Eine Muße-Stunde mit dem Skizzenbuch von Detlef Surrey. Bei Anderen im Skizzenbuch zu stöbern ist einfach wundervoll. Für mich ist das wie ein Kochbuch zu lesen, auf der Suche nach guten Rezepten. Während die Sketcher sich munter im Pub unterhielten, habe ich mich mit Detlefs Skizzenbüchern in eine Ecke gekuschelt und mir geschworen, wenn ich mal über das Menschen zeichnen schreibe, dann möchte ich mit Euch in Detlefs Büchern stöbern.
Detlef Surrey kann mit wenigen Strichen Geschichten erzählen und das so gut, dass er seit Jahren in dem harten Geschäft des Illustrierens erfolgreich ist. Was ich an seiner Arbeit schätze? Seine freundlichen Augen, er zeigt das Menschliche und das Komische des Alltags. Wenn er mich zeichnet, dann fühle ich mich liebevoll ertappt.
Total erwischt!
Sizzenbuch von Detlef Surrey: Tine Kleins Workshop
Detlef hat mich schon häufiger gezeichnet und das sorgt immer wieder für heftige Lacher in meinem Umfeld.
Schon wieder mit Breitseite erwischt. Mein Atelierkollege meint, ich sei von Natur aus eine Comicfigur. Ich jedoch denke, es gehört extrem viel Können dazu einen Menschen erkennbar in ein 1 cm großes Strichmännchen zu verwandeln über dem ein Leuchtpfeil mit der Aufschrift: * schaut her dies ist… Tine!* hängt
Besser als Fahndungsfotos
Solche Bilder sind tatsächlich einprägsamer als Fahndungsfotos, weil sie extrem viel über Menschen erzählen.
Sie machen einen Menschen ganz deutlich erkennbar, weil sie kurz und knackig Eigenheiten und Umfeld beleuchten. Viel hilft dabei nicht viel, sondern es muss das Wesentliche sein, damit der Mensch erkennbar wird.
Ich muss Lachen wenn ich sehe wie gekonnt Detlef meinen Fahndungsbrief schreibt:
Blonde, kurvige Mallehrerin gesucht, mit einem Hang zu bunten Sommerkleidern (die Macht der englischen Gene)…Sie kann die Augen nicht von ihren Malschülern lassen und wacht wie eine Glucke über sie wie über die Entchen. Da muss ich selbst lachen, wenn ich das sehe. Oft ist das zwingende Erkennungsmerkmal die Körperhaltung: Ich habe vor Jahren mal eine Gehbehinderung gehabt und obwohl ich schon lange keine Probleme mehr habe, stabilisiere ich immer noch mit beiden Hände mein Becken wenn ich stehe…es ist ein Tick aus meiner Schmerzzeit…
Wieso wird der Mensch erkennbar?
Wie macht man einen Klecks zum Menschen und zur Story?
Hier geht es ja nicht um mich, sondern darum zu erkennen, wie man eine Story in einem Bild erzählt. Detlef reduziert gekonnt auf die wesentlichen Merkmale. Es sind einige wenige Eckpunkte:
Außerliches: Blond und Rund
Körperhaltung: Hände in die Hüfte gestemmt.
Accessoires: Immer im Happy -Kleidchen
Blick: Total fixiert auf die Gruppe
Umwelt: Stifte, Blätter, sichtbare Zeichenmaterial stützen die Story der Zeichenlehrerin
Was heißt das für unsere Skizzen?
Durch das Verdichten von Informationen wird eine Skizze zur Story…
Wenn ihr so arbeiten wollt, dann müsst ihr Indizien-Spuren legen. Ein rennender Mann wird durch Uhr und Aktenkoffer zum gestressten Geschäftsmann.
Good Vibrations im Skizzenbuch
Good vibrations und ein paar Zusatzinformationen machen eine Skizze zu einer schönen Geschichte.
Drink and Draw von Detlef Surrey
Das was wir uns von Detlefs Arbeit merken können, ist das man einfach nicht viel braucht, es geht um das Wesentliche
Diese kleine Zeichnung hat mich sofort angesprochen, die gute Stimmung bei einem Drink & Draw. Der Kern ist die freundliche Stimmung: Also 2 nette zugeneigte Gesichter, 2 Gläser Wein und ein Stift…fertig ist der Drink & Draw.
Beim zeichnen von Geschichten geht es nicht um einen Anatomie-Wettbewerb, sondern um Menschliches.
Ja, das Menschliche
Der Alltag liefert uns immer wieder gute Stories, die wir oft ganz schnell vergessen. Diese Skizzenbuchgeschichte lebt vom Kontrast: Hinten tobt die Party, vorne stehen die Spassbremsen.
Detlef Surrey: Fest in Frankreich
Natürlich ist diese Version schon etwas für Fortgeschrittene, aber das Prinzip kann man sich merken. Zeichnungen werden oft enorm klar durch Blicke und Gesten, ich glaube neben dem Blick, ist die Geste für Zeichner das wichtigste Werkzeug im Skizzenbuch.
Die kleine Geste
Die kleine Geste erzählt oft die eine ganze Geschichte, mehr braucht man nicht um den Kontakt zum Zuschauer herzustellen.
von Detlef Surrey
Die Hand zeigt wie er nachgrübelt, nicht mal mehr der Blick ist notwendig.
Die Geste ist wichtig, um zu zeigen was ein Mensch denkt oder wie er sich fühlt, sie kommt von innen.
Der Blick
Der Blick ist unerlässlich überall dort wo Interesse signalisiert wird.
Detlef Surrey: Straßenszene in Manchester mit Daniel Nies und Tine Klein
Daniel Nies hat einen wunderschönen Strich und ich schaue ihm immer wieder gerne beim Zeichnen zu. Detlef hat das eingefangen. Jeder sieht, dass mich Daniels Zeichnung interessiert. Warum?
Eine Besonderheit des Menschen ist, das er dem Blick eines Anderen folgt und daraus Informationen gewinnt, das ist so natürlich, dass wir alle vergessen wie besonders dies ist.
In unseren Zeichnungen können wir diesen Zusammenhang ganz einfach nutzen, der Zuschauer wird dem Blick unserer Zeichenfiguren folgen und damit können wir super zeigen was uns interessiert. In der Zeichnung zeigt man dann die Figuren ein wenig von der Seite. Eine eine kleine Drehung des Kopfes und die Blickrichtung wird sichtbar. Dafür müssen wir den Kiefer zeichnen, denn dann sieht man, wie jemand seitlich auf etwas schaut. ( wurde im Artikel der letzten Woche beschrieben)
Wenn wir auf Blick und Geste achten, dann werden unsere Zeichnungen lebhaft und belebt. Ich selbst habe losgelassen, Zeichnen ist für mich kein Anatomie-Wettbewerb. Ich liebe Zeichnungen, die die Geschichte des Lebens erzählen…
Was denkst du dazu? Wir wünschen Dir ein schönes Wochenende.
Vielen herzlichen Dank an Detlef Surrey.
Viel Spaß dabei ich wünsche euch ein wunderschönes Wochenende.
Tine
P.s. Hier könnt ihr noch in Detlefs- Blog und seinem Skizzenbuch stöbern