Berge malen, eine Anleitung aus dem Flachland

Ansichten einer Flachländerin zu den Bergen.       Tine Klein

Heute geht es um das Berge malen, das ist lustig, denn ich bin Flachländerin, überzeugte Flachländerin!

Ich bin auf dem ersten Berg (Hügel, hüstel) hinter der Nordsee geboren. Von dort aus kann man unglaublich weit in den Himmel sehen. Der Himmel ist so wundervoll groß, dass das Land zu einem Strich wird. Die höchste Erhebung in dieser Landschaft sind die Niederländer mit ihren Wohnwagen. Kleine Wälder nennen wir Baumberge, kein Witz. Diese Baumberge sehen in der flachen Landschaft unglaublich groß aus.

Wenn  eine Flachländerin auf einen richtigen Berg trifft, dann ist sie erst mal schockiert. Ihr bleibt der Mund offen stehen.

Berge malen und die Gedanken sortieren

Staunen mit offenem Mund ist angesagt. Berge sind so prächtig, großartig und gewaltig. Manchmal wirken sie aber auch böse, dunkel, kalt und lebensfeindlich.

Was ich an der Schweiz liebe? Landschaften, die mich entführen, die das Licht feiern!

Woran liegt das? Berge sind so groß, dass sie das Licht beeinflussen können, und dadurch sind sie enorm wandelbar.

Mitmachen macht Spaß

In den letzten Wochen habe ich euch angekündigt, dass es nun Blogs zum Mitmachen geben wird. Das ist mein Beitrag für die Menschen, die jetzt in der grauen Jahreszeit zu Hause hängen, und es gibt nichts mehr zu tun. Denn:
 
Ohne Kultur wird es still!
 
Diesen Blog widme ich den Menschen, die  den Lockdown mit ihrer beruflichen Existenz zahlen. Aber darum geht es nicht, denn hier ist ein Ort für das Schöne und die Entspannung.

Meine Lieben, wir machen es uns schön! Es bleibt uns nix anderes übrig!

Unsere heutige Location ist Tarasp.

Die Location – Tarasp

 

Wir werden diese Woche von Fotos arbeiten, in Zusammenarbeit mit der Facebook-Gruppe #VirtualsketchLeichester erstelle ich für euch diese Woche einen kleinen virtuellen Spaziergang durch den Ort Tarasp.
Fotos und google streetview
 
Ich war kurz vor Weihnachten in Tarasp, es ist ein winziges Örtchen im Engadin in der Schweiz. Freunde von uns haben dort ein historisches Bauernhaus.
 
Die Natur dort ist mächtig, wundervoll und feindlich.  Gerade deshalb, weil die Natur so ausdrucksstark ist, findet man dort auf Schritt und Tritt etwas, was es wert ist zu malen.
 
Das Erlebnis hat mich sehr beeindruckt.

 

Bildentwurf durch den persönlichen Blick

Mein erster Hinweis zum Bergemalen ist:

Neben einem richtigen Berg fühlt man sich unglaublich klein.

Berge sind neben den Ozean die größten Gegenstände, die wir auf unserem Planeten haben. Es ist wichtig, diese in Bildern auch richtig riesig aussehen zu lassen.

Oft bekommt man Berge überhaupt nicht aufs Papier, weil sie im Vergleich zu jedem anderen Motivelement viel zu groß sind.

Und hier kommt die Diagonale ins Spiel. Die schrägen Berghänge führen das Auge.

Spielst du mit dieser Schräge und übertreibst du sie vielleicht sogar, dann hast du es ganz leicht, dem Betrachter von einer Berglandschaft zu erzählen. Deshalb ist mein erster Tipp der folgende:

Tipp Nummer 1:

Spiele mit der Diagonale.

Beim Malen hat man es mitunter gar nicht schwer. Schon ein dunkles Dreieck macht dem Auge des Betrachters schnell klar: Hoppla,  hier steht ein Riesenbrocken von Berg.

Die Diagonale übertreiben hilft!

Das Dreieck und der Berg sind Seelenverwandte:

Berge im Hochgebirge sind natürlich nicht immer nur Dreiecke. Dennoch kann man dem Betrachter mit einem Dreieck im Hintergrund sehr leicht klarmachen, dass dort ein schneebedeckter riesiger Berg steht. Der wichtigste Trick, weiße Stellen an der Spitze freilassen. Im unteren Bereich der Berge bietet es sich an, mit trockenen Pinseln zu arbeiten, denn der gebrochene Farbauftrag wirkt wie Stein. Mein zweiter Tipp für diesen Blog:

Wer Berge malt, sollte den trockenen Strich üben.

Den passenden Blog dazu hänge ich euch am Ende an.

 

Berg malen leicht gemacht:

Wer riesige Gegenstände in Szene setzen möchte, muss das Andeuten und Antäuschen lernen. Im Vergleich zu anderen Motivanteilen sind Berge einfach riesig.

Tine Klein kleine Tipps zum Berge malen. Aquarell Skizze aus Tarasp

Tine :  Tarasp, der Blick aus Denes Fenster

Himmel, der Berg will einfach nicht aufs Blatt passen!

Deshalb muss man sich das Antäuschen und Verkürzen angewöhnen. Zeige dem Betrachter, wie es in die Höhe weitergeht, und kappe den Rest.

 

Berge malen und das Licht:

Je näher man einem Berg kommt, desto gewaltiger ist er. Der fette Kerl steht einfach im Licht. Oft reicht es schon, das Fehlen von Licht zu malen, und schon ist dem Betrachter klar, dass hier ein Berg steht.

Tine Klein kleine Tipps zum Berge malen. Aquarell Skizze Val Müstair

Tine Klein: Aquarellskizze Val Müstaire

Schatten und eine Diagonale, dann weiß der Betrachter, was los ist.

Berge malen – eine Landschaft, die einen nicht kalt lässt!

 

Ob ein Berg mordlustig oder einfach nur zauberhaft ist, liegt meistens an der Jahreszeit.

Aus diesem Grund verändern sich die Farben in den Bergen unglaublich stark. Der Berg ist immer im Wechselspiel mit der Sonne, denn ein Berg steht mitten im Himmel.

Der Berg steht dem Licht im Weg. Jeder, der schon einmal in den Bergen war, hat erlebt,  wie schnell es kalt wird, wenn das Licht weg ist.

Die Folge ist, dass die Farben der Berge unglaublich abwechslungsreich sind.  Ein Berg kann in einem Moment glitzernd und weiß und weich sein, und im nächsten Moment nacht-grau und kalt. Berge malen heißt, kalte Farben im Schatten, warme im Licht.

Tine Klein kleine Tipps zum Berge malen. Aquarell Skizze Zürichsee.

Die Farbwechsel in den Bergen können regelrecht gewalttätig sein.

Ich kann jedem Maler empfehlen,  in diesem Punkt sehr mutig zu sein, denn ein Berg ist von Natur aus nichts Niedliches. Man kann nicht Berge malen, ohne die schroffen Lichtunterschiede der Felsen zu zeigen, dazu braucht man eine starke Pigmentierung.

Tine Klein: Skizze Val Müstair.

Dunkelblau und Grautöne treffen diese Landschaft genauso gut wie ölig schwarze Grüntöne.

Die Berge bilden durch ihre dunklen Farben auch den optimalen Hintergrund für leuchtende Farben.

Die Geschichte zum Bild

 

Beim Malen ist die persönliche Erfahrung immer wichtiger als allgemeine Regeln.

Denes macht immer gern den Reiseführer. Er erzählt viel über Landschaft und Kultur und ich bin ihm sehr dankbar dafür. Denn er richtet meinen Blick immer wieder auf Dinge, die mir sonst entgangen werden. Plötzlich sagt Denes: Am meisten liebe ich die Lerchen, denn sie machen diese Landschaft im Herbst so wunderbar golden. Goldene Bäume! Das ist etwas, das sich bei einem Maler im Kopf festsetzt.

Berge können auch heiter sein.

Lasst uns die Heiterkeit mit ins neue Jahr nehmen!

Und nun die Vorlagen zum Mitmachen!

Die Veranstaltung zum Berge malen:

Hier findet ihr die Facebookgruppe:

https://www.facebook.com/groups/virtualsketchleicester

Sonntag, um 12 Uhr, werden wir ein bisschen quatschen und dann ungefähr 1 Stunde malen. Danach können die Ergebnisse in der Gruppe gepostet werden.

Das Zoom Meeting findet ihr hier.

https://www.facebook.com/events/406129594041217

Wer nicht in die Gruppe möchte, kann unter dem Hashtag #MalenmitTine posten. So können die anderen eure Bilder finden.

Damit viele mitmachen können, möchte ich euch diesmal bitten, den Link für diesen Blog unter euren Bildern in Facebook zu posten.

Auf Instagramm wäre es schön,  wenn ihr in euren Text den Hashtag und den Hinweis schreibt, dass die Fotovorlagen auf Blog-Herz der Kunst zu finden sind.

Dies gilt natürlich auch für alle anderen sozialen Netzwerke. Damit viele Leute mitmachen können!

Das ist Tageslicht am Berg.

Kleiner Hinweis, die Bilder habe ich selbst gemacht. Viel Spaß bei der Kreativität. Ihr dürft sie benutzen. Jedoch nicht für gewerbliche Zwecke. Dadurch, dass meine Kurse abgesagt wurden, konnte ich sie selbst noch nicht verwenden. Deshalb seid so lieb und benutzt diese Fotos nicht für Malunterricht.

Ich danke euch herzlich! Liebe Grüße Tine

Hinweis für alle Malschüler. Wir wissen noch nicht, ob die Akademie öffnen kann oder die Kurse dem Lockdown zum Opfer fallen. Wir tun alles, was wir können, wissen aber genauso wenig wie ihr. Glaubt mir,  wir Kulturschaffenden würden Corona gerne eigenhändig erwürgen. Aber nicht mal dieses kleine Vergnügen ist uns gestattet.

Bleibt gesund!  Das ist das Wichtigste. Ich bin bald wieder für euch da. Kuss Tine

 




 

Weiterlesen bei Tine:

Berge malen der trockene Strich ist hilfreich:

Der trockene Strich

https://blog.herz-der-kunst.ch/der-trockene-strich/

Motiv und Bildkommunikation

Die Macht des Positiven

Tine Klein Aquarell und Tusche New York timesquare .

Zum neuen Jahr möchte ich über die Macht des Positiven reden.

Mein Mann zum Beispiel hat im Leben die Erfahrung gemacht, dass man mit Tatkraft einfach jedes Problem aus dem Weg räumen kann. Er geht immer davon aus, dass es schon klappen wird, und deshalb klappt es bei dem dreisten, geliebten Drecksack auch. (Ich werde sein Gesicht fotografieren, wenn er das Korrektur liest, grins … Küsschen Schatzi!)
Selbsterfüllende Versprechen entstehen dadurch, dass man fest an etwas glaubt.
Tom geht davon aus, dass er einen Parkplatz in der ersten Reihe bekommt.
Alle anderen denken: Oh Gott, oh Gott, da vorne ist es schon voll!
Und deshalb bekommt dieser freche Kerl immer in der allerersten Reihe einen Parkplatz.
Für die Malerei und auch im Leben kann man aus diesem Verhalten sehr viel lernen.
Wenn man seine positiven Erwartungen bündelt und auch umsetzt, dann klappt das, weil man sich entspannt und sich selbst das Leben erleichtert.
Deshalb möchte ich euch für 2021 das Bild in den Kopf setzen, dass es dieses Jahr langsam aufwärts geht. Das Jahr wird auf jeden Fall besser als 2020. Vom Dunklen ins Helle vom grau in die Farbe. Und ihr müsst es euch fest vornehmen. Egal, was passiert, ihr erfüllt euch dieses Jahr einen Herzenswunsch! Versprochen!?
Nicht über das grübeln was man nicht ändern kann!

Gefühle und das Motiv

Wenn man Gefühle in einem Motiv bündelt, dann malt man ein richtig gutes Bild. Oft geht das schon am Anfang des Bildes schief.
Klassischerweise denken wir über die Auswahl eines Motives gar nicht nach. Aus dem Bauch heraus sagen wir, das möchte ich malen oder zeichnen.
Ein Motiv aus dem Bauch heraus auszuwählen, ist nichts Schlechtes, denn Gefühle sind die treibende Kraft in der Malerei. Trotzdem ist es immer ganz wichtig, sich klarzumachen, was man malt und warum man es malt, denn sonst passiert etwas ganz anderes.

Von Motiven zum echten Motiv

Wenn ich meine Schüler frage:
“Was möchtest du denn malen?“
Dann schauen sie mich mit großen Augen an und sagen:“ Na das eben“, fuchteln mit dem Finger in der Luft, als sei alles klar!
Dabei ist gar nichts klar!
Wenn zwei Menschen ein und dasselbe sehen, dann sehen sie ganz und gar nicht dasselbe. Wenn jemand mit einem Finger auf ein Motiv zeigt, dann ist da nicht nur ein Motiv zu sehen, sondern Dutzende.
Wenn ich mit meinen Brüdern unterwegs bin, dann sehe ich an der Cote d´Azur Palmblüten und das blaue Meer und meine Brüder sehen Sportwagen.
Mein erster Tipp für den heutigen Tag ist:
Suche dir wirklich ein Motiv aus. Das kann ein Gegenstand sein, aber auch eine Gruppe von Gegenständen, die eine gemeinsame Aussage haben, also eine Szenerie.
Wichtig ist dabei nur eine Aussage! Das erkläre ich noch! 

Das Motiv und das innere Bild

In realen Bildern ist das größte Problem, dass irgendein Gegenstand auf der Straße zufällig die Bild-Aussage bestimmt. Dies passiert immer, wenn ein Gegenstand grelle Farben oder starke Kontraste hat.

Dann wird das gesamte Bild dich und deine Betrachter enttäuschen. Das Bild kann keine Stärke erlangen, weil die Aussage sich zufällig bildet. Hinzu kommt noch, dass Motive und innere Bilder bei Menschen nicht übereinstimmen.

Im Bild und im Kopf entsteht Chaos. Das Motiv, das innere Bild und die zufälligen Motivanteile fangen an sich zu streiten.

Das innere Bild und die Realität

Diese innerliche Vorstellung von etwas muss überhaupt nicht mit dem tatsächlichen Gegenstand übereinstimmen.
Vielleicht kennst du das bei Dingen, die man nur aus der Kindheit kennt.
Ist es dir auch schon mal so gegangen, dass du geglaubt hast, etwas ist riesig, und dann hast du’s noch mal gesehen und es war ganz anders?
Ich hatte zum Beispiel in der Kindheit Angst vor unserem Schulhausmeister, als Erwachsene sah ich nur noch einen kleinen, unsicheren Mann.
Diesen kleinen Exkurs habe ich gemacht, weil innere Bilder für die Malerei sehr wichtig sind. Triffst du die inneren Bilder, also malst du einen Gegenstand so wie ihn die andern innerlich sehen, werden sie jubeln.
Weil endlich mal jemand gemalt hat, was sie selbst fühlen.
Dann werden Bilder wirklich sehr mächtig. Menschen sehen dann dein Bild nicht nur mit den Augen, sondern sie stimmen dir innerlich zu.
In realen Bildern hat man ein ganz anderes Problem, hier gibt es 1000 Gegenstände. In einer Straße gibt es Passanten, Autos, Fahrräder, Schaufenster, Pfosten, Bordsteine und Hunderte von anderen Dingen.
Erst einmal musst du definieren, was male ich hier eigentlich, das bündelt die Gefühle auf einen Gegenstand.
Die Hauptaufgabe eines Malers ist, die Gegenstände eins Motivs so zu sortieren, dass sie ein schlüssiges äußeres und inneres Motiv bilden.

Vom Klischee zum Motiv

Machen wir es nicht zu kompliziert, der Gegenstand, der in einem Bild am größten ist oder die stärksten Kontraste hat, wird die Regie im Bild übernehmen.
Damit das nicht unkontrolliert passiert, muss sich der Maler Gedanken über Motiv und Szenerie machen. Manchmal hat dies tatsächlich ein wenig mit Klischees zu tun. Denn innere Bilder von vielen Menschen werden gemeinsam ein Klischee. Klischees sind aber nichts Schlechtes. Im Grunde musst du selbst so arbeiten, wie es das Unterbewusstsein von vielen Menschen tut.

Man muss die Gedanken vor dem Malen sortieren!

New York ist auf der Karte, weil sie ein Symbol für das ist, was uns allen dieses Jahr passiert ist. Das Motiv ist der Times Square, das kannst du googeln und findest tolle Fotovorlagen.

Schauen wir einmal auf meine Neujahrskarte, hier geht es ja nicht um einen Gegenstand, sondern um eine ganze Straßenszenerie.
Auch eine Szene hat eine gemeinsame Aussage.
New York, d. h. bevölkerte Straßen, sehr hohe Häuser und viele Lichter. Alles andere muss im Grunde nicht rein ins Bild. Auch ein Klischee:  Gelbe Taxis gehören zu New York! In diesem Fall Klasse! Her damit! Die Lichter und Leuchtreklamen nutze ich für meine Message.
Mein Tipp zum Nachmalen!
Guck dein Bild an. Gucke weg und dann überlege was rein muss.
Was du jetzt im Kopf hast kommt ins Bild. Alles andere kann weg! Male nur das was zu der Straßenscene passt. Hochhäuser sind Kulisse, das heißt Fenster und Details weglassen.
Nur Kerninhalte herausarbeiten!
Die auch gerne mit Chaos, Leben und Inbrunst!
Tine Klein Aquarell Times Square. Blog über Motiv und Bildkommunikatioin
Bildkommunikation ist ein Gespräch ohne Worte. Hier setze ich jede Farbe dafür ein das ich 21 so viele Umarmungen möchte wie möglich. Das Motiv sagt ich vermisse euch.

Frohes Neues!

Meine Lieben, ein bisschen Chaos, Hektik und Fußpilz erwarten uns noch dieses Jahr. Aber wir sehen Licht am Ende des Tunnels. Nehmen wir es mit Humor, was bleibt uns auch anderes übrig. Dieses Jahr wünsche ich euch wirklich inbrünstig: ein frohes neues Jahr.
Denkt daran, was wir nächstes Jahr wieder genießen werden, was wir vorher für völlig selbstverständlich gehalten haben.
Erinnere mich daran dich zu umarmen, wenn wir wieder dürfen!
Liebe Grüße ins neue Jahr! Tine
Noch ein kleiner Tipp für alle die im Lockdown sind ein toller, bildgewaltiger Film über dieses Jahr. Etwas großartiges für die Augen. Achtet einmal darauf, wie diese Filmemacher unsere inneren Bilder umgesetzt haben.



 Weiterlesen bei Tine:

https://blog.herz-der-kunst.ch/kunst-und-krempel-andere-kaufen-schuhe

Sammelleidenschaft Kunst: Andere kaufen Schuhe!

Die besten Grußkarten erstellen!

Hallo, ihr Lieben, frohe Weihnachten

Tine Klein zum Thema Gr0ßkarten, Weihnachtsmann

Nimm dir einen Kecks und lass uns plaudern. Du denkst jetzt sicher, ich wäre für einen Artikel über Weihnachtskarten viel zu spät dran. Warum das nicht so ist, wirst du in diesem Beitrag erfahren, denn die beste Zeit, um tolle Weihnachtskarten zu machen, ist jetzt. 

Das Jahr war so bittersüß, voller Umbrüche, Berufschaos und fehlender Routinen. Nächstes Jahr werden wir die Zeit mit unseren Lieben weit mehr schätzen.

Na, gibt dir das Leben Zitronen, dann fragt nach Salz und Tequilla.

Das gute Leben liegt immer vorne! Rückwärts geht nicht. Ich möchte dir dieses Jahr helfen, die beste Weihnachtskarte für nächstes Jahr zu machen!

Grußkarten zur richtigen Zeit

Traditionell mache ich meine Neujahrskarte nach Weihnachten, denn ich bin der Typ, der das Zeitmanagement mit den Karten nicht so richtig hinbekommt. Viele meiner Bekannten machen ihre Karten für Weihnachten im Hochsommer, aber bei 35° im Badeanzug laufe ich bei den Weihnachtskarten nicht so richtig zur Hochform auf.

Der Haken daran ist, dass man eigentlich zu dieser Zeit die Karten fertig haben müsste, denn nur dann könnte ich sie in Ruhe drucken lassen.

Unter Zeitdruck lassen sich Karten auch nicht gut machen. Denn dann habe ich das klassische Brett vorm Kopf.

Grusskarten und die richtige Zeit zur Inspiration

Die gute Inspiration für eine supergute Weihnachtskarte bekommt man nun mal nicht im Schwimmring. Aber genau zu den Anlässen, wo man Grußkarten braucht, passieren auch die Dinge, aus denen man gute Karten machen kann.

Und genau jetzt stellt sich doch die Frage: Wie gestaltet man die perfekte Grußkarte?

An welche Weihnachtskarten erinnerst du dich?

Ich habe meinen Mann gefragt, welche Weihnachtskarten denn die besten waren, die wir jemals bekommen haben. Mein Mann hat geschnaubt und ist überm Tisch zusammengebrochen und konnte sich überhaupt an nichts erinnern. Bis er plötzlich grinste.

Typisch Mann! Beide schweinisch!

Überlege doch einmal, welche Grußkarten dir sehr positiv in Erinnerung geblieben sind und welche nicht? Kannst du dich noch an die Karten von letztem Jahr erinnern? Oder die vom Jahr davor?

Ja, und genau das ist das Problem! Du wirst dich an 99 % der Grußkarten aus dem letzten Jahr nicht mehr erinnern können. Egal, wie hübsch die waren.

Und was soll ich dir jetzt für Tipps geben? Wie gestalte ich eine hübsche Grußkarte, die dann doch jeder vergisst!?

Ich erinnere mich an die besonders schönen, aber nur weil die an meinem Küchenschrank hängen. Und ich erinnere mich an die besonders schrecklichen Karten. Aber ich gehe jetzt mal davon aus, dass wir alle nicht die schrecklichste Karte aller Zeiten gestalten wollen.

Obwohl, so schlecht ist die Strategie eigentlich nicht, ein alter Schulfreund meines Mannes ist von einem anderen „Freund“,als Weihnachtsmann verkleidet, abgelichtet worden. Trotzdem wird diese Karte niemand vergessen. Er war nackt. Ein nackter Weihnachtsmann? Klar, er war mit Mütze bekleidet, nur nicht an der passenden Stelle. Hinzu kam, dass er ziemlich betrunken war, die Pose eindeutig, und zu allem Überfluss war die Location ein Pissoir. Blöderweise wird er diese Weihnachtskarte nicht los, es ist mittlerweile 25 Jahre her, und immer noch müssen wir alle an Weihnachten an diese Karte denken.

Das kriegen wir einfach nicht mehr aus dem Kopf. “ Die Redaktion möchte anmerken, dass die beiden nicht mehr befreundet sind!“

Die zweite Weihnachtskarte, an die wir uns beide erinnerten, war aus Hamburg (Reeperbahn 🙂 ) mit der Aufschrift:

Dieses Jahr gibt es nicht die Rute, sondern gleich die Peitsche!

Halten wir mal fest: Eine ungewöhnliche Weihnachtskarte bleibt im Kopf! Vor allem eine freche.

Ist vielleicht aber auch nicht jedermanns Sache, also dann doch lieber traditioneller?

Traditionelle Grusskarten

Traditionelle Karten sind wunderbar. Damit man diese Karten allerdings mit Wertschätzung behandelt, müssen sie wirklich gut gemacht sein. Denn hat eine Karte keine besonders gute Idee, dann muss sie mit Hunderten von anderen Darstellungen konkurrieren.

Bei traditionellen Darstellungen gilt: Die Ausführung muss so hochwertig wie möglich sein!

Trotzdem wird man es mit so einer Karte schwer haben, in der Bilderflut mitzuhalten.

Es gibt allerdings noch einen anderen Weg: Gefühle!

Die Karte, über die ich mich in meinem Leben am meisten geärgert habe, war eine sehr hochwertige und teure Weihnachtskarte. Die Karte war von einem sehr engen Freund. Allerdings wurde sie von seiner Sekretärin geschrieben und er hat sie nur unterschrieben.

Das hat mich richtig aufgeregt. Wichtig ist, dass Karten wirklich von Herzen kommen, denn dann ist es fast egal, was vorne drauf ist.

Auf die Gefühle kommt es an!

Um Gefühle zu erzeugen, ist diese Jahreszeit ganz wunderbar geeignet. Die besten Gefühle sind Lachen, Humor, Liebe. Aber auch persönlich Erlebtes, Familienmitglieder, Freunde, eigene Haustiere oder Pleiten Pech und Pannen sind viel besser als alles Abgeschmackte und Unpersönliche.

Also ist das beste Motto für die beste Karte deines Lebens: Lass es einfach passieren!

Die Krise und der Humor:

Gerade jetzt passieren die Dinge, die optimal sind für die beste Karte des nächsten Jahres!

Wenn jetzt etwas so richtig schief geht, dann ärgere dich auf keinen Fall! Sondern greife zur Kamera! Denk auf jeden Fall: “ Kann ich in drei Monaten drüber lachen?“ Wenn ja, dann lach sofort!

Ein friedlich schlafender Dackel neben einem umgeworfenen Weihnachtsbaum, einem geplünderten Keksteller und einer zerfetzten Weihnachtsmütze ist kein Drama, sondern die beste Weihnachtskarte, die du jemals verschickt hast.

Jedes kleine Drama, das du auf eine Karte packen kannst, wird dir die Herzen zufliegen lassen. Gerade an Festtagen ist jedem schon mal was schief gegangen und jeder wird dich dafür lieben, weil es ihm genauso ergangen ist.

Also ist jetzt die beste Zeit, die beste Weihnachtskarte überhaupt zu machen.

Das Prinzip funktioniert auch bei jeder anderen Karte. Persönliches und Humor sind einfach am besten.  Gerade mit Haustieren bekommt man solche Karten im Handumdrehen hin.

Mich hat gerade eine Weihnachtskarte erreicht, auf der ein riesiger schwarzer Hund absolut konzentriert in den Backofen starrt. Aufschrift, wird gut!

Meine beste Freundin kann überhaupt nicht kochen. Eine Karte von ihr zeigt eine völlig verbrannte Ente mit der Aufschrift: “Bring lieber was mit. “

Es kommt also gar nicht darauf an, eine hübsche Karte zu machen. Unser Leben hat sowieso viel bessere Ideen als wir selbst.

Gefühle und ein bisschen Kitsch:

Natürlich gebe ich jede Woche Mal- Tipps. Wenn ich mir so überlege, welche Motive wohl die besten sind, um sie zu malen, dann gilt ungefähr das Gleiche: Gefühle oder ein bisschen Kitsch.

Dieses Jahr fehlen uns die Traditionen, und liebevolle Gefühle erwärmen das Herz. Alles, was dem  Betrachter ein Lächeln ins Gesicht zaubert, macht auch eine gute Karte aus. Manchmal sind gerade die richtig kitschigen Karten gut.

Wenn du etwas kitschig machst, dann mache es doch so richtig kitschig! Denk immer daran, dass Karten, die nur so ein bisschen hübsch sind, sofort vergessen werden.

Lieber ein bisschen zu dick auftragen, Weihnachtsmänner dürfen dick sein, und das Weihnachtslicht ist sooo golden.

Tine Klein Tutorial, wie macht man großartige Grußkarten? Weihnachtsmann und etwas kitsch

Das glaubst du nicht? Ich glaube, dass es bei Grußkarten besonders wichtig ist, ein bisschen zu dick aufzutragen. Natürlich will ich nicht, dass mein Mann am Hochzeitstag nur sagt, dass er mich ein bisschen liebt (ein Bisschen ist die kleine Schwester von Scheiße)!

Wenn man das Gefühl auf den Punkt bringt, dann ist mehr besser als weniger.

Ja!!!!! An manchen Tagen will ich Kitsch!

Also merke: Kitsch muss so richtig kitschig sein, das macht Grusskarten liebenswert.

Emotionen, Inspirationen und Ideen

Ich habe mit einem mulmigen Gefühl angefangen, diesen Blog zu schreiben, denn was soll man für Tipps geben? Wenn doch die meisten hübsch gemalten Karten sofort vergessen werden!

Natürlich musst du dich nicht nackt auf der Toilette ablichten lassen, damit diese Karte Dir lebenslänglichen Ruhm beschert! Seien wir ehrlich, in unserem Alter will das auch niemand mehr sehen!

Wenn wir mal den Blog bis jetzt zusammenfassen, dann sind es doch immer die persönlichen Ideen, die im Kopf bleiben. Oft ist das gar nicht so schwer zu machen, denn bei jeder Gelegenheit und Situation findet man immer etwas zu lachen, eine kleine Panne oder lustige Situationen mit Kindern und Haustieren.

Bring das Gefühl auf den Punkt! Dafür muss man sich nicht kaputt machen: Meine persönlichen Einladungskarten sind oft einfach:

Tine Klein Tutorial, wie macht man großartige Grußkarten?

 

Faustregeln für Grusskarten:

Eingängig, anders, löst positive Gefühle aus!

Wer das verinnerlicht, macht schnell tolle Karten. Ein Lächeln ist besser als alles andere!

Ich wünsche euch von Herzen schöne Weihnachten. Der Kühlschrank ist voll, es könnte schlechter sein. Wir arbeiten am Speck.

Tine und Tom

 




Mit mach Tipps:

Die Karte ist am offiziellen Wohnsitz des Weihnachtsmanns entstanden:

Wer gerne Weihnachten malen möchte sollte mal den Polarkreis googeln, Rovaniemi.

Die tollen Bilder dazu sieht man in der VirtualtravelSketch Gruppe in FB und Insta.

#VirtualTravelSketch week in Rovaniemi (Finland)

https://www.facebook.com/events/449489482881281

Wer Urlaub braucht ist auf Samoa gut aufgehoben. Ich poste die Woche auch noch ein Palmen Bild!

https://www.facebook.com/events/404594090891268

#VirtualTravelSketch week on Samoan Islands

Virtual Sketch – eine Virtuelle Malreise

Eine schöne Bescherung!

Nicht dass ich etwas dagegen hätte, Weihnachtskekse zu backen! Doch ich überlege gerade, ob es nicht viel sinnvoller wäre, die Sprache der Wale zu lernen. Da man in der Coronazeit ja nichts anderes tun kann, außer mit seinen Lieben zu kochen, befürchte ich, dass wir die Form von großen Meeressäugern annehmen.

Dann wäre es doch äußerst sinnvoll, wenn man sich schon mit den Walen unterhalten könnte, falls einen jemand aus Versehen ins Wasser rollt.

Die Weihnachtszeit ist mir dieses Jahr etwas zu besinnlich!

Was mich schmerzt, ist, dass dieses Jahr viele schöne Erfahrungen fehlen. Diese Erfahrungen kann man natürlich nicht durch anderes ersetzen. Deshalb heraus aus dem Alltagstrott und herein in neue Erfahrungen.

Ich habe mich einfach einer Gruppe im Netz angeschlossen, die im Moment New York malt. Also raus aus den eigenen Routinen und rein in was Neues. Virtual Sketch nennt sich das.

Tine Klein Eisbahn am Rockefeller Center

Virtual Sketch!

Maler haben seit jeher in Gruppen gemalt. Warum? Im eigenen Saft schmoren, ist nicht immer hilfreich. Zu malen und zu zeichnen ist eine hochkomplexe Tätigkeit. Sprich, wenn man ein Bild malt, muss man an viele Dinge gleichzeitig denken.

Farbe, Bildentwurf, Technik, Material, Form und Struktur und so weiter und sofort.

Wenn das alles am Anfang und auf Anhieb klappen soll, na dann prost Mahlzeit!

Das geht natürlich nicht! Deshalb ist es für Anfänger und Fortgeschrittene durchaus sinnvoll, sich Anregungen aus dem Netz zu holen und vor allen Dingen auch sich untereinander auszutauschen.

Virtual Sketch – Anregungen aus dem Netz:

Anregungen aus dem Netz sind eine zweischneidige Sache. Im Netz wird man von einer Bilderflut bombardiert. Das führt zu einer Verwirrung bei dem Betrachter. Zwei Dinge darf man dabei nicht tun, kopieren, ohne nachzudenken. Das erzeugt Selbsthass, da es immer einen gibt, der besser ist als man selbst.  Und einfach treiben lassen, geht auch nicht, denn dann ersäuft man in der Masse, ohne etwas zu lernen.

Vom Netz kann man profitieren, wenn man sich ein paar Regeln setzt.

Wer von der Bilderflut profitieren will, muss eine Fragestellung finden. Hilfreich ist es, zielgerichtet in die Bilderflut zu blicken und sich hilfreiche Hinweise für sich selbst herauszusuchen.

Dabei gibt es mehrere Vorgehensmöglichkeiten, die dem Autodidakten helfen, Wissen aus dem Netz zu filtern. Jede einzelne Vorgehensweise hat den Sinn, den Blick auf eine Lernmöglichkeit zu richten.

Kopieren und fragen:

Kopieren kann sehr sinnvoll sein, aber man darf nicht einfach so malen wie ein anderer. Hinter der Kopie muss eine Frage stecken, damit man den Kontakt zu sich selbst nicht verliert.

Mein Tipp: Zuerst malt man ein Bild selbst. Dabei geht es darum, sich zuerst selbst mit dem Thema zu beschäftigen, bevor man ohne Frage das Vorgefertigte der anderen frisst.

Dann schaut man, was die anderen gemacht haben. Gibt es ein Bild, das überragend viel besser ist als das Eigene? Dann überlegt man, warum dieses Bild besser ist und was man davon lernen könnte. Danach kopiert man das Bild, ganz oder noch besser nur teilweise, um der Technik des Malers auf die Spur zu kommen.

Warum nur teilweise?

Bilder kann man unendlich unterschiedlich malen, dabei stößt man auf einen ganzen Haufen von unterschiedlichem Fachwissen. Man kann aber nicht gleichzeitig alles lernen.

Deshalb ist es sehr schlau, sich nur kleine Punkte herauszupicken!

Um zum Beispiel die Fenster eines anderen zu kopieren, braucht man nicht das ganze Bild zu malen, sondern man versucht nur, der Machart der Fenster auf die Spur zu kommen.

Konzentriere dich auf einen kleinen Bereich, dann lernst du auch etwas, ohne dich selbst zu verwirren.

Man teilt das Wissen so auf, dass es nur häppchenweise in den Kopf gelangt und man es deshalb auch aufnehmen kann.

Mein Tipp: Ein machbares und begrenztes Tageslernziel setzen, z.B.: Heute verbessere ich meine Fenster.

Zur Geschichte des virtual Sketch:

Gemeinsame virtuelle Reisen machen Spaß. Ich weiß schon ziemlich sicher, wo ich nach Corona malen werde! Virtuell habe ich die Welt entdeckt und sie begeistert mich!

Das Malerlebnis ist tatsächlich völlig anders, als wenn man sich ein eigenes Motiv sucht, man ist gezwungen, sich mit anderem und neuem auseinanderzusetzen.
Und dabei lernt man etwas! Denn man malt nicht nur das, was man immer macht. Der nächste Punkt ist die dauernde Anregung durch die Vorschläge, man  will man einfach mitmachen.

Anne Rose Oosterbaan hatte im März dieses Jahres während des Lockdowns als Erste die großartige Idee, dass nicht alle irgendwo vor einem Foto arbeiten müssen, sondern dass man sich gemeinsam ein Ziel sucht und dann ein bestimmtes Motiv bearbeitet.

Der virtuelle Spaziergang in der Gruppe war geboren. Anne hatte eine super Idee, die vielen Menschen im Lockdown geholfen hat. Gerade wenn man nur noch wenige soziale Kontakte hat, ist es super, gemeinschaftlich etwas zu machen.

Jetzt gehen wir wieder gemeinsam in einen Lockdown und wissen schon, dass es Spaß macht, eine gemeinsame virtuelle Reise zu unternehmen und dann die Bilder zu malen.

Der Spaß daran ist, dass man sehen kann, was die anderen aus dem Motiv gemacht haben.

Oben im Artikel habe ich ja schon darüber gesprochen, wie sinnvoll es ist,  sich eine Fragestellung zu wählen. Wenn du nun in solch eine Gruppe gehst, dann kannst du dich mit den anderen austauschen.

Spaß haben und auch mal gezielte Fragen stellen, ist das Motto!

Denn wir alle wollen lernen. Da auf der anderen Seite aber auch ein Mensch steht,  möchte ich dir raten, dem anderen mitzuteilen, dass du sein Bild großartig findest! Denn dann wird er dir sehr gerne Auskunft geben.

Anne Rose hatte da eine großartige Idee, die vielen Menschen über den ersten Lockdown geholfen hat. Glücklicherweise hat Anne Rose auch ein paar Dinge aus dieser Gruppe zusammen getragen, diese möchte ich euch jetzt zeigen.

In einem Anne Roses Handout kann man sehr gut sehen, wie unterschiedlich die Menschen zu einem Thema gearbeitet haben.

https://urbansketchers.nl/wp-content/uploads/2020/04/2020.03.22-Haarlem-VirtualSketchl.pdf

Leider gibt es diese Facebook Gruppe nicht mehr. Anne Rose hat viele Menschen glücklich durch den Lockdown gebracht, aber dann wurde es zu viel Arbeit.

Als Anne Rose die Gruppe geschlossen hat, war ich sehr traurig. Ich denke, das ist vielen Menschen so gegangen. Im Lockdown war die Gruppe eine große Stütze.

Ich denke, deswegen ist sehr schnell eine ähnliche neue Gruppe entstanden.

Facebook Virtual Travel Sketcher:

Auf Facebook findet man die Gruppe unter dem Namen virtual travel sketcher .

Ich weiß, dass viele Menschen etwas gegen Facebook haben. Ob begründet oder nicht, ein soziales Netzwerk ist das, was man daraus macht. In Kunstgruppen treiben sich in der Regel keine Hooligans herum.

Diese Gruppe hat das Loch geschlossen, das nach dem Ende von virtuell Sketch entstanden ist.

https://www.facebook.com/groups/virtualtravelsketchers/

Hier findet man sehr viele Vorschläge für eine virtuelle Malweise im Netz:

Die Gruppe bietet immer mehrere virtuelle Reisen an, an denen eine ganze Menge Maler und Zeichner teilnehmen.

Aktuell werden zwei virtuelle Zeichenreisen angeboten, New York und Irland. Die Angebote wechseln ständig.

https://www.facebook.com/groups/virtualtravelsketchers/events

 

Ich habe letzte Woche an der virtuellen Malreise zum Rockefeller Center teilgenommen:

Die Google Maps Adresse  dazu war:

https://www.google.com/maps/@40.7589419,-73.9786706,3a,75y,91.64h,119.23t/data=!3m6!1e1!3m4!1sUulQlYlMrN8fnUhYnb0opQ!2e0!7i13312!8i6656

Tine Klein Aquarell Rockefeller Center , Eine Idee für den Lockdown virtuell sketch

Ich habe nicht nur den Google Maps Spaziergang gemacht.,sondern mir auch einige Fotos angesehen. Achtet mal auf das Männchen unten links bei google maps, zieht man dies in die Karte, dann kann man in einigen Gebieten tatsächlich durch die Straßen laufen.

Ab jetzt gibt es in der Lockdown Zeit immer wieder Tipps und Bilder zum Mitmalen.

Diese Woche Rockefeller Center.

Mein Maltipp für den Weihnachtsbaum:

Weihnachtslichter entstehen, wenn unter dem eigentlichen Bild eine Lasur in leuchtend Gelb liegt, die auch viel weiß freilässt. wenn man dann dunkel darüber malt und Löcher lässt, blitzen die Lichter. Soll es ein richtiger Weihnachtsbaum werden, müssen noch winzige weiße Punkte für die Lichter aufgesetzt werden. Am besten gehts mit weißem Gelstift, oder Feder und weißer Tusche.

Ich wünsche euch noch eine tolle Zeit ab nächste Woche im Lockdown immer was zum  mitmachen!

Liebe Grüße Tine

Danke an Anne Rose Osterbaan und Melanie Ellenberger.




Hier noch weitere Gruppen:

Urban Sketcher Augsburg: Mitmach-Aktion in Deutschland. Ihre Idee zum virtual sketch Willy-Brandt-Plätze bundesweit:

https://www.facebook.com/events/2170147103130596

Im Moment gibt es viele Ortsgruppen von Kunstvereinen und Urban Sketchern, die dieses Konzept benutzen.

Eine der ältesten und ersten Gruppen die Idee des virtual Sketch für sich aufgegriffen haben, ist die aus Leicester, hier findet man immer interessante Beiträge.

https://www.facebook.com/groups/virtualsketchleicester/

Virtual Sketch Melbourne

https://www.facebook.com/groups/288307562207345/

Sucht man unter dem Hashtag #Virtualsketch,  #virtualtravelsketch so findet man immer viele tolle Veranstaltungen und Gruppen auf Facebook.

Auf Instagram findet man Hinweise unter den #:

#virtualsketch #virtualsketchscrawel #virtualsketchwalk #virtualsketching

Ich wünsche euch eine wundervolle Weihnachtszeit und hoffe, dass ich ein bisschen dazu beigetragen habe, dass der Lockdown nicht zu langweilig wird.

 

Weiterlesen bei Tine, mal einer meiner ersten Artikel, da seht ihr das auch ich immer weiter lerne:

https://blog.herz-der-kunst.ch/strahlende-farben/

Line and Wash – kolorieren mit Brushpen

Tine Klein Aquarell Basel Münsterplatz. Aus dem Tutorial Line and wash und brush pen

Line and Wash ist eine populäre Technik

Gibt man dies in die gängigen Übersetzungsprogrammen ein, hat man viel Freude. Die Übersetzungen sind sehr schwachsinnig und reichen von der Autowäsche mit Leinentüchern, einer gewaschenen Linie bis hin zu feuchtem Leinen. Offensichtlich hat sich bei den Übersetzern noch nicht herumgesprochen, dass dieser Begriff für eine der wichtigsten Techniken der Illustration und des modernen Zeichnens steht.

Es geht bei dieser Technik um die Kombination aus einer Aquarell-Kolorierung und einer Zeichnung.

Kein Wunder, dass Felix Scheinberger in seinem Buch einen neuen Begriff prägt, drainting, also die Kombination aus drawing and painting. Diese Technik habt ihr schon 1000 mal mit Füllhalter bei mir gesehen, nun gibt es aber was Neues, was mich begeistert.

Line and wash, immer wieder anders

Die Kombinationsmöglichkeiten der Materialien sind unendlich.

Man kann sehr unterschiedliche Stifte benutzen und auch sehr unterschiedliche Malereien mit dem Stift kombinieren.

Normalerweise arbeite ich sehr gerne mit Füllfederhalter und Aquarellfarben, dies ist sozusagen mein Standard line and wash. Heute möchte ich euch aber ein neues Material vorstellen: Brush-Pens mit Kalligrafiespitze.

 line and wash

Ein Bild mit einer Zeichnung zu versehen ist die schnellste Methode, um Kontraste zu zaubern. Der härteste Kontrast ist schwarz.

Zeichnungen mit schwarzer Tinte bringen Kolorierungen so richtig zum Strahlen. Die schwarze Linie ist in der Farbe absolut auffällig. Großartig werden diese Zeichnungen, wenn der Zeichner eine besonders schöne Handschrift in der Linie hat.

Also, merke: Wenn man schon eine schwarze Linie benutzt, dann sollte die Linie auch atemberaubend schön sein. Denn alle Augen werden darauf ruhen.

Die Frage, die sich daraufhin anschließt, ist also: “ Wie zum Teufel stelle ich eine atemberaubend schöne Linie her?“

Brush Pens

Brush pens sind Stifte mit einer Pinselspitze.

Dieses Material sollte uns als Zeichner sehr interessieren. Denn die neuen brush pens haben Eigenschaften, die mich sofort vor Entzücken auf den Tisch sabbern lassen.

Die Pinselspitzen sind elastisch und trotzdem super fein.

Viele von uns haben schon unendlich viele Fehlkäufe gemacht, weil wir einen Fühlhalter suchen, der elastisch auf den Druck unserer Hand reagiert. Eine elastische Feder ist der Traum jeden Zeichners. Denn durch diese elastische Spitze entsteht eine richtig schöne Linienhandschrift. Diese lebendige und variantenreiche Handschrift macht Zeichnungen zum Hingucker. Es gibt Linien, die wirken zerbrechlich, sie fangen das Licht, und andere Linien können wütend, stark oder klotzig wirken. Dadurch wird eine Technik wie line and wash zum Hingucker.

Was mir bis jetzt neu war, ist, dass es auch so feine brush pens gibt, dass man diese für Füllfederhalter halten könnte.

Schau mal,  wie winzig die Spitze ist, und anders als beim Füllhalter kann sie sich verändern:

Aus dem Tutorial line and wash und brush pen

Line and wash – die Handhabung des Pinselstiftes

Ich möchte dir noch ein paar Tipps zur Handhabung geben.

Achtung, nicht wasserfest:

Achtung! Die Tinte in brush pens ist meistens nicht wasserfest!

Deshalb wird die Zeichnung gemacht, wenn die Farbe schon getrocknet ist. Dann besticht der Stift aber durch seine Ausdrucksstärke. Dass die Stifte jedoch nicht wasserfest sind, nervt. Denn wenn man zum Schluss beschließt,  die Farbe nochmal zu verstärken, ist die Zeichnung ruiniert. Trotzdem ist die leichte Löslichkeit des Stiftes auch toll, weil man die Farbe auch in das Bild hineinschmelzen lassen kann. Trockenes Papier heißt scharfer Kontrast, siehe linke Baumreihe. Ist der Kontrast jedoch zu stark, kann man die Zeichnung schmelzen lassen. Siehe Baum rechts.

 

Handhaltung macht die schöne Linie:

Das A und O beim Zeichnen mit dem Pinselstift ist die Haltung der Hand.

Die normale Linie sieht am besten aus, wenn man keinen Druck auf den Stift gibt. Dann malt  der brush pen ganz zart. Normalerweise sollte dein Stift spielerisch über das Blatt tanzen, so wird der Strich nicht zu hart. Dies klappt am besten, wenn du mit einer gewissen Geschwindigkeit zeichnest. Du kannst diesen Effekt noch dadurch unterstützen, dass das Papier nicht ganz glatt ist.

Du darfst den Stift nicht ganz vorne anfassen, denn dadurch gerät automatisch Last auf die Spitze.

Bekommt eine Pinselspitze Druck, dann malt sie breit. Dann ist das line and wash hart und verliert das Spielerische.  Ich finde es auch hilfreich, meinen kleinen Finger abzuspreizen  und aufs Papier zu legen, dadurch verhindere ich, dass beim Zeichnen Last auf die Spitze gerät. Tatsächlich sieht dies recht witzig aus, denn die Handhaltung erinnert mich ganz stark an das Teetrinken feiner Damen, die dabei den kleinen Finger vom Porzellantässchen abspreizen und geziert Earl Grey schlürfen.

Was man nicht alles für eine ausdrucksstarke Linie tut….grins

Da, wo die Linie ausdrucksstark werden soll, darfst du die Pinselspitze Kapriolen schlagen lassen. Druck und Drehungen erzeugen interessante Linien, mal dicker, mal dünner und auch heller und dunkler.

Ausdrucksstark betonen

Oben habe ich das Spiel mit dem Druck auf die Spitze des Stiftes beschrieben. Ein Spiel von wenig und viel Druck. Dadurch werden die Farbflächen des Münsters ausdrucksstark betont. Die Linie wird so sehr viel ausdrucksstärker als bei einem normalen Fineliner oder Filzstift oder Federhalter.

Sehr wichtig, man sollte mit dem Stift nicht alles umranden, sondern Akzente setzen.

Auf der Fassade setze ich nur Akzente, weniger ist mehr, so bleibt die Leichtigkeit.

Das Material:

Eine ganz liebe Schülerin aus meinem Kurs in Münchwilen hat mir den Stift geschenkt.

Danke, schön! Der brush pen heißt script pen von Pentel.

Der Stift hat eine schätzungsweise 0,3 Millimeter dicke Spitze. Mit etwas Druck wird die Spitze schnell mehrere Millimeter dick. Sobald das Shoppen nach Corona wieder Spaß macht, werde ich mich auf die Suche nach weiteren Stiften dieser Art machen, am besten gefüllt mit licht- und wasserfester Tinte.

Die meisten Zeichner bevorzugen Schwarz, weil dies der stärkste Kontrast ist. Ich liebe warme Farben und bevorzuge deshalb Tinten, die mit meinen Rot- und Erdtönen Hand in Hand gehen. Die kleinen Pinselstifte gibt es in allen möglichen Farben, ich mag das dunkle Schokoladenbraun, lecker!

Mein Fazit zum Produkt:

Schöne Farben, einfach anzuwenden, tolle Linien Handschrift.

 

Dieser Blog ist keine Werbung, denn es ist sehr schwierig, über Kunstmaterial zu schreiben, ohne über Produkte zu schreiben.

Falls du andere Marken kennst, die ebenfalls ultrafeine und flexible Spitzen haben, und damit meine ich eine Strichstärke von unter 1 mm, dann möchte ich dich bitten, hinterlasse dein Wissen im Kommentar. Dies hilft uns allen, denn hier geht es nicht um Schleichwerbung, sondern um Fachwissen.

Ich wünsche dir ein wunderschönes Wochende. Viel Spaß  beim Ausprobieren.

Parole für dieses : Der Stift tanzt Samba

Liebe Grüße

Tine

 

 




 

Das Making of zum Bild:

Das Baseler Münster liegt vor meiner Haustür. Wenn ihr in das Bild hineinlauft und rechts an der Kirchentür vorbei geht, dann steht ihr in 2 Minuten vor meiner Ateliertür. Es entstand im Altweibersommer, als es im November nochmal richtig schön war. Das Münster hat so wunderschöne Farben.

Man kann dort auf google maps spazieren gehen:

Adresse: Basel Rittergasse, Ecke Münsterplatz

https://www.google.com/maps/@47.556008,7.5919647,3a,75y,293.82h,97.5t/data=!3m6!1e1!3m4!1sAF1QipNGsgkyIdBO_awfFdrsW4Yd9NvsmYAzPGYUHoZ3!2e10!7i7680!8i3840

 

Das Aquarell und die Wasserränder

Tine Klein Aquarell Tarasp, Schweir, Maluntericht Tutorial Wasserränder

Tine Klein ein Spaziergang in Tarasp: Danke an Carolin und Denes für diese tolle Erfahrung

Wasser gehört zum Aquarell wie dein Name an der Haustür, und Wasserränder entstehen im Aquarell schneller,  als du gucken kannst.

Ob das allerdings Liebe oder Hass auslöst,  sei mal dahin gestellt. Wasserränder gehören zum Aquarell. Je nach Technik kann man sich aussuchen, ob man sie will oder nicht.

Aber seien wir mal ehrlich,  den meisten von uns passieren sie einfach aus Versehen, und dann sind sie so beliebt wie eine Schweinshaxe,  die aus Versehen im veganen Restaurant bestellt wurde. Das Einzige,  was sie dann auslösen,  sind betroffene Gesichter.

Verhasste Dinge werden ganz wunderbar, wenn man gelernt hat, mit ihnen Katz und Maus zu spielen. Was einem am Anfang noch herzhaft aufregt, das ruft später ein müdes Lächeln hervor.

Als unser Hund das erste Mal die Kühe vom Nachbarn zusammen getrieben hat, hat es reihenweise Milchshakes im Euter gegeben, die Kühe sind gerannt und haben sich aufgeregt. Wenig später hat keine der Hübschen noch ein Auge gehoben, wenn unser Schäferhund kam, dann hieß es: Ach, der schon wieder!

Deshalb möchte ich euch beibringen, die Wasserränder zu managen wie die Kühe unseren Macho-Köter.

Wer ist der Übeltäter?

Wasserränder entstehen durch Wasser. konkreter gesagt entstehen Wasserränder immer dann, wenn es überschüssiges Wasser gibt.

Das Wasser fließt in die Pigmente und schiebt sie weg, so entstehen die berüchtigten Wasserränder oder starke Farbverläufe.

Schlechtes Papier erzeugt Wasserränder

Dabei gibt es mehrere Möglichkeiten, wie Wasserränder entstehen. Sehr oft entstehen Wasserränder durch zu dünnes Papier. Dieses Problem betrifft besonders die Menschen, die im Skizzenbuch arbeiten. Denn Skizzenbücher sind oft mit viel zu dünnem Papier für feuchte Techniken gebunden. Das dünne Papier wellt sich, wenn das Seitenspiel kommt. In den Tälern entstehenden Pfützen, und in Pfützen entstehen Wasserränder.

Der nächste Grund ist billiges,  heißgepresstes Aquarellpapier, hier bleibt das Wasser als Lache auf der Oberfläche.

Schlechte Angewohnheiten mit dem Pinsel

Der häufigere Grund,  warum Wasserränder entstehen, ist die Pinseltechnik. Sobald Farbe auf das Papier kommt, beginnt sie zu trocknen, wenn ich nun an dieser Farbe mit einem sehr feuchten Pinsel weiterarbeite, dann entstehen Wasserränder.

Was du jetzt sicher begriffen hast, auslaufendes Wasser ist das Problem.

Die häufigsten Probleme, mit denen man Wasserränder auslöst, sind:

• zu dünnes  Papier mit schlechter Qualität bildet Pfützen

• Pinsel, die zu viel Wasser aufnehmen

• ständiges Aufnehmen von neuem Wasser beim Mischen.

Wasserränder, wie steuert man das Wasser?

Einerseits kann man aus der Not eine Tugend machen, man befeuchtet das ganze Blatt und lässt die Farben einfach weich ineinander schwimmen. Aber spätestens im nächsten Schritt, wenn man etwas konkret malen möchte, dann muss man das Problem mit den Wasserrändern in den Griff bekommen.

Wir haben alle Angst vor verschmutzten Farben, und deshalb tauchen wir den Pinsel ständig ins Wasser. Deshalb kommen Unmengen von neuem Wasser auf das Papier.

Der ultimative Tipp ist, den Pinsel nach der Wasseraufnahme auszuschütteln.

Dieses Verhalten muss dir in Fleisch und Blut übergehen. Immer wenn ich nach einer langen Outdoor-Saison wieder ins Atelier komme, mutiere ich zum Dreckschweinchen und schlage mindestens ein oder zweimal den Pinsel herzhaft aus, und dann starre ich betroffen auf die versaute Wand.

Weniger elegant ist die Wasserkontrolle des Pinsels mit dem Lappen, der saugt das Wasser aus dem Pinsel. Diese Methode ist deutlich zivilisationstauglicher, denn man wird seltener gelyncht, weil man  Mann und Maus mit Farbe besprenkelt.

Tipp: Wasserränder entstehen nicht, wenn ein sehr feuchter Pinsel in bereits leicht angetrocknete Pigmente gerät, deshalb noch mal die folgenden Tipps zur Pinselarbeit.

Tipps:

• zügig arbeiten, keine Farben antrocknen lassen

• nur mit mäßig feuchtem Pinsel arbeiten

• nicht jedes Mal, wenn man Farbe aufnimmt,  muss der Pinsel ausgespült werden.

Wasser und Farbränder -Special Effects!

Ein Meister wird man nicht dadurch, dass man versucht zu beweisen, dass man großartig malen kann. Wasserränder können ein Aquarell sehr schnell verderben, und deshalb wird das Vermeiden von Wasserrändern regelrecht zwanghaft. Oft ist das so ein Spielchen. Wer keine Wasserränder macht,  ist also ein Meister?

Wenn man es einmal gelernt hat, ist man so stolz darauf, dass man aus den Augen verliert, was man alles Tolles mit den Wasserrändern machen kann.

Das Leben wird leichter, wenn man sich fragt, wo man die Zügel denn lockerlassen kann, denn jeden Zufall zu vermeiden, würde bedeuten,  dass man jederzeit kontrolliert.

Sehr einfach wird das Leben nach dem Motto:

„Meine Macken sind Special Effects“

Das Eigenwillig ist das Besondere!

Man kann Wasserränder oder starke Farbverläufe sehr einfach in Aquarelle integrieren. Das gelingt jedoch nur, wenn man sich einen lockeren Malstil angewöhnt. Sind die Farbverläufe wie mit einem Lineal gezogen, dann wird jeder Wasserrand aussehen wie ein Fremdkörper. Das sieht man hier,  harte Kanten und blühende Wasserränder,  das verträgt sich nicht gut:

Wer jedoch locker malt, kann den Wasserrand zum Stilmittel machen.

Deshalb sollte man sich auch fragen: “ Wo könnte es mir denn nützen, dass Farbe und Wasser zusammen Ränder macht?“

Ein Meister kontrolliert das Pferd ja nicht nur, er reitet es.

Hier muss man sich klarmachen, dass man nicht alles kontrollieren kann und nicht kontrollieren will. Viele Menschen versuchen, all die kleinen Macken auszubügeln. Lockerlassen ist so schwer, weil die ersten Ergebnisse chaotisch aussehen, dann lässt man es.

Das Einzige, was dann passiert, ist, dass man von jedem möglichen Fehler wegrennt. Und dadurch werden Bilder immer steifer.

Viel einfacher ist es zu begreifen, wo man loslassen kann.

Die Farbe darf starke Effekte machen, dort wo die Menschen hinschauen sollen.

Ein kalkulierter Fehler dort, wo die Menschen hinschauen sollen,  sieht wunderbar aus.

Jedoch gibt es eine Bedingung:  Die Farbe darf zwar hemmungslos auslaufen, aber die Grundform muss gewahrt bleiben.

 

Lockerlassen muss man lernen, dann entsteht zwar auch Ungewolltes, jedoch auch Spektakuläres.

Fehler und Sieg gehören also zusammen.

Mach dir klar:  In der ersten Phase sieht das lockere Malen scheußlich aus, erst wenn man in der zweiten Phase die Zufallsformen unterstützt, wird es aussagekräftig.

Wasserränder -Anwendungsmöglichkeiten:

In einer Geschichte muss man nicht alles erzählen. Bestimmte Anteile in Motiven kann man sozusagen im Sand verlaufen lassen. Darauf habe ich euch in einem der letzten Artikel über harte und weiche Kanten aufmerksam gemacht. In diesem Motiv seht ihr, wie ich unwichtigere Bestandteile des Motives einfach auslaufen lasse. Dabei entstehen besonders an den unteren Kanten, wo das Motiv sehr nass ist, sehr bewusst Wasserränder und auch Farbkanten. An diesen Stellen funktioniert das Aneinanderreihen von Flecken ganz wunderbar. Warum?

Die Wasserkante erzeugt Assoziationen.

Runde Kanten wirken wie Bäume, Vegetation oder Hügel. Eckige Kanten wirken wie irgendwelche Dinge, die in der Stadt herumstehen. Wässerige Farbverläufe wirken wie etwas Nasses. 

Sind die Gegenstände kein besonderer Bestandteile des Motives, kann sich der Betrachter doch selbst denken, was er sehen möchte.

Das Bild dieser Woche besteht eigentlich nur aus Wasserflecken. Deshalb möchte ich euch noch einen Satz zur Anregung geben:

Wasserränder sind das Spiel mit der Fantasie des Betrachters.

Du musst mit dem glücklichen Zufall Hand in Hand arbeiten.

Ich wünsche euch ein ganz wunderbares Wochenende

P.S.: Das Glück ist nicht der schlechteste Arbeitskollege.




Zum lockerem Umgang mit Wasser weiterlesen bei Tine:

https://blog.herz-der-kunst.ch/schuettung-oder-nass-in-nass-technik/

Schüttung oder Nass in Nass Technik

 

Granulierende Aquarellfarben

Tine Klein Tutorial granulierende Farben

Granulierende Aquarellfarben sind Farben, die nicht gleichmäßig trocknen.

Beim Trocknen bilden sich Krümelchen, Flecken und winzige Strukturen. Jahrelang war dies verpönt, und die Farbfirmen haben verzweifelt versucht, den Farben ihren eigenen Willen abzugewöhnen.

Granulierende Aquarellfarben-Fluch und Segen:

Die meisten Leute wissen gar nicht, dass es granulierende Aquarellfarben gibt,  und deshalb lernen die meisten granulierende Farben per Unfall kennen.

Der Trend ist noch nicht so alt. Lange wurden granulierende Aquarellfarben auf den Verpackungen überhaupt nicht markiert, und dies führte zu ganz zauberhaften Situationen im Atelier.

Aufmerksam wurde ich auf granulierende Aquarellfarben auf die unelegante Art. Im Atelier stand eine  winzige, ältere Frau, die im Licht ganz elegant und zart ausschaute. Sie  begann einen wunderschönen Himmel zu aquarellieren. Und dann donnerte sie mit einer Stimme, die einem Kriegsgottin würdig gewesen wäre, los:

„Verfluchte, narrische, DRECKS -KACKE!!!!!!!!!!!!! Himmel, ARSCH und Zwirn! XXXXX“

Ich sag euch, da hab ich noch ein paar ganz feinfühlige Flüche gelernt! Die Frau rastete regelrecht aus. Was war passiert? Sie hatte auf unglaublich teurem handgeschöpften Papier einen grauen Winterhimmel gemalt und nun krümelte die Farbe. Der Himmel sah aus wie ungepflegter Asphalt. Fassungslos starrte die Frau auf das teuere, ruinierte Papier und sah dabei aus wie ein misslaunige Figur aus dem Herrn der Ringe.

Granulierende Farben-wunderschön!

Tine Klein tutorial granulierende Farben

Meine erste Erfahrung mit granulierenden Farben war allerdings wunderbar. Deshalb schrecke ich auch nicht vor granulierenden Himmeln zurück.

Ich hatte von  Potterpink ein zartes Altrosa geschenkt bekommen und ein dunkles Lila von  Daniel Smith Moon Glow. Dazu hatte ich noch Caput Mortum im Kasten, diese Farbe granuliert ebenfalls. Per Zufall benutzte ich die drei Farben und alte Architektur sieht damit wunderbar morbide aus.

Hier granuliert das Potterspink.

 

Tolle Effekte, wenn man weiß wie!

Granulierende Farben sind Farben mit starkem Eigenwillen. Wie du jetzt sicher schon mitbekommen hast, kommt es bei granulierenden Farben stark darauf an, was man mit ihnen macht. Damit die Farben toll werden, muss man allerdings einige Tricks beachten.

Grundwissen granulierende Aquarellfarben:

Meines Wissens granulieren nicht alle Farben. Es gibt im Prinzip nur drei verschiedene Gruppen von granulierenden Aquarellfarben:

  • Erdtöne
  • Blautöne
  • Schwarz

Allerdings granulieren auch alle Mischfarben, es gibt Rottöne, die Erdtöne enthalten, wie zum Beispiel Caput Mortum, aber auch Grüntöne, ich vermute, dass dort das Blau granuliert.

Wenn man sich also granulierende Aquarellfarben anschafft, braucht man sich gar nicht viele Töne zu kaufen. Denn die granulierenden Töne sind sich oft recht ähnlich, insbesondere die Unterschiede in den Naturtönen sind Minimal!

Welche Motive sind am besten?

Granulierende Aquarellfarben bilden beim Vermalen kleine Pünktchen und Flecken.

Daran scheiden sich die Geister, die einen findet dies wirklich scheußlich, weil man mit ihnen keine ordentliche Oberfläche erstellen kann. Die anderen lieben diese Farben, weil natürliche Dinge mit ihnen wirklich natürlich aussehen. Alles, was nicht ganz glatt sein soll, erhält durch die granulierenden Aquarellfarben eine feine Lebendigkeit. Rostiges und Altes sieht großartig aus.

Zauberhaft wirken sie bei älteren Häusern, hier fangen sie den Charme der Antike ein. Ich finde die Farben auch großartig, um einen regnerischen Himmel darzustellen.

 

Am einfachsten kann man sich an granulierende Aquarellfarben herantasten, wenn man sie für Motive benutzt, die an sich schon strukturiert sind.

Im Gegensatz dazu eignen sich granulierende Farben überhaupt nicht für zarte, klare und schimmernde Objekte. Ein absolut transparenter, babyblauer Himmel würde granulierend sehr merkwürdig aussehen, es sei denn es ist ein Sturmhimmel.

Granulierende Farben sind  die Charakterdarsteller unter den Farben.

Überall dort,  wo es um Ausdrucksstärke, starke Effekte und strukturierte Oberflächen geht, dort spielen die Farben ihre Möglichkeiten aus. Wenn man die Farben dort einsetzt, wird man tolle Effekte erzeugen.

Doch es gibt Ausnahmen. Wenn man im Netz unterwegs ist,  wird man meistens von den Unfällen mit granulierenden Farben lesen. Dann heißt es schnell, mit granulierenden Farben kann man keinen Himmel malen.

Dies stimmt sicherlich, wenn man an dieser Stelle keine granulierende  Farbe benutzen wollte. Malt man allerdings ein gesamtes Bild konsequent in granulierenden Farben, dann stellt sich ein ganz anderer ausdrucksstarker Effekt ein, die Bilder bekommen etwas Impressionistisches. Obwohl der Maler nur in großen Flächen gemalt hat, wirkt das Bild, als sei es aus Licht- und Schattenpunkten zusammengesetzt. Diese Bilder wirken enorm ausdrucksstark und erinnern an die Punktetechnik der frühen Impressionisten.

Wie verarbeitet man granulierende Aquarellfarben?

Generell verarbeitet man granulierende Aquarellfarben lasierend. Der Effekt der Granulationen entsteht dadurch, dass kleine Pigmentflöckchen in der Farbe schwimmen.

Verarbeitet man die Farbe zu dicht, kann die Farbe nicht selbst arbeiten, und man sieht den Effekt gar nicht.

Die Pigmente wollen schwimmen.

Am besten sehen granulierende Farben aus, wenn man sie direkt auf dem Blatt mischt, dann entstehen spektakuläre Farb- und Struktureffekte. Das seht ihr hier.

Also merke:

Selbst deckende granulierende Farben brauchen mehr Wasser als gewöhnlich, denn sonst entsteht nicht der körnige Effekt.

Das Papier ist ausschlaggebend!

Granulierende Farben verhalten sich auf Papier sehr unterschiedlich.

Die Granulation entsteht dadurch, dass die schwimmenden Pigmente sich beim Trocknen verklumpen. Wie krass man es mag, ist eine  Geschmacksfrage.

Der Effekt verstärkt sich auf rauem Papier, denn dann sinken die Pigmente in die Löcher des Papiers.

Glattes Papier granuliert zarter.

 

Alle Papiere, die  für Nass in Nass geeignet sind,  eignen sich auch für granulierende Farben. Saugt das Papier stark, braucht man mehr Wasser.

Generell brauchen granulierende Farben ihr Feuchtbiotop. Nass-Techniken eignen sind auch gut für granulierende Aquarellfarben, ein hoher Baumwollanteil ist vorteilhaft.

Auf heißgepressten Papieren können sich Pigmentwolken oder Risse bilden, das sieht nicht gut aus.

Wunderschön oder scheußlich?

Ob die Farben wunderschön wirken, liegt im Wesentlichen daran, wie sehr man sich auf die Farbe einlässt. Unbedacht können diese Farben grob und hässlich wirken.

Jeder, der diese Farben benutzt, muss sich bewusst auf diese Farben einlassen und auch den Malstil anpassen. Wer noch mit normalen Aquarellfarben kämpft, wird es mit diesen Farben noch schwerer haben.

Ich empfehle, die Farben zu isolieren, ich habe im Farbkasten eine eigene Ecke für die granulierenden Farben. So kann ich nicht vergessen, welche Farbe es ist, und erlebe dann auch keine ungeplanten Überraschungen.

Fazit:

Persönlich finde ich granulierende Aquarellfarben wundervoll. Dennoch dauert es einige Zeit, bis man die Farben perfekt beherrscht. Ich empfehle dir, die Farben zu testen. Überlege, wo sich der granulierende Effekt in deinen Malstil gut integriert, und dann sammele Erfahrungen.

Zusätzliche 28 granulierende Farben sind zwar toll, aber unnötig. 28 neue Farben dürften jeden Maler verwirren, dabei behält man nicht den Überblick.

Welche solltest du kaufen?

Ich habe die granulierenden Farben an die Farben angelehnt, an die ich selbst am liebsten benutze.

Oft habe ich zweimal dieselbe Farbe im Kasten. Die eine granulierend, die andere ohne Effekt. Warum?

Zum einen passt die granulierende Farbe dann zu meinen normalen Farben, das ist weniger verwirrend. Ich weiß also, wie diese Farbe aussieht, sie granuliert aber.

Ich habe zum Beispiel Ultramarin feinst und Franz. Ultramarin (granulierend) im Kasten.

Ultramarin feinst zaubert mir schöne klare Himmel.

Französisch Ultramarin granuliert stark. Aus dieser Farbe mische ich Schattentöne für Straßen, der Effekt von Asphalt ergibt sich von selbst.

Ich benutze die granulierenden Farben viel und gerne. Meistens für natürliche Dinge, neben dem Ultramarin habe ich meist granulierende Naturtöne im Kasten. Für grobe Strukturen, Sandiges, Erdiges oder Mauerwerk.

Braun wirkt granulierend oft phantastisch, denn kein Baumstamm ist glatt.

Ich benutze:

  • Mahagoniebraun  und Umbra für Holziges, Erdiges und Steine
  • Franz.Ultramarin und Violett als Basis für Schatten
  • Und Caput Mortum für morbide Dächer, aber Vorsicht, diese Farbe ist Waffenschein pflichtig.
  • Potterspink – ein müdes Rosa Macht sich gut in Landsschaft und Häusern
  • Türkis als Hingucker

Liebe Grüße Tine

Ich wünsche euch viel Freude mit dem Basiswissen über granulierende Farben.




 

 

 

 

 

Kleiner Guide für leuchtende Aquarellfarbe

Weiterlesen beim Gegenteil:

https://blog.herz-der-kunst.ch/kleiner-guide-fuer-leuchtende-aquarellfarbe/

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Malerei, das Spiel mit harten und weichen Kanten

Die Malerei und die Freude am Sehen

Hallo, ich freu mich, dass du da bist. Wie schön, dass du diesen Artikel lesen möchtest, denn es wird sich lohnen. Mache es dir gemütlich, ich sitze hier mit einem dicken Pott Kaffee bei guter Musik zwischen meinen Pflanzen und möchte mit dir über das Sehen plaudern.
 
Malerei versucht, Dinge sichtbar zu machen.
 
Das gilt für Visuelles, aber genauso gut für Gefühle. Damit man diese Dinge sichtbar machen kann, braucht man in der Malerei Techniken.
 
Die harte Kante hat eine große Macht, denn sie ist eine Grenzlinie, deshalb macht sie Dinge deutlich und sie verstärkt Kontraste.  Das gilt für Visuelles, aber genauso gut für Gefühle. 
Die harte Kante begrenzt, umrahmt oder sendet ein Stop-Signal. Insbesondere schärft sie den Blick.
 
Dieses Spiel beruht darauf, dass unser Auge zwei verschiedene Rezeptoren hat. Die einen Sinneszellen sind für Hell und Dunkel da, diese nennt man Stäbchen. Die Zapfen hingegen überprüfen die Wellenlänge. Zapfen wie Stäbchen sind keine absolut genauen Messinstrumente, die nach einer Skala arbeiten, nein, der Mensch ist keine Maschine.

Zapfen und Stäbchen

Zapfen wie Stäbchen arbeiten nach einer Art Vergleichsmaßstab. Um dir das für die Malerei bewusst zu machen, bedenke also,  dass unser Auge Kontraste braucht.
 
Kontrast und Kante sind zwei Dinge, die sich verstärken, weil sie den Vergleich vereinfachen.
 
Am stärksten schaut das Auge hin, wenn ich starke Abwechslung von Kontrasten habe. Hell und dunkel und  die verschiedenen farbigen Kontraste sehen das Auge an.
 
Bei starken Kontrasten kann das Auge einfach nicht anders, dann benimmt sich das Auge wie meine Katze Gini, wenn wir ein Hühnchen vom Grillwagen geholt haben. Sie rastet völlig aus, sie hängt an der Einkaufstüte, wenn man sie dann genervt aus der Küche aussperrt, rast sie gegen die Glastür, alles egal, selbst mit dem Kopf durch die Wand.
 
Möchtest du also, dass deine Betrachter sabbernd und hemmungslos auf deine Bilder gucken, brauchst du harte Kanten. Du hast sicher längst begriffen, dass die Kombination die Arbeit von Zapfen und Stäbchen erheblich erleichtert.
Die Kante ist als so etwas wie ein Geschmacksverstärker für das Auge.
 
Farben gehen nicht sanft ineinander über, sondern sie stehen sich scharf abgegrenzt gegenüber.

Die harte Kante

Schau mal hier:

Wo guckst du hin? Auf die Kirche und auf das Riesenrad?

Betrachte dir mal die Kanten an der Kirche. Scharfe Kante plus großer Kontrast und schon hab ich dein Auge im Griff, wie meine Katze mit dem Hühnchen-Duft.

Dies siehst du in unteren Bild, durch die gestochen scharfen Kanten, an denen sich Licht und Farbkontraste treffen, werden die Dächer sehr gut sichtbar. Man kann die Perspektive gut wahrnehmen.  Das Auge klebt an den Dächern wie meine Katze an der Küchentür.

 

Basel urban sketching. Die Malerei macht Dinge sichtbar. In diesem Tutorial verrät Tine, wie man in der Malerei das Auge mit harten und weichen Kanten steuern kann.

Schauen wir mal genauer hin. Ich möchte, dass der Betrachter die wunderbaren Dächer der uralten Häuser wahrnimmt. Achte einmal auf das große orange Dach im Kasten. Der Kontrast zwischen dem Schatten und dem leuchtenden Orange des Daches ist sehr hoch, deswegen lechzt das Auge danach. Verstärkt wird der Effekt noch durch die Streifen auf dem Dach. Mir waren die Dächer wichtig und deshalb mache ich den Kontrast im unteren Bereich der Hauswand etwas weicher. So steuere ich, dass das Auge wirklich auf dem Dach bleibt.

Die gute Nachricht ist, harte Kanten kann man sehr einfach erzeugen. Wenn feuchte Farbe trocknet, wirken in der Farbe Adhäsionskräfte. Auf trockenem Papier entstehen automatisch harte Kanten, mit Stiften, Acryl, Gouache oder Ölfarbe ist dies noch einfacher, denn man muss einfach nur Farben aneinanderstoßen lassen.

Do´s und Don´ts bei der harten Kante

Do´s:

• Farbkontraste aneinander stoßen lassen

• Hell und Dunkel aufeinander stoßen lassen

• scharfe, saubere Linien

Harte Kante, Don ´t 1:

• verboten ist “Wischi-Waschi“!

Was bedeutet das? Viele von uns haben Angst vor harten Kontrasten und dunklen Farben. Deshalb verwuscheln sie gerne eine Kante, damit sie etwas weicher wirkt, genau das verdirbt die Bilder. Harte Kante heißt auch wirklich harte Kante.

Gib dir die Kante!

Im ersten Moment wirst du dich erschrecken, denn der Kontrast sieht plötzlich durch die Kante unglaublich stark aus. Jetzt ausatmen und aushalten!

Malerei heißt steuern

Relativ schnell wirst du feststellen, dass Farben durch harte Kanten völlig anders aussehen. Eine leuchtende Farbe wird durch eine harte, dunkle Kante strahlend.
 
Warum passiert dies? Das Auge erhält nun eine ganz klare Aussage. Deswegen nimmt es Farben völlig anders wahr.
 
Du wirst feststellen, dass das Arbeiten mit harten Kanten es oft notwendig macht, die Farbgebung eines Bildes noch einmal zu überarbeiten. Denn einige Farben werden plötzlich grell, andere Farben wirken plötzlich blass.

In diesem Moment hast du sozusagen den Regler gefunden, mit dem du das Auge steuerst.

Don´t 2:

Ungeplante harte Kanten. Was passiert? Ich schleiche mich aus der Küche und die Katze folgt mir sofort, sie klebt verzweifelt an meinem Bein. Das war nicht geplant!

Malerei heißt: Das Auge steuern.

Erzeugst du ungeplant harte Kanten, wird das Auge sofort aus dem Motiv gerissen.

Dies passiert leider viel einfacher als gedacht. Einer der häufigsten Fehler ist, dass man am Rand des Motivs schlampig aufhört, hier entstehen jetzt völlig ungeplant harte Kanten. Das Auge guckt jetzt nicht mehr aufs Motiv, sondern auf den Rand des Bildes. Das Gleiche gilt für Motivanteile, die nicht wirklich zum Kerninhalt des Bildes gehören. Malst du einen orangen Mülleimer auf  trockenes, weißes Papier, wird jeder nur noch auf den Mülleimer gucken, denn er strahlt so schön.

Hat ein Bild zu viele harte Kanten, wirkt es unruhig und aggressiv!

In der Malerei hat die weiche Kante Narrenfreiheit

Wir stellen also fest, wenn man mit harten Kanten arbeitet, dann gehört es zur Malerei, dass man ebenso mit weichen Kanten arbeitet. Bei weichen Kanten ist alles erlaubt, was bei den harten Kanten nicht gut ist.

Do´s:

• zarte Farbübergänge und zarte Lichtverläufe in Nass- in-Nass-Techniken

• Ton-in-Ton-Malerei

Aquarell von Basel dem Münster und dem Riesenrad, Die Malerei macht Dinge sichtbar. In diesem Tutorial verrät Tine, wie man in der Malerei das Auge mit harten und weichen Kanten steuern kann.

Schau mal, wie schlabberig die Farbübergänge an der unteren Kante des Bildes sind. Hier laufen die Farben sehr weich ineinander. Schau dir mal das zweite Fenster links unten an.

Total verschlabbert! Wieso klappen solche chaotischen Farbaufträge in der Malerei? Die Antwort ist einfach:  Durch meine harten Kanten habe ich den Blick in die Ferne gezogen. Die weiche Kante im Vordergrund entspricht dem normalen Sehverhalten des Menschen. Wenn ich dein Augenmerk nicht darauf richte, dann schaut dein Auge nur so im Vorbeigehen mal kurz drüber.

Hausaufgaben:

Mach’s dir gemütlich! Welches Katz-und-Maus-Spiel spielen die guten Maler mit dem Auge? Schau dir mal deine Lieblingsmaler in den sozialen Netzwerken an, was treiben sie mit dem Auge?

Die Technik ist einfach, dennoch wirst du Zeit brauchen. Denn bei den meisten Menschen entstehen harte und weiche Kanten im Bild eher zufällig. Das wird sich bei dir langsam ändern.

Ich wünsche dir aus Basel ein wunderbares Wochenende.

Liebe Grüße

Tine

Diese Woche habe ich so liebevolle Leserbriefe bekommen. Ich selber bin eine Risikogruppe und habe deswegen im Moment nicht viele Kontakte. So liebe Briefe helfen mir sehr, dann weiß ich ganz genau, dass ich das Richtige tue. Ich finde es wundervoll, dass ich euch solche Freude machen kann.




Weiterlesen bei Tine:https://blog.herz-der-kunst.ch/das-kleine-geheimnis-der-farbe/https://blog.herz-der-kunst.ch/das-kleine-geheimnis-der-farbe/

 

Über die Macht der harten Kante:

Weil die harte Kante so aussagekräftig ist, gibt es sogar einen gesamten Kunststil der nur auf harte Kanten aufbaut. Egal was du machst du solltest auf jeden Fall einmal darüber nachdenken wie wichtig dieses Steuerungsinstrument ist.

http://www.kunst-malerei.info/hard-edge.html#.X7Zcu81KhaQ

 

 

 

 

Malen lernen mit Wissen und Intuition

Tutorial Malen lernen von Tine Klein Aquarell Marktplatz in Basel

Tine Klein Marktplatz in Basel

Malunterricht, wann ist er super?

Die Frage stelle ich mir natürlich, du dir auch, oder? Ich schlüpfe deshalb zwei- bis dreimal im Jahr selbst in die Rolle der Malschülerin.

In einem meiner letzten Artikel ging es um die Malblockade. Heute möchte ich darüber schreiben, was eigentlich passiert, wenn es super klappt. Wie funktioniert das mit dem leichten Lernen?

Wann lernt man so richtig super gut?

Bei mir ist es der Umstand, dass ich nichts erwarte. Dazu möchte ich euch die Geschichte des besten Malkurses erzählen, den ich mitgemacht habe.

Die Geschichte zum Blog:

Ich habe LK in Portugal getroffen, eine tolle Woche, power malen mit ganz vielen unterschiedlichen Menschen (vor Corona). Immer wieder sind wir uns begegnet. Ich schätze LKs Kunst! Er ist ein Meister, aber wir sind so unterschiedlich wie Tag und Nacht! Dann kam eine überraschende Einladung. Obwohl wir Yin und Yang sind. Er sagte, das nächste Mal, wenn ich in Europa bin, besuchst du mich im Kurs.

 

Tine Klein und LK Bing watercolor, urban sketching.

Tine und LK

Ich war verblüfft. Ich liebe LKs Schwarz-Weiß-Skizzen. Die sind so schön, dass sie mich einschüchtern.

Lk Bing „Venedig“

Die sind einfach großartig!  Als wir in Portugal waren, hat er dieses Bild gemalt. Ich hasse Schwarz, aber bei ihm sieht es toll aus.

LK Bing „Der Turm in Porto“

Aber ich war skeptisch, LKs Bilder sind so perfekt, sie sehen pedantisch geplant aus, und das alles bin ich überhaupt nicht!  Auf ins Abenteuer! Ein Jahr später schneite ich in LK Bings Kurs. Im  Kurs ging es um dreckige Farben, kein Witz! Dreckige Farben! Und das bei einer Frau, die die buntesten Kleider der Weltgeschichte trägt!

Malen lernen – keine Erwartungen und Begeisterung!

Beim Malenlernen ist Begeisterung immer eine tolle Voraussetzung, das öffnet das Gehirn.  Malenlernen klappt bei mir am besten, wenn ich den Kopf ausschalte, deshalb war es vielleicht gar nicht so übel, dass ich mir von diesem Kurs nichts erwartete. Ich saß im Kurs und dachte: Ich mach einfach mit, in dreckigen Farben male ich zu Hause nie im Leben!

Also ließ ich mich von LK am Händchen nehmen und folgte ihm brav.

LK Bing

Das ist LKs Bild, meine Varianten, simultan entstanden, seht ihr unten.

Dadurch, dass ich absolut nichts wollte, war das Lernen so einfach. Ich fing schon an, während der Demo mitzumalen. Ich hab es gemacht und es hat  von selber Früchte getragen. Die Begeisterung kam mit dem Tun! Es war, als wenn mir in meinem gigantischen Wissenspuzzel fehlende Steine zugeworfen wurden, sie sind mir einfach im Schoß gelandet, ohne Anstrengung.

Malen lernen durch das einfache Mitmachen

Wer etwas lernen möchte,  muss sich nur in Bewegung setzen.

Tatsächlich ist es oft einfach, wer sich mit Dingen beschäftigt, findet auch etwas. Ich habe im Kurs gemalt wie in Trance! Bild um Bild. Ich war im Leerlauf, ich habe das Wissen einfach aufgenommen und es eingeübt. Ich habe mir dabei gar keine Gedanken darüber gemacht. Ich wollte das Wissen ja eigentlich nicht benutzen.

Zum Malen waren ca, 1.5 Stunden Zeit und ich war wie eine Malmaschine.

Zuerst Vorzeichnungen.

Dann ganze Bilder. Der Kurs hatte 3 Stunden und ich hatte das Gefühl, ich stehe neben mir, ich habe gemalt wie entfesselt.

Tine Klein Malen lernen mit LK Bing

Bei anderen Malkursen und Lehrern war dies anders, ich war hoch interessiert an der Technik. Wollte sofort Ergebnisse sehen! Ich war wie vernagelt. Offensichtlich hat mich der mangelde Stress in LKs Kurs einfach frei gemacht.

Wissen, was ich gar nicht wollte!

Lustigerweise wollte ich auf keinen Fall LKs konservative Techniken in meinen Bildern. Doch ich habe es mir offen und freundlich angehört und mitgemacht!

Wichtig ist, dass man keine Vorurteile gegen Wissen hat! Denn man kann oft Dinge gebrauchen, an die man nicht dachte.

Ich habe nichts erwartet,  aber auch nichts abgelehnt! Das war das reinste Glück!

Hinterher saß ich da UND WAR GESCHOCKT! Das Wissen hatte mich ergriffen und einfach weggetragen.

Wissen ist wie Saatgut!

Die Situation erinnerte mich an meinen Garten, ich habe einmal Tomaten gekauft und aus Versehen war eine Paprika dabei, das war unerwartet, aber super! Denn die Paprika entwickelte sich prächtig.

Sei immer offen für das Wissen!

Sicher kennst du jemanden, der richtig blöd ist und es selbst nicht merkt! Das Problem mit Wissenslücken ist, dass man selbst nicht weiß, wo sie liegen. Gerade beim Malenlernen ist dies leider allzu oft so, denn es gibt unendlich viele Wissensbereiche. Wenn man also Wissen geschenkt bekommt, dann sollte man zugreifen und nicht meckern!

Malen lernen – das Wissen und der eigene Stil

Malen sollte man aus dem Bauch heraus, doch Bauchwissen ist eine Mischung aus Gefühl und Wissen, das so tief verinnerlicht ist, dass man nicht mehr darüber nachdenkt.

Deshalb ist Malenlernen nicht einfach, man muss ja zwei völlig unterschiedliche Dinge verschmelzen: Technik und Gefühl.

Wenn man etwas weiß, dann heißt dies noch lange nicht, dass man es benutzen muss. Und es heißt noch viel weniger, dass man es so benutzen muss, wie der Lehrer es einem beigebracht hat.

Es ist immer wichtig, ein Handwerkszeug den eigenen Bedürfnissen anzupassen.

Der erste Schritt beim Malenlernen ist, etwas völlig klaglos und mit offenem Geist zu lernen.

Es fühlt sich falsch an!

Weil das neue Wissen nicht in dein System passt, fühlt es sich erst mal falsch an.  Wichtig ist, dass man den Geist so freundlich und so weit öffnet wie möglich. Denke, während du lernst,  nicht daran, dass du es anders machen würdest, lern es einfach! Das ist manchmal sehr schwer. Denn unsere Vorurteile sitzen oft tief, und dies ist immer ein Fehler!

Vorurteile sind harte Lernhindernisse.

Der zweite Schritt ist zu begreifen, was man noch damit tun kann. Dafür muss das Erlernte aber fest in dir verankert sein. Du musst es kapiert haben. Also ist beim Malenlernen Schritt 2 das Einüben.

Malen lernen – Rock and Roll

Der zweite Schritt ist es, das erlernte Wissen zu verdauen.

LK Bing „Eine  Kirche in Chuang“, das ist prächig, genial aber nicht mein Style.

Tine Klein Sacre couer Tutorial Malen lernen

Tine Klein  „Sacre Coer in Paris“

Wenn ich meine wilden  fünf Minuten habe, dann zeichne ich eine Kirche auch mal so. Ein kleiner Unterschied zu LKs Kunst. So zeichne ich,  wenn ich als Illustratorin unterwegs bin. Hier hilft LKs Wissen wenig, das ist aber kein Grund, die Ohren zu schließen. Also schaue ich, wobei es sonst noch hilfreich ist.

Malen lernen: Brücken zu den eigenen Ideen schlagen

Bei allen Vorbehalten habe ich schnell begriffen, dass ich mit Lks Wissen mehr Handwerkszeug in den Händen halte. Der Anknüpfungspunkt liegt beim Licht!

Wichtig ist es, wenn man beim  Erwerb von Wissen Ausschau nach Anknüpfungspunkten hält.

Er fängt das Licht  in getragenen Farben, und ich tue dies in leuchtenden und hellen Farben. AHA!

Wenn man vom Lehrer gelernt hat, darf man sich nicht auf die faule Haut legen. Dann heißt es: Was stelle ich den selbst mit dem Wissen an? Mir war klar, die Grautöne helfen mir beim Licht. Nach dem Kurs war ich wie vor den Kopf geschlagen, ich habe gemerkt, wie das Wissen in mir rumort und arbeitet.

Man muss nur den Punkt finden, wo man das Wissen aufsaugen und es für die eigene Kunst lecker schmeckt.

Der erste Schritt ist: Regeln lernen, der zweite Schritt ist: die Techniken einüben. Der dritte Schritt ist es, die Regeln zu brechen. Der vierte Schritt  ist es, Herz und neue Technik zu vereinen!

Ich mache meine Schüler gerne zu Anarchisten, doch…

Künstlerische Freiheit darf keine Ausrede für Unfähigkeit sein.

Auch ich nehme gerne Wissen mit, und dann muss ich es verdauen. Biege die Regeln so lange,  bis sie zu dir passen!

Malen lernen – kein Respekt für fragloses Abkupfern

Das Lernen läuft absolut easy, wenn man sich freundlich öffnet. Mach es einfach mal so, wie der Lehrer es sagt. Techniken und Regeln, die super zu dir passen, darfst du immer übernehmen. Doch du solltest es dir nicht zu bequem machen.  Was funktioniert eigentlich für dich?

Du darfst auf die Regeln einschlagen.

Überlege, was ist mir wichtig? Wie weit kann man Regeln beugen! Ab wann funktioniert der Lehrstoff nicht mehr? Diese Gedankengänge sind wichtig, und das muss man ausprobieren!

Viel Futter für den Papierkorb!

Ist dir schon mal aufgefallen, dass  Menschen, die die Perspektive wirklich verstanden haben, alle perspektivischen Regeln brechen können,  und es sieht auch noch super aus!  Frechheit!? Nein, diese Menschen haben gelernt und dann haben sie alles aussortiert und ihre eigenen Regeln geschaffen!

Kreativität heißt,  eigene Regeln zu erschaffen.

Was ist mir von LKs Kurs geblieben?

Zuerst fand ich die dreckigen Farben inakzeptabel.

Doch dann habe ich genauer hingeschaut und Schönes gefunden.

Ich habe so lange gemischt, bis ich farbige Grautöne gefunden habe, die perfekt zu meinen Farben passen. Ohne dass ich mich vorbehaltlos auf LKs Wissen eingelassen hätte, wäre dieses Wissen an mir vorbei gegangen. Heute benutze ich das Wissen über schmutzige Töne vor allen in den Randbereichen meiner Bilder. Ich mische meine Grautöne aus unheimlich leuchtenden Farben zum Beispiel aus Pink und Türkis.

Wenn ich heute Aquarelle male, dann lege ich immer noch keinen Wert auf Photorealismus, dennoch kann ich dank LKs Kurs auch ganz entspannt mit schmutzigen Farben umgehen. Ich weiß nun, welche schmutzigen Farben ich mag. Mein Grau muss deutlich farbig sein.

Das eigentliche Malenlernen erfolgt also zuhause. Es kann auch vorkommen, dass du etwas nicht willst und brauchst. Das kann man aber erst entscheiden, wenn du den Lehrstoff verstanden hast! Das schwierige am Malenlernen ist, dass sich erst mal jede neue Technik nicht richtig anfühlt.

Beim Lernen gilt: I do it  my way!

Und dies ist keine Ausrede,  sich vor unliebsamem Wissen zu drücken 😀

Jetzt wisst ihr, was mit dem Wissen passierte, das ich gar nicht wollte.

Manchmal male ich heute so, mein Repertoire hat sich erweitert. Nicht dreckig, aber mit viel mehr Wissen über über schönes Grau.

 

Liebe Grüße ins Wochenende

Tine

 

Danke für eure Liebe Unterstützung:


Weiterlesen bei Tine:

https://blog.herz-der-kunst.ch/bildsprache-kurs-des-jahrestreffen-der-deutschen-urban-sketchers/

Hier könnt ihr Anknüpfen der zweite Teil geht um ein Ähnliches Thema:

https://blog.herz-der-kunst.ch/sag-es-in-farbe-bildsprache-teil-2-usk-hamburg/

Sag es in Farbe! Bildsprache Teil 2 USK Hamburg

https://www.facebook.com/bing.lk/videos/10220688534137244

Weißes Papier – Wie malt man das Nichts?

Weisheiten zu Weiß

Weißes Papier ist unbearbeitet?

Wortgeschichtlich heißt „weiß“ in vielen Ländern soviel wie „das Leuchten, Licht oder Sonne“. In einigen europäischen Ländern gibt es eine merkwürdige Ähnlichkeit zwischen den Worten „Weiß“ und „Weizen“. White und wheat oder Weiz (en) und Weiß.
Vermutlich ist dies in der Farbe und der Wichtigkeit des guten Wetters für die Ernte begründet. Licht ist also so genauso wichtig wie Ernährung!
Licht ist etwas Schönes und es macht gemalte Bilder toll. Doch das Problem, das wir mit Weiß haben, steckt ebenfalls im Wort Weiß. Weiß steckt auch im deutschen Blanko oder im italienischen Bianco.
Wir alle kennen diese Wörter aus Blankovollmacht, das heißt „nicht ausgefüllt“ oder von total blank sein, das heißt: rein gar nicht haben.

Weiß ist das Licht und das Nichts.
Tine Klein

 

Weiß ist keine Farbe

Viele Menschen haben Probleme beim Malen von Weiß. Dies liegt natürlich nicht daran, dass wir alle dumm sind, sondern dass Weiß eine ganz besondere Bedeutung hat.

Zuerst einmal ist Weiß eigentlich gar keine Farbe, und deshalb nimmt es immer eine Sonderstellung beim Malen ein. Ich glaube, dass unsere Probleme beim Malen von Weiß an seiner Wirkung auf uns liegt.

 

Die Wirkung von Weiß und seine Folgen für die Malerei

 

Weiß wirkt unheimlich perfekt.

Jeder, der perfekt sein muss oder Perfektion vortäuschen möchte, greift zu Weiß.
Ärzte sind Halbgötter in Weiß, der Papst schreitet im weißen Nachthemd mit goldenem Saum würdevoll über den Platz. Die Mädchen der Jungfrauen-Prozession und Bräute sind in Weiß gekleidet.
Und hier merken wir schon, welches Problem das Weiß in sich trägt, wenn es für das Vollkommene, das Ideale und das Gute steht.
Weiß steht dafür, dass es das Perfekte gibt, und wir alle wissen, auf dieser Welt gibt es kaum etwas wirklich Perfektes.
Man müsste schon lange suchen, um genug Jungfrauen für eine Prozession in Weiß zu finden!

Weil weißes Papier es so makellos aussieht, macht es in Bildern ständig Probleme.

Oder es lässt Bilder erhaben aussehen.

Der weiße Fleck

Wie schon bemerkt,  macht Weiß uns Probleme durch seine Wirkung: Warum?

Weiß wirkt perfekt und steril. Deshalb greifen Ärzte auf die Berufsbekleidung Weiß zurück.
Weiß wirkt so sachlich, so absolut funktional und scharf begrenzt, dass die weiße Stelle in Bildern wie ein Aufkleber wirkt.
In einem gemalten Bild wirkt Weiß aber auch steril, es wirkt so gnadenlos kalt, dass wir  so gerne zum Pinsel greifen und das Weiß rücksichtslos ermorden. Denn wenn das Weiß so perfekt wirkt, dann ist es, als würden wir die andern Stellen im Bild mit unserer Malerei besudeln. Weiß wirkt wie ein Fremdkörper in unseren Bildern.
Weiße Stellen wirken in Bildern wie ausgeschnitten oder aufgeklebt.
Wenn wir jetzt aber zum Pinsel greifen und das Weiß ermorden, weil es so ekelhaft perfekt wirkt, dann haben wir unserem Bild keinen Gefallen getan, denn wir brauchen und wir lieben das Licht.  

Weiß ist etwas besonders Schönes in Bildern

Jeder, der besonders toll wirken will oder gar kein Interesse daran hat, normal zu wirken, kleidet sich gerne in Weiß.

Marilyn Monroe im weißen Kleid auf dem U-Bahn-Gitter, Marlene Dietrich im weißen Anzug, Lady Di im weißen Abendkleid, Mariah Carey in weißer Robe oder Lady Gaga in weißem Lackleder. Die Diva weiß genau, welche Strahlkraft das Weiß hat.

Alle Augen schauen auf das Weiß. Dies ist sicher eine der wichtigsten Regeln der Malerei.

Jetzt ist doch für uns Maler die Frage: Wie kann ich dieses wundervolle Strahlen in meinen Bildern benutzen? Was kann ich damit anstellen? Und wie kriege ich es harmonisch in meine Bilder hinein, ohne dass es aussieht wie ein ekelhaft perfekter Fremdkörper?

Die Möglichkeiten in der Malerei -Wo hilft weißes Papier?

Weiß ist leer, es sei denn…

 

Weiß hat die unangenehme Angewohnheit, sich nicht gut in Bilder zu integrieren, weil es so leer ist. Wenn man allerdings weiß, wie man die Diva handhaben kann, ist dies überhaupt kein Problem. Weiß wirkt immer dann wie ein unbearbeiteter Fetzen, wenn es mit einer harten Kante auftritt. Ummalt man Weiß mit einer dunkleren Farbe und schafft keine Übergänge, dann wirkt das Weiß unnatürlich. Warum? Wenn Licht auf einen Körper trifft, dann gibt es dort eine starke weiße Reflexion, aber das Licht wird um diese Spotlights herum in die Umgebung reflektiert. Dort entstehen dann weiche Übergänge in die Originalfarbe des Objektes.
Tipp Nummer 1 für die Malerei: Wirkt Weiß wie ein Fremdkörper, schaffe weiche Übergänge. Zarte Lasuren rund ums Weiß.

Weiß wirkt zart und weiblich…

Weiß wirkt zart und weiblich, wenn es mit weichen Farben kombiniert wird. Diese Erkenntnis schließt direkt an meinen ersten Tipp an: Weiß braucht zarte Übergänge. Deshalb ergibt sich aus meinem ersten Tipp auch direkt der zweite Tipp:
Weiß sieht großartig mit Pastellfarben aus.
Pastellfarben sind in der Regel puderig, sie enthalten einen starken Weißanteil. In der Regel enthalten diese Farben Zink oder aber auch Kalk und diese beiden Materialien streuen das Licht. Das Ergebnis ist ein Effekt, der für das Auge zart und weich wirkt.

Das Licht als Gegengewicht…..

Weiß ist der natürliche Gegenspieler von Dunkel und Schwer. Weiß wirkt generell licht, leicht und substanzlos. Und dies sorgt selbst in düsteren Bildern für eine gute Stimmung.

Tine Klein Venedig, Aquarell, Tutorial malen lernen und die Farbwirkung von weiß.

Weiße Zuckerwatte wirkt wie ein Hauch von Nichts und trotzdem hat sie die gesamte Anzahl an Kalorien, die ein ausgewachsenes Power – Weib am Tag braucht. So viel zu optischen Täuschungen. Diesen Täuschungseffekt können wir wunderbar in der Malerei einsetzen.
Natürlich geht es in der Malerei nicht um Kalorien, sondern um Licht. Trotzdem entfaltet das Weiß hier genauso seine Macht, da es so leicht und hell wirkt, können wir es benutzen, um schweren oder dunklen Motiven eine Leichtigkeit zu geben.
Ich möchte euch die am heutigen Bild erklären.
Viel weißes Papier-wirkt freundlich und hell
Es ist ein luftiger, heller Tag, Trotzdem hängen dunkle Regenwolken am Himmel, die Stahlbrücke ist dunkel und die Bäume und Häuser vom Regen noch dunkel und nass. Würde man das Motiv so malen, wie die Farben im Original sind, dann würde auf dem Blatt kein schöner Nachmittag am Fluss entstehen, sondern eine dunkle, depressive Regenstimmung. Die Farben der Objekte im Bild geben nicht wieder, dass die Sonne durch die Wolken gebrochen ist. Wenn man die Stimmung und das Wetter korrekt wiedergeben möchte, muss man zu einem Kunstgriff greifen. Man muss eine große weiße Fläche ins Bild einfügen. Die Wirkung der hellen Farbe führt dann dazu, dass der Betrachter des Bildes das Licht wahrnehmen kann. Die psychologische Wirkung von Weiß führt dazu, dass unser Bild nicht trübe wirkt.
Gegenfrage: Würde ein freundliches und helles Grau nicht genauso wirken? Grau steht für Tristesse, für trübe Gefühle, Unfreundlichkeit und auch für den Anfang der Dunkelheit.
Schau einmal, was ein freundliches und helles Grau aus diesen Bild macht:
Grau macht trüb.
Der Weg ist weg, nun glitzert der Rhein. Eine völlig andere Bildaussage.
Ich glaube schon, dass man sagen kann, dass das Weiß die perfekte Unterlage für dunkle Farben ist. Einerseits wirken die dunklen Farben durch das Weiß noch kräftiger, andererseits erhält das gesamte Bild aber eine Leichtigkeit.

Weißes Papier perfekte Unterlage…

Oft werde ich im Unterricht gefragt: Muss ich eigentlich noch einen Himmel malen? Oder: Muss ich noch die Straße malen? Die Antwort ist:  In der Kunst muss niemand etwas. Im ersten Moment sehen größere weiße Flächen vielleicht ungestaltet aus. Dies liegt natürlich an der psychologischen Wirkung des Weiß, das dir beim Arbeiten sagt:“ Hey, ich bin doch noch so leer!“

Mein letzter Tipp für heute:

In puncto weißes Papier wir uns gerne wie die wildgewordenen Jäger. Nicht alles,  was Weiß aufblitzt, muss sofort erschossen werden. In Bildern sind mit dunkler Farbe geladene Pinsel genauso gefährlich wie Gewehre, denn sie töten die Leichtigkeit. Gerade jetzt, in der dunklen Jahreszeit, ist es wichtig, dass genug Weiß im Bild stehen bleibt.

Behandelt die weiße Farbe auf dem Blatt wie die selten gewordenen weißen Tiger. Denkt immer dran: “ Die sind selten und stehen unter Naturschutz!“

Ein bisschen Weiß muss stehen bleiben:

Weißes Papier und sanfte Lasuren wirken interessant.

Ich wünsche dir ein wundervolles Wochenende

Liebe Grüße Tine

 

Danke an die wundervollen Menschen die regelmäßig Spenden. In Deutschland waren die Kurse durch die Hygiene-Konzepte so klein geworden, das man nicht mehr rentabel arbeiten konnte. Nun gibt es gar keine Kurse mehr in Deutschland. Eine verrückte Zeit, deshalb sind eure Spenden gern gesehen. Insbesondere allen Corona -Geschädigten z.B. aus Kultur und Gastronomiewünsche ich viel kostenlosen Lesespass.

An fettes Danke schön an die Menschen die euch, den kostenlosen Lesespass ermöglichen:

Marie-Therese Pfyffer, Susanne Binder, Erich Kürsteiner, Claudia Hertfelder, Roland Engert, Tanja Hammer, Marion Schatz, Marion Valentin,

Sabine Mund-Schmidt, Christa Knaack, Marlies Zücker

Und Danke vielmals,  für eure zuckersüßen Nachrichten.