Was ist ein Notan?
Dies ist kein Notan aber, der Notan hilft dabei so locker und schnell zu skizzieren.
NOTAN! Meine englischen Freunde benutzten es beim Malen immer mal wieder zusammenhanglos und mir war nicht klar, worum es ging.
Das Wort fiel immer wieder dann, wenn wir starteten zu malen, das Stadium, wo man mit Wegwerfzettelchen für Vorzeichnungen hantiert.
Ich googlete das Wort und fand wenig bis nix!
Immer dann, wenn sie mit ehrfürchtiger Stimme sprachen, dachte ich bei NOTAN: An einen gewaltigen nordischen Mann, aus einer Sage entsprungen mit einem dicken Hammer über der Schulter. Naja, meine blühende Fantasie ist nun mal angeboren.
Aber so übel war der Gedanke gar nicht, denn ein Notan ist beim Bildentwurf genauso effektiv wie ein Muskel bepackter Popeye mit Riesenhammer.
Was ist ein Notan?
Das Wort Notan ist Japanisch. “ Schade, leider kein nackter nordischer Gott!“ Der Notan kommt aus der japanischen Tuschemalerei, hier werden ganze Szenen auf Schwarz-Weiß reduziert.
Ihr alle kennt bestimmt einen Notan!
Bitte google Twiggy und Schwarz-Weiß -Malerei und sofort werden dir einige Notans angezeigt. Denn von Twiggy gibt es einige sehr berühmte Porträts, die nur mit ein paar dicken Tuschestrichen angelegt wurden.
Der Clou daran ist, dass man nicht mit einem Stift zeichnet, sondern mit einem Pinsel. Mit einem Pinsel steht einem nicht nur die Linie zur Verfügung, sondern auch die Fläche. Diese Technik ist sehr praktisch, und du wirst gleich sehen warum.
Notan -wie und warum?
Bei einem Notan fasst man die dunklen und alle hellen Stellen eines Motivs zusammen.
Dies hat sich jetzt erst mal sehr theoretisch an, ist aber in der Praxis recht einfach. Man schnappt sich einen Pinsel und fragt sich, ist das, was ich sehe, hell oder ist es dunkel?
Alles was hell ist, bleibt weiß, und alles was dunkel ist, malt man.
So entsteht ein Bild, mit dem Pinsel gemalt, jedoch nicht komplizierter als eine Linienzeichnung mit einem Kugelschreiber.
Dabei macht man sich keine Gedanken über Farbabstufungen oder Helligkeitsabstufungen. Man vereinfacht alles auf Hell oder Dunkel. Dadurch kann man Motive extrem schnell festhalten.
Durch diese Geschwindigkeit sieht man sehr schnell, ob ein Motiv funktioniert oder nicht.
Und man kann schnell alles ausprobieren, was geht!
Kaum jemand macht sich Gedanken über den Bildentwurf. Die meisten machen eine Vorzeichnung, und das war ihr Bildentwurf. Dabei entgeht ihnen, welche Möglichkeiten sie gehabt hätten. Aber man verzichtet auf mehrere Vorzeichnungen, weil alles einfach zu lange dauern würde.
Doch dies ist ein großer Fehler, macht man immer nur einen Bildentwurf, dann lernt man einfach nicht, was möglich gewesen wäre.
Die Frage, wie ich ein Bild in Szene setze, damit ich zeige, wie ich ein Motiv sehe oder fühle, ist enorm wichtig.
Der Notan stärkt also deine künstlerische Ausdrucksfähigkeit.
Der Notan ist so wichtig, weil man nun eine raffiniert schnelle Möglichkeit zum Vereinfachen hat, und damit wird es viel einfacher, Bildentwürfe zu testen.
Jeder Mensch, der sich regelmäßig Gedanken über den Bildentwurf macht, wird schnell besser.
Und es gibt viel zu fragen. Hoch- oder Querformat?
Mit oder ohne Auto?
Oder so, dass man die Strommasten sieht?
Denn Fehler im Bildentwurf lassen sich nicht korrigieren.
Ein Bild mit einem lahmen Bildentwurf wird immer hinken.
Notan, eine wichtige Technik
Und deshalb ist der Notan eine der wichtigsten Techniken. Leider wird er fast ausschließlich an amerikanischen Elite-Universitäten gelehrt. Im deutschsprachigen Raum findet man enttäuschender Weise zu dieser Technik nichts, und dies möchte ich nun ändern.
Hinzu kommt, dass der Notan zwei weitere Effekte hat, die dir enorm helfen werden.
Wer regelmäßig nur schwarz-weiß mit dem Pinsel malt, lernt ihn genauso brillant zu benutzen wie einen Stift. Noch viel wichtiger ist, dass man durch das Zusammenfassen von Formen lernt, ein Motiv zu vereinfachen. Man begreift, dass alles zusammengehört. Und nun ist man in der Lage, Motive frei zu skizzieren, ohne Angst, etwas falsch zu machen.
Notan, was kann man falsch machen?
Wichtig ist, dass es sich bei dem Notan nicht um eine Tonwert-Studie handelt.
Bei einer Tonwertstudie versucht man das Motiv in raffinierten Abstufungen von Hell und Dunkel darzustellen.
Dies kann extrem fummelig sein und bei einem ungeübten Maler dauert es lange!
Eine Tonwertstudie ist eine außergewöhnlich gute Übung, dennoch nimmt sie dem Notan, das was ihn für den Bildentwurf so unendlich kostbar macht, die Geschwindigkeit und das Vereinfachen.
Die meisten Menschen haben enorme Probleme mit dem Vereinfachen. Dadurch, dass man alle dunklen Flächen einfach zusammen malt, hilft der Notan dem Gehirn zu begreifen, wie einfach das Zusammenfassen ist.
Der Notan in der Praxis:
Der Notan lässt sich mit allem aufs Papier bringen, was wasserlöslich ist.
Meine persönlichen Favoriten sind ein kleiner schwarzer Tuschestein in einer Dose, die in jede Hosentasche passt, oder flüssige Kohle, die ich im Aquarellkasten habe. Oder Graphitstaub.
Letztendlich kannst du alles benutzen, was dunkel ist und sich vermalen lässt.
Wenn man den Notan zum Bildentwurf benutzt, kommt es letztlich nicht auf Schönheit an, denn es geht darum, ein Bild schnell zusammenzufassen. Man will ja nur in Erfahrung bringen, ob das, was man sich vorgestellt hat, eine klare und deutliche Aussage hat.
Der Bildentwurf kann ruhig recht grob erfolgen, man möchte das Grundmuster kontrollieren. Deshalb bedarf es keinerlei Raffinesse, man nimmt den Pinsel, und los geht es. Während man malt, macht man seine Erfahrungen, man lernt viel über das Motiv, was man später malen möchte.
Faustregel: Einfaches Material, schnelle Ausführungsführung, darauf kommt’s beim Bildentwurf an.
Denn ist es anders, macht es wieder keine Sau.
Das Vereinfachen ist wunderschön.
Schnell stellt man fest, dass der Notan wunderschön sein kann.
Vereinfachen hat seine ganz eigenen gestalterischen Qualitäten.
Dann bin ich nicht mehr damit zufrieden, wenn der Notan nur grob ist.
Deshalb lege ich den Notan nicht in Schwarz an. Ich mache ihn in Mittelgrau, dann habe ich später noch die Möglichkeit, mit schwarzen Kontrasten zu verfeinern.
Hier siehst du das mit Kohlestaub. Der Staub hat den Vorteil, dass ich ihn dann doch in eine Tonwertstudie umwandeln kann. Habe ich später noch etwas Zeit, dann kann ich den Notan so richtig aufmotzen. Ein paar Dunkelheiten und ein bisschen Radieren fürs Licht, und schon verwandelt sich das hässliche Entlein des Notans in eine Schönheit.
Nichts hindert einen daran, einen gut gelungenen Notan in ein Kunstwerk zu verwandeln.
Steht das Gerüst, dann sieht das Bild auch hinterher gut aus.
Im Alltag benutze ich gerne eine Mischung aus Tonwertstudie und Notan.
Das Material ist mir egal, ich lege mit einem Pinsel los. Gerne auch mit Kohlestaub, denn den kann man radieren. Ich halte es so einfach wie möglich, damit ich viele Entwürfe machen kann.
Gefällt mir ein Entwurf, dann füge ich ein paar Details hinzu. Ich gebe vielleicht ein paar Lichter mit heller Farbe oder füge noch ein paar Dunkelheiten hinzu. Das alles tue ich aber erst, wenn der Entwurf großartig ist.
Denn aller Schnickschnack nimmt dem Notan seine Geschwindigkeit! Und die Geschwindigkeit ist es, die es mir ermöglicht, großartige Bildentwürfe zu machen.
Liebe Grüße ins Wochenende Tine
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