Aquarellstifte machen tolle Effekte

Aquarellstifte und das Image der Buntstifte

Weiße Gasse in Augsburg Aquarell von Tine Klein mit Buntstiften

Aquarell kleine Gasse hinter dem Rathaus in Augsburg Weiße Gasse

Aquarellstifte haben so ein bisschen das Image von Buntstiften. Ein Kunstmaterial, welches man auch ohne Bedenken seinem vierjährigen Kind in die Hand drücken würde.

Doch die Hände mit Bouquet von Pablo Picasso sehen verdächtig nach Buntstift aus.

Ich konnte schon früh zeichnen wie Raffael, aber ich habe ein leben lang dazu gebraucht, wieder zeichnen zu lernen wie ein Kind.

Doch Aquarellstifte sind ein ziemliches Hightechmaterial, man muss diese Stifte ja nicht benutzen wie eine Vierjährige.

Gerade in Kombination mit Aquarell machen diese Stifte, das Leben viel leichter. Wenn man mit seinen hochwertigen Aquarellfarben ein tolles Bild gemalt hat und dann doch noch einmal sehr kleine Strukturen in dem Bild ergänzen muss, dann steht einem der Schweiß auf der Stirn, denn man weiß ganz genau die Gefahr dieses Bild zu verderben ist sehr hoch.

Aquarellstifte sind kein Kunstmaterial für Kinder, sondern eine sehr clevere Erweiterung von Aquarelltechniken.

Wie kann man Aquarellstifte im Aquarell einsetzen?

Für das Aquarell ist der Aquarellstift sozusagen der beste Kumpel. Aquarellfarbe ist den Stiften in Qualität oftmals ein wenig überlegen. Gerade bei großen Flächen ist es ja logisch, dass sich Farben einfacher verarbeiten lassen als Aquarellstifte.

Spannend wird es jedoch, wenn man den Aquarellstift dafür benutzt, das Aquarell durch Techniken zu ergänzen, die man mit den Pinsel einfach nicht erreichen kann. Besonders gut eignet sich der Aquarellstift für die folgenden Dinge:

  • Licht und Schatten ganz deutlich herauszuarbeiten, auch in kleinen und sehr filigranen Stellen
  • Farbeffekte intensivieren
  • Übergänge weich zu verblenden
  • kleine Fehler ausbessern
  • kleine Überraschungseffekte auf dunkler Farbe zu erzeugen
  • Graphische Effekte und Linien einfügen

Qualität von Aquarellstiften

Damit das auch wunderbar klappt, müssen Aquarellstifte eine gewisse Qualität haben. Viele dieser Effekte kann man ebenso mit sehr preiswerten Aquarellstiften erzeugen. Stifte minderer Qualität haben jedoch drei Eigenschaften die mich regelmäßig ärgern.

Löslichkeit der Aquarellstifte:

Preiswerte Aquarellstifte sind häufig nicht löslich, dann bleiben total hässliche Striche im Aquarell stehen. Das sieht einfach nur dilettantisch aus.

Deshalb ist die erste Forderung die ich an einen Aquarellstift stelle:

Absolute Löslichkeit

Ich möchte selbst entscheiden ob man einen Strich sieht oder nicht.

Bei meinem Test (Siehe unten) mit einem No-Name Produkt und Aquarellstiften, die wirklich Kunstmaterial sind, schnitten beide gut ab im Kritzeltest. Beide ließen sich auflösen, dies ist aber nicht immer so.

Mischen  und Füllstoffe:

Man bezahlt viel Geld, damit man absolut transparente und wunderschöne leuchtende Aquarellfarben hat. Jetzt wäre es ja Wahnsinn diese wunderbaren Farben mit einer minderen Qualität zu vermatschen.

Einige Marken lassen sich nicht gut mischen. Wenn man zwei Farben ganz normal mischt, wie man dies auch beim Aquarell tun würde, entstehen sehr matte und wenig leuchtende Farben.  Das sieht man in dem großen Kasten oben ganz deutlich. Links ist der Stift noch trocken, dort kann man die schlechtere Pigmentierung des billigen No-Name Stifte zwar vermuten, kommt aber Wasser ins Spiel, dann verteilen sich die wenigen Pigmente und man sieht kaum noch Farbe.  Der Stift, der mit K markiert ist, ist das Kunstmaterial, ein Unterschied wie Tag und Nacht. Dies liegt daran, dass die Firmen die Pigmente in den Stiften durch Füllstoffe strecken. Meistens sind die Pigmente durch zinkhaltiges Weiß gestreckt, auch bekannt als Deckweiß.

Wenn man diese Stifte mit normaler Aquarellfarbe mischt, wird sie sofort stumpf, also keine gute Idee. Deshalb sollte man diese schlecht pigmentierten Stifte nicht zum Mischen einsetzen.

Gute Aquarellstifte haben jedoch die gleichen tollen und klaren Pigmente wie Aquarellfarben.

Tolle Farbeffekte:

Die Aquarellstifte besserer Marken verhalten sich anders, in diesen Stiften sind Pigmente extrem stark konzentriert. Man muss erst einmal lernen die Pigmente zu kontrollieren. Der Anfänger trägt oft viel zu viele Pigmente auf. Kommen diese Pigmente mit Wasser in Berührung explodieren sie regelrecht in ihrer Leuchtkraft. Sieht man oben deutlich, die Mischung aus Blau und Gelb gibt eine tolle klare und sehr kräftige Farbe.

Deshalb gilt die Devise zart und nicht hart

Ganz wunderbar ist dies um an einigen wenigen Stellen im Bild unglaublich leuchtende und intensive Farben zu erzeugen.

Die Marken:

Ich bin in diesem Blog neutral, ihr lest keine Werbung. Eine echte Marktübersicht habe ich nicht. Meine Stifte sind meistens die Museum von Caran Dáche, manchmal auch von Faber Castell.  Als ich sie kaufte, habe ich mal in den Foren nachgelesen, welche Stifte Pigmentstark und Lichtecht sind. Im Laden habe ich sie dann ausprobiert, die beiden fand ich Klasse.

Aber Vorsicht vor Testberichten von Laien, die wichtigen Fragen stellen diese nicht. So fallen solche Fragen wie Lichtechtheit, bei selbsternannten Testern oft hintenüber, das die Bilder verblassen werkt man ja erst 3 Monate später.

Ist das wirklich wichtig? Ja, und ob schaut mal meine Aufkleber lagen auf der Fensterbank:

Entschieden habe ich mich für die Museum von Caran Dáche weil sie Lichtecht sind, sie verblassen also nicht so stark in der Sonne.Welche Marken noch lichtechtheit garantieren weiß ich leider nicht.

Tipp, wer seine Bilder im Tageslicht zeigt, muss bei den Stiften auf Lichtechtheit achten, also lesen vorm kaufen.

Die billigen sind oft OK beim Zeichnen oder nur für einfache grafische Effekte. Beim Mischen oder bei Bildern, die an der Wand hängen, hört dann der Spaß auf.

Man braucht übrigens nicht ganze Kästen, das wird richtig teuer. Ich kaufe nicht einfach wahllos. Die Stifte die genau  abgestimmt sind auf meine Lieblingsfarben aus meinem Aquarellkasten, sind die Stifte meiner Wahl. Hellere oder dunklere zu den meist genutzten Farben meines Aquarellkastens. Sie zaubern das Licht in meine Aquarelle. Dann bleibt die Sache auch bei hochwertigen Stiften bezahlbar.

Einen Haken hat die Sache allerdings. Jedes mal wenn ich im Laden bin gibt es wieder einen Stift, den ich ganz sicher noch brauche…..dann hab ich Hornochse doch wieder einen riesen Büschel an Stiften.

Grafische Effekte: Obendrauf anstatt unten drunter

Die Aquarellstifte können allerdings viel mehr als nur Farben intensivieren und kleine Fehler ausbessern. Richtig toll sehen diese Stifte aus, wenn man mit ihm auf dem Aquarell zeichnet.

Das zeichnerische Element bietet neue Möglichkeiten

Besonders schön wird es, wenn man sich traut die Stifte auf dunklem Untergrund einzusetzen. Hoch-Pigmentiert ist das Stichwort. Hier kann man dann etwas erzeugen, was man im Aquarell sonst nie kann:

Hell auf dunkel der Aquarellstift macht es möglich!

Das ermöglicht ganz spielerisches Arbeiten. Von hell auf Dunkel und von Dunkel auf Hell,

Es kann also drunter und drüber gehen

Damit sind einem ganzen Haufen spielerischer Möglichkeiten alle Türen geöffnet. Ich liebe es wenn meine Bilder so wild werden, wie die von Kindern. das macht so richtig Spass.

So bringt man ohne Probleme ein kleines Augenzwinkern in Aquarelle.

Die Bilder werden viel lebendiger, weil man bei der Grundanlage des Aquarelles nicht so um jeden hellen Fleck kämpfen muss.

In diesem Bild sieht man übrigens besonders gut, was die Aquarellstifte können. Schaut einmal wo ich überall obendrauf gearbeitet habe, zum Beispiel bei den Fenstern.

Weiße Gasse in Augsburg Aquarell von Tine Klein mit Buntstiften

Leider kannst du nicht alles sehen, da wo ich durch leichte Schraffuren verblendet habe und dies später mit Wasser verwischt, wird der Aquarellstift unsichtbar.

P.s. Zu dem Bild gibt es eine lustige Geschichte: Gemalt ist es am Montag nach meinem Workshop in Augsburg.

Plötzlich erscheint eine junge Frau mit einem ganzen Bollerwagen voll Kunstmaterial. Sie spricht mich an und ist ganz entzückt von meinen Bild. „Darf ich mal photographieren!?“ sagt sie. “ Das sieht ja ganz toll aus.“ Entspannt holt sie den Fotoapparat raus und plaudert weiter: „Ich  hätte ja auch so gerne einen Platz bei Tine Klein bekommen“ Meine beiden Freunde fangen nun an sich komische Blicke zu zuwerfen. Ich schnalle natürlich mal wieder nichts. „Ach, schade“, sage ich, nicht mal im Ansatz verwundert über die dritte Person im Satzbau.

Sieht toll aus, sagt die junge Frau und tätschelt meine Schulter. „Dass man in so kurzer Zeit so viel lernen kann, sieht echt aus wie ein Tine Klein.“

„So sagt sie und nun muss ich zum Bahnhof, mein Zug geht gleich“ verdattert starre ich ihr nach während die beiden Anderen herzhaft kichern…….

Liebe Grüße Tine

 

Hier eine andere Version von Stift über Farbe ein älterer Blog

Tinte über Farbe einfach andersrum

 

 

 

 

 

 

 

Füllfederhalter und Aquarell

Aquarell und Füllfederhalter sind die besten Freunde

Aquarell Ahlbeck auf Usedom. Aquarell und Füllfederhalter Tutorial Tine Klein

Making of: Seebrücke Ahlbeck auf Heringsdorf, so holt man sich eine dicke Erkältung, wenn man beim Malen vergisst, dass es sehr kalt wird, wenn die Sonne untergeht…das war es wert

Die Kombination von Tinte und Aquarell ist einfach unpraktisch. Trotzdem ist die Kombination dieser beiden Kunstmaterialien ziemlich umstritten. Warum? Es ist einfach eine Geschmacksfrage.

Die Aquarelllisten haben seit einigen Jahren die Ansicht, dass jeder Maler,  der etwas anderes außer purer Aquarellfarbe benutzt,  ein Dilettant sein.

Die Sketcherscene liebt diese Kombination und deshalb betonen viele  Menschen die Skizzen sehr gerne mit dicken schwarzen Linien, um den Skizzencharakter zu unterstützen.

Wir gelangen nur selten anders als durch Extreme zur Wahrheit – wir müssen den Irrtum – und oft den Unsinn – zuvor erschöpfen, ehe wir uns zu dem schönen Ziele der ruhigen Weisheit hinaufarbeiten.

Friedrich von Schiller (1759 – 1805), Wer hätte gedacht,  dass ich den mal zitiere, seufz, mein Deutschlehrer wäre stolz gewesen.

 

Füllhalter und Aquarell ein Dream Team

Um das mal kurz zusammenzufassen,  ich liebe Füllhalter und das Aquarellieren, weil sie mir im Alltag erlauben, unglaublich schnell und einfach Kunst zu machen.

Das Aquarell ist mein  Gefühl und der Füllhalter die Struktur und Präzision.

Füllfederhalter und Aquarell passen so gut zusammen,  weil sie beide mit pigmenthaltigen Flüssigkeiten arbeiten. Die Folge ist, dass man die beiden doch recht unterschiedlichen Kunstmaterialien völlig unproblematisch miteinander verschmelzen kann. Ob man nun Aquarellfarbe hat oder Tinte benutzt, ist egal, denn beides ist:

Wasser mit Pigmenten

Der Maler kann mit etwas Übung sehr gut bestimmen,  welchen Look er dem Bild geben will.

Es kann nach Skizze aussehen oder nach reinem Aquarell. Oder beides verschmelzen und diese Technik hat mein Herz erobert.

Die unbestreitbare Tatsache ist jedoch,  dass man mit dem Füllfederhalter feine Linien viel einfacher machen kann als mit einem Pinsel.

In vielen meiner Aquarellen sieht man nicht einmal,  dass sie mit einem Füllfederhalter nachbearbeitet wurden.

Das Arbeiten mit dem Füllfederhalter ist also etwas für die Praktischen und Faulen.

In Kombination mit Wasser kann man einen Füllfederhalterstrich kaum von einem Pinselstrich unterscheiden.

Das Material: Füllfederhalter und Tinte

Ich arbeite in der Regel mit einem Füllfederhalter,  der einfach ist und einen guten Tintenfluss hat. Bei Aquarellen, die nicht größer sind als A3, arbeite ich mit einem sehr einfachen Füllhalter. Der Lami Safari, weil er in allen deutschsprachigen Ländern sehr gut in jeder Schreibwarenhandlung zu erhalten ist.

Der Füller ist preiswert, meist etwas über oder unter 20 € oder Franken.

Der große Vorteil dieses Füllhalters ist der gute Tintendurchfluss und die große Auswahl an Federn. Man kann unterschiedliche Federn für den Füllhalter kaufen und so die Strichstärke, die man zum Malen braucht,  selbst bestimmen.

Ich kombiniere diesen einfachen Füllfederhalter mit wasserfester Tinte, hier wird es nun etwas komplizierter. Tinte kann manchmal ganz schön gefährlich für Füllhalter sein. Dies ist auch der Grund, warum ich preiswerte Füllfederhalter zum Malen bevorzuge.

Wasserfester Tinte ist prima für Aquarelle, denn diese Tinte erlaubt es, das Bild hinterher noch einmal zu aquarellieren, ohne dass die Zeichnung sich wieder auflöst.

In letzter Zeit klagen allerdings meine Schüler immer häufiger über die Verstopfung des Füllhalters.

Ich vermute,  dass dies an der Vielzahl der neuen Tinten liegt, die auf dem Markt sind.

Viele dieser Tinten sind überhaupt nicht für Füllhalter geeignet. Ebenfalls scheinen selbst einige speziell für diesen Zweck produzierte Tinten extrem klebrig zu sein.

Deshalb bitte ich euch, alle einmal in den Kommentaren zu schreiben , welche Tinten eure Füllfederhalter verkleben. Ich selbst kann dazu schlecht Erfahrungen beisteuern,  da meine Füllhalter jeden Tag benutzt werden.

Viele der Tinten haben sehr aggressive Bindemittel,  damit sie nach dem Trocknen auch wasserfest sind. Diese Bindemittel verstopfen zusammen mit den Pigmenten den Füllfederhalter.

Die einzig sichere Lösung ist, den Füllfederhalter häufiger zu reinigen, d. h. man legt ihn auf keinen Fall in die Schublade und lässt ihn ungesäubert eintrocknen.

Ich benutze regelmäßig Noodlers, de Atramentis und die Sketch Ink von Rohrer und Klinger,  mit diesen Tinten habe ich keine Probleme, dennoch:

wasserfeste Tinten dürfen nicht im Füllfederhalter eintrocknen

Die Reinigung des Fülhalters:

Ist extrem einfach. Ich empfehle kein Heißwasser, denn die Füllhalter bestehen aus Wachs, kein Spüli, denn das tut dem Wachs auch weh und auch nur in Notfällen Spezialreinigungsmittel.

Tine Klein, Aquarell und Füllhalter ein Tutorial

Viel einfacher ist dieses kleine Werkzeug. Diesen Gummiball bekommt man in der Apotheke. Die Bällchen sind dazu gedacht, verstopfte Ohren zu spülen.

Man steckt den Gummiball dort hinein,  wo sonst die Patrone sitzt.

Wasser im Gummiball auffüllen, ein- oder zweimal sanft durch den Füllfederhalter spülen und schon ist der Füllhalter rein wie ein frisch gepflegter Babypopo.

Falls der Gummiball nicht optimal in den Fülli passt, einfach mit der Schere zuschneiden und ruckzuck hat man ein Spezialwerkzeug.

Das ganze Procedere dauert keine 30 Sekunden und schon ist der Fülli sauber.

Die Technik von Tinte und Aquarell:

Aquarell mit dem Füllfederhalter zusammen zu verarbeiten, ist denkbar einfach. Die meisten zeichnen mit dem Füllfederhalter vor und dann aquarellieren sie.

Viel weicher und sanfter lässt sich jedoch der Füllfederhalter in das noch feuchte Aquarell integrieren. Dazu braucht man den Füllfederhalter, einen Lappen, frisches Wasser und einen Pinsel.

Man kann mit dem Füllfederhalter in noch feuchter Farbe arbeiten, dann wird der Strich viel sanfter und weicher, als wenn man auf trockenem Papier zeichnet. Wann man genau anfangen kann, in der Feuchtigkeit zu arbeiten,  ist Erfahrungssache, denn dein Füllfederhalter wird nicht funktionieren, wenn du in einer Pfütze arbeitest.

Manchmal wird die Tinte in der noch feuchten Farbe auslaufen, oft sieht dies sehr gut aus, weil es den Tintenstrich in das Aquarell integriert. Manchmal ist das aber zu viel, gerade wenn man mit dunklen Tintenfarben arbeitet. Dann braucht man sehr schnell einen Lappen oder einen Pinsel mit frischem Wasser, so dass man den dunklen Farbfleck ganz sanft in das Aquarell integriert.

Letztlich ist das Arbeiten mit Tinte in feuchte Aquarellfarbe eine Frage der Erfahrung. Man erlernt dies durch die Übung.Wann ein Strich wundervoll aussieht, wann er weich wird, ganz sanft ausläuft, das hat immer mit Wasser zu tun. Manchmal will man es aber auch hart und dunkel ( uhhhhh, das hört sich jetzt nach etwas ganz Anderem an)……das kannst du bei trockenem Untergrund haben.

Tintenfarbe:

Schnelle Skizzen mit schwarzer Tinte sehen großartig aus. Starke Kontraste sorgen für Ausdrucksstärke.

Schwarze Tinte birgt die stärksten Kontraste

Ich persönlich bevorzuge schwarze Tinte immer dann, wenn ich entweder vorher oder nachher koloriere.

Dennoch eignet sich diese Farbe nicht für die Nass- in-Nassbearbeitung. Schwarze Tinte ist immer dann wundervoll,  wenn sie sich nicht stark auflöst, denn schwarze Tinte vergrault alle Farben.

Ich bevorzuge Tintenfarben,  die sich mit der Grundfarbe meines Bildes problemlos verbinden, ohne die Farben zu vergrauen.

Aquarell Ahlbeck auf Usedom. Aquarell und Füllfederhalter Tutorial Tine Klein

Bei diesem Bild ist es zum Beispiel Blau. Die blaue Tinte verbindet sich mit der blauen Aquarellfarbe ohne Probleme. Ebenso problemlos verbindet sie sich mit Violett oder Lila, deshalb habe ich in diesem Bild die blaue Farbe gewählt.

Wenn ich nun aquarelliere, muss ich lediglich in Bereichen mit Komplementärfarben aufpassen, dass das Aquarell dort trocken ist. Dieses Verfahren garantiert mir, dass die Farben strahlen.

Die Verbindung von Emotion und Praktischem

Ich liebe die Technik, die aus der Verbindung von Aquarell und Füllhalter entsteht.

Über das feuchte Aquarell kann ich in wenigen Minuten die Farbstimmung eines gesamten Bildes festhalten. Dabei muss man sich keine Gedanken machen. Arbeiten aus dem Bauch heraus ist erlaubt. Später wenn die Farbe ein wenig trockener ist, kann man mit dunklerer Tinte das Motiv in das Aquarell einarbeiten. Da die Tinte dunkler ist als meine Aquarellfarbe,  kann ich völlig ohne Probleme das Motiv über das Aquarell setzen. Die Verarbeitung der Aquarellfarbe wird dadurch enorm viel einfacher, weil überall dort, wo die Farbe verschwommen ist, die Tinte hilft das Motiv herauszuarbeiten.

Letztlich ist genau dies meine Lieblingstechnik,  ich kann schnell meine Emotionen herauslassen, ohne mir Sorgen machen zu müssen , dass ich das Bild durch zu viel Begeisterung versaue.

Mit etwas Übung wird diese Technik sehr einfach, dadurch macht man entspannt und locker , was sonst sehr lange dauert..

Viel Spaß beim Nachmachen

Tine

Der letzte Kurs des Jahres Zeichnen und Kolorieren in Allensbach am Bodensee:

https://kunstzeit-allensbach.de/kurse/zeichnen-intensivspielerisch-zum-erfolg/

Hinweis…lustigerweise wurde der Kurstitel von der Akademie geändert,  da sich die Teilnehmer einig waren, sie wollen kolorieren XD und nicht nur zeichnen.

Total verrückt nach Tint

Total verrückt nach Tinte!

Serendipity und Kreativität

Usedom Tine Klein Aquarell in Heringsdorf Tutorial zum Thema Serendipity und Kunst

Der perfekte Stranddreck entstand hier durch einen Unfall mit einer Aquarelltube, warum das ein Glück ist….sagt uns ein Wort das nach Afrika klingt…

Serendipity liegt nicht in Afrika

Serendipity liegt nicht in Afrika sondern direkt vor deinen Füßen.

Dass ich das Wort Serendipity fand, war schon Serendipity. Denn meine Nachbarn waren einkaufen gefahren, hatten das Fernsehen angelassen und nun schaltet zufällig eine Fernsehsendung über Serendipity in meinen Garten

Ich hätte mich darüber ärgern können, aber ich war entzückt:

Das Serendipity- Prinzip heißt so viel wie den Glücksfall zu finden und so viel geistige Offenheit zu haben, dass man ihn zur Innovation macht.

Darin stecken Spontanität, Zufall und Entdeckung.

Ich habe ja sicher schon einmal geschrieben dass sich Raumplanung studiert habe, und für ein Forschungsinstitut in Bochum gearbeitet habe, auch mit dem Schwerpunkt Innovationsforschung.

Jetzt sehe ich schon eure fragenden Gesichter, was zum Teufel hat das mit Kunst zu tun?

Habt ihr euch schon mal überlegt das Kreativität eigentlich so etwas ist wie Innovation auf Knopfdruck? Da ich in beiden Bereichen beruflich tätig war stelle ich hier mal die These auf Kreativität und Innovation funktionieren nach den gleichen Mechanismen im Gehirn.

Jeder der in diesen Bereichen tätig war weiß nichts funktioniert hier auf Knopfdruck und Theorie und Technik allein bringen auch keine Lösung wenn nicht der entscheidende Funke da ist. Ja, und den muss man finden.

Künstler und Erfinder können auf wundersame Weise Dinge irgendwie aus der Luft nehmen. Das passiert in dem sie sich öffnen…

Innovation und Kunst haben dort den Schnittpunkt wo sich der Kreative dem glücklichen Zufall öffnet.

Innovation und Kunst gehen oft Hand in Hand mit Regelbruch, Fehlern und neuen Perspektiven.

 

Kreativitätsdruck

Viele Menschen wollen mit ihrer Kunst vorankommen und möglichst schnell einen eigenen Stil entwickeln. Dabei schauen Sie heute in die sozialen Netzwerke sehen Tausende von wundervollen Bildern und geraten unter einen enormen Schaffenszwang.

Und genau dieser Schaffenszwang ist  dann das was uns so sehr vernagelt, der Grund warum wir nicht mehr kreativ sein können. Genau dann machen nämlich alle, dass was in den sozialen Netzwerken vorgekaut wird und dies hat überhaupt nichts mehr mit Kreativität zu tun.

Viele glauben je schneller sie lernen wie man das macht, desto einfacher wird es. Doch der Schock ist da, wenn man merkt das Kreativität eine Kernschmelze von Regeln und Anarchie ist.

Die Kunst kommt wenn das reine befolgen aufhört

Serendipity, wie hilft das Prinzip bei der künstlerischen Stilentwicklung?

Bei Serendipity geht es ja um den glücklichen Zufall, das Wort beschreibt eine Situation wo einem etwas großartiges einfach in den Schoss fällt und dann macht man etwas daraus.

Der Erfinder der Teflon Pfanne hatte abends keine Lust mehr Gasflaschen zu spülen und morgens hatte er Teflon gefunden. Der glückliche Zufall war dann obendrein noch ein angebranntes Ei, das im Kopf die Verbindung zur Pfanne herstellte.

Ja, jetzt seh ich euch schon grinsen, natürlich hätte keiner von euch etwas dagegen wenn ihm eine Multi Millionen Erfindung in den Schoss fällt.

 

Aber der Haken ist, dass man ein Spielfeld schaffen muss. Wer der etwas finden will, muss auch etwas tun. Dein persönlicher Stil wird nicht in den Schoss fallen, ohne Aktion.

D. h. man muss sich Experimentierfeld erschaffen, und auch hart an Dingen arbeiten und trotzdem relaxed abwarten und die Fehler und unregelmässigkeiten willkommen heißen.

Also um es mal ganz klar zu sagen:

Columbus hat zwar Indien gesucht aber Amerika gefunden

Man kann also keine Erwartungen haben á la: Meine Kunst wird exact so aussehen wie die von XY. Zum einen wärst du dann Kopist zum Anderen weißt du nicht was Gehirn und Zufall aus deinen Fähigkeiten überraschendes zusammen mixt.

Wer also seinen eigenen Stil finden will der muss ein Experimentierfeld schaffen und offen sein für das was dann passiert.

Der Zufall es ziemlich kompliziert er tut nämlich nie das was wir eigentlich von ihm wollen.

Um das mal in Alltagsworten zu sagen man trifft seine große Liebe selten auf einem Bett voller Rosen, sondern dummerweise erwischt es einen mit der großen Liebe auch übern Tiefkühlhühnchen oder an ähnlich romantischen Orten.

Erwartung und Realität sind zwei völlig unterschiedliche Dinge

Offenheit ist der entscheidende Faktor

Ich glaube Offenheit ist der entscheidende Faktor, nun sehr oft hat man in der Kunst schon seine eigenen Stilmittel gefunden traut sich aber nicht diese konsequent umzusetzen, weil man sie ja nur für Fehler hält.

Serendipity heißt diese zufällig gemachten Fehler zu untersuchen mit ihnen zu arbeiten. Natürlich sprechen alle immer nur über den Glücksfall, aber das tatsächlich große daran ist das man die geistige Größe hat diesen Glücksfall auch zu erkennen.

In der Kunst ist dies sehr schwer denn ein eigener Stil ist meist:

Die Anhäufung der eigenen Fehler

Und die wahre Größe ist aus den eigenen Fehlern, dann etwas großartiges zu machen. Innovation oder Kunst haben etwas gemeinsam es geht darum Dinge neu zusammenzusetzen und dabei etwas einzigartiges zu erschaffen. Das geht aber nicht mit der Vorschlaghammermethode, denn Zwang ist tödlich für Kreativität.

Zufällig den eigenen Stil finden

Ich bin mir nicht ganz sicher ob der Zufall wirklich zufällig ist. Wenn der Künstler ein Experimentierfeld geschaffen hat, indem er frei und ohne Angst mit seinen eigenen Fehlern umgehen kann. Dann kommt er plötzlich der zufällige Durchbruch zum eigenen Stil. Ich bin mir nicht ganz sicher ob das wirklich Zufall ist, oder ob das Wissen in dem Künstler herangereift ist.

Das offen machen für diese Dinge ist nicht ganz einfach, denn oft muss man seine Eigenarten hinnehmen und zu Stärken formen obwohl man das was man hat, oft nicht mag. Man will ja so sein wie die Anderen, das geht aber nicht.

Wer glatte Haare hat will Locken.

In dem Gespräch der drei Frauen sagte eine:

Hinnehmen das ist nicht ganz leicht, das können wir nicht gut ertragen.

Ich glaube diese Frau ließ Sonja Flasspöhler und ich möchte ihr von ganzem Herzen zustimmen. Das was meinen Stil erfolgreich macht, konnte ich jahrelang nicht ertragen. Erst dann wenn man sich offen macht und in Fehlern Türen sieht dann kommt der Durchbruch zum eigenen Stil.

Ich zum Beispiel habe jahrelang gehasst das sich immer Male wie ein Kind, sobald mein Unterbewusstsein zum Vorschein kommt. Gerade das ist was die Menschen an meine Kunst lieben. Fröhlich ein bisschen bunt und an der Offenheit und Schönheit der Welt interessiert. Und schon sind wir an dem Punkt angelangt dass wir begreifen das eigentlich unsere Fehler unsere Stärken sind.

Denn ich wäre lieber ein Biest würde gerne so Malen wie Felix Scheinberger und lauter kaputte Gestalten durch die Welt wanken lassen.

Doch ich sehe das Erdbeerrosa im Meer und denke an Veilchen wenn ich die Wellen plätschern sehe. Ich bin halt der Typ der auf einer SM Party völlig unschockiert sagen würde:  Kinder lass mal kurz den Scheiss, ich hab  Erdbeerkuchen mit Sahne mitgebracht.

Egal wo ein bisschen  enfant terrible, also übersetzt in jedem Umfeld ein bisschen gegen die Konventionen verstoßen hilft sehr. Auch beim Kunst machen. By the way Erdbeerkuchen im SM Studio was für eine herrliche Blödheit, das Bild hätte ich gern von Felix. Was gibts da eigentlich Morgensternkuchen?

Verflucht ich schweife ab…..

 

Fehler sind Katalysatoren

Ups, was heißt das denn jetzt schon wieder? Katalysator ist ein griechisches Wort und beschreibt einen Stoff der die Reaktionsgeschwindigkeit von anderen Stoffen erhöht.

Das herum Experimentieren mit unseren Fehlern erhöht also die Geschwindigkeit mit der wir unseren eigenen Stil in der Kunst finden.

Ein bisschen gewagte These oder?

Ich stehe zu dieser Aussage, denn ich bin mir ganz sicher und darüber habe ich auch mit Felix:

Der Fehler wird zu unserem Freund

Ich glaube ich kann auch beantworten warum ein Fehler ein Reaktionsbeschleuniger ist. Dadurch dass wir uns mit unseren Fehlern angstfrei beschäftigen mischen sich Wissen und Erfahrung und Spieltrieb.

Die Fehler werden quasi zur glücklichen Entdeckung.

Doch dazu gehört ein ganz großes Maß geistiger Freiheit, denn Kreativität kann man nicht zwingen.

Es gibt auch ganz viele Menschen die sich da drin verbrennen, sie probieren diese Stilrichtung aus und dann noch mal jene und kaufen noch mal ganz viel Material je teurer desto besser. Je mehr Druck man sich dabei macht desto weniger funktioniert das.

Klar ist es so das auch Fachwissen eine ganz besondere Bedeutung spielt denn wer nichts weiß kann auch nichts finden.

Die Balance zwischen Wissen und Bauch

Und da bin ich bei meinem alltäglichen Problem, ich muss und ich möchte Künstler fördern. Einerseits muss ich sie dafür mit Fachwissen füttern, andererseits aber dürfen diese Regeln überhaupt nicht zu einer Zwangsjacke werden.

Tatsache ist das man Regeln brechen muss um Neues zu finden.

Aber wenn man alle Regeln bricht funktioniert es nun wieder auch nicht.

Wenn man aufhört zu meckern und einfach nur macht dann fügt sich oft vieles.

Ein Freund von mir ist Bildhauer und er schwört das seine Figuren im Holz stecken.

Könnte natürlich so esoterisch sein, glaube ich aber nicht, ich glaube eher dass sein Unterbewusstsein das Fachwissen zu einem glücklichen Zufall zusammensetzt.

Serendipity: Wie fühlt sich das an wenn der glückliche Zufall kommt?

Bei mir ist es oft so, ich komme aus einem Umfeld in dem sehr oft ein sehr heftiger Zwang herrscht. Am Anfang versuche ich zu funktionieren. Das kann ich dann auch und führe eine Technik relativ häufig hölzern aus. D. h. am Anfang ist alles steif oft hilft mir mein erster Fehler dieser Fehler macht mich locker weil ich dann das Gefühl habe alles ist verloren. Und plötzlich fühle ich mich wie ein Kajakfahrer auf einem reißenden Fluss, aber ich kämpfe nicht mit dem Fluss ich lasse mich mitreißen, ich fließe mit ihm und gleichzeitig beeinflusste ich das was ich mache indem ich  in der richtigen Strömung liege.

Ein Freund von mir hat das mal im Atelier beobachtet und hat mich gefragt wie ich das nenne.

Keine Ahnung, großartiger Unfug? Wieso gibt mir der Fehler erst die Kraft aus dem Regelwerk auszubrechen? Erst durch den Fehler wird es einzigartig.

 

Das geht nicht mit grübeln, so etwas kommt nur wenn man den Kopf Freiheit, Entspannung und manchmal auch ein bisschen Langeweile gibt.

Aber eins ist auf jeden Fall klar es kommt nicht:

Wenn du nur Regeln befolgst

Andererseits: Man sollte die Regeln kennen, die man bricht. Man sieht es, ob jemand völlig ahnungslos ist oder ob er in der Lage ist die Schwerkraft ein wenig zu krümmen.

Wenn ich einen Tipp geben darf wie man zu seinem eigenen Stil kommt ist es dass man die Angst eliminieren muss, Angst ist immer ein Knockoutfaktor für Kreativität.

Und jetzt kommt die harte Frage: Wie lasse ich los?

Die Antwort ist relativ einfach, nicht den Andern nach jagen, sich nicht ständig vergleichen, nicht das machen was alle anderen auch machen, sich Zeit geben und Kunst  nicht als Produkt mit einer Abgabefrist zu betrachten.

Liebe grüße ins Wochenende

Tine

Ankündigung:

:

Tine Klein spricht mit Felix Scheinberger: Teil 1

https://blog.herz-der-kunst.ch/tine-klein-spricht-mit-felix-scheinberger-teil-1/

 

Felix Scheinberger antwortet auf Tine

https://blog.herz-der-kunst.ch/felix-scheinberger-antwortet-auf-tine-klein/

Komposition – Das Auge leiten

Usk Workshop Teil 2

Fischertor Augsburg Aquarell von Tine Klein usk workshop Augsburg

Letzte Woche haben wir über Bildentwurf mit Farbe gesprochen. Diese Woche sprechen wir über Komposition mit Augenbewegung.

Hoppala, das hört sich ja trocken an. Aber, das Augen leiten, ist niemals eine trockene Materie. Denn das Auge folgt nur interessanten Dingen. Zum Beispiel dem hübschen Hinterteil..uhlala…, da gucken wir doch automatisch hin.

Am besten folgt das Auge Bewegungen und aufregenden Dingen.

Dummerweise bewegen sich unsere Bilder nicht und wir haben auch keine nackten Männer zur Verfügung, deshalb müssen wir das Auge mit ein wenig Bewegung im Bild auf Trab bringen und gleichzeitig mit toller Farbe.

Das Prinzip der Komposition

Das Prinzip des Bildentwurfs beruht, wie schon oben beschrieben, auf einer sehr einfachen Grundlage. Man macht es dem Auge bequem und man bietet dem Auge eine Bewegung an, der es folgen kann. Ein gelungenes Bild ist so einfach, dass es jeder verstehen kann, also im Prinzip so einfach wie die Beschilderung zu einem Parkplatz.

Parken wollen wir das Auge dort , wo es unserer Ansicht nach hingucken soll!

Auf diesem Prinzip beruhen alle Bildentwürfe, entweder hat man deutlich zu gleitende Linien, eine klar erkennbare Geometrie, die man nicht übersehen kann, oder eine Trennung im Bild, die es einem unmöglich macht,  am Gegenstand vorbeizuschauen, zum Beispiel einen festen Rahmen.

Bildentwürfe sind so einfach,  die Strategie kann man in winzigen Bildern erklären:

Komposition je einfacher, desto besser

Die Faustregel ist: Je einfacher diese Bewegung im Bild oder dessen Geometrie zu verstehen ist,  desto besser ist das Bild. Wenn das Auto dort bequem hin findet,  noch besser.

Wenn ich das mal wieder in einem Tine Klein Spruch ausdrücken sollte, dann würde ich sagen:

Das Bild muss so einfach sein, dass ein besoffener Affe mit drei Gin intus es begreifen kann.

Malen, was da ist

Viele Menschen meinen, es reicht völlig, wenn sie malen,  was da ist. Damit unterliegst du den Irrtum, dass andere Menschen genau das sehen, was du siehst. Früher dachte man, das Auge sei ein neutrales Instrument zur Wahrnehmung der Umwelt. Heute weiß man das besser, jeder sieht nur, was ihn interessiert und was zu seiner Vorerfahrung passt.

Wenn du nun glaubst, du könntest einfach ohne Hinweisschilder eine Szenerie abmalen, so muss ich dir leider sagen, dass dein Bildentwurf in den meisten Fällen grandios scheitern wird.

Denn dann übernimmt der Zufall die Regie und

die verwirrte Augenoma kommt nicht über die Straße.

Was du also tun musst,  ist, das Auge am Händchen zu nehmen, du geleitest es charmant dorthin, wo es hin soll.

Ist Bildentwurf Lug und Betrug?

Nein, das ist es ganz und gar nicht. Wenn du nicht zur Generation iPhone gehörst und schon mal mit offenen Augen selbst über die Straße läufst, dann wirst du wissen, dass sich eine Straße innerhalb von 20 cm dramatisch bewegt. Eine Kopfneigung kann darüber entscheiden, ob eine Laterne links oder rechts von einem Haus steht. Wenn du einmal, vorausgesetzt es gibt keinen Verkehr!, über die Straße läufst und einmal schaust, wie sich der Bordstein auf ein Motiv zubewegt, dann wirst du feststellen, dass es dafür – ungelogen -Hunderte von verschiedenen Winkeln gibt.

Dazu gibt es einen ganz wunderbaren Blog, den werde ich später anhängen.

Wenn also eine Kopfneigung darüber entscheidet, wie etwas in einer Straße steht, dann liegt es in meiner völlig freien Entscheidungsmöglichkeit,  den Winkel des Straßenverlaufs ein wenig zu verändern, so dass mein Auge den Punkt des Interesses wunderbar findet.

Jetzt höre ich schon einige Leute schreien: Das ist Manipulation!

Manipulation ist besser als ihr Ruf

Viele Menschen denken , Manipulation sei etwas Schlechtes, sie denken an üble Werbung , die Menschen in dumme Opfer verwandelt und Bedürfnisse und auch Gefühle erzeugt, die überhaupt nicht da sind.

Sicher kann Manipulation widerwärtig sein, und gerade wir  als Künstler sollten darauf aufpassen.

Dennoch ist Manipulation viel besser als ihr Ruf. Manipulation ist sozusagen die Grundlage eines friedlichen Zusammenlebens. Man kann Dinge brutal erreichen oder sehr liebevoll.

Meine Katze und ich folgen immer diesem Prinzip, ich zum Beispiel sage meinem Mann jeden Morgen, dass er der großartigste Mann auf der Welt ist, schlängele mich heran und gebe ihm einen Kuss im Bett. Die Katze wirft sich ebenso heran und macht klar,  dass sie schmusig, weich und liebevoll ist.

Ist das Manipulation? Aber ja, denn mein Mann steht sehr gut gelaunt auf, das Resultat: Kaffee und Katzenfutter. Passt doch……..

Manipulation ist ein Prinzip,  auf dem unsere Gesellschaft beruht

Unsere Gesellschaft beruht auf einem gewissen Maß der Manipulation. Oder was glaubt ihr, wie ich im Gegenzug darauf reagieren würde,  wenn man mir direkt nach dem Aufwachen sagen würde, dass mein Bauch im Laufe der Jahre ganz schön fett geworden ist. Für den Überbringer solcher Nachrichten würde es keinen Kaffee im Bett geben, sondern einen handfesten Ehestreit.

Halten wir mal fest:

Ein bisschen Beschiss macht glücklich!

Halten wir auch fest, Bildentwurf ist dann gut, wenn wir einfach und gut verführen.

Die pure Verführung

Seien wir doch mal ehrlich, jeder wird gerne angeflirtet und ein bisschen verführt.

Bei Bildentwurf mit Farbe geht es darum, wunderbare Farben ins Zentrum des Interesses zu setzen. Der Betrachter soll ganz bequem durch unseren Bildentwurf lernen,  wo die Schönheit ist. Am oben genannten Beispiel kann man sehen, dass man mit etwas Charme viel mehr erreicht als mit Grobheit.

Gib die meisten Kontraste dorthin, wo der Betrachter hingucken soll.

Eine andere Strategie ist, den Weg dorthin mit schönen oder interessanten Dingen zu pflastern. Das Auge wird zum Beispiel Menschen tief in das Bild hinein folgen, denn Menschen interessieren uns immer. Diesen Bildentwurf nennt man den Repoussoir.

D.h. du gestaltest den Weg zum Ziel deutlich sichtbar und angenehm.

Ich mache dies in diesem Fall mit Menschen,  die ziehen immer Blicke an.

Fischertor Augsburg Aquarell von Tine Klein usk workshop Augsburg

Ich benutze  einen Repoussoir-Bildentwurf,  ich locke das Auge durch im Vordergrund groß dargestellte Menschen hinnein ins Bild. Oder ich locke das Auge durch eine Kette von Menschen mit roten Köpfen zum Tor hindurch zu einem sattem Rot-Grün Komplementärkontrast im Zentrum des Bildes.

Dennoch ist Bildentwurf kein Lug und Betrug, denn fast immer sind die Dinge,  die man braucht, in einem schönen Motiv schon angelegt.

Das Motiv ist sehr frontal und man hält Ausschau nach Hilfe,  die Bahngleise sind wunderbar, die ziehen das Auge schwungvoll mit S- Kurve hin zum Motiv.

Schau mal in die kleinen schwarzweißen Bilder, sie sind ein kleiner Spickzettel für Bildentwürfe und Augenbewegungen.

Am Anfang ist das nicht unbedingt leicht, aber es ist wie beim  einem schönen Flirt, er macht beiden Parteien viel mehr Spaß, wenn man charmant ist.

Versuch es mal mit unterschiedlichen Strategien!

Ich wünsche euch ein wunderschönes Wochenende

Tine

Bitte beachtet noch einmal meine besten beiden letzten Kurse in diesem Jahr:

Der Kurs in Aarberg bei Bern ist besonders wichtig , weil dort die Grundlagen der freien Malerei und des Zeichnens gelegt werden, Basistechniken, die dir erst mal ermöglichen, etwas Tolles zu machen.

https://www.boesner.ch/niederlassungen/aarberg/veranstaltung/spontan-locker-frei-2

Im Kurs in Allensbach geht es nur ums Zeichnen.  Was heißt denn hier „nur“, denn das Zeichnen ist die Grundlage allen künstlerischen Schaffens, hier werden wir viel mit Skizzenbuch und Stift unterwegs sein.

https://kunstzeit-allensbach.de/kurse/zeichnen-intensivspielerisch-zum-erfolg/

In diesem Artikel lest ihr warum wir Linien für die Komposition einfach verändern dürfen.

Blickwinkel, ein Meter verändert die Welt!

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USK Augsburg 2019: Bildentwurf mit Farbe

Danke an alle, die mit angepackt haben

Wir machen gemeinsam Kultur, dafür braucht man viele Hände!

Abschlussfoto der usk Augsburg

Und so schaut es aus, wenn 200 Menschen strahlen! Ja, das sind all die Maler,  ein paar davon durfte ich im Workshop zum Schwitzen bringen.

Zum Workshop in Augsburg auf dem deutschen Urban Sketcher

Treffen, Teil 1

Workshob Bildentwurf mit Farbe, Tine Klein Augsburg Brockelmann Haus Tine Klein Augsburg der Brockelmann

Viele meiner Schüler möchten, dass ihre Farben genauso aussehen wie meine. Dann heißt es immer , sag’ mir doch mal bitte,  welche Farben du genau im Kasten hast.

Ich möchte mir die auch kaufen

Dann versucht man genau diese Farben zu kaufen, doch zuhause ist die Enttäuschung groß, denn die gleichen Farben sehen völlig anders aus. Was ist hier los? Die Farbe ist doch die gleiche, wie kann das sein?

Oder ist hier ein Betrug unterwegs?

Ja, hier ist ein Betrug unterwegs, ein ganz dicker Augenbetrug,  denn Farbe wirkt in Kombination ganz anders. Du kannst immer wieder versuchen, die richtige Farbe zu kaufen, doch du musst deine eigene Strategie entwickeln.

Wie eine Farbe wirkt, liegt nicht an ihren Pigmenten

Die richtigen Farbfreaks haben ihre eigenen Tricks, sie sind Nerds, die es gelernt haben, Farben im Kopf der anderen Menschen zu mischen.

Farben mischen im Kopf des Betrachters?

Als ich für den Workshop in Augsburg angefragt wurde, wurde ich inständig gebeten,  doch mal ganz genau zu erklären,  wie ich die Farben so zum Strahlen bringe. Da habe ich mich gewunden wie ein Wurm, denn ich wusste ganz genau, dieser Workshop wird schwierig, nein, das ist nicht das richtige Wort. Eigentlich hatte ich die  Hoffnung, das ist ein der Workshop, der ein bisschen zwischen Esoterik und Neurologie liegt.

Das Klientel dieses Workshops sollte also am besten ein bisschen verrückt sein, einen medizinischen Abschluss in Neurologie haben oder in Seelsorge, Psychatrie und Sozialarbeit beschäftigt sein.

Denn auch diese Menschen können Sichtweisen verschieben

Als ich mit meinem dicken Rucksack zum Ort des Workshops lief, hoffte ich inständig, dass ich dort einen Haufen leicht Wahnsinniger antreffe, denn diese würden es am einfachsten haben, die Workshop Materie zu begreifen.

Bildentwurf mit Farbe

Die eigentliche Kunst liegt nicht nur im Mischen der Farben, sondern ganz wesentlich im Bildentwurf, denn durch die spezielle Zusammenstellung der Farben wird die Farbwirkung beeinflusst. Tatsächlich ist es so,  dass die Nachbarschaft der Farben die Farben enorm beeinflusst. Prinzipiell kann man sagen, dass sich durch den Bildentwurf

die Farben im Kopf des Betrachters völlig neu mischen!

Zugegebenermaßen ist dies mein Lieblingssport, Farben mischen im Kopf des Betrachters erzeugt völlig andere Ergebnisse, als die, die man  gemeinhin sieht, denn

im Kopf gemischte Farben kann man nicht kaufen

Der Bildentwurf mit Farbe

beruht im Wesentlichen darauf, dass man Vergleichsmaßstäbe setzt. Mit diesem Effekt kann man so gut wie alle Stimmungen erzeugen, nicht nur strahlende Farben, sondern auch alle anderen Eigenschaften.

Wie bin ich auf die Idee gekommen?

Ich war von Beruf Dipl-Ing. Rp. Raumplaner, das ist so etwas Ähnliches wie ein Städtebauer, der Beruf bestimmt , wie Städte in der Zukunft aussehen werden. Der Beruf des Raumplaners ist es zu begreifen, was Menschen brauchen oder wie sie es wahrnehmen, was die Bevölkerung glücklich oder unglücklich macht und dies dann später in die Gesetze zur baulichen Struktur umzusetzen.

Dabei bemerkt man sehr schnell,  dass die Sinne der Menschen niemals eigenständig funktionieren; das, was Menschen antreibt und beeinflusst, ist immer der Vergleich zu anderen oder dem/der anderen

Upps, war der Satz schwer verständlich? Ich erkläre es: So kann sich zum Beispiel eine Friseurin, die jeden Tag Menschen schön macht und dafür jeden Tag gelobt wird,  mit ihrem Beruf wunderbar und reich beschenkt fühlen, obwohl sie nur ganz wenig Geld verdient.

Eine hochspezialisierter Patentrechtsgehilfin, die hochqualifiziert ist und das Fünffache von der Friseurin verdient,  kann sich jedoch elend fühlen,  weil die Rechtsanwältinnen um sie herum mit ihrem Wissen in der Öffentlichkeit stehen und auch noch besser bezahlt werden.

Wie man etwas wahrnimmt,  liegt also am Vergleichsmaßstab der Sinne

Unsere Augen, unsere Ohren, unsere Nase, unser Geschmackssinn und insbesondere auch unsere Seele sind absolut abhängig vom Vergleichsmaßstab.

Ein Salat schmeckt auch nur durch Essig , Salz und Pfeffer, wer will ihn denn schon pur essen, dann könnte man ja gleich auf die Wiese gehen und Gras futtern.

Der Salat schmeckt durch die Kontraste, die Farbe auch.

Genauso funktioniert es bei Farben, hier wirkt die Einzelfarbe nur aufgrund der Stimulierung durch die Umgebungsfarben.

Intuition und Augenfunktion

Maler,  die wundervolle Farbstimmungen erzeugen, spielen mit der Augenfunktion.

Die Kunst ist, das Auge denken zu lassen, dort, wo es hinblickt, sei diese unglaublich einzigartige, wundervolle und großartige Farbe.

Die Augenfunktion macht das Auge anfällig für Fehler und falsche Einschätzung.

Dieser Fakt ist die große Chance für uns Maler, aber auch das große Leid für viele Anfänger.

Das Fachwissen darüber steht nicht in Büchern, es ist eigentlich so kompliziert, dass es sich Maler intuitiv über Jahre in ihrer ureigenen Weise aneignen.

Das Auge manipulieren, so geht es:

Die Basis ist extrem einfach, man manipuliert das Auge über Vergleichsmöglichkeiten.

Meiner Klasse in Augsburg auf dem deutschen Urban Sketchertreffen rauchten die Köpfe, denn diese Vergleichsmöglichkeiten für das Auge herzustellen und zu mischen, ist  am Anfang alles andere als einfach.

Danke an die mutigen Teilnehmer dieses Kurses.

Farbe im Kopf des Betrachters verändern

Die Menschen, die Farbe in den Köpfen der Betrachters verändern können, sind eine Elite, doch das Prinzip ist einfach, wie schon erwähnt:

Der Maler bietet einen Vergleichsmaßstab.

Er schiebt die Wirkung der Farbe in die richtige Richtung.

Soll eine Farbe schön leuchten, wird eine der Farben in der Nachbarschaft schön dunkel. Sind die Farben schön warm und gemütlich, dann müssen die Farben beim Blick aus dem Fenster ein wenig kalt und unfreundlich sein.

So begreift das Auge nach und nach, um welche Geschichte es hier geht. Hat das Auge erst mal begriffen, hilft dir das Gehirn deines Betrachters freudig mit.

Die große Manipulation

Der Maler macht es dem Auge leicht, er verführt es. Er macht es dem Auge leicht, dort hinzuschauen, wo es soll. Er erzeugt Punkte, die das Interesse des Auges anziehen wie Honig die Bienen. Genau dort setzt er die Vergleichsmöglichkeiten für das Auge und bringt den Betrachter dazu zu denken,  diese Farbe dort sei einzigartig.

Ich nenne das Kontrastverschiebung oder Kontrastmanipulation.

Dies ist ein Bild,  was mit Kontrastmanipulation gemalt wurde:

Tine Klein Gasthof im Glanerland

Lies den Text und versuche zu erkennen, wie ich es im Bild angewendet habe.

Das Ganze funktioniert in zwei Schritten.

Schritt 1: Der Maler wählt einen Bildentwurf, mit dem das Auge ganz eindeutig geführt wird. Das siehst du hier daran, dass der Blick  zum Haus geführt wird.  Im zweiten Schritt benutzt der Maler nun die Farbkontraste, um die entsprechende Wirkung seiner Farbe zu erzeugen. Dafür stehen die folgenden Farbkontraste zur Verfügung:

Tonwert

Tonwert  wird der Kontrast aus Licht und Schatten genannt. Dieser Kontrast ist der allerwichtigste und alle weiteren Kontraste funktionieren meist nicht,  wenn die Lichtverhältnisse im Bild nicht stimmen. Dieser Licht -Kontrast also Tonwert bestimmt im Wesentlichen, ob ein Bild spannend ist. Das wirklich Verzwickte an diesem Kontrast ist,  dass wir Farben nicht richtig beurteilen können.

Es braucht Erfahrung. Doch Faustregel: Helle Farben fangen an zu leuchten, wenn dort auch Dunkelheit ist. Siehe das Orange und Gelb im Bild. Das siehst du im Bild  mit dem Gasthof sehr deutlich.deutlich.

Wellenlänge

 

Faustregel: Komplementärfarben geben Bildern Frische

Die Farbe,  die neben der ausgewählten Farbe steht, bestimmt, wie die andere Farbe wirkt. Ist die Farbe mit der anderen Farbe verwandt, also auf der gleichen Seite des Farbkreises,  werden die Farben miteinander sehr harmonisch. Je weiter die Farbe im Farbkreis entfernt ist, desto greller wird die Wirkung. Die Komplementärfarbe liegt auf der anderen Seite des Farbkreises und kann je nach Dosierung entweder sehr frisch, freundlich und fröhlich wirken oder auch grell.

Auch in dem Bild mit dem Haus siehst du, alles ist blaugrün, nur das Dach ist orange, deshalb fängt das Orange an zu schrillen. Es wird frech.

Strahlkraft

Workshob Bildentwurf mit Farbe, Tine Klein Augsburg Brockelmann Haus

Man kann Farben klar und leuchtend vermalen, meistens sind dies Farben,  die nur ein Pigment haben und damit eine ganz klare Aussage. Transparente, leuchtende Farben haben eine hohe Strahlkraft. Stark gemischte oder deckende Farben wirken in der Regel viel matter.  Setzt man nun eine matschige oder matte Farbe neben eine strahlende, wird die strahlende zum Star. Den Effekt siehst du beim Brockelmann Hus oder auch bei dem Bild mit dem Gasthaus, denn dort ist das Hellbau im Berg oder ein Teil der Bäume ohne Leuchtkraft gemalt.

Kalt und Warm

In diesem Bild wurden Kalt und Warm als Ordnungsprinzip angelegt, oftmals gehen Bildentwürfe mit Kalt und Warm Hand in Hand mit Komplementärfarben. Überall dort, wo man hinschauen soll,  ist die Farbe kalt, dies ist besonders auffällig, weil das gesamte Bild in einer sehr warmen Erdfarbe lasiert wurde: Noch auffälliger ist es, weil sonst alles, wo man hingucken soll, rot ist. Verstärkt wird der Effekt durch den Einsatz einer leuchtenden Komplementärfarbe, in diesem Fall Saturn-Orange.

Kalte und warme Farben sind der Farbkontrast, der von vielen Menschen nicht verstanden wird, sie denken,  eine warme Farbe sei Feuerrot und eine kalte Farbe sei z. B. Eisblau. Dieser Gedankengang ist wunderbar und auch richtig, das sieht man ja hier im Bild, dennoch haben alle Farben kalte und warme Töne. Selbst beim Rot gibt es kalte und warme Farbtöne.

Das Rot wird kühler, sobald es in Richtung Blau geht. Die Kombination von warmen und kalten Farben wird für das Auge stets sehr anregend, das Bild wird frischer. Wenn man zum Beispiel ein Bild malt, das sehr einfarbig ist, so wirkt dieses Bild immer noch leuchtend und fröhlich, wenn man die eine Farbe mit Licht und Schatten,  aber auch mit Kalt und Warm kombiniert Leider kann ich so etwas nur im Kurs zeigen, denn der Aufwand im Blog wäre zu groß.

Einen Star inszenieren

Grundlegend kann man sagen, dass das Arbeiten mit Kontrasten ziemlich einfach ist, es wird dir in Fleisch und Blut übergehen. Dennoch wird dir der Kopf am Anfang ziemlich qualmen, denn an vier Dinge zu denken und dazu noch ein harmonischen Bildentwurf zu machen, treibt einen in den Wahnsinn,  weil sich alle Farben mit der jeweiligen Veränderung eines Kontrastes wiederum verändern.

Ein Star wird zum Star, weil er einfach anders  ist als die Statisten.

Dennoch ist das Prinzip einfach, dem Auge wird gesagt,  wer der Star ist.

Hier hat eine Farbe Kontraste zu allen anderen Farben, ein Star definiert sich dadurch, dass er immer anders ist als alle anderen.

Nicht so heiß gegessen wie gekocht

Die Technik funktioniert nur, wenn der Maler mit absoluter Sicherheit weiß, welche Eigenschaft seine Hauptfarbe haben soll.

Danach beginnt er ganz langsam  die Nachbarfarben ein wenig zu manipulieren.

Wenn man an dieser Stelle zu viel will, produziert man unglaublich gruselige Bilder.

Am besten erlernt man diese Technik nicht mit Aquarellfarben, sondern indem man das Aquarell hinterher mit Aquarellstiften noch ein wenig manipuliert. Man überlegt, welche Farbkontraste man haben will.

Schau mal, meine Lieblingsfarbe ist ein warmes Orange, die Komplementärfarbe dazu ist ein schönes Türkis, den Stift habe ich klein geliebt.

Kontrastmanipulation  mit stark pigmenthaltigen Aquarellstiften ist viel leichter und schneller als mit dem Pinsel. Schon ein passender Aquarellstift mit straken Pigmenten als Kontrast zur Grundfarbe des Bildes wirkt kleine Wunder.

So lernst du dann ganz langsam, das Bild in die richtige Richtung zu biegen, es ist wie beim Würzen, du gibst nur ein wenig Salz hinzu und schaust, ob sich der Geschmack verbessert.

Im Bild gibt man ein wenig Kontrast hinzu und schaut, ob sich das Bild in die richtige Richtung verschiebt.

Mit Gewalt kann man dies nicht erlernen , sondern mit Fingerspitzengefühl wie beim Salzen.

 

Viel Spaß wünscht euch Tine

Das nächste Symposium ist zu meiner großen Freude in meiner Geburtsstadt Dortmund

und noch ein bisschen von dem Workshopsmaterial gibt es nächste Woche.

In eigener Sache:

Der wichtigste Kurs des Jahres: In diesem Kurs bringe ich spontane Aquarell-und Zeichentechniken bei. Hier erkläre ich, wie man Farbe überhaupt steuern kann, wie Nass in Nass-Techniken wunderschöne spontane Ergebnisse bringen.  Aber auch, wie man mit einfachen Mitteln, zum Beispiel Kugelschreibern, Tolles macht:

https://www.boesner.ch/niederlassungen/aarberg/veranstaltung/spontan-locker-frei-2

Die Location in Aarberg bei Bern ist ein zauberhaftes mittelalterliches Städtchen

 

 

 

 

Hake Brush oder Hake Pinsel

Tine Klein Aquarell mit Hake Brush Motiv: Glaner Land Berggasthof

Tine Klein schnelle Skizze mit Hake. Glaner Land Berggasthof nähe Braunwald Ch

Hake Brush,was ist das?

Was zum Teufel ist ein Hake Brush?

Ein Hake Brush ist ein Flachpinsel mit sehr kurzem, feinen Ziegenhaar. Dieser Pinsel ist nichts Neues, denn er ist in der traditionellen japanischen Kunst seit Jahrhunderten in Gebrauch. Das Ziegenhaar ist sehr weich. Man kann ihn sehr gut im Aquarell verwenden.

Meistens ist dieser Pinsel ziemlich riesig. Der Pinsel hält sehr viel Wasser und man kann ihn ganz wunderbar für Lasuren und Verwaschungen im Aquarell einsetzen. So weit so gut, das würde natürlich auf viele Pinsel zutreffen.

Der Hake Brush wird jedoch immer moderner, viele Menschen begreifen, wie hilfreich dieser Pinsel ist.

Warum Hake Brush?

Die eigentliche Fähigkeit dieses Pinsel ist etwas, was man noch vor wenigen Jahren als einen Makel empfunden hätte. Nach klassischen europäischen Maßstäben wäre jeder Hake Brush kein guter Pinsel.

Denn dieser Pinsel kann alles, nur keine richtige Pinselspitze.Um es mal ganz klar zu sagen:

Der Hake Brush oder Pinsel ist total strubbelig

Sobald man auf diesen Pinsel ein wenig Druck ausübt oder ihn ein bisschen dreht, verstrubbeln die Haare des Pinsels ganz weich.

Die Kanten der Farbflächen werden also nicht  unpräzise, sondern sie bilden weiche und wilde Übergänge.

Der Pinsel ist ein Albtraum für Ordnungsfanatiker

Dennoch wird dieser Pinsel in letzter Zeit richtig modern und das zu Recht.

Die Stärke des Hake Brush sind weiche und wilde Übergänge.

D. h. überall dort, wo man organische Strukturen hat, die nicht geordnet sind, kann man den Pinsel ganz wunderbar einsetzen, und es entstehen ohne Mühe organische Strukturen.

Ein Pinsel, der Spuren hinterlässt

Der Hake Brush hinterlässt also wilde Strukturen, deshalb eignet er sich am besten für alles mit weichen und wilden Oberflächen-

Sehr empfehlen kann ich diesen Pinsel für das Malen und Skizzieren von:

Wolken:

Wichtig ist, dass Wolken sehr weiche und ausdrucksstarke Kanten haben. Bei Wolken malt man eigentlich immer die Farbe zwischen den Wolken. Dafür muss der Pinsel sehr nass sein, weil man große Flächen damit malen möchte, ohne Ansätze zu bekommen. Andererseits möchte man aber, dass die Kanten zu den Wolken weich bleiben. Die Wolken sollen ja schließlich nicht aussehen, als seien sie in Beton gegossen.

Tine Klein Aquarell mit Hake Brush wolken Motiv:Allensbach am Gnadensee , Bodensee

Dreht man den Pinsel, so verwirbeln sich seine Haare gewaltig, und diese Fähigkeit ist bei Wolken einfach großartig.

Das Gleiche gilt für ferne Bergstrukturen: Irgendwo fängt der Berg an, der Schnee auf den Gipfeln  reflektiert das Licht, doch vor den Bergen liegt der Dunst und alles ist weich.

 

Bei diesem Bild habe ich die gesamte Landschaft mit einem Pinsel gemalt, ohne dabei den Pinsel auszuspielen. Jedes Mal, wenn ich den Pinsel gedreht oder getupft habe, sind ganz lebhafte Strukturen entstanden.

Strukturen: die große Stärke des Hake Brush

Strukturen sind die große Stärke des Pinsels. Schaut euch einmal an, wie weich und gleichzeitig lebhaft der Berg in die Wiese übergeht. Nichts davon musste ich bewusst malen, denn beim sanften Tupfen entstehen solche Strukturen mit dem Hake Brush ganz von selbst.

 

Hake Brush:  die simpelste Methode für Bäume

Tine Klein Aquarellskizze am Zürichsee bäume mit Hake Brush

Ich weiß, dass viele meiner Schüler mit Bäumen kämpfen. Wenn man Bäume ganz normal malt, dann sehen sie zu kompakt aus. Die Bäume sehen aus,  als seien sie ausgeschnitten und ins Bild geklebt. Doch Bäume sind beweglich, wenn man mit dem Pinsel ein wenig reibt, entstehen ganz selbstverständlich völlig harmonische und lebendige Strukturen.

Mit dem Hake entstehen diese Strukturen in Sekunden.

Anforderungen an den Maler

Prinzipiell ist der Pinsel sehr einfach zu erlernen. Wie bei allen Pinseln muss man aber erst lernen, wie sich der Pinsel nass und trocken verhält.

Am allerbesten erlernt man diesen Pinsel, indem man ihn spielerisch ausprobiert.

Der Hake Brush reagiert sehr stark auf Druck, Drehungen und Reibung.

Er ist also kein Pinsel, den man ganz vorne anfasst, sondern ein Pinsel, den man hinten am Griff führt, der Pinsel braucht ein bisschen Freiheit.

Man muss ihn mit Fingerspitzengefühl führen.  Und dies braucht ganz einfach etwas Übung.

Viele der Maler , die sich an diesem Pinsel gefühlt haben, sagen, dass er spektakuläre Ergebnisse erzeugt. Sie möchten ihn nicht mehr missen. Geht mir auch so.

Preis des Pinsels

Die Pinsel sind absolut nicht teuer, in Deutschland muss man mit etwa 4 -15 € rechnen. In der Schweiz mit 5-20 Fr.

Ich wünsche euch ein wunderschönes Wochenende, viel Spaß beim Ausprobieren.

Ganz liebe Grüße Tine

Nächter Kurs bei Tine, da seht ihr den Hake in Action

 Boesner Aarberg

 

Der Hake in Action:

In diesem Video zeigt ein sehr alter Maler, wie man den Pinsel benutzt: Ron Ranson , gebt ihm eine Chance und ihr werdet staunen. Ein Beispiel, was wir von den Generationen vor uns lernen können.

Malen lernen – die besten Tipps

Es gibt ein paar Tipps, bei denen ich gehofft hätte, das sie mir jemand früher mitteilt.

Malen lernen kann einfach sein, wenn man es sich nicht selbst schwer macht.

Teilweise sind Tipps, die deine Zeichnungen und Skizzen viel besser machen, hirnrissig einfach. Aber gerade weil diese Tipps so einfach sind, begreift man sie am Anfang nicht. Denn wer anfängt zu malen, merkt erst mal eins:

Man sieht den Wald voller Bäume nicht

Als ich begann zu malen, da wollte ich nach den Sternen greifen. Das Resultat war oft Frust und Stress.

Kleine schnelle Skizzen helfen dir: Du lernst abstrahieren, du merkst ganz schnell was geht und nicht erst wenn du eine Stunde oder zwei investiert hast.

Der Druck ist einfach weg und es macht dich glücklich. So ging es mir in Amsterdam, tausend Leute gucken dir über die Schulter.

Tine klein die besten Tricks zum malen lernen, traue keinen Kunstkritikern

Tipp eins: Traue keinen selbstberufenen Kunstkritikern. Lass dich nicht von Leuten irritieren, die dir über die Schulter schauen, Kunst ist eine sehr persönliche Sache.

Mach es dir einfach

Auf ein Blatt passt viel weniger als man denkt. Mache ich es mir einfach, dann schaffe ich mir Klarheit. Diese kleinen Vorstudien helfen mir enorm. Sie zwingen mich ganz wenig auf das Blatt zu machen, das hilft.

Wenn ich merke: „Upps, mir wird alles ein bisschen viel!“, dann helfe ich mir mit schnellen kleinen Quicki – Aquarellen, denn auf den Spass kommt es an.

Malen lernen - die besten Tipps Farbstudie mit Miniaturen Tine Klein

Dies sind viele kleine Farbstudien

Riesige Werke werden besser, wenn  der Kopf vorher klar ist, die kleinen Werke helfen den Kopf nicht zu verlieren

Auch für alle großen Bilder gilt, den Kopf nicht verlieren

Hier mal meine Zusammenfassung der besten Tipps und Tricks, die deine Bilder sofort besser machen. Malen lernen heißt: Mach es easy.

Erst mal gucken, ob es machbar ist.

Hier die super einfachen Tipps zum Malen lernen:

  • Male nur was dich wirklich interessiert
  • Habe keine Angst loszulegen
  • Keine epochalen Werke, mache mehrere Varianten
  • Halte inne und überdenke
  • Zeitbudget beachten
  • Mach es öfter mal
  • und habe dein Malzeug parat, den suchen beim malen verdirbt alles.

Male nur die  Dinge, die dich wirklich interessieren

Viel muss nicht auf das Bild, nur was dich interessiert

Wenn man Dinge malt, die einen interessieren, dann macht das die Zeichnung gleich viel interessanter . Wenn man sich dabei auf das konzentriert, was man wirklich liebt bekommt die Zeichnung oder die Malerei gleich einen Fokus, d. h. das Bild wird stark, denn man verschwendet keine Kraft in all den unwichtigen Unfug drumherum. Du wirst dabei ganz automatisch eine Bildsprache für wichtig und unwichtig entwickeln, dadurch wird das was du liebst immer ganz besonders sein. Genau das werden deine Betrachter zu schätzen wissen.

Keine Angst vor dem ersten Schritt

Mach einfach, lass die Puppen tanzen, Entspanntheit erzeugt die besten Ergebnisse

Viele Erwachsene sitzen wie ein Ochse vom Berg vom leeren Blatt. Die Frage was man alles falsch machen könnte, frisst sich tief in die Seele. Und das ist der Feind jeden Malers, denn Zögerlichkeit sieht man auf jeden Fall in den Pinselstrichen.

Es ist sehr wichtig, dass man sich erst mal klar macht, das überhaupt nichts passieren kann. Leg einfach los, es macht überhaupt nichts aus, denn jeder einzelne Fehler wird dich besser machen.

Die innere Stimme

Wer spontan loslegt hat in der Regel noch Zugang zu seinem Unterbewusstsein. Die innere Stimme, die einem dazu treibt etwas zu malen, ist etwas sehr wichtiges. Ob Schnapsidee oder Tieferes ist völlig egal. Alles was nicht aussieht, wie alles andere, ist viel besser als ein ödes Postkartenmotiv.

Halte inne und überlege

Spontanität ist etwas Großartiges. Unsere erste Einschätzung, das erste Gefühl das ist oft unschlagbar gut. Intuition ist etwas Großartiges, sie trifft den Sachverhalt oft wie der Hammer den Nagel auf den Kopf trifft.

Nur dummerweise wird diese Intuition immer wieder kaputt gemacht in dem man in Bildern viel zu viel und viel zu unüberlegt weiter arbeitet.

Deshalb ist wohl der wichtigste Tipp, mach immer mal wieder in Ruhe eine Pause und überlege wie es im Bild weitergehen könnte.

Malen heißt entscheiden

Immer dann wenn man eine großartige Idee einfach übermalt, wird das Bild brutal schnell sehr viel schlechter.

Mein Tipp:

Arbeite mit Skizzenrolle, dies ist eine Rolle mit Transparentpapier und sie gibt dir die Möglichkeit Superideen von Schnapsideen zu unterscheiden. Man legt das Transparentpapier einfach über das Bild und schon kannst du mehrere Möglichkeiten ausprobieren.

Keine Epochalwerke:

Wer jemals den Schöpfungszyklus von Oskar Kokoschka gesehen hat, der wünscht sich, ein ebenso besonderes Werk zu malen.  Der Schöpfungszyklus von Oskar Kokoschka hat mich total fasziniert. In diesem Bildern wimmelt es vor Leben, der Künstler hat einfach alles eingefangen was Menschen interessiert, man sieht den Himmel, entfernte Landschaften, das Licht, immer wieder das Licht und das Leben tummelt sich. Leben, Lieben, Sex, Paradies , Gott, Hölle und Teufel.

Solche Bildentwürfe treiben einen in den Wahnsinn, denn auch sie brauchen Klarheit, deshalb lieber schlicht anfangen.

Doch das alles muss man irgendwie zusammenbringen, wer jemals versucht hat einen vernünftigen Bildentwurf für ein DIN-A vier großes Blatt zu machen, der dürfte bei einer 8 m langen Leinwand leicht hysterisch werden.

Doch dann stellt man fest, dass die meisten Bilder durch eine ungeheure Schlichtheit gut werden.

Malen lernen - die besten Tipps Farbstudie Kirche in Amsterdam

Die meisten Bilder sterben durch zu viel und nicht durch zu wenig

Der wirklich wichtige Tipp ist dich aufs Weglassen zu konzentrieren

Die schlichte Wahrheit ist, dass ein Maler an vielen kleinen Werken und einer regelmäßigen Malpraxis viel mehr lernt als an einem riesigen Bild.

Das Zeitbudget beachten:

Jetzt mal ganz ehrlich natürlich hätte ich gerne den Schöpfungsmythen von Oskar Kokoschka. Wie wunderbar wäre es, wenn ich mich in meinem Himmelbett unter all diesen prächtig gebauten griechischen Göttern lümmeln könnte und mich dabei als Vollweib fühle, während ich den Farb- und Lichtwechseln dieses Bildes schwelge.

Dieser Plan wurde leider vereitelt, weil ich die 12 m großen Werke nicht unbemerkt durch den Ausgang des Züricher Kunsthauses schmuggeln konnte. Das Dinger waren einfach zu unhandlich handlich. Wie kriege ich 12 Meter Bild in mein Schlafzimmer, die Frage bleibt noch zu lösen!

Einfaches und praktisches Malmaterial passt besser in den Alltag

Malen lernen - die besten Tipps Hebebrücke in Amsterdam Tine Klein

Biereckel und Buntstift manchmal praktischer als 12m Leinwand

Mein Tipp ist: such dir eine Maltechnik die wirklich einfach ist, d. h. für den Anfang reicht alles für das du nicht viel Aufwand betreiben musst.  Legte dein ganzes mal Material so bereit, dass du jederzeit anfangen kannst. Der Effekt ist durchschlagend, weil es kein Aufwand ist zu malen, wirst du es viel öfter tun. Weil du dadurch viel mehr Praxis bekommst, werden deine Bilder viel schneller besser.

Machs öfter

Zudem einem Aspekt des „Mach es öfter“ sind wir schon mal gekommen. Dein Malmaterial muss so einfach sein, dass du es immer tun kannst. Denn wer du nur im Urlaub malt, der wird schwerlich Meisterschaft erringen können.

Bei diesem Tipp geht es aber um etwas völlig anderes. Mein Tipp ist ein und dasselbe Bild gleichzeitig mehrfach zu malen. Oft gibt es in Bildern Scheidewege, du weißt nicht wirklich ob das eine oder das andere richtig ist. Male mehrere Bilder gleichzeitig und sehr spontan.

Dabei wird dein Gehirn begreifen, dass es nicht nur eine Möglichkeit gibt etwas darzustellen, ganz langsam aber sicher wirfst du in dir den Samen der Freiheit aus.

Zu begreifen, dass es nicht nur eine richtige Möglichkeit gibt, sondern dass die Welt voller unglaublicher Lösungen steckt, ist der erste Schritt um ein brillanter Maler zu werden.

 

Liebe Grüße ins Wochenende Tine

Die nächsten Kurse in der Schweiz:

https://www.boesner.ch/niederlassungen/unterentfelden/veranstaltung/spontan-locker-frei

https://www.boesner.ch/niederlassungen/aarberg/veranstaltung/spontan-locker-frei-2

 

 

Lange ist es her das Syposium in Manchester

 

Er hat gemalt wie ein Irrer, mal gut mal schlecht, aber immer persönlich:

Oskar Kokoschkar:

https://www.youtube.com/watch?v=6GcUZxLVOjE

 

 

 

Schwarze Aquarellfarbe: die Dunkelheit

Für meine Freundin Claudia, mit der selbst Regentage Spass machen.

Einige der häufigsten Diskussionen dich mit meinen Studenten habe, ist ob schwarze Aquarellfarbe sinnvoll ist. Vorab möchte ich schon mal sagen, ich benutze kein Schwarz.

Ob man wirklich Schwarz malen will, sollte man sich stark überlegen

Haha, kleines Wortspiel.

Aber ich habe mal bei den Redensarten nachgeschlagen, nichts was wirklich positiv ist, wird mit Schwarz umschrieben: sich schwarz ärgern, da kannst du warten bist du schwarz bist, schwarz arbeiten, schwarz sehen, Schwarzmarkt. schwarze Gedanken, schwarzes Schaf und schwarze Liste

….Peng, Tod umfall, ach du scheiße, die Assoziationen werden nicht besser

Ich habe einfach nix für Happy schwarz gefunden. Sein wir mal ehrlich, willst du deinem Bild wirklich diese Assoziationen geben?

Ja natürlich, falls du gerade an einer tiefen schwarzen Depression leidest, na dann ran an den schwarzen Pinsel, alle anderen dürfen gerne weiter lesen:

Keine schwarze Aquarellfarbe

In der Tuschemalerei kann schwarze Farbe einfach gut aussehen. Dort ist sie der optimale Kontrast.  In der Aquarellmalerei oder in Skizzen ist schwarze Farbe jedoch sehr gefährlich. Wenn man sie entschieden malt, wie in der Tuschemalerei, so ist sie schön, dann hat das Bild jedoch nicht mehr viel mit einem Aquarell zu tun.

Aquarelle bestechen durch ihre schönen und transparenten Farben

Der Grund warum ich keine schwarze Aquarellfarbe benutze ist, dass alle anderen Farben, die mit dieser Farbe in Berührung kommen, verdrecken.

Der andere Grund ist, dass ich Farben liebe und laut Wikipedia ist:

Schwarz das Gefühl der abwesenden Farbe.

Fertiges Schwarz heißt kein Leben in der Farbe

Schwarz heisst  die  Farbe macht gerade Urlaub und wir bleiben im Regen zurück

Claudia und ich haben an einem Regentag eine Windmühle gemalt, wir hatten den Wechsel aus Sonne und Regen.

Claudia benutzt in der Regenphase schwarz, ergänzt es aber mit Indigo und gebranntem Oker, so entsteht Leben im Bild. Indigo ist eine Farbe die dem Schwarz sehr verwandt ist. Umbra oder Siena gebrannt bringen dazu einen kleinen Komplementärkontrast.

Für Maler die gerne in gedeckten Farben arbeiten, hat Claudia eine optimale Kombination für die Dunkelheit gefunden:

Claudia Stichel Windmühle im Regen Tutorial schwarz und dunkle Töne

Claudia Stichel: Windmühle im Regen

Was Claudia richtig macht, ist das sie keine fertigen  Schwarztöne benutzt. Ihr Bild ist regentrüb aber nicht dreckig grau. Im Aquarell ist reines Schwarz sind oft sehr tot. es ist  entweder darauf angelegt extrem dunkel zu sein oder darauf angelegt absolut neutral zu sein, das ist gut, denn es soll ja zu allem passen.

Zu allem passen, heisst keine Aussagekraft

Was zu allem passt, zeigt kein Gesicht, es ist die pure Dunkelheit. Dabei verliert man eine ganze Menge an Aussagekraft.

So bringt zum Beispiel eine große dunkle Fläche, die kalt ist, eine warme Farbe deutlich besser zum Strahlen.

Eine große dunkle Fläche, die warm ist, verbindet sich mit warmen Tönen.

Wer also eine rein schwarze Fläche malt:

Der hat ein Statement

Zu Kosten einer gewissen Isolation, die Bilder fallen auseinander, weil die schwarze Fläche etwas eigenes für sich bildet ohne auf die anderen Teile des Bildes zu reagieren.

Schwarze Aquarellfarbe mischen:

Schwarz lässt sich sehr einfach mischen, man darf dabei nicht viel Wasser nehmen, denn man möchte die Pigmente ja anhäufen, so dicht machen, dass sie schwarz werden. Prinzipiell braucht man um Schwarz zu mischen alle drei Grundfarben. Diese Grundfarben hat jeder von uns im Kasten. Man mischt die Farben aus rot, blau und gelb.

Ich benutze für meine Dunkelheiten gerne

permanent Karmin, Quinacidrome Gold und Ultramarine

Je nach Zusammensetzung erhält man ein sehr dunkles Braun, Grün, Violett oder Violett, alle Töne wirken Schwarz.

In dieser kleinen Skizze sieht man den Effekt genau:

Wirkt Schwarz, ist es aber nicht. Seht ihr die Ausblutungen des Ultramarines in der Dunkelheit?

schwarz und dunkle Töne Aquarellskizze der Windmühle in Amsterdam Tine Klein

Tine Klein: Wind und Wolken schnelle Skizze der Windmühle in Amsterdam

Diese Dunkelheit entstand aus Ultramarine, Umbra gebrannt und einem Hauch Quinacidrome Gold.

Sehr sinnvoll ist es das Schwarz zu mischen in dem du Farben benutzt, die auch in deinem Bild vorkommen. So passt das Schwarz auch immer optimal zu dem was du gemalt hast, ohne einen schwarzen fremdartigen Klotz zu bilden.

Dunkle Motive:

Dieses Wissen ist enorm wichtig, wenn man dunkle Motive malen möchte, in Amsterdam gab es sehr viele schwarze oder dunkle Häuser. Schwarz, Bordeauxtöne und gebrannter Umbra sind die Farben von Amsterdam. Trotz der dunklen Häuser, Amsterdam ist eine Stadt die freundlich wirkt. Keine Spur von Tristesse. Die Herausforderung mit Aquarellfarben ist, diese Töne so zu malen, dass sie auch freundlich wirken. 

Oft muss man nicht wirklich Schwarz mischen, es reicht Dunkelheiten herzustellen. Ich zum Beispiel liebe anstelle von Schwarz die Mischung aus Ultramarin und gebranntem Ocker oder Siena gebrannt.  Dies ergibt ein sehr schönes und warmes violettes Grau. Brauche ich die Farbe etwas kälter, gibt es mehr Blau in der Mischung Und benötige ich eine etwas wärmere Farbe, benutze ich natürlich mehr von der rötlichen Farbe des gebrannten Ockers. In dem folgenden 10 Minuten vor einem Regenschauer gemalt, seht ihr das Spiel aus Ultramarine und Siena gebrannt.

Generell finde ich das es viel besser aussieht, wenn das Schwarz eben nicht Schwarz ist, sondern eine sehr sehr dunkle und satte Farbe.

Dunkle satte Farbe ist aussagekräftiger als ein schwarzes Loch

Schwarz sollte mehr zu bieten haben als nur Dunkelheit

Das Licht vor dem Regen Tine Klein Windmühle in Amsterdam

In der Windmühle seht ihr ganz genau, wie ich mit der Farbe gespielt habe. Große Teile der Windmühle sind eher dunkelblau oder violett. In anderen Teilen sieht man eher die warmen Töne der Mischung. In der schwarzen Windmühle sieht man also starke Kontraste zwischen blau und fast orange also einem Komplementärkontrast, zwischen hell und dunkel und zwischen kalt und warm. Wir haben hier das Spiel von drei Kontrasten und das macht die schwarze Farbe zu einem interessanten Hingucker für das Auge. Und das nicht nur weil die Farbe so enorm dunkel ist, sondern weil sie mehr zu bieten hat als nur Dunkelheit.

Schwarz ist an sich ein Kontrast, zum Star wird sie wenn es noch andere Kontraste um sich versammelt

Versuche dein Schwarz immer abzuhandeln, wenn du ein fertig gemischtes Schwarz im Kasten hast, musst du dies nicht unbedingt wegwerfen. Versuche einmal den folgenden Trick: Gebe jeweils reichlich Pigmente von Blau oder Rot mit in das Schwarz. Wenn du jetzt zum Beispiel ein gelbes Haus gemalt hast, schau dir einmal an wie das Haus mit einem grauen Schatten, einem grauen Schatten mit Blau oder einem grauen Schatten mit Rot aussieht. Du wirst sehr deutliche Unterschiede in der Aussagekraft finden.

Deshalb hier der wichtigste Tipp:

Benutze dein Schwarz niemals pur, mache es immer zu einer Farbe

Viele Menschen malen nicht gerne mit großer Dunkelheit, weil sofort alle Fehler stark betont werden und das was vorher im Bild gut ausgesehen hat, wird plötzlich zu blass.

Auf Dunkelheit zu verzichten ist keine Lösung

Tine Klein Tutorial schwarz und dunkle Farben Im Aquarell

Dunkelheit ist der Lichtschalter des Bildes. Ohne starke Dunkelheit wird dein Bild immer blass bleiben. Sich zu drücken ist keine Alternative.

Wenn man anfängt starke Dunkelheiten einzusetzen, muss man einfach lernen, die anderen Farben anzupassen.

Schwarz oder Dunkelheit hat den den Effekt einer Neonröhre,  der entscheidende Faktor ist welche Tönung hat die Neonröhre

Wir kennen den Effekt von Neonröhren mit Kaltlicht, selbst der gemütlichste Raum wirkt damit wie eine Obdachlosenunterkunft.

Viel Spass beim Mixen

Viele liebe Grüße ins Wochenende

Tine

Der nächste Kurs bei Tine ist am 21.8  bei Boesner Unterentfelden:

Möchtest du noch ein bisschen zum Gegenspieler des Schwarz lesen?

Weiterlesen zur Farbe Weiß

Video zum Schwarz mischen vielleicht auch ganz interessant:

Mérci an meine liebe Freundin Claudia

 

Das Symposium der Urban Sketchers

Das Symposium der Urban Sketchers

Hallo ihr Lieben,
letzte Woche gab es keinen Blog, weil viele von uns auf dem Symposium der Urban Sketchers in Amsterdam waren.
Jetzt werden sich viele von euch fragen:“ Was zum Teufel sind diese Urban Dingsdabumsdas und was zur Hölle ist ein Symposium.
Wenn man dies mal in normale deutsche Sprache übersetzt, dann bedeutet das, ganz viele Menschen, die gerne aus direkter Beobachtung zeichnen, treffen sich in einer Stadt und machen da dann eine riesen Zeichenparty.

Dieses Jahr sollen geschätzt 3000 Zeichner beim Symposium in der Stadt gewesen sein.

Das Symposium der Urban Sketchers skizze mit Aquarell aus der Skybar Blue in Amsterdam

Tine Klein: Ruhige Momente im Sturm: Skizze beim Kaffee mit Claudia in der Skybar Blue in Amsterdam

Symposium Kunst auf der Straße

In der Umgebung wird also jede Straße zum Kunstatelier. Zu Hunderten sitzen die Menschen auf dem Fußboden und zeichnen, malen, kolorieren oder was sonst noch irgendwie geht. Einige von den Künstlern haben sogar mit Klebeband ganze Stadtansichten auf den Fußboden geklebt. Ihr seht also, es gibt weit mehr Möglichkeiten als man so denkt.
Auf dem Symposium ist alles möglich.
Was alle 3000 Menschen verbindet ist, dass sie Kunst draußen leben und dass sie sich darüber austauschen wollen.

Egal wo man ist, es wimmelt nur so vor Zeichnern

Das Symposium der Urban Sketchers abschlussbild

Angemeldete oder Unangemeldete, der Spass zählt

Nur ca. 600 Menschen waren zu diesem Symposium angemeldet. Es gibt die unterschiedlichsten Varianten, man bezahlt Workshops oder man besucht Demonstrationen. Der überwiegende Teil der Zeichner kommt jedoch mit ganz kleinem Budget. Es wird kein Geld ausgegeben, sondern man trifft sich einfach auf der Straße zum Zeichnen. Diese freien Symposiums werden zum Beispiel in sozialen Netzwerken wie Instagram, WhatsApp oder Facebook organisiert.

Wie funktioniert das?

In der Regel tritt man in einem sozialen Netzwerk einer Gruppe bei die die eigene Sprache spricht. Welche Gruppen dies sind, merkt man schon im Vorfeld, denn bevor das Symposium beginnt, verabreden sich die Menschen öffentlich.
Ist man dann einer dieser Gruppen beigetreten, werden dort öffentlich die Punkte in der Stadt bekannt gegeben, wo sich alle treffen und zusammen zeichnen.
Wer keine sozialen Netzwerke mag, kann auch offen den öffentlichen Sketch Walks des Veranstalters teilnehmen.
Ein Sketch Walk ist übrigens eine Art Spaziergang mit Stift.

3000 Leute zeichnen mit mir

3000 Leute zeichnen mit mir, an jeder Straßenecke trifft man statt Zeichner und Maler aus aller Welt. Man hört viele Sprachen und die Menschen haben alle Hautfarben. Was uns alle verbindet, ist die Liebe zum Malen und Zeichnen.

Das Symposium der Urban Sketchers unterhaltungen über Kunst

 

Das sind alles Zeichner, du unterhälst dich mit Fremden, doch viele werden schnell Freunde, denn wir lieben alle das Gleiche.

 

Falls du jetzt denkst, das ist nur etwas für Profis, dann liegst du völlig falsch. Hier zeichnen Anfänger und Profis fröhlich nebeneinander.
Insgesamt brauchst du überhaupt keine Angst haben so ein Symposium aufzusuchen, denn selbst wenn du nicht so gut zeichnen kannst, wird dir das Symposium unglaublich viel bringen.

Lernen durch Sehen

Zuerst einmal kann man sich natürlich alle beobachten, wie sie Zeichnen und Malen. Dabei lernt man unglaublich viel. Am meisten lerne ich selber über Kunstmaterial, dadurch dass man die Menschen arbeiten sieht, sieht man natürlich auch welches Kunstmaterial sie benutzen.
Dabei lernt man Erstaunliches, super praktische Wasserbehälter geschnitten aus alten Milchkartons. Super tolle Pinsel, oft auch gar nicht so teuer. Man sieht hier Kunstmaterial in Aktion, man erkennt sehr schnell welches Kunstmaterial großartig ist, welches praktisch ist und was man damit machen kann.

Diese Informationen könnte einem kein Kunstgeschäft der Welt geben.

Ich laufe durch die Gegend fotografiere Pinsel, die ich mag. Ich finde tolle Farben und lasse mich einfach in der Menge treiben. Die Straße verwandelt sich ins Atelier.
Der große Vorteil ist, dass man die ganzen Menschen auf der Straße arbeiten sieht, jeder lernt dabei unglaublich viel!

Reizüberflutung der Kopf ist voll

Wenn ich erst mal im Symposium über die Straße gelaufen bin, setzt schnell die Reizüberflutung ein. Schnell hat man 500 andere Menschen arbeiten sehen und immer entdeckt man irgendetwas, was man selber ausprobieren möchte.

Wenn ich durch eine Straße gelaufen bin, dann fühlt sich mein Kopf an wie ein großer Teller Spaghetti mit Sauce.

Wenn ich jetzt anfange zu malen, dann purzeln 1000 Informationen durch meinen Kopf.
Und dann passiert etwas Furchtbares, ich male die schlechtesten Bilder meines Lebens und 3000 Leute schauen mir über die Schulter!

Hilfe, 3000 Menschen schauen mir über die Schulter!

Ich gucke so gern den Malern zu!

Blöderweise gucken natürlich auch alle anderen bei Dir.

Sehen und gesehen werden

Jeder bekommt dabei  kurzzeitig eine kleine Krise, ja, wirklich jeder. Meine Freundin Birgit hatte ein hartes Jahr, sitzt jetzt neben mir und bekommt eine kleine Krise. Kein Bild ist würdig, alles Mist! Bei so viel Kunst fängt jeder denkende Mensch an sich zu zweifeln. Mir geht es ebenso: Himmel, Arsch und Zwirn, wenn einem 3000 Leute über die Schulter gucken, da kriegt man schon mal Knoten im Hintern und zitterige Hände.
Ich merke das sofort, die Bilder wollen nicht auf Anhieb so locker und happy aus mir herausfließen wie ich das gewohnt bin. Zweifelnd starre ich auf mein Papier und Birgit fängt an über ihrem Skizzenbuch echt Westfälisch an zu möckern.
Birgit hat diese Szene gemalt, ihre kleine Skizze ist durchaus gut, doch Birgit ist in „ich bin total unwürdig Laune“, sie hat jetzt überhaupt keine Lust darüber nachzudenken das man aus dieser Skizze durchaus etwas Großartiges machen könnte, denn Birgits Arbeitsspeicher im Kopf es einfach voll.

Informationsüberflutung und Freundschaft

Tatsächlich geht uns das allen so mir übrigens auch, so viele neue Informationen kann kein Mensch verarbeiten, ohne dass irgendetwas in den eigenen Zeichnungen nicht stimmt.

Dabei wird man total strubbelig

 

 

Während ich versuche die kleine Skizze zu machen, (das große Aquarell das ich übrigens gerade angefangen habe, ist in den Mülleimer geflogen) beginnt Birgit mit dem großen indianischen Ritual des Zetterns. Haare raufend sitzt sie über ihrem Skizzenbuch. Mein Ohr beginnt zu bluten, zuckersüß sage ich: „Birgit mein Liebling, wenn du jetzt nicht sofort aufhörst, muss ich dich leider in die Gracht werfen.“
Birgit schreibt in der Skizzenbuch:

“ Das Bild es total scheiße, Tine will mich in die Gracht werfen, arbeiten unter erschwerten Bedingungen.“

Ich erwäge Birgit kurz und schmerzlos um die Ecke zu bringen, aber die Frau neben ihr trägt ein weißes Kleid und die Blutflecken gehen bestimmt nicht mehr raus!

Jetzt beginnt Birgit ein sehr unvorteilhaftes Porträt von mir zu malen. Das Porträt ist bissig böse und gut. Westfälischer Humor eben.

Birgit hält jetzt die Klappe arbeitet verzückt und ich denke, ach wie herrlich, man muss auch einfach wissen, wie man mit seinen Freunden umgeht.
Ein bisschen Hass, kann noch extrem hilfreich für den künstlerischen Prozess sein.

Wir lachen und schon klappts.

Ich erwäge Birgit zu heiraten, denn nichts ist wichtiger in einer Ehe als würdevoll Schuld zu sein.

Leute die das Gleiche mögen

Das Beste am Symposium ist, das man immer Freundschaften zu Menschen schließt, die absolut das gleiche leben wie man selbst. Du brauchst überhaupt keine Angst davor zu haben mit den anderen zu malen, selbst wenn deine Bilder überhaupt nicht gut werden, denn denk immer dran, vom Anfänger bis zum Profi, jedem geht es hier genauso.

Und wenn du Fehler machst, wird jeder dafür Verständnis haben. Denn selbst wenn wir Profis sind, wir sind natürlich auch Menschen und wir können so gut Kunst beibringen, weil wir jeden einzelnen Fehler selbst gemacht haben.
Eine russische Künstlerin, die wir an dem Abend trafen, hat dazu den folgenden Satz gesagt und ich finde den super klasse:

“In dir sind ca. 10.000 total bescheuerte Bilder, je eher du die rauslässt, desto eher können die Guten raus!“

An Birgits Beispiel merkt man, dass man einfach bei sich bleiben muss. Wenn Birgit jetzt mit dem Stift ein bisschen rummeckert, ist das genau richtig. Die “ Mecker- Bilder“ fanden wir übrigens später am allerbesten.

Birgit lebt übrigens noch:

Tine Klein und Birgit Peterschröder zwei Urban Sketcherinen

Ich liebe ihre Bilder: Anmerkung von Birgit: Ich finde das Bild immer noch sch…., but still going strong“

Momente der Ruhe und des Erfolgs

Keine Sorge vor den vielen Menschen.

Zeichnen ist eine ruhige Sache. Sobald gezeichnet wird kommt die Ruhe

Das Symposium der Urban Sketchers Trophenhaus

Meine Freundin Kathrin war sich total unsicher, sie kam umgeplant in letzter Minute.

Den Wechsel aus Ruhe und Abwechslung fand sie toll! Ihr erstes Symposium!

Das Symposium der Urban Sketchers Kathrin Portmann ist dabei

Und dann das Erlebnis, das Bild was Kathrin gerade malt wird zum Renner…weil sie die Stimmung genau trifft. Über 800 Menschen liken es.

Das Symposium der Urban Sketchers Aquarell Aquarell einer Gracht von Kathrin Portmann

Bild von Kathrin Portmann

Nicht das es um Likes geht, aber dieses Gefühl von:

Ich liebe es und die Anderen lieben mich

ist einfach großartig. Kathrin wird wiederkommen und so werden wir immer mehr.

 

 

Ich wünsche euch ein wunderschönes Wochenende mit tollem Sommerwetter. Wer übrigens nicht weiß, was westfälischer Humor ist, denn wir sind alle als humorloses Pack verschrien, dem möchte ich das folgende YouTube Video empfehlen. Westfalen sind absolut humorvoll nur ein bisschen trocken Verrückt, deshalb möchte ich euch einen Kabarettisten aus meiner Heimatstadt empfehlen: Thorsten Sträter. Die Videos findet ihr am Ende des Blogs.

Danke für die vielen Anfragen auf die Kurse, dieses Jahr gibt es noch einen Kurs in dem es ums Skizzenbuch und Aquarell geht:

Ende dieses Monats in Aarberg bei Bern:

Spontan, locker, frei bei Tine

Jetzt aber zum Westfälischen Humor: Schreibern geht es genauso wie Malern. Thorsten Straeter über   kreative Texte die nicht so klasse sind:

https://www.youtube.com/watch?v=hoQdiXd69iA

Übrigens können Westfalen auch die Probleme der Welt lösen:

 

Danke an Birgit und Kathrin, liebe Grüße Tine

Tipps für Blautöne in Urlaubsstimmung

Ewig, blau und wunderbar

Blautöne bestimmen unseren Urlaub und die Auszeit.

Alles was ich brauche ist eine kurze Pause am Wasser

Tine Klein malt die letzten Fischer von Haffkrug in der Lübeckerbucht, einfarbig

Die letzten Fischer von Haffkrug…schnelle Skizzen am Strand von Tine Klein

Ich starre auf das unendliche Blau und ich bin glücklich. Einen kurzen Moment alle Sorgen vergessen, mich geborgen fühlen, irgendwo im nirgendwo, zwischen Wasser und Himmel schweben.

Wasser und Himmel ewig weit und wunderbar!

Blau ist nicht umsonst die beliebteste Farbe

In einem anderen Artikel habe ich bereits über das Blau geschrieben. Blau ist eine Farbe um die sich unendlich viele Geschichten in der Malerei ranken. Es gibt so unendlich viele Blautöne. Blau ist einfach die Lieblingsfarbe vieler Menschen. Wahrscheinlich ist Blau auch die Farbe, die am häufigsten in der Malerei vorkommt, deshalb lohnt es sich immer wieder einen genaueren Blick auf das Blau zu werfen.

Blau, der optimale Zustand des Menschen

Ja, ja, jetzt sehe ich euch schon grinsen, ihr kleinen Schnapsnasen, tatsächlich hat blau natürlich etwas mit Alkohol zu tun, wenn man sich früher besaufen musste, um aus dem Färberweit den blauen Farbstoff zu gewinnen. Darum geht es aber heute gar nicht, denn blau ist der optimale Zustand des Menschen, weil wir uns immer gut fühlen bei blauem Himmel und am Wasser.
Das Blau war immer schon die Farbe des Wohlbefindens, deshalb ist es eine Lieblingsfarbe und deshalb findet man es so oft in der Malerei.

Blau malen ist gar nicht so einfach!

Tatsächlich habe ich einen Freund, der regelmäßig seine teuersten und populärsten Bilder sternhagelvoll malt. Empfehlen würde ich das allerdings nur den Meistern, denn Blau malen ist gar nicht so einfach.

Haha, Wortspiel

Tutorial Blautöne Aquarell Tine Klein Fischer in Haffkrug

Jetzt aber mal im Ernst, blau malen ist wirklich nicht so einfach. Wenn du dir jetzt einmal deine schönsten Urlaubserinnerungen vorstellst, das wunderbare riesige blaue Meer und der tolle blaue Himmel darüber, dann wirst du feststellen: Das Blau war wunderbar, ja geradezu hypnotisch, ein Hochgefühl! Doch auf dem Blatt gemalt sieht nur blau unglaublich, ja manchmal sogar grau aus.
Woran liegt das? Während wir am Wasser sind, haben wir eine ganze Reihe von wunderbaren Sinneseinflüssen, die Sonne spiegelt sich auf dem Wasser, es glitzert, die Wellen wogen über den Sand, es riecht nach Wald und der Wind greift in deine Haare.
Wenn du jetzt ein bisschen Blau auf ein Blatt malst, dann wäre es ja sehr viel erwartet, wenn dieser eine Klecks Blau all diese Sinneseindrücke zurückbringen würde.

Einfach Blau ist ungeheuer langweilig

Damit man dieser Anforderung gerecht wird, muss man sich ein bisschen anstrengen.

Blau muss mehr sein als nur Blau

Blau hat sehr häufig etwas mit Wasser zu tun, im Meer aber auch im Himmel. Wassertröpfchen reflektieren und deshalb ist der wichtigste Faktor bei blau das Licht. Nichts wird so stark von den Lichtverhältnissen des Tages beeinflusst, wie Himmel und Wasser.
Wasser und Himmel sind oft nicht nur blau, denn sie reflektieren. Der erste große Tipp den ich geben kann, ist:

Blautöne wirken am besten, wenn sie viel Licht enthalten

Wenn man ein Bild mit vielen Blautönen malt, dann ist es sehr sinnvoll die volle Bandbreite des Lichts auszuschöpfen. Deshalb ist es gutl, im Kasten Variationen von Blau zu haben, die entweder hell sind, strahlend und kraftvoll bis hin zu den ganz dunklen Varianten, die fast schwarz sind.

Das dunkle Blau

Neben den strahlend schönen Blautönen sind insbesondere die sehr dunklen Blautöne wichtig. Besonders wunderbar sind Blautöne die dunkel sind, aber nicht unbedingt deckend, denn diese Blautöne sind wunderbar geeignet um Mischfarben zu erstellen.
Deckende Blautöne sind nicht so gut zu mischen, denn sie machen die anderen Blautöne stumpf. Dennoch braucht man diese Blautöne, damit man die Dunkelheiten in ein Bild setzen kann, denn …

Die dunklen Töne bringen das Licht ins Bild.

Eine wunderbare Farbe, die für die sehr dunklen Töne zuständig ist, ist Indigo. Indigo ist eine Farbe mit der man wunderbar zum Schluss malen kann, denn merke, mischen kann man mit ihr nicht gut.
Wenn du das alles beachtet hast, und helle mittlere und dunkle Blautöne verwendet, dann kann man nichts mehr schief gehen, es wird funkeln.

Der Blick ins Blaue…

Es ist sehr wichtig das Blau abwechslungsreich zu malen, sonst ist es für das Auge wirklich super langweilig, deshalb haben wir gerade über die dunklen Blautöne gesprochen.
Auch wenn das eigentlich schon klar sein sollte. denn wir haben bereits über das Licht gesprochen, so sieht doch Blau immer noch ein wenig wunderbarer aus, wenn es auch weiße Stellen im Bild gibt. Blau und Weiß, die Arbeiten wirklich wunderbar zusammen.

Blau und Weiß sind die besten Freunde

Nimmst du dem Blau das Weiß, wirst du feststellen, dass es schnell düster oder grau wirkt.
Tipp: Der beste Freund vom Blau ist Weiß

Tutorial Blautöne Aquarell Tine Klein Fischer in Haffkrug

Der trockene Strich reflektiert das Licht

Hier kommt auch der trockene Strich ins Spiel, wunderbar sehen Blautöne aus, wenn sie so schnell gemalt werden, das der Farbfluss abricht und weiße Stellen im Blau zurück bleiben.
Große blaue Flächen lernt man am besten zu gestalten, wenn man kleine Studien macht, schau wie viele Blautöne ich verwendete und wie oft das Weiß das Blau unterstützt.

25 Blautöne , das blaue Wunder

Auch wenn man nur mit einer Farbe arbeitet, heißt dies nicht, dass man wirklich nur ein Blau verwendet.
Die Auswahl an blauen Farbtönen ist unendlich.
Ca. 25 Blautöne sind am Markt erhältlich, sie unterscheiden sich auch noch von Hersteller zu Hersteller. Mein Tipp ist, versuche möglichst viele Blautöne die sich stark unterscheiden im Kasten zu haben. Blau ist eine der Grundfarben, selbst wenn der Platz im Aquarellkasten begrenzt ist, sollte man lieber Mischfarben aus dem Kasten herauswerfen, denn all diese Farben kannst du ja mischen. Ich empfehle mindestens vier unterschiedliche Blautöne.

• Ein sehr dunkler Blauton, zum Beipiel Indigo
• ein sehr warmer rötlicher Blauton, wie zum Beispiel Ultramarin, Ultramarin violett,
• ein kalter Blauton, wie zum Beispiel Coelinblau, Kobalsazur oder Bergblau
• Türkis

Nicht dass du jetzt in den Laden stürzt, und genau diese Farben kaufst. Blau ist eine sehr starke Geschmackssache. Mit welchen Blautönen man gut zurecht kommt, liegt sehr stark daran, was man malt und wie man mischt. Das Wissen was hängen bleiben muss, ist das man bei den Blautönen alles abdeckt, von fast violetten Tönen bis hin zu kalten und türkisen Tönen.
Merke: Blau ist eine Grundfarbe da ist es sinnvoll die unterschiedlichsten Variationen zu haben.
Richtig gut

Liebe Grüße ins Wochenende Tine

Es gibt viel Interessantes um das Thema Blau weiterlesen bei Tine:

 

Blau machen…Farbpsychologie