Weißes Papier – Wie malt man das Nichts?

Weisheiten zu Weiß

Weißes Papier ist unbearbeitet?

Wortgeschichtlich heißt „weiß“ in vielen Ländern soviel wie „das Leuchten, Licht oder Sonne“. In einigen europäischen Ländern gibt es eine merkwürdige Ähnlichkeit zwischen den Worten „Weiß“ und „Weizen“. White und wheat oder Weiz (en) und Weiß.
Vermutlich ist dies in der Farbe und der Wichtigkeit des guten Wetters für die Ernte begründet. Licht ist also so genauso wichtig wie Ernährung!
Licht ist etwas Schönes und es macht gemalte Bilder toll. Doch das Problem, das wir mit Weiß haben, steckt ebenfalls im Wort Weiß. Weiß steckt auch im deutschen Blanko oder im italienischen Bianco.
Wir alle kennen diese Wörter aus Blankovollmacht, das heißt „nicht ausgefüllt“ oder von total blank sein, das heißt: rein gar nicht haben.

Weiß ist das Licht und das Nichts.
Tine Klein

 

Weiß ist keine Farbe

Viele Menschen haben Probleme beim Malen von Weiß. Dies liegt natürlich nicht daran, dass wir alle dumm sind, sondern dass Weiß eine ganz besondere Bedeutung hat.

Zuerst einmal ist Weiß eigentlich gar keine Farbe, und deshalb nimmt es immer eine Sonderstellung beim Malen ein. Ich glaube, dass unsere Probleme beim Malen von Weiß an seiner Wirkung auf uns liegt.

 

Die Wirkung von Weiß und seine Folgen für die Malerei

 

Weiß wirkt unheimlich perfekt.

Jeder, der perfekt sein muss oder Perfektion vortäuschen möchte, greift zu Weiß.
Ärzte sind Halbgötter in Weiß, der Papst schreitet im weißen Nachthemd mit goldenem Saum würdevoll über den Platz. Die Mädchen der Jungfrauen-Prozession und Bräute sind in Weiß gekleidet.
Und hier merken wir schon, welches Problem das Weiß in sich trägt, wenn es für das Vollkommene, das Ideale und das Gute steht.
Weiß steht dafür, dass es das Perfekte gibt, und wir alle wissen, auf dieser Welt gibt es kaum etwas wirklich Perfektes.
Man müsste schon lange suchen, um genug Jungfrauen für eine Prozession in Weiß zu finden!

Weil weißes Papier es so makellos aussieht, macht es in Bildern ständig Probleme.

Oder es lässt Bilder erhaben aussehen.

Der weiße Fleck

Wie schon bemerkt,  macht Weiß uns Probleme durch seine Wirkung: Warum?

Weiß wirkt perfekt und steril. Deshalb greifen Ärzte auf die Berufsbekleidung Weiß zurück.
Weiß wirkt so sachlich, so absolut funktional und scharf begrenzt, dass die weiße Stelle in Bildern wie ein Aufkleber wirkt.
In einem gemalten Bild wirkt Weiß aber auch steril, es wirkt so gnadenlos kalt, dass wir  so gerne zum Pinsel greifen und das Weiß rücksichtslos ermorden. Denn wenn das Weiß so perfekt wirkt, dann ist es, als würden wir die andern Stellen im Bild mit unserer Malerei besudeln. Weiß wirkt wie ein Fremdkörper in unseren Bildern.
Weiße Stellen wirken in Bildern wie ausgeschnitten oder aufgeklebt.
Wenn wir jetzt aber zum Pinsel greifen und das Weiß ermorden, weil es so ekelhaft perfekt wirkt, dann haben wir unserem Bild keinen Gefallen getan, denn wir brauchen und wir lieben das Licht.  

Weiß ist etwas besonders Schönes in Bildern

Jeder, der besonders toll wirken will oder gar kein Interesse daran hat, normal zu wirken, kleidet sich gerne in Weiß.

Marilyn Monroe im weißen Kleid auf dem U-Bahn-Gitter, Marlene Dietrich im weißen Anzug, Lady Di im weißen Abendkleid, Mariah Carey in weißer Robe oder Lady Gaga in weißem Lackleder. Die Diva weiß genau, welche Strahlkraft das Weiß hat.

Alle Augen schauen auf das Weiß. Dies ist sicher eine der wichtigsten Regeln der Malerei.

Jetzt ist doch für uns Maler die Frage: Wie kann ich dieses wundervolle Strahlen in meinen Bildern benutzen? Was kann ich damit anstellen? Und wie kriege ich es harmonisch in meine Bilder hinein, ohne dass es aussieht wie ein ekelhaft perfekter Fremdkörper?

Die Möglichkeiten in der Malerei -Wo hilft weißes Papier?

Weiß ist leer, es sei denn…

 

Weiß hat die unangenehme Angewohnheit, sich nicht gut in Bilder zu integrieren, weil es so leer ist. Wenn man allerdings weiß, wie man die Diva handhaben kann, ist dies überhaupt kein Problem. Weiß wirkt immer dann wie ein unbearbeiteter Fetzen, wenn es mit einer harten Kante auftritt. Ummalt man Weiß mit einer dunkleren Farbe und schafft keine Übergänge, dann wirkt das Weiß unnatürlich. Warum? Wenn Licht auf einen Körper trifft, dann gibt es dort eine starke weiße Reflexion, aber das Licht wird um diese Spotlights herum in die Umgebung reflektiert. Dort entstehen dann weiche Übergänge in die Originalfarbe des Objektes.
Tipp Nummer 1 für die Malerei: Wirkt Weiß wie ein Fremdkörper, schaffe weiche Übergänge. Zarte Lasuren rund ums Weiß.

Weiß wirkt zart und weiblich…

Weiß wirkt zart und weiblich, wenn es mit weichen Farben kombiniert wird. Diese Erkenntnis schließt direkt an meinen ersten Tipp an: Weiß braucht zarte Übergänge. Deshalb ergibt sich aus meinem ersten Tipp auch direkt der zweite Tipp:
Weiß sieht großartig mit Pastellfarben aus.
Pastellfarben sind in der Regel puderig, sie enthalten einen starken Weißanteil. In der Regel enthalten diese Farben Zink oder aber auch Kalk und diese beiden Materialien streuen das Licht. Das Ergebnis ist ein Effekt, der für das Auge zart und weich wirkt.

Das Licht als Gegengewicht…..

Weiß ist der natürliche Gegenspieler von Dunkel und Schwer. Weiß wirkt generell licht, leicht und substanzlos. Und dies sorgt selbst in düsteren Bildern für eine gute Stimmung.

Tine Klein Venedig, Aquarell, Tutorial malen lernen und die Farbwirkung von weiß.

Weiße Zuckerwatte wirkt wie ein Hauch von Nichts und trotzdem hat sie die gesamte Anzahl an Kalorien, die ein ausgewachsenes Power – Weib am Tag braucht. So viel zu optischen Täuschungen. Diesen Täuschungseffekt können wir wunderbar in der Malerei einsetzen.
Natürlich geht es in der Malerei nicht um Kalorien, sondern um Licht. Trotzdem entfaltet das Weiß hier genauso seine Macht, da es so leicht und hell wirkt, können wir es benutzen, um schweren oder dunklen Motiven eine Leichtigkeit zu geben.
Ich möchte euch die am heutigen Bild erklären.
Viel weißes Papier-wirkt freundlich und hell
Es ist ein luftiger, heller Tag, Trotzdem hängen dunkle Regenwolken am Himmel, die Stahlbrücke ist dunkel und die Bäume und Häuser vom Regen noch dunkel und nass. Würde man das Motiv so malen, wie die Farben im Original sind, dann würde auf dem Blatt kein schöner Nachmittag am Fluss entstehen, sondern eine dunkle, depressive Regenstimmung. Die Farben der Objekte im Bild geben nicht wieder, dass die Sonne durch die Wolken gebrochen ist. Wenn man die Stimmung und das Wetter korrekt wiedergeben möchte, muss man zu einem Kunstgriff greifen. Man muss eine große weiße Fläche ins Bild einfügen. Die Wirkung der hellen Farbe führt dann dazu, dass der Betrachter des Bildes das Licht wahrnehmen kann. Die psychologische Wirkung von Weiß führt dazu, dass unser Bild nicht trübe wirkt.
Gegenfrage: Würde ein freundliches und helles Grau nicht genauso wirken? Grau steht für Tristesse, für trübe Gefühle, Unfreundlichkeit und auch für den Anfang der Dunkelheit.
Schau einmal, was ein freundliches und helles Grau aus diesen Bild macht:
Grau macht trüb.
Der Weg ist weg, nun glitzert der Rhein. Eine völlig andere Bildaussage.
Ich glaube schon, dass man sagen kann, dass das Weiß die perfekte Unterlage für dunkle Farben ist. Einerseits wirken die dunklen Farben durch das Weiß noch kräftiger, andererseits erhält das gesamte Bild aber eine Leichtigkeit.

Weißes Papier perfekte Unterlage…

Oft werde ich im Unterricht gefragt: Muss ich eigentlich noch einen Himmel malen? Oder: Muss ich noch die Straße malen? Die Antwort ist:  In der Kunst muss niemand etwas. Im ersten Moment sehen größere weiße Flächen vielleicht ungestaltet aus. Dies liegt natürlich an der psychologischen Wirkung des Weiß, das dir beim Arbeiten sagt:“ Hey, ich bin doch noch so leer!“

Mein letzter Tipp für heute:

In puncto weißes Papier wir uns gerne wie die wildgewordenen Jäger. Nicht alles,  was Weiß aufblitzt, muss sofort erschossen werden. In Bildern sind mit dunkler Farbe geladene Pinsel genauso gefährlich wie Gewehre, denn sie töten die Leichtigkeit. Gerade jetzt, in der dunklen Jahreszeit, ist es wichtig, dass genug Weiß im Bild stehen bleibt.

Behandelt die weiße Farbe auf dem Blatt wie die selten gewordenen weißen Tiger. Denkt immer dran: “ Die sind selten und stehen unter Naturschutz!“

Ein bisschen Weiß muss stehen bleiben:

Weißes Papier und sanfte Lasuren wirken interessant.

Ich wünsche dir ein wundervolles Wochenende

Liebe Grüße Tine

 

Danke an die wundervollen Menschen die regelmäßig Spenden. In Deutschland waren die Kurse durch die Hygiene-Konzepte so klein geworden, das man nicht mehr rentabel arbeiten konnte. Nun gibt es gar keine Kurse mehr in Deutschland. Eine verrückte Zeit, deshalb sind eure Spenden gern gesehen. Insbesondere allen Corona -Geschädigten z.B. aus Kultur und Gastronomiewünsche ich viel kostenlosen Lesespass.

An fettes Danke schön an die Menschen die euch, den kostenlosen Lesespass ermöglichen:

Marie-Therese Pfyffer, Susanne Binder, Erich Kürsteiner, Claudia Hertfelder, Roland Engert, Tanja Hammer, Marion Schatz, Marion Valentin,

Sabine Mund-Schmidt, Christa Knaack, Marlies Zücker

Und Danke vielmals,  für eure zuckersüßen Nachrichten.

 

Naturstudie: Inspiration seit Urzeiten

Tine Klein Herbst Baum, Licht., eine naturstudie in Aquarell.Kastanienbäume

Eine verrückte Zeit 

Ein merkwürdiger Sommer geht zu Ende. Viele von uns können dieses Jahr nicht ihren liebgewonnenen Gewohnheiten nachgehen.

Auf jeden Fall haben dieses Jahr meine Hände mehr Alkohol gesehen als meine Leber!

Ich finde diese Zeit irgendwie merkwürdig, es scheint vielen Menschen so zu gehen, dass sie ihr altes Leben vermissen. Die Folgen sind manchmal verrückt. Ich bekomme lauter merkwürdige Leserbriefe. Diese Beiträge blockiere ich,  um euch nicht zu belästigen.

Manchmal ist es zum Brüllen lustig, von der Frau die meinen Körper verwöhnen will, damit ich dann gestärkt durch die Coronazeit gehen kann. Über indische Doktoren, die angebliche Wundermittel gegen Corona haben. Wenn man Geld bezahlt hat, ist man gesegnet und ist dann immun, wer es glaubt, wird selig. Oder ich soll zum wetternden Wutbürger werden, weil der Test der Sirenen von einer verschworenen Gruppe von Politikern zum Verunsichern der Bevölkerung benutzt würde.

 

Seht mich nun die Hände über den Kopf zusammenschlagen? Mensch, man testet Sirenen, damit die im Notfall funktionieren!

Aber die neuen Zahlen mit 4000 Neuerkrankten am Tag in Deutschland, verstören viele Menschen. Das versuchen Schwindler zu nutzen.

Ich weiß nicht,  ob Corona-Angst das Gehirn erweicht. Die drei Heiratsschwindler,  die mich letzte Woche per Mail versuchten zu erreichen, lächelten mich als braun gebrannte Sexmaschinen mit kleinem Hündchen vor dickem Auto an!

Himmel, igitt, es gibt so viele gute Dinge,  wir brauchen echt nicht verzweifeln und wir brauchen auch keine Heiratsschwindler.

Ich bin auch wehmütig und möchte dringend mein altes Leben zurück,

denn im Oktober gehe ich normalerweise ein paar Wochen mit Rucksack auf Fernreise und treffe mich mit Malern in aller Welt. Oh jehhhh, Wehmut!

Dennoch muss man sich mal in den Hintern treten und sich klarmachen, dass es so viele wundervolle Dinge gibt, die wir vernachlässigen.
Die guten Dinge liegen nämlich direkt vor unserer Haustür.
Manchmal liegen sie uns auch zu Füßen, wie Kastanien.
In den Situationen, wo man seinem alten Leben hinterher jammert, muss man sich klarmachen, dass man die Augen auf das Positive richten sollte.
Es macht viel Spaß, sich einfach einmal die Dinge in der Umgebung anzuschauen.
Wann hast du dir das letzte mal Zeit genommen, Kastanien zu sammeln? Ihren Geruch zu riechen? Diese Dinge tun wir in der Kindheit, aber sie tun uns auch als Erwachsene gut.
Wusstest du, dass Kastanienschalen fast weiß sein können, wenn sie vom Baum fallen?  Die Schalen riechen nach nichts und die Blätter nach frisch geschnittenen Tulpen! Ich stelle mir lächelnd vor, dass sie so viel besser riechen als Heiratsschwindler mit aufdringlichem Parfüm. Übrigens, die Schale platzt in 3 Teile, wenn die Kastanie vom Baum fällt. Dieses Wissen ist total unnütz, so nützlich wie gestärkte Unterhosen und doch macht es die Seele stark!
Die Beobachtung des Einfachen und Schönen hat eine enorme Kraft. Das lädt Batterien auf.

Naturstudie, gut für die Seele

Wir hatten jetzt drei Wochen Dauerregen, und natürlich denke ich:

„Ach, was wäre das  schön, wenn ich meinen Bauch in Thailand in die Sonne halten könnte“. Das ist besonders witzig, weil ich den ganzen Sommer über die elende Hitze gestöhnt habe“.

Die Naturstudie ist so unglaublich gut, weil sie die Augen auf das Positive fixiert, sie reibt uns die Schönheit der Natur unter die Nase.

Naturstudie das beste Mittel gegen Schlecht- Wetter-Blues.

Es tut der Seele gut, wenn man schöne Dinge sieht, ohne dafür riesigen Aufwand treiben zu müssen. Oft ist uns gar nicht klar, wie sehr es uns erschöpft, viel zu viel Aufwand zu treiben. Es entschleunigt enorm, einen Sonnenstrahl zu nutzen, sich unter einen Baum zu setzen und etwas Schönes zu malen.

Meine Empfehlung für diese Woche:

Aufhören zu jammern und mehr genießen!

Eigentlich glaubt man doch, nichts ist so langweilig wie das Bekannte.

Der Zauber der kleinen Dinge!

 

 Man lernt, die kleinen Dinge und Alltägliches zu sehen und zu schätzen.
Das Bekannte hält beim genauen Hinsehen Überraschendes bereit.
Es kann eine sehr große Inspiration sein, seinen Blick einmal auf das Kleine zu richten.
Ein paar Steine, ein paar Blüten oder ein Blatt.
Naturstudie mit einfachem Material, Tine Klein, Kastanien mit Pinselstift.
Die Schönheit zu sehen, beruhigt enorm, und während Corona hat es den riesigen Vorteil, dass man bei schlechtem Wetter sein Motiv in der Hosentasche mit nach Hause nehmen kann. Auch auf dem Schreibtisch macht die Naturbeobachtung und die Studie der Natur noch Spaß.
Die Kastanien sehen aus wie kleine Marssonden die krabbeln können!

Wenig Material, viel Gewinn

Die Naturbeobachtung kostet nichts, der eigentliche Prozess findet im Gehirn statt. Das Erkennen und Sehen bereichert uns. Man sieht plötzlich vieles, worauf man vorher nicht geachtet hat.

Selbstverständlichkeit macht blind

Das ruhige und genüssliche Erkennen sorgt dafür, dass jede Menge Druck von einem abfällt. Entschleunigung heißt das, und viele Menschen bezahlen viel Geld, um dies zu lernen. Die ruhige Beobachtung, die sich beim Zeichnen einstellt, ist das Gleiche wie Meditation. Sie beruhigt die nervösen Nervenzellen und hilft dem Menschen, ruhig und ausgeglichen zu sein. Hört sich an wie eine billige Werbung, ist jedoch altbekannt und wird in fast jeder Reha-Klinik benutzt.

Normalerweise würde sich das Wellness Urlaub nennen und man würde dafür viel Geld bezahlen.

Also machen wir mal in Zeiten von Corona Wellness mit Stift vor der Haustür.

Schreib mir doch mal in den Kommentar, was das Schönste war, das du beim Hinschauen gesehen hast. Orte und Motive sind bei der Naturstudie unendlich. Das Motiv kann überraschend einfach sein, schon ein paar Pflastersteine können extrem interessant sein.

W.arum ist einfaches Material dabei am besten?

Die Antwort ist ganz einfach, einfaches Material hilft dir, dich auf das Objekt zu konzentrieren. Wichtig ist die Beobachtung, am besten ist es, wenn du das Material vergisst.

Kunstmaterial:  Modewellen und Schnick Schnack

Ich selber liebe es, ein Taschengeld für Kunstmaterial auszugeben. Mein Mann lacht immer, wenn ich noch wie ein kleines Mädchen vor jedem Papiergeschäft oder einer Papeterie stehen bleibe und mir die Nase an der Scheibe platt drücke.

Doch das ganz Einfache ist oftmals das Beste zum Zeichnenlernen.

Bleistift und Papier, ein paar Buntstifte oder ein einfacher Filzstift genügen vollkommen, um tolle Naturstudien zu machen. Man braucht dafür nicht aufwändiges Material, denn das Herumspielen mit dem Material würde einen viel zu sehr ablenken. Wenn man das Material nicht kennt, dann geht leicht etwas schief und man bekommt Stress.

Der Sinn von Naturstudien ist allerdings, dass man sich etwas in Ruhe anguckt, deshalb ist es umso besser, wenn das Material nicht von der Beobachtung ablenkt. Man braucht keine neumodischen Gelstifte, keine hypermodernen Farbstifte oder sonst irgendetwas.

Je einfacher, desto besser!

Das Sakrale des stillen Momentes!

 

Bei der Naturstudie ist die Stille und das Einfache wichtig. Ich fühle mich am wohlsten mit meinem  Skizzenbuch und meinem Füllhalter. Ich schätze auch sehr den Stabilo Filzstift mit seiner feinen Mine. Der kostet 90 Rappen. Auch ganz einfaches und billiges Papier reicht.

Mal ganz davon abgesehen, dass im Moment viele Menschen Geldsorgen haben, merke ich, dass preiswertes Material mich selbst enorm entspannt.

Ich habe nicht das Gefühl, dass ich etwas verderbe, und das macht mich frei! Ohne Druck entstehen die besten Zeichnungen.

Naturstudie: Spielerisch macht glücklich!

Zwei Tipps für das Wochenende:
 
Tipp Nummer 1: Augen auf dem Motiv. Halte die Augen lange auf dem Motiv. Erlaube deinen Händen, eine Weile, ohne Kontrolle zu arbeiten.
 
Loslassen ist das Ziel!
 
Die Endloslinie. Halte den Stift auf dem Papier. Umkreise spielerisch Licht und Schatten. Mache kleine harte Linie, sondern fasse den Stift weit hinten und lass ihn suchend über das Blatt tanzen.
 
Schöne Grüße in den Herbst, probiere es aus. Mit einer Naturstudie setzen wir ein ruhiges Statement gegen die Unruhe. Motto der Woche: Nutze den Sonnenstrahl!
 
Nach Corona gibt es fette Küsse für alle meine Lieben. 
 
Tine
Jeder Blog ist extrem viel Arbeit, nicht nur Schreiben, sondern auch Fotos machen. Gerade die Guides wie letzte Woche brauchen Zeit. Hilf mit! Gib mir die Möglichkeit, jede Woche ein schönes Angebot für euch zu gestalten.


Mehr zum Thema Zeichnen lernen.

https://www.youtube.com/watch?v=_8i_Z8ry9-Y&t=18s

https://www.youtube.com/watch?v=_8i_Z8ry9-Y&t=18s

Draußen Malen – Tipps für die Pleinair Malerei

Treffen im Merian Garten. Danke an Juanita für das Fotografieren.

Draußen malen

 

Der Merian Park in Basel ist wunderschön, erst gegen Mittag reißt der Himmel auf und offenbart eine glitzernde Welt voller Farben!

Plötzlich kommt ein Teenager, setzt kommentarlos ihre zwei kleinen Brüder mit lärmenden Spielkonsolen neben mich auf den Rasen und verschwindet. Knutschen hinterm Busch, praktisch, wenn da eine Malerin rumsitzt!
 
Oh liebe Konzentration, nun bist du weg!
 
Draußen malen ist weiß Gott schwerer als am Schreibtisch! Unter Entschleunigung hatte ich mir was anderes vorgestellt. Ich komme mir vor wie Inspektor Dreifuß, ich fühle leichtes Zucken unterm rechten Auge. Ich weiß natürlich, ich darf auf einer öffentlichen Rasenfläche zwei kleinen Kindern nicht die Spielkonsolen wegreißen, um dann hollywoodreif darauf rumzuhopsen, aber das Bedürfnis danach wird quälend stärker!

Draußen malen lohnt sich!

„Ach wirklich?“, hätte ich in diesem Moment gerne gebrüllt!

Draußen malen bedeutet jede Menge Unwägbarkeiten. Mal ist es so heiß, dann ist es zu kalt und an anderen Tagen regnet es. Manchmal nerven die Leute oder dein Motiv steht auf und läuft weg, und trotzdem lohnt es sich, draußen zu malen. Warum?

Jeder, der seinen eigenen Stil entwickeln will, muss die Welt selbst beobachten, denn in Fotografien steckt eine ganze Menge des Fotografen. Kunst ist eine sehr persönliche Sache. Wenn man die Welt betrachtet, dann steht dahinter die bedeutsame Frage, wie sehe ich das?

Draußen malen überfordert natürlich, man sieht viel mehr, als man für ein Bild benötigt.
Die Welt ist viel zu schön, um sie aus Fotos anderer Menschen zu erleben. Das Erleben und Erfahrung sammeln sind genussvoll oder auch einmal nervig, und genau das macht gute Bilder. Es ist eine schöpferische Kraft. Man macht keine Erfahrungen, wenn man auf Instagram nach einer stereotypen Malvorlage stöbert.
Am Schreibtisch wirst du nicht sehen, wie die Sonne Gegenstände im Laufe des Tages verwandelt, und diese Beobachtungen werden dir fehlen, um ein großartiger Maler zu werden.
Und mal ehrlich, ist es an deinem Schreibtisch so schön?
Draußen malen Tipps von Tine Klein. Aquarell zeigt eine Scheune in den Merian Gärten Basel. Aquarell mit Tonwertstudie, Blog-Herz-der-Kunst

Tipps für die Plein Air Malerei

Erfolgreich draußen malen heißt: griffbereit, gemütlich und  und ins Leben muss es passen.

Wenn es immer nur Probleme gibt: Wie soll ich das transportieren? Die Zeit fehlt! Und die Familie nervt es, dann klappt es nicht.

Einfache Lösungen müssen her.

Deshalb beschränken sich die meisten auf sehr minimalistisches Material. Meistens benötigt man nicht mehr als ein kleines Skizzenbuch und einen Stift.
Wer jedoch gerne mit Aquarell, Gouache oder Öl arbeitet, den wird dies nicht befriedigen.
Doch auch hier gilt, es gibt jede Menge gute und einfache Lösungen, die in jedes Leben passen.

Transport

Was wirklich nervig ist an der Malerei, ist der Transport der benötigten Dinge.
Es fängt bei der Kleidung an, Jacke, Sonnenschutz und Hut.
Dann braucht man natürlich noch eine Sitzgelegenheit, das Kunstmaterial und eine Herde Kamele, um den ganzen Kram zu tragen.
In den sozialen Netzwerken findet man jede Menge Lösungen für die Pleinair Malerei. Viele dieser Lösungen sind einfach und praktisch, andere sind der absolute Wahnwitz. Man findet alles vom kleinen Täschchen bis zum umgebauten Lkw als Outdooratelier.

Im folgenden Link seht ihr Menschen, die mit ihrer Staffelei oben auf dem Auto stehen.

https://www.marcdalessio.com/getting-high/

In diesem Link seht ihr, wie sich jemand sein Fahrrad zu einem ganzen Atelier ausgebaut hat.

https://moynahanstudio.blogspot.com/2015/08/artist-bike-easel-and-stroller-easels.html

So weit wollen wir es jedoch nicht treiben. Es gibt ein paar einfache Tipps zum Transport von Kunstmaterial. Ich habe eine abschließbare Metallkiste, die auf mein Fahrrad passt.

 

Die Metallkiste ist gepolstert, damit das Kunstmaterial darin nicht rappelt. Die Kiste ist so gross, dass ich darin ohne Probleme Jacken, Sonnenschutz, Hut, Pinselpapier und eine Art Malplatte aus Plexiglas verstauen kann.

Ich finde es wichtig, dass die Kiste abschließbar ist, denn so kann ich den ganzen Kram auch einmal unbeaufsichtigt lassen. Ich kann Kaffee trinken gehen oder einfach etwas anderes mit der Familie machen.

Diese Kiste kann ich auch von meinem Fahrrad abnehmen und dann als Tisch benutzen. Die Kosten dafür sind überschaubar. Die Kiste ist eine normale Alukiste aus dem Baumarkt, wie sie Handwerker benutzen. Sie ist dann auf einen Schnellverschluss für den Gepäckträger montiert, auch dieser ist abschließbar.

Die Alukiste steht bei mir gepackt im Atelier, d. h. wenn ich los will, muss ich sie einfach nur greifen. Das ist die Garantie, dass man es auch tut.

Dadurch, dass meine Kiste auf dem Fahrrad montiert ist, brauche ich mir auch keinerlei Gedanken über das Gewicht meines Kunstmaterials zu machen.

Außerdem entsteht eine Art Staffelei. Das Fahrrad steht durch den Ständer schief. Dies ist kein Nachteil, sondern ganz im Gegenteil ist die Neigung des Papiers eine Garantie dafür, das Nass-in-Nass-Techniken klappen. Wichtig,  es entsteht Ablagefläche auf dem Fahrrad. Wenn man gerade keine Mauer hat,  ist dies sehr hilfreich,

Plexiglas-Stegplatte:

Eine  Plexiglasstegplatte bekommt man in jedem Baumarkt, die muss man dann allerdings schneiden lassen, weil sie als Vordächer gedacht sind.

Die Stegplatten bestehen weitgehend aus Luft, d. h. sie wiegen nichts, Sie sind trotzdem extrem stabil. Baut man sich daraus eine Sammelmappe, ist dies enorm praktisch. Einerseits kann man darin gefahrlos Papier transportieren, ohne dass man einen schweren Block mitnehmen muss. Andererseits kann man das Papier auf der Platte bemalen, sodass man immer eine feste Unterlage mit sich führt.

Gemütlich ist wichtig beim Draußenmalen.

Ein bei mir niemals wirklich gelöstes Problem ist der richtige Stuhl für das Draußenmalen. Ich besitze nicht nur einen Pleinair Stuhl, sondern eine ganze Sammlung.

Dabei habe ich gute Stühle gefunden, aber auch einige Folterwerkzeuge. Ein Klappstuhl für Jäger mit Rucksack sieht sehr toll aus, aber das Rohr des Klappstuhls drückt nach und nach die Blutzufuhr in die Beine ab, sodass nach dem Malen nur das Nach-Hause-Kriechen möglich ist.

Ein chinesischer Fischerstuhl war eine geniale Lösung, klein, leicht und in Sekunden zusammenklappbar, jedoch bricht dieses Modell regelmäßig zusammen, weil es so schlecht verarbeitet ist.

Ich habe einen sehr genialen Campingstuhl, der absolut gemütlich ist, jedoch übersteigt der Zusammenbau die geistigen Kräfte des Künstlers.

Hier mein Lieblingsstuhl: Ein Fussbänkchen, aufgebaut in 1 sec und es lässt sich ganz flach in die Tasche stecken.

Der Aquarellist braucht beim draußen Malen Mini-Stühle:

Warum? Wer aquarelliert, braucht einen Arbeitsplatz, der die Technik unterstützt.

Es ist sinnvoll, auf dem Boden zu arbeiten, hier kann man das Papier schräg stellen.

Ich lege die Wasserflasche unter mein Malbrett, und schon hat sie die richtige Neigung.

Wasser, Malkasten, Pinsel, Lappen und Stifte liegen in Griffweite auf dem Boden, deshalb sind kleine Hocker praktischer als große!

Hohe Stühle sind besser für Zeichner geeignet und meist auch leider schwerer.

Hier meine Top 3:

Alle 3 sehr leicht und flach, alle Hocker passen in eine normale Einkaufstasche. Mein Favorit ist der Grüne, Marke unbekannt, lässt sich in 3 sec aufbauen, wiegt 300 Gramm. Leider ist er zu hoch zum Aquarellieren und er kippt, sobald das Gelände nicht gerade ist, schade! Am Robustesten ist das Kinderfußbänkchen, Aufbauzeit 1 sec, super fürs Aquarell, weil man an alles, was auf der Erde liegt, heran kommt.
Der rote Uno! Geniales Ding! Man kann ihn zum Sessel aufbauen oder zum Tisch. Wirklich bequem und isoliert gut. Das Manko, ich muss jedes Mal überlegen, wie man das Ding aufbaut. Ich brauche 2-3 Minuten auch für den Abbau. Meine Empfehlung für alle mit Rückenproblemen.

 

Familientauglich und la dolce vita:

Draußen malen Tipps von Tine Klein. Bildzeigt Villa in den Merian Gärten Basel

Draußen malen Tipps von Tine Klein. Aquarell zeigt Villa in den Merian Gärten Basel

Am besten passt das Draußenmalen ins Leben, wenn es auch den andern Spaß macht. Meine Empfehlung ist: la dolce vita!

Zum Malen gehört auch die Pause.

Wenn wir losziehen, dann male ich meistens an Plätzen, die auch meiner Familie und meinen Freunden Spaß machen. Picknickdecke, Picknickkorb, gekühltes Bier begleiten uns genauso wie Badeanzug und Handtuch.

Gin Tonic schlürfen am Rheinufer, dann wird das Malen auch mal zur Nebensache.

Oder so wie hier beim Sketcher -Treffen: ein kleines gemeinsames Päuschen:

Vielen Dank an alle, war ein toller Sonntag. Hope to see you soon 🙂

Ich glaube, der größte Trick bei der Pleinair Malerei ist, dass es Spass machen muss! Wir feiern wie die Impressionisten die Sommerzeit.

Was Spass macht, passt ins Leben.

Ich danke allen, die ab und an Spenden! Merci vielmals, dadurch kann ich den Blog jede Woche anbieten.


 

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Urban Sketchers Dreiländereck

Hier geht zum Blog:

Urban Sketchers Dreiländereck/Pays des Trois Frontières

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Farben sehen – Wissen für Maler!

Basel, Dufourstrasse am Flanagans, Aquarell von Tine Klein Atelier Herz der Kunst in Basel, Tutorial zum Thema Farben sehen

Wie wir Farben sehen!

Wer gute Bilder malen möchte, muss wissen, wie das Auge funktioniert.
Sehen ist ja das A und das O.
Den wenigsten von uns ist klar, dass es keine Farbe gibt, wenn kein Licht vorhanden ist.
Jetzt werden einige breit grinsen und sagen:
“ Na klar! Im Dunkeln sind alle Katzen grau.“
Aber ist dir klar, dass dies eine bahnbrechende Erkenntnis ist?
Natürlich können wir nicht sehen, wenn es dunkel ist, nicht nur weil es dunkel ist, sondern weil:
“ Die Farbe das Licht ist!“
Das Licht fällt auf einen Körper und der Gegenstand verschluckt dann einen großen Teil der Wellenlängen. Farben sehen heißt also: Licht sehen.
D. h. Die Banane wird gelb, weil sie alle anderen Farben frisst (absorbiert)!

Das Auge braucht zwei verschiedene Rezeptoren,  um zu sehen

Diese nennt man Stäbchen und Zapfen. Die Stäbchen messen die Wellenlänge und die Zapfen messen das Licht. Das Sehen braucht also beides!
Auch wenn wir zwei verschiedene Rezeptoren haben, das Licht bleibt also jederzeit mit der Farbe verbunden.
Viele noch etwas unerfahrene Maler versuchen die Farben eines Bildes abzubilden und vergessen dabei das Licht.

Auf einem Auge blind

Wenn wir nun das Licht im Bild vergessen, dann ist das ganze Bild nur noch halb so interessant. Du behandelst seinen Betrachter dann wie ein einäugiges Huhn, das findet zwar auch mal ein Korn, aber toll ist das nicht.
Das Licht ist der große Vergleichsmaßstab des Auges.
Deshalb möchte ich euch nun mal ein paar Tricks verraten, um großartige Bilder zu machen.

Licht,  der Vergleichsmassstab – die Folgen für das Farbensehen:

Da das Licht der Vergleichsmaßstab ist, hat das natürlich Folgen für unsere Malweise.
Wenn wir dem Auge einen Vergleichsmaßstab bieten wollen, dann ist es sehr sinnvoll, dem Auge das obere Ende des Vergleichsmaßstabes und das untere Ende des Spektrums zu zeigen, d. h. Bilder,  bei denen nicht an hell und dunkel gedacht wurde, bleiben immer etwas öde.
Auch wenn es unendlich schwer ist, es ist sehr sinnvoll:

Weiß stehen lassen!

Wer etwas Weiß im Bild stehen lässt, hat schon viel gewonnen,

Das entstehende Bild winkt dann sozusagen mit der weißen Fahne, und dies heißt für das Auge:
 
Hey, du blindes Huhn, hier ist das Licht!“

Schatten für das Licht!

 
Licht und Schatten sind Liebende.
 
Licht und Schatten kleben aneinander, wo viel strahlendes Licht ist, da ist immer ein tiefer Schatten.
 
Denkt doch einmal an euren Urlaub am Mittelmeer, die Plätze und das Meer sind Licht überflutet, oft ist man enorm geblendet. Tritt man jedoch in eine der engen Gassen, sind diese so gebaut, dass sie erholsamen Schatten spenden.
Es scheint fast so, als würde es dunkler werden, je heller das Licht ist. Das ist doch ein Paradox, oder?
Nein, denn es liegt an unserem Auge. Das Auge hat zwischen Hell und Dunkel einen Vergleich, merkt es dies, so macht es das Helle heller, um dir die Information zu geben, dass dies wirklich sehr hell ist.
Gibt es keine Dunkelheiten, hat das Auge gar keinen Vergleichsmaßstab und die gleiche Farbe wirkt aussagelos.
D. h. in der Nähe von Dunkelheit strahlen helle Farben viel Licht ab.
Dies ist natürlich genauso, wenn keine Dunkelheit vorhanden ist, das Auge kann es nur nicht bemerken.

Mein Maltipp für heute: Die Licht- und Schattenlasur:

Wenn wir doch wissen, dass das Auge zwei verschiedene Rezeptoren hat, dann sollten wir dies beim Malen auch berücksichtigen.
Die erste Lasur ist in der Regel für die Farbe.
Zeichner gehen teilweise etwas anders vor, sie zeichnen die Dunkelheit mit dem Stift und legen dann die Farbe oben drauf.
Gehopst wie gesprungen, eine Lasur für die Farbe, die andere für die Dunkelheit.

Wichtig ist, dass du bedenkst, dass man Helles und Dunkles trennen muss, damit der Vergleichsmaßstab erhalten bleibt.
In einer Phase malst du nur helle Farben, in dieser Lasur legst du nur schöne, strahlende und klare, helle Farben an.
Du schlägst dir rigoros auf die Finger, sobald du versuchst, alle weißen Stellen zuzumalen.

Meine sehr ernst gemeinte Empfehlung zum Schutz des Lichtes:

Schaffe dir einen kleinen, freches Teufelchen an, in Lack und Leder und natürlich mit Peitsche. Der wacht 10 cm groß neben deinen Pinseln.
Jedes Mal, wenn du versuchst, Licht zuzumalen, oder wenn du schöne, klare Farben zusammenmatschst, dann knallt er die Peitsche und „Zack!“ gibts was auf die Pfoten.
Jetzt wirst du sagen:“ Igitt, so ein kleines Mistvieh auf dem Schreibtisch wäre eine Zumutung!“
Deine Augen jedoch würden dir sagen: “ Ahhhhhhh! Wunderbar, das erste Mal wurden meine Augen mit herrlichem Licht gekitzelt. Ich finde, du solltest öfter mal mit der Peitsche bedroht werden!“

Die letzte Lasur ist für den Schatten:

Schau mal ins Bild, genauso wie die Augen trenne ich Licht und Schatten. Farbensehen braucht eben beides, Licht und Farbton.

Basel, Dufourstrasse am Flanagans, Aquarell von Tine Klein Atelier Herz der Kunst in Basel, Tutorial zum Thema Farben sehen

Ich trenne die Lasuren, weil ich möchte,  dass das volle Spektrum von Licht für das Auge sichtbar wird.

Du siehst, die erste Lasur war die pure Farbe. Die letzte Lasur ist die Dunkelheit.

Dadurch werden die Bilder toll.

Siehst du es nun im Bild?

Stell dir mal vor,  wie erfolgreich ich als Mallehrerin wäre, wenn ich meinen Schülern so einen kleinen Peitschenschwinger in rotem Lackleder auf den Schreitisch stellen könnte.

„Patsch!“… „Autsch“. Tine sagt, du darfst das Licht nicht töten!“

Ich wette,  nach 30 Sekunden im Atelier:

Autsch, Autsch, Autsch , Autsch!!!……………….AUuuuuuuuTSCH!

Achtung, Farb- Security! Farben sehen und sichtbar machen, braucht Disziplin!

Ich befürchte, ich würde  oft genug selbst ein paar Hiebe auf den Hintern bekommen!

Liebe Grüße ins Wochenende, probiert es mal aus, aber erst mal ohne Peitsche…kicher!

Tine

 

Ach, Kunst ist Arbeit!  Wer kann, darf den Blog unterstützen!




 

Weiterlesen bei Tine zum Thema Sehen:
Mehr Infos zum Sehen:

 

https://www.br.de/radio/bayern2/sendungen/radiowissen/mensch-natur-umwelt/farbensehen-reflexion-absorbtion100.html

 

 

Johannes Itten – Vierklang

Basel, Aquarell, Tutorial Vierklang Johannes Itten., Basel Dufourstrasse

Johannes Itten:

Farbtheorie kann einen in den Wahnsinn treiben. Farbe ist am schönsten, wenn man sie mit Bauchgefühl malt.

Wissen ist Macht! … Nichtwissen macht auch nix!

Stimmt nicht! Denn das macht schlammige Farben.

 Welche Farben sehen zusammen ist toll aus?

Das Wissen dazu bietet Johannes Itten. Der Schweizer Johannes Itten hat in den zwanziger Jahren am Bauhaus in Weimar gelehrt.  Ich glaube er war einer der Lehrer meines Großvaters. Dem Beruf von Johannes Itten kann man gar nicht so einfach angeben. Ähnlich wie bei mir, irgendwas zwischen Maler, Kunstpädagoge und Kunsttheoretiker.

Johannes von Itten hat sich Gedanken über die Farblehre gemacht.

Hat sich tot langweilig an, ist es aber nicht!
Fast 100 Jahre ist es jetzt her, dass Johannes von Itten am Bauhaus gelehrt hat.
Wenn ihr mich fragt, Johannes Itten hat die beste Farblehre und den besten Farbkreis erschaffen.
File:Farbkreis Itten 1961.svg
Wichtig für uns ist, dass Johannes von Itten wundervolles Wissen entwickelt hat und dieses uns großartig beim Malen lernen helfen kann.
Das Wissen ist wirklich hoch interessant und hilfreich.
Für Anfänger, wie auch für Profis, ist es so ein bisschen wie der goldene Gral.
Das Problem mit dem goldenen Gral ist, dass viele suchen und wenige finden.
Berufstheoretiker können dieses Wissen in so komplizierte Worte fassen, dass man nach dem Lesen eines kurzen Satzes das Gefühl hat man ist besoffen.
Das klingt dann zum heutigen Thema so:
„Vierklang (harmonisch), als Quadrat oder Rechteck im Farbkreis, sieht er als harmonisch an. Dreieck und Viereck können im Kreis rotieren, es finden sich immer harmonische Farbklänge zusammen.“
Na, hast du jetzt den Durchblick?
Wisst ihr was mein Beruf ist? Ich übersetze wundervolles Wissen vom Fachchinesischen ins Deutsche.
Die Lehre von Johannes Itten wird so verpackt wie ein Gebetbuch. Die Lehrsätze sind unangreifbar und werden einfach nicht erläutert. Man muss sie einfach glauben.
Zum Teufel! Ihr müsst nichts glauben, ich werde euch jetzt erläutern was das ist und wieso  es so harmonisch wirkt.

Vierklang ist keine Pizza?

Sondern ein klasse anwendbares Farbschema. Der Vierklang wird auch Tetradisches Farbschema genannt. Nur so zur Information.

 

Definition: Im Farbkreis werden 4 Farben durch ein Rechteck verbunden. Es ist egal wie die Farben im Farbkreis liegen.

Was passiert dadurch? 2 Komplementäre Farbenpaare werden miteinander Kombiniert.

Komplementäre Farben liegen im Farbkreis genau gegenüber, Das heißt ihre Wellenlängen sind extrem weit auseinander das Kitzelt das Auge, Bilder werden dadurch lebhaft. Das Auge findet diese Kombinationen am aller interessantesten.

Die Farben, die auf der gleichen Seite des Farbkreises liegen, bilden schöne und harmonische Mischfarben.

Das Geheimnis dieser Farbkombinationen ist eine ausgewogene Mischung aus Spannung und Harmonie.

Farbkombinationen des Vierklangs:

Tetradische Farbharmonien funktionieren , weil man zwei warme und zwei kalte Farben verwendet. Das kitzelt das Auge, da die Wellenlängen weit auseinander sind.

Kombinationen gibt es viele, es funktioniert nicht nur als Viereck, sondern auch schlanke Rechtecke im Farbkreis funktionieren wunderbar.

Die Farben ausbalancieren:

Eine Methode ist es, eine der vier Farben als dominant zu wählen, um den Betrachter nicht mit zu vielen gleichberechtigten Farben zu überfordern. Hier ist ein wenig kompositorisches Geschick gefragt.

Wählt man die Farben sehr klar und ungemischt, wird die Kombination sehr poppig und grell.

Weich wird es, wenn man eine oder zwei Farben in sehr gedämpfter Variante verwendet, für diesen Weg habe ich mich heute entschieden.

Basel, Aquarell, Tutorial Vierklang Johannes Itten., Basel Dufourstrasse

Stecken wirklich 2 komplementäre Paare im Bild? Ja, um das zu bemerken muss man aber zweimal hinschauen.

Das Orange wird ergänzt durch ein ganz zartes Blau. Sieht man unten rechts in der Jacke und hinten im Turm,

Das Blau steckt im Lila. Das erzeugt Verbundenheit und Harmonie. Das Lila ist die komplementäre Farbe zu den Gelbtönen im Bild.

In diesem Bild ist Orange-Gelb Gelbgrün dominant, eine fast analoge Farbkombination. (Analog = Farben die im Farbkreis direkt in einander übergehen; der kalte Gegenpool:  Lila und Blaugrau)

 

Das Bild funktioniert, weil nur eine der 4 Farben eine starke Leuchtkraft entwickelt, das Orangerot! Die anderen Farben arbeiten weich, gedämpft und harmonisch zusammen.

Man merkt der Vierklang funktioniert durch eine raffinierte Mischung von Harmonie und Aufregung.

Vorsicht Falle!

Wählt man die komplementären Farben zu stark, wirkt das Bild wie ein Kindergeburtstag.

Bilder mit Vierklang enthalten 2 komplementäre Paare. Mischt man die Komplementärfarben wird alles grau! Schlamm-Alarm!

Dann wirkt das Bild wie schon einmal gegessene Erbsensuppe!

 

Du darfst alles mischen! Aber die Komplementäre werden nur gemischt, wenn man grau braucht,

Summery: Der Vierklang von Johannes Itten

  • Vierklang: Ein Bild mit 2 Paaren komplementärer Farben.
  • Super interessant: Farben werden dadurch harmonisch verschmolzen.
  • Immer gut, weil dein Bild automatisch kalte und warme Farben hat, das macht es zum Hingucker.
  • Die einzelnen Farben bieten extrem viele harmonische Mischfarben.
  • Die Komplementäre darf man aber nicht unbedacht mischen.
  • Leichter umzusetzen wenn eine der Farben dominant ist
    oder wenn sich eine Grundfarbe durch das Bild zieht.

Viel Spaß, probiert es mal as, versucht es mit Fingerspitzengefühl, hilfreich ist dabei ein Blick in Johannes Ittens Farbkreis. Nehmt das Thema mit Freiheit und Humor, denn Itten hätte sicher nicht gewollt, dass seine Lehre zu kalten Lehrsätzen erstarrt.

Liebe Grüße ins Wochenende

Tine

Alle Farbschemata findet ihr hier:

https://de.wikipedia.org/wiki/Farbschema

Tolle Sendung im Srf! Ein Film über Johannes Itten:

 

Figürlich Malen, lässt die Puppen tanzen!

Story zum Bild: Ein bisschen Wehmut, Abschied vom Zürichsee, ein letztes Mal am Wasser beim Segelverein in Stäfa.

Mein Umzug ist vorbei!  Falls noch jemand mit geschlossenen Fitnessstudios hadert, ich empfehle eine Kiste voll Papier und eine ellenlange Treppe!

Also Tipp eins: Aquarellpapier kann auch als Feinmessgerät fungieren!

Die gute Nachricht! Ich kann jetzt mit den Oberschenkeln Nüsse knacken! Na ja, vielleicht keine Kokosnüsse, aber Erdnüsse! Die schlechte Nachricht, es macht zu schlapp zum Malen.

Was haben mir die Menschen gefehlt!

Der Mensch ist nicht für Käfighaltung gemacht! Wenn ich am Rhein entlang fahre, dann sehe ich, wie glücklich die Menschen über die Lockerungen sind.

Hinauf zu meinem Balkon schalt das leise Lachen der Menschen, ein Geräusch von zusammen sein, Gemütlichkeit und Freude. Wer hätte gedacht, dass so etwas Normales einmal besonders wird? Deshalb eine Einladung zum figürlich Malen.

Menschen Malen ist im Prinzip einfach:

Menschen Malen ist nicht schwer, darüber berichtete ich bereits.  Doch trotzdem ist und bleibt es für viele ein Horror-Thema. Eigentlich nicht verständlich, denn es gibt viele Möglichkeiten um sich dieses Thema zu versüßen und es zu erlernen.

Heute:  Die Schulter lässt die Puppen tanzen

Figürlich Malen: Eine der wichtigsten Methoden für das  ist die Einfachheit.

Bevor man anfängt, sollte man sich locker machen. Keine Ahnung, wie ich meinen Schülern klar machen soll, dass man all die Dinge von denen man Angst hat nicht braucht.

Vielleicht sollte ich sie vor den Malen, einen fetten Joint rauchen lassen und sie dann animieren ums Feuer zu tanzen und laut zu singen, ich brauche das alles nicht!

Ah Moment, das ist dann vielleicht doch eher was für eine Sektenveranstaltung! Die sind ja zu diesen Zeiten Superspreader, gar nicht  gut.

Wenn wir aber ums Feuer tanzen würden, dann würde ich sagen:“Achte  auf die Schultern!“ Die würden die ganze Zeit auf und abhüpfen.

Immer dann wenn sich ein Beim vom Boden lösen soll, bewegt sich zuerst eine Schulter nach oben!

Figürlich Malen für Aquarelle, Urban Sketchings

Heute werde ich euch das Malen beibringen, durch die gute Silhouette. Die Silhouette wird  durch die Schulter bestimmt.  Wer schon mal versucht hat Menschen zu zeichnen, der stellt ganz schnell fest, dass dies chaotischer enden kann, weil ein Mensch aus sehr vielen Bauteilen besteht. Damit machst du dir das Leben unnötig schwer, denn das Gehirn achtet auf andere Dinge!

Zum Beispiel die Stellung der Schultern, wir lesen dadurch was der Andere macht.

Strichmännchen in Aktion:

Die Schulter des Menschen ist ständig in Bewegung. Sie zeigt uns, was los ist.

Hier mein Haupttipp für das figürliche Zeichnen:

Eine schräge Schulter, zeigt Aktion und macht Figuren lebensecht.  Aber oft erkennt man das nicht auf Anhieb. Benutze einen Stift um deinem Auge den Winkel klar zu machen! Achte dabei auch noch auf das  Becken.

Figürliches Malen und Körperhaltungen erkennen:

Aktionen zeigen durch die Schulter,  manchmal reicht ein bisschen.

Figürlich Malen, die Schulter lässt die Puppen tanzen! Tutorial deutsch. Worauf es beim menschen malen ankommt.

Das Paar schaut auf das Wasser. Er sagt etwas und lehnt sich ein wenig zu ihr.

  • Ein guter Tipp für Zeichner, beim Sprechen neigen sich die Schultern zueinander. Wie man im Bild sieht, ist das gar nicht viel, eine kleine Neigung reicht um es Aussagekräftig zu machen. Wenn wir nicht darüber sprechen würden, würdest du diese Neigung nicht sehen.

Es gibt aber noch weitere Tricks wie man bei, figürlichen Zeichnen  die Schulter einsetzt.

  • Etwas schiefe Schultern plus ungleichlange Beine erzeugen sofort das Gefühl das die Person geht. (Schau dir die linke Gruppe an.)

Am besten sieht es aus wenn man ein Bein einfach kürzt, oder sich die Beine unten kreuzen, dann bekommt man das Gefühl von einen Fuss vor den anderen setzen. Auch der ältere Herr, in der Mitte, der den Berg herab geht, setzt einen Fuß vor den anderen. Seine Schulter ist geneigt, denn er geht.

Tipps und Tricks figürlich Malen Tine Klein, Tutorial deutsch

  • Je schräger sie Schulter desto dynamischer und schneller die Gangart.

Schau dir mal die recht Figur der linken Gruppe an, die läuft geschwind durch die starken Winkel von Schulter und Hüfte.

Der häufigste Fehler beim figürlichen Malen:

Merke: Fatal sind gerade Schultern in Kombination mit sehr geraden Beinen. Dann sieht die gemalte Figur schnell aus wie ein Kastanien – Männchen. Eine Figur die so im Bild steht, ist kaum noch zu retten, weil sie nach Kinderzeichnung ausschaut.

Auch wenn wir stehen, spielen wir mit den Beinen. Knicke oder leichte Krümmungen , sogar O-Beine, sind besser als ganz gerade Beine. Warum?

Figürlich Malen, die Schulter lässt die Puppen tanzen! Tutorial deutsch. Worauf es beim menschen malen ankommt.

Klar gibt es auch Körperhaltungen wo der Körper vom Menschen zentriert wird. Wir verlagern unser Gewicht auf beide Beine wenn wir angegriffen werden. Oder wenn wir angespannt sind, das nennt man „stramm stehen“.

Vergleich mal die beiden Bilder die Stimmung ist anders, wenn die Schulter gerade ist.

Diese Körperhaltungen geben deinem Bild keine schöne Stimmung. Ein enspannter Mensch spielt und bewegt sich.

Was sind die wichtigsten Tipps ?

 

Oft ist es ein guter Trick, Schultern und Hüften eine leicht gegenläufige Stellung zu geben.

Das sieht man prima bei dem älteren Herren in der Mitte. Diese Stellung ist gerade in Bewegung extrem Aussage kräftig! Wo wird figürlich Malen einfach!

Schulter und Hüfte bilden ein Dreieck. Gegenläufig!

Der Winkel macht die Bewegung:

Schau dir mal die Gruppe an. Die Menschengruppe ist eigentlich ein Witz. Drei Passanten verschwimmen zu einem Klecks. Trotzdem begreift das Gehirn ganz genau das dies Passanten sind. Warum ? Die Grundhaltung simmt.

d.H. ein Winkel ist sichtbar

Man sieht bei der linken Person in der Gruppe den schrägen Hosenbund und das Spiel der Beine. Das reicht dem Gehirn als Information. Das Gehirn liebt solche Bilder, denn es macht ihm Spass nach Mustern zu suchen und sie zu erkennen. Das ist der Grund warum super genaue Bilder oft nicht so beachtet werden wie leicht Abstrakte. Der Spassfaktor für das Gehirn fehlt!

Figürlich Malen, die Schulter lässt die Puppen tanzen! Tutorial deutsch. Worauf es beim menschen malen ankommt.

 

Tipp, lass Schultern, Hüften und Beine schwingen.

Die Vielfalt macht lebendige Bilder.

Ich wünsche euch viel Spass, das Wochenende soll ja wieder sonnig werden.

Die ideale Zeit um Menschen mit Genuss zu beobachten.

Falls dir das alles zu Hoch ist. Hier ist der Blog für Anfänger! Die einfachste Methode um Menschen zu zeichnen:

https://blog.herz-der-kunst.ch/menschen-zeichnen/

Menschen zeichnen

Weiterlesen bei Tine alles rund um den Menschen:

https://blog.herz-der-kunst.ch/menschen-malen-einfacher-als-gedacht/

 

Menschen malen einfacher als gedacht

 

 

 

 

Analoge Harmonie, schöne Bilder leicht gemacht!

Hallo, ihr Lieben,

Tine Klein Aquarell, Zürich, Frauenbadi, Limmat Analoge Harmonie

Heute geht es um die limitierte Palette in der Form der analogen Harmonie, damit möchte ich  das Thema von letzter Woche vertiefen.
Denn leider konnte ich kein weiteres Video drehen, denn das gute Wetter hat einen kleinen Nachteil, Zecken!
Leider habe ich eine infizierte erwischt, und bin ein bisschen schlapp durch das Antibiotika.
Letzte Woche habe ich darüber geschrieben, wie gut es ist, den Kopf einfach frei zu haben, wenn man sich von einer Grundfarbe leiten lässt. Gerade wenn ich ein bisschen schlapp und gestresst bin, dann brauche ich es einfach idiotensicher.
Idiotensicher!  Und schon sind wir bei: analoge Harmonie!
Die wirklich einfachste Art, wunderschöne und harmonische Bilder zu erzeugen, ist die Hälfte des Farbkreises.

Analoge Harmonie, die Hälfte des Farbkreises

Was sind analoge Harmonien? Analoge Harmonien sind Farben, die sich am Händchen halten, d. h. wir sprechen hier über zwei Grundfarben und ihre Mischfarbe, die dazwischen steckt.
Bei der analogen Harmonie kann man so gut wie nichts falsch machen.
Mischt man aus zwei Grundfarben, dann werden die Mischfarben immer automatisch zu den Grundfarben passen. Es wird also nie passieren, dass sich ein Orange mit dem Gelb und dem Rot,  aus dem es gemischt wurde,  beißt.
Einfacher geht es nicht! Das Ergebnis wird ganz supersicher zusammenpassen.
Der kleine Nachteil, die Ergebnisse können enorm unspektakulär aussehen. Alles ist harmonisch, alles ist in Ordnung und doch ist es todlangweilig.
Wird die analoge Farbharmonie falsch eingesetzt, dann wird sie aussehen wie der Nachbar, der sich auch im Privatleben so anzieht,  als würde er morgens zur Buchhaltung gehen.
Die analoge Harmonie muss aber nicht langweilig sein, ganz im Gegenteil, in Meisterhand wird sie zum glitzerndem Superstar.
Der Trick: vielfältig mischen.

Vom Mischen und Kaputtmischen!

Die schönsten Töne erhält man, wenn man klare und transparente Grundfarben miteinander mischt.

Tipp Nummer 1: Mischmuffel tabu

Pfoten weg von vorgemachten Farbtönen. In sehr schönen Farben können sehr unterschiedliche Pigmente stecken. Je mehr Pigmente in einer Farbe sind, desto schlechter lässt sie sich mischen. Das Ergebnis sieht dickflüssig und ein wenig grau aus.

Analoge Harmonie liebt Abwechslung:

Harmonische Farbwelten wirken besonders toll, wenn sie abwechslungsreiche und vielfältige Farbtöne zeigen.
Sie bieten dem Auge Futter, durch die Abwechslung von hell und dunkel und viele kleine farbliche Unterschiede.
Tipp Nummer 2: Die Vielfalt macht’s
Du benutzt in der analogen Harmonie immer zwei Grundfarben. Toll werden die Mischergebnisse, wenn du nicht nur die zwei Grundfarben hast, sondern auch unterschiedliche Töne der beiden Grundfarben benutzt, denn dann kannst du eine unglaubliche Menge an harmonischen Mischfarben erzeugen.
Optimalerweise sollten die beiden verwendeten Varianten deiner Grundfarbe kalt und warm sein.

Das Spiel mit Farbe und Form und Licht

Monotonie vermeiden, das ist die Hauptaufgabe einer brillanten analogen Harmonie.
Wenn man sich auf das Mischen in einer Farbfamilie beschränkt, dann hat man den Kopf frei, um andere raffinierte Dinge zu tun.
Wir haben zwei verschiedene Zellen im Auge, Stäbchen und Zapfen.
Die einen wollen Licht, die anderen sind an Farbunterschieden interessiert!
Tipp Nummer 3:
Gib dem Auge Futter! Verschachtele die Farben so, dass Stäbchen und Zapfen gefüttert werden.  Hell und Dunkel und vielfältige Farbunterschiede müssen ineinandergreifen wie ein Uhrwerk.
Ich finde es wirklich wichtig, dass man die Farbfamilie um etwas Aufregendes bereichert, das kann eine auffällige Zeichnung sein,  aber auch das Spiel mit aufregenden Formen oder dem Licht.
Schauen wir ins Bild.
Zählt einmal, wie viele unterschiedliche Farbtöne ihr in diesem Bild findet, es sind sehr viele.
Besonders wichtig finde ich aber, dass scharfkantig definierte Formen mit sehr unterschiedlichen Farben oder Lichtstärken sich ineinander verschachteln,  das braucht Vorbereitung. Die Untermalung des Bildes ist chaotisch und legt die Grundlage für die Vielfältigkeit.
So wild sieht es aus,  wenn man die Farbunterschiede und Verschachtelungen vorbereitet.
Arbeitsschritt Analoge Harmonie im Aquarell

Der Farbklecks wirkt Wunder!

Der Farbklecks in der Komplementärfarbe, also die Farbe, die auf dem Farbrad auf der anderen Seite liegt, wirkt Wunder.
Das ist so ein bisschen wie: Gib den Affen Zucker!
Der Wellenlängenabstand zur Komplementärfarbe ist einfach so hoch, dass er für das Auge wie Kokain wirkt.
Winzige Kleckse davon reichen, um ein ganzes Bild zu beleben.
Die Frauenbad am Stadthausquai in Zürich Aquarell von Tine Klein
 
Ich wünsche euch viel Spaß beim Ausprobieren und hoffe, dass ich euch das nächste Woche als Videobotschaft nachreichen kann.

Summary:

Analoge Harmonien  passen immer zusammen. Das ist ein bisschen wie Familienkuscheln im Körbchen. Manchmal kann man zu viel Harmonie aber gar nicht aushalten, deshalb braucht man ein bisschen Aufregung.
Wenn es langweilig wird, dann lechzt man nach Abwechslung.
 
Liebe Grüße ins Wochenende wünscht euch Tine, probiert es mal aus.
Kaffeekasse! Wie jede Woche ein fettes DANKE an die Spender.



 

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Weiterlesen bei Tine

Wie immer gibt es in der Kunst auch die andere Möglichkeit, die Kunst lebt von der Vielfalt der Möglichkeiten.

Farbenprächtig versus limitierte Palette

Farbenprächtig versus limitierte Palette?

 

 

Menschen malen: Geselligkeit im Bild

Aquarell Tine Klein Menschen im Burgerrestaurant in Zürich nähe Hauptbahnhof
Aquarell Tine Klein „Menschen im Burgerrestaurant in Zürich Nähe Hauptbahnhof“
Der Frühling ist noch nicht da. Jeder, der gerne draußen oder live malt, merkt bei dieser Jahreszeit schmerzlich, wie schwer es ist, ein Plätzchen mit einem interessanten Motiv zu finden, wo es nicht kalt oder nass ist.
Viele Maler flüchten deshalb an den Schreibtisch. Doch es gibt auch interessante Motive, die man in der kalten Jahreszeit sehr leicht findet.
Menschenmalen  macht Spass?
Eines ist schon mal klar, wer Menschen malt, kennt das Problem, die zappeln immer rum oder verändern stetig die Pose.
Menschen zappeln ständig!
Natürlich kann man sich darüber ärgern, aber das Leben ist kein Zeichensaal, in dem jeder stillhält, weil er für das Posieren bezahlt wird.
Ärgern braucht man sich darüber nicht, denn eine der wichtigsten Fähigkeiten, die man für wirklich gutes Malen braucht, ist das Beobachten.

Menschenmalen  heisst beobachten!

Wer richtig gut Malen lernen möchte, sollte sich eine leckere Tasse Kaffee bestellen, sich genüsslich zurücklehnen und die Menschen beobachten.
Wer in Ruhe beobachtet, wird plötzlich eines feststellen, das Verhalten unterschiedlicher Menschen wird sich stets wiederholen.
Beim Beobachten kann man Muster bilden.
Anders als auf einem Foto sind Menschen in der Öffentlichkeit nicht eingefroren. Hat man erst einmal gelernt, die typischen Verhaltensmuster in einer Situation zu erkennen, ist dies extrem hilfreich für das Malenlernen.
Wenn man die typischen Tätigkeiten und Bewegungen in sich speichert, kann man später seinen Bildern ein regelhaftes soziales Leben geben, man braucht nicht nur das wiedergeben, was man auf einem Foto hat. Ein richtig guter Maler reichert sein Bild durch das an, was er beobachtet hat. 
Deine Betrachter werden dich lieben.
Denn du teilst mit ihnen deine Eindrücke.

Menschen, eine Situation,  Café:

Wenn man eine Menschenmasse in einer Situation beobachtet, dann merkt man sehr schnell, dass nicht jeder Mensch einzigartig ist. Die Art, wie sich ein Mensch bewegt, wird von seiner Tätigkeit oder seinen sozialen Beziehungen bestimmt.
In einem Café kann man zum Beispiel beobachten, dass Menschen immer wieder die gleichen Bewegungen machen.
• Menschen, die sich mögen und miteinander reden, stecken die Köpfe zusammen. Neben ihnen steht meist ein Getränk.
• Paare sitzen in einem Café oft sehr nah zusammen, sie haben Körperkontakt.
• Menschen halten ein Glas in der Hand oder führen Besteck zum Teller oder zum Mund.
• Ein paar Freunde diskutieren lebhaft, dabei wird gestikuliert.
• Ein Mensch, der allein ist, beobachtet die anderen, liest in einer Zeitung oder schaut in sein Handy.
Tipp: Verlässt ein Mensch das Café, wirst du immer einen anderen finden, der das Gleiche tut. Ein neues Modell in gleicher Pose.

Menschen malen,  einfach umsetzen.

Jetzt fragt man sich natürlich schon, wie diese Beobachtung beim Menschenmalen  helfen soll.
Tatsächlich braucht man vor dem Menschenmalen  keine Angst haben.
Wenn Menschen sitzen, sieht man von ihnen sehr wenig.
Meistens sieht man von ihnen nicht einmal die Beine.
Wenn man das Menschenmalen im Sitzen vereinfacht, dann hat man nur einen Kopf und den Oberkörper. 
Also einen Kasten mit Klecks drauf, das bekommen wir hin!
Der Kopf  mit Hals passt 2 Mal in den Oberkörper.
Im  Sitzen ist der Kopf allein ein Viertel des Rumpfes.
Die Extremitäten des Körpers sind ebenso einfach, sie haben immer die Länge von Kopf mit Hals. Aber meistens sieht man nur ein Dreieck weil der Ellenbogen auf dem Tisch liegt.
Ein Dreieck , ist auch nicht schwierig.
Man muss sich das Menschenmalen nicht schwer reden.
Wenn du noch Probleme mit den Proportionen hast, lass erstmal die Beine weg und übe mit den Oberkörpern.

Bewegung und Tätigkeit

Je nachdem, was ein Mensch macht, verändert sich der Winkel seines Oberkörpers. Der Rumpf des Menschen beugt sich immer in die Richtung dessen, was er  tut. Das Gleiche gilt für Schultern, sie krümmen sich über dem Essen oder beugen sich zum Gesprächspartner. Man braucht keine komplizierten Menschen malen, das ganz einfache Beugen des Rumpfes zeigt uns, was der Mensch tut.
Wenn man dies beherzigt, wird plötzlich klar, warum das Beobachten von Menschen so wichtig ist und gut zu malen

Beobachtungsanleitung:

Wenn du also das nächste Mal in einem Café sitzt, beobachtest du, was mit den Winkeln der Schultern passiert, wenn Menschen miteinander sprechen. Wie stehen die beiden Winkel zueinander? Das ist deine Beobachtungsaufgabe!
Achtet drauf: 2 Menschen, die aneinander interessiert sind, bilden mit den Schultern gemeinsam ein Dreieck, sie sind sich zugeneigt.
Aquarell Tine Klein Menschen im Burgerrestaurant in Zürich nähe Hauptbahnhof
Wie beugen sie sich einander zu? Du wirst feststellen, dass man den Oberkörper oft mit einer Linie malen kann. Ist die Krümmung der Linie typisch, wird der Betrachter sofort eine Tätigkeit hinein interpretieren.
Merke: Du musst gar nicht alles malen, eine Flasche oder eine Kaffeetasse werden deiner Geschichte zusätzliche Unterstützung geben.
Du brauchst übrigens keine Angst davor zu haben, stimmt die Körperhaltung, dann hat man fast alles im Griff.
Nun gilt es nur noch zu beobachten, wie sitzt der Kopf darauf oder was machen die Arme im Bezug zum Rumpf. Schau ins Bild: Arme sind immer nur angedeutet.
Bis jetzt habe ich noch nicht über die Beine gesprochen, in den meisten Cafés oder Restaurants kann man Beine überhaupt nicht sehen! Aber auch wenn man sie malt, sie gehen im Gewirr der Tisch- und Stuhlbeine unter.
Summary: Malt man Menschen in Restaurants oder Cafés, sind die Beine meist nicht sichtbar. Der Betrachter erahnt die Tätigkeiten der Menschen aus ihrer Körperhaltung im Sitzen und den verstreuten Accessoires zum Beispiel Gläsern oder Tassen.
Die Körperhaltung wird im Sitzen über die Schulter definiert.
Wichtig ist die Krümmung des Oberkörpers, die Stellung der Schultern oder die Haltung des Kopfes. Oft fließen Personen, die nahe zusammen sitzen, ineinander über.
Fazit: Menschen malen ist einfach, wenn man lernt, die Grundlagen ihrer Tätigkeiten zu beobachten, dann kann man Menschen mit wenigen Strichen treffend festhalten.
Liebe Grüße und viel Spass
Tine

Der nächste Kurs zum Thema:

Der Kurs ist fast ausgebucht, letzte Woche waren noch 2 Plätze frei. Bitte meldet euch direkt in der Akademie an, denn ich weiß nicht, wie der aktuelle Stand der Anmeldungen  aussieht.

Mehr zum Thema Menschen malen im Blog lesen:

 

Kreativität! Unfug oder Nutzen?

 Baselsbb Bahnhof im blog Kreativität Nutzen oder Unfug

Kreativität! Warum brauchen wir das?

Im heutigen Blog geht es um Kreativität. Immer wieder höre ich die Ansicht, dass Kreativität etwas völlig Unnützes ist, ein Luxusproblem des 21. Jahrhunderts. 
Deshalb möchte ich heute einmal die Frage aufwerfen, warum benötigen wir eigentlich Kreativität?

Benötigen wir Kreativität?

Denken wir einmal genauer nach! Wie schneidet Kreativität geschichtlich betrachtet ab? Super! Denn schon viele frühgeschichtlichen Handelsgüter waren Kunst und Kunsthandwerk.
Exportschlager waren immer kreative Dinge, die die anderen nicht herstellen konnten.
Schon in der Antike waren Kunstgüter und Kreatives Exportschlager. Jedes Land hatte etwas Kreatives, was die anderen unbedingt haben wollten, dazu gehören natürlich auch sehr viele nützliche Dinge, die Medizin des Nahen Ostens oder Glaslinsen zum Sehen aus Deutschland, Wasser und Wärmetechnik aus Rom.
Das alles ist völlig verständlich, aber viel häufiger als die wirklich nützlichen Dinge wurden in der Menschheitsgeschichte Luxusgüter und Kunst exportiert.
Kurz gesagt: Kreativität ist ein Exportschlager.

Schaut man sich einmal die Exportgeschichte des Menschen an, dann findet man unglaublich häufig an erster Stelle die Kunst, Luxusgüter und überlegen Schlaues.

Kaum hatte der Mensch es geschafft, eine Speerspitze auf einen Stock zu stecken, war der Beruf des Bildhauers geboren. Ich sitze frierend in einer Höhle und mein nächstes Projekt ist es, die Statue eines pummeligen, nackten Weibes zu besitzen?
Logisch ist das nicht, es sei denn, Kreativität ist ein Grundbedürfnis des Menschen.
Tatsächlich vermutet man, dass die kleinen Frauenstatuen eines der frühesten Handelsgüter der Menschheit gewesen sind, denn man konnte nachweisen, dass die Statuen, die man quer durch Europa fand, ein Handelsgut waren.
Halten wir einmal fest, kreativ zu sein, hat sich quer durch die Menschheitsgeschichte gelohnt.
Schon in der  Neandertaler-Zeit wurde Kunst gehandelt.
Allerdings bricht dort die Erfolgsgeschichte des Kunsthandels nicht ab, die Schweiz ist heute eine Drehscheibe des Kunsthandels.
Die wirklichen Exportschlager, die Menschen reich gemacht haben, sind Glas aus Murano, bestickte Seide, bemaltes Porzellan und Feuerwerk aus China, die berühmten Brüsseler Spitzen, Stickereien, Silberschmuck, geschliffene Edelsteine, Marmorstatuen, Gemälde usw. und sofort.
Wirtschaftlich scheint es also gar keine schlechte Idee, kreativ und kunsthandwerklich zu sein.
Kreativität ist im Beruf wichtiger denn jemals.

Erfolgreicher als ein Regenwurm!

Noch mal rückwärts, wenn Kreativität durch die gesamte Menschheitsgeschichte der Faktor war, der zu ungeheurem wirtschaftlichen Erfolg geführt hat, wo kommt sie dann her?
Wieso hat uns die Evolution Kreativität gegeben?
Die Antwort ist einfach, wer kreativ mit seinen Ressourcen umgeht, der hatte höhere Chancen zu überleben. Die Umwelt des Menschen hat sich im Laufe der Entwicklungsgeschichte dramatisch verändert, wer sich nicht anpasste, hatte wenig Chancen. Und so wurde die Kreativität zu der menschlichsten aller Eigenschaften, diese Eigenschaften unterscheiden uns vom Tier.
Geh doch einmal in den Wald und schau dich um, jede Generation der Tiere tut absolut das Gleiche. Ein Regenwurm tut Generation für Generation das Gleiche, er frisst Erde, deshalb sterben Tierrassen auch aus, wenn sich die Umwelt verändert. 
Ich weiß nicht, warum die Kreativität gerne belächelt wird. Kreativität ist tatsächlich der Erfolgsfaktor Mensch. Überlebt haben wir dadurch dass jemand in der Eiswüste sagte:
“Ups, ich hab die Nadel erfunden! Mensch, ich glaube ich schneidere mal einen schönen warmen Pelzmantel! “

Kreativität: Erfolgsfaktor Mensch

Wir passen uns an, und wenn du dich fragst, woher deine Kreativität kommt, dann kann ich dir sagen, es ist ein Erbe deiner Ahnen.

Wir alle haben überlebt, weil unsere Vorfahren so kreativ waren.

Auch heute sind die Kreativen im Beruf extrem gefragt. 
Nicht jeder Mensch ist gerne kreativ, viele Menschen stöhnen darüber dass sich unsere Umwelt ständig verändert. Gerade heute wird ständig etwas Neues gefordert.

Die Blance von Tradition und Kreativität

Manchmal hört man aus der Ecke der Traditionalisten:
Kreative sind chaotisch, sprunghaft und irgendwie weltfremd.“
Ich glaube, diese Einschätzung entsteht, weil die anderen durch die vermeintlich spinnerten Ideen und Kreativität aus dem Takt gebracht werden.
Lass mich in Ruhe, deine Kreativität kotzt mich an!
Viele Menschen reagieren aggressiv auf Veränderung und Kreativität. Da dieser Blog von Hunderten von Kreativen gelesen wird, nehme ich an, dass ihr das in der einen oder anderen Form kennt. Im Optimalfall läuft es so:
Gutes behalten -Neues um nicht zu veralten

Kreativität erzeugt Neues:

Neues ist nun mal keine Routine, sondern muss erst entwickelt werden, dass so etwas nicht von Anfang an funktioniert, stört viele.

Neues wird am Anfang fast grundsätzlich belächelt. 
Das Telefon ist das beste Beispiel dafür, das erste Telefonbuch in Berlin hatte den Beinamen:
Das Buch der 100 Verrückten!
Zu dieser Zeit konnte sich noch niemand vorstellen, welche Vorteile ein Telefon haben könnte, wollte man etwas ausrichten, konnte man doch einfach einen kleinen Jungen aus der Nachbarschaft schicken.
Heute, etwas mehr als 100 Jahre später, fällt es uns schwer, unseren Kindern beizubringen, dass man auch ohne Telefon im Bett schlafen kann.
Also, wie steht man nicht als Verrückter da, weil man etwas Neues ausprobieren möchte?

Deine Kreativität nervt mich!

Tipps, wie man Kreatives gesellschaftsfähig macht!

Heute möchte ich euch, einen weiteren Menschen vorstellen, der hinter diesem Blog steht.
Das ist mein Mann Thomas, in diesem Blog auch öfter mal mein „Liebster“ genannt. 
Viele Menschen denken, wir führen eine Ying- und Yang-Beziehung. Der Denker und die Kreative, doch in Wirklichkeit gleichen wir uns wie ein Ei dem anderen.

Humor und Kreativität verbinden uns.

Im Beruf ist mein Mann genauso kreativ wie ich, jedoch auf völlig anderer Basis. Mein Mann hilft dabei, High Techprodukte ins Leben zu bringen, Mitarbeiter müssen plötzlich innovativ werden, wenn er auftaucht, das führt am Anfang schon mal zu einem Stöhnen. Zur mir kommen die Menschen, weil sie kreativ sein wollen!
Also eine völlig unterschiedliche Ausgangsbasis für Kreativität?
Wenn wir uns abends darüber unterhalten, wie wir Mitarbeitern oder Künstlern in die Kreativität geholfen haben, dann stellen wir erstaunliche Überschneidungen fest.

Was können also ein Wirtschaftsfachmann und eine Künstlerin gemeinsam über Kreativität sagen?

• Kreativität kann man nicht zwingen,
dafür braucht man Zeit, Interesse und ein Gebiet, in dem man anfängt zu experimentieren. Wer etwas finden will, muss aktiv sein.
•Beim Experimentieren dürfen Fehler kein Problem sein.Wenn man etwas Neues wagt, dann gibt es immer ein kleines Risiko, dass etwas kaputt geht oder Kosten entstehen. Jeder Künstler kennt dieses Gefühl, und obwohl es nur um ein Stück Leinwand geht, macht man oft nicht das Notwendige, weil man das Risiko scheut. Noch viel schlimmer ist dies in der Wirtschaft, hier geht es oft um riesige Geldbeträge oder gar um Arbeitsplätze. 
Räume Ängste aus dem Weg
In der Wirtschaft braucht man ein Probesystem, in dem Innovation getestet wird.  Auch der Künstler darf keine Angst vor dem Fehler haben. Benutze preiswertes Papier für deine Experimente, habe keine Angst vor dem Fehlschlag. Das Wichtigste ist, dass du dir das Experiment erleichterst. Mach dir klar, dass ein Fortschritt auch Ressourcen braucht!
Wer nichts wagt, wird stehen bleiben.
• Wichtig sind dabei Spaß und Motivation,
Je motivierter Mitarbeiter oder Künstler sind, desto freudiger verarbeitet das Gehirn neue Informationen. Freude ist eine Gießkanne für Synapsen. Motivation ist etwas sehr Wichtiges, denn der Mensch arbeitet besser, wenn er weiß, dass er etwas Großartiges auf die Beine stellt.
Wenn einem klar ist, dass man etwas besser macht, dann ist man stolz und motiviert.
• Kreativität hat mentale Hindernisse. 
Nicht nur bei dir selbst, sondern auch bei anderen. Kreativität darf nicht so krass sein, dass die Umwelt verständnislos reagiert. Innovation ist am besten, wenn sie an die Fähigkeiten des Menschen anknüpft. Ich merke immer wieder, dass es bei meinen Schülern nicht sinnvoll ist, sie radikal umzukrempeln.

Knüpfe beim Experimentieren an Gutes an.

Ist die Innovation zu unverständlich, dann weigern sich Schüler und Mitarbeiter, weil sie vor den Kopf gestoßen sind. Innovation in Unternehmen aber auch in der Kunst ist am besten, wenn man ein Klima schafft, in der Kreativität etwas Angenehmes ist.
Kreativität geht dann am schnellsten, wenn sie in die Unternehmenskultur passt oder wenn sie den Künstler nicht zwingt, gegen seine Eigenarten zu arbeiten.
Das kreatives Voranschreiten muss nach und nach zu einer eigenen Kultur werden
Liebe Grüße ins Wochenende
Tine und Thomas Klein

Hintergrundinfomationen zur zweiten Person im Blog

Zu mir sind sehr viele Informationen bekannt, da ich viel in der Öffentlichkeit stehe.

Der zweite “Mann“ taucht hier sehr selten auf, dennoch ist er sehr wichtig, denn wenn wir neue Methoden entwickeln, dann tauschen wir uns sehr oft aus. Denn, egal aus welchem Bereich,

Kreativität kann sich gegenseitig befruchten.

Normalerweise geben wir im Blog immer sehr wenig von unserem Privatleben preis.
Im Moment schreiben Wirtschaftszeitungen über meinen Mann, auf Symposien wird über seine kreative Arbeitsweise geredet.
Mit diesem Video wollen wir nur zeigen, dass die menschenfreundlichen kreativen Methoden nicht nur in der Kunst funktionieren:
Mein Mann bei der Arbeit

Hintergrundinformationen zu Kreativität in der Frühzeit

Sensations-Fund: ein 34.000 Jahre altes Atelier gefunden: https://www.scinexx.de/news/biowissen/34-000-jahre-alte-venus-aus-elfenbein-entdeckt/

 

 

 

 

Pleinairmalerei gegen den Winterblues

KBlick auf den Zürichsee Aquarell von Tine Klein gemalt in Männedorf . Pleinairmalerei.

Mit allen Sinnen – tue Dir Gutes

Thorsten Sträter hat mich zu diesem Artikel angeregt, indem er ein schwieriges Thema humorvoll angesprochen hat…..ich greife dies auf und schreibe für unseren Kunstbereich dazu und grüße damit liebevoll ein paar Freunde, die unter Depressionen leiden.

Pleinairmalerei ist der französische Begriff für Freiluftmalerei.
Die Geister scheiden sich, die einen malen lieber im Atelier, die anderen schwören auf echtes Licht.
Pleinairmalerei  sollte man nicht deshalb machen, weil es großartige Bilder erzeugt, sondern weil es heilsam für die Seele ist.
Die Pleinairmalerei ist nichts Neues, man muss nur einmal in die Bilder von Monet, Turner, John Singer Sergeant oder der Worpsweder Künstlergruppe schauen und schon sieht man, dass draußen malen etwas ganz Besonderes hat.
Viele Freiluftmaler sind berühmt geworden, weil in ihren Bildern unglaublich viel Leben gespeichert ist. Diese Bilder geben uns den Blick auf einen kurzen Augenblick in der Vergangenheit, sie sind sozusagen Zeitfenster und das macht ihren Reiz aus.
Schau mal in das Bild, den Menschen im Bild geht es gut.
Und darum geht es in diesem Artikel. .
Pleinairmalerei macht glücklich

Danke an die Tate Gallery: https://www.tate.org.uk/art/artworks/sargent-claude-monet-painting-by-the-edge-of-a-wood-n04103

Weil die Maler das Licht sammeln

Pleinairmalerei und das Wintergrau

Jetzt fragt ihr euch wahrscheinlich, warum ich um diese Jahreszeit über dieses Thema schreibe, das ist doch verrückt.
Aber der Auslöser, weshalb ich dies schreibe, sind Winterdepressionen, im Moment geht es meinem besten Freund  gut, denn er nimmt Pillen. Depression ist ein Thema, über das viele nicht sprechen.
Sie glauben,  Menschen mit Depressionen sind nicht lustig oder freundlich. Mein bester Freund ist alles andere als ein humorloser Schlaffi und trotzdem braucht er Tabletten.
Depressionen können sich hinter jeder Schale verbergen. Auch ich hatte eine Zeit im Leben, in der es mir nicht gut ging, ich hatte den Großteil meines Freundeskreises durch einen Unfall verloren und konnte mich nicht mehr aufrichten, gemerkt hat das keiner. Lächeln, obwohl man fertig ist. Ich komme aus Dortmund in Nordrhein -Westfalen und dort sind die Winter ganz schön grau.
Auch die Spaßmacher kennen die Wolken auf der Seele.
Selbst mein Mann, ein Anti- Depressionswunder, fängt an über den Lichtmangel zu jaulen.
Ohne Witz:
Tom zählt die Tagesminuten, die wir wieder mehr Licht haben. (In Dortmund zehn Minuten weniger als in Zürich grauenhaft!)
Ich schreibe gerade zu dieser Jahreszeit über die Pleinairmalerei, weil es gerade jetzt so wichtig ist, sich aufzubauen und mit schönen Sachen vollzuladen. Aber das Wetter ist oft so blöd, da heißt es jeden Sonnenstrahl nutzen. Lustigerweise gelingt mir das nur mit einer Pflicht:
Ich muss malen gehen

Die Sonne macht ´s -in der Malerei und im Leben

Die meisten Menschen haben Vitamin D Mangel, sie haben einfach zu wenig Licht. Die Angewohnheit nackt rumzulaufen, ist ja bedauerlicherweise im Laufe unserer kulturellen Entwicklung ziemlich zurückgegangen. Sprich, wir kriegen zu wenig Licht und zu wenig Hautkontakt. 🙂

Vielleicht habt ihr schon mal gewundert, warum es so viele Aquarelle von mir auch im Winter gibt. Die Antwort ist , ich packe mich warm ein  und tanke Licht.

Ich liebe die Pleinairmalerei, weil sie mich rausholt aus dem grauen Trott.

Seht ihr wie wir strahlen?

Tine und Tom eingepackt wie die Michelin Männchen, frisch und sozusagen eisgekühlt.  Wir haben uns hoch über den Nebel hinaus gestrampelt.
Im Grunde ist Pleinairmalerei für mich nur eine Ausrede, mich mit positiven Dingen und Sonne aufzuladen. Im Alltag bemerke ich einmal die schönen strahlenden 5 Minuten am Tag. Wenn ich mir gezielt vornehme, draußen zu malen, habe ich ein Auge auf die Sonnenfenster im Tag. Ich muss das jetzt wirklich mal sagen, in Bezug auf Erlebnisse ist die Malerei wirklich zweitrangig. Wenn ich dann warm eingepackt anfange zu skizzieren, dann zeige ich mir selbst, wie schön dieser Tag ist.

Wie schön es ist

Und dies speichere ich nicht nur im Bild, sondern besonders wichtig ist, dass ich diese Schönheit in mir speichere.
Viele Leute glauben ja, Künstler würden nicht besonders viel arbeiten. Doch im Berufsalltag geht es uns nicht viel anders als vielen anderen Menschen, wir arbeiten viel zu lange und sitzen dann noch stundenlang im Auto oder in der Bahn. Wir sind anfällig für Depressionen, weil wir kein normales soziales Umfeld haben.
Egal wo ich bin, ich nehme mir den Luxus, mich einen Moment mit meinem Stift oder Pinsel in die Sonne zu setzen.
Ich mach mir klar, wie schön es ist, dieser Moment ist Respekt für mich selbst.
Ich schlucke Vitamin D und mein bester Freund schluckt Stimmungssaufheller.
Ich bin glücklich darüber, denn durch Depressionen verliert man langsam geliebte Menschen.
Das ist sehr wichtig, denn nur durch die Tablette, kann er wieder was mit uns unternehmen. Plötzlich sieht er wieder, wie schön es ist, das macht mich froh.

Momente des Genießens:

Kaum zu glauben, das hier ist nur ein paar Minuten von der hektischen Züricher Innenstadt entfernt. Die Dachform werdet ihr später noch auf meinem Bild wiedererkennen.
An diesem Idyll hetze ich mehrmals die Woche vorbei, ohne es wahrzunehmen. Die Hauptverkehrsstraße läuft unten am See entlang durch dichte Bebauung.
Und ohne den Vorwand, dass ich Motive suchen müsste, würde ich dies nicht sehen. 5 Minuten genügen und schon hat man diesen wundervollen Perspektivwechsel.
Ob man jetzt nun Probleme mit Depressionen, dem Winter Blues hat oder völlig gesund ist, es tut total gut. 
Doch das Aufraffen ist ein echtes Problem.
Ruhe, Licht und Aktivität, das hilft total, dennoch hängen wir viel zu oft vor dem Computer.
Mal bewusst die schönen Orte aufzusuchen, auch im Winter, das hilft , glücklich und gesund zu bleiben. Wer Depressionen hat, weiß es oft gar nicht, man tarnt es lange. Fragt dich mal selbst, bist du völlig antriebslos und machst viele Sachen nicht? Geht deine ganze Kraft für den Beruf drauf? Das könnte ein Warnsignal sein. Nur Mut, wir kennen das doch alle, mach was dagegen.

Meine Wunderwaffe ….Pleinairmalerei am Popo der Welt

Als Künstlerin bin ich ziemlich viel unterwegs, deshalb bin ich zu Hause sehr anfällig für das Couchpotatodasein.
Vor ein paar Jahren gab ich Geld für ein Crowdfunding-Projekt. Da ich viel mit meinen Malkursen unterwegs war, wollte ich gerne ein Fahrrad, das klein ist und das ich mit in den Zug nehmen kann. 
Plötzlich riesige Kartons vor der Haustür.

Anders als ich gedacht hatte, wurde kein hübsches kleines Faltrad geliefert.

Das Faltrad, das ich geliefert bekam, ist so groß wie ein Rodeo-Pferd und so auffällig wie ein bunter Hund.
Zuerst war ich wütend, denn ich wollte ein kleines Faltrad, mein neues Fahrrad ist so schwer wie ein Büffel. Doch, oh Wunder, manchmal bekommt man nicht das, was man will, sondern das, was man braucht.
Hier hatte eine Hexe ihre Hände im Spiel. Auch wenn man sich auf diesem Fahrrad mit den riesigen Reifen zum Affen macht, das Ding hat die Eigenschaften einer Ziege, es klettert durch jedes Gelände und hat einen brutal starken Motor. D. h. wenn ich Dickerchen mir mal eben ein Motiv oben auf dem Berg anschauen möchte, dann ist dies ganz einfach möglich.
Man kann mit diesem Fahrrad über jedes Gelände fahren, und seitdem kann ich Bilder am Popo der Welt malen. Sprich, man ärgert sich immer viel zu früh, das Ding ist affig, aber super!
Kleines Haus am Feldweg in Männedorf Zürich…auf dem gleichen Höhenweg gemalt.  Pleinair das beste Hobby der Welt.
Was ich so gar nicht wollte, hat mich wirklich glücklich gemacht und sorgt dafür, dass ihr hier ständig Pleinairmalerei aus dem zentralen Nichts seht.

Fazit:

Die größte Kunst ist es, sich mobil zu machen, keine Ausreden zu finden, warum man jetzt auf dem Sofa liegen bleiben müsste. Ich merke an meinem Fahrrad, wie wichtig es ist, dass etwas einfach griffbereit ist.
Ich glaube, man muss einfach den Respekt vor sich selbst haben, die Dinge möglich zu machen, die man gerne tut. Man muss dem Glück immer ein wenig nachhelfen, indem man die Sachen, die man gerne tut, irgendwie erleichtert.
Raus und Spaß haben, das wünsche ich euch dieses Wochenende.
Liebe Grüße Tine
Thosten Sträter beschert dir Lachfalten:
https://www.youtube.com/watch?v=l3qzaTySb_8
Thorsten, ich danke dir ganz herzlich. Es tut so richtig gut,
Ein humorvoller Blog über einen Tag mit Pleiten, Pech und Pannen.

Spass beim Malen rund um Zürich:

Übrigens geht es auch Indoor. Die Urban Sketching Gruppe Zürich trifft sich regelmäßig im Seebähnli in Zürich. Hier findet ihr Kontakt:
Urban Sketching Zürich – zusammen zeichnen
https://www.facebook.com/groups/1656739141227985/
Wir treffen uns einmal im Monat zum Kaffeetrinken  und zum Malen.
Motto: Hauptsache was Schönes machen statt Winterblues.

 

 

 

 

 

 

https://de.wikipedia.org/wiki/Freilichtmalerei