Im Sommer waren wir in Cadaquez malen, jetzt waren wir Ende November noch mal da und ich war überrascht wie sehr sich die Farben verändert haben. Selbst hier am Mittelmeer machen sich die Grautöne breit.
Gerade stehen wir vor dem Tor zum Winter, jetzt wird das Grau mischen wichtig, den Grau kann eine wunderschöne Farbe sein. Jede Jahreszeit hat ihre Farben nun beginnt die Zeit des Graus.
Grau mischen wird unterschätzt:
Will man tolle Bilder malen dann gibt es nur zwei Dinge:
Licht und Schatten!
Farbe ist im Grunde Licht in Tuben, doch das Licht kann nicht existieren, wenn der Schatten fehlt!
Grautöne sind ein wesentlicher Bestandteil von jedem Bild, sie sind genauso wichtig wie die Farben. Wenn also nur Licht und Schatten im Raum stehen, dann ist es doch so verwunderlich, dass wir uns so ungleich viel mehr um die eine Seite kümmern.
Es ist ein bisschen so wie im Märchen: Aschenputtel, die funkelnde Schönheit liegt im Dreck.
Wir sollten also mal genau hingucken, was bewirkt Grau und wie lernt man großartiges Grau mischen?
Grau ist die Ausdrucksstärke!
Dieser Satz ist ein Paradox, will wollen ja keine Bilder malen die wie die grauen Mäuse wirken.
Viele Menschen suchen immer wieder die richtige Farbe. Zum Beispiel ein leuchtendes Rot, ein strahlendes Blau oder ein feuriges Orange.
Nur scheint es die richtige Farbe nicht zu geben, denn kaum hat man sie gekauft ist sie nicht so toll wie erwartet! Denn das Problem liegt in Wirklichkeit nicht in der Farbe, sondern in der Nachbarschaft. Farben werden erst ausdrucksstark durch ihre Nachbarn:
“Der Nachbar ist die graue Eminenz.“
Grau ist im Wesentlichen für die Ausdrucksstärke der anderen Farben zuständig.
Je dunkler das Grau desto stärker fängt die Nachbarfarbe an zu strahlen. Das Auge hat nun den Vergleich, das grau ist schäbig, schmuddelig oder sogar dreckig, deshalb bewertet es die die richtig farbigen Farben als klar, leuchtend und farbenfroh.
Dadurch fangen Bilder plötzlich an zu strahlen. Der gleiche Effekt funktioniert beim weiß, legt man eine graue Fläche daneben, dann fängt das weiß an zu leuchten.
Dies sieht man wunderbar in Bild. Die weißen Häuserfassaden strahlen, weil klar und deutlich sichtbar wird, dass sie ganz anders sind als die grauen Schattenseiten.
Viele Maler benutzen für diese Schattenseiten gekaufte Grautöne. Die meisten Farbfirmen haben 4-5 Grautöne im Programm.
Ein beliebter Grauton
Grau mischen ist ohne Übung mühsam, deshalb hat jede Farbfirma einige Grautöne im Programm. Der beliebteste Grauton ist wohl Paynes Grau. Paynes Grau ist je nach Marke ein mehr oder weniger blau lastiges Grau. Viele Menschen lieben dieses Grau und haben es im Farbkasten für alle Schatten.
Hauptpigmente von Payensgrau sind Blau und Schwarz. Es gibt Firmen, die haben ein rotes Pigment hinzugemischt, andere Gelb oder Siena, dann wird es grünlich.
Je nach Firma ist die Farbe also eine Wundertüte, die mal bläulicher oder grünlicher ausfällt.
Diese Wundertüte wird dein Bild bestimmen, denn es ist einer der Hauptbestandteile deines Bildes.
Grau besteht aus vielen Farben:
Natürlich arbeitet man immer mit dem Grau oder Schwarz was man in Kasten hat, aber genau hier liegt das Problem:
Die Grautöne sind nicht wirklich neutral und sollen es auch nicht sein!
Hausaufgaben: Schau dir die verschatteten Wände farbiger Häuser an. Die Wand eines gelben Hauses, ist ein gräuliches gelb, die Wand eines weißen Hauses, ist vielleicht ein bläuliches grau.
Ein rotes Haus hat vielleicht, einen blauvioletten Schatten. Schatten in der Nähe von Bäumen oder dem Meer werden grünlich oder türkis.
Das eine Grau gibt es also gar nicht! Grau scheint bei näherer Betrachtung eine ganz schön farbenprächtige Angelegenheit!
Grau ist nämlich nicht die eine Farbe, sondern grau besteht aus vielen Farben.
Grau ist eine Farbe, die sich aus den Umgebungsfarben eines Ortes zusammensetzt.
Merke: Grau besteht immer aus 3 Grundfarben:
Blau, Gelb und Rot; die richtige Mischung treffen ist einfach Übung.
Oft braucht man mehr blau als Rot und noch weniger Gelb. Das Mischverhältnis liegt an den benutzten Farben!
Ohne testen, spielen und Erfahrung kommt man da nicht weiter.
Siehe Artikel Simplify!
Die grauen Herren im Hintergrund!
Benutzt man ein und dieselbe Farbe, um jeden Schatten zu malen, dann setzt man jedem Bild einen Einheitslook auf. Die Stimmung deines Bildes wird von dem vorproduzierten Grau bestimmt. Das was man malt hat einfach nichts mehr mit der Umgebung zu tun. Jedes Bild was man malt verliert ein wenig an Identität, denn jedes Mal ist der Schatten vollkommen gleich. Das heißt wir malen ein Drittel oder mehr als Einheitsbrei,
Deshalb gibt es in der Malerei eine riesige Diskussion!
Die einen lieben ihr Grau, die anderen sagen dies macht die Schatten völlig tot!
Die eine Argumentation ist: Die gleichförmigen Schatten bringen Ruhe, die anderen sagen das Bild verliert seine Aura, weil das Grau seiner farbigen Eigenschaften beraubt wird.
Ich gehöre zu der Fraktion, die sagt:
Male keine toten Schatten!
Wenn du nun noch mal in mein Bild schaust, dann stellst du fest, dass der Schatten viele unterschiedliche Grautöne hat und dies ist nicht zufällig.
Ich zeige hier das Mittelmeer im November, da mit es nicht trostlos aussieht, mische ich das allgegenwärtige Türkis in meine Schattenfarbe. Aber auch Farbe der Tonziegel findet sich in meinen Schattentönen.
Grau kommt am besten, wenn es aus den Farben des Ortes besteht.
Grau mischen kalt und warm:
Im Bild gibt es Schattenfarben die sich von reinem Grau, ins Blau, Braun oder Türkis neigen.
Möchte ich warme Farben stärken, lege ich kalte blaue oder grünliche Schatten. Bei Kalten Farben benutze ich dann umgekehrt warme bräunliche Töne. Türkise Schatten benutze ich eher für die Stimmung des Bildes.
Du merkst der Spielraum ist groß!
Ein Anfang, Grau mischen durch kleine Variationen:
Jetzt werden viele von euch sagen, schön und gut, es macht mich aber wahnsinnig, wenn ich die ganze Zeit Grau mischen muss.
Wie ihr sicher wisst, halte ich nichts von Hexenjagd.
In einem anderen Artikel habe ich bereits beschrieben, wie ich Grau mische.
Es gibt jedoch noch eine andere Möglichkeit, die ich heute beschreiben möchte.
Du nimmst deinen Grundton Paynes Grau oder Neutraltinte und gibst ihm kleine Spuren der Farben deines Bildes hinzu.
- Lila macht sie dunkel und stark
- Sieana gebrannt macht sie warm und erdig
- Türkis macht sie frisch
- Kobalt Azur macht sie weich
Aber alles muss zum Bild passen, die Farben des Bildes sind die beste Wahl.
Nimm dein Grau und gib dein bisschen deines Blaus hinzu. Das nächste Mal kommt eine Spur der Farbe der Dächer hinzu!
Die Schatten werden zum Leben erweckt!
Grau mischen wird dabei zur Freude, denn dadurch bilden alle Farben des Bildes eine Einheit.
Dein Bild wird es dir danken!
Liebe Grüße ins Wochenende Tine!
https://blog.herz-der-kunst.ch/grundfarben-simplify/
https://blog.herz-der-kunst.ch/triste-farben-das-licht-schenken/