Aquarell und Füllfederhalter sind die besten Freunde
Making of: Seebrücke Ahlbeck auf Heringsdorf, so holt man sich eine dicke Erkältung, wenn man beim Malen vergisst, dass es sehr kalt wird, wenn die Sonne untergeht…das war es wert
Die Kombination von Tinte und Aquarell ist einfach unpraktisch. Trotzdem ist die Kombination dieser beiden Kunstmaterialien ziemlich umstritten. Warum? Es ist einfach eine Geschmacksfrage.
Die Aquarelllisten haben seit einigen Jahren die Ansicht, dass jeder Maler, der etwas anderes außer purer Aquarellfarbe benutzt, ein Dilettant sein.
Die Sketcherscene liebt diese Kombination und deshalb betonen viele Menschen die Skizzen sehr gerne mit dicken schwarzen Linien, um den Skizzencharakter zu unterstützen.
Wir gelangen nur selten anders als durch Extreme zur Wahrheit – wir müssen den Irrtum – und oft den Unsinn – zuvor erschöpfen, ehe wir uns zu dem schönen Ziele der ruhigen Weisheit hinaufarbeiten.
Friedrich von Schiller (1759 – 1805), Wer hätte gedacht, dass ich den mal zitiere, seufz, mein Deutschlehrer wäre stolz gewesen.
Füllhalter und Aquarell ein Dream Team
Um das mal kurz zusammenzufassen, ich liebe Füllhalter und das Aquarellieren, weil sie mir im Alltag erlauben, unglaublich schnell und einfach Kunst zu machen.
Das Aquarell ist mein Gefühl und der Füllhalter die Struktur und Präzision.
Füllfederhalter und Aquarell passen so gut zusammen, weil sie beide mit pigmenthaltigen Flüssigkeiten arbeiten. Die Folge ist, dass man die beiden doch recht unterschiedlichen Kunstmaterialien völlig unproblematisch miteinander verschmelzen kann. Ob man nun Aquarellfarbe hat oder Tinte benutzt, ist egal, denn beides ist:
Wasser mit Pigmenten
Der Maler kann mit etwas Übung sehr gut bestimmen, welchen Look er dem Bild geben will.
Es kann nach Skizze aussehen oder nach reinem Aquarell. Oder beides verschmelzen und diese Technik hat mein Herz erobert.
Die unbestreitbare Tatsache ist jedoch, dass man mit dem Füllfederhalter feine Linien viel einfacher machen kann als mit einem Pinsel.
In vielen meiner Aquarellen sieht man nicht einmal, dass sie mit einem Füllfederhalter nachbearbeitet wurden.
Das Arbeiten mit dem Füllfederhalter ist also etwas für die Praktischen und Faulen.
In Kombination mit Wasser kann man einen Füllfederhalterstrich kaum von einem Pinselstrich unterscheiden.
Das Material: Füllfederhalter und Tinte
Ich arbeite in der Regel mit einem Füllfederhalter, der einfach ist und einen guten Tintenfluss hat. Bei Aquarellen, die nicht größer sind als A3, arbeite ich mit einem sehr einfachen Füllhalter. Der Lami Safari, weil er in allen deutschsprachigen Ländern sehr gut in jeder Schreibwarenhandlung zu erhalten ist.
Der Füller ist preiswert, meist etwas über oder unter 20 € oder Franken.
Der große Vorteil dieses Füllhalters ist der gute Tintendurchfluss und die große Auswahl an Federn. Man kann unterschiedliche Federn für den Füllhalter kaufen und so die Strichstärke, die man zum Malen braucht, selbst bestimmen.
Ich kombiniere diesen einfachen Füllfederhalter mit wasserfester Tinte, hier wird es nun etwas komplizierter. Tinte kann manchmal ganz schön gefährlich für Füllhalter sein. Dies ist auch der Grund, warum ich preiswerte Füllfederhalter zum Malen bevorzuge.
Wasserfester Tinte ist prima für Aquarelle, denn diese Tinte erlaubt es, das Bild hinterher noch einmal zu aquarellieren, ohne dass die Zeichnung sich wieder auflöst.
In letzter Zeit klagen allerdings meine Schüler immer häufiger über die Verstopfung des Füllhalters.
Ich vermute, dass dies an der Vielzahl der neuen Tinten liegt, die auf dem Markt sind.
Viele dieser Tinten sind überhaupt nicht für Füllhalter geeignet. Ebenfalls scheinen selbst einige speziell für diesen Zweck produzierte Tinten extrem klebrig zu sein.
Deshalb bitte ich euch, alle einmal in den Kommentaren zu schreiben , welche Tinten eure Füllfederhalter verkleben. Ich selbst kann dazu schlecht Erfahrungen beisteuern, da meine Füllhalter jeden Tag benutzt werden.
Viele der Tinten haben sehr aggressive Bindemittel, damit sie nach dem Trocknen auch wasserfest sind. Diese Bindemittel verstopfen zusammen mit den Pigmenten den Füllfederhalter.
Die einzig sichere Lösung ist, den Füllfederhalter häufiger zu reinigen, d. h. man legt ihn auf keinen Fall in die Schublade und lässt ihn ungesäubert eintrocknen.
Ich benutze regelmäßig Noodlers, de Atramentis und die Sketch Ink von Rohrer und Klinger, mit diesen Tinten habe ich keine Probleme, dennoch:
wasserfeste Tinten dürfen nicht im Füllfederhalter eintrocknen
Die Reinigung des Fülhalters:
Ist extrem einfach. Ich empfehle kein Heißwasser, denn die Füllhalter bestehen aus Wachs, kein Spüli, denn das tut dem Wachs auch weh und auch nur in Notfällen Spezialreinigungsmittel.
Viel einfacher ist dieses kleine Werkzeug. Diesen Gummiball bekommt man in der Apotheke. Die Bällchen sind dazu gedacht, verstopfte Ohren zu spülen.
Man steckt den Gummiball dort hinein, wo sonst die Patrone sitzt.
Wasser im Gummiball auffüllen, ein- oder zweimal sanft durch den Füllfederhalter spülen und schon ist der Füllhalter rein wie ein frisch gepflegter Babypopo.
Falls der Gummiball nicht optimal in den Fülli passt, einfach mit der Schere zuschneiden und ruckzuck hat man ein Spezialwerkzeug.
Das ganze Procedere dauert keine 30 Sekunden und schon ist der Fülli sauber.
Die Technik von Tinte und Aquarell:
Aquarell mit dem Füllfederhalter zusammen zu verarbeiten, ist denkbar einfach. Die meisten zeichnen mit dem Füllfederhalter vor und dann aquarellieren sie.
Viel weicher und sanfter lässt sich jedoch der Füllfederhalter in das noch feuchte Aquarell integrieren. Dazu braucht man den Füllfederhalter, einen Lappen, frisches Wasser und einen Pinsel.
Man kann mit dem Füllfederhalter in noch feuchter Farbe arbeiten, dann wird der Strich viel sanfter und weicher, als wenn man auf trockenem Papier zeichnet. Wann man genau anfangen kann, in der Feuchtigkeit zu arbeiten, ist Erfahrungssache, denn dein Füllfederhalter wird nicht funktionieren, wenn du in einer Pfütze arbeitest.
Manchmal wird die Tinte in der noch feuchten Farbe auslaufen, oft sieht dies sehr gut aus, weil es den Tintenstrich in das Aquarell integriert. Manchmal ist das aber zu viel, gerade wenn man mit dunklen Tintenfarben arbeitet. Dann braucht man sehr schnell einen Lappen oder einen Pinsel mit frischem Wasser, so dass man den dunklen Farbfleck ganz sanft in das Aquarell integriert.
Letztlich ist das Arbeiten mit Tinte in feuchte Aquarellfarbe eine Frage der Erfahrung. Man erlernt dies durch die Übung.Wann ein Strich wundervoll aussieht, wann er weich wird, ganz sanft ausläuft, das hat immer mit Wasser zu tun. Manchmal will man es aber auch hart und dunkel ( uhhhhh, das hört sich jetzt nach etwas ganz Anderem an)……das kannst du bei trockenem Untergrund haben.
Tintenfarbe:
Schnelle Skizzen mit schwarzer Tinte sehen großartig aus. Starke Kontraste sorgen für Ausdrucksstärke.
Schwarze Tinte birgt die stärksten Kontraste
Ich persönlich bevorzuge schwarze Tinte immer dann, wenn ich entweder vorher oder nachher koloriere.
Dennoch eignet sich diese Farbe nicht für die Nass- in-Nassbearbeitung. Schwarze Tinte ist immer dann wundervoll, wenn sie sich nicht stark auflöst, denn schwarze Tinte vergrault alle Farben.
Ich bevorzuge Tintenfarben, die sich mit der Grundfarbe meines Bildes problemlos verbinden, ohne die Farben zu vergrauen.
Bei diesem Bild ist es zum Beispiel Blau. Die blaue Tinte verbindet sich mit der blauen Aquarellfarbe ohne Probleme. Ebenso problemlos verbindet sie sich mit Violett oder Lila, deshalb habe ich in diesem Bild die blaue Farbe gewählt.
Wenn ich nun aquarelliere, muss ich lediglich in Bereichen mit Komplementärfarben aufpassen, dass das Aquarell dort trocken ist. Dieses Verfahren garantiert mir, dass die Farben strahlen.
Die Verbindung von Emotion und Praktischem
Ich liebe die Technik, die aus der Verbindung von Aquarell und Füllhalter entsteht.
Über das feuchte Aquarell kann ich in wenigen Minuten die Farbstimmung eines gesamten Bildes festhalten. Dabei muss man sich keine Gedanken machen. Arbeiten aus dem Bauch heraus ist erlaubt. Später wenn die Farbe ein wenig trockener ist, kann man mit dunklerer Tinte das Motiv in das Aquarell einarbeiten. Da die Tinte dunkler ist als meine Aquarellfarbe, kann ich völlig ohne Probleme das Motiv über das Aquarell setzen. Die Verarbeitung der Aquarellfarbe wird dadurch enorm viel einfacher, weil überall dort, wo die Farbe verschwommen ist, die Tinte hilft das Motiv herauszuarbeiten.
Letztlich ist genau dies meine Lieblingstechnik, ich kann schnell meine Emotionen herauslassen, ohne mir Sorgen machen zu müssen , dass ich das Bild durch zu viel Begeisterung versaue.
Mit etwas Übung wird diese Technik sehr einfach, dadurch macht man entspannt und locker , was sonst sehr lange dauert..
Viel Spaß beim Nachmachen
Tine
Der letzte Kurs des Jahres Zeichnen und Kolorieren in Allensbach am Bodensee:
https://kunstzeit-allensbach.de/kurse/zeichnen-intensivspielerisch-zum-erfolg/
Hinweis…lustigerweise wurde der Kurstitel von der Akademie geändert, da sich die Teilnehmer einig waren, sie wollen kolorieren XD und nicht nur zeichnen.