Das beste Motiv finden!
Dieser Blog ist für Nina! “ Ich hasse Windmühlen“
Nina wird der erste Mensch sein, der diesen Blog liest, denn er ist speziell für sie entstanden, und Nina liest diesen Blog ehrenamtlich.
Das beste Motiv für die eigene Malweise finden !
So einen Blog hätte ich Klasse gefunden als ich anfing zu malen, nur gab es damals keine Blogs.
Ich hatte ständig das Gefühl, alle anderen Maler malen großartige Bilder, nur bei mir gibt es nicht so tolle Motive. Geht euch das auch so? Ich hatte das Gefühl, ich muss in den Urlaub fahren, damit die Motive genug hergeben für ein gutes Bild.
Ich wohnte zu dieser Zeit in einer kleinen Stadt am Rande des Ruhrgebiets, mit gruseliger Innenstadt.die Innenstadt. Damals habe ich nicht erkannt, dass das Problem im meinem Kopf liegt.
Motive und Malvorlagen
Ob ein Motiv gut ist oder nicht, das hängt im wesentlichen von deiner Einstellung zu dem Motiv ab. Viele Motive mögen wir einfach nicht malen, weil wir etwas Bestimmtes mit ihnen verbinden .Andere Motive sind für die Zukunft geradezu verbrannt, ich sage dazu nur: röhrender Hirsch Oder Hirtin mit Schalmei.
Die sind so abgedroschen, man kann es einfach nicht ertragen
Die Bandbreite der negativen Gefühle, die man für ein Motiv entwickeln kann ist vielfältig: zu langweilig, zu hässlich, falsche Farbe, falsche Stimmung usw. und so fort.
Nina hatte keine Lust Windmühlen zu malen, doch 20 Miniten später war sie völlig vertieft und völlig zufrieden. Ein häufiges Phänomen, während man etwas betrachtet, erkennt man Dinge, die man vorher gar nicht gesehen hat.
Das genaue Hingucken und Entdecken ist ja möglicherweise das Schönste am Malen
Malen ist sehr gut dazu geeignet, die Welt noch mal neu zu entdecken.
Von der Malvorlage abzeichnen
Immer wieder teilen mir Schüler mit, dass sie lieber von der mal Vorlage abzeichnen weil dann ihre Bilder besser werden. Da muss ich zustimmen, denn es ist erst mal viel einfacher, den genialen Bildentwurf eines begab Fotografen zu greifen. Im allgemeinen finde ich das gar nicht schlimm, doch was du dabei nicht lernst, ist deine eigene Sicht auf die Dinge zu zeigen.
Das beste Motiv finden, wie geht das also?
Tatsächlich geht es nicht darum, das beste Motiv zu finden, sondern sehr häufig geht es darum, eine interessante Sichtweise für dieses Motiv zu finden.
Ich glaube, fast jedes Motiv hält etwas für dich bereit. Es wartet im Motiv, damit du es zeigst.
Oftmals sind es Erwartungen, die uns das Zeichnen oder Malen so schwer machen. Vor ein paar Wochen schrieb eine empörte Zeichnerin in den deutschsprachigen Urban Sketchern, dass die Regeln total diskriminierend wären, denn sie wohne auf einem Dorf und dort gebe es bekanntlich überhaupt nichts, was interessant sei und was sich lohne zu malen.
Eigentlich kann ich dann nur nicken, denn mir ging und mir geht es immer noch genauso.
Wenn ich ein Motiv betrachte, und ich mag dieses Motiv einfach nicht, dann habe ich auch keine Lust es zu malen.
Eine andere Betrachtung finden
Letzte Woche habe ich an einem Sketch Scrawel in Wettingen teilgenommen.
Das Projekt war einfach toll, eine historische Landstraße sollte porträtiert werden, Haus für Haus.
Wettingen ist eine Stadt ist, die einem sehr starken historischen Wandel unterlegen ist. An dieser Landstraße findet man Häuser aus allen Epochen und Zeitabschnitten. Was man malt,ist wie Lotto.
Ich malte die Hausnummer 166, eine hübsche kleine fünfziger Jahre Autowerkstatt, regelrecht niedlich im Vergleich zu heutigen Häusern. Ich packte mein Material so ein, sodass sich ein zartes, filigranes Aquarell von dieser hübschen Straßenszene machen konnte.
Als ich bei berühmten der Hitze in Wettingen eintraf, war meine Autowerkstatt abgerissen. Ich stand in brütende Hitze, in den Abgasen der Hauptverkehrsstraße, schaute auf die Baustelle, auf der es nichts gab, außer einem Steinkasten und ein Gerüst und dachte:
Ach du Scheiße, ich glaub mein Schwein pfeift, dieses Motiv ist ja wohl der allergrößte Mist zum Aquarellieren.
Ich hab mich so richtig geärgert, hinterher sagte mir eine Mitzeichnerin, dass sie total neidisch war ,weil ich dieses tolle Zeichenmotiv hatte, das zeigt sich mal wieder, dass es einzig und allein die Geisteseinstellung ist.
Der einzige Platz auf dem ich sitzen konnte war unter den Bäumen auf der anderen Straßenseite. Ehrlich gesagt war ich ziemlich sauer.
Die Erkenntnis kommt mit dem Machen
Als ich jetzt unter den Bäumen saß war ich beim ersten Bild noch ziemlich verzweifelt. Wir hatten ca. anderthalb Stunden Zeit, und in dieser Zeit habe ich mich an das Motiv heran angetastet.
Im ersten Motiv habe ich ziemlich gut eingefangen, was sich im ersten Moment dachte:
Mir ist heiß das sieht man auch:
Beim zweiten Ansatz war meine verhaltene Laune verflogen, mir war klar, das Wetter ist gut und mein Motiv ist ziemlich großartig wenn ich es abstrakt festhalte. Einfach wusch und drauf-
Beim Dritten wollte ich noch ein bisschen von dem Verkehr zeigen, ständig fahren Autos auf die Tankstelle und von ihr herunter. Als die Zeit zu Ende war, war es im Kopf fertig und schon gezeichnet, mittlerweile hatte ich die Straßenecke irgendwie lieb gewonnen.
Schaut einmal, wie sich das Motiv innerhalb von 1,5 Stunden verändert hat!
Stopp, das ist völlig falsch. Nicht das Motiv hat sich verändert, meine Einstellung zu dem Motiv hat sich verändert.
Welches Bild das beste ist? Eigentlich unwichtig, denn das Erarbeiten ist das Spannende.
Finde deine eigene Sichtweise
Jedes Motiv kann man auf Sehr unterschiedliche Art und Weise darstellen. Wenn du zum Beispiel eine Windmühle malst, dann kannst du das klassische Landschaftsbild mit Windmühle malen, oder ein Meisterwerk der Technik und vieles mehr.
Fazit:
Jeder ist genervt wenn man ein Motiv hat, das man nicht liebt. Doch gibt man sich Zeit, merkt man ganz schnell, dass man bei diesen Motiven viel mehr lernt. Vor allen Dingen über sich selbst. Technisch lernt man sehr viel weil man einfach nicht das Standard Programm runterspulen kann.
Mein Rat: Nimm dir von Zeit zu Zeit ein Motiv, das völlig anders ist als deine normalen Motive. Denn diese Motive oder Malvorlagen sind die besten Lehrer. Sie sind ab und zu die besten Motive, denn sie bringen dich weiter.
Sehr wichtig ist mir gerade für die Erwachsenen unter uns: Gib Dir Zeit, mache mehrere Anläufe, denn Lernen ist ein Prozess, der die Erfahrung braucht. Du siehst ja auch bei mir klappt nicht alles auf Anhieb.
Liebe Grüße Tine
Und hier das Projekt in dem die Bilder entstanden sind tolle Idee!