Zeit veränder Kunsttechniken
Nass in Nass Techniken, oder Aquarell Schüttungen wurden früher im Aquarell völlig anders angewendet als man dies heute bei aktuellen Künstlern sehen.
Früher hat man Nass in Nass Techniken im Wesentlichen dafür benutzt große Flächen gleichmäßig mit Farbe zu überziehen.
Die wildere Nass in Nass Techniken oder sogar Schüttung sind weit entfernt davon nur eine ordentliche Oberfläche erzeugen zu wollen, es geht um Stimmung.
Die Stimmung ist das Wichtigste
Im skandinavischen Raum gibt es eine ganze Reihe von Künstlern die atemberaubende Ergebnisse durch die freie und wilder Anwendung recht flüssiger Aquarellfarbe erzeugen.
Die Ergebnisse sehen immer wild und frisch aus, weil sich die Farbe unkontrolliert erst auf dem Papier mischt.
Hier am Strand habe ich die Farbe regelrecht auf das Papier gekippt, gesteuert wird durch das bewegen des Blattes. Versauen kann man am Strand auch nix, ein riesiger Vorteil.
Durch den beherzten Einsatz der Farbe werden diese Aquarellskizzen super schnell und eindrucksvoll.
Auch meine eigene Technik beruht auf dieser Basis. In kleinerem oder größerem Maßstab arbeite ich nach dem Motto:
Ein guter Chef muss delegieren, lasse die Farbe doch machen, was sie will.
Dies gilt natürlich nur in einem gewissen Rahmen, dort wo die Farbe nur ein Hintergrund ist, lasse ich sie ganz frei arbeiten, das geht natürlich besonders gut, wenn das Motiv dunkler ist als der Hintergrund mit der geschütteten Aquarellfarbe.
Diese Technik braucht allerdings viel Selbstvertrauen. Denn der Maler muss mit dem Ergebnis leben. Bei dieser Technik kann man sich nur über allgemeines im Klaren sein. Man kann sehr festlegen welches Farbstimmung man haben möchte. Dabei wird man aber nie genau ganz genau voraussagen können, wo die Mischungen entstehen und man kann auch nicht ganz exakt sagen wie viele Mischfarbe man erhalten wird.
Erfahrung macht diese Technik aus
Wie ich schon in einem Beitrag vor einigen Wochen schrieb muss man für diese Technik ein sehr genaues Gefühl dafür entwickeln, wie viel Wasser auf dem Papier steht.
Der Maler, muss lernen die Flut des Wassers zu kontrollieren die die Pigmente mit sich reißt.
Die Kunst daran ist allerdings die Farbe einerseits völlig frei laufen zu lassen,
denn wer in der Flüssigkeit herum matscht, wird auch eine Matschfarbe bekommen.
Die größte Herausforderung dieser Technik ist, dass man die Farbe einmal in das Bild schüttet oder hinein laufen lässt oder auch mit dem Pinsel aufträgt, sie dann aber völlig in Ruhe lässt.
Schüttung was ist das?
Im skandinavischen Raum arbeiten die Maler sehr viel mit Schüttungen. Dabei habe ich euch noch gar nicht erklärt was eine Schüttung ist. Eine Schüttung ist der Auftrag einer Farbe, die so flüssig ist, dass über das Bild läuft. Bei sehr großen Flächen wird dies tatsächlich aus einem Becher getan, bei kleinen Flächen reicht es die Farbe aus einem sehr saugfähigen Pinsel heraus laufen zu lassen.
Die Farbe überflutet dann das Papier. Steuern kann man dies dadurch, dass man das Papier feucht macht und einige Stellen trocken lässt. Die flüssige Farbe wird dann nur die feuchten Stellen überfluten.
Das ist eines der Prinzipien der Nass in Nass Technik, trockenes Papier bleibt vor der Farbe weitgehend geschützt, denn die Farbe benutzt den einfachsten Weg und der ist durch die bereits feuchten Untergrund.
Trockenes Papier ist die Grenze
Deshalb können trainierte Maler wie von Zauberhand tolle Farbeffekte erzeugen, während der Laie der diese Technik noch nicht verinnerlicht hat einfach eine große Matsche erzeugt.
Wer diesen Steuermechanismus nicht erkennt, erzeugt Matsche
Material
Das Material für diese Technik ist sehr einfach im Wesentlichen besteht es aus:
Mut, Erfahrung, dickem Papier und saugfähigen Pinseln.
Im Wesentlichen braucht man für diese Technik nicht viel, man kann sie im Skizzenbuch nur eingeschränkt anwenden. Dort sind vor allen Dingen die Techniken anzuwenden, bei der man das Papier zuerst nass macht und dann entlang der feuchten Spur laufen lässt.
Eine richtige Schüttung kann man im Skizzenbuch nicht machen.
Für eine richtige Schüttung braucht man in der Regel sehr dickes Papier.
Oder man leidet dieses Papier auf, aber dazu einmal in einem anderen Blog.
Gerade unter den Aquarellpapieren findet man bei den preiswerteren Qualitäten durchaus auch Papier auf der man diese Technik üben kann. Ich empfehle Papiere deren dicke deutlich über 220 g liegen. Denn alle anderen Papiere werden sich bei dieser Technik benehmen wie feuchtes Toilettenpapier. Das Papier wird knüllen und knittern.
Papier für die Schüttung
Das Papier was ihr in diesem Bild seht, ist ein 250 g Aquarellpapier. 40 Blatt kosten ungefähr 20 €. Jetzt wird schon mal klar, die Technik kann man nicht nur auf Hand geschöpften Büten Papier ausüben.
Merke: Nur dickeres Papier hält der Belastung stand.
Auch 250 g Papier ist noch nicht eine wirklich dicke Papierqualität. Das Papier, auf dem ich arbeite ist hier eine mittlere Qualität. Mittel Feine, heiß gepresste Massenqualität. Trotzdem klappt die Technik auf diesem Papier ganz wunderbar.
Farbe laufen lassen
Die Kunst ist es die Farbe laufen zu lassen, ohne darin herum zu rühren. Wir sind natürlich gewöhnt alles dadurch zu steuern, dass wir es mit dem Pinsel machen.
Pigmente, die noch einmal mit dem Pinsel umgerührt werden sehen leider völlig anders aus als Pigmente, die frei fließen durften.
Devise: einmal rein mit dem Pinsel und dann Pfoten weg
Hier sieht man deutlich das der Pinsel nur da arbeitet, wo konkrete Form zum Einsatz kommt.
Nass- Technik
Ich möchte nun alle Kinder unter 14 Jahren bitten, die nächsten zwei Zeilen nicht zu lesen, denn ich muss jetzt richtig rum fluchen. Ich würde so gerne diesem Hirn verbrannten Vollpfosten, der diese Technik generell Nass in Nass Technik genannt hat, ein paar Mal mit meinem dicksten Pinsel fest auf den Hinterkopf schlagen.
Ja, im Extremfall wird extrem Nass gearbeitet, und sogar geschüttet
In neunzig Prozent aller Fälle ist feucht die viel bessere Wahl, denn dann läuft die Farbe nur einen kurzen Moment unkontrolliert.
Wenn das Papier tatsächlich richtig geflutet wird, ist meistens das Papier ruiniert und andere Farben mischen sich völlig unkontrolliert.
Merke es funktioniert nur:
Wenn du keine Wasserpfützen auf deinem Papier siehst. Feucht aber nicht Nass!
So meine lieben Leser nun wissen wir warum der Volltrottel, der dieser Technik ihren Namen gegeben hat, gefühlt mehrere Millionen geschrottete Aquarelle auf dem Gewissen hat.
Denn beides, Nass in Nass wie auch die Wortgebung Schüttung, beinhaltet gefühlt unglaubliche Wassermengen. Mit unglaublichen Wassermengen funktioniert es nur sehr selten. Denn dann rauscht die Farbe übers Papier und unten wieder runter, somit ist der Tisch oder die Hose bunt aber nicht das Aquarell. Ich persönlich glaube der Mensch, der die Namensgebung für diese beiden Techniken erdacht hat, war einfach ein kleiner Sadist, denn:
Desto nasser desto unsteuerbarer
Aber gerade das Unsteuerbare macht enormen Spass. Wer wirklich die Nerven hat richtig rumzusauen wird belohnt.
Dafür habe ich euch das extrem Video heraus gesucht.
Oft denkt man einfach:
Oh, mein Gott ist das schön!
Lasst euch nicht abhalten, man muss lernen es zu steuern, es ist einfacher mit dem kontrollierten Einsatz des Wassers.
Deshalb das erste Video:
Hier sieht man wie wenig Wasser reicht um die Farbe auslaufen zu lassen, entschuldigt es ist italienisch aber die Technik wird ganz deutlich:
https://www.youtube.com/watch?v=A7mzbk6tWYM
Hier seht ihr eine echte Schüttung nur für Nervenstarke. Wie hält das Papier das aus? Es ist sicher sehr dick oder wurde von der Rückseite gewässert, damit es nicht wellt. Jetzt wird klar, warum ich diese Technik am liebsten am Strand verwende, ich muss das Atelier nicht abkleben:
https://www.youtube.com/watch?v=g25uJEE7khw
Liebe Grüße ins Wochenende Tine