Die Macht der Farbfläche !

Aquarell Basel Markt Tutorial zur Macht der Farbfläche Tine Klein

Eine Farbfläche ist mächtig! – Tine Klein: Basel Rathaus  Markt

 

Über die Freude an der Farbe!

Wer ein Motiv mit einer richtig großen Farbfläche gefunden hat, darf sich glücklich schätzen!

Die Farbfläche ist so mächtig, dass man im Motiv eigentlich nicht mehr viel tun muss, um ein tolles Ergebnis zu erzielen.
Doch eines muss einem klar sein, wer flächig mit Farbe malt, der muss sein Mal- oder Zeichenstil umstellen.
Eine große Farbfläche ist so dominant, dass sie kaum Gegenspieler verträgt. Je mehr man diese Fläche beschneidet, desto weniger Kraft entwickelt sie.
Eigentlich ist es nicht logisch, dass man sein Malen oder Zeichenstil umstellen muss, wenn man mit einer großen Farbfläche arbeitet.

Aber wie immer: Viel hilft nicht viel!

Doch aus eigener Erfahrung kann ich dazu ein paar Tipps geben.

Wie gestaltet man eine große Farbfläche?

Der Pinsel machts!

Tipp Nummer 1:

Immer mit großem Pinsel arbeiten!

Wenn man eine große Farbfläche angelegt, dann darf man keinen kleinen Pinsel haben. Arbeitet man zu langsam oder mit kleinem Pinsel, dann hat man ständig irgendwelche hässlichen Ansatzpunkte in der Farbe. Möchte man die Farbfläche ganz gleichmäßig gestalten, muss man das Papier anfeuchten, dies verschmilzt die Farben miteinander.

Im Gegenzug ist es aber ein Trugschluss, dass eine große Farbfläche einfarbig ist.

Auf Häusern findet man ständig Reflexionen, oben und unten sind Häuser gerne verschattet, andererseits werfen bestimmte Gegenstände Lichtreflexe. Die Folge ist, dass man zwar nur eine Hauswand malt, aber ganz und gar nicht mit einer Farbe! Die Farbe wird ständig modelliert. Wichtig ist hierbei, dass man niemals in der Farbe herumrührt.
Die Pigmente werden wütend, wenn du sie von A nach B scheuchst, damit es tolle Verläufe gibt, muss man die Farbe selbst arbeiten lassen.
Baselfischmarkt Aquarell von Tine Klein Tutorial Blog Herz-der-Kunst Farbflächen
Tine Klein Basel Fischmarkt
Wenn du die Farbe aufträgst, musst du selbstbewusst und zügig arbeiten.
Dies ist die größte Herausforderung an dieser Technik. Ich nenne das die Hände-Weg-Phase.
Im Grunde bräuchte man eine kleine Domina auf dem Schreibtisch, die einem sofort, wenn man ungeduldig wird, mit ihrer kleinen Lederpeitsche auf die Hände patscht.
Könnte man dieses kleine fiese Biest als Kunstmaterial verkaufen, würde es viel mehr gelungene Bilder geben, denn die meisten Bilder werden dadurch zerstört, dass man die Farbe viel zu früh weiterverarbeitet.

Einfarbig?

Tipp Nummer 2:
Farbe darf modelliert werden, solange sie feucht ist, Farbflächen sehen am besten aus, wenn man sie von kalt nach warm, von hell nach dunkel oder von strahlend nach matt variiert. Dann lässt man die Farbe trockenen und kann darauf vertrauen, dass ganz weiche Übergänge entstehen.

Die Macht der Farbe entsteht durch die Fläche.

Entsprechend gilt hier das biblische Gebot:

Ich dulde keine anderen Götter neben mir.

Tipp Nummer 3:
Ein Bild mit einer Farbfläche sieht dann am besten aus, wenn man mit einer Farbharmonie arbeitet. Die Farbe wirkt am besten, wenn man sie mit verwandten Farben verarbeitet. Würde man das gleiche Bild mit einem kunterbunten Farbchaos auf dem Marktplatz malen, dann würde einem das Bild die Augen auskratzen.
Deshalb kann es durchaus sinnig sein, die Details in neutralen Farben einzufügen.

Ein bisschen Streit tut gut!

Farbharmonie sind etwas Wunderbares. Sie erzeugen Harmonie!
Manchmal bemerkt man jedoch, dass ein Bild das ausschließlich in einer Farbharmonie gestaltet wurde ein bisschen langweilig wird. Dann schreit es nach einer Prise Komplementärfarbe, denn das ist alles andere als langweilig.

Tipp Nummer 4:

Eine Prise Komplementärfarbe bringt die Farbe zum Leuchten.

Diese Strategie ist etwas für Mutige.

Ein bisschen zu viel und das Bild ist ruiniert.

Tipp Nummer 5:

An schrille Farbkombinationen langsam rantasten.

Die Vorteile der Farbfläche:

Bilder mit großen Farbflächen sind so ausdrucksstark, dass man vieles nicht braucht,
oftmals braucht man nicht mal eine Perspektive, denn das Auge ist von der Farbe fasziniert. Auch zu viele Details sind hinderlich, insbesondere dann, wenn Sie die Farbflächen stören.
Trotzdem muss man eine sehr große Fläche immer durch kleinere Objekte ausbalancieren, sonst wirkt das Bild als würde es umkippen und wirkt zu schwer.

Ich kann dich nur ermuntern dir einmal ein Motiv zu suchen bei dem das ganze Blatt eine große Farbfläche ist. Du wirst feststellen so zu malen ist eine Herausforderung, aber andererseits macht es auch vieles leichter. Diese Bilder wirken immer enorm ausdrucksstark und gleichzeitig harmonisch und zusammengehörig.

Du wirst damit dein Repertoire um eine sehr ausdrucksstarke Methode erweitern, die obendrein auch noch sehr leicht zu lernen ist.

Viel Spaß beim ausprobieren. Bei mir zu Hause in Basel findet man ein Motiv was dafür wunderbar geeignet ist, der Marktplatz vor dem Roten Rathaus in Basel. Viel Spaß ins Wochenende

Liebe Grüße Tine

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Verlorene Ecken im Aquarell – loslassen!

Verlorene Ecken im Aquarell

Verlorene Ecken sind eine tolle Technik, denn Bilder wirken dadurch federleicht. Die Technik der verlorenen Ecken macht jedoch auch den Maler glücklich, denn er muss seine Kraft nicht in Unnötiges stecken.
Wenn man diese Technik erlernt hat, dann wird vieles einfacher.

Jedoch ist sie im ersten Moment nicht einfach zu erlernen. Nicht nur die Technik ist etwas kniffelig, das eigentliche Problem ist, das man viele mutige Entscheidungen treffen muss.

Ich habe einen Freund der kann einfach nicht glücklich sein, weil er Entscheidungen aussitzt.

Das Problem ist, dass er ein Prinzipienreiter ist, einfache Lösungen liegen ihm nicht.

Und so wartet die Entscheidung.

Die einzige falsche Entscheidung, die es gibt, ist die Ausgesessene!

Alles krampfhaft richtig machen zu wollen, führt nicht ins Glück und führt auch nicht zu guten Bildern.

Denn die Entscheidung sitzt mit ihrem dicken Hintern bei dir und macht dir die ganze Zeit das Leben schwer!

Willst du Glück und Leichtigkeit? Dann entscheide dich dafür!

Verlorene und gefundene Ecken:

Wer diese Technik erlernt hat, kann relativ schnell sehr aufsehenerregende Bilder malen. Man muss sich dafür entscheiden, dass man Dinge, die einen gerade nicht interessieren, ein bisschen vernachlässigt.

Dafür muss man sich tatsächlich für sich selbst herausfinden:

Was will ich hier eigentlich malen?

Was sich in diesem Moment ein bisschen lächerlich anhört, ist eigentlich die schwerste Frage im Leben. Sich selbst zu positionieren ist schwer, man versucht sich einfach durchzuschlängeln und das ist nicht immer die beste Lösung.

Entscheidungen sind schwer:

Die meisten Bilder gehen dadurch kaputt, dass ich in einem Motiv mehrere Motive verbergen.

Pflichtaufgaben machen nicht happy!

Das hört sich jetzt merkwürdig an, aber ich habe den Sachverhalt schon mehrmals erklärt:
Wenn man sich nicht entscheidet, malt alle Dinge gleichbedeutend, daraus zieht der Betrachter seine Schlüsse. Und diese Rückschlüsse sind durchaus nicht positiv.

Letztendlich heißt es, in diesem Bild war nichts wichtig und auch nichts bedeutsam.

Schauen wir mal auf das Foto was hätte man hier malen können:

  • Man hätte die Wiese malen können, dass Heu im Vordergrund hätte ein wunderbares Motiv abgegeben.
  • Man hätte sich auch auf die Bäume der Allee konzentrieren können.
  • Es gibt dort Störche und ein Blumenfeld beides ist so wundervoll, dass es sicherlich für ein Hauptmotiv taugt.
  • Der Blick in die Ferne ist auch nicht zu verachten.

 

Mach Bilder aussagestark:

Manchmal wartet das Glück nur ein kurzes Stück hinter der Entscheidung, die du nicht treffen willst.

Das blöde daran ist, dass es einem auch noch den Spaß am Malen verdirbt, weil die nicht getroffenen Entscheidungen dich ständig verunsichern.

Du kannst eine Münze werfen, die Entscheidung ist egal!

Wenn du wirfst, wirst du wissen was du wolltest.

In dem ganzen Haufen von Motiven habe ich mich dafür entschieden das Haus am Ende der Allee zu meinem Star zu machen.

Alles andere was mich interessierte war das gute Wetter, denn das war dieses Jahr rar und der Tag wunderschön.


Diese Entscheidung hat Konsequenzen, denn jetzt kann ich Dinge sehr schnell und einfach skizzieren. Ich habe entschieden das Haus ist der Star und man soll das gute Wetter sehen!

Gefundene und verlorene Ecken – die Technik:

Das Hauptmotiv die harte Ecke:

In die Dinge, die einem wichtig sind, sollte man seine Kraft stecken. D. h. man arbeitet sein Motiv ordentlich heraus. Dies ist übrigens gar nicht so schwierig, weil man es mit einem feuchten Pinsel auf trockenem Papier malt. Dadurch entstehen gestochen scharfe Ecken und Kanten. Die Kontrolle dieser Maltechnik ist sehr einfach.

Gut geeignet sind hier nicht nur Pinsel mit einer guten Spitze sondern auch Flachpinsel. Weil es dir sehr hilft die Kanten gerade und ordentlich zu setzen.

Harte Ecken findest du im Motiv fast ausschließlich rund ums Haus und am blauen Himmel.

Die Lockerheit und die verlorene Ecke lieben sich:

Die Prinzipien Reiter hassen die verlorene Ecke, denn die verlorenen Ecken sind die ultimative Leichtigkeit des Seins. An diesem Punkt sagt der Maler, es gehört dazu, und ich male es locker und leicht, kleine Fehler interessieren mich nicht!

Die Entscheidung zur Leichtigkeit ist merkwürdigerweise immer schwer!

Dieses Phänomen findet man überall in Kunst und Kultur. Für die Menschen, die genauso gerne lesen wie ich, habe ich eine Buchempfehlung: Ein bittersüßes Buch: Milan Kundera

“Die unerträgliche Leichtigkeit des Seins.“

Glück und Leichtigkeit haben eines gemeinsam, sie sind eine Entscheidung.

Um diese Entscheidung in der Malerei zu treffen, muss man die Technik wechseln. Was die Leichtigkeit erzeugt sind leicht verwischte und weiche Ecken. In der Fachsprache nennt man sie verlorene Ecken. Schau einmal in den Hintergrund des Bildes, dort findest du viele völlig unkontrollierte Farbverläufe, vielleicht sogar Wasserflecken.
Dies liegt am Wechsel der Technik, Nun wird sehr schnell gearbeitet. Farbflächen gehen fast unkontrolliert ineinander über. Ein rotes Dach hinterlässt Spuren im Hintergrund.

Alles verbindet sich zu einer Einheit.

Ich brauche dort kein Motiv, nur gut Wetter.

Seelisch ist daran schwierig, dass man kleine Fehler einfach tolerieren muss, denn sie gehören zum Gesamtergebnis.

Technik:

Wem die Geschwindigkeit nicht so liegt, der kann das Papier anfeuchten.

Die Feuchtigkeit im Papier gibt einen mehr Zeit und erzeugt weiche Übergänge. Wer allerdings so feucht arbeitet, sollte darauf achten, dass keine Pfützen entstehen, denn dann gibt es viele unschöne Wasserringe.

Eine weitere Schwierigkeit mit den verlorenen Ecken ist, dass man die Farben deutlich kräftiger malen muss, als man denkt.

Die Entscheidung zur Leichtigkeit

Die Technik der verlorenen Ecken ist nicht einfach zu erlernen, dabei geht es im Wesentlichen um die Kontrolle des Wassers. Viel schwieriger ist jedoch die Kontrolle des Geistes, denn der Schritt das man für ein gutes Bild kleine Fehler zulassen muss, ist geistig schwierig.

 

Ich wünsche dir viel Spaß und ein wundervolles Wochenende. Am besten übt man dies mit vielen kleinen Spontanbildern, die man einfach so aus der Hand malt.

Tine sagt: du darfst Fehler machen

Mach dich auf! Leichtigkeit und Glück sind eine Entscheidung.

Urban Sketching: Die Fünf Minuten Skizze!

https://blog.herz-der-kunst.ch/urban-sketching-die-fuenf-minuten-skizze/

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Eine kleine Anleitung:

https://www.johnlovett.com/edges

 

Zeichnen ist Musik!

Zu Besuch bei alten Kollegen Hamburg St. Annenfleet: Eine ganz schnelle Skizze von der Brücke

Viel zu lange habe ich nicht mehr über das Zeichnen geschrieben!

Zeichnen ist eine Sprache genauso wie Musik.

Im Moment bin ich dabei, den neuen Sommerkurs vorzubereiten und das macht so richtig Spaß.
 
“Back to the basics!“
 
 
Eigentlich sollte es dieses Jahr einen anderen Kurs geben, aber aufgrund von Covid fand ich es schön mal wieder einen Kurs an der frischen Luft zu geben.
Ich beschäftige mich mit Tipps zu zeichnen. Das Ziel ist es meinen Schülern beizubringen, wie man einen Stift bewegt, sodass eine wunderschöne und persönliche Linie dabei herauskommt.

Zeichnen ist Musik.

Musik wäscht den Dreck des Lebens von der Seele!

Kennst du das? Manchmal hat man schlechte Laune, ein gutes Lied läuft im Radio und ganz plötzlich merkt man, wie die gute Stimmung in einen hineinkrabbelt. Die Fähigkeit, Gefühle zu übertragen, ist die eigentliche Magie der Musik.
Bilder und Musik können Gefühle von Menschen zu Menschen übertragen.
Schon länger ist das Verhältnis von Musik und Stimmungslage immer mal wieder der Untersuchungsgegenstand der Wissenschaft. Es scheint klar zu sein, dass Musik unsere Seele beeinflusst, und andererseits wählen wir immer Musik, die zu unserer Stimmungslage passt.
Ich habe seit längerer Zeit den Verdacht, dass beim Zeichnen und beim Malen viele Mechanismen absolut vergleichbar sind.
In letzter Zeit habe ich immer mal wieder mit Musik in meinen Kursen gearbeitet, und dabei festgestellt das Musik das Zeichnen lernen deutlich erleichtert.
Musik kann Emotionen ausdrücken und das Zeichnen ebenfalls.

Die Melodie:

These Nummer 1: Die Melodie ist wichtiger als alles andere!
Mir ist etwas Besonderes aufgefallen, wenn jemand musiziert, dann kann er mit einer witzigen Melodie ganz viele andere Menschen anstecken. Ein einziger Mensch, der begeistert musiziert, kann einen ganzen Raum mit seiner Idee inspirieren. Dabei scheint es völlig egal zu sein, ob sich kleinere Fehler einschleichen. Oft wird die Musik als besonders gut wahrgenommen, wenn sie besonders inbrünstig vorgetragen wird. Dabei kann die eigentliche Melodie oder der Takt variieren, Fehler interessieren dann keinen mehr.
Der gleiche Mechanismus funktioniert bei der Linie. Zeichnet jemand schwungvoll, akzeptieren die Zuschauer begeistert Fehler.
So kann ein schwungvoller Zeichner Perspektive völlig falsch malen und niemanden interessiert dies.
Das bedeutet im Gegenzug, dass Zeichner lieber das schwungvolle Zeichnen üben sollten als das ganz genaue.
Offensichtlich haben Musik und Zeichnen etwas gemeinsam, es geht nicht nur um den technischen Aspekt, sondern auch um die Seele.

Zeichentipp:

Wenn die Melodie also wichtiger ist als alles andere, dann ist es wichtig, den Fluss der Melodie nicht zu unterbrechen. Stell dir vor, ein Sänger würde bei jedem nicht getroffenen Ton anfangen zu schimpfen. Das Lied wäre sofort verdorben. Das Gleiche gilt für Zeichner, wenn ein Zeichner einen kleinen Fehler bei sich selbst beobachtet, dann bricht er in der Regel sofort ab und versucht diesen Fehler zu korrigieren. Nun passieren zwei Dinge die Dynamik der Linie ist unterbrochen. Leider geht dann der Schwung der Linie verloren. Durch das Verbessern des vermeintlichen Fehlers wird die Aufmerksamkeit des Betrachters auf den Fehler gezogen. Hätte der Zeichner seine Linie jedoch wie eine Melodie gemalt, wäre der Fehler nicht aufgefallen. Denn hier geht es nur um die Tendenz dazu, aber noch später.

Noch mehr Gemeinsamkeiten zwischen Musik und Zeichnen!

Der Rhythmus und Refrain:

Bei Rhythmus und Refrain geht es darum, bestimmte Dinge immer wieder zu wiederholen. Dies ist sehr angenehm für den Hörer oder Betrachter, weil er etwas wiedererkennt und schon damit vertraut ist. Der Refrain ist schließlich das, was wir später mitsingen.
So einfach haben wir Zeichners nicht, doch trotzdem wirkt der Refrain auch beim Zeichnen und beim Malen.
Tine Klein Urban sketch des St.Annenfleet in Hamburg. Zeichnen und Aquarell
Oft tut es einem Bild sehr gut, wenn man sich wiederholende Elemente findet. Dies ist den Refrain sehr ähnlich. Im Bild habe ich fast ausschließlich die türkisenen Flächen mit dem Stift verdichtet. Dies wirkt auf den Betrachter wieder erkennbar ist also der Refrain.
Auch Rhythmus ist etwas Wunderbares. Oft sind stakkatohafte Wiederholungen von Linien für den Betrachter sehr einprägsam. Letztendlich funktioniert so das Schraffieren.
Doch Vorsicht, ähnlich wie in der Musik wirkt Monotonie niemals gut. Hat man eine regelmäßige Wiederholung von geraden Linien, ist es beim Zeichnen sehr sinnvoll, einmal eine Linie aus dem Muster herausspringen zu lassen.  Ähnlich wie ein Musikstück wirkt die Zeichnung strukturiert, aber auch gleichzeitig lebhaft.

Zeichentipp:

Wiederholende Elemente tun einer Melodie gut. Das ist der Refrain. Hier sind nur die türkisenen Flächen stark gestaltet. Tipp: Lass den Stift einfach mal aus der Reihe tanzen. Geländer und Bäume sind vertikale Linien. Das Geländer ist gerade, die Bäume tanzen aus der Reihe.

Die Richtung in Melodie und Zeichnung.

Die Tendenz:

Melodien werden so komponiert, dass sie entweder aufsteigen, absteigen oder eine Pendelmelodik haben. D. h. innerhalb von einer größeren Folge von Noten ist die Tendenz auf oder absteigend. Was sich jetzt erst mal ziemlich langweilig anhört, oft starke Emotionen hervor. Wenn in einem Liebeslied die Sängerin ihre Stimme nach oben schraubt, dann empfinden wir alles Sehnsucht.
Zeichner können nicht so einfach wie die Stimme Emotionen hervorrufen, trotzdem funktioniert die Methode der Tendenz beim Zeichnen ebenfalls absolut zuverlässig. Linien, die eine eindeutige Tendenz nach oben oder nach unten haben, erzeugen viel mehr Aufmerksamkeit als monotone Linien.
Behandelnde Linien werden spielerisch. Stark steigende oder stark sinkende Linien wirken absolut kraftvoll.
Tendenzen reißen das Auge mit sich und machen das Bild für den Betrachter lesbar und interessant.

Zeichentipp:

Wer die Macht auf- und absteigender der Linien beim Bildentwurf kennt, hat leichtes Spiel!

Die obere Linie von Gebäuden und Bäumen ist fast nur eine Linie, sie steigt und fällt.

Musik und Zeichnen:

Musik und Zeichnen haben beide eine positive Wirkung auf die Seele. Wer einen schwungvollen Strich üben möchte kann durch seine Lieblingsmusik machtvolle Unterstützung erhalten. Wichtig: Keine Korrekturen, sondern immer im Takt bleiben! Lass den Stift mit deiner Musik übers Papier flitzen.
Entwickele deine ganz eigene Melodie mit dem Stift, das nennt man Stil!
Liebe Grüße ins Wochenende Tine
weiterlesen bei Tine:

Tines Kurse zum Zeichnen und Sketchen:

Diesen Sommer gibt es wegen Covid ausschließlich Kurse in der Schweiz:

In Unterentfelden wurden die Zusatzkurse eingeschoben, dort sind die Ateliers groß und mit vielen Fenstern, dort gibt es Plätze:

https://www.boesner.ch/niederlassungen/veranstaltungen/einfach-ist-gut-2-4199

Bei gutem Wetter sind wir draußen.

Schatten sehen und malen!

Schatten sind brutal oder heimtückisch unsichtbar.

Schatten sieht man nicht immer. Gerade dieses Jahr hatten wir extrem viel bedeckten Himmel, denn hier in der Mitte von Europa regnet es, während wir in Russland und der Antarktis 30° haben. Total verrückt! Aber für uns war hat dieses Wetter starke Auswirkungen, denn man kann Verschattungen schlecht beobachten.

Hinzu kommt, dass wir leichte Verschattungen nicht bemerken, denn im Alltag achten wir nicht auf den Schattenwurf sondern auf die Gegenstände.

Diese normale Sehgewohnheiten sind jedoch für Maler fatal, auch wenn wir Schatten oft nicht bewusst wahrnehmen, Schatten bestimmen was wir sehen. Ohne Schatten kein Sonnenschein, keine Räumlichkeit und auch keine strahlenden Farben, also gibt es viele Gründe sich mit dem Schatten zu beschäftigen.

Schatten wird oft falsch gemalt!

Was wir beim Malen häufiger brauchen, ist ein Mutausbruch!

Denn wenn man die schattigen Stellen übertreibt, werden Bilder ausdrucksstark!

Gott sei Dank war ich vor 14 Tagen am Meer und wir hatten strahlenden Sonnenschein!

Tine Klein Aquarell cadaques, Strand, Boote, tutorial Schatten malen

Bilder belohnen den Mut starke Schatten zu malen, denn dadurch bekommen Bilder Tiefe, strahlende Farben und vor allen Dingen Licht.

Wer mit dunklen Farben malt, braucht Mut und vor allen Dingen muss der Schatten dann auch sitzen, deshalb sollte man wissen, wie es mit der Ausbreitung verhält.

Der Schatten verläuft wie ein Klebeband!

Amüsiert stelle ich mir gerade dein Gesicht vor! Was hat denn jetzt ein Schatten mit einem Klebeband zu tun? Wenn ich zum Beispiel einen Pfosten oder Laternenpfahl habe, dann versperrt dieser ganz gradlinig das Licht. Der Schatten dahinter läuft über alle anderen Gegenstände hinweg, als wenn man ein Klebeband klebt. Der Schatten läuft also gerade über den Asphalt, den Bordstein herunter oder an einer Hauswand hinauf.
Merke: ein Schatten ist in der Regel gestochen scharf.
Wenn du also Schatten setzt, dann setze sie mutig und geradlinig! Nicht “Wischi Waschi“

Dies ist ganz wichtig, denn sonst verstößt du gegen ein Naturgesetz. Natürlich hat man immer das Gefühl man rettet sich, wenn man die Schatten etwas ungenau malt, aber die Begrenzung des Schattens ist gestochen scharf.

Was ich gerade beschrieben habe, ist der Verlauf des Schattens auf definierten Gegenständen. Diese Art des Schattens findet man sehr oft in der Stadt. In der Landschaft findet man jedoch noch andere Formen des Schattens.

Schatten auf unebenen Gegenständen.

In der Natur trifft man jedoch noch auf eine andere Form des Schattens.

Wasserflächen, Wiesen oder ein Acker sind nicht eben. Auf diesen unebenen Flächen verläuft die Schattenlinie nicht mehr wie ein scharf abgegrenztes Klebeband.

Warum?

Neben dem Schatten des Gegenstandes, gibt es in der natürlichen Umgebung sehr viele kleine Schattenflächen, die einfach durch Unebenheiten entstehen.
Was wir in der Natur sehen ist also eine Mischung aus vielen kleinen Schattenflächen, die sich summieren. Deshalb ist in der Natur der etwas“ krümelige“ Schattengestaltung durchaus erlaubt. Das nennt man“ Streulicht“.

Das Schattenparadoxon:

Jeder einzelne Schattenriss ist zwar an immer gestochen scharf. Trotzdem sieht das menschliche Auge gerade, wenn es starke Unterschiede zwischen Licht und Dunkel gibt nicht gut. Der starke Unterschied sorgt dafür, dass wir geblendet sind. Deshalb kann man alles was innerhalb des Schattens liegt total ungenau malen.

Ein Spiel von hart und weich!

Tine Klein Aquarell cadaques, Tutorial Schatten, Stand mit Booten

Die Verschattung des Bootrumpfes ist auf dem Weg gestochen scharf. Hier haben wir eine gerade Oberfläche. Die Häuser am rechten Blattrand werden nur durch relativ scharfe Schattenwürfe definiert, denn hier haben wir gerade Oberflächen.
Andererseits verschwinden die Beine der Männer in der Dunkelheit, weil meine Augen von der strahlenden Sonne geblendet sind.
Auf dem Wasser und auf dem Sand gibt es viele Dellen, die Oberfläche ist nicht glatt. Wir haben hier Streulicht, weil die welligen Oberflächen die Umgebung mit kleinen Verschattungen übersähen.

Fasse Mut!

Jetzt mal ehrlich, du merkst schon die Sache ist nicht so ganz einfach. Dadurch dass es so unterschiedliche Formen gibt, gibt es auch viele unterschiedliche Darstellungsformen.
Letztlich finde ich es wichtig, dass du den Schatten als das Werkzeug des Malers begreifst. Du solltest mutig sein und keine Angst haben.
Denn wenn ich es auf den Punkt bringen sollte, dann gibt es für ein Maler immer nur zwei Dinge im Raum:

Das eine ist das Licht und das andere ist der Schatten.

Ich wünsche dir ein wundervolles Wochenende
Liebe Grüße Tine

Licht ist meine Lieblingsfarbe!

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https://blog.herz-der-kunst.ch/licht-ist-meine-lieblingsfarbe/

Wikipedia zum Thema

Bildentwurf ohne goldenen Schnitt?

Die Geheimnisse des Bildentwurfs

Aquarell Basel, Tutorial Bildentwurf Tine Klein

Folge deinen Träumen, denn sie kennen den Weg!

Jeder, der schon gerne malt oder zeichnet, stellt fest, ein Motiv einfach abzuzeichnen, ist sehr einfach!

Es gibt einen kleinen, aber feinen Unterschied zwischen Malerei und Fotografie. Wer abbilden möchte, kann das Telefon,  das wir alle in der Tasche haben, benutzen.

Es spricht auch nichts dagegen, einfach mal etwas abzuzeichnen.

Das Besondere am Malen oder Zeichnen ist aber, dass wir mit dieser Tätigkeit ganz andere Dinge visualisieren können.

Wir können ähnlich wie ein Schriftsteller, neue Gedanken und Ideen in eine Form bringen. Und wir können Gefühle von Kopf zu Kopf übertragen.

Der Zauber der Kunst!

Wenn ich näher darüber nachdenke, glaube ich auch, dass dies der Zauber der Kunst ist. Wenn man anfängt zu malen, dann starren einen manchmal Menschen an, als sei man ein Wunder oder ein dreiköpfiges Kuscheltiere , das mitten in der Fußgängerzone sitzt.

Der Grund dafür ist, dass wir etwas Neues erschaffen können und mit Leichtigkeit in den Kopf des Betrachters eindringen!

Also sei stolz auf dich!

Und dies ist mein erklärtes Ziel, ich möchte dich so gut machen, dass du neue Ideen in die Welt setzen kannst!

Sozusagen bin ich, während meine Finger klappernd über die Tastatur rauschen, eine Hebamme deiner wunderbaren Idee!

Und das ist ja mal ein schöner Gedanke für mich!

 Die Augen sind das Fenster zum Gehirn.

Die Augen sind das Fenster zum Gehirn. Wenn wir nun also neue Ideen von Mensch zu Mensch übertragen wollen, dann muss der andere sie gut sehen können. Und dafür haben wir im Bildentwurf schon ein unglaublich tolles Mittel gefunden:

den goldenen Schnitt.

Beim Bildentwurf ist der goldene Schnitt sozusagen der Platzhirsch. Weißt du nicht, was der goldene Schnitt ist, oder wendest ihn nicht an, dann solltest du hurtig den Artikel, den ich unten an den Blog anhänge, lesen.

Der goldene Schnitt wirkt auf den Menschen unglaublich harmonisch, er ist wahnsinnig gut auf die menschliche Augenbewegung abgestimmt. Mit den vier Punkten, die er für den Bildentwurf bereithält, ist er unglaublich gut, einfach und vielseitig anwendbar.

Monotonie bei der Anwendung des goldenen Schnitts kommt nie auf, wenn man ihn raffiniert verwendet.

Warum möchte ich dann einen Artikel schreiben, in dem es um andere Bildentwürfe geht?

Immer dann, wenn etwas einfach und praktisch ist, dann schlägt es alles andere kaputt.

Wieso, passt doch? Rein theoretisch ist es richtig, ich mag auch Dinge, die einfach und praktisch sind. Doch dabei vergisst man allzu oft, dass es daneben auch noch andere Möglichkeiten gibt.

Gerade wenn man neue Ideen oder Visionen in die Welt setzen möchte, dann kommt es mir komisch vor, wenn man nach Schema F vorgeht!

Eine Geschichte und die Bewegung des Auges:

Der goldene Schnitt ist ziemlich fixiert auf einzelne Punkte, die in einem Bild gut wirken.

Was ist aber, wenn ich einen Zusammenhang zeigen möchte?

Wie zeige ich, dass Dinge zusammengehören, wenn ich nur einzelne Punkte, die besonders schön sind, betone? Hier kommt der Bildentwurf  mit dem goldenen Schnitt an seine Grenzen. Ich kann ja wohl kaum einen Teil meiner Geschichte abschneiden, nur um den goldenen Schnitt optimal auszurichten!

Die Alternative sollte dem Auge sagen: Schau mal von hier nach da!

Tendenziell ist der Mensch ein fauler Sack, er möchte alles auf einen Blick erkennen können! Er möchte so etwas wie eine Schlagzeile, die er sofort erkennen kann!

Der Bildentwurf und die Marschrichtung

Einfacher macht man es dem Auge, wenn es ein verbindendes Element gibt.

Unglaublich magisch für das Auge sind Diagonalen, Kurven oder Zickzacklinien.

Das Auge rutscht darauf so entspannt entlang wie ein Kind auf einer Rutsche.

Ed Whitney, einer der großen alten Herrn des amerikanischen Realismus, sagt dazu, du merktest, dass dein Bild gut sei, wenn:

“ Du dein Bild in kleine Teile zerschnippelst. Diese Schnipsel, in einen Haufen anderer Schnipsel wirfst, und du das Bild dann auf Anhieb ohne Probleme wieder zusammensetzen kannst.“

Übersetzt heißt dies, du erzählst eine gute Geschichte, wenn die Marschrichtung klar ist.

Die angenehme und harmonische Verbindung ist also der Trick. Dabei scheint dem Auge aber nicht jede Bewegung gleich lieb zu sein.

Bildentwurf und die Anordnung der Motivelemente.

Horizontale Bildentwürfe finden wir o. k., diese Art des Bildentwurfs ist sehr gewöhnlich, aber wir sind mit ihm vertraut, denn wir lesen ja schließlich auf die gleiche Art und Weise. Der Vorteil an diesem Bildentwurf ist, dass er sehr klar zu lesen ist. Die Motive sind auf einer Linie angeordnet, unsere beiden Augen sind gekoppelt und können sich deshalb gut auf einer Linie bewegen. Der Nachteil am horizontalen Bildentwurf ist, dass er sehr langweilig wirken kann.

Horizontalen können Langweilig sein!

Müssen es aber nicht!

Aeschenplatz in Basel.

Die chaotisch angeordneten horizontalen Bildelemente werden hier zusammengehalten von einer schwungvollen Bewegung, die quer durchs Bild läuft.

Apropos schwungvolle Bewegung

Viel aufregender empfinden wir Diagonalen oder ästhetische Kurven. Diagonalen können für das Auge sehr spannend sein!

Tine Klein, Tutorial Bildentwurf, Goldener Schnitt versus Diagonale

Enorm praktisch, denn wie von Zauberhand findet unser Auge den Endpunkt der Diagonalen. Also aufregend und aussagekräftig!

Das Gleiche gilt für Kurven, Kurven, die sich schwungvoll in ein Bild hereinschwingen, können extrem ästhetisch sein. Die Schönheit der Kurve kann es alle Mal mit dem goldenen Schnitt aufnehmen. Es spricht auch nichts dagegen, die Diagonale oder die Kurve im Bildentwurf mit einem goldenen Schnitt zu koppeln.

Wieso entweder oder? Ich esse ja auch nicht nur eine Praline!

Vertikale Bildentwürfe sind die schwierigen

Ich lebe an einem Fluss. Die Folge ist, dass man platt und horizontal auf Motive guckt! Langweilig, stellt euch das Motiv ohne Brücke vor! Das hätte keine Tiefe.  Ich wüsste nicht, wohin die Menschen gehen.

Doch die Diagonale macht den Bildentwurf leicht!

Die Bewegung einer Diagonale oder Kurve nimmt die Augen-Oma an die Hand und geleitet sie über die Straße.

Bildentwurf ohne goldenen Schnitt:

Die Brücke in Basel ist ein Ort, auf dem immer Leben ist. Die Geschichte des Bildes  ist der rege Austausch zwischen zwei lebendigen Stadtteilen.

Tine Klein, Aquarell Basel, mittlere Brücke. Tutorial Bildentwurf

 

Eine schwungvolle Bewegung erschien mir für diesen Ort der beste Bildentwurf. Auch wenn man, bei aller Liebe, keinen goldenen Schnitt ins Bild quetschen konnte.

Was denkst du?

Ich wünsche dir ein schönes Wochenende,

Liebe Grüße Tine.

Danke für Eure Spenden, ob ganz Kleine oder etwas Größere. Mercí für eure Wertschätzung!

 


 

https://blog.herz-der-kunst.ch/der-goldene-schnitt/

Der goldene Schnitt

 

 

https://blogs.ethz.ch/digital-collections/2020/02/28/schoenheit-william-hogarths-the-analysis-of-beauty/

 

Mit Achtsamkeit zum Bild

Tine Klein, Aquarell Geiger am Münster in Basel, malen lernen mit Achtsamkeit

 

Achtsamkeit ist die Ruhe, den Augenblick zu genießen:

Du brauchst das Glück nicht finden, es findet dich!

Das sind die kleinen Momente, die uns Corona nicht rauben kann!

Letzte Woche bin ich auf  einer Eisplatte ausgerutscht und hab mir eine kleine Rippenprellung geholt.

Das Fürchterlich daran ist nicht die Rippenprellung, sondern dass das Buch, das ich gerade lese, so gut und lustig ist, dass ich ständig lachen muss, das grenzt an Masochismus. Autsch, Autsch…..Autsch…..

Schon mal vorab, das Buch ist witzig, hat soviel schwarzen Humor, dass es schon über die Grenzen des guten Geschmacks hinaus geht, und für Menschen, die keine handfeste Ironie mögen, ist es auch nix, und ich liebe es!

Die Hauptfigur ist ein durchaus freundlicher Vater, der  versucht, sich im Leben  durchzuschlagen. Und so wird er blöderweise Mafia-Anwalt. Daraufhin ist in seinem Leben gar nichts mehr klar, weil ihn das Ganze total überfordert, deshalb zwingt ihn seine Frau zu einem Achtsamkeitskurs.

Er befreit sich von all den Faktoren, die ihn belasten, ganz nach seiner Achtsamkeit-Bibel. Freundlich lächelnd fallen ihm fiese Mafiabosse zum Opfer! Es fragt sich, ob dies im Sinne der buddhistischen Erfinder ist?

Haltlos kicher! Nicht im Sinne des Erfinders, klappt aber!

Trotz der absurden Menge schwarzen Humors schafft es das Buch, eine ganze Menge über das Prinzip der Achtsamkeit zu vermitteln.

Maler sind achtsam!

Viele Menschen malen, weil man sich dabei ganz ruhig die Zeit nimmt, etwas zu betrachten.

Maler kennen die heilsame Wirkung der Achtsamkeit, ohne es so zu nennen.

Wenn ich solche Bilder male, dann tue ich das nicht, weil ich da so stolz drauf bin, sondern weil sie schöne Momente speichern.

Die Prinzipien der Achtsamkeit, die man mit dem Malen in Verbindung bringen kann:

• sich erst mal etwas in Ruhe anzusehen, ohne es zu bewerten. Stichwort: genau hinsehen.

• Erst mal Klarheit in seine Situation bringen, bevor man loslegt. Das muss man, wenn man das Licht fangen will!

•Sich nicht zwingen lassen, Dinge zu tun, die man eigentlich nicht tun will. Schau mal,  ich hab die Kirche weggeschnitten!

• Nicht ständig tausend Sachen in eine Situation hinein quetschen.

Da das Malen sehr viele Aufgabenstellungen gleichzeitig hat, könnten dies doch Anweisungen eines Mal-Lehrers sein oder?

Beobachten ist unbezahlbar

In dem Buch wird zum Beispiel von einer Übung erzählt,  bei der der Rechtsanwalt ein Lebensmittel so essen soll, als hätte er’s noch nie gesehen. Er betrachtet die Farbe sehr genau, die Form , nimmt plötzlich die Geschmäcker intensiv wahr und genießt einen normalen Apfel, als wenn es ein Luxusprodukt wäre.

Wir sollten Dinge mit dem gleichen Interesse malen,  als hätten wir sie noch nie gesehen!

Als ich abends mein Bier trank, kam es mir so extrem wunderschön bernsteinfarben vor, und ich war mir sicher,  dass kein Edelstein wunderschöner hätte glitzern können.

Die Achtsamkeit, einen Augenblick bewusst wahrzunehmen, ist die Fähigkeit der guten Maler.

Achtsam, der richtige Bildausschnitt!

Ein guter Maler lässt sich nicht zwingen!

Die meisten Menschen fangen ziemlich hektisch an zu malen, sie malen alles aufs Blatt, was ihnen vor die Augen kommt.

Achtsamkeit heißt: Nimm doch erst mal die Situation wahr!

Man lässt sich nicht stressen und auch nicht zwingen. Genau das macht gute Bilder.  Das ist ein einfaches System mit großer Wirkung. Denn daraus resultiert, dass man auch mal ohne Panik nein sagen kann.

Wie soll ich ein tolles Bild malen, wenn ich nur hektisch abarbeite?

Wenn man sich etwas unachtsam angesehen hat, dann kann man auch kein bisschen Durchblick entwickeln. Man malt stereotype Motive und sieht die außergewöhnlichen Chancen nicht.

Ein kleiner Bildausschnitt:

Damit die Sache gelingt, hält man sie schön klein.

Und diese Klarheit entsteht dadurch, dass man sich sehr ruhig auf etwas konzentriert, deshalb ist die Kirche weg!

Diese Klarheit muss man selbst herstellen, indem man schaut, wie man den Hauptgegenstand gut ins Bild bekommt. Oft sind diese Regeln idiotisch einfach und trotzdem in der Hektik des Alltags unbezahlbar.

 

Schneide so viel vom Bild weg, bis das, was du gerne magst, genug Platz auf deinem Blatt hat.

 

Sehr makaber entsorgt die lächelnde Hauptperson im Buch Mafia-Bosse, bis er wieder genug Platz für sein Leben hat.

Darf ich dich mal ermutigen, deine Bilder auch so anzulegen? Weg damit und schon entsteht Platz für Schönes!

Der Bildsucher

Der einfachste Tipp ist, die Hände zu einem kleineren Rähmchen zu formen,  dadurch zu schauen und festzustellen, was ein schöner Bildausschnitt wäre.

In der Fachsprache nennt man dies den Bildsucher. Bildsucher kann man auch kaufen, dann erwirbt man eine Pappscheibe mit einem Loch in der Mitte. So kann man dann abschätzen, wie ein Bild wirkt, wenn man mehr oder weniger begrenzt.

Der Bildausschnitt ist nicht klar definiert, man muss ihn suchen.

Nur fände ich es nicht schön, wenn du dir den Bildausschnitt von einer kleinen Papierscheibe diktieren lässt. Wer tatsächlich im Freien malt, weiß, dass sich Bildanteile mit einer Kopfdrehung ganz gewaltig verschieben.

Tine Klein Achtsamkeit in der Malerei

Schaue ich nach links, ist ein Haus im Bild, drehe ich den Kopf nur ein wenig,  ist das Haus weg.

Verblüffend oder? Zwei Meter und alles ist anders. Kopfdrehung sorgt dafür, dass ein Haus erscheint oder verschwindet.

Eigenverantwortung:

Suche dir die schönste Position mit dem schönsten Blick, und da du ja weißt, dass sich die Bildanteile ständig verschieben, darfst du das auch eigenhändig in deinem Bild  machen.

Dies nennt man im amerikanischen “the artistic licence!“

Du verschiebst jetzt die Motivanteile so, dass sie ein klares Bild erzeugen.

Du wirst feststellen, das wird Wunder wirken, denn alles, was wir nicht wollen,  ist ein Bild, das aussieht wie ein Eintopf.

 

“ Das Essen sah aus, als ob ein Chinese Essen beim Italiener bestellt hätte, das dann über deutsche Spezialitäten gekotzt hätte und ab und zu schauten mal ein paar Kartoffelstückchen heraus.  Ich kann Eintöpfe nichts abgewinnen, aber vielleicht werte ich zu sehr.“  (nacherzählt aus: achtsam morden)

Bildausschnitt rund um den Hauptgegenstand

Damit mein Bild nicht ausschaut wie ausgekotzt, schiebe ich die Bildbestandteile so, dass sie mein Hauptmotiv einrahmen.

Soweit das geht, lasse ich alle Gegenstände im Bild eine Beziehung zu meinem Hauptmotiv aufnehmen.

Im Grunde läuft es hier ein bisschen wie bei der Mafia, im Bild ist keine Widerrede erlaubt. Einzelne Gegenstände im Bild fügen sich der Gesamtheit oder sie werden umgebracht. Uppsss….

Alltagstipps:

•Ich stelle zum Beispiel einen Bildgegenstand in den Fluchtpunkt. Dann laufen alle Linien auf diesen geliebten Punkt zu.

• Konkurrenzverbot! Dinge, die zum Bild gehören, die du aber nicht sofort abmurksen kannst, werden so langweilig gemalt, dass sie mit deiner Bild-Aussage nicht in Konkurrenz treten.

• Das Gleiche gilt für Farben, oft ist es sehr sinnvoll, ein Bild so klein und klar zuzuschneiden, dass darin kein Farbchaos herrscht.

Fazit:

So schön wie die Umgebung auch ist, dies nützt alles nichts, wenn das Bild hinterher ausschaut wie ein Eintopf. Sei achtsam! Und mache es dir einfach, dann kannst du mit Klarheit loslegen.

Weiterlesen bei Tine:

https://blog.herz-der-kunst.ch/bildzentrum-lass-dein-bild-sprechen/

Eine Buchbesprechung von Achtsam morden.

https://juergenwulff.de/orientierungszeit-podcast_033/

 

Kann man achtsam morden? – Buchempfehlung

 

Berge malen, eine Anleitung aus dem Flachland

Ansichten einer Flachländerin zu den Bergen.       Tine Klein

Heute geht es um das Berge malen, das ist lustig, denn ich bin Flachländerin, überzeugte Flachländerin!

Ich bin auf dem ersten Berg (Hügel, hüstel) hinter der Nordsee geboren. Von dort aus kann man unglaublich weit in den Himmel sehen. Der Himmel ist so wundervoll groß, dass das Land zu einem Strich wird. Die höchste Erhebung in dieser Landschaft sind die Niederländer mit ihren Wohnwagen. Kleine Wälder nennen wir Baumberge, kein Witz. Diese Baumberge sehen in der flachen Landschaft unglaublich groß aus.

Wenn  eine Flachländerin auf einen richtigen Berg trifft, dann ist sie erst mal schockiert. Ihr bleibt der Mund offen stehen.

Berge malen und die Gedanken sortieren

Staunen mit offenem Mund ist angesagt. Berge sind so prächtig, großartig und gewaltig. Manchmal wirken sie aber auch böse, dunkel, kalt und lebensfeindlich.

Was ich an der Schweiz liebe? Landschaften, die mich entführen, die das Licht feiern!

Woran liegt das? Berge sind so groß, dass sie das Licht beeinflussen können, und dadurch sind sie enorm wandelbar.

Mitmachen macht Spaß

In den letzten Wochen habe ich euch angekündigt, dass es nun Blogs zum Mitmachen geben wird. Das ist mein Beitrag für die Menschen, die jetzt in der grauen Jahreszeit zu Hause hängen, und es gibt nichts mehr zu tun. Denn:
 
Ohne Kultur wird es still!
 
Diesen Blog widme ich den Menschen, die  den Lockdown mit ihrer beruflichen Existenz zahlen. Aber darum geht es nicht, denn hier ist ein Ort für das Schöne und die Entspannung.

Meine Lieben, wir machen es uns schön! Es bleibt uns nix anderes übrig!

Unsere heutige Location ist Tarasp.

Die Location – Tarasp

 

Wir werden diese Woche von Fotos arbeiten, in Zusammenarbeit mit der Facebook-Gruppe #VirtualsketchLeichester erstelle ich für euch diese Woche einen kleinen virtuellen Spaziergang durch den Ort Tarasp.
Fotos und google streetview
 
Ich war kurz vor Weihnachten in Tarasp, es ist ein winziges Örtchen im Engadin in der Schweiz. Freunde von uns haben dort ein historisches Bauernhaus.
 
Die Natur dort ist mächtig, wundervoll und feindlich.  Gerade deshalb, weil die Natur so ausdrucksstark ist, findet man dort auf Schritt und Tritt etwas, was es wert ist zu malen.
 
Das Erlebnis hat mich sehr beeindruckt.

 

Bildentwurf durch den persönlichen Blick

Mein erster Hinweis zum Bergemalen ist:

Neben einem richtigen Berg fühlt man sich unglaublich klein.

Berge sind neben den Ozean die größten Gegenstände, die wir auf unserem Planeten haben. Es ist wichtig, diese in Bildern auch richtig riesig aussehen zu lassen.

Oft bekommt man Berge überhaupt nicht aufs Papier, weil sie im Vergleich zu jedem anderen Motivelement viel zu groß sind.

Und hier kommt die Diagonale ins Spiel. Die schrägen Berghänge führen das Auge.

Spielst du mit dieser Schräge und übertreibst du sie vielleicht sogar, dann hast du es ganz leicht, dem Betrachter von einer Berglandschaft zu erzählen. Deshalb ist mein erster Tipp der folgende:

Tipp Nummer 1:

Spiele mit der Diagonale.

Beim Malen hat man es mitunter gar nicht schwer. Schon ein dunkles Dreieck macht dem Auge des Betrachters schnell klar: Hoppla,  hier steht ein Riesenbrocken von Berg.

Die Diagonale übertreiben hilft!

Das Dreieck und der Berg sind Seelenverwandte:

Berge im Hochgebirge sind natürlich nicht immer nur Dreiecke. Dennoch kann man dem Betrachter mit einem Dreieck im Hintergrund sehr leicht klarmachen, dass dort ein schneebedeckter riesiger Berg steht. Der wichtigste Trick, weiße Stellen an der Spitze freilassen. Im unteren Bereich der Berge bietet es sich an, mit trockenen Pinseln zu arbeiten, denn der gebrochene Farbauftrag wirkt wie Stein. Mein zweiter Tipp für diesen Blog:

Wer Berge malt, sollte den trockenen Strich üben.

Den passenden Blog dazu hänge ich euch am Ende an.

 

Berg malen leicht gemacht:

Wer riesige Gegenstände in Szene setzen möchte, muss das Andeuten und Antäuschen lernen. Im Vergleich zu anderen Motivanteilen sind Berge einfach riesig.

Tine Klein kleine Tipps zum Berge malen. Aquarell Skizze aus Tarasp

Tine :  Tarasp, der Blick aus Denes Fenster

Himmel, der Berg will einfach nicht aufs Blatt passen!

Deshalb muss man sich das Antäuschen und Verkürzen angewöhnen. Zeige dem Betrachter, wie es in die Höhe weitergeht, und kappe den Rest.

 

Berge malen und das Licht:

Je näher man einem Berg kommt, desto gewaltiger ist er. Der fette Kerl steht einfach im Licht. Oft reicht es schon, das Fehlen von Licht zu malen, und schon ist dem Betrachter klar, dass hier ein Berg steht.

Tine Klein kleine Tipps zum Berge malen. Aquarell Skizze Val Müstair

Tine Klein: Aquarellskizze Val Müstaire

Schatten und eine Diagonale, dann weiß der Betrachter, was los ist.

Berge malen – eine Landschaft, die einen nicht kalt lässt!

 

Ob ein Berg mordlustig oder einfach nur zauberhaft ist, liegt meistens an der Jahreszeit.

Aus diesem Grund verändern sich die Farben in den Bergen unglaublich stark. Der Berg ist immer im Wechselspiel mit der Sonne, denn ein Berg steht mitten im Himmel.

Der Berg steht dem Licht im Weg. Jeder, der schon einmal in den Bergen war, hat erlebt,  wie schnell es kalt wird, wenn das Licht weg ist.

Die Folge ist, dass die Farben der Berge unglaublich abwechslungsreich sind.  Ein Berg kann in einem Moment glitzernd und weiß und weich sein, und im nächsten Moment nacht-grau und kalt. Berge malen heißt, kalte Farben im Schatten, warme im Licht.

Tine Klein kleine Tipps zum Berge malen. Aquarell Skizze Zürichsee.

Die Farbwechsel in den Bergen können regelrecht gewalttätig sein.

Ich kann jedem Maler empfehlen,  in diesem Punkt sehr mutig zu sein, denn ein Berg ist von Natur aus nichts Niedliches. Man kann nicht Berge malen, ohne die schroffen Lichtunterschiede der Felsen zu zeigen, dazu braucht man eine starke Pigmentierung.

Tine Klein: Skizze Val Müstair.

Dunkelblau und Grautöne treffen diese Landschaft genauso gut wie ölig schwarze Grüntöne.

Die Berge bilden durch ihre dunklen Farben auch den optimalen Hintergrund für leuchtende Farben.

Die Geschichte zum Bild

 

Beim Malen ist die persönliche Erfahrung immer wichtiger als allgemeine Regeln.

Denes macht immer gern den Reiseführer. Er erzählt viel über Landschaft und Kultur und ich bin ihm sehr dankbar dafür. Denn er richtet meinen Blick immer wieder auf Dinge, die mir sonst entgangen werden. Plötzlich sagt Denes: Am meisten liebe ich die Lerchen, denn sie machen diese Landschaft im Herbst so wunderbar golden. Goldene Bäume! Das ist etwas, das sich bei einem Maler im Kopf festsetzt.

Berge können auch heiter sein.

Lasst uns die Heiterkeit mit ins neue Jahr nehmen!

Und nun die Vorlagen zum Mitmachen!

Die Veranstaltung zum Berge malen:

Hier findet ihr die Facebookgruppe:

https://www.facebook.com/groups/virtualsketchleicester

Sonntag, um 12 Uhr, werden wir ein bisschen quatschen und dann ungefähr 1 Stunde malen. Danach können die Ergebnisse in der Gruppe gepostet werden.

Das Zoom Meeting findet ihr hier.

https://www.facebook.com/events/406129594041217

Wer nicht in die Gruppe möchte, kann unter dem Hashtag #MalenmitTine posten. So können die anderen eure Bilder finden.

Damit viele mitmachen können, möchte ich euch diesmal bitten, den Link für diesen Blog unter euren Bildern in Facebook zu posten.

Auf Instagramm wäre es schön,  wenn ihr in euren Text den Hashtag und den Hinweis schreibt, dass die Fotovorlagen auf Blog-Herz der Kunst zu finden sind.

Dies gilt natürlich auch für alle anderen sozialen Netzwerke. Damit viele Leute mitmachen können!

Das ist Tageslicht am Berg.

Kleiner Hinweis, die Bilder habe ich selbst gemacht. Viel Spaß bei der Kreativität. Ihr dürft sie benutzen. Jedoch nicht für gewerbliche Zwecke. Dadurch, dass meine Kurse abgesagt wurden, konnte ich sie selbst noch nicht verwenden. Deshalb seid so lieb und benutzt diese Fotos nicht für Malunterricht.

Ich danke euch herzlich! Liebe Grüße Tine

Hinweis für alle Malschüler. Wir wissen noch nicht, ob die Akademie öffnen kann oder die Kurse dem Lockdown zum Opfer fallen. Wir tun alles, was wir können, wissen aber genauso wenig wie ihr. Glaubt mir,  wir Kulturschaffenden würden Corona gerne eigenhändig erwürgen. Aber nicht mal dieses kleine Vergnügen ist uns gestattet.

Bleibt gesund!  Das ist das Wichtigste. Ich bin bald wieder für euch da. Kuss Tine

 




 

Weiterlesen bei Tine:

Berge malen der trockene Strich ist hilfreich:

Der trockene Strich

https://blog.herz-der-kunst.ch/der-trockene-strich/

Motiv und Bildkommunikation

Die Macht des Positiven

Tine Klein Aquarell und Tusche New York timesquare .

Zum neuen Jahr möchte ich über die Macht des Positiven reden.

Mein Mann zum Beispiel hat im Leben die Erfahrung gemacht, dass man mit Tatkraft einfach jedes Problem aus dem Weg räumen kann. Er geht immer davon aus, dass es schon klappen wird, und deshalb klappt es bei dem dreisten, geliebten Drecksack auch. (Ich werde sein Gesicht fotografieren, wenn er das Korrektur liest, grins … Küsschen Schatzi!)
Selbsterfüllende Versprechen entstehen dadurch, dass man fest an etwas glaubt.
Tom geht davon aus, dass er einen Parkplatz in der ersten Reihe bekommt.
Alle anderen denken: Oh Gott, oh Gott, da vorne ist es schon voll!
Und deshalb bekommt dieser freche Kerl immer in der allerersten Reihe einen Parkplatz.
Für die Malerei und auch im Leben kann man aus diesem Verhalten sehr viel lernen.
Wenn man seine positiven Erwartungen bündelt und auch umsetzt, dann klappt das, weil man sich entspannt und sich selbst das Leben erleichtert.
Deshalb möchte ich euch für 2021 das Bild in den Kopf setzen, dass es dieses Jahr langsam aufwärts geht. Das Jahr wird auf jeden Fall besser als 2020. Vom Dunklen ins Helle vom grau in die Farbe. Und ihr müsst es euch fest vornehmen. Egal, was passiert, ihr erfüllt euch dieses Jahr einen Herzenswunsch! Versprochen!?
Nicht über das grübeln was man nicht ändern kann!

Gefühle und das Motiv

Wenn man Gefühle in einem Motiv bündelt, dann malt man ein richtig gutes Bild. Oft geht das schon am Anfang des Bildes schief.
Klassischerweise denken wir über die Auswahl eines Motives gar nicht nach. Aus dem Bauch heraus sagen wir, das möchte ich malen oder zeichnen.
Ein Motiv aus dem Bauch heraus auszuwählen, ist nichts Schlechtes, denn Gefühle sind die treibende Kraft in der Malerei. Trotzdem ist es immer ganz wichtig, sich klarzumachen, was man malt und warum man es malt, denn sonst passiert etwas ganz anderes.

Von Motiven zum echten Motiv

Wenn ich meine Schüler frage:
“Was möchtest du denn malen?“
Dann schauen sie mich mit großen Augen an und sagen:“ Na das eben“, fuchteln mit dem Finger in der Luft, als sei alles klar!
Dabei ist gar nichts klar!
Wenn zwei Menschen ein und dasselbe sehen, dann sehen sie ganz und gar nicht dasselbe. Wenn jemand mit einem Finger auf ein Motiv zeigt, dann ist da nicht nur ein Motiv zu sehen, sondern Dutzende.
Wenn ich mit meinen Brüdern unterwegs bin, dann sehe ich an der Cote d´Azur Palmblüten und das blaue Meer und meine Brüder sehen Sportwagen.
Mein erster Tipp für den heutigen Tag ist:
Suche dir wirklich ein Motiv aus. Das kann ein Gegenstand sein, aber auch eine Gruppe von Gegenständen, die eine gemeinsame Aussage haben, also eine Szenerie.
Wichtig ist dabei nur eine Aussage! Das erkläre ich noch! 

Das Motiv und das innere Bild

In realen Bildern ist das größte Problem, dass irgendein Gegenstand auf der Straße zufällig die Bild-Aussage bestimmt. Dies passiert immer, wenn ein Gegenstand grelle Farben oder starke Kontraste hat.

Dann wird das gesamte Bild dich und deine Betrachter enttäuschen. Das Bild kann keine Stärke erlangen, weil die Aussage sich zufällig bildet. Hinzu kommt noch, dass Motive und innere Bilder bei Menschen nicht übereinstimmen.

Im Bild und im Kopf entsteht Chaos. Das Motiv, das innere Bild und die zufälligen Motivanteile fangen an sich zu streiten.

Das innere Bild und die Realität

Diese innerliche Vorstellung von etwas muss überhaupt nicht mit dem tatsächlichen Gegenstand übereinstimmen.
Vielleicht kennst du das bei Dingen, die man nur aus der Kindheit kennt.
Ist es dir auch schon mal so gegangen, dass du geglaubt hast, etwas ist riesig, und dann hast du’s noch mal gesehen und es war ganz anders?
Ich hatte zum Beispiel in der Kindheit Angst vor unserem Schulhausmeister, als Erwachsene sah ich nur noch einen kleinen, unsicheren Mann.
Diesen kleinen Exkurs habe ich gemacht, weil innere Bilder für die Malerei sehr wichtig sind. Triffst du die inneren Bilder, also malst du einen Gegenstand so wie ihn die andern innerlich sehen, werden sie jubeln.
Weil endlich mal jemand gemalt hat, was sie selbst fühlen.
Dann werden Bilder wirklich sehr mächtig. Menschen sehen dann dein Bild nicht nur mit den Augen, sondern sie stimmen dir innerlich zu.
In realen Bildern hat man ein ganz anderes Problem, hier gibt es 1000 Gegenstände. In einer Straße gibt es Passanten, Autos, Fahrräder, Schaufenster, Pfosten, Bordsteine und Hunderte von anderen Dingen.
Erst einmal musst du definieren, was male ich hier eigentlich, das bündelt die Gefühle auf einen Gegenstand.
Die Hauptaufgabe eines Malers ist, die Gegenstände eins Motivs so zu sortieren, dass sie ein schlüssiges äußeres und inneres Motiv bilden.

Vom Klischee zum Motiv

Machen wir es nicht zu kompliziert, der Gegenstand, der in einem Bild am größten ist oder die stärksten Kontraste hat, wird die Regie im Bild übernehmen.
Damit das nicht unkontrolliert passiert, muss sich der Maler Gedanken über Motiv und Szenerie machen. Manchmal hat dies tatsächlich ein wenig mit Klischees zu tun. Denn innere Bilder von vielen Menschen werden gemeinsam ein Klischee. Klischees sind aber nichts Schlechtes. Im Grunde musst du selbst so arbeiten, wie es das Unterbewusstsein von vielen Menschen tut.

Man muss die Gedanken vor dem Malen sortieren!

New York ist auf der Karte, weil sie ein Symbol für das ist, was uns allen dieses Jahr passiert ist. Das Motiv ist der Times Square, das kannst du googeln und findest tolle Fotovorlagen.

Schauen wir einmal auf meine Neujahrskarte, hier geht es ja nicht um einen Gegenstand, sondern um eine ganze Straßenszenerie.
Auch eine Szene hat eine gemeinsame Aussage.
New York, d. h. bevölkerte Straßen, sehr hohe Häuser und viele Lichter. Alles andere muss im Grunde nicht rein ins Bild. Auch ein Klischee:  Gelbe Taxis gehören zu New York! In diesem Fall Klasse! Her damit! Die Lichter und Leuchtreklamen nutze ich für meine Message.
Mein Tipp zum Nachmalen!
Guck dein Bild an. Gucke weg und dann überlege was rein muss.
Was du jetzt im Kopf hast kommt ins Bild. Alles andere kann weg! Male nur das was zu der Straßenscene passt. Hochhäuser sind Kulisse, das heißt Fenster und Details weglassen.
Nur Kerninhalte herausarbeiten!
Die auch gerne mit Chaos, Leben und Inbrunst!
Tine Klein Aquarell Times Square. Blog über Motiv und Bildkommunikatioin
Bildkommunikation ist ein Gespräch ohne Worte. Hier setze ich jede Farbe dafür ein das ich 21 so viele Umarmungen möchte wie möglich. Das Motiv sagt ich vermisse euch.

Frohes Neues!

Meine Lieben, ein bisschen Chaos, Hektik und Fußpilz erwarten uns noch dieses Jahr. Aber wir sehen Licht am Ende des Tunnels. Nehmen wir es mit Humor, was bleibt uns auch anderes übrig. Dieses Jahr wünsche ich euch wirklich inbrünstig: ein frohes neues Jahr.
Denkt daran, was wir nächstes Jahr wieder genießen werden, was wir vorher für völlig selbstverständlich gehalten haben.
Erinnere mich daran dich zu umarmen, wenn wir wieder dürfen!
Liebe Grüße ins neue Jahr! Tine
Noch ein kleiner Tipp für alle die im Lockdown sind ein toller, bildgewaltiger Film über dieses Jahr. Etwas großartiges für die Augen. Achtet einmal darauf, wie diese Filmemacher unsere inneren Bilder umgesetzt haben.



 Weiterlesen bei Tine:

https://blog.herz-der-kunst.ch/kunst-und-krempel-andere-kaufen-schuhe

Sammelleidenschaft Kunst: Andere kaufen Schuhe!

Wasser malen – Aquarell, das heißt Wasser!

Tine Klein Münster in Basel Blog zum Thema wasser beobachten und malen

Aquarell, das heißt Wasser!

Wasser mit Wasser zu malen, das sollte doch einfach sein!
 
Wasser ist so ein verdammt flutschiges Zeug, das man einfach nicht greifen kann. 
Man muss genau hingucken! Und hier liegt das Problem.

Wasser malen – Sag mir, wie das geht!

Das geht leider nicht so einfach! Das Problem mit dem Wassermalen beginnt damit, dass Wasser keine Lust hat, jeden Tag das Gleiche zu tun.  Sehr sympathisch!

Leichte Antworten sind oft langweilige Antworten.

Wasser ist immer anders

Wasser malen ist so schwierig, weil Wasser jeden Tag seine Farbe ändert, denn je nach Wetterlage reflektiert es den Himmel oder die Umgebung. Wie stark sich der Himmel im Wasser zeigt, kannst du hier beobachten:
Tine Klein Herz der Kunst Basel, Blog zum Thema Wasser malen.
An anderen Tagen ist Wasser einfach nur Wasser, Wasser macht,  wozu es Lust hat, es bricht sogar Stein.  Mal ist das Wasser völlig glatt und mal bewegt. Mal reflektiert es, mal ist es dunkel und stumpf.
Bringen wir es auf den Punkt:
Wer Wasser malen will, muss ganz genau hinschauen.

Schauen wir heute mal gemeinsam aufs Wasser

 

Ich bin gerade nach Basel gezogen, und die ganze Stadt liegt am Wasser. Jetzt geht es mir fast jeden Tag so, dass ich Wasser malen muss. Deshalb sind meine Sinne nun geschärft.
Sagen wir mal so, möglicherweise habe ich im Moment eine kleine Wasserfixierung.

Wasser reflektiert

Tipp Nummer 1 : Wasser reflektiert. Unter hellen Objekten bilden sich helle Reflexionen und unter dunklen Objekten sammelt sich die Dunkelheit. Halten wir mal fest:

Am Rand und unter Objekten ist Wasser oft dunkel

Das siehst du auch hier:

Tine Klein Merian Gärten, Basel Herz der Kunst Basel, Blog zum Thema Wasser malen.

Unter den einzelnen Bildmotiven bilden sich am Wasser lange, helle oder dunkle Streifen in der Farbe der Objekte.

Basel Münster,Tine Klein Herz der Kunst Basel, Blog zum Thema Wasser malen.

Die reflektierten Streifen auf dem Wasser sind oft viel länger als das Bildmotiv.
Tipp Nummer 2 : Wenn du da mal etwas Helles aus der Farbe streifenförmig auswischt, dann ist dies oft schon genug, denn es schaut aus wie leichte Wellen.
Das Wasser fängt das Licht auf einer sehr langen Strecke.
Tipp Nummer 3 : Merke: Licht bildet lange, vertikale Streifen!
Oben scheint das Licht, trotz bedeckten Wetters, durch die Häuserreihe und erleuchtet das Wasser.
Hafen basel Tine Klein Herz der Kunst Basel, Blog zum Thema Wasser malen.
 
Diese langen und auffälligen Streifen kann man wunderbar in Bildern benutzen, um Wasser darzustellen.
Das sind lange, vertikale Spiegelungen unter dem Objekt.
 
Also merke:  Wasser stellt man oft nicht horizontal dar, sondern vertikal, indem man die langen Reflexionen einzelner Bildmotive benutzt.
Horizontal wird das Wasser nur dort, wo es dir nah ist,   hier bricht das Motiv durch linsenförmige Wellen.
Dieser Eindruck entsteht aber nur im Wasser, das dir ganze nahe ist. Weiter hinten ist das Wasser nur eine Fläche (siehe oben).
 
An windstillen Tagen sind die Reflexionen im Wasser so klar, dass es fast verwirrend ist. Das Wasser ist wie ein Spiegel.

Die Farbe des Wassers

Die Farbe des Wassers könnte ein Titel einer sehr langen philosophischen Abhandlung sein. Das Wasser ist ähnlich wandelbar wie die Seele. Wasser kann jede Farbe haben. Denn Wasser kann jeden Gegenstand reflektieren.
Meistens greifen wir automatisch zur falschen Farbe. Für die meisten Menschen ist Wasser marineblau. Das ist insofern richtig, als dass das Wasser den Himmel ganz oft reflektiert. Sehr häufig jedoch hat Wasser eine Mischung der Farben  seiner Umgebung, des Himmels und der Stadt oder der Landschaft drumherum. Viel häufiger als Blau haben Flüsse ein müdes Jadegrün (siehe oben). Wasser kann aber auch dunkelblau, braun oder schwarz wie Öl sein. Die Farbe von Gewässern steht und fällt mit der Belichtung.

Die Farben des Wassers mischen:

Gute Erfahrungen habe ich mit der Mischung von Grün und Blautönen gemacht. Um die typische Jadefarbe eines Flusses hinzubekommen, benutze ich in der Regel ein grünliches Blau oder auch Türkis. An manchen Stellen ist das Wasser glasklar, hier kann man die Farbe ganz rein benutzen. Dann sind transparente Farben am schönsten.
Häufig wird das Wasser von Flüssen jedoch müde jadegrün, dies liegt an den Schwebstoffen. Schwebstoffe sind häufig Sand.
Dann greift man am besten zu sandfarbener Farbe, Siena Natur. Macht Blau nicht grüner, sondern verwandelt es in Jade. Ein sandiges, weiches Grün. Ein Hauch Siena gebrannt macht den Fluss zusammen mit dem Blau etwas grau, das hilft, wenn die Farbe zu grell ist.

Wasser malen, es gibt keine Standardmethode:

Es gibt sehr unterschiedliche Methoden, Wasser zu malen; wenn es starke Reflexionen gibt, reicht es, viele weiße Flecken auf das Wasser zu setzen, und schon wird klar, hier reflektiert Licht auf Wellen.
Die einfachste Methode ist dann die der trockenen, schnellen Striche, dadurch entsteht auf leichte Art und Weise das Glitzern.

Wasser malen heißt vereinfachen

Hier seht ihr den trockenen Strich. Einfach, aber effektiv zeigt er die Reflexionen.

Fließende Gewässer im Meer  oder bei Wind ergeben  Wellen und Verwirbelungen. Das heißt: Licht und Schatten.

Jetzt müssen wir uns der Herausforderung stellen, dass wir nicht zu viel machen, zum Schluss muss das Wasser ja immer noch in das Design des Bildes passen. Deshalb ist Wasser in Bildern auch oft nur die pure Nebensache, eine große reflektierende Fläche.

Zu viel macht  viel kaputt.

Der größte Fehler, den man beim Wassermalen machen kann, ist, monotone und unruhige Häufungen von Punkten zu setzen. All diese Fetzen sehen sehr unruhig aus. Auch wenn es unendlich viele Wellen auf einem Gewässer gibt, ist Wasser doch immer eine große, farbige Fläche. Entlang des Ufers ist es meist dunkel. Weiße Hauswände oder Schiffe reflektieren lang und hell ins Wasser.

Die große Herausforderung ist es, Wasser gut, aber ruhig und trotzdem bewegt zu malen.

Manchmal reicht die Andeutung einer Welle.

Zwar hat das Wasser deutlich mehr Bewegung als Gegenstände am Land, dennoch darf es nicht ausschauen wie eine Explosion. Denn Wasser hat ja trotz aller Bewegung eine zusammenhängende Oberfläche.

D. h., man muss Flächen großflächig zusammenfassen. Dies sieht man im Bild oben gut, das Wasser bleibt eine Fläche.

Wenn viele sagen: „Wie, malt man eigentlich Wasser?“, dann meinen sie so etwas.

Wasser malen: die Standardmethode, falls es so etwas gibt

Hier sieht man sehr schön die müde Jadefarbe, die Mischung aus Grün-Blau, Sand und einem kleinem Stich gebrannten Ocker.

Die Wellen werden nass in nass mit trockenem Pinsel in die feuchte Farbe gemalt. Das funkelnde Licht wird entweder ausgespart oder mit weißer Tusche aufgesetzt.

Dieses Wasser ist timing pur. Man braucht sehr viel Erfahrung, um genau den richtigen Zeitpunkt zu treffen,  in dem die Wellen so weich in die nasse Farbe laufen, aber nicht zerlaufen. Die Farben  der Gegenstände werden, stark verdünnt, ebenfalls in die feuchte Farbe herausgezogen.

Leider muss ich euch jetzt einen Zahn ziehen, das hier ist keine Skizze, dies ist eine meiner Studioarbeiten. Wasser mit Lichtreflexen und Wellen kann man nicht mit dem Block auf den Knien hinrotzen. Es ist Konzentration und Timing.

Trotzdem lohnt es sich, die Technik zu lernen.

Wasser malen:

Zuerst rührt man eine sehr dünne Lasur eines sehr hellen Blaus oder Grüns an. Mit dieser Farbe lasiert man das Papier sehr feucht. Dabei spart man nur sehr helle Reflexionen aus. Wichtig ist, dass keine Trocknungsränder entstehen. D. h. du trägst die Farbe in einem Rutsch auf und lässt dann die Finger davon.
Das Gefühl von Wasser entsteht erst in der zweiten und dritten Lasur.
Jetzt muss die Fläche ein paar Minuten trocknen, das Papier muss feucht sein, darf aber nicht stark glänzen. Wenn du das Papier anfasst und es ist kühl, dann ist es richtig.
Ist die Farbe fast ganz trocken, kann man großzügig dunklere Flecken, auf die helle Lasur geben. Die Flecken sollten die Form einer Linse haben, in der Mitte dick, außen dünn.
Tipp: So feucht, dass die neu aufgetragene Farbe sich weich einfügt, so trocken,  dass die Welle sichtbar bleibt.
Tipp: Mehrere Blätter gleichzeitig malen und genau beobachten, wann dein Papier was macht.
Wunderbar kann man sich dies bei dem Maler Joseph Zbukvic ansehen. Link findet ihr unten.

Wasser malen ein Fazit:

Fazit: Leider gibt es nicht das Wasser, sondern immer nur Wasser bei bestimmter Wetterlage. Alle Wasser werden grundlegend anders gemalt.

Das ist das Besondere am Malen, es gibt zwar keine einfachen Antworten, dafür aber eine Menge Spaß beim Erkunden der Welt!

Liebe Grüße ins Wochenende.

P.S.: Reportagen und Fotos sind viel Arbeit:

Eine kleine Spende für die Redaktion hilft enorm, so kann ich jede Woche tolle Beiträge für euch machen.


https://www.josephzbukvic.com/paintings/

Weiterlesen bei Tine:

https://blog.herz-der-kunst.ch/schwarze-aquarellfarbe-die-dunkelheit/

Schwarze Aquarellfarbe: die Dunkelheit

Vereinfachen – Wie macht man ein tolles Bild?

Tine Klein, Blog Herz der Kunst, Tutorial skizzieren und vereinfachen mit Aquarell, Aquarellskizze Yachthafen Weil am Rhein bei Basel,

Geschichte zum Bild. Die Sonne geht unter, der Tag ist heiß und staubig, wir suchen einen Liegeplatz. Opa hat uns sein Boot vermacht. Im Yachtverein Weil gibt es Abendessen. Ein Cordon Blue mit den Ausmaßen eines gigantischen Schweins. Tom und ich starren uns betroffen an, was gibt es heute: halbes Schwein auf Toast! Wir befürchten die Fahrräder brechen zusammen, wenn wir das essen…lecker…schnelle Skizze vor dem Abendessen…danach Koma.

Unser Kopf sieht anders als gedacht!

Um ein richtig tolles Bild zu malen, musst du erst mal akzeptieren, dass dein Kopf anders sieht, als du Dir das vorstellst.
Dein Gehirn ist ein Teil von dir, ja logisch, es steckt natürlich in deinem Kopf. Aber anders als wir denken, ist unser Gehirn kein neutraler Beobachter.
Dein Kopf bestätigt sehr häufig deine Vorurteile, ihr sieht sozusagen, das was deinen Erwartungen entspricht.
Wenn wir zum Beispiel in einem Hafen stehen, dann erwarten wir dort Boote. Viele Dinge, die es dort auch gibt, wird unser Kopf übersehen. Würden wir alles sehen, und würde das dann alles auch noch in unserem Gehirn ankommen, dann werden wir alle sabbernde Idioten.
Das Gehirn filtert alles weg, was wir nicht erwarten.
D. h. wenn wir in einem Hafen sind, dann nehmen wir die Boote wahr, das maritime Zubehör und das Wasser.
Beim Malen sind wir allerdings darauf getrimmt, alles zu sehen.
Die normale Filterfunktion des Gehirnes ist bei Malern nicht mehr aktiv, sie sind SUPER-SEHER!
Das ist zwar eine wunderschön tolle Eigenschaft der Kreativen, aber die Folge sind völlig chaotische Bilder.
Die Kunst der guten Bilder ist die Scene schon zu filtern. das sie wieder einem gefilterten und verständlichem Sehmuster entspricht!
Summery:
Einerseits müssen wir perfekt sehen um gut zu malen, andererseits müssen wir das Bild extrem vereinfachen, damit es später dem normalen menschlichen Sehen entspricht.

Vereinfachen ist schwer:

Ist man ein Super-Seher, dann ist die Versuchung groß, ein Wimmelbild zu malen. Möchte man jetzt nicht gerade ein Kinderbuch machen, kommen diese Bilder gar nicht gut an. Ein nicht geschulter Mensch sieht einfach nur einen chaotischen Haufen. Das Bild ist für normale Sehgewohnheiten unangenehm. Doch Vereinfachen ist nicht gerade einfach, normalerweise passiert dieser Vorgang in unserem Kopf absolut unbewusst. Müssen wir das Vereinfachen selbermachen, dann ist es wirklich schwer. Wir haben ja keine Erfahrung damit, was unserer Kopf normalerweise weglässt. Denn alles, was wir sonst weg filtern, nehmen wir natürlich auch nicht wahr.
Heute möchte ich euch ein paar Tipps zum Vereinfachen geben.

Erstens feststellen, was mein ärmliches Gehirn ohne Super- Mal- Modus sieht.

Tipp: Schaue dir dein Motiv in Ruhe an, studiere es in aller Seelenruhe, gibt dir mindestens 1 Minute Zeit. Wenn du vom Foto arbeitest, drehst du das Blatt um. Wenn du draußen sitzt, drehst du dem Motiv den Rücken zu. Jetzt malst du, was du erinnerst.
Diese Aufgabe solltest du nicht wie ein Streber angehen, schlecht sein ist in diesem Fall kein Fehler, du solltest dich also nicht wie in einer Gameshow anstrengen, alles zu erinnern.
Alles, was deine Aufmerksamkeit nicht errungen hat, ist selbst schuld. Es fliegt raus, aus unserem Bild.
Merke: alles was du nicht erinnerst, hast du nicht wirklich gesehen!
Sehen hat zwei Komponenten, die Augen und den Wahrnehmungsfilter. Erst wenn etwas zu uns durchdringt wird es wirklich sichtbar!

Denke Gross, und hör auf Details zu malen wie eine Irre!

Schritt zwei: Am Anfang gehören in ein Bild nur die großen Formen. Oh ja, die kleinen Details sind natürlich verführerisch. Aber es kommt nur auf die Wichtigen an. Ich kann ja auch nicht durch einen Supermarkt laufen und jedes Lebensmittel in den Wagen werfen. Stell dir vor, du stehst in einer Obst- und Gemüseabteilung und würdest einmal in jeden Apfel und Salatkopf beißen. Das würde dir eine ganze Menge verwunderte Blicke einbringen. Ich weiß auch nicht, ob man dich nicht abholen würde, und du würdest einen netten Platz in einer gepolsterten Zelle bekommen.
Wahrscheinlich würdest du dir die Seele aus dem Leib kotzen, man kann nicht alles essen.
Was uns beim Essen klar ist, scheint uns, beim Malen nicht klar zu sein. Wir malen wie die Irren.
Wie wenig die meisten Menschen wahrnehmen kannst du dir mal in diesem Video ansehen, das ist kein Witz:
https://www.youtube.com/watch?v=El2wKeh88aI
Fazit: Wenn man das Video gesehen hat ist einem völlig klar. Ach du liebe gute der Durchschnittsbürger braucht dringend einen Blindenhund.

Gute Formen:

Schritt 3: Normalerweise ist es beim Vereinfachen nicht besonders wichtig, sehr ordentlich zu sein. Es gibt dabei jedoch eine Ausnahme, dies ist die gute und exakte Form. Die Formen, die man klar und deutlich sieht Und die auch etwas mit dem Bild zu tun haben, diese sollte man genauso klar übernehmen. In den weiten Bereichen eines Bildes kann man Formen auch einfach zusammenfließen lassen. Alles, was wir nicht erinnern oder nicht klar und deutlich sehen, ist für uns nicht relevant und sollte deshalb auch keine scharfen und deutlichen Form bekommen.

Vereinfachen heißt schlecht sehen.

Beim Vereinfachen haben es die Menschen einfacher, die nicht so gut sehen. Also Brille absetzen und Augen zusammenkneifen, bis man fast nichts mehr sieht. Der wird auffallen, dass du trotzdem einige Formen besonders klar siehst. Diese Formen sind für dein Bild besonders relevant. Du solltest in Formen und Silhouetten denken. Tue so als wärst du ein schlecht sehender Alien der gerade auf der Erde gelandet ist, du orientierst dich nach der groben Form. 

Male nichts nur weil du es weißt!

Viel zu oft malen wir Dinge in Bilder die wir gar nicht sehen. Autos haben Reifen, diese verschwinden sehr oft im Schatten und trotzdem werden sie gemalt. Das befiehlt dir dein Kopf denn er weiß das da Reifen sind!

Du spinnst ja nicht! Also hör auf Halluzinationen zu malen. 

Schau mal hier, keine Reifen, nur die minimale Form, die Rücklichter helfen das Auto zu erkennen.

Das ist echt schwer! Wir alle kämpfen beim Malen mit unseren Gehirnfunktionen, das eine mal sehen wir nix und das andere Mal spinnt sich dein Kopf was zusammen. Es ist zum Verrücktwerden.

Nutze diese Funktion des Gehirns nur, wenn dein Bild nicht gut verständlich ist. Wenn der Kai im Hafen nicht gut sichtbar ist, dann mal ihn einfach.

Vereinfachen heißt mit Seh- und Gehirnfunktionen zu spielen.

Ergo male das was du brauchst, damit ein Bild einfach und verständlich ist.

Ein Spiel von hinzufügen und weglassen beginnt.

Vereinfachen und die Pinselstrich-Polizei:

Spiele ein Spiel mit dem Pinsel, versuche ein Motiv mit so wenigen Pinselstrichen wie möglich zu zeigen. Details gibst du später nur vorsichtig wie Salz hinzu. Hier geht es um das Wasser und den Himmel. Das Haus ist ein Kasten. die Seite im Licht wurde nicht gemalt.

Tipp: Zeige zum Anfang nur die ganz klaren Grundformen. Tue so als sei dir die Pinselstrich Polizei im Nacken.

 

https://blog.herz-der-kunst.ch/malen-lernen-die-besten-tipps/

Malen lernen – die besten Tipps