Bildentwurf

Tine Klein Treppe zum Marktplatz Tessin Bildentwurf

Zwischen Ying und Yang

Diese chinesische Philosophie könnte man auch mit dem deutschen Sprichwort „Mit Bauch und Kopf übersetzen“.

Im Moment konzipiere, ich gerade einen großen Freihandzeichenkurs, der für die Menschen gedacht ist, die gerne aus dem Bauch heraus mit dem Stift loslegen. Das doofe daran ist, dass man gerade für das intuitive Loslegen auch wieder sehr viel Technik braucht.

Kopf und Bauch sind, wenn sie im Einklang zusammenarbeiten, einfach unschlagbar.

Dennoch ist dies in der ersten Phase des Lernens gar nicht so einfach miteinander zu vereinbaren, denn wer zu viel nachdenkt, der arbeitet nicht mehr aus dem Bauch heraus.

Blöderweise kann man aber auch nicht lernen ohne nach zu denken.

Eigentlich bräuchte ich in meinem Atelier ein Regal für all die Köpfe. Fröhlich würde ich rufen, „So! Jetzt haben wir den ganzen Theorie Scheiß gelernt, leg mal eure Köpfe ins Regal, die müssen jetzt ausruhen“. Es wäre so hilfreich, wenn alle meine Schüler fröhlich ohne nachzudenken im Unterricht loslegen, dummerweise ist bei den meisten der Kopf angewachsen.

Als Lehrer steckt man also ganz gewaltig in der Zwickmühle, denn man muss beides lehren, Viele meiner Kollegen sind da anderer Ansicht, sie sind scharfe Verfechter der einen Richtung oder der Anderen.

Die einen sagen, du musst dich quälen und ganz viel Theorie lernen und Techniken, die Anderen sagen, dass dies dir gar nicht hilft, weil du zu dir selbst finden musst. Dabei lernt man dann aber nix.

Persönlich betrachte ich diesen Zusammenhang ganz einfach, denn ich glaube ein Körper kann weder ohne Kopf noch ohne Bauch funktionieren. Oft wird Fachwissen das am Anfang recht mühsam war, im Laufe der Zeit zum Bauchgefühl…ich vermute so muss es sein.

Der Bildentwurf und der Kopf

Liest man in zeitgenössischer Literatur über Malen und Zeichnen, dann scheint es für den Bildentwurf nur ein Thema zu geben:

Der goldene Schnitt

Dann legt man das Bildzentrum statisch auf einen der 4 Punkte des goldenen Schnitts? Nein so läuft es nicht, dein Entwurf muss zum Thema passen.

Heute möchte ich euch einmal ein ganz anderes Entwurfsthema vorstellen. Es ist die Bewegung. Ich meine jetzt nicht Bewegung im Sinne von einem Jogger läuft durchs Bild, sondern ich meine Bewegung im Sinne von wie sind Gegenstände im Bild angeordnet.

Bewegungen sind als Entwurfselement richtig klasse, denn die Bewegung ermöglicht es uns besonders einfach Geschichten zu erzählen.

Die Herzen deiner Zuschauer müssen mit dir auf Reise gehen

Bildentwurf und Geschichte

Das Hintergrundwissen: Als ich dieses Bild anfing, war strahlender Sonnenschein, es war ziemlich warm. Der Schnee fing an zu schmelzen und das Licht brach sich in der Flüssigkeit. Das an sich graue Winterdorf zeigte sich im besonderen Farbglanz. Während ich malte, zog jedoch über die Berge eine Regenfront herein, diese krassen Wetterwechsel sind in den Alpen ziemlich normal. Um ehrlich zu sein geht es in diesem Bild um den Wechsel von strahlendem Wintersonnenschein zu der nächsten Wetterfront, die mit Regen und Hagel gerade eben ankommt.

Also der Wechsel von einem wunderschönen Schneetag zu Schneematsch.

Wie gehe ich jetzt bei meinem Bildentwurf vor?

Mal ganz ehrlich? Ich hab wollte ein ganz anderes Bild malen zuerst faszinierte mich die herrliche S-Kurve die das Dorf macht, wenn es sich den Berg heraufschlängelt. Also schon mal der erste Ansatz zu Dynamik durch Bewegung im Bildentwurf.

Tine Klein Treppe zum Marktplatz Tessin Bildentwurf Dynamik durch Bewegung

Ich denke diesen Bildentwurf seht ihr noch ganz deutlich wenn in das Bild hineinschaut.

Wer aber in der Schweiz wohnt oder in den Alpen, hat ja den krassen Wetterwechsel der letzten Tage mitbekommen.

Wer einem Bild Gefühle geben will, der muss seine Bilder abändern wenn er diese Gefühle gefunden hat.

Dummerweise passiert Erkenntnis erst während des Malens, das ist ja das Tolle daran. Wir schauen uns etwas sehr lange an und dann finden wir etwas sehr wundervolles darin. Dies ist der Punkt wo ein neutrales schönes Bild zu etwas sehr Persönlichem wird. Dieser Punkt ist sehr wundervoll.  Ein Künstler erschafft Neues und er reagiert.

 Bildentwurf ein wenig wie einparken auf hoher See

Natürlich weiß man wie man ein Schiff anlegt, dennoch ist es nie wirklich reine Theorie, denn das Wasser und der Wind haben ihr Eigenleben.

Und genau das macht man beim Malen, man balanciert aus. Jetzt muss noch die heranrauschende Wetterfront ins Bild.

In Bild  mit Thema entwickeln

Mein Thema ist: Die Sonne geht, der Schneematsch kommt, Menschen im Winter.

Zuerst teile ich nun das Bild in zwei Hälften, rechts habe ich die Sonne und von links schiebt sich der graue Winter herein. Am besten schräg, das ist dynamischer und stützt den Gedanken der Bewegung.

Man legt diese Teilung in Europa tatsächlich von links nach rechts an, ich glaube aufgrund unserer Richtung beim Lesen, betrachten wir Dinge die von links kommen automatisch als beginnend.

Viele kleine Einzelheiten im Bildentwurf

Der wesentliche Schritt ist geschafft, mich fasziniert der Wetterumschwung und diesen habe ich jetzt durch die Teilung des Bildes erzeugt. Der Bildentwurf wird meistens erst gut, wenn viele kleine Dinge mit dem Hauptthema zusammenarbeiten.

Was gibt es noch zu *Funkelschnee und  *Schneematsch   Zu sagen?

Zwei Gruppen von Menschen stehen im Licht und im Schatten.

Der Weg geht ins Licht

Hört sich jetzt an wie bei einer durch geknallten Esoterik Tante, aber jetzt mal ganz ehrlich, wir hier in unseren Breitengraden, wir sehnen uns doch im Winter nach Licht…deshalb formuliere ich das auch. Links und rechts oben von der Treppe mache ich es Dunkel, denn ich will zum Licht. Die Treppe soll mich zum Licht führen.

Tatsächlich denke ich über all das wenig nach…

Es steckt entwerferisches Fachwissen in den Bildern, wie zum Beispiel die Teilung oder das eine schräge Teilung immer dynamischer wirkt als eine gerade. Fachwissen ist auch, dass es für Menschen immer angenehmer ist ins Licht zu gehen als ins Finstere.

Doch es geht nicht ohne das Bauchgefühl, es bildet das Thema. Bildentwurf ist ein Zwiegespräch mit sich selbst. Wenn man solche Bildentwürfe konstruiert, dann wird es steif. Fachwissen ist dazu da es später intuitiv zu benutzen

Theorie wird zu Bauchgefühl

Liebe Grüße ihr Lieben

Tine

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Mehr zum Bildentwurf:

 

Blick, Realität und Bildentwurf

 

 

 

 

 

Same procedure as every year? Malen lernen

Bon Ton Malysia Tine Klein Aquarell Hütte am See, malen lernen

„Dinner for one“ oder doch lieber Miss Marple

In diesem Blog geht es um die Wiederholung. Wiederholung kann etwas sehr Schönes sein und das merken wir an unsere alljährlichen Unterhaltungssendungen zum neuen Jahr. Ich sage dann nur:

„Dinner for  one“

Worum es geht wissen wir alle, eine sehr alte Dame feiert ihren Geburtstag und alles muss sein wie immer. Was dazu führt, das der Butler für all die verstorbenen Freunde mitsaufen muss und volltrunken dauernd mit dem Eisbären kollidiert wie eine Billardkugel.

Wir finden es köstlich und ein Teil des Spasses ist die Wiederholung. In dem Film passiert 18 Minuten lang das Gleiche und das schauen wir uns gefühlt seid unserer Geburt jedes Jahr an.

Die absolute Abwesenheit von Neuem ist total entspannend.

Wie merkwürdig dieser Kultfilm ist, fiel mir erst beim Babysitten auf als ich diese Version mit den Kindern sah:

Die Änderungen in der Kinderversion kamen mir extrem stressig vor, dennoch hat es mir die Augen geöffnet. Die Abwesenheit von Neuem ist auch beim Malen wahnsinnig erholsam, immer wieder das Gleiche tun ist sehr gut um die Seele zu beruhigen.

Für das Malen lernen, ist dies gar nicht gut! Anders als bei dem Film sind wir nicht glücklich mit unseren eigenen Ergebnissen.

Also was wäre wenn sich Miss Sophie schon vor Jahren ihre Krücke geschnappt hätte und dann ein oder zwei neue Freunde gefunden hätte? Wäre das nicht schön?

Warum wir Angst vor Neuem haben

In meinem Malunterricht sehe ich immer wieder wie tief verwurzelt die Unzufriedenheit ist. Das Jammern über ein Bild gehört ja fast schon zum guten Ton. Sie wollen es farbiger, lockerer, wilder oder generell schon mal ganz anders! Und dann stürze ich mich ins Abenteuer und versuche es mal anders.

Abenteuer sind aber nicht beliebt im Bekanntenkreis. Ich höre des öfteren, das Haus ist doof, der Beruf sowieso und die Hobbys auch nicht aufregend:

Jetzt müssen wir noch durchhalten bis die Kinder aus dem Haus sind und der Dackel tot.

Dass man seinen Kindern ein stabiles Zuhause bieten möchte, ist ja irgendwie noch verständlich, dennoch fehlt mir generell eher der Blick zur Lösung.

Wieso haben wir Ängste vor dem Neuen?

Und erst recht, wieso haben wir die gleichen Ängste wenn es um Malen geht? Dabei kann doch wirklich nichts Schlimmes passieren, ich aber noch nie von einem gehört, der sich beim Malen eine schwere Verletzung zugezogen hat. (Man sollte nur nicht zuviel Absinth trinken, dann fehlt einem schon mal ein Ohr).

Ich glaube, es liegt daran, dass es Spießern so viel Spaß macht, Menschen die etwas Neues lernen zu blamieren. Das fängt schon in der Jugend an, etwas klappt nicht und die anderen lachen.

Die Folge ist dass viele Menschen sehr früh lernen, wenn ich etwas anders mache, dann bin ich hier der Depp! Halte dich an das Bekannte.

 

Wenn man es Neues macht, dann ist es oft erst mal noch schlechter! Insgesamt fehlt ihnen das Vertrauen mit der Veränderung umgehen zu können und deshalb findet man immer viel mehr Gründe um an dem festzuhalten, was man eigentlich blöd findet.

Sie bleiben lieber bei dem Altbekannten, fühlen sich dabei total geborgen und sicher, obwohl sie es nicht mögen.

Und oft steht es nicht in meiner Macht, sie davon zu überzeugen, dass man etwas anderes ausprobieren könnte. 

Sieh die Chancen

Zuerst einmal sieht die Chancen, die Leute die am meisten ausgelacht werden, sind doch eigentlich die Coolsten. Wer würde sich schon trauen sich zu benehmen wie Miss Marple. Die alte Schachtel ist doch Irre. Und das ist das Rezept.

Das erste Bild was ich in einer Galerie verkauft habe waren lila Kürbisse…die Anderen haben sich geschüttelt vor lachen. Lass sie lachen!

Miss Marple, die alte Schachtel macht doch auch was sie will und letztendlich ist sie damit die Erfolgreichste vom ganzen Haufen.

Zumindest beim Malen ist es ziemlich einfach sich zu benehmen wie Miss Marple.

Was soll denn passieren?

Es ist ein Blatt verdorben und ein paar Minuten unserer Freizeit haben nichts Produktives erzeugt.

Muss denn Freizeit immer produktiv sein?

Macht einfach positive Erfahrungen und wer positive Erfahrungen macht wird in der Regel immer dreister.

Es ist sicher kein Drama ein Bild in den Mülleimer zu werfen. Es gibt ein Lied das sich gerade zum Neujahr liebe. Das Lied ist von Peter Fox, es heißt: Alles Neu

Eigentlich ist mir das Lied ein wenig zu hektisch, dennoch hat es für mich selbst eine sehr tiefe Bedeutung, denn es hat mich gerade genau in der Zeit getroffen in der ich selbst mein Leben verändert habe. Es gibt zwei Zeilen in dem Lied die ich absolut großartig finde:

Hey, wenn’s dir nicht gefällt, mach es neu

Viele meiner Schüler haben Angst etwas Neues zu machen, weil sie dann beim Malen dieses geborgene Gefühl verlieren. Das muss man aber gar nicht. Das Lied von Peter Fox ist total euphorisch, eigentlich geht es darum etwas Altes in die Tonne zu stampfen und etwas Neues mit wehenden Fahnen zu beginnen.

Die Welt ist staubbedeckt, doch ich will sehen, wo es hin geht! Steig auf den Berg aus Dreck, weil oben frischer Wind weht!   Peter Fox

Ja! Er hat recht und doch ich glaube, man kann es auch ganz ruhig machen. Man muss das Haus ja nicht gleich in die Luft sprengen um auf dem Berg aus Dreck zu steigen.

Mache es einfach wie Miss Marple, mach es wie es dir gefällt. Ob die Anderen dich für eine alte Schachtel halten ist völlig egal, halte einfach die Handlungsoptionen offen.

 

Neues gemütlich lernen

Ich selbst mache das mit dem etwas Neues zu lernen oft sehr gemütlich, ich mache es auf die eine und auf dann die andere Art, ich bewerte nicht.

Bon Ton Malysia Tine Klein Tintenzeichnung Hütte am See, malen lernen

 

Wenn ich das eine gemacht habe, dann hindert mich doch nichts an einer 180° Kehrtwendung.Ich gucke dann einfach, wie es ausschaut und lerne aus der Erfahrung.

Bon Ton Malysia Tine Klein Aquarell Hütte am See, malen lernen

Tatsächlich muss man sich selbst beibringen Neues als entspannend und bereichernd zu empfinden.

Spielen ist eine andere Entspannung als sichere Monotonie

Niemand lacht dich aus, wenn du etwas Neues machst oder etwas anderes ausprobierst und niemand kann dir verbieten einfach mal nur zur Entspannung zu malen.

Tipps: Malen und Neues

  • Probieren neues ganz in Ruhe für dich aus.
  • Probier es mehrfach, um in Ruhe vergleichen zu können
  • Macht dich nicht von der Kritik von Anderen abhängig
  • Machte dir klar, es gibt kein richtig und kein falsch. Man kann Dinge auf mehrere Arten tun.
  • Essen darf man nicht verschwenden! Kunstmaterial schon? Macht dir klar, dass dein Kunstmaterial nicht dafür da ist, wie in einer Werkshalle Ergebnisse wie am Fließband zu liefern. Kunstmaterial ist zum ausprobieren da.

Achte nur wenig auf Leute die dich erziehen wollen, lachen die über Experimente, dann sind das die Doofen! Denk immer dran Miss Marple, die alte Schachtel, hat sie noch alle in die Tasche gesteckt.

Liebe Grüße ins neue Jahr Tine

 

 

Noch ein Neujahrsblog der beweißt wie unterschiedlich man Bilder malen kann:

Merry X-mas and a happy New Year

Unbezahlbar wie unterschiedlich ein Motiv sein kann

Was macht ein Motiv interessant?

Was macht ein Motiv interessant?

Tine Klein malt einen hawker markt in Asien, Motiv: Satay Stand am Straßenrand in Georgetown Malaysia

Liebe Grüße aus Georgetown Malaysia. Wenn man auf Reise ist, dann findet man viele interessante Motive! Oh ja, solche Motive sind sicher immer interessant und trotzdem ist es eigentlich eine riesiger Betrug. Zuerst einmal die gute Nachricht, man muss nicht 16000 km reisen um gute Motive zu finden. Das Reisen ist nur zum eigenen Vergnügen.

  
Ein Bild ist nicht interessant, weil das Motiv schön ist

Auch ein sehr langweiliges oder unschönes Motiv kann ein wundervolles Bild ergeben. Diese Theorie ist natürlich ein wenig merkwürdig, dennoch glaube ich, das ist absolut wahr.

Ein Motiv wird gut durch die Emotion, die es auslöst

Ein Motiv und seine Beteiligten:


Beim Malen gibt es die drei großen Mitspieler; den Maler, den Betrachter und das Motiv.
Ob ein Bild super interessant und gelungen ist, ist sicher eine Mischung aus allen drei Dingen.

Einen Sonnenanbeter wird ein Bild vom Eisbären nicht reizen.

Zugegebenermaßen macht ein sehr schönes, wirklich hübsches Motiv es sehr leicht ein gutes Bild zu gestalten.

Soweit die Theorie, dennoch stimmt es überhaupt nicht, denn auch ein wirklich hässliches Motiv kann für den Betrachter äußerst interessant sein. Vielleicht gerade deshalb, weil es eben nicht abgedroschen ist. Auch wirklich tolle Motive kann der Künstler völlig mühelos uninteressant machen.


Schönes kann uninteressant sein


Ich will diesmal an einem Beispiel erklären: Kannst du dich an die Faszination erinnern, die du beim Beobachten eine Schmetterlings empfindest? Ein Schmetterling ist zauberhaft lebendige Farbe. So ein Schmetterling ist doch einfach wunderschön. Vielleicht warst du schon mal in einem Naturkundemuseum, wo lauter Schmetterlinge brutal auf eine Nadel gespießt wurden und plötzlich ist die Faszination weg. Ein wunderschönes Motiv kann gähnend langweilig sein.
Nichts ist langweiliger als ein toter, trockener Schmetterling auf einer Nadel.
Ein gutes Motiv braucht also einen Erlebnisfaktor. Der Maler muss es nur schaffen irgendetwas an dem Motiv höchst interessant zu machen oder das zu zeigen, was das Motiv ausmacht. Der Betrachter braucht etwas, was ihn in den Bann schlägt. Ein Schmetterling ist ja nicht hässlicher, weil er auf der Nadel steckt, aber mit ihm wurde sein Zauber ermordet.

Die schlechte Nachricht ist, du musst das Motiv interessant machen.

 


Bilder sind am Besten, wenn ihnen Leben innewohnt


Bilder brauchen irgendetwas in Spannendes, sie dürfen nicht enden wie der Schmetterling auf der Nadel. Oftmals sind sogar die Motive am  Besten, die irgendetwas haben, was nicht nur einfach hübsch ist. Gegensätze und Spannungen sorgen dafür, dass man sich mit einem Bild viel länger auseinandersetzt. Aber meine Theorie ist, dass ein Bild einfach eine Aussage haben muss, das ist der Ankerpunkt der deinen Betrachter in den Bann schlägt.


Bildentwurf

Bildentwurf macht Bilder ganz schnell besser.

Eine ganz simple Erkenntnis ist, dass jeder Teil deines Bildes mit Leben gefüllt sein muss.
Wer es lernt jeden Teil seines Bildes mit Leben zu füllen und auch ein paar Spannungen zu erzeugen, der wird recht schnell sehr viel bessere Bilder machen. Ein Bild ohne Spannung ist wie eine Torte nur aus Zucker, einfach pappig süß.


Erlebnisfaktor


Ein Straßenstand in Asien ist alles andere als hübsch, also ein schwieriges Motiv? Ein Strassenstand hat einen Erlebnisfaktor, er ist nicht hübsch und dies ist eine entscheidende Voraussetzung für ein gutes Bild.

Oft reicht für einen guten Bildentwurf schon sich zu fragen, was erlebe ich hier, wie funktioniert das?

Deshalb sind Bilder aus fernen Landen oft gut, weil der Maler wildere Emotionen zu etwas Fremden hat.

Mich fasziniert das kleine Glück auf der Straße, das Leben und die Freude über das gute Essen. Ein Stück Glück für 50 Cent oder 60 Rappen am Straßenrand. Zwischen den Scheinwerfern der Autos und dem Licht aus ein paar Glühbirnen entwickelt sich direkt am Bordstein farbenfrohes Alltagsleben auf Plastikstühlen, das mich, verfressen wie ich bin, anzieht und das muss der Betrachter merken.

Wenn man jedoch die Fotos macht, dann ist dieses Gefühl was man auf der Strasse hatte weg, das Foto nimmt dem Motiv das Gefühl. 

Die Macht von gutem Bildentwurf ist es das erlebte Gefühl , genau  in ein Bild zu bringen.

So wie es die Menschen sehen nicht der Fotoapperat der unwichtiges sieht und das Leben verschweigt.


Spannungsbogen im Motiv


Wenn ich mein Bild in 2 Teile aufspalte, dann habe ich auf der einen Seiten die Straße und die Nacht und auf der anderen Seite die Leute, die im Licht sitzen und sich amüsieren.

Tine Klein malt einen hawker markt in Asien, Motiv: Satay Stand am Straßenrand in Georgetown Malaysia
Es entstehe in Spannungsfeld und das macht ein Bild interessant. Der Betrachter hat am Bild zu kauen, er denkt nach. Und schon ist er mitten drin im Bild.

 

Was macht ein Auto in einem Restaurant?  Wenn man Bilder gnadenlos hübsch macht, dann fällt so etwas weg und dann ist mitunter auch der Zauber weg.

Merke also ein Bild funktioniert nicht weil es hübsch ist

Ein Bild funktioniert weil es Emotion trägt

Dies erklärt auch warum ich mein Bild mühelos in 2 Teile aufspalten kann, beide tragen eine ganz eigene Beobachtung, damit ist jeder Teil für sich wertvoll und kann bestehen.

Die Kunst des Bildentwurfs ist es also für 50 cent oder 60 Rappen einen Satay zu essen und sich dabei zu überlegen, was finde ich hier eigentlich so faszinierend? Das mus rein ins Bild mit aller Macht. Wenn man überlegt ist es glasklar, ein Strassenstand ohne Strasse macht keinen Sinn.

Tine Klein malt einen hawker markt in Asien, Motiv: Satay Stand am Straßenrand in Georgetown Malaysia

Und doch würden viele Maler ihn einhübschen und dann ist der Zauber weg.

Und dann ist noch etwas interessant, die Macht der Emotion macht es dann doch schön. Obwohl das hart fotografierte Bild  bei aller Liebe einfach nicht schön ist.

Bei den Motiven ist es wie mit den Menschen, die meisten Menschen werden erst schön wenn sie lachen, erkenne die Qualitäten eines Motivs.

https://blog.herz-der-kunst.ch/abstrahieren-mit-genuss/

Abstrahieren mit Genuss, weglassen aber was?

Liebe Grüsse,
Tine

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Farbvariation – Farbe ist Licht in Tuben

Farbe ist Licht in Tuben

Tine Klein, Porto Praca da liberdade, Aquarell zum Thema Farbvariation

Letzte Woche haben wir ja über Farbstimmungen gesprochen, die Schweiz ist dafür ein ganz besonderes Trainingslager, denn hier gibt es besonders krasse Temperatur- und Lichtwechsel im Laufe des Tages. In meinem ersten Jahr in der Schweiz war mein Auto eine Altkleidersammlung, weil ich dort lauter Kleidungsstücke liegen hatte. Aber auch in anderen Ländern , wie hier in Porto, ist das Licht ein Geschenk für Maler. Die Umgebung kann innerhalb von Sekunden völlig anders aussehen. Diese starken Licht- und Farbwechsel machen das Malen besonders reizvoll.

Die Farbe ist das Gefühl

Wer malt sollte ein Ziel haben, ich meine das natürlich nicht in dem Sinne, dass man alles wie verrückt planen sollte. Aber dieses Bauchgefühl zu einem Ort, die Stimmung, das ist der Kern jedes guten Kunstwerkes. Wenn ich mit Farbe arbeite, dann trägt die Farbe dieses Gefühl. Die Farbstimmung ist also der Kern unserer Bildaussage. Soweit waren wir auch schon letzte Woche im Blog.

Je Abwechslungsreicher die Farbe ist, desto attraktiver ist sie.

Oft sehen Bilder total zusammengewürfelt aus, weil sich die Maler von realen Farben durch die Gegend treiben lassen und dabei die Farbstimmung des Ortes aus dem Auge verlieren.

Ein Motiv ist nicht ein Haufen von Einzelgegenständen!

Dies war die Kernaussage der letzten Woche. Vielmehr geht es darum, dass Gesamtmotiv durch die Stimmung festzuhalten. Jetzt wäre es natürlich sehr dumm das ganze Bild in einer Farbe anzustreichen. Wir sind ja keine Anstreicher im Sinne von: “Hier hast du 80 Kübel Farbe, ich komme in drei Tagen wieder und guck ob du das Haus angemalt hast.“ So! Läuft das nicht!

Farbvariation

Ich bin dem Licht verfallen

Das Licht verwandelt ein und dieselbe Farbe.

Ein Baum ist nicht einfach grün.

Ein Baum hat in seinen Blättern mindestens drei verschiedene Grüntöne dort wo die Blätter das Licht reflektieren sind sie sehr hellgrün manchmal reflektieren sie das Licht auch blau oder weiß. Im unteren Teil des Baumes wo alle Blätter verschattet sind dort kann das Grün sehr dunkel sein, manchmal ist es blau oder violett. Es lohnt sich einmal zu beobachten wie viele Farbtöne es tatsächlich gibt. Deshalb rate ich immer wieder wird davon ab vorgefertigte Farbtöne zu benutzen, mischen macht die lebhafteren Töne und damit meine ich vor allen Dingen das Mischen auf dem Papier

Farbvariationen machen Bilder sexy

Wenn man einen 1 Millionen Dollar Tipp ein Maler verteilen sollte wie man Bilder sofort viel schöner macht dann ist das die Farbvariation. Je abwechslungsreicher die Farbe und je mehr das Licht tanzt desto attraktiver sind die Bilder für den Betrachter.

Wer so starke Licht und Farbvariationen im Bild haben will wie oben, der muss im Aquarell sehr sehr diszipliniert sein, denn die Farben laufen ineinander.

Gouache kann mehr Schichten vertragen als eine Zwiebel

Eine gute Möglichkeit die Licht und Farbvariationen zu üben sind Gouachefarben.

Das Tolle an Gouachefarbe ist, dass man mit ihnen ganz spontan von hell auf dunkel genauso arbeiten kann, wie von dunkel auf hell.

Man kann also völlig spontan loslegen und wenn dann ein Lichtstrahl durch die Wolken bricht, kann man völlig unproblematisch diese Sekunde festhalten.

Man kann mit Gouachefarben eine enorme Farbvariation erzeugen, das macht die Gouache für Maler die das Licht lieben sehr, sehr sexy.

Lichtreflexe gar kein Problem

Die Farbvariation ist so toll, weil man völlig hemmungslos auch auf ganz dunkle Farben absolut helle Farben aufsetzen kann, d.h. selbst wenn man schwarz gemalt hat, kann man jederzeit leuchtend helle Farben wieder obenauf setzen.

Wer sich traut die Farbwechsel wirklich auszunutzen, der wird mit sehr sehr ausdrucksstarken Bildern belohnt.

Wer jetzt denkt blöd! Ich habe ja gar keine Gouachefarben Eine Tube Deckfarbe oder weiße Gouachefarbe reicht um deine Aquarellfarben mal anders zu benutzen.

Mein Tipp versucht das doch einfach einmal auf total verdorbenen Bildern, denn die sind ja das beste Spielfeld. Hier braucht man nun wirklich keine Angst zu haben, dass man irgendetwas kaputt macht.

Farbvariation und Grundfarbe

Viele Anfänger haben das Problem das ihre Skizzen wie zusammengewürfelt aussehen,  das liegt daran, dass sie versuchen jede Einzelne der realen Farben abzubilden. Das Bild hat jedoch keine Grundfarbe die Harmonie erzeugt. Dieses Problem hat man mit Gouachefarben überhaupt nicht wenn man auf farbigen Papier arbeitet. Ich wähle das Papier nach der Farbstimmung der Umgebung.

Mein Motiv liegt im Gegenlicht, d. h. es liegt im tiefen Schatten.

Schatten sind aber nicht grau. Schatten reflektieren all die Umgebungsfarben, die Farbe des Himmels und die Farben die heute die die Häuser einmal hatten. Im Wesentlichen vernichtet der Schatten die rötlichen Töne im Lichtspektrum. Deshalb sieht es immer sehr gut aus, wenn man in seinen Schattentönen nicht unbedingt Grau benutzt sondern eine ganz attraktive Vielfalt von verschiedenen Farbtönen.

Tine Klein Tutorial Farbvariation Motiv: Rathaus in Zürich

Schmincke Gouache auf blauem Papier

Wer in einer Farbe malt, der fängt niemals das Licht.

Faustregel je abwechslungsreicher desto interessanter

Tatsächlich sind  einfarbige Blöcke zwar sehr ruhig, aber auch sehr langweilig. Wer jemals versucht hat eine Kugel mit einer Farbe zu malen, der weiß, das geht nicht. Erst mit Licht und Schatten kommt auch die Räumlichkeit. Erst die Abwechslung, also die Farbvariation, erzeugt die Attraktivität für das Auge.

Tipp: Ein schneller Weg zu super attraktiven Bildern ist sich einfach nicht zu benehmen wie ein Maler und Anstreicher. Vergiss mal ganz schnell deine gesamte Farbe aus einem Eimer zu holen und die Wand einfach anzustreichen. Beginne auf dem Blatt zu mischen.

Der Unterschied von einem Kunstmaler zu einem Anstreicher ist das tiefe Gefühl der Farbe.

 

Der Vorteil ist der Nachteil

Ich glaube diese Gouache ist das perfekte Mittel um zu lernen wie man Licht und Farbvariationen darstellt.

Benutzt man die Farbe wie ein Anstreicher wird man sofort bestraft, denn dann wird die Farbe sehr sehr öde.

Gouache ist allerdings geduldig im Ausbügeln dieser Fehler

Die Farbe ist wirklich geduldig, der Mutige wird belohnt, denn der kann jedes Mal einen neuen Anlauf nehmen .

Wer es gelernt hat Farbe zu variieren, der wird mit solch abwechslungsreichen Farben belohnt. Das Titelbild ist allerdings eine Variation aus Aquarellfarben und Aquarellstiften.

Hier sieht man wie die Farbvariation, zum Beispiel in den Dächern oder Bäumen, das Licht einfängt. Nicht das ganze Bild muss ein- und dieselbe Farbstimmung haben. Aber mit nur einer Farbe ohne Farbvariation fängt man niemals das Licht.

Tine Klein, Porto Praca da liberdade, Aquarell zum Thema Farbvariation

Im Aquarell braucht man für die Farbvariation allerdings viel mehr Geduld und Disziplin.

Liebe Grüße ins Wochenende Tine

Der Witz des Tages: Meine Autokorrektur machte regelmäßig aus dem Wort Gouachefarben… Cora Schwaben oder Chorschwaben…. Singende Schwaben die durch meine Bilder hüpfen…..Meine Welt ist doch vielseitiger als ich dachte

 

Teil eins des Beitrags:

https://blog-herz-der-kunst.ch/farbstimmung-ist-das-gefuehl-eines-ortes/

https://blog-herz-der-kunst.ch/farbstimmung-ist-das-gefuehl-eines-ortes/

 

Intuitiv Zeichnen lernen!

Tine Klein Zeichnet die Altstadt von Porto. Blog zum Thema intuitiv Zeichnen lernen.

Augen auf das Motiv! Und spontan losgelegt…

Heute möchte ich mit euch über das intuitiv Zeichnen lernen sprechen!

“Wir halten inne, um einfach da zu sein, um mit der Welt und uns selbst zu sein. Wenn wir fähig zum Innehalten sind, beginnen wir zu sehen, und wenn wir sehen können, verstehen wir auch.“

Thich Nhat Hanh aus Intuitiv Zeichnen lernen Thomas Lüchinger

Ja, solche Sprüche sind wundervoll und sie stecken durch und durch voll mit Weisheit. Aber, wer jemals versucht hat meditieren zu lernen, der merkt spätestens dann, wenn er in die weise Pose wirft, dass Weisheit nicht auf Knopfdruck kommt. Sitzt man erst mal im Lotussitz, dann fängt es fürchterlich irgendwo an zu jucken und man muss sich kratzen, aus ist es mit der würdevollen Meditation.

Weisheit ist prima, aber was will uns das Ganze jetzt übers Zeichnen lernen sagen. Ich übersetze diesen Spruch jetzt mal ins 21. Jahrhundert:

“Wer gehetzt ist, ist blind wie ein Maulwurf, denn dann springt ein Sehzentrum im Gehirn an, was nur in Icons sieht“

Die schlichte und einfache Wahrheit ist:

“Wer gehetzt ist, sieht Nix und wer sich zum Sehen zwingen will, der kommt damit nicht ans Ziel! “

Für mich ist dieser Mechanismus oft eine Strafe, ich selbst leide darunter, weil ich ein Mensch bin, der sich selbst gern anfeuert und je mehr Ehrgeiz dahinter steckt, desto schneller scheitert man. Als Mallehrerin ist dieser Mechanismus für mich geradezu tragisch, weil die motiviertesten Schüler ganz ironische Bauchlandungrn machen.

Intuitiv, gar nicht so einfach

Wer intuitiv Zeichnen lernen will, der muss locker werden,

“Sprüche wie, jetzt sei doch mal bitte locker….Sei jetzt sofoooort LOCKAAAAAA….machen Schüler garantiert sofort verspannt und sofort blind.“

Gerade Schüler, die es gewohnt sind die Zügel in der Hand zu halten, scheitern beim spontanen Zeichnen gewaltig an ihren eigenen Ansprüchen. Sie haben Mechanismen entwickelt, in denen sie immer besser sind als alle anderen, notfalls mit Gewalt.

Wer Kunst macht, braucht andere Wahrnehmungsprozesse als im Beruf. Als Mallehrerin frage ich mich natürlich immer wieder, wie kann ich es schaffen, dass sich Schüler auf einen neuen Wahrnehmungsprozess einlassen?

Etwas Neues bauen!

Erfolgreiche Menschen haben das Gefühl, man kann alles nur mit der nötigen Willensstärke erzwingen. Ich hatte neulich eine Apothekerin im Kurs, die nicht begreifen konnte, dass man die Zügel lockert nur um schnell voranzukommen.

Das Gehirn funktioniert etwas anders als unsere anderen Körperteile, das Gehirn funktioniert eher wie ein Werkzeugkasten. Erst wenn es merkt, dass es mit einer Art des Sehens nicht zurechtkommt, dann schaltet es die nächste Art hinzu und wenn es dann merkt das nicht voran kommt, dann entwickelt es ein neues Werkzeug.

Das Fiese ist, dass ich mit dem Kopf  alles begreifen kann, es braucht aber eine Zeit bis das neue Werkzeug in mir heranwächst.

Wenn ich mich jetzt versuche zu zwingen, dann kann ich den Nagel trotzdem nicht mit der Hand einschlagen.

Es ist eine Frage des Respekts vor sich selbst, dass man sich die Zeit gibt, sich selbst zu entwickeln!

Es macht Spaß!

Die gute Nachricht daran ist, dass das Trainieren des Gehirns deutlich mehr Spaß macht als Nägel mit der Hand einzuschlagen.

Das Ziel ist es den Stift nach unserem inneren Rhythmus und den äußeren Eindrücken völlig entspannt und intuitiv über das Papier sausen zu lassen.

Das Knifflige daran ist, dem Gehirn beizubringen, dass es hier ein schwieriges Problem gibt, was wir entspannt lösen möchten.

Jetzt ist das größte Problem nicht sofort alles durch Bewertung kaputt zu machen. Du darfst jetzt nicht nach 10 Sekunden aufs Blatt gucken und sagen:“ Oh Gott, sieht das Scheiße aus! Sondern bleibe spielerisch und entspannt. Zeig deinem Gehirn wie es richtig geht.

Halt die Augen auf dem Motiv, schau selten auf das Papier

Zugegebenermassen sind Zeichnungen, bei denen man die Augen auf dem Motiv hält, immer etwas chaotischer, aber es ist ein Spiel:

Tine Klein Zeichnet die Altstadt von Porto. Blog zum Thema intuitiv Zeichnen lernen.

Spielerische, intuitive Zeichnungen stecken voller Leben!

Zeig dem Gehirn das lernen soll spielerisch und entspannt Probleme zu lösen ohne großen Zwang.

Das Ziel ist es den Stift übers Blatt sausen zu lassen, wie eine kleine Eistänzerin und wir geben unserem Kopf die Gelegenheit das zu lernen!  Anders als eine Eistänzerin hat der Zeichner eine viel schwierigere Aufgabe, denn sein Stift muss die ganze Choreografie, die Sprünge die Drehungen und den Rhythmus ganz ohne eine einstudierte Kür aufs Papier legen. Was dabei passiert, habe ich ganz wundervoll in einem Buch gelesen und das erste Mal habe ich gedacht:“ Ja, besser hätte ich es auch nicht ausdrücken können!“

Buchempfehlung

Der Bildhauer Alex Schaufelbühl hat mich beim Plaudern im Atelier auf das folgende Buch aufmerksam gemacht: Thomas Lüchinger  “ Intuitiv Zeichnen“

“Zeichnen heißt hier nicht Kopie, Abklatsch von Vorstellungen, von Begriffen, Ideen; es ist nicht Nachahmung, sondern bedeutet eintauchen in die Rhythmen der inneren und äußeren Natur. Neue geheimnisvolle Wege werden eingeschlagen. Freiheit statt Gefälligkeit, Intuition statt Analyse, Risiko statt Konformität.“ Thomas Lüchinger

Macht den Kopf aus!

Eine der einfachsten Übungen mit denen man starten kann, ist die Augen auf dem Motiv zu halten und trotzdem zu zeichnen ohne sich ständig zu kontrollieren.

Das Eerste was du feststellen wirst, ist das loslassen enorm schwierig ist, obwohl du genau weißt das du jetzt nicht ständig aufs Papier schauen sollst, wirst du es tun, denn wir alle sind Kontrollfreaks. Damit deine Zeichnung mal irgendwann so aussehen kann, musst du aber deinem Gehirn so viel Futter geben, dass es lernt Hand und Auge und auch den inneren Rhythmus der aus dir selbst herauskommt so zu koordinieren, das es trotzdem schön aussieht.

Dies geht aber nicht in dem du ständig mogelst oder dir ständig Regeln auferlegt und vor allen Dingen geht es nicht, wenn man sich ständig selbst fertig machst und Aufgaben mit dem Gedanken: „Ich kann das nicht!“angehst. Deshalb hier mein kleiner Tipp, schnapp dir einen kleinen Papierteller, stich deinen Bleistiften durch und zeichne so, dads du nicht sehen kannst, was du tust.Macht deinem Gehirn gleich klar, hier geht es nicht um Kontrolle, hier geht es um Spaß und um Bewegung.

Kontrolle ist schädlich

Die Kontrolle ist wie ein kleines gelbes Tier was in deinem Nacken sitzt und dir ständig Zügel angelegt.

Die Kontrolle ist insofern sehr schwierig beim Skizzieren lernen, weil wir dem Gehirn erlauben uns beständig in den Gehirnbahnen zu halten, die wir schon kennen. Beim Zeichnen und Skizzieren lernen, ist es enorm wichtig dem Gehirn Wachstumsimpulse zu geben. Das Gehirn braucht die Information, hier bin ich überfordert, ich brauch hier neue Synapsen. Und genau dazu sind solche Übungen da.

Nach und nach entwickelt sich dadurch eine großartige Hand und Augen-koordination, das hilft dir Zeichnungen und Skizzen jeder Art in enorm kurzer Zeit aufs Papier zu bringen.

Das Skizzieren lernen auf diese Art und Weise hat einen weiteren ganz enormen Vorteil, die Zeichnungen, die mit den Augen auf dem Motiv entstehen, sind meistens die Lebhaftesten, denn es sind Aufnahmen wie du die Stadt in einer ganz kurzen Zeit gesehen hast. Meistens sind diese schnellen hingekritzelten Skizzen viel lebendiger als alles geplante.

Und noch mal eine Anregung zum Schluss, alles im Leben was wirklich wertvoll ist, müssen wir uns erarbeiten. Es wird dich ermüden, manchmal wird es schwer sein und trotzdem muss es sein wie ein Tag in der Kindheit. Es muss Spaß machen! Und abends sollst du ins Bett fallen und und du warst sehr sehr zufrieden.

Liebe Grüße

Tine

Mehr zum Thema intuitive Zeichenübungen:

 

 

 

 

Wann ist ein Bild fertig?

Oder wie macht man ein Bild fertig?

Eine der Fragen, die jedem Künstler unter den Nägeln brennen ist die Frage:

Wann ist eigentlich ein Bild fertig?

Das ist wirklich knifflig, denn gerade in der Endphase des Malen und Zeichnen entscheidet sich, ob ein Bild wirklich gut wird. Besonders verrückt ist, dass man in dieser Phase dem Bild mehrere absolut verschiedene Finish verpassen kann. Mit Finish meine ich, dass es immer mehrere Möglichkeiten gibt, wie man ein Bild beenden kann und dies verändert ein Bild oft vollkommen.

Ein Bild kann mit wenigen Strichen vom hässlichen Entlein zum schönen Schwan mutieren

Wenn man sich allerdings in dieser Phase in unterschiedlichen Lösungen verstrickt, dann werden die Bilder scheußlich. Deshalb möchte ich euch heute mal an der Vollendung eines Bildes teilhaben lassen in der ich mich frage: “Wann ist ein Bild eigentlich fertig?“.

Das ist mein Ausgangsbild: Der deutsche Bundestag.

Tine Klein, Deutscher Bundestag, Bundestag mit vielen Menschen, Startbild in einem Tutoriel wie macht man ein Bild fertig

An diesem Beispiel möchte ich euch heute digital zeigen, wie man ein Bild vervollständigen kann.

Making-of Gedanken zum Bild

Direkt davor habe ich mit meinen Zeichenschülern am frühen Morgen gesessen. Dies war an den heißen Tagen des Jahres und die Farbe ist enorm schnell getrocknet. Ich bin von der Skizze ein wenig enttäuscht, ich weiß, sie ist noch nicht fertig. Dennoch bin ich mir unsicher, denn es gibt viele Möglichkeiten wie ich hier weitermachen könnte, deshalb taste ich mich an die Lösung mit etwas Fingerspitzengefühl heran.

Das besonders Schöne an diesem Morgen war die Sonne. Am frühen Morgen war die Sonne hinter einem Dunstschleier verborgen, man merkte es wird heiß. Das war besonders wichtig für mich, es war ein Grund den Bundestag genau von dieser Stelle zu malen, weil das Licht um die Ecke strömte.

Schritt für Schritt

Das Licht ist nun aber nicht so intensiv, wie ich es wollte. Mein erster Schritt: Ich verstärke den Himmel noch einmal mit genau derselben Farbe, in diesem Fall Zitronengelb.

Jetzt füge ich mit der gleichen Farbe Lichter ins Bild ein. Meistens platziere ich nur, manchmal nehme ich aber auch etwas dunkle Farbe weg, damit sich das Zitronengelb ins Bild einfügen kann.

Tine Klein, Deutscher Bundestag, Bundestag mit vielen Menschen, Tutoriel wie macht man ein Bild fertig

Ah schon besser! Ich merke ich bin auf dem richtigen Weg.

Die spannende Phase

Kein Bild wird wirklich gut, wenn man sich um die Bildaussage drückt. Als ich morgens begann zu zeichnen, hat mich am meisten der Haupteingang, die Kuppel und das Licht begeistert. Im Bildentwurf habe ich mir all diese Dinge offen gelassen, der Haupteingang liegt im goldenen Schnitt genauso wie der Turm des Bundestages hinter dem die Sonne stand . Im Laufe der folgenden halben Stunde erschienen dann am Bundestag hunderte von Touristen und mein Interesse verlagerte sich. Vor dem Bundestag entstand eine multinationale Party. Die Menschen hatten gute Laune, das Wetter war schön und so wurde der Bundestag zur Party Location. Jetzt bin ich hin und her gerissen, ich hatte drei Ideen, was ich zu einem wundervollen Bildzentrum machen könnte und ich muss mich entscheiden. Diese Phase ist immer bitter, denn man kann nicht gleichzeitig auf jeder Hochzeit tanzen und wenn ich all das betonen würde, was ich gut fand, dann wird mein Bild schlecht.

Tine Klein, Deutscher Bundestag, Bundestag mit vielen Menschen, Tutoriel wie macht man ein Bild fertig

Entscheiden was wichtig ist

 

Jetzt starre ich ein bisschen um auf mein Bild. Ich weiß ich muss mich entscheiden. Ich hab das natürlich schon tausendmal gemacht, doch jedes Mal packt einen an dieser Stelle das Entsetzen, entweder es wird super oder es wird nichts.

Bevor ich jetzt kopflos in mein Bild stürze, überlege ich noch einmal, was mir wirklich wirklich wichtig war. Ich entscheide all die Menschen waren mir extrem wichtig, diese schöne Stimmung wie auf einem Fest. Deshalb rote Tinte. Ich möchte deshalb nicht, dass das Bundestagsgebäude wirkt wie eine trotzige Burg.  An diesem Tag war dort Partystimmung. Als es gebaut wurde, da hatte man eine völlig andere Ansicht von Herrschen und Regieren. Damals fand man es noch ganz prima in andere Länder einzufallen. Nur um seine Ehre zu bewahren stürzte man sich schon einmal in Weltkriege. Ich bin froh, das ich heute lebe.

Ich möchte, dass etwas von der Leichtigkeit des Tages in der Skizze bleibt, deshalb verwandle ich dem Bundestag mit etwas Farbe in ein kleines Lustschlösschen. Die Veränderungen habe ich bis jetzt mit Photoshop an der Skizze gemacht. Jetzt fange ich an mit leuchtenden Tintenmarkern und einer leuchtend roten japanischen Tinte die Veränderungen in meiner Skizze vorzunehmen. Schauen wir mal, ob ich auch mit dem Stift schaffe was am Rechner geht.

Tine Klein, Deutscher Bundestag, Bundestag mit vielen Menschen, Tutoriel wie macht man ein Bild fertig

Shit Happens

Ich wäre ja nicht ich wenn ich nicht noch ein kleines bisschen Experimentiere. Während ich mit meiner nagelneuen garantiert wasserfesten Japanischen Kalligraphietinte auf meiner Skizze malte, stellte ich fest:

Sie ist garantiert nicht Wasserfest

Dick und Doof lässt grüßen. Als ich die letzte Lasur in gebrannten Siena legte, explodierte die rote Tinte im Bild regelrecht. So etwas passiert beim Fertigstellen eines Bildes, wer nicht wagt, der nicht gewinnt.

Das mit der Tinte ist mir übrigens schon einmal passiert, ich wusste doch, warum diese rote Tinte Waffenscheinpflichtig ist, dort passte es allerdings prima ins Bild.

https://blog-herz-der-kunst.ch/tag/bildentwurf/

Lieber ein wirklich gutes Bild als 10 Bilder die solala sind.

Ich wünsche euch ein wundervolles Wochenende

Viel Spass beim Zeichnen

 

 

 

Sag es in Farbe! Bildsprache Teil 2 USK Hamburg

Mit Farbe reden?

Tine Klein Bildsprache und Farbe, Kunsthalle Hamburg, Usk Hamburg 2018 Workshop

Hamburg hat die Farbe von gebrannten Ziegeln, Wasser und den Duft von fernen Ländern. Links gehört der Platz den Jugendlichen, hier wird getanzt und der Wind weht leise arabische Popmusik zu uns herüber. Auf dieser Seite gehört der Platz dem Bürgertum, hihi, gehören wir auch zu den Pfeffersäcken? Auch noch heute hat Hamburg reichlich davon.

Viele Menschen reden mit dem Stift völlig unnatürlich, darum ging es in Teil 1. Anstatt mit dem Stift genauso zu sprechen wie zu Freunden, verwandeln sie sich sobald sie einen Stift in der Hand halten in gnadenlose Buchhalter.

Rede mit dem Stift wie mit deinen Freunden und höre auf Fenster zu zählen

Wer dies nicht gelesen hat, dem empfehle ich  mit den Blogartikel der letzten Woche anzufangen:

Teil 1: der Kurses Bildsprache USK Hamburg 2018

Mit Farbe arbeiten

Wenn man mit Farbe arbeitet, so tritt dieses Problem in einer etwas anderen Form auf. Für viele Menschen ist es eine echte Erkenntnis, dass zum Kolorieren eines Bildes vielmehr gehört als nur das exakte Abmalen von Farben.

Welche Farbe hat die Liebe? Welche Farbe hat der Neid? Und welche Farbe ist die Kälte?

Wusstest du eine Antwort? Ja,natürlich! Deine Antworten waren alle Grundfarben und das führt dazu, dass wir beim Kolorieren in Bedrängnis geraten.

Emotionen haben eine Farbe

Wenn man einen Ort wiedergeben will, dann gehört die Stimmung eines Ortes genauso sehr dazu wie all die Farben der Gegenstände die dort herumstehen. Für uns Maler bedeutet dies:

Es gibt nicht nur die reale Farbe eines Ortes, es gibt auch die emotionale Farbe eines Ortes.

Diese Situation kann manchmal enorm verwirrend sein und das führt nicht selten zu ziemlich schlechten Bildern.

Zeig was du liebst

Die Lösung sieht im Grunde genauso aus wie beim Zeichnen. Stift und Zeichnung müssen in ihrer Erzählweise Hand in Hand gehen. Die Bildsprache, die wir für einen Ort entwickeln wollen, soll genau zeigen, was wir an diesem Ort mögen, was wir fühlen.

Ein wirklich gutes Bild macht den Betrachter zum Teilnehmer einer Szene oder kleinen Geschichte.

Wir müssen zeigen was wir erlebt haben, zeigen wo unsere Augen kleben geblieben sind, dort wo das Motiv auf uns wirkt wie ein Stück Schokolade….da schlägt unser Stift Kapriolen und dort dürfen uns auch mit der Farbe ausleben.

Wenn man zeigt, was die Schokolade im Bild ist, dann wird das Bild großartig.

Hier seht ihr meinen Kurs in Hamburg, es ist Mucksmäuschenstill, denn jeder ist ganz bei sich. Jeder beschäftigt sich mit seiner Bildschokolade.

Tine Klein, Workshop Bildsprache und Farbe, Kunsthalle Hamburg, Usk Hamburg 2018

Denn dein Herz führt zum Erfolg.

Bildschokolade, wir müssen zeigen was wir mögen!

Der erste Teil des Kurses beschäftigte sich weitgehend damit, wie schwierig es ist mit dem Stift ganz normal zu reden.

Tine klein, Zeichnung , Quedlinburg, Schloss, Handzeichnung, Tinte

Dabei ist es überhaupt nicht schwer, man muss sich nur auf das konzentrieren, was man mag. In dieser kleinen Skizze könnt ihr sehen wie stark mein Auge an der Burg in Quedlinburg gehangen hat. In der Straße unterhalb des Schlossberges habe ich so gut wie keine Details gezeichnet, es ist klar, das Schloss ist der Star.

Die Verbindung von Bildsprache und Farbe

Wie man mit dem Stift ein Bildzentrum bildet ist den meisten ziemlich schnell klar, man zeigt das, was man liebt klar und deutlich.

Aber wie handhabe ich das jetzt mit der Farbe?!

Im Prinzip funktioniert es genauso wie mit dem Stift.

Im Bildzentrum setzen Farbe und Stift zum Spurt an!

Man sollte sich hüten die intensivsten Farben außerhalb des Bildzentrums zu benutzen. Pass wie ein Schießhund auf, dass Du nicht durch krasse, reale Farben die Augen vom Bildzentrum wegziehst. Es gibt reichlich Fallen die dazu führen, dass man starke Farben außerhalb des Bildzentrums benutzt. Farbige Autos, farbige Werbetafeln, Mülleimer ,Verkehrsschilder usw.

Dann hilft nur die eine Frage:

Ist dies wirklich wichtig für mein Motiv?

Sein wir doch mal ehrlich 80 % der Maler würden aus Versehen orange Mülleimer zum Hauptmotiv machen, nur weil sie nun mal Orange waren.

Als Faustregel kann man festhalten, man muss lernen interessante und uninteressante Farben zu mischen.

Im Hauptmotiv tanzt die Farbe Tango:

In meinem Hauptmotiv greife ich auf lebhafte Kontraste zurück, denn dort bringe ich mein Motiv zum Leuchten. Ich suche die Farben nach möglichst unterschiedlichen Eigenschaften aus, damit im Bildzentrum Lebhaftigkeit erzeugt wird.

Hier treffen sich kalte und warme Farben und auch hell und dunkel, strahlend oder matt. Im Bildzentrum ziehe ich alle Register um zu zeigen was interessant ist.

Hier seht ihr die Variationen der Schmincke Horodam Farben aus meinem Farbsetup für Hamburg. Man sieht wie sich das Orange und Blau gegenseitig zum Leuchten bringen. Das gesamte Farbsetup findet ihr unten.

Dunkelheit spielt eine besondere Rolle, denn keine Farbe strahlt, wenn sie keinen dunklen Gegenspieler hat.

Im Aquarell gibt es eine Besonderheit, die Farben entwickeln eine besondere Leuchtkraft, wenn sie transparent sind und gleichzeitig einen dunklen Gegenspieler haben.

Das klappt natürlich nur, wenn man im Farbkasten auch kontrastreiche Farben hat: Komplementärkontraste,  aber auch enorm pigmentstarke Farben und  Dunkelheiten braucht man um Farben zum Leuchten zu bringen. Deshalb war die Firma Schminke Horodam so großzügig jedem Teilnehmer des Kurses die Farben zu Verfügung zu stellen.

Der Asphalt vom Kunsthaus verwandelte sich in ein Farblager:

Mein Helfer hatte alle Hände voll zu tun, wir durften fast 200 Näpfchen Farbe abfüllen.

Anhand des farbmetrischen Kreises kann man sehr einfach erklären wie man Farben zum Strahlen bringt. Falls es euch interessiert, ich habe ihn für euch am Ende des Blogs angehängt.

Und tatsächlich klappte es mit den leuchtenden Farben bei jedem Teilnehmer ganz schnell.

Nachdem wir diese enorm leucht starken Farben von der Firma Schminke gesponsert bekamen, fiel uns ein Thema besonders schwer:

Manchmal muss Farbe Aschenputtel sein!

Schaut euch mal die tolle Kunsthalle in Hamburg an, das Motiv ist wirklich interessant, aber hier gibt  eine Menge Bestandteile die in unserem Bild nicht die Oberhand gewinnen sollten.

Im Bildzentrum ist es mit solchen Farben die besonders pigmentstark sind sehr einfach leuchtende Ergebnisse zu erzeugen, besonders der Kontrast zwischen Komplementärfarben sorgt dafür dass die Pigmente so richtig strahlen.

Küssen sich Dunkelheit und Farbe, dann fängt es an zu glühen! Neutraltinte ist auch ein Neutral und wirkt nie dreckig,

Tarnfarben

Dort wo das Bild dem Hauptmotiv nicht die Schau stehlen soll, wird die Farbe zurückhaltend, auch der Stift gibt dort wenig Informationen.

Verrückterweise sind die weniger bedeutenden Bereiche eines Bildes mit den gleichen Farben gestaltet wie das Bildzentrum. Allerdings wird die Farbe hier so gemixt, dass unauffällige Farbtöne und neutrale Farbtöne entstehen.

Die Kunst ist es Tarnfarben zu erzeugen

Im Bildzentrum trenne ich die Komplementärfarben strikt, denn sie sollen nebeneinander leuchten.

Mut zum Neutral, das Grau aus dem Lasur Orange, Türquis und Bergblau von Schmincke gemixt. Für die Bereiche meines Bildes die ich ein wenig tarnen möchte, mische ich genau diese Farben.

Neutrale

So entstehen neutrale Farben und diese neutralen Farben lassen Bildbereiche, die nicht besonders interessant sind, in den Hintergrund treten (siehe oben). Deshalb ist das Mischen von neutralen Farben genauso sinnvoll und wertvoll wie die glühenden und temperamentvollen Farben im Bildzentrum. Im farbmetrischen Kreis der Firma Schmincke kann man ganz genau sehen, welche Farben sich gegenseitig neutralisieren.

Die entstehenden Farben können ein wenig scheußlich sein, dennoch sind sie höchst wichtig, denn sie lassen Bildbereiche, die nicht betont werden sollen, nahezu verschwinden.

Doch Achtung: Anders als die strahlend schönen Farben sollte man die neutralen Farben sehr geplant einsetzen. Im Gegensatz zu meinen wunderschönen, bunten Farbexperimenten gebe ich bei diesen Farben genau acht, dass sie wirklich neutral sind. Ich mixe diese Farben vorsichtig in meiner Palette, denn ich weiß:

Ein Schandfleck kann genauso zum Bildzentrum werden wie eine wundervolle Farbexplosion

An das Mischen von neutralen Tönen musst du dich sehr ruhig machen, denn am Anfang werden sehr viele Farben entstehen, die genauso hübsch sind wie Erbsensuppe. Ohne Übung entwickelst du kein Fingerspitzengefühl.

Wie ihr seht kann man aus dem 10 Schmincke Farben eine ganze Menge mixen. Dieses Thema braucht Fingerspitzengefühl und etwas Übung. Die Geduld lohnt sich, denn die entstehenden neutralen Farben werden mit ein bisschen Übung immer harmonischer.

Ich arbeite gerne mit den Farben von Schminke, nach und nach habe ich  meine neutralen Farben gefunden, die ich immer wieder benutze.  Die Mischung ist schlicht und einfach Übungssache, wenn es nicht von Anfang an klappt hat dies nichts mit der Qualität der Farbe zu tun.

Man muss ein Gespür dafür bekommen, wie viel Farbe man braucht um die andere zu neutralisieren.

Was zuerst sehr scheußlich aussieht, wird nach und nach zu einem echten Erfolgsfaktor von Bildern. Denn die Mischung aus den Farbtönen,  die im Hauptmotiv verwendet wurden, sorgt dafür, dass der Grauton eine optimale Harmonie zum Bildzentrum erzeugt.

Schaut mal hier habe ich noch Beispiele für Euch:

Diese Version ist von Fabian Bartz und im Workshop entstanden, ganz dezent lässt er die Farbe neben dem Bildzentrum auslaufen. Klasse Lösung des Problems.

Danke an alle Organisatoren, doppelten Dank an die vielen fleißige Hände die unsichtbar hinter der Kulisse tätig sind um so etwas Schönes möglich zu machen. Wir arbeiten alle ohne Ausnahme ehrenamtlich und ohne Entgeld.  Danke, auch an alle Sponsoren. Ich möchte mich nochmal ein herzliche bei der Firma Schmincke für die Farben bedanken.

Danke, das wir mit euren guten Farben lernen durften.

Wer seine Ergebnisse zeigen möchte, darf dies gerne hier im Blog tun oder in den sozialen Netzwerken mit dem Hashtag #schmincke_official. Ich freue mich über jedes gesendete Bild.

Alles schon einmal gefragt wurde: Ich arbeite nicht für die Firma Schmincke, aber ich liebe ihre Farben, denn eines verbindet mich mit Schmincke: Wir lieben Farben.

Liebe Grüße  ins Wochenende Tine

Es war so super schön, ich habe gefühlt 200 Sketcher geküsst und bin nun vollgetankt mit Wohlfühl-Hormonen.

Tine Klein, deutsches urban sketcher treffen, Usk Hamburg 2018

 

Hintergrundwissen zur Leuchtkraft von Farben und welche Farben zueinander komplementär sind, findet man hier bei den Profitipps von Schmincke.

Farbmetrischer Kreis Informationen zur Leuchtkraft von Farben

Das Unterrichtsmaterial Teil 1 des deutschen Urban- Sketcher treffens

Teil 1: der Kurses Bildsprache USK Hamburg 2018

Schwertpinsel optimal für spontan Aquarell

Spontan Aquarell


Porto, Oporto, Turm, Stadt,Regen über Porto spontan Aquarell mit Schwertpinsel von Tine Klein

Viele Menschen glauben, dass Skizzieren das gleiche ist, wie eine schnelle Zeichnung, für mich ist es das Spontan-Aquarell.

Skizze: Eine mit groben Strichen hingeworfene Zeichnung, die sich auf das Wesentliche beschränkt oder ein stichwortartiger Entwurf ist.

Jedoch hat sich die Skizze zu einer ganzen Kunstrichtung gemausert. Die Skizze hat etwas  was vollkommen zauberhaft ist, die Skizze ist spontan und kann deshalb festhalten, was man mit langsameren oder komplizierteren Methoden nicht könnte.

Die Skizze fängt den perfekten Moment ein


Bei Skizze denke ich nicht an einen Bleistift, bei Skizze denke ich an den perfekten Moment und einen tollen Monet.

Bei mir selbst denke ich an das spontane Aquarell.Das spontane Aquarell gehört zu den Dingen, die mir am meisten Spaß machen. Der Moment des zauberhaften Lichts, der flüchtigen Bewegung, des Blickes oder der Eingebung.Wir wissen schon seit langem wie zauberhaft der Moment ist, auch ich bin ein Impressionist.

Der perfekte Moment ist mehr als nur eine dahin gekritzelte Zeichnung


Wenn ich an den perfekten Moment denke, dann fallen mir solche Bilder ein, wie das Mohnfeld von Monet. Zugegeben hoffnungslos altmodisch.

Aber wenn man sich diese Bilder mal ganz genau ansieht dann sind diese Bilder ganz anders als auf den schlechten Drucken in irgendwelchen Möbelhäusern. Wenn man das Bild von Monet im Original sieht, dann sieht man, dass es draußen gemalt wurde. Man kann sehen wie der warme Wind mit sanften Fingern nach dem Gras greift und sich die Samenkapseln über der Wiese wegen. Es entwickelt sich eine Art Sog, die einen in das Bild zieht, man kann den warmen Wind ganz genau sehen, wenn das kein Zauber ist, dann weiß ich auch nicht. Es ist eben der perfekte Moment, so etwas will ich auch können, auf meine Art!

In den Moment eintauchen


Das schnellste Medium neben dem Stift ist sicherlich das Aquarell. Für mich ist das Spontan-Aquarell der Inbegriff der frischen Skizze, für diese schnelle Spontanität braucht man auch bestimmtes Material. Tatsächlich haben wir heute die Mittel um wirklich impressionistisch zu arbeiten.

Die Technik, Spontan-Aquarell:


Die Technik beim spontanen Aquarell ist spontan, prinzipiell ist erst mal alles erlaubt. Damit man einen kleinen Moment festhalten kann, ist es gut, wenn man beim malen auf Geschwindigkeit kommt. Die Vorzeichnung beschränkt sich auf ein Minimum, weil man keine langen Trocknungszeiten möchte, man arbeitet in der Regel nass auf trocken, dabei muss es zügig gehen, damit keine Ränder entstehen. Im Grunde malt man das gesamte Bild an einem Stück und wenn man die Farbe wechselt, darf die angrenzende Farbe noch nicht trocken sein.

Im Grunde erfolgt der Farbauftrag als wäre es eine Linie, das ganze Bild hängt an einem Stück.

 

Kunst kommt von Können


Diese Technik muss man tatsächlich mehrmals üben bevor sie klappt. Sobald diese Technik aber beherrscht wird, erlaubt sie einem Aquarelle, für die man sonst eine oder anderthalb Stunden benötigen würde, innerhalb kürzester Zeit zu bewältigen.

Hier musste ich richtig Gas geben, denn ein Gewitter zog übers Moor und ich befürchtete innerhalb von wenigen Sekunden prasselt eine Starkregen auf mich herab, doch das Einzige was passierte war, dass die dunklen lila Wolken mein Papier über das Moor fegten. Tine Klein spontan Aquarell, Neu Helgoland in Worpswede, Fluss, Moor, Haus,Baum

Tine Klein Spontan-Aquarell: Neu Helgoland in Worpswede

Arbeiten ohne nachzudenken


Es geht bei dieser Malerei nicht um Hetze, denn wird die Technik erst einmal beherrscht, kann man sie völlig automatisch aufs Papier bringen. Diese entspannte Automatik erzeugt die Geschwindigkeit. Dafür braucht der Maler allerdings ein bisschen Mut zum Risiko, denn der Mischvorgang erfolgt nicht mehr sicher im Farbkasten, sondern direkt auf dem Papier. Wenn ich so male, dann verlange ich von einem Pinsel, dass er alle Kapriolen die ich gerade vorhabe mitmacht.

Das spontane Aquarell ist also die Technik für die Faszination der Sekunde.

Deshalb möchte ich, das dieser Pinsel am besten alles kann, er soll klotzen und kleckern! Ganz dick und ganz filigran malen.

Bei diesen Ansprüchen ist euch sicherlich klar, dass sich nicht mit den üblichen Wassertankpinseln im Skizzenbuch male.

Oben im Bild seht ihr mit welchen Pinseln ich male, ich benutze sehr oft Schwert- Pinsel, denn diese Pinsel können genau das, was ich beschrieben habe: Klotzen und Kleckern.

 

 

Man muss es ein paar Mal üben!


Dennoch die Mühe lohnt sich, denn dann kann man sozusagen ein ganzes Aquarell an einem Pinselstrich malen.
Ich bevorzuge für diese Technik ebenfalls eine Pinselart für die man auch etwas Fingerspitzengespür braucht.

Der Schwertpinsel


Der Schwertpinsel ist der optimale  Reise-Pinsel

Durch die asymmetrische Form das Schwertpinsels, ersetzt er gleichzeitig mehrere Pinsel. Die breite Seite des Schwertpinsels eignet sich optimal um großflächige Waschungen zu machen. Arbeitet man dann mit der Schmalseite des Pinsel, kann man den Pinsel in zwei Richtungen bewegen, bewegt man ihn mit der spitzen Seite von sich weg wird der Schwerpinsel zum Schlepper und man kann mit ihm sehr, sehr feine Strukturen zeichnen, andersherum hat der Pinsel eine mittlere Strichstärke.
Zusammenfassend kann man sagen dass der Schwertpinsel dem Maler optimale Voraussetzungen gibt um schnell alles was er will und sieht aufs Papier zu bringen.
Man kann enorme Mengen Wasser und Farbe auf einem Bild gleichmäßig verteilen und mit dem selben Pinsel unglaublich feine Strukturen malen.
Der Schwertpinsel kann beim Skizzieren den Stift problemlos ersetzen.

Am Anfang ist der Schwertpinsel genauso wie das Spontan-Aquarell sehr gewöhnungsbedürftig.

Es braucht eine Weile bis man verinnerlicht hat, dass der Pinsel je nach Bewegungsrichtung eine völlig andere Strichstärke hat. Ist einem jedoch das Bewegungsmuster ins Blut übergegangen, dann kann man in unglaublicher Geschwindigkeit höchst unterschiedliche Strukturen erzeugen und das mit ein und demselben Pinsel. Schaut einmal in alle Bildbeispiele ihr werdet dort jeweils sehr große flächige Elemente finden und sehr kleine Strukturen.

Porto, Oporto, Turm, Stadt,Regen über Porto spontan Aquarell mit Schwertpinsel von Tine Klein

Regen über Porto: Spontan-Aquarell mit Schwertpinsel von Tine Klein

Ich glaube in diesem Bild wird ganz deutlich, was ein Schwertpinsel wirklich kann, er ist ein Pinsel für Waschungen kann aber gleichzeitig die chaotischen Strukturen einer Stadt einfangen.

Der Schwertpinsel ist der Pinsel für Maler die auch Zeichner sind

Das obige Bild ist nur mit einem Pinsel gemalt. Der Schwertpinsel vereint also alles was man sonst nur mit mehreren Pinseln oder dem Stift erzeugen kann. Die Sanftheit der Waschung und das gerade sSrenge eines Linierers.

Materialtipp:


Ich besitze selber drei Schwertpinsel, ich wechsele die Größe je nach Papierformat.

Ich arbeite sehr gerne in sehr großen Skizzenbüchern, deshalb bevorzuge ich den Schwertpinsel von Da Vinci Größe 14.

In normal großen Skizzenbüchern arbeite ich mit dem Da Vinci Größe 10, und für meine Handtaschenformate habe ich den wundervollen Taschen-Schwert-Pinsel von Rosemaries.

Anders als bei anderen Pinseln rate ich beim Schwertpinsel nicht dazu ihn in übergroß zu kaufen. Wer noch etwas ungeübt ist, sollte mit diesem Pinsel in einer etwas kleineren Größe beginnen, denn die Handhabung braucht etwas Übung.

Beim Schwerpinsel kommt es auf die Spitze an, funktioniert diese nicht, ist der Pinsel witzlos, deshalb rate ich hier zur guten Qualität zu greifen.

Liebe Grüße

Tine

In den folgenden 14 Tagen bin ich auf Malreise und deshalb wird es nur kurze spontane Beiträge im Blog geben. Ich werde euch die Anwendung des spontane Aquarell und die Handhabung des Pinsel live aus Porto zeigen. Es sei denn, ich sitze im Funkloch.
Ich bin schon total aufgeregt, am liebsten würde ich all meinen Malmaterial mit nach Porto nehmen, blöderweise passen nur 20 Kilo in den Koffer. Deshalb muss ich wohl frische Unterhosen in meine Jackentaschen stopfen, der Koffer ist ja voll mit mal Material.
Liebe Grüße Tine

Wie man einen Schwertpinsel benutzen kann:

Tricks zum Zeichnen von Bewegung

Letzes Jahr war bei mir so viel los, dass ich gar nicht dazu gekommen bin zu berichten. Eines der schönsten kleinen Events bei meinem Spaziergang mit Stift war das Slow-Up. Ein Slow-Up ist ein Event bei dem die Straßen gesperrt werden, damit sie frei sind für Fahrradfahrer und Rollschuhlfahrer.

Wir setzten uns mit Stühlen auf die Straße und trainierten das Zeichnen in Bewegung.

Man sind die schnell und zack sind sie weg!

Bewegungen zeichnen, macht einen am Anfang ratlos. Es ist doch schon auf dem Foto schwer genug!

Hier hocken wir wie die Hühner auf der Leiter und warten auf unsere rollenden Opfer.

Das war ein wundervolles und buntes Treiben, jedoch ist es für den Zeichner der absolute Horror, denn auf einem Slow-Up hält niemand still.

Der beste Tipp ist sich nicht von dem Getümmel unter Druck setzen zu lassen

Also erst einmal gemütlich hinsetzen, sich das Treiben ansehen und dann herauszufinden was hier eigentlich die typische Bewegung ist. Wenn viele Menschen das Gleiche tun, dann machen auch alle immer mal wieder die gleichen typischen Bewegungen.

Gut zu wissen, alle machen irgendwie das Gleiche!

Das Erste ist das man herausfindet, wie das Ganze ungefähr zusammenhängt.


Das Grundmuster finden


Fahrradfahrer machen immer wieder die gleiche Bewegung. Sie hängen mit einem Buckel auf ihrem Drahtesel und die Beine strampeln sich unten ab.

Die Bewegungen ähneln sich immer wieder Buckel, ein gestecktes Bein und ein langes Bein.

Da die Bewegung unglaublich schnell ist, darf man sich einfach nicht treffen lassen. Der beste Tipp ist nicht nur eine Person zu malen, sondern das Gemalte ganz in Ruhe aus mehreren Personen zusammenzusetzen.

Super geeignet dafür ist gestisches Zeichnen. Um sich klarzumachen wieso eine Person auf dem Fahrrad aussieht, malt man sie einfach in der Luft, während man die Fahrradfahrer beobachtet. Dadurch dass man praktisch in der Luft eine Geste malt, wird einem ziemlich schnell klar was die Grundform ist. Die Grundform eines Fahrradfahrers ist einfach ein Haken. Der Buckel mit dem langen Bein, dazu kommt noch ein angewinkeltes Bein.

Die Geste vereinfacht die Sache!

Macht man sich dies klar, ist die Sache gar nicht mehr so brutal schwer.

Hat man erst mal begriffen, dass man eine Bewegung in einen einfachen Pinselschwung oder Strich umsetzen kann, dann kann man auf dieser einfachen Basis enorm lebendige Bilder oder Zeichnungen machen.


Vereinfachen ist das A und O


Oft hilft es sich das Leben so einfach wie möglich zu machen! Wenn man erst mal versucht, die Dinge von hinten zu malen. Schon hat man viel länger Zeit sich das Ganze anzusehen.

Opi auf dem Rad, Atelier Herz-der-Kunst, Malen und Zeichnen von Bewegung

Tine Klein: Opi auf dem Fahrrad

Auch hier sieht man das Grundmuster, das gestreckte und das abgewinkelte Bein. Diese Vereinfachung und etwas mehr Zeit nimmt einem enorm den Stress.

Mutig vereinfachen ist das A und O des schnellen Zeichnen. Aus einem Reifenprofil wird einfach eine Zickzacklinie, aus einem angewinkelten Bein ein Dreieck. Vom Fahrrad sieht man nicht mehr als den Reifen und die Lenkergriffe.

Wenn man von hinten malt, hat man sich auch den Stress gespart die Fahrradkonstruktion von der Seite zu malen.

Gerade das Einfache sorgt dafür, dass man das Typische einfängt

 

Zu viele Details gehen bei dieser Art und Weise des Malens überhaupt nicht. Besonders notwendig ist es sich auf die wichtigsten Dinge zu spezialisieren.

Also kein Schnickschnack, sondern das Nötigste.


Nur Wer wagt, der gewinnt


Es gibt kein Weg daran vorbei, wer es nicht ausprobiert, wird es auch nicht lernen

Doch es gibt Hoffnung, beim Zeichnen von Bewegung hat man einen ganz enormen Vorteil, dieser Vorteil ist das Bewegung gerne mehrere Linien toleriert. Eine falsche Bewegung ist, anders als in einer normalen Zeichnung, nicht unbedingt ein Fehler sondern nur ein Anzeichen für die Bewegung. D. h. deine Versuche und auch kleinen Fehler sehen mitunter sogar extrem cool aus

Fahrradfahrer mit Navi, Atelier Herz-der-Kunst, Malen und Zeichnen von Bewegung

Rennfahrer mit Navi, lustig bei der Seestrasse am Zürichsee, die 30 km lang völlig gerade ist

Schau noch mal in meine erste Zeichnung, das erste Hinterrad passte so wenig zum Fahrrad, dass ich das Blatt am liebsten weggeschmissen hätte.

Nicht beim ersten Fehler Skizzenbuch beißen

Suchende Linien sind beim Zeichnen von Bewegung kein Fehler, das Rad bewegt sich und die Linie bewegt sich und so werden deine vermeintlichen Fehler oftmals zum Design!


Wie man mit Schüchternheit umgeht


Obwohl ich es gewohnt bin vor Menschen zu malen, kriege ich immer noch Hitzewellen, wenn die Menschen so nah ran kommen. Wenn ich dann Fehler mache, bekomme ich Angst und natürlich geht das erst recht meinen Schülern so.

Atelier Herz-der-Kunst, Malen und Zeichnen von Bewegung

(diese Fahrradfarbe hat mich inspiriert siehe oben)

Aber wenn man das Gespräch aufnimmt, dann merkt man 99,9 Prozent der Menschen sind positiv, sie kommen weil sie es toll finden, das wir malen. Sie wollen mitmachen.

Einfach machen ist das Rezept, erst dann  wird man bestärkt

 

Bewegung -Material und Technik


Schaut mal, dieser junge Mann hängt auf seinem Rennrad wie Sancho Panza auf seinem Esel.

Fahrradfahrer auf RennradBlog Herz der Kunst, Malen und Zeichnen von Bewegung

Tine Klein: Drahtesel und Sancho Panza in Zürich auf der Seestraße

Aber wie kann es sein, dass ich Ihnen so kurzer Zeit malen kann.

Die schlichte Wahrheit ist: „Ich kann es nicht!“

Auf der Strecke kommen hunderte von Fahrradfahrern, wenn ich einmal etwas Typisches gesehen  habe, dann schärft sich mein Auge dafür. Ich lege mich auf die Lauer bis der nächste Radfahrer kommt.

Den Malprozess zerlegen


  • Zuerst male ich in Ruhe den Lenker und die Fahrradlampe, dann warte ich bis der nächste Rennradfahrer kommt.
  • Jetzt habe ich schon im Kopf welche Pose ich malen will, dann male ich nur die absolute Grundform in einem dicken Block, oft sogar wie oben ganz grob nur in Farbe.
  • Jeder folgende Fahrradfahrer steuert nun einen kleinen Teil zu Motiv bei. Bewusst schaue ich auf Details zum Beispiel die Hände.
  • Wenn etwas ganz besonders schön war, dann versuche ich es im Kopf zu behalten. Ich schließe zwei dreimal die Augen, und versuche mir das Bild intensiv einzublenden. Diese Etappendetails wie zum Beispiel das Gesicht oder die Brille ergänze ich dann ganz in Ruhe aus dem Kopf.

Das Wesentliche aber ist die Haltung und dies habe ich oft schon beim ersten Fahrradfahrer festgehalten.

Die Technik auf gefärbten Papier


Beim Skizzieren von Bewegung ist der Papierverbrauch hoch. Am Einfachsten fällt es, wenn man mit Mut ans Werk geht. Dabei muss man sich einfach zugestehen, dass man Fehler macht.

Viel Material braucht man nicht. Hier habe ich mit Aquarellfarben, meinem Füllhalter, einem Bunstift und weißer Tusche gearbeitet.

Was man allerdings braucht ist viel Papier, denn Abfall und Schwund gehören dazu. Wenn ich jetzt, wie bei mir, jede Menge gelungene Skizzen seht, dann macht euch klar jeder macht Fehler, auch ich produziere jede Menge Schrott.

Zum schnellen Zeichnen sind in der Regel sehr glatte Papiere geeignet.

Glattes getöntes Zeichenpapier

Das Papier was ich hier benutzt habe ist Paint On Multitechniques, es wurde auf dem Deutschen-Urban- Sketcher -Meeting von Boesner Glinde, Hamburg-Kiel gesponsort, vielen lieben Dank dafür, denn das hilft uns Kunstmaterial zu erkunden.

Ich selber hatte bis dahin nur selten auf getönten Papier gearbeitet, ich war sehr positiv überrascht, weil das Papier mit 250 g/Quadratmeter sehr dick ist und deshalb ist es sehr fehlertolerant. Man kann auch noch mal drüber malen.

Was ich diesmal mit der weißen Tusche reichlich gemacht habe, dass das Papier so robust war hat gute Ergebnisse ermöglicht.

Da Fehler beim schnellen zeichnen unvermeidlich sind, habe ich mit weißer Tusche gearbeitet, so konnte ich allzu auffällige Fehler abdecken. Durch die Dicke des Papiers hat sich dann auch nichts gewellt.

Dieses Papier ist auf jeden Fall großartig für das Zeichnen und Malen geeignet.

Wichtig ist aber, dass man sich die Angst vor dem Material zerstören nimmt, der Fehlversuch gehört dazu. Einige Schüler arbeiten auch gerne auf Suddelpapier, das ist der Schweizerische Ausdruck für Schmierpapier, denn das macht frei im Kopf.

Ein Bekannter von mir arbeitet auf zerknitterten Butterbrotpapier, das macht ihn frei. Ich bevorzuge Multimedia-Papier, denn mein Malstil ist sehr robust.

Eine Schülerin malt auf Probeblättern, die Angst das gute Papier zu verderben ist weg!

Blog Herz der Kunst, Malen und Zeichnen von Bewegung


Es geht nicht ums Kunstwerk, sondern um das Erfahrungen sammeln


Die Schülerin oben hat es goldrichtig gemacht, sie hat sich Papierproben genommen und macht jetzt ihre Erfahrungen damit.  Sie weiß hinterher, welches Papier sie mag und welches nicht.  Wobei natürlich Echt-Bütten-Suddelpapier von Hahnenmühle die totale Luxusvariante ist 😉 All das was man aus Erfolgen und Fehlern lernt, das ist das schönste Kunstmaterial der Welt.

Denn das schönste Kunstmaterial bist Du!

Du wirst mit all diesen Erfahrungen besser und deine Bilder schöner!

Liebe Grüße ins Wochenende

Tine

Das A und O zur Vereinfachung ist die Abstraktion hier kannst du weiter lesen

 

 

 

 

 

Es gibt keine Einfarbigkeit.

Tine Klein Häuser nahe Cinque Terre, Einfarbigkeit ist unnatürlich

Einfarbigkeit ist unnatürlich, deshalb sieht sogar so ein Farbklecks natürlicher aus als…

Wenn man Anfängt zu malen, stolpert man schnell über einen Effekt. Man malt etwas und gibt ihm ganz genau die Farbe, die man beobachtet und doch sieht es total unnatürlich aus.

Im besten Fall sieht das Objekt aus wie eine Grafik, schön, sauber und irgendwie total künstlich. Man schaut schaut verzweifelt auf das Motiv, versucht es noch einmal und wieder sieht es völlig angestrichen aus.

Der Effekt liegt daran, dass es keine Einfarbigkeit in der Natur gibt. Natürlich sind Häuser oder auch Autos absolut künstliche Objekte.

Aber gerade bei Autos mit ihrem künstlichen Lack ist absolut keine Einfarbigkeit gegeben, denn sie reflektieren kontinuierlich ihre Umgebung. Der Lack ist ein Spiegel.

Ich sehe es einfach nicht!

Unser Gehirn ist darauf programmiert alles unwichtige nicht zu sehen und so blenden wir diese Reflexionen kontinuierlich aus. Diese Funktion des Gehirns ist sehr sinnvoll, denn sie bewahrt uns vor Reizüberflutung und so ist ein blaues Auto für uns blau. Tatsächlich jedoch spiegelt das Auto viele Farben der Umgebung und es ist alles andere als nur blau.

Bei einem so spiegelnden Lack ist es natürlich noch klar, warum es keine Einfarbigkeit geben kann.

Macht euch einmal den Spaß beim nächsten Spaziergang oder auf dem Arbeitsweg darauf zu achten, was sich alles in Auto spiegelt.

Aber wie ist es bei einer schlichten Hauswand?Man sollte doch meinen, dass das Haus rein gar nichts reflektiert.

Prinzipiell wirken Hauswände meist auf uns völlig einfarbig, aber so einfarbig ist eine Wand nicht.

Deshalb fällt dem Gehirn auf das mit deiner einfarbigen Hauswand im unseren Bildern etwas nicht stimmt.

Selbst wenn es absolut keine farbigen Reflexionen gibt, so gibt es doch immer irgendwo eine Verschattung auf der Hauswand,  unter den Dachüberstanden, in der Nähe von Fenstern, Türen oder Objekten. Alles was verschattet ist, ist schon mal ein wenig dunkler oder blauer als die originale Farbe.

Generell sind Häuser oben meist wesentlich heller als unten in der Straßenschlucht, das gleiche gilt für Licht und Schattenseite.


Das geschickte Spiel mit dem Licht


In Barcelona gibt es die Villa Casa Batlló. Die Villa wurde von Anthony Gaudi erbaut und der Architekt spielt immer wieder mit einem Effekt der Natur.

In Barcelona haben fast alle Häuser einen Lichtschacht, dieser Schacht ist dazu gemacht Licht und Luft in die Häuser zu bringen ohne sich in der Hitze auf zuheizen.

Oftmals sind diese Lichtschächte grauenhaft hässlich, graue Löcher. Antonio Gaudi hingegen spielt in seinen Lichtschächten meisterhaft mit dem Licht. Das Thema ist hier Schatten:

Blog Herz der Kunst, Barcelona Casa Batlo, Farbigkeit und Streulicht

Er verkleidete seine Lichtschächte mit tausenden kleiner Fliesen. Die Fliesen variieren alle leicht in der Farbe und werden allmählich von oben nach unten immer heller. So entsteht in Antonio Glaudis Lichtschächten ein zauberhaftes und völlig natürliches Licht.

Die Natürlichkeit entsteht durch die Variation des Lichts

Andererseits entsteht ein völlig merkwürdiger Effekt, denn der Architekt schafte es entgegen der Naturgesetze mit seiner Farbspielerei auf jeder Etage exakt die gleiche Farbigkeit zu erzeugen, dabei haben die Fliesen je nach Etage ganz stark unterschiedliche Farben.

Dort wo das Licht am hellsten ist, benutzt er dunkelblaue Fliesen, so dass auch in den oberen, heißen und sehr hellen Etagen der Effekt von Kühle und Schatten entsteht. Unten in den Tiefen und verschatteten Etagen, werden die Fliesen immer heller bis sie zum Schluss weiß sind und so entsteht der Effekt, dass der ganze Lichtschacht eine Farbe hat, obwohl er oben dunkelblau und unten weiß ist.

Ein Farbverlauf umgekehrt zu Natur erzeugt Einfarbigkeit

In der Malerei kann man von den Beobachtungen des Meisters einfach nur lernen.

Um noch einmal zurück zu unserem Ausgangsproblem zukommen, völlig einfarbige Häuser oder Strukturen sind absolut unnatürlich. Sie sehen für das Auge so künstlich aus, weil das Auge seine ganz natürlichen Anhaltspunkte und Farbverläufe sucht.

Der Architekt Gaudi erzeugt immer Streulicht, deshalb fühlt man sich in den Zimmern so unglaublich wohl.

Blog Herz der Kunst, Barcelona Casa Batlo, Farbigkeit und Streulicht

Streulicht in der Casa Batló, Einfarbigkeit wirkt unnatürlich, Streulicht gemütlich.

Diesen Effekt kann man 1:1 in die Kunst übertragen.


Farbverläufe geben Freiheit


Diese Erkenntnis gibt uns in der Malerei eine ganze Menge Freiheit. Wenn ich ein einfarbiges Haus nun in hellen und dunklen Variationen einer Farbe male, so wird das Auge diese wilde und eigentlich völlig abstruse Farbkomposition als viel natürlicher empfinden als eine einfarbig angestrichene Wand.

Unser Gehirn akzeptiert eine variierende Farbanordnung als völlig natürlich und findet selber Erklärungen. Wird eine Hauswand dunkel, so ist unserem Gehirn ganz klar dass sich dort ein Dachfirst befindet. Ist das Haus in der Mitte heller, so wird das Gehirn argumentieren, dass näher heller bedeutet, da dieser Teil des Hauses ja nun mal näher am Licht ist. Ist das Haus trotzdem dunkler, so wird das Gehirn argumentieren dass das Haus an dieser Stelle einfach verschattet ist. Wir können ein weißes oder gelbes Haus sogar grün malen, weil das Gehirn die für eine völlig natürliche Reflexion der Umgebung hält.

Obwohl solche krassen Farbverläufe ja eigentlich völlig unnatürlich sind, wirkt ein solches Bild insgesamt immer viel stimmiger als alles Einfarbige.

Ich erkläre mir das so, dass man als Maler völlige Freiheit besitzt, wenn man mit den Spielregeln der Natur arbeitet.

Mir hat einmal ein Leser geschrieben, ich verstehe überhaupt nicht wieso deine total unnatürlichen Farben immer wirklich logisch wirken. Lieber Leser jetzt weißt du es, ich spiele mit unserem natürlichen Sehmuster. Beigebracht hat mir das Antonio Gaudi als sich in seinem wundervollen Lichtschacht stand.

Antonio Gaudi baute nicht nur Häuser, sondern er spielte auch mit Licht, noch heute strömen die Menschen zu Tausenden in seine Häuser, weil diese Häuser nicht nur aus Stein sind, sondern aus Licht und Farbe. Jedes Zimmer hat ein wundervolles und angenehmes Licht, so wie es in der Natur ist, oft fühlt man sich so wie unter einem Blätterdach oder man hat das Gefühl man steht in der Nähe eines funkelnden Teichs. All dies ist natürlich nicht real, denn der Architekt malte in seinen Zimmern mit Licht.

Blog Herz der Kunst, Barcelona Casa Batlo, Farbigkeit und Streulicht

Auch hier verschwindet die Farbigkeit, weil sie natürlich wirkt. Schau mal bewusst auf den Fußboden, siehst du nun die Farben?


Lass die Sonne scheinen


Von Gaudi können wir lernen, dass es absolut magisch wird sobald man das Licht spielen lässt.

Ein natürliches Streulicht, erzeugt in Menschen Wohlgefühle.

Sobald du das benutzt, werden auch deine Skizzen und Bilder magische Anziehungskraft erzeugen.

Letztendlich ist Farbe nichts anderes als dem Licht enthoben und Licht ist völlig frei!

Deine Augen und das Gehirn werden wir nahezu alles verzeihen, wenn du anfängst mit den Reflexionen des Lichts zu malen.

Variiere die Farbe kontinuierlich und du wirst sehen, dass deine Bilder viel ausdrucksstarker werden.

Besonders harmonisch wird Licht und damit die Farbvariation, wenn es die Geschichte eines Ortes erzählt.

Ich weiß nicht einmal wie dieser Ort hieß, ich bin auf ihn gestoßen als ich mit meinem Motorroller kreuz und quer durch die Berge hinter der Amalfiküste gefahren bin.

Was mir geblieben ist ist das mediterrane, genau richtige Mass an Verfall und das wunderschöne warme Licht des Gesteins.

Liebe Grüße ins Wochenende von Tine und ich wünsche euch viel Spaß.

Hier habe ich noch etwas wunderschönes für Euch…

Eine virtuelle Tour durch die Casa Batlló leider ist das Licht nicht zu sehen, jedoch achtet mal darauf wie der Architekt die Farben in Fenster und Fliesen streut.

www.casabatllo.es/de/virtuelle-tour/

Wie man traumhafte Farbe erzeugt kannst du hier lesen: Blog.herz-der-kunst.ch/im-rausch-strahlenden-farben/