben, ich mag das dunkle Schokoladenbraun, lecker!

Mein Fazit zum Produkt:

Schöne Farben, einfach anzuwenden, tolle Linien Handschrift.

 

Dieser Blog ist keine Werbung, denn es ist sehr schwierig, über Kunstmaterial zu schreiben, ohne über Produkte zu schreiben.

Falls du andere Marken kennst, die ebenfalls ultrafeine und flexible Spitzen haben, und damit meine ich eine Strichstärke von unter 1 mm, dann möchte ich dich bitten, hinterlasse dein Wissen im Kommentar. Dies hilft uns allen, denn hier geht es nicht um Schleichwerbung, sondern um Fachwissen.

Ich wünsche dir ein wunderschönes Wochende. Viel Spaß  beim Ausprobieren.

Parole für dieses : Der Stift tanzt Samba

Liebe Grüße

Tine

 

 




 

Das Making of zum Bild:

Das Baseler Münster liegt vor meiner Haustür. Wenn ihr in das Bild hineinlauft und rechts an der Kirchentür vorbei geht, dann steht ihr in 2 Minuten vor meiner Ateliertür. Es entstand im Altweibersommer, als es im November nochmal richtig schön war. Das Münster hat so wunderschöne Farben.

Man kann dort auf google maps spazieren gehen:

Adresse: Basel Rittergasse, Ecke Münsterplatz

https://www.google.com/maps/@47.556008,7.5919647,3a,75y,293.82h,97.5t/data=!3m6!1e1!3m4!1sAF1QipNGsgkyIdBO_awfFdrsW4Yd9NvsmYAzPGYUHoZ3!2e10!7i7680!8i3840

 

Das Aquarell und die Wasserränder

Tine Klein Aquarell Tarasp, Schweir, Maluntericht Tutorial Wasserränder

Tine Klein ein Spaziergang in Tarasp: Danke an Carolin und Denes für diese tolle Erfahrung

Wasser gehört zum Aquarell wie dein Name an der Haustür, und Wasserränder entstehen im Aquarell schneller,  als du gucken kannst.

Ob das allerdings Liebe oder Hass auslöst,  sei mal dahin gestellt. Wasserränder gehören zum Aquarell. Je nach Technik kann man sich aussuchen, ob man sie will oder nicht.

Aber seien wir mal ehrlich,  den meisten von uns passieren sie einfach aus Versehen, und dann sind sie so beliebt wie eine Schweinshaxe,  die aus Versehen im veganen Restaurant bestellt wurde. Das Einzige,  was sie dann auslösen,  sind betroffene Gesichter.

Verhasste Dinge werden ganz wunderbar, wenn man gelernt hat, mit ihnen Katz und Maus zu spielen. Was einem am Anfang noch herzhaft aufregt, das ruft später ein müdes Lächeln hervor.

Als unser Hund das erste Mal die Kühe vom Nachbarn zusammen getrieben hat, hat es reihenweise Milchshakes im Euter gegeben, die Kühe sind gerannt und haben sich aufgeregt. Wenig später hat keine der Hübschen noch ein Auge gehoben, wenn unser Schäferhund kam, dann hieß es: Ach, der schon wieder!

Deshalb möchte ich euch beibringen, die Wasserränder zu managen wie die Kühe unseren Macho-Köter.

Wer ist der Übeltäter?

Wasserränder entstehen durch Wasser. konkreter gesagt entstehen Wasserränder immer dann, wenn es überschüssiges Wasser gibt.

Das Wasser fließt in die Pigmente und schiebt sie weg, so entstehen die berüchtigten Wasserränder oder starke Farbverläufe.

Schlechtes Papier erzeugt Wasserränder

Dabei gibt es mehrere Möglichkeiten, wie Wasserränder entstehen. Sehr oft entstehen Wasserränder durch zu dünnes Papier. Dieses Problem betrifft besonders die Menschen, die im Skizzenbuch arbeiten. Denn Skizzenbücher sind oft mit viel zu dünnem Papier für feuchte Techniken gebunden. Das dünne Papier wellt sich, wenn das Seitenspiel kommt. In den Tälern entstehenden Pfützen, und in Pfützen entstehen Wasserränder.

Der nächste Grund ist billiges,  heißgepresstes Aquarellpapier, hier bleibt das Wasser als Lache auf der Oberfläche.

Schlechte Angewohnheiten mit dem Pinsel

Der häufigere Grund,  warum Wasserränder entstehen, ist die Pinseltechnik. Sobald Farbe auf das Papier kommt, beginnt sie zu trocknen, wenn ich nun an dieser Farbe mit einem sehr feuchten Pinsel weiterarbeite, dann entstehen Wasserränder.

Was du jetzt sicher begriffen hast, auslaufendes Wasser ist das Problem.

Die häufigsten Probleme, mit denen man Wasserränder auslöst, sind:

• zu dünnes  Papier mit schlechter Qualität bildet Pfützen

• Pinsel, die zu viel Wasser aufnehmen

• ständiges Aufnehmen von neuem Wasser beim Mischen.

Wasserränder, wie steuert man das Wasser?

Einerseits kann man aus der Not eine Tugend machen, man befeuchtet das ganze Blatt und lässt die Farben einfach weich ineinander schwimmen. Aber spätestens im nächsten Schritt, wenn man etwas konkret malen möchte, dann muss man das Problem mit den Wasserrändern in den Griff bekommen.

Wir haben alle Angst vor verschmutzten Farben, und deshalb tauchen wir den Pinsel ständig ins Wasser. Deshalb kommen Unmengen von neuem Wasser auf das Papier.

Der ultimative Tipp ist, den Pinsel nach der Wasseraufnahme auszuschütteln.

Dieses Verhalten muss dir in Fleisch und Blut übergehen. Immer wenn ich nach einer langen Outdoor-Saison wieder ins Atelier komme, mutiere ich zum Dreckschweinchen und schlage mindestens ein oder zweimal den Pinsel herzhaft aus, und dann starre ich betroffen auf die versaute Wand.

Weniger elegant ist die Wasserkontrolle des Pinsels mit dem Lappen, der saugt das Wasser aus dem Pinsel. Diese Methode ist deutlich zivilisationstauglicher, denn man wird seltener gelyncht, weil man  Mann und Maus mit Farbe besprenkelt.

Tipp: Wasserränder entstehen nicht, wenn ein sehr feuchter Pinsel in bereits leicht angetrocknete Pigmente gerät, deshalb noch mal die folgenden Tipps zur Pinselarbeit.

Tipps:

• zügig arbeiten, keine Farben antrocknen lassen

• nur mit mäßig feuchtem Pinsel arbeiten

• nicht jedes Mal, wenn man Farbe aufnimmt,  muss der Pinsel ausgespült werden.

Wasser und Farbränder -Special Effects!

Ein Meister wird man nicht dadurch, dass man versucht zu beweisen, dass man großartig malen kann. Wasserränder können ein Aquarell sehr schnell verderben, und deshalb wird das Vermeiden von Wasserrändern regelrecht zwanghaft. Oft ist das so ein Spielchen. Wer keine Wasserränder macht,  ist also ein Meister?

Wenn man es einmal gelernt hat, ist man so stolz darauf, dass man aus den Augen verliert, was man alles Tolles mit den Wasserrändern machen kann.

Das Leben wird leichter, wenn man sich fragt, wo man die Zügel denn lockerlassen kann, denn jeden Zufall zu vermeiden, würde bedeuten,  dass man jederzeit kontrolliert.

Sehr einfach wird das Leben nach dem Motto:

„Meine Macken sind Special Effects“

Das Eigenwillig ist das Besondere!

Man kann Wasserränder oder starke Farbverläufe sehr einfach in Aquarelle integrieren. Das gelingt jedoch nur, wenn man sich einen lockeren Malstil angewöhnt. Sind die Farbverläufe wie mit einem Lineal gezogen, dann wird jeder Wasserrand aussehen wie ein Fremdkörper. Das sieht man hier,  harte Kanten und blühende Wasserränder,  das verträgt sich nicht gut:

Wer jedoch locker malt, kann den Wasserrand zum Stilmittel machen.

Deshalb sollte man sich auch fragen: “ Wo könnte es mir denn nützen, dass Farbe und Wasser zusammen Ränder macht?“

Ein Meister kontrolliert das Pferd ja nicht nur, er reitet es.

Hier muss man sich klarmachen, dass man nicht alles kontrollieren kann und nicht kontrollieren will. Viele Menschen versuchen, all die kleinen Macken auszubügeln. Lockerlassen ist so schwer, weil die ersten Ergebnisse chaotisch aussehen, dann lässt man es.

Das Einzige, was dann passiert, ist, dass man von jedem möglichen Fehler wegrennt. Und dadurch werden Bilder immer steifer.

Viel einfacher ist es zu begreifen, wo man loslassen kann.

Die Farbe darf starke Effekte machen, dort wo die Menschen hinschauen sollen.

Ein kalkulierter Fehler dort, wo die Menschen hinschauen sollen,  sieht wunderbar aus.

Jedoch gibt es eine Bedingung:  Die Farbe darf zwar hemmungslos auslaufen, aber die Grundform muss gewahrt bleiben.

 

Lockerlassen muss man lernen, dann entsteht zwar auch Ungewolltes, jedoch auch Spektakuläres.

Fehler und Sieg gehören also zusammen.

Mach dir klar:  In der ersten Phase sieht das lockere Malen scheußlich aus, erst wenn man in der zweiten Phase die Zufallsformen unterstützt, wird es aussagekräftig.

Wasserränder -Anwendungsmöglichkeiten:

In einer Geschichte muss man nicht alles erzählen. Bestimmte Anteile in Motiven kann man sozusagen im Sand verlaufen lassen. Darauf habe ich euch in einem der letzten Artikel über harte und weiche Kanten aufmerksam gemacht. In diesem Motiv seht ihr, wie ich unwichtigere Bestandteile des Motives einfach auslaufen lasse. Dabei entstehen besonders an den unteren Kanten, wo das Motiv sehr nass ist, sehr bewusst Wasserränder und auch Farbkanten. An diesen Stellen funktioniert das Aneinanderreihen von Flecken ganz wunderbar. Warum?

Die Wasserkante erzeugt Assoziationen.

Runde Kanten wirken wie Bäume, Vegetation oder Hügel. Eckige Kanten wirken wie irgendwelche Dinge, die in der Stadt herumstehen. Wässerige Farbverläufe wirken wie etwas Nasses. 

Sind die Gegenstände kein besonderer Bestandteile des Motives, kann sich der Betrachter doch selbst denken, was er sehen möchte.

Das Bild dieser Woche besteht eigentlich nur aus Wasserflecken. Deshalb möchte ich euch noch einen Satz zur Anregung geben:

Wasserränder sind das Spiel mit der Fantasie des Betrachters.

Du musst mit dem glücklichen Zufall Hand in Hand arbeiten.

Ich wünsche euch ein ganz wunderbares Wochenende

P.S.: Das Glück ist nicht der schlechteste Arbeitskollege.




Zum lockerem Umgang mit Wasser weiterlesen bei Tine:

https://blog.herz-der-kunst.ch/schuettung-oder-nass-in-nass-technik/

Schüttung oder Nass in Nass Technik

 

Granulierende Aquarellfarben

Tine Klein Tutorial granulierende Farben

Granulierende Aquarellfarben sind Farben, die nicht gleichmäßig trocknen.

Beim Trocknen bilden sich Krümelchen, Flecken und winzige Strukturen. Jahrelang war dies verpönt, und die Farbfirmen haben verzweifelt versucht, den Farben ihren eigenen Willen abzugewöhnen.

Granulierende Aquarellfarben-Fluch und Segen:

Die meisten Leute wissen gar nicht, dass es granulierende Aquarellfarben gibt,  und deshalb lernen die meisten granulierende Farben per Unfall kennen.

Der Trend ist noch nicht so alt. Lange wurden granulierende Aquarellfarben auf den Verpackungen überhaupt nicht markiert, und dies führte zu ganz zauberhaften Situationen im Atelier.

Aufmerksam wurde ich auf granulierende Aquarellfarben auf die unelegante Art. Im Atelier stand eine  winzige, ältere Frau, die im Licht ganz elegant und zart ausschaute. Sie  begann einen wunderschönen Himmel zu aquarellieren. Und dann donnerte sie mit einer Stimme, die einem Kriegsgottin würdig gewesen wäre, los:

„Verfluchte, narrische, DRECKS -KACKE!!!!!!!!!!!!! Himmel, ARSCH und Zwirn! XXXXX“

Ich sag euch, da hab ich noch ein paar ganz feinfühlige Flüche gelernt! Die Frau rastete regelrecht aus. Was war passiert? Sie hatte auf unglaublich teurem handgeschöpften Papier einen grauen Winterhimmel gemalt und nun krümelte die Farbe. Der Himmel sah aus wie ungepflegter Asphalt. Fassungslos starrte die Frau auf das teuere, ruinierte Papier und sah dabei aus wie ein misslaunige Figur aus dem Herrn der Ringe.

Granulierende Farben-wunderschön!

Tine Klein tutorial granulierende Farben

Meine erste Erfahrung mit granulierenden Farben war allerdings wunderbar. Deshalb schrecke ich auch nicht vor granulierenden Himmeln zurück.

Ich hatte von  Potterpink ein zartes Altrosa geschenkt bekommen und ein dunkles Lila von  Daniel Smith Moon Glow. Dazu hatte ich noch Caput Mortum im Kasten, diese Farbe granuliert ebenfalls. Per Zufall benutzte ich die drei Farben und alte Architektur sieht damit wunderbar morbide aus.

Hier granuliert das Potterspink.

 

Tolle Effekte, wenn man weiß wie!

Granulierende Farben sind Farben mit starkem Eigenwillen. Wie du jetzt sicher schon mitbekommen hast, kommt es bei granulierenden Farben stark darauf an, was man mit ihnen macht. Damit die Farben toll werden, muss man allerdings einige Tricks beachten.

Grundwissen granulierende Aquarellfarben:

Meines Wissens granulieren nicht alle Farben. Es gibt im Prinzip nur drei verschiedene Gruppen von granulierenden Aquarellfarben:

  • Erdtöne
  • Blautöne
  • Schwarz

Allerdings granulieren auch alle Mischfarben, es gibt Rottöne, die Erdtöne enthalten, wie zum Beispiel Caput Mortum, aber auch Grüntöne, ich vermute, dass dort das Blau granuliert.

Wenn man sich also granulierende Aquarellfarben anschafft, braucht man sich gar nicht viele Töne zu kaufen. Denn die granulierenden Töne sind sich oft recht ähnlich, insbesondere die Unterschiede in den Naturtönen sind Minimal!

Welche Motive sind am besten?

Granulierende Aquarellfarben bilden beim Vermalen kleine Pünktchen und Flecken.

Daran scheiden sich die Geister, die einen findet dies wirklich scheußlich, weil man mit ihnen keine ordentliche Oberfläche erstellen kann. Die anderen lieben diese Farben, weil natürliche Dinge mit ihnen wirklich natürlich aussehen. Alles, was nicht ganz glatt sein soll, erhält durch die granulierenden Aquarellfarben eine feine Lebendigkeit. Rostiges und Altes sieht großartig aus.

Zauberhaft wirken sie bei älteren Häusern, hier fangen sie den Charme der Antike ein. Ich finde die Farben auch großartig, um einen regnerischen Himmel darzustellen.

 

Am einfachsten kann man sich an granulierende Aquarellfarben herantasten, wenn man sie für Motive benutzt, die an sich schon strukturiert sind.

Im Gegensatz dazu eignen sich granulierende Farben überhaupt nicht für zarte, klare und schimmernde Objekte. Ein absolut transparenter, babyblauer Himmel würde granulierend sehr merkwürdig aussehen, es sei denn es ist ein Sturmhimmel.

Granulierende Farben sind  die Charakterdarsteller unter den Farben.

Überall dort,  wo es um Ausdrucksstärke, starke Effekte und strukturierte Oberflächen geht, dort spielen die Farben ihre Möglichkeiten aus. Wenn man die Farben dort einsetzt, wird man tolle Effekte erzeugen.

Doch es gibt Ausnahmen. Wenn man im Netz unterwegs ist,  wird man meistens von den Unfällen mit granulierenden Farben lesen. Dann heißt es schnell, mit granulierenden Farben kann man keinen Himmel malen.

Dies stimmt sicherlich, wenn man an dieser Stelle keine granulierende  Farbe benutzen wollte. Malt man allerdings ein gesamtes Bild konsequent in granulierenden Farben, dann stellt sich ein ganz anderer ausdrucksstarker Effekt ein, die Bilder bekommen etwas Impressionistisches. Obwohl der Maler nur in großen Flächen gemalt hat, wirkt das Bild, als sei es aus Licht- und Schattenpunkten zusammengesetzt. Diese Bilder wirken enorm ausdrucksstark und erinnern an die Punktetechnik der frühen Impressionisten.

Wie verarbeitet man granulierende Aquarellfarben?

Generell verarbeitet man granulierende Aquarellfarben lasierend. Der Effekt der Granulationen entsteht dadurch, dass kleine Pigmentflöckchen in der Farbe schwimmen.

Verarbeitet man die Farbe zu dicht, kann die Farbe nicht selbst arbeiten, und man sieht den Effekt gar nicht.

Die Pigmente wollen schwimmen.

Am besten sehen granulierende Farben aus, wenn man sie direkt auf dem Blatt mischt, dann entstehen spektakuläre Farb- und Struktureffekte. Das seht ihr hier.

Also merke:

Selbst deckende granulierende Farben brauchen mehr Wasser als gewöhnlich, denn sonst entsteht nicht der körnige Effekt.

Das Papier ist ausschlaggebend!

Granulierende Farben verhalten sich auf Papier sehr unterschiedlich.

Die Granulation entsteht dadurch, dass die schwimmenden Pigmente sich beim Trocknen verklumpen. Wie krass man es mag, ist eine  Geschmacksfrage.

Der Effekt verstärkt sich auf rauem Papier, denn dann sinken die Pigmente in die Löcher des Papiers.

Glattes Papier granuliert zarter.

 

Alle Papiere, die  für Nass in Nass geeignet sind,  eignen sich auch für granulierende Farben. Saugt das Papier stark, braucht man mehr Wasser.

Generell brauchen granulierende Farben ihr Feuchtbiotop. Nass-Techniken eignen sind auch gut für granulierende Aquarellfarben, ein hoher Baumwollanteil ist vorteilhaft.

Auf heißgepressten Papieren können sich Pigmentwolken oder Risse bilden, das sieht nicht gut aus.

Wunderschön oder scheußlich?

Ob die Farben wunderschön wirken, liegt im Wesentlichen daran, wie sehr man sich auf die Farbe einlässt. Unbedacht können diese Farben grob und hässlich wirken.

Jeder, der diese Farben benutzt, muss sich bewusst auf diese Farben einlassen und auch den Malstil anpassen. Wer noch mit normalen Aquarellfarben kämpft, wird es mit diesen Farben noch schwerer haben.

Ich empfehle, die Farben zu isolieren, ich habe im Farbkasten eine eigene Ecke für die granulierenden Farben. So kann ich nicht vergessen, welche Farbe es ist, und erlebe dann auch keine ungeplanten Überraschungen.

Fazit:

Persönlich finde ich granulierende Aquarellfarben wundervoll. Dennoch dauert es einige Zeit, bis man die Farben perfekt beherrscht. Ich empfehle dir, die Farben zu testen. Überlege, wo sich der granulierende Effekt in deinen Malstil gut integriert, und dann sammele Erfahrungen.

Zusätzliche 28 granulierende Farben sind zwar toll, aber unnötig. 28 neue Farben dürften jeden Maler verwirren, dabei behält man nicht den Überblick.

Welche solltest du kaufen?

Ich habe die granulierenden Farben an die Farben angelehnt, an die ich selbst am liebsten benutze.

Oft habe ich zweimal dieselbe Farbe im Kasten. Die eine granulierend, die andere ohne Effekt. Warum?

Zum einen passt die granulierende Farbe dann zu meinen normalen Farben, das ist weniger verwirrend. Ich weiß also, wie diese Farbe aussieht, sie granuliert aber.

Ich habe zum Beispiel Ultramarin feinst und Franz. Ultramarin (granulierend) im Kasten.

Ultramarin feinst zaubert mir schöne klare Himmel.

Französisch Ultramarin granuliert stark. Aus dieser Farbe mische ich Schattentöne für Straßen, der Effekt von Asphalt ergibt sich von selbst.

Ich benutze die granulierenden Farben viel und gerne. Meistens für natürliche Dinge, neben dem Ultramarin habe ich meist granulierende Naturtöne im Kasten. Für grobe Strukturen, Sandiges, Erdiges oder Mauerwerk.

Braun wirkt granulierend oft phantastisch, denn kein Baumstamm ist glatt.

Ich benutze:

  • Mahagoniebraun  und Umbra für Holziges, Erdiges und Steine
  • Franz.Ultramarin und Violett als Basis für Schatten
  • Und Caput Mortum für morbide Dächer, aber Vorsicht, diese Farbe ist Waffenschein pflichtig.
  • Potterspink – ein müdes Rosa Macht sich gut in Landsschaft und Häusern
  • Türkis als Hingucker

Liebe Grüße Tine

Ich wünsche euch viel Freude mit dem Basiswissen über granulierende Farben.




 

 

 

 

 

Kleiner Guide für leuchtende Aquarellfarbe

Weiterlesen beim Gegenteil:

https://blog.herz-der-kunst.ch/kleiner-guide-fuer-leuchtende-aquarellfarbe/

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Malerei, das Spiel mit harten und weichen Kanten

Die Malerei und die Freude am Sehen

Hallo, ich freu mich, dass du da bist. Wie schön, dass du diesen Artikel lesen möchtest, denn es wird sich lohnen. Mache es dir gemütlich, ich sitze hier mit einem dicken Pott Kaffee bei guter Musik zwischen meinen Pflanzen und möchte mit dir über das Sehen plaudern.
 
Malerei versucht, Dinge sichtbar zu machen.
 
Das gilt für Visuelles, aber genauso gut für Gefühle. Damit man diese Dinge sichtbar machen kann, braucht man in der Malerei Techniken.
 
Die harte Kante hat eine große Macht, denn sie ist eine Grenzlinie, deshalb macht sie Dinge deutlich und sie verstärkt Kontraste.  Das gilt für Visuelles, aber genauso gut für Gefühle. 
Die harte Kante begrenzt, umrahmt oder sendet ein Stop-Signal. Insbesondere schärft sie den Blick.
 
Dieses Spiel beruht darauf, dass unser Auge zwei verschiedene Rezeptoren hat. Die einen Sinneszellen sind für Hell und Dunkel da, diese nennt man Stäbchen. Die Zapfen hingegen überprüfen die Wellenlänge. Zapfen wie Stäbchen sind keine absolut genauen Messinstrumente, die nach einer Skala arbeiten, nein, der Mensch ist keine Maschine.

Zapfen und Stäbchen

Zapfen wie Stäbchen arbeiten nach einer Art Vergleichsmaßstab. Um dir das für die Malerei bewusst zu machen, bedenke also,  dass unser Auge Kontraste braucht.
 
Kontrast und Kante sind zwei Dinge, die sich verstärken, weil sie den Vergleich vereinfachen.
 
Am stärksten schaut das Auge hin, wenn ich starke Abwechslung von Kontrasten habe. Hell und dunkel und  die verschiedenen farbigen Kontraste sehen das Auge an.
 
Bei starken Kontrasten kann das Auge einfach nicht anders, dann benimmt sich das Auge wie meine Katze Gini, wenn wir ein Hühnchen vom Grillwagen geholt haben. Sie rastet völlig aus, sie hängt an der Einkaufstüte, wenn man sie dann genervt aus der Küche aussperrt, rast sie gegen die Glastür, alles egal, selbst mit dem Kopf durch die Wand.
 
Möchtest du also, dass deine Betrachter sabbernd und hemmungslos auf deine Bilder gucken, brauchst du harte Kanten. Du hast sicher längst begriffen, dass die Kombination die Arbeit von Zapfen und Stäbchen erheblich erleichtert.
Die Kante ist als so etwas wie ein Geschmacksverstärker für das Auge.
 
Farben gehen nicht sanft ineinander über, sondern sie stehen sich scharf abgegrenzt gegenüber.

Die harte Kante

Schau mal hier:

Wo guckst du hin? Auf die Kirche und auf das Riesenrad?

Betrachte dir mal die Kanten an der Kirche. Scharfe Kante plus großer Kontrast und schon hab ich dein Auge im Griff, wie meine Katze mit dem Hühnchen-Duft.

Dies siehst du in unteren Bild, durch die gestochen scharfen Kanten, an denen sich Licht und Farbkontraste treffen, werden die Dächer sehr gut sichtbar. Man kann die Perspektive gut wahrnehmen.  Das Auge klebt an den Dächern wie meine Katze an der Küchentür.

 

Basel urban sketching. Die Malerei macht Dinge sichtbar. In diesem Tutorial verrät Tine, wie man in der Malerei das Auge mit harten und weichen Kanten steuern kann.

Schauen wir mal genauer hin. Ich möchte, dass der Betrachter die wunderbaren Dächer der uralten Häuser wahrnimmt. Achte einmal auf das große orange Dach im Kasten. Der Kontrast zwischen dem Schatten und dem leuchtenden Orange des Daches ist sehr hoch, deswegen lechzt das Auge danach. Verstärkt wird der Effekt noch durch die Streifen auf dem Dach. Mir waren die Dächer wichtig und deshalb mache ich den Kontrast im unteren Bereich der Hauswand etwas weicher. So steuere ich, dass das Auge wirklich auf dem Dach bleibt.

Die gute Nachricht ist, harte Kanten kann man sehr einfach erzeugen. Wenn feuchte Farbe trocknet, wirken in der Farbe Adhäsionskräfte. Auf trockenem Papier entstehen automatisch harte Kanten, mit Stiften, Acryl, Gouache oder Ölfarbe ist dies noch einfacher, denn man muss einfach nur Farben aneinanderstoßen lassen.

Do´s und Don´ts bei der harten Kante

Do´s:

• Farbkontraste aneinander stoßen lassen

• Hell und Dunkel aufeinander stoßen lassen

• scharfe, saubere Linien

Harte Kante, Don ´t 1:

• verboten ist “Wischi-Waschi“!

Was bedeutet das? Viele von uns haben Angst vor harten Kontrasten und dunklen Farben. Deshalb verwuscheln sie gerne eine Kante, damit sie etwas weicher wirkt, genau das verdirbt die Bilder. Harte Kante heißt auch wirklich harte Kante.

Gib dir die Kante!

Im ersten Moment wirst du dich erschrecken, denn der Kontrast sieht plötzlich durch die Kante unglaublich stark aus. Jetzt ausatmen und aushalten!

Malerei heißt steuern

Relativ schnell wirst du feststellen, dass Farben durch harte Kanten völlig anders aussehen. Eine leuchtende Farbe wird durch eine harte, dunkle Kante strahlend.
 
Warum passiert dies? Das Auge erhält nun eine ganz klare Aussage. Deswegen nimmt es Farben völlig anders wahr.
 
Du wirst feststellen, dass das Arbeiten mit harten Kanten es oft notwendig macht, die Farbgebung eines Bildes noch einmal zu überarbeiten. Denn einige Farben werden plötzlich grell, andere Farben wirken plötzlich blass.

In diesem Moment hast du sozusagen den Regler gefunden, mit dem du das Auge steuerst.

Don´t 2:

Ungeplante harte Kanten. Was passiert? Ich schleiche mich aus der Küche und die Katze folgt mir sofort, sie klebt verzweifelt an meinem Bein. Das war nicht geplant!

Malerei heißt: Das Auge steuern.

Erzeugst du ungeplant harte Kanten, wird das Auge sofort aus dem Motiv gerissen.

Dies passiert leider viel einfacher als gedacht. Einer der häufigsten Fehler ist, dass man am Rand des Motivs schlampig aufhört, hier entstehen jetzt völlig ungeplant harte Kanten. Das Auge guckt jetzt nicht mehr aufs Motiv, sondern auf den Rand des Bildes. Das Gleiche gilt für Motivanteile, die nicht wirklich zum Kerninhalt des Bildes gehören. Malst du einen orangen Mülleimer auf  trockenes, weißes Papier, wird jeder nur noch auf den Mülleimer gucken, denn er strahlt so schön.

Hat ein Bild zu viele harte Kanten, wirkt es unruhig und aggressiv!

In der Malerei hat die weiche Kante Narrenfreiheit

Wir stellen also fest, wenn man mit harten Kanten arbeitet, dann gehört es zur Malerei, dass man ebenso mit weichen Kanten arbeitet. Bei weichen Kanten ist alles erlaubt, was bei den harten Kanten nicht gut ist.

Do´s:

• zarte Farbübergänge und zarte Lichtverläufe in Nass- in-Nass-Techniken

• Ton-in-Ton-Malerei

Aquarell von Basel dem Münster und dem Riesenrad, Die Malerei macht Dinge sichtbar. In diesem Tutorial verrät Tine, wie man in der Malerei das Auge mit harten und weichen Kanten steuern kann.

Schau mal, wie schlabberig die Farbübergänge an der unteren Kante des Bildes sind. Hier laufen die Farben sehr weich ineinander. Schau dir mal das zweite Fenster links unten an.

Total verschlabbert! Wieso klappen solche chaotischen Farbaufträge in der Malerei? Die Antwort ist einfach:  Durch meine harten Kanten habe ich den Blick in die Ferne gezogen. Die weiche Kante im Vordergrund entspricht dem normalen Sehverhalten des Menschen. Wenn ich dein Augenmerk nicht darauf richte, dann schaut dein Auge nur so im Vorbeigehen mal kurz drüber.

Hausaufgaben:

Mach’s dir gemütlich! Welches Katz-und-Maus-Spiel spielen die guten Maler mit dem Auge? Schau dir mal deine Lieblingsmaler in den sozialen Netzwerken an, was treiben sie mit dem Auge?

Die Technik ist einfach, dennoch wirst du Zeit brauchen. Denn bei den meisten Menschen entstehen harte und weiche Kanten im Bild eher zufällig. Das wird sich bei dir langsam ändern.

Ich wünsche dir aus Basel ein wunderbares Wochenende.

Liebe Grüße

Tine

Diese Woche habe ich so liebevolle Leserbriefe bekommen. Ich selber bin eine Risikogruppe und habe deswegen im Moment nicht viele Kontakte. So liebe Briefe helfen mir sehr, dann weiß ich ganz genau, dass ich das Richtige tue. Ich finde es wundervoll, dass ich euch solche Freude machen kann.




Weiterlesen bei Tine:https://blog.herz-der-kunst.ch/das-kleine-geheimnis-der-farbe/https://blog.herz-der-kunst.ch/das-kleine-geheimnis-der-farbe/

 

Über die Macht der harten Kante:

Weil die harte Kante so aussagekräftig ist, gibt es sogar einen gesamten Kunststil der nur auf harte Kanten aufbaut. Egal was du machst du solltest auf jeden Fall einmal darüber nachdenken wie wichtig dieses Steuerungsinstrument ist.

http://www.kunst-malerei.info/hard-edge.html#.X7Zcu81KhaQ

 

 

 

 

Malen lernen mit Wissen und Intuition

Tutorial Malen lernen von Tine Klein Aquarell Marktplatz in Basel

Tine Klein Marktplatz in Basel

Malunterricht, wann ist er super?

Die Frage stelle ich mir natürlich, du dir auch, oder? Ich schlüpfe deshalb zwei- bis dreimal im Jahr selbst in die Rolle der Malschülerin.

In einem meiner letzten Artikel ging es um die Malblockade. Heute möchte ich darüber schreiben, was eigentlich passiert, wenn es super klappt. Wie funktioniert das mit dem leichten Lernen?

Wann lernt man so richtig super gut?

Bei mir ist es der Umstand, dass ich nichts erwarte. Dazu möchte ich euch die Geschichte des besten Malkurses erzählen, den ich mitgemacht habe.

Die Geschichte zum Blog:

Ich habe LK in Portugal getroffen, eine tolle Woche, power malen mit ganz vielen unterschiedlichen Menschen (vor Corona). Immer wieder sind wir uns begegnet. Ich schätze LKs Kunst! Er ist ein Meister, aber wir sind so unterschiedlich wie Tag und Nacht! Dann kam eine überraschende Einladung. Obwohl wir Yin und Yang sind. Er sagte, das nächste Mal, wenn ich in Europa bin, besuchst du mich im Kurs.

 

Tine Klein und LK Bing watercolor, urban sketching.

Tine und LK

Ich war verblüfft. Ich liebe LKs Schwarz-Weiß-Skizzen. Die sind so schön, dass sie mich einschüchtern.

Lk Bing „Venedig“

Die sind einfach großartig!  Als wir in Portugal waren, hat er dieses Bild gemalt. Ich hasse Schwarz, aber bei ihm sieht es toll aus.

LK Bing „Der Turm in Porto“

Aber ich war skeptisch, LKs Bilder sind so perfekt, sie sehen pedantisch geplant aus, und das alles bin ich überhaupt nicht!  Auf ins Abenteuer! Ein Jahr später schneite ich in LK Bings Kurs. Im  Kurs ging es um dreckige Farben, kein Witz! Dreckige Farben! Und das bei einer Frau, die die buntesten Kleider der Weltgeschichte trägt!

Malen lernen – keine Erwartungen und Begeisterung!

Beim Malenlernen ist Begeisterung immer eine tolle Voraussetzung, das öffnet das Gehirn.  Malenlernen klappt bei mir am besten, wenn ich den Kopf ausschalte, deshalb war es vielleicht gar nicht so übel, dass ich mir von diesem Kurs nichts erwartete. Ich saß im Kurs und dachte: Ich mach einfach mit, in dreckigen Farben male ich zu Hause nie im Leben!

Also ließ ich mich von LK am Händchen nehmen und folgte ihm brav.

LK Bing

Das ist LKs Bild, meine Varianten, simultan entstanden, seht ihr unten.

Dadurch, dass ich absolut nichts wollte, war das Lernen so einfach. Ich fing schon an, während der Demo mitzumalen. Ich hab es gemacht und es hat  von selber Früchte getragen. Die Begeisterung kam mit dem Tun! Es war, als wenn mir in meinem gigantischen Wissenspuzzel fehlende Steine zugeworfen wurden, sie sind mir einfach im Schoß gelandet, ohne Anstrengung.

Malen lernen durch das einfache Mitmachen

Wer etwas lernen möchte,  muss sich nur in Bewegung setzen.

Tatsächlich ist es oft einfach, wer sich mit Dingen beschäftigt, findet auch etwas. Ich habe im Kurs gemalt wie in Trance! Bild um Bild. Ich war im Leerlauf, ich habe das Wissen einfach aufgenommen und es eingeübt. Ich habe mir dabei gar keine Gedanken darüber gemacht. Ich wollte das Wissen ja eigentlich nicht benutzen.

Zum Malen waren ca, 1.5 Stunden Zeit und ich war wie eine Malmaschine.

Zuerst Vorzeichnungen.

Dann ganze Bilder. Der Kurs hatte 3 Stunden und ich hatte das Gefühl, ich stehe neben mir, ich habe gemalt wie entfesselt.

Tine Klein Malen lernen mit LK Bing

Bei anderen Malkursen und Lehrern war dies anders, ich war hoch interessiert an der Technik. Wollte sofort Ergebnisse sehen! Ich war wie vernagelt. Offensichtlich hat mich der mangelde Stress in LKs Kurs einfach frei gemacht.

Wissen, was ich gar nicht wollte!

Lustigerweise wollte ich auf keinen Fall LKs konservative Techniken in meinen Bildern. Doch ich habe es mir offen und freundlich angehört und mitgemacht!

Wichtig ist, dass man keine Vorurteile gegen Wissen hat! Denn man kann oft Dinge gebrauchen, an die man nicht dachte.

Ich habe nichts erwartet,  aber auch nichts abgelehnt! Das war das reinste Glück!

Hinterher saß ich da UND WAR GESCHOCKT! Das Wissen hatte mich ergriffen und einfach weggetragen.

Wissen ist wie Saatgut!

Die Situation erinnerte mich an meinen Garten, ich habe einmal Tomaten gekauft und aus Versehen war eine Paprika dabei, das war unerwartet, aber super! Denn die Paprika entwickelte sich prächtig.

Sei immer offen für das Wissen!

Sicher kennst du jemanden, der richtig blöd ist und es selbst nicht merkt! Das Problem mit Wissenslücken ist, dass man selbst nicht weiß, wo sie liegen. Gerade beim Malenlernen ist dies leider allzu oft so, denn es gibt unendlich viele Wissensbereiche. Wenn man also Wissen geschenkt bekommt, dann sollte man zugreifen und nicht meckern!

Malen lernen – das Wissen und der eigene Stil

Malen sollte man aus dem Bauch heraus, doch Bauchwissen ist eine Mischung aus Gefühl und Wissen, das so tief verinnerlicht ist, dass man nicht mehr darüber nachdenkt.

Deshalb ist Malenlernen nicht einfach, man muss ja zwei völlig unterschiedliche Dinge verschmelzen: Technik und Gefühl.

Wenn man etwas weiß, dann heißt dies noch lange nicht, dass man es benutzen muss. Und es heißt noch viel weniger, dass man es so benutzen muss, wie der Lehrer es einem beigebracht hat.

Es ist immer wichtig, ein Handwerkszeug den eigenen Bedürfnissen anzupassen.

Der erste Schritt beim Malenlernen ist, etwas völlig klaglos und mit offenem Geist zu lernen.

Es fühlt sich falsch an!

Weil das neue Wissen nicht in dein System passt, fühlt es sich erst mal falsch an.  Wichtig ist, dass man den Geist so freundlich und so weit öffnet wie möglich. Denke, während du lernst,  nicht daran, dass du es anders machen würdest, lern es einfach! Das ist manchmal sehr schwer. Denn unsere Vorurteile sitzen oft tief, und dies ist immer ein Fehler!

Vorurteile sind harte Lernhindernisse.

Der zweite Schritt ist zu begreifen, was man noch damit tun kann. Dafür muss das Erlernte aber fest in dir verankert sein. Du musst es kapiert haben. Also ist beim Malenlernen Schritt 2 das Einüben.

Malen lernen – Rock and Roll

Der zweite Schritt ist es, das erlernte Wissen zu verdauen.

LK Bing „Eine  Kirche in Chuang“, das ist prächig, genial aber nicht mein Style.

Tine Klein Sacre couer Tutorial Malen lernen

Tine Klein  „Sacre Coer in Paris“

Wenn ich meine wilden  fünf Minuten habe, dann zeichne ich eine Kirche auch mal so. Ein kleiner Unterschied zu LKs Kunst. So zeichne ich,  wenn ich als Illustratorin unterwegs bin. Hier hilft LKs Wissen wenig, das ist aber kein Grund, die Ohren zu schließen. Also schaue ich, wobei es sonst noch hilfreich ist.

Malen lernen: Brücken zu den eigenen Ideen schlagen

Bei allen Vorbehalten habe ich schnell begriffen, dass ich mit Lks Wissen mehr Handwerkszeug in den Händen halte. Der Anknüpfungspunkt liegt beim Licht!

Wichtig ist es, wenn man beim  Erwerb von Wissen Ausschau nach Anknüpfungspunkten hält.

Er fängt das Licht  in getragenen Farben, und ich tue dies in leuchtenden und hellen Farben. AHA!

Wenn man vom Lehrer gelernt hat, darf man sich nicht auf die faule Haut legen. Dann heißt es: Was stelle ich den selbst mit dem Wissen an? Mir war klar, die Grautöne helfen mir beim Licht. Nach dem Kurs war ich wie vor den Kopf geschlagen, ich habe gemerkt, wie das Wissen in mir rumort und arbeitet.

Man muss nur den Punkt finden, wo man das Wissen aufsaugen und es für die eigene Kunst lecker schmeckt.

Der erste Schritt ist: Regeln lernen, der zweite Schritt ist: die Techniken einüben. Der dritte Schritt ist es, die Regeln zu brechen. Der vierte Schritt  ist es, Herz und neue Technik zu vereinen!

Ich mache meine Schüler gerne zu Anarchisten, doch…

Künstlerische Freiheit darf keine Ausrede für Unfähigkeit sein.

Auch ich nehme gerne Wissen mit, und dann muss ich es verdauen. Biege die Regeln so lange,  bis sie zu dir passen!

Malen lernen – kein Respekt für fragloses Abkupfern

Das Lernen läuft absolut easy, wenn man sich freundlich öffnet. Mach es einfach mal so, wie der Lehrer es sagt. Techniken und Regeln, die super zu dir passen, darfst du immer übernehmen. Doch du solltest es dir nicht zu bequem machen.  Was funktioniert eigentlich für dich?

Du darfst auf die Regeln einschlagen.

Überlege, was ist mir wichtig? Wie weit kann man Regeln beugen! Ab wann funktioniert der Lehrstoff nicht mehr? Diese Gedankengänge sind wichtig, und das muss man ausprobieren!

Viel Futter für den Papierkorb!

Ist dir schon mal aufgefallen, dass  Menschen, die die Perspektive wirklich verstanden haben, alle perspektivischen Regeln brechen können,  und es sieht auch noch super aus!  Frechheit!? Nein, diese Menschen haben gelernt und dann haben sie alles aussortiert und ihre eigenen Regeln geschaffen!

Kreativität heißt,  eigene Regeln zu erschaffen.

Was ist mir von LKs Kurs geblieben?

Zuerst fand ich die dreckigen Farben inakzeptabel.

Doch dann habe ich genauer hingeschaut und Schönes gefunden.

Ich habe so lange gemischt, bis ich farbige Grautöne gefunden habe, die perfekt zu meinen Farben passen. Ohne dass ich mich vorbehaltlos auf LKs Wissen eingelassen hätte, wäre dieses Wissen an mir vorbei gegangen. Heute benutze ich das Wissen über schmutzige Töne vor allen in den Randbereichen meiner Bilder. Ich mische meine Grautöne aus unheimlich leuchtenden Farben zum Beispiel aus Pink und Türkis.

Wenn ich heute Aquarelle male, dann lege ich immer noch keinen Wert auf Photorealismus, dennoch kann ich dank LKs Kurs auch ganz entspannt mit schmutzigen Farben umgehen. Ich weiß nun, welche schmutzigen Farben ich mag. Mein Grau muss deutlich farbig sein.

Das eigentliche Malenlernen erfolgt also zuhause. Es kann auch vorkommen, dass du etwas nicht willst und brauchst. Das kann man aber erst entscheiden, wenn du den Lehrstoff verstanden hast! Das schwierige am Malenlernen ist, dass sich erst mal jede neue Technik nicht richtig anfühlt.

Beim Lernen gilt: I do it  my way!

Und dies ist keine Ausrede,  sich vor unliebsamem Wissen zu drücken 😀

Jetzt wisst ihr, was mit dem Wissen passierte, das ich gar nicht wollte.

Manchmal male ich heute so, mein Repertoire hat sich erweitert. Nicht dreckig, aber mit viel mehr Wissen über über schönes Grau.

 

Liebe Grüße ins Wochenende

Tine

 

Danke für eure Liebe Unterstützung:


Weiterlesen bei Tine:

https://blog.herz-der-kunst.ch/bildsprache-kurs-des-jahrestreffen-der-deutschen-urban-sketchers/

Hier könnt ihr Anknüpfen der zweite Teil geht um ein Ähnliches Thema:

https://blog.herz-der-kunst.ch/sag-es-in-farbe-bildsprache-teil-2-usk-hamburg/

Sag es in Farbe! Bildsprache Teil 2 USK Hamburg

https://www.facebook.com/bing.lk/videos/10220688534137244

Weißes Papier – Wie malt man das Nichts?

Weisheiten zu Weiß

Weißes Papier ist unbearbeitet?

Wortgeschichtlich heißt „weiß“ in vielen Ländern soviel wie „das Leuchten, Licht oder Sonne“. In einigen europäischen Ländern gibt es eine merkwürdige Ähnlichkeit zwischen den Worten „Weiß“ und „Weizen“. White und wheat oder Weiz (en) und Weiß.
Vermutlich ist dies in der Farbe und der Wichtigkeit des guten Wetters für die Ernte begründet. Licht ist also so genauso wichtig wie Ernährung!
Licht ist etwas Schönes und es macht gemalte Bilder toll. Doch das Problem, das wir mit Weiß haben, steckt ebenfalls im Wort Weiß. Weiß steckt auch im deutschen Blanko oder im italienischen Bianco.
Wir alle kennen diese Wörter aus Blankovollmacht, das heißt „nicht ausgefüllt“ oder von total blank sein, das heißt: rein gar nicht haben.

Weiß ist das Licht und das Nichts.
Tine Klein

 

Weiß ist keine Farbe

Viele Menschen haben Probleme beim Malen von Weiß. Dies liegt natürlich nicht daran, dass wir alle dumm sind, sondern dass Weiß eine ganz besondere Bedeutung hat.

Zuerst einmal ist Weiß eigentlich gar keine Farbe, und deshalb nimmt es immer eine Sonderstellung beim Malen ein. Ich glaube, dass unsere Probleme beim Malen von Weiß an seiner Wirkung auf uns liegt.

 

Die Wirkung von Weiß und seine Folgen für die Malerei

 

Weiß wirkt unheimlich perfekt.

Jeder, der perfekt sein muss oder Perfektion vortäuschen möchte, greift zu Weiß.
Ärzte sind Halbgötter in Weiß, der Papst schreitet im weißen Nachthemd mit goldenem Saum würdevoll über den Platz. Die Mädchen der Jungfrauen-Prozession und Bräute sind in Weiß gekleidet.
Und hier merken wir schon, welches Problem das Weiß in sich trägt, wenn es für das Vollkommene, das Ideale und das Gute steht.
Weiß steht dafür, dass es das Perfekte gibt, und wir alle wissen, auf dieser Welt gibt es kaum etwas wirklich Perfektes.
Man müsste schon lange suchen, um genug Jungfrauen für eine Prozession in Weiß zu finden!

Weil weißes Papier es so makellos aussieht, macht es in Bildern ständig Probleme.

Oder es lässt Bilder erhaben aussehen.

Der weiße Fleck

Wie schon bemerkt,  macht Weiß uns Probleme durch seine Wirkung: Warum?

Weiß wirkt perfekt und steril. Deshalb greifen Ärzte auf die Berufsbekleidung Weiß zurück.
Weiß wirkt so sachlich, so absolut funktional und scharf begrenzt, dass die weiße Stelle in Bildern wie ein Aufkleber wirkt.
In einem gemalten Bild wirkt Weiß aber auch steril, es wirkt so gnadenlos kalt, dass wir  so gerne zum Pinsel greifen und das Weiß rücksichtslos ermorden. Denn wenn das Weiß so perfekt wirkt, dann ist es, als würden wir die andern Stellen im Bild mit unserer Malerei besudeln. Weiß wirkt wie ein Fremdkörper in unseren Bildern.
Weiße Stellen wirken in Bildern wie ausgeschnitten oder aufgeklebt.
Wenn wir jetzt aber zum Pinsel greifen und das Weiß ermorden, weil es so ekelhaft perfekt wirkt, dann haben wir unserem Bild keinen Gefallen getan, denn wir brauchen und wir lieben das Licht.  

Weiß ist etwas besonders Schönes in Bildern

Jeder, der besonders toll wirken will oder gar kein Interesse daran hat, normal zu wirken, kleidet sich gerne in Weiß.

Marilyn Monroe im weißen Kleid auf dem U-Bahn-Gitter, Marlene Dietrich im weißen Anzug, Lady Di im weißen Abendkleid, Mariah Carey in weißer Robe oder Lady Gaga in weißem Lackleder. Die Diva weiß genau, welche Strahlkraft das Weiß hat.

Alle Augen schauen auf das Weiß. Dies ist sicher eine der wichtigsten Regeln der Malerei.

Jetzt ist doch für uns Maler die Frage: Wie kann ich dieses wundervolle Strahlen in meinen Bildern benutzen? Was kann ich damit anstellen? Und wie kriege ich es harmonisch in meine Bilder hinein, ohne dass es aussieht wie ein ekelhaft perfekter Fremdkörper?

Die Möglichkeiten in der Malerei -Wo hilft weißes Papier?

Weiß ist leer, es sei denn…

 

Weiß hat die unangenehme Angewohnheit, sich nicht gut in Bilder zu integrieren, weil es so leer ist. Wenn man allerdings weiß, wie man die Diva handhaben kann, ist dies überhaupt kein Problem. Weiß wirkt immer dann wie ein unbearbeiteter Fetzen, wenn es mit einer harten Kante auftritt. Ummalt man Weiß mit einer dunkleren Farbe und schafft keine Übergänge, dann wirkt das Weiß unnatürlich. Warum? Wenn Licht auf einen Körper trifft, dann gibt es dort eine starke weiße Reflexion, aber das Licht wird um diese Spotlights herum in die Umgebung reflektiert. Dort entstehen dann weiche Übergänge in die Originalfarbe des Objektes.
Tipp Nummer 1 für die Malerei: Wirkt Weiß wie ein Fremdkörper, schaffe weiche Übergänge. Zarte Lasuren rund ums Weiß.

Weiß wirkt zart und weiblich…

Weiß wirkt zart und weiblich, wenn es mit weichen Farben kombiniert wird. Diese Erkenntnis schließt direkt an meinen ersten Tipp an: Weiß braucht zarte Übergänge. Deshalb ergibt sich aus meinem ersten Tipp auch direkt der zweite Tipp:
Weiß sieht großartig mit Pastellfarben aus.
Pastellfarben sind in der Regel puderig, sie enthalten einen starken Weißanteil. In der Regel enthalten diese Farben Zink oder aber auch Kalk und diese beiden Materialien streuen das Licht. Das Ergebnis ist ein Effekt, der für das Auge zart und weich wirkt.

Das Licht als Gegengewicht…..

Weiß ist der natürliche Gegenspieler von Dunkel und Schwer. Weiß wirkt generell licht, leicht und substanzlos. Und dies sorgt selbst in düsteren Bildern für eine gute Stimmung.

Tine Klein Venedig, Aquarell, Tutorial malen lernen und die Farbwirkung von weiß.

Weiße Zuckerwatte wirkt wie ein Hauch von Nichts und trotzdem hat sie die gesamte Anzahl an Kalorien, die ein ausgewachsenes Power – Weib am Tag braucht. So viel zu optischen Täuschungen. Diesen Täuschungseffekt können wir wunderbar in der Malerei einsetzen.
Natürlich geht es in der Malerei nicht um Kalorien, sondern um Licht. Trotzdem entfaltet das Weiß hier genauso seine Macht, da es so leicht und hell wirkt, können wir es benutzen, um schweren oder dunklen Motiven eine Leichtigkeit zu geben.
Ich möchte euch die am heutigen Bild erklären.
Viel weißes Papier-wirkt freundlich und hell
Es ist ein luftiger, heller Tag, Trotzdem hängen dunkle Regenwolken am Himmel, die Stahlbrücke ist dunkel und die Bäume und Häuser vom Regen noch dunkel und nass. Würde man das Motiv so malen, wie die Farben im Original sind, dann würde auf dem Blatt kein schöner Nachmittag am Fluss entstehen, sondern eine dunkle, depressive Regenstimmung. Die Farben der Objekte im Bild geben nicht wieder, dass die Sonne durch die Wolken gebrochen ist. Wenn man die Stimmung und das Wetter korrekt wiedergeben möchte, muss man zu einem Kunstgriff greifen. Man muss eine große weiße Fläche ins Bild einfügen. Die Wirkung der hellen Farbe führt dann dazu, dass der Betrachter des Bildes das Licht wahrnehmen kann. Die psychologische Wirkung von Weiß führt dazu, dass unser Bild nicht trübe wirkt.
Gegenfrage: Würde ein freundliches und helles Grau nicht genauso wirken? Grau steht für Tristesse, für trübe Gefühle, Unfreundlichkeit und auch für den Anfang der Dunkelheit.
Schau einmal, was ein freundliches und helles Grau aus diesen Bild macht:
Grau macht trüb.
Der Weg ist weg, nun glitzert der Rhein. Eine völlig andere Bildaussage.
Ich glaube schon, dass man sagen kann, dass das Weiß die perfekte Unterlage für dunkle Farben ist. Einerseits wirken die dunklen Farben durch das Weiß noch kräftiger, andererseits erhält das gesamte Bild aber eine Leichtigkeit.

Weißes Papier perfekte Unterlage…

Oft werde ich im Unterricht gefragt: Muss ich eigentlich noch einen Himmel malen? Oder: Muss ich noch die Straße malen? Die Antwort ist:  In der Kunst muss niemand etwas. Im ersten Moment sehen größere weiße Flächen vielleicht ungestaltet aus. Dies liegt natürlich an der psychologischen Wirkung des Weiß, das dir beim Arbeiten sagt:“ Hey, ich bin doch noch so leer!“

Mein letzter Tipp für heute:

In puncto weißes Papier wir uns gerne wie die wildgewordenen Jäger. Nicht alles,  was Weiß aufblitzt, muss sofort erschossen werden. In Bildern sind mit dunkler Farbe geladene Pinsel genauso gefährlich wie Gewehre, denn sie töten die Leichtigkeit. Gerade jetzt, in der dunklen Jahreszeit, ist es wichtig, dass genug Weiß im Bild stehen bleibt.

Behandelt die weiße Farbe auf dem Blatt wie die selten gewordenen weißen Tiger. Denkt immer dran: “ Die sind selten und stehen unter Naturschutz!“

Ein bisschen Weiß muss stehen bleiben:

Weißes Papier und sanfte Lasuren wirken interessant.

Ich wünsche dir ein wundervolles Wochenende

Liebe Grüße Tine

 

Danke an die wundervollen Menschen die regelmäßig Spenden. In Deutschland waren die Kurse durch die Hygiene-Konzepte so klein geworden, das man nicht mehr rentabel arbeiten konnte. Nun gibt es gar keine Kurse mehr in Deutschland. Eine verrückte Zeit, deshalb sind eure Spenden gern gesehen. Insbesondere allen Corona -Geschädigten z.B. aus Kultur und Gastronomiewünsche ich viel kostenlosen Lesespass.

An fettes Danke schön an die Menschen die euch, den kostenlosen Lesespass ermöglichen:

Marie-Therese Pfyffer, Susanne Binder, Erich Kürsteiner, Claudia Hertfelder, Roland Engert, Tanja Hammer, Marion Schatz, Marion Valentin,

Sabine Mund-Schmidt, Christa Knaack, Marlies Zücker

Und Danke vielmals,  für eure zuckersüßen Nachrichten.

 

Die Malblockade: ein Brett vorm Kopf

Den Moment, in dem ich schaue wie der Igel vor den Schweinwerfern des heranrauschenden Schulbusses, den sieht keiner. Über den humorvollen Umgang mit der Malblockade.
Tine Klein In Bild des Blicks von der Markthalle in Basel zum Bahnhof. Tutorial zur Malblockade.
Malblockade: Kennst du das? Du hast so richtig ein Brett vor dem Kopf?  Ach die berühmtesten Künstler kennen das. Und dann ärgerst du dich darüber. Zu bemerken, dass man selbst dämlich ist, macht es nicht leichter! 
Über diese Situation zu sprechen ist insbesondere für Maler und Zeichner wichtig, denn die Blockade kommt gerade bei so komplexen Tätigkeiten wie dem Kunstmachen sehr häufig vor.

Ein Brett vorm Kopf? Was heißt das eigentlich und woher kommt das?

Früher hängte man den Ochsen beim Pflügen ein Brett vor die Augen, so konnten diese die Umgebung nicht sehen und taten ruhig ihre Arbeit, weil sie nichts ablenkte. Dadurch sahen die Ochsen aber auch das Offensichtliche nicht und machten unglaublich dämliche Fehler, weil sie keinen Überblick hatten.

Jeder hat ein Brett vor dem Kopf!

Dass wir manchmal auf der Leitung stehen, ist also völlig normal. Jeder von uns kennt das sehr gut. Auch die berühmtesten Maler quälten sich. Man zeichnet sich da manchmal einen Müll zusammen, das ist unglaublich! Und dann steht  man fassungslos da und starrt auf das produzierte Schwachsinnswerk. Dabei denkt man dann über die eigene Unfähigkeit nach.
Diese Fähigkeit des Menschen, den eigenen Unfug zu erkennen, ist unsere größte Stärke!
Allerdings muss dieser Prozess positiv bleiben! Das gilt auch bei der Zeichen- und Malblockade

Zweifel ist nur in begrenztem Maße hilfreich!

Wenn mich irgendetwas zur Zauberlehrerin machen könnte, dann wäre es der Punkt, an dem ich meinen Schülern beibringen könnte, positiv zu zweifeln.
Zweifel ist überall dort wundervoll, wo er uns voranbringt. Aber nicht zufällig steckt das gleiche Wort in: „Verzweifeln“.
Überall dort, wo der Zweifel so stark wird, dass er Menschen blockiert und klein macht, dort wird der Zweifel widerlich.
Wenn man negativ wird, löst dies eine Kette von Reaktionen im Gehirn aus, dann geraten wir in den Notfallmodus und unser Gehirn reagiert schnell und effektiv. Dummerweise ist dies, wie schon häufiger erwähnt,  keine gute Möglichkeit für Künstler, denn diese Schaltung unseres Gehirnes führt dazu, dass wir nicht mehr gut genug sehen können.
Im Grunde funktioniert unser Gehirn nicht anders als ein Computer.
Wir haben im Kopf verschiedene Programme, die dazu gemacht wurden, Tätigkeiten auszuführen. Wenn wir nun in ein Programm schalten, das zum körperlichen Bewegen gemacht wurde, können wir mit diesem Programm nicht zeichnen.
Eigentlich ist das logisch, oder?

Der dumme Computer am Ende unseres Halses

Trotzdem verzweifeln viele Menschen daran, denn anders als im Computer gibt es keinen Knopf am Kopf, mit dem wir das Programm wechseln könnten.
Und dann ist es plötzlich da, das Brett vor dem Kopf!
Ich möchte meinen Schülern eine Säge geben!
Und die Kernfrage ist, wie schaffe ich es, mein Gehirn in die richtige Stimmung zu bringen, dass ich malen und lernen kann?

 

Lernen mit Lust! Ein Mittel gegen die Malblockade.

Mein erster Tipp: Nicht negativ werden.

Negativität löst das automatische Umschalten auf Programme aus, die unserem Ziel, kreativ sein,  im Wege stehen.

Dies heißt jetzt nicht, dass wir jeden dummen Fehler toll finden sollen, sondern dass wir bei Fehlern entspannt bleiben müssen!

Die Malblockade verschwindet nicht durch meckern. im Gegenteil!

Man darf das negative Gefühl, dass man dumm sei, einfach nicht überhand nehmen lassen, dazu braucht es Selbstdisziplin, aber auch Erfahrung. Menschen, die in ihren Bereichen gut und erfolgreich werden, haben gelernt, hinzufallen und freudig wieder aufzustehen.

Es ist ein riesiger Unterschied, ob man denkt, irgendwann wird es klappen! oder was für ein verf….. Scheiß! (Seich!)

Bildungsaussichten sind von der Haltung abhängig!

Nicht unterkriegen lassen!

Um wie die Weltmeister zu lernen, brauchen wir nur eines: einen entspannten und freundlichen Geist.

also ist der logische  nächste Schritt:

Was auch immer dich locker und fröhlich macht, greife darauf zurück!

Locker lernen, kein Aufruf zum Alkoholismus!

Die Malblockade hat auch berühmte Künstler gepeinigt!

Man braucht kein Kulturhistoriker zu sein, um zu wissen, dass die Künstlerszene genau aus diesem Grund immer offen für Drogen, Alkohol und körperliches Vergnügen waren. Das eine hängt mit dem anderen zusammen, wer entspannt und locker ist, der lernt gut. Da Künstler Zeit ihres Lebens lernen, ist völlig erklärlich, warum sie anfällig fürs Vergnügen sind.

Dummerweise kommt man natürlich auch nicht gut voran, wenn man mit beiden Beinen in die Sünde springt (Seht ihr mich wissend lächeln?).

Jeder Mensch ist anders, entspanne dich nach deiner Art

Das Erste, was du wissen solltest, ist,  dass du dir deinen Arbeitsplatz zum Kunstmachen oder -lernen besonders angenehmen machst.

Meiner ist hell leicht und luftig, ich kann die Türen aufstellen, ich hab viele Blumen und sehr gute Musik. Mein Kunstmaterial liegt für mich bereit, denn ich weiß, ich bin ein Chaot. Das alles gilt auch, wenn ich unterwegs bin, ich habe den festen Vorsatz, mir eine schöne Zeit zu machen.

Was ich tue, ist, dass ich einen Ausgleich zu meiner eigenen Verbissenheit schaffe.

Ich schaffe Bedingungen, in denen ich gerne arbeite. Ich halte den Trieb voran zukommen mit einer angenehmen Atmosphäre in Balance. Was dich entspannt, wirst du selbst am besten wissen. Der eine liebt gute Musik, der andere liebt die Stille.

Menschen sind unterschiedlich und du solltest dir Orte suchen, an denen du dich sehr wohl fühlst.

Das Steinzeitgehirn und die Malblockade

Unser Gehirn wurde in einer Zeit entwickelt, als das negative Denken eine echt gute Alternative zu überleben war. Die Pessimisten hatten bessere Überlebenschancen, denn schon ein kleiner Kratzer konnte dazu führen, dass du elendig verreckt bist. So hatten Pessimisten die besseren Überlebenschancen. Und das merkt man beim Lernen. Unsere heutige Aufgabe ist es, unser blödes Steinzeitgehirn davon zu überzeugen, dass uns ein Fehler nicht umbringt. Das ist natürlich witzig. Niemand ist jemals am schlechten  Zeichnen gestorben. Aber sag das mal unserem Gehirn! Wir finden immer einen negativen Gedanken!

Wir sind die Nachfahren wirklich erfolgreicher Pessimisten!

Unser Steinzeitgehirn ist im Wesentlichen für Malblockaden verantwortlich. Zwei Dinge sind in unserem Gehirn verankert.

Herdentrieb und die Angst vor der Veränderung.

Diese Funktionen führen heute zu Kreativblockaden. Denn kreativ sein kann man nicht ohne Veränderung und auch nicht,  wenn man alles immer so malt wie immer oder alle anderen!

Deswegen eröffne spielerisch neue Möglichkeiten, gewöhne dein Gehirn an die positive Veränderung!

Klopfe dir einmal selbst auf die Schulter. Sei stolz auf dich! Das hilft enorm beim Lernen.

Zeig dir, dass Zeit und Veränderung dich voran bringen!

 

Ein Fehler darf kein Drama sein

Lustigerweise kann man das effektivste Lernen mit dem folgenden Satz zusammenfassen:

“ Wer es leichter nimmt, der hat es leichter!“

Dennoch,  unser Steinzeitgehirn sieht dies anders. Je mehr Gewohnheiten wir folgen, desto schwieriger wird das Kreativsein. Die Malblockade ist eine Reaktion des Gehirns, um uns vor Neuem zu schützen!

Leider hat unser Steinzeitgehirn nicht begriffen, dass ein innovativer Malstil nicht tödlich ist.

Du musst also deinen inneren Angsthasen in die Schranken weisen, liebevolle Rituale helfen dabei.

Schritt 1: Das Ritual zum Lösen der Malblockade:  rein in den Autopilot!

Gewohnheiten sparen Energie und machen uns ruhig und zufrieden. Deshalb kann man das Gehirn beruhigen,  indem man mit einem Ritual anfängt. Zum Beispiel einer Zeichnung, bei der man die Augen auf dem Motiv hält und alles an einem Stück zeichnet, ohne abzusetzen. Diese Zeichnung darf kein Ziel haben, du sagst dir, die werfe ich hinterher weg! So kann dann auch kein Stress entstehen! Mit dem Ritual stimmen wir unser Gehirn ein!

Nach kurzer Zeit wird das Gehirn dies als Auftakt zum Zeichnen und Malen empfinden und sich startklar machen! Ein einfacher Einstieg,  nun sind wir im Autopilot.

Schritt 2: Raus aus dem Autopilot

Wenn du nichts veränderst,  wird dein Handlungsspielraum immer kleiner. Baue Fehler bewusst in dein Programm ein, damit das Auftreten kein Drama ist.

Viele Maler erzählen, dass sie auf verschmutztem, bekleckertem Papier die besten Bilder malen, weil sie von Anfang an wissen, dass dieses Blatt ja nichts werden kann. Der Angsthase in uns wurde also geschickt ausgetrickst.

Ich zum Beispiel lebe mit einer großen Lebenslüge, jedes Bild, das ich anfange, ist nur eine Vorzeichnung!

Ich sage mir, das hier ist nur die Vorzeichnung,  also experimentiere! So komme ich meinem Ziel relativ stressfrei näher. Meine offizielle Begründung: Damit mir die Fehler nicht im echten Kunstwerk passieren! Ich spiele also mit meinem kleinen Neandertalergehirn und nehme ihm die Angst zu Gunsten der Innovation.

Es gibt natürlich selten ein echtes Kunstwerk. Aber selbst wenn ich das Bild total versaue,  bin ich nie enttäuscht, denn es war ja nur die Vorzeichnung!

Enttäuschungsmanagment ist der Killer der Malblokade!

Bei diesen Strategien geht es immer darum Fehler zu ermöglichen! Ohne das man sich selbst zerfleischt. Die positive Haltung ermöglicht dann überraschend bessere Ergebnisse.

Tipp: Finde deine eigenen schönen Entlastungslügen! Der Fehler darf ein normaler Teil des kreativen Prozesses werden….nach und nach wird dann der Fehler zum Freund.

Stressfaktoren ausräumen:

Viele Menschen sehen in mir eine lustige und selbstbewusste Wikingerfrau, die groß und unerschütterlich ist. Das ist putzig, denn ich bin eine kleine Neurotikerin und kann über Woody Allen herzlich lachen.

Die Starken kennen ihre Ängste und finden Methoden, sie zu managen!

Jahrelang konnte ich nicht auf gutem Papier malen. Weil ich mich als zu unwürdig empfand! Gutes Papier löste bei mir sofort Stress aus, und dann wurden alle  Bilder schlecht. Meine erste Lösung,  immer billiges Papier zu nehmen, war auf Dauer keine Lösung! Doch dann fand ich eine andere Methode, um mich zu entstressen. Heute kaufe ich Papier bergeweise:

Ach, du meine Güte,  der Papierberg muss weg!

Du musst lernen, dir deine Stressfaktoren aus dem Weg zu räumen. Ärgern hilft nicht! Immer lösungsorientiert denken. Bekloppt? Ja, sicher!

Akzeptiere doch einfach, dass du ein Vollpfosten bist, und gib dir Hilfestellung, anstatt zu meckern!

Ein großes Ziel?

Zeichnen und malen lernen ist eine riesige Aufgabe. Immer dann, wenn einem klar wird, was man alles “ muss“, dann kommt es zu Malblockaden.

Wir wollen alles gleichzeitig, Stress entsteht, unser altes und faules Gehirn macht zu.

Eine wirklich effektive Lösung ist, die Aufgabe in kleine Häppchen aufzuteilen.

Setze dir kleine Ziele, nicht riesige!

Denke beim Zeichen nie weiter als einen Zentimeter! Bleibe bei der einzelnen Linie, springe im Motiv nicht hin und her!

Das Prinzip funktioniert bei jeder komplexen Aufgabe. Wir lernen, es uns möglichst einfach zu machen. Versuche es nächstes Mal mit einem sehr einfachen und kleinen Ziel.

Diese winzige Aufgabe löst du in Seelenruhe.

Dies ist ein enorm guter Trick! Ein Marathon besteht aus einem Schritt! Der entscheidende Trick:  Nicht mit der Aufmerksamkeit hin und her springen, nach der einen Linie kommt die angrenzende!

Zeit und Pause bei Malblockade!

Hat man sich in der Malblockade festgefressen, gibt es Lösungen!

Gib Dir Zeit! Ungeduld verschlimmert es und Zwang auch! Spaß und Spielerisches helfen. Lass dich niemals unterkriegen! Eine Pause und Bewegung können Wunder wirken!  Es geht nicht mit Gewalt.

Dein Gehirn braucht Zeit zum verdauen. Und damit wünsche ich dir ein wunderschönes Wochenende und viel Spaß beim Lernen.

Liebe Grüße Tine

Wie groß deine Spielräume sind und welche Freiräume du hast, zeigt dir dieses Video:

https://www.youtube.com/watch?v=n6KxcTpPw7Q

 

 

Die ehrenamtliche redaktionelle Arbeit braucht viel Zeit und Mühe. Auch kleine Spenden helfen etwas Neues auf die Beine zu stellen!

 



Danke schön!

Grafitpulver hilft beim Zeichnenlernen

Grafitpulver

 

Tine Klein Zeichnung mit Bleistift und Grafitpulver. Der Lesesaal der Lesegesellschaft in Basel.
Lesesaal der Lesegesellschaft in Basel
Heute möchte ich euch Grafitpulver vorstellen. Bleistifte sind aus Grafit und es gibt unendliche viele Techniken für dieses Material. Bei mir ist beim Bleistiftzeichnen- Zeichnen noch viel Luft nach oben, deswegen übe ich. Viele meiner Schüler kommen mit dem Zweifel, ob sie in ihrem Alter und bei ihrem Stress es noch schaffen, komplexe Zeichentechniken zu lernen.
Wenn wir jung sind, ist unser Gehirn in Topform. Dennoch kannst du den Gedanken, dass wir danach langsam vergreisen, getrost über Bord werfen.
Wir kommen mit einem groben Gerüst an Nervenzellen auf die Welt, und was wir dann daraus machen, liegt in unserer Hand.
 
Grafitpulver ist etwas, was schnell tolle Erfolge ermöglicht, und deshalb möchte ich es euch heute vorstellen, denn damit kann man das Gehirn auf Trab bringen.

Erfahrungen sammeln ist wichtig

Üben ist so effektiv, weil es im Gehirn neue Synapsenverbindungen herstellt.

Erfahrungen sammeln ist in jedem Alter wichtig. Und genau deshalb möchte ich euch heute Grafitpulver vorstellen. Mit diesem Material kann man einfach und schnell Erfahrungen machen. Diese Art des Bleistiftzeichnens ist enorm hilfreich für die Malerei, weil man nicht nur eine Linie erzeugen kann, sondern auch Flächen.

Grafitpulver ist ein absolut ideales Material, um Lichtstudien zu machen.

Man kann mit dem Pulver extrem schnell Bildentwürfe machen. Denn die großen Flächen legt man in Sekundenschnelle mit dem Finger an. Ein Fehler wäre, das Material für Feinarbeiten zu benutzen. Du sollst  gerade die Erfahrung machen, wie es ist, großzügig und flächig zu arbeiten! Lichtstudien verbessern jede Malerei. Deine Zeichnungen und deine Malerei werden schnell besser, wenn du dich auf das Licht konzentrierst, weil die Stäbchen, die im Auge hell und dunkel sehen, stimuliert werden. Weil das Auge stimuliert wird, sehen deine Zeichnungen danach großartig aus.
Grafitpulver erleichtert dies, weil wir mit ihm leicht und schnell Erfahrungen machen können. Denn man kann es mit dem Finger schnell großflächig auftragen und danach mit dem Radiergummi bearbeiten.

Hell und Dunkel kann man mit Grafitpulver im Handumdrehen erzeugen.

Prinzipiell ist die Zeichnung dann wie eine Art Knetmasse. Man kann sie immer wieder verändern, ohne dass am Bild ein Schaden entsteht.
Genau auf diese Weise kannst du ausprobieren, was passiert, wenn du etwas anders machst.

Geht es schief? Macht nix, wieder ein wenig Pulver drauf und der Fleck ist weg!

Erwachsene lernen langsamer

Viele Menschen halten dies für ein Problem. Tatsächlich ist es aber für das Zeichen ein enormer Vorteil. Erwachsene haben schon viel Vorwissen, und deshalb muss eine Erfahrung mit vielen anderen Bereichen im Gehirn vernetzt werden. D. h. wenn Erwachsene lernen, entsteht am Ende ein Ergebnis, das eine sehr hohe Qualität hat.
Mache Dir klar und deutlich, dass du etwas langsamer lernst, weil du Verbindungen zu deinem wundervollen Wissen aufbaust.
Mit Grafitpulver kannst du sehr neues Ausprobieren, ess passt in den Alltag. Für das Zeichnen mit Grafit braucht man nicht mehr als einen Bleistift, ein Radiergummi und das Grafitpulver. Zusätzlich würde ich noch Klebeband und ein Blatt zum Abdecken empfehlen.

Das Material!

Prinzipiell kommst du mit dem Material klar, was ich oben aufgezählt habe.
Doch beim Radiergummi ist etwas zu beachten.
Generell solltest du dir einen Knet- Radiergummi anschaffen. Diese Radiergummis haben riesige Vorteile. Erstens sind sie immer sauber, denn beim Kneten entsteht ein chemischer Prozess, der das Radiergummi reinigt.
Zweitens kannst du das Radiergummi immer in die Form kneten, die du brauchst.
Großartig geeignet sind für diese Technik Papierwischer. Papierwischer sind harte Papierrollen, mit denen man das Grafit verwischen kann.
Generell kannst du das Grafit auch mit dem Finger auftragen. Ich persönlich liebe dies sehr, weil ich so meine Zeichnung fühlen kann.
Grafitpulver ist eine dreckige Sache. Rumsauen kann sehr genussvoll sein.
Hände und Schreibtisch können schmierig werden, wenn man nicht aufpasst. Aus diesem Grund solltest du auch Klebeband haben, um der Zeichnung mit dem Grafit einen Rahmen zu setzen. Mit dem Klebeband verhindert man, dass man das Grafit auf den Schreibtisch wischt und dort Chaos entsteht.

Grafitpulver ist dreckig

Der Nachteil des Arbeitens mit Grafitpulver soll nicht verschwiegen werden, die Zeichnung kann verschmieren, dies ist ja auch Teil der Technik.
Deshalb müssen Zeichnung mit Grafitpulver hinterher fixiert werden. Bis du zu Hause bist, musst du ein Blatt über die Zeichnung legen, damit sie andere Seiten im Skizzenbuch nicht verschmutzt. Kein Haarspray, sondern Fixativ benutzen (Haarspray vergilbt). Ein kurzer Stromstoß in die Luft reicht und das Bild ist fixiert.

Die Technik ist einfach und gut

Das Auftragen von Grafitpulver ist sehr einfach. Mit dem Finger kann man es über große Flächen schmieren. Dabei erhält man im wahrsten Sinne des Wortes einen Stinkefinger, denn die Kuppe des Zeigefingers wird dabei schwarz. Dies lässt sich aber ganz einfach mit Wasser und Seife entfernen.
Das Grafitpulver wird umso dunkler, je mehr man es reibt.
Dafür sind Finger und Papierwischer hervorragend geeignet.
Besonders großartig ist, dass man mit dem Radiergummi oder mit dem Radierestift völlig unproblematisch die Farbe wieder vom Papier abheben kann.
Man kann also sehr einfach großflächig Licht setzen oder aber auch sehr feine, kleine Lichtblitze erzeugen. Für feinere Strukturen steigt man auf den Bleistift um.
Der Transport erfolgt am besten in sehr kleinen Gläschen, die man in der Apotheke bekommt. Ein Fingerhut voll Staub reicht für viele Bilder.

Abstrahieren leicht gemacht

Seine so besondere Stärke spielt das Material aus, wenn es um das Abstrahieren. Man kann einfach ausprobieren, wie es aussieht, wenn man Licht und Schatten verschwimmen lässt. In meiner Zeichnung siehst du, wie die Personen mit dem Hintergrund verschmelzen. Wenn man dies mit einem Stift zeichnen würde, wäre es sehr viel Arbeit. Mit dem Grafitpulver kannst du das in einer Sekunde machen.
Damit es zum Herbstputz in deinem Gehirn kommt, musst du dich zwingen, anders zu arbeiten, als sonst. Mach dir klar, dass du viel grober als mit dem Stift arbeitest, du malst nicht eines nach dem anderen, sondern du schmierst den Grafitstaub über alles. Zum Beispiel über Mensch und Wand. Diese komplett andere Arbeitsweise verhilft dir zu neuen Erkenntnissen!

Zusammen mit Grafitpulver werden Radiergummis zum Kunstmaterial 

Ich bin kein großer Freund von Radiergummis. Ich glaube, durch das Radieren nimmt man sich beim Bleistiftzeichnen die Erfahrung.
Beim Zeichnen mit Grafitpulver ist das jedoch anders. Hier wird das Radiergummi nicht zum Vernichten eingesetzt, sondern zum Erschaffen.

Schablonentechnik, das Spiel mit der Kante

Wenn man das Grafitpulver entlang von einer Pappe oder einem Papier aufträgt, kann man ganz gerade Kanten oder auch Effekte wie mit einer Schablone erzeugen. Schau mal im Fenster!

Im Wechselspiel mit den absolut weichen Übergängen, die man durch das Verreiben erzeugen kann, entsteht ein reizvoller Gegensatz zu den harten  Kanten.

Harte und weiche Kanten in der Malerei

Erfahrene Maler horchen an diesem Punkt auf. Denn überall dort, wo es scharfe und harte Kanten gibt, schauen die Menschen hin. Weiche Kanten hingegen sehen sehr freundlich aus. Man kann mit dem Gegensatz aus harter und weicher Kante tolle Lichtübergänge erzeugen. Menschen finden diese Bilder sehr angenehm, weil sie der eigenen Art des Sehens entsprechen. Überall dort, wo wir kein Interesse haben, schauen wir nicht so genau hin. Mit Grafitpulver können wir dieses natürliche Sehen imitieren, dadurch werden die Zeichnungen angenehm und gut lesbar für den Betrachter.
Das sollte euer Ziel beim Erlernen dieser Technik sein.

Preiswert oder Kostenlos

Ich wünsche euch viel Spaß beim Ausprobieren, die Kosten von Grafitpulver sind nicht sehr hoch, denn das Pulver ist ergiebig. Ich habe für meines ca. 13 Fr oder  zehn Euro bezahlt und arbeite damit nun seit einigen Jahren.  Ein kleiner Tipp: Wer kein Grafitpulver hat, kann es einfach mit einem Anspitzer erzeugen, der Staub von der Mine geht auch. Einfach mal ausprobieren.
Erfahrungen mit unterschiedlichen Marken habe ich nicht, denn das Material ist so unglaublich langlebig. Nach der Benutzung kippe ich den Rest des Staubs zurück ins Glas, wahrscheinlich muss ich die Dose mit ins Altersheim nehmen.
Viel Spaß Tine
Weiterlesen und -sehen bei Tine, mit Video

Porträt malen ein Lied von Wahnsinn

Porträtieren :

Menschen interessieren Menschen

Das macht es uns Zeichnern einfach. Doch jahrelang plagen wir uns mit absoluter Ähnlichkeit, bis wir merken: Die tollsten Porträts sind Spiegel der Seele.

Porträt Tine Klein Aquarell und Tinte

Füllhalter- und Aquarell-Porträt von Tine Klein: Meine Freundin in Rotweinstimmung, sie hat was Interessantes erspäht.

Wenn man anfängt, Menschen so darzustellen, dass man Gefühle, Gesten oder Situationen zeigt, dann ist das richtig, einfach und macht auch Freude. Meine Bilder zeigen oft meine Sehnsüchte. Doch lange Jahre hab ich mich mit dem Ziel absoluter Ähnlichkeit geplagt.

Dummerweise gleitet aber fast jeder in die Falle der Ähnlichkeit ab.

Gerade Anfänger wollen immer absolut ähnliche Porträts malen. Warum, weiß ich eigentlich nicht so genau, denn diese Bilder interessieren eigentlich niemanden, außer vielleicht die, die diese Person wirklich lieben. Gleichzeitig regen sich die Leute, die diese Person wirklich kennen, aber total über winzige Abweichungen im Gesicht auf. Kurz zusammengefasst, das ähnliche Porträt interessiert keinen und ist für ungeübte Maler der direkte Weg ins Höllenfeuer.

Doch dies hat noch niemanden davon abgehalten, sich wie die anderen Lemminge von der Klippe zu stürzen.

Portraitmalen lernen, des Wahnsinns erster Akt:

Es gibt Situationen, da frage ich mich, warum ich eigentlich kein Orchester im Atelier habe.

Immer wenn es um die tragischen Mythen der Menschheitsgeschichte geht, dann bräuchte man doch zumindest  ein Symphonieorchester, das die Handlungen mit dramatischer Musik untermalt. Oder ist Odysseus jemals auf die Sirenen zu gesegelt, ohne dass jemand dramatisch eine Geige quälte? Komisch,  bei mir ist das nicht so, wenn es um die wirklichen Dramen in einem Atelier geht, dann springt kein 150-köpfiges Symphonie-Orchester aus der Ecke, obwohl die Situation es wahrlich verdient hätte.

Nein, die wahrlich tragischen Ereignisse schleichen sich langsam, unauffällig heran. Zum Beispiel in Form einer liebenswürdigen Großmutter, die zu ihrer ersten Mal-Stunde mit einem gespitzten Bleistift und dem Foto ihres Enkels anrückt.

Der feste Vorsatz:

Ich möchte meinen geliebten Enkel malen, und zwar ganz, ganz ähnlich

Vier Stunden später hat sich die niedliche Großmutter in einen nörgelnden und höchst aggressiven Reiter der  Apokalypse verwandelt. Noch schlimmer sind die, die nun in tiefe Depressionen stürzen und jedes Lebewesen im Umkreis von einigen 100 m in die völlige Verzweiflung treiben, und das alles ohne eine anständige dramatische musikalische Untermalung.

Kurz gesagt: Omi hat gerade gemerkt, dass man sich mit dem Porträtzeichnen so richtig quälen kann.

Portrait zwischen Glück und Wahnsinn

Porträtzeichnen kann so richtig glücklich machen. Es macht Spaß, das Menschliche festzuhalten, doch dabei porträtiert man eher die Situation oder das menschliche Verhalten. Sobald es allerdings darum geht, den Menschen absolut genau zu zeigen, verschwindet diese Leichtigkeit zugunsten von leichtem Augenzucken, was sich unbegrenzt steigern lässt.

Richtig gute Porträtzeichner sind oft richtige Freaks, sie haben sich darauf spezialisiert, Gesichter ganz genau zu malen. Dies verlangt eine hohe Anstrengung, und sie sind enorm stolz darauf, dass sie computer- millimetergenau zeichnen können.

Oftmals findet man diese Meister des Porträtieren in Fußgängerzonen oder an touristischen Attraktionen und muss feststellen,  die Bilder sehen irgendwie seelenlos aus.

Absolut tolles Handwerk und trotzdem seelenlos -Perfektion, eine Quelle der Enttäuschung?

Kunst ist eben kompliziert, Handwerk ist der eine Teil,  Ausdrucksstärke der andere. Und wenn man sich so unglaublich stark auf jeden Millimeter konzentrieren muss, dann geht eben ganz beiläufig die Ausdrucksstärke flöten.

Ein Teufelskreis? Was nun? Selbst  Perfektion scheint, das Porträt nicht glücklich zu machen. Eine Lösung sind Bilder, die erzählen.

Ich selbst bemerke das mir Portraits nebenher oft am besten gelingen. Mit Spass und spielerischen Elementen. Hier zum Beispiel Giacometti mit Wollhaaren.

Tine Klein ein spielerisches Porträt von Giacometti

Mit Spaß zum Gesicht

Einer, der das kann, ist Elmar Huxoll. Ich bin ein Fan. Elmar ist in Spuckweite von mir geboren, vielleicht liebe ich deshalb seine Kunst so sehr, weil da ein Stück Heimat drin steckt. Unsere künstlerischen Lebenswege gleichen sich sehr. Zuerst mal ein Beruf mit Kunst,  doch zum Broterwerb geeignet. Elmar ist Textil Designer, doch die Kunst bleibt bei uns immer irgendwie triebhaft.

Wie viele Künstler unserer Zeit und in meinem Freundeskreis arbeitet Elmar mit  Material, dass man ganz praktisch mit ins Leben nehmen kann.

Kunstmaterial für das Zeichnen und Malen, nicht zum Angeben.

Elmar Huxoll, ein Meister des schnellen Selbstportäts

Hier ein paar Selbstportraits von Elmar, die sind so gut, weil sie Gefühle enthalten:

Selbst Portrait von Elmar Huxoll. Blog Herz-der Kunst

Elmar ist zufrieden! Und an anderen Tagen eher nicht!

Selbst - Portät von Elmar Huxol, Im Tutorial von Blog Herz-der-Kunst.

An anderen Tagen ist er müde:

Selbst - Portät von Elmar Huxol, Im Tutorial von Blog Herz-der-Kunst.

mal fragt er sich?

Selbst - Portät von Elmar Huxol, Im Tutorial von Blog Herz-der-Kunst.

Und er erzählt was über seine Gelüste:

https://www.boesner.ch/niederlassungen/unterentfelden/veranstaltung/gesichter-skizzieren-frei-und-mit-spass-4

Und die einfachen Dinge des Lebens:

https://www.boesner.ch/niederlassungen/unterentfelden/veranstaltung/gesichter-skizzieren-frei-und-mit-spass-4

Die Selbstportraits von Elmar sind so gut, weil er sich traut etwas zu erzählen. Es braucht Mut Gefühle preiszugeben.

Eine kurze Frage? Habt ihr das Gefühl, dass ihr diesen Menschen gut leiden könnt? Jetzt mal ganz ehrlich, ihn muss man doch lieben! Denn diese Gefühle kennen wir alle!

Emotionen im Porträt:

Elmar beweist, dass man für ein gutes Porträt nix weiter als die Emotion braucht.

Mann sieht nichts, aber die Emotion ist da!

Habt ihr schon mal dieses Gefühl bei einem dieser super, super exakten Portraits, die man in touristischen Fußgängerzonen kaufen kann, entwickelt?

Nein?, dann könnte es daran liegen, das diese Portraits unmenschlich und sinnentleert sind!

Der Tipp für das Porträt: Leben statt Pedanterie

Wenn man mich fragen würde: „Warum findest Du die Portraits von Elmar Huxoll gut?“, dann würde ich sagen, weil man ganz genau den Menschen erkennt, und zwar über sein Gefühl und seine Eigenarten.

Elmar, Hingucker, locker hingeworfene Portraits zeigen Menschen in Action.

Ihre Stimmungen und Launen. Ein fettes Grinsen ist auch fett!

Und Blicke sind manchmal unergründlich:

oder man traut es sich nicht zu sagen: auch mal wirklich böse:

Form, Farbe und Gefühle

Elmar arbeitet nach dem Grundsatz:

Viel hilft nicht viel.

Die Stimmungen und Menschen sprechen für sich selbst.

 

Gerade dann, wenn sich Farbe und Gefühl verbinden, werden die Bilder stark.

Deshalb sind seine Zeichnungen Sex, Drugs und Rock´n´Roll für mich.   Auch wenn Elmars Kunst ganz anders ist als meine, ich liebe sie.

Da  steht nicht ein stocksteifes Modell,  sondern ein Mensch!

Mir ist zwar manchmal unbegreiflich wie eine so dahingeworfene Linie so viele Gefühle enthalten kann. Aber irgendwie ist da der Zauber des Einfachen am Werk,

 

Was kann man von Elmar Huxoll lernen:

Wenn ihr porträtieren lernt, dann macht euch nicht verrückt mit absoluter Genauigkeit.

Es gibt etwas, was viel, viel wichtiger ist als Genauigkeit, das ist das Gefühl.

Wie man an diesem kleinen Potpourri sieht,  sind diese Porträts niemals langweilig. Betrachter müssen dort immer hinsehen. Emotionen, Lüste, Liebe, Pleiten, Pech und Pannen, Das pralle Leben ist weiß Gott viel interessanter als ein steifes,  aber perfektes Porträt.

Wenn ihr porträtieren lernt, dann steckt alle Kraft und Macht, die euch zur Verfügung steht, ins Gefühl.

Es gibt viele Menschen, die sich solche Kunst nicht erlauben würden, weil sie die Sicherheit der Ordnung und Anerkennung brauchen. Das Verrückte ist,  dass gerade diese Menschen niemals wirklich interessante Porträts machen können, denn sie suchen über die technische Perfektion  immer eine Art Rückversicherung. Dabei ist aber das Gefühl etwas, das überhaupt keine Rückversicherung von anderen braucht.

Deshalb bleiben Künstler wie Elmar außergewöhnlich, sie haben dies erkannt, man muss dem mumm haben nicht der absoluten Schönheit nach zu hetzen.

Der beste Tipp:

Vergiss das Porträt und nimm das Menschliche ins Zentrum

Dann kommt das Porträt von selbst. Man braucht für ein Porträt nicht mal ein Gesicht, wer Teenager hat kennt das genau:

Ein 15 jähriger Gammelfleisch-Skandal!

Schnapp dir einen Kugelschreiber und leg los.

Liebe Grüße ins Wochenende

Tine

 

Zeichenunterricht und Kontakt zu Elmar:

Elmar lebt in einer kleinen Stadt vor den Toren von Berlin.

https://www.facebook.com/elmar.huxoll

Auch bei mir läuft gerade noch der letzte Portraitkurs des Jahres, ich befürchte, er ist wie immer ausverkauft. Aber meldet euch ruhig dennoch an, wenn es im Frühling mit Corona besser wird, kann es einen erneuten Kurs geben. Ich verlinke selten Kurse, weil wir viel mit Warteliste arbeiten.

https://www.boesner.ch/niederlassungen/unterentfelden/veranstaltung/gesichter-skizzieren-frei-und-mit-spass-4

Quellen: Alle Bilder außer das erste Bild und der Giacometti sind von Elmar Huxoll. Ein fettes Dankeschön an Elmar.

Weiterlesen  zum Thema Porträt:

In diesem Blog geht es um die Schraffur im Gesicht:

https://blog.herz-der-kunst.ch/schraffieren-lernen/

Schraffieren Lernen