Weißt du, wie dein Bild aussehen wird?

Aquarell im Tutorial: Weißt du wie dein Bild aussehen wird von Tine Klein, Münsterplattform in Bern
Kannst du dir eigentlich vorstellen, wie dein Bild aussehen wird, wenn du es gemalt hast?
Jetzt mal ganz ehrlich, ich kann das nicht.
Und ich denke, ich bin nicht die Einzige, der das so geht.
Natürlich bin ich eine Malerin, die sehr viel Erfahrung hat,  und trotzdem kann ich ein Bild in meiner Fantasie nicht bis in jedes Detail planen. Warum? Ich kippe hier Farbe ins Bild, ich bin ja keine Wahrsagerin!

Hilfe ich kann mir mein Bild nicht vorstellen!

Viele Menschen denken, man malt ein Motiv einfach ab.

Obwohl ich das Motiv vor der Nase habe, weiß ich trotzdem nicht, wie mein Bild hinterher aussehen wird.

Viel zu viele Faktoren spielen mit,

ich erschaffe etwas Neues.

Damit zum Beispiel Bäume locker und luftig ausschauen,  kippe ich die Farbe ins Bild. Der Aufprall der Farbe im Bild erschafft den Baum.
Es ist doch klar, dass ich dies nicht steuern kann! Ich bin zwar eine Göttin! Haha, dennoch kann ich die Flugbahn eines Tropfens in der Luft nicht verändern!
Ich male das Bild, aber das Bild malt auch mit mir!
Viel zu viele Faktoren spielen mit, es ist quasi wie Segeln oder Wellenreiten, natürlich segele ich dahin, wo ich hin will, und trotzdem spielt der Wind mit! Ich muss ihn einbinden,  sonst komme ich nicht ans Ziel!
Was heißt dies denn Konkret, wenn ich male?
Ich mache mich darauf gefasst, dass was passiert! Ich hebe das Papier und steuere wie die Farbe auf dem Blatt verläuft. Ich kann es aber nicht 100 prozentig im Griff haben.

Wie ein Bild entsteht!

Laien glauben, man könne ein Bild nochmal malen!
Dies stimmt auch in einem gewissen Maße , denn je öfter man ein bestimmtes Bild malt, desto mehr bekommt man die Unwägbarkeiten in den Griff.
Du bist nicht dumm, wenn du dir dein eigenes Bild nicht vorstellen kannst!
Man muss ein Motiv in eine Bildsprache umsetzen, erst dann kann der Betrachter das Bild aufnehmen und verstehen. Logischerweise müssen wir deshalb viele Dinge ganz anders malen,  als sie eigentlich sind.
Diese Bildsprache setzt sich aus vielen kleinen Faktoren zusammen, einerseits ist es Technik, Material,  hinzu kommt die ganz eigene Motorik der Hand und die emotionale Wirkung von Farben auf die Seele, das Wetter und natürlich die Tagesform.

Ein kreativer Prozess ist kaum planbar.

An manchen Tagen bin ich einfach ein Trottel!
Und deshalb entstehen in meinen Bildern auch immer wieder Fehler. Mit der Zeit wird man als Malerin jedoch so erfahren, dass man diese Fehler in den Malprozess einbezieht und diese neue wundervolle Ergebnisse erzeugen.
Durch all dies können Hunderte von kleinen Faktoren zusammenwirken und Neues erzeugen.
Schau mal ins Bild,  dort mischen sich im unteren Bereich drei Farben: Aquamarin feinst, Indischgelb und Permanent Rose, mal wird es Braun, mal Blau, mal Rosa, ich weiß, wie es geht,  aber wie die Pigmente ganz genau verlaufen,  kann ich dir nicht sagen! 
Am Ende kommt ein Bild mit einer ganz speziellen Wirkung heraus. Das Endergebnis hat es noch nie gegeben und seine Wirkung bleibt auch für die Erzeugerin überraschend.
Jetzt wird der eine oder die andere sagen:
Aha, sie kann das nicht! Deswegen kommt hinten immer was anderes raus.
Diese Annahme liegt natürlich nahe, wenn man in einer Welt aufgewachsen ist,  in der das Ausdrucken von Bildern normal ist.
Wie die Pigmente an diesem Tag verlaufen,  liegt sogar an der Luftfeuchtigkeit.

Genaue Planbarkeit bleibt eine Illusion.

Natürlich habe ich eine Vision von meinem Bild.

Und ähnlich wie auf einem Surfbrett, surfe ich genau  in meine Richtung. Doch wenn etwas
passiert,  dann Ungeplantes, dann muss ich reagieren, und plötzlich ist im Bild alles anders.

Und diese Fehler oder Ungeplantes sind gut! Bei einem richtig guten Maler malt  das Unterbewusstsein mit. Dies bringt wichtige Dinge zur Sprache. Das Unterbewusstsein erkennt aus abstrakten Formen plötzlich Dinge und bringt diese ins Bild!

Des halb ist nicht alles Ungeplante ein Fehler!

Nicht grübeln, einfach machen.

Wer sich bei einem Motiv nicht sicher ist, sollte eine kleine Vorzeichnung machen. In dieser kleinen Vorzeichnung kann man klären, ob der Bildentwurf sitzt!
Dies macht einen im eigentlichen Bild sehr locker.
Denn wenn ich dann Farbe hinein kippe,  sitzt zumindest theoretisch alles am richtigen Platz.
Wenn dann etwas anders ist, reagiert du!
Der wichtigste Tipp:
Das Leben geht immer vorwärts!
Du darfst niemals einen Gedanken daran verschwenden, wie es gewesen wäre, wenn es doch anders gekommen wäre.
Die Zeit,  die du mit Gejammer verbringst, wird dein Bild zerstören!

Heute, hier, jetzt! Jetzt! So entstehen gute Bilder!

Haha! Ich wäre jetzt bereit für eine Verkettung glücklicher Umstände!
Das ist mein Zeichen und Lebensmotto!
Die glücklichen Umfälle machen Kunst gut, sie erlauben Künstlern Unerwartetes und Ungewöhnliches zu erschaffen. Damit man damit umgehen kann, gibt es ein paar Tricks.

Sofort reagieren:

Mach dich startklar und sei allzeit bereit. Wenn etwas passiert,  bist du nicht geschockt,  sondern du reagierst. Ganz am Anfang kann man oft noch die Notbremse ziehen, dafür musst du das Material bereitgelegt haben,  z.B. Lappen und einen sauberen Pinsel zum Aufsaugen von Farbe.

Risiko zuerst:

Risikoreiche Techniken wie die Bäume mache ich zuerst,  um mir die Angst zu nehmen, dass ich die Bäume ruiniere.

Platz lassen:

Ich male immer ein etwas kleineres Format als das größere Format des Papiers, so kann ich im Bildentwurf auf Unerwartetes reagieren!

Gut trocknen lassen!

Warte ab! Rührst du in Unerwünschtem herum, entstehen beim Reparieren schlimme Matschflecken.

Abwarten und beobachten: Ist das, was passierte,  wirklich ein Fehler? Oder ein glücklicher Zufall?

Wenn es trocken ist,  kann man Farbe auf gut geleimten Papieren einfach abheben. Dabei entstehen wunderschöne Effekte und das Licht kommt zurück ins Bild.

Diese kleinen Tipps werden dir helfen, beim Malen wie ein cooler Surfer auf der richtigen Welle zu reiten. Ich wünsche dir ein wunderschönes Wochenende und viel Spaß.

Liebe Grüße Tine

Letzte Woche musste ich herzhaft lachen. Eine Frau schrieb mich an und sagte: Wie gut kann man von dem Blog leben? Ich musste so lachen! Gar nicht! Der Blog trägt seine eigenen Unkosten! Er ist für Menschen gedacht, die wenig Geld haben. Wenn du regelmäßig liest, bin ich dir also sehr dankbar, wenn du eine Spende hinterlässt. Damit es weiterhin kostenlose Kulturangebote für jedermann gibt.




 

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Schüttung oder Nass in Nass Technik

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Die Macht der Farbfläche !

Aquarell Basel Markt Tutorial zur Macht der Farbfläche Tine Klein

Eine Farbfläche ist mächtig! – Tine Klein: Basel Rathaus  Markt

 

Über die Freude an der Farbe!

Wer ein Motiv mit einer richtig großen Farbfläche gefunden hat, darf sich glücklich schätzen!

Die Farbfläche ist so mächtig, dass man im Motiv eigentlich nicht mehr viel tun muss, um ein tolles Ergebnis zu erzielen.
Doch eines muss einem klar sein, wer flächig mit Farbe malt, der muss sein Mal- oder Zeichenstil umstellen.
Eine große Farbfläche ist so dominant, dass sie kaum Gegenspieler verträgt. Je mehr man diese Fläche beschneidet, desto weniger Kraft entwickelt sie.
Eigentlich ist es nicht logisch, dass man sein Malen oder Zeichenstil umstellen muss, wenn man mit einer großen Farbfläche arbeitet.

Aber wie immer: Viel hilft nicht viel!

Doch aus eigener Erfahrung kann ich dazu ein paar Tipps geben.

Wie gestaltet man eine große Farbfläche?

Der Pinsel machts!

Tipp Nummer 1:

Immer mit großem Pinsel arbeiten!

Wenn man eine große Farbfläche angelegt, dann darf man keinen kleinen Pinsel haben. Arbeitet man zu langsam oder mit kleinem Pinsel, dann hat man ständig irgendwelche hässlichen Ansatzpunkte in der Farbe. Möchte man die Farbfläche ganz gleichmäßig gestalten, muss man das Papier anfeuchten, dies verschmilzt die Farben miteinander.

Im Gegenzug ist es aber ein Trugschluss, dass eine große Farbfläche einfarbig ist.

Auf Häusern findet man ständig Reflexionen, oben und unten sind Häuser gerne verschattet, andererseits werfen bestimmte Gegenstände Lichtreflexe. Die Folge ist, dass man zwar nur eine Hauswand malt, aber ganz und gar nicht mit einer Farbe! Die Farbe wird ständig modelliert. Wichtig ist hierbei, dass man niemals in der Farbe herumrührt.
Die Pigmente werden wütend, wenn du sie von A nach B scheuchst, damit es tolle Verläufe gibt, muss man die Farbe selbst arbeiten lassen.
Baselfischmarkt Aquarell von Tine Klein Tutorial Blog Herz-der-Kunst Farbflächen
Tine Klein Basel Fischmarkt
Wenn du die Farbe aufträgst, musst du selbstbewusst und zügig arbeiten.
Dies ist die größte Herausforderung an dieser Technik. Ich nenne das die Hände-Weg-Phase.
Im Grunde bräuchte man eine kleine Domina auf dem Schreibtisch, die einem sofort, wenn man ungeduldig wird, mit ihrer kleinen Lederpeitsche auf die Hände patscht.
Könnte man dieses kleine fiese Biest als Kunstmaterial verkaufen, würde es viel mehr gelungene Bilder geben, denn die meisten Bilder werden dadurch zerstört, dass man die Farbe viel zu früh weiterverarbeitet.

Einfarbig?

Tipp Nummer 2:
Farbe darf modelliert werden, solange sie feucht ist, Farbflächen sehen am besten aus, wenn man sie von kalt nach warm, von hell nach dunkel oder von strahlend nach matt variiert. Dann lässt man die Farbe trockenen und kann darauf vertrauen, dass ganz weiche Übergänge entstehen.

Die Macht der Farbe entsteht durch die Fläche.

Entsprechend gilt hier das biblische Gebot:

Ich dulde keine anderen Götter neben mir.

Tipp Nummer 3:
Ein Bild mit einer Farbfläche sieht dann am besten aus, wenn man mit einer Farbharmonie arbeitet. Die Farbe wirkt am besten, wenn man sie mit verwandten Farben verarbeitet. Würde man das gleiche Bild mit einem kunterbunten Farbchaos auf dem Marktplatz malen, dann würde einem das Bild die Augen auskratzen.
Deshalb kann es durchaus sinnig sein, die Details in neutralen Farben einzufügen.

Ein bisschen Streit tut gut!

Farbharmonie sind etwas Wunderbares. Sie erzeugen Harmonie!
Manchmal bemerkt man jedoch, dass ein Bild das ausschließlich in einer Farbharmonie gestaltet wurde ein bisschen langweilig wird. Dann schreit es nach einer Prise Komplementärfarbe, denn das ist alles andere als langweilig.

Tipp Nummer 4:

Eine Prise Komplementärfarbe bringt die Farbe zum Leuchten.

Diese Strategie ist etwas für Mutige.

Ein bisschen zu viel und das Bild ist ruiniert.

Tipp Nummer 5:

An schrille Farbkombinationen langsam rantasten.

Die Vorteile der Farbfläche:

Bilder mit großen Farbflächen sind so ausdrucksstark, dass man vieles nicht braucht,
oftmals braucht man nicht mal eine Perspektive, denn das Auge ist von der Farbe fasziniert. Auch zu viele Details sind hinderlich, insbesondere dann, wenn Sie die Farbflächen stören.
Trotzdem muss man eine sehr große Fläche immer durch kleinere Objekte ausbalancieren, sonst wirkt das Bild als würde es umkippen und wirkt zu schwer.

Ich kann dich nur ermuntern dir einmal ein Motiv zu suchen bei dem das ganze Blatt eine große Farbfläche ist. Du wirst feststellen so zu malen ist eine Herausforderung, aber andererseits macht es auch vieles leichter. Diese Bilder wirken immer enorm ausdrucksstark und gleichzeitig harmonisch und zusammengehörig.

Du wirst damit dein Repertoire um eine sehr ausdrucksstarke Methode erweitern, die obendrein auch noch sehr leicht zu lernen ist.

Viel Spaß beim ausprobieren. Bei mir zu Hause in Basel findet man ein Motiv was dafür wunderbar geeignet ist, der Marktplatz vor dem Roten Rathaus in Basel. Viel Spaß ins Wochenende

Liebe Grüße Tine

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Verlorene Ecken im Aquarell – loslassen!

Verlorene Ecken im Aquarell

Verlorene Ecken sind eine tolle Technik, denn Bilder wirken dadurch federleicht. Die Technik der verlorenen Ecken macht jedoch auch den Maler glücklich, denn er muss seine Kraft nicht in Unnötiges stecken.
Wenn man diese Technik erlernt hat, dann wird vieles einfacher.

Jedoch ist sie im ersten Moment nicht einfach zu erlernen. Nicht nur die Technik ist etwas kniffelig, das eigentliche Problem ist, das man viele mutige Entscheidungen treffen muss.

Ich habe einen Freund der kann einfach nicht glücklich sein, weil er Entscheidungen aussitzt.

Das Problem ist, dass er ein Prinzipienreiter ist, einfache Lösungen liegen ihm nicht.

Und so wartet die Entscheidung.

Die einzige falsche Entscheidung, die es gibt, ist die Ausgesessene!

Alles krampfhaft richtig machen zu wollen, führt nicht ins Glück und führt auch nicht zu guten Bildern.

Denn die Entscheidung sitzt mit ihrem dicken Hintern bei dir und macht dir die ganze Zeit das Leben schwer!

Willst du Glück und Leichtigkeit? Dann entscheide dich dafür!

Verlorene und gefundene Ecken:

Wer diese Technik erlernt hat, kann relativ schnell sehr aufsehenerregende Bilder malen. Man muss sich dafür entscheiden, dass man Dinge, die einen gerade nicht interessieren, ein bisschen vernachlässigt.

Dafür muss man sich tatsächlich für sich selbst herausfinden:

Was will ich hier eigentlich malen?

Was sich in diesem Moment ein bisschen lächerlich anhört, ist eigentlich die schwerste Frage im Leben. Sich selbst zu positionieren ist schwer, man versucht sich einfach durchzuschlängeln und das ist nicht immer die beste Lösung.

Entscheidungen sind schwer:

Die meisten Bilder gehen dadurch kaputt, dass ich in einem Motiv mehrere Motive verbergen.

Pflichtaufgaben machen nicht happy!

Das hört sich jetzt merkwürdig an, aber ich habe den Sachverhalt schon mehrmals erklärt:
Wenn man sich nicht entscheidet, malt alle Dinge gleichbedeutend, daraus zieht der Betrachter seine Schlüsse. Und diese Rückschlüsse sind durchaus nicht positiv.

Letztendlich heißt es, in diesem Bild war nichts wichtig und auch nichts bedeutsam.

Schauen wir mal auf das Foto was hätte man hier malen können:

  • Man hätte die Wiese malen können, dass Heu im Vordergrund hätte ein wunderbares Motiv abgegeben.
  • Man hätte sich auch auf die Bäume der Allee konzentrieren können.
  • Es gibt dort Störche und ein Blumenfeld beides ist so wundervoll, dass es sicherlich für ein Hauptmotiv taugt.
  • Der Blick in die Ferne ist auch nicht zu verachten.

 

Mach Bilder aussagestark:

Manchmal wartet das Glück nur ein kurzes Stück hinter der Entscheidung, die du nicht treffen willst.

Das blöde daran ist, dass es einem auch noch den Spaß am Malen verdirbt, weil die nicht getroffenen Entscheidungen dich ständig verunsichern.

Du kannst eine Münze werfen, die Entscheidung ist egal!

Wenn du wirfst, wirst du wissen was du wolltest.

In dem ganzen Haufen von Motiven habe ich mich dafür entschieden das Haus am Ende der Allee zu meinem Star zu machen.

Alles andere was mich interessierte war das gute Wetter, denn das war dieses Jahr rar und der Tag wunderschön.


Diese Entscheidung hat Konsequenzen, denn jetzt kann ich Dinge sehr schnell und einfach skizzieren. Ich habe entschieden das Haus ist der Star und man soll das gute Wetter sehen!

Gefundene und verlorene Ecken – die Technik:

Das Hauptmotiv die harte Ecke:

In die Dinge, die einem wichtig sind, sollte man seine Kraft stecken. D. h. man arbeitet sein Motiv ordentlich heraus. Dies ist übrigens gar nicht so schwierig, weil man es mit einem feuchten Pinsel auf trockenem Papier malt. Dadurch entstehen gestochen scharfe Ecken und Kanten. Die Kontrolle dieser Maltechnik ist sehr einfach.

Gut geeignet sind hier nicht nur Pinsel mit einer guten Spitze sondern auch Flachpinsel. Weil es dir sehr hilft die Kanten gerade und ordentlich zu setzen.

Harte Ecken findest du im Motiv fast ausschließlich rund ums Haus und am blauen Himmel.

Die Lockerheit und die verlorene Ecke lieben sich:

Die Prinzipien Reiter hassen die verlorene Ecke, denn die verlorenen Ecken sind die ultimative Leichtigkeit des Seins. An diesem Punkt sagt der Maler, es gehört dazu, und ich male es locker und leicht, kleine Fehler interessieren mich nicht!

Die Entscheidung zur Leichtigkeit ist merkwürdigerweise immer schwer!

Dieses Phänomen findet man überall in Kunst und Kultur. Für die Menschen, die genauso gerne lesen wie ich, habe ich eine Buchempfehlung: Ein bittersüßes Buch: Milan Kundera

“Die unerträgliche Leichtigkeit des Seins.“

Glück und Leichtigkeit haben eines gemeinsam, sie sind eine Entscheidung.

Um diese Entscheidung in der Malerei zu treffen, muss man die Technik wechseln. Was die Leichtigkeit erzeugt sind leicht verwischte und weiche Ecken. In der Fachsprache nennt man sie verlorene Ecken. Schau einmal in den Hintergrund des Bildes, dort findest du viele völlig unkontrollierte Farbverläufe, vielleicht sogar Wasserflecken.
Dies liegt am Wechsel der Technik, Nun wird sehr schnell gearbeitet. Farbflächen gehen fast unkontrolliert ineinander über. Ein rotes Dach hinterlässt Spuren im Hintergrund.

Alles verbindet sich zu einer Einheit.

Ich brauche dort kein Motiv, nur gut Wetter.

Seelisch ist daran schwierig, dass man kleine Fehler einfach tolerieren muss, denn sie gehören zum Gesamtergebnis.

Technik:

Wem die Geschwindigkeit nicht so liegt, der kann das Papier anfeuchten.

Die Feuchtigkeit im Papier gibt einen mehr Zeit und erzeugt weiche Übergänge. Wer allerdings so feucht arbeitet, sollte darauf achten, dass keine Pfützen entstehen, denn dann gibt es viele unschöne Wasserringe.

Eine weitere Schwierigkeit mit den verlorenen Ecken ist, dass man die Farben deutlich kräftiger malen muss, als man denkt.

Die Entscheidung zur Leichtigkeit

Die Technik der verlorenen Ecken ist nicht einfach zu erlernen, dabei geht es im Wesentlichen um die Kontrolle des Wassers. Viel schwieriger ist jedoch die Kontrolle des Geistes, denn der Schritt das man für ein gutes Bild kleine Fehler zulassen muss, ist geistig schwierig.

 

Ich wünsche dir viel Spaß und ein wundervolles Wochenende. Am besten übt man dies mit vielen kleinen Spontanbildern, die man einfach so aus der Hand malt.

Tine sagt: du darfst Fehler machen

Mach dich auf! Leichtigkeit und Glück sind eine Entscheidung.

Urban Sketching: Die Fünf Minuten Skizze!

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Eine kleine Anleitung:

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Zeichnen ist Musik!

Zu Besuch bei alten Kollegen Hamburg St. Annenfleet: Eine ganz schnelle Skizze von der Brücke

Viel zu lange habe ich nicht mehr über das Zeichnen geschrieben!

Zeichnen ist eine Sprache genauso wie Musik.

Im Moment bin ich dabei, den neuen Sommerkurs vorzubereiten und das macht so richtig Spaß.
 
“Back to the basics!“
 
 
Eigentlich sollte es dieses Jahr einen anderen Kurs geben, aber aufgrund von Covid fand ich es schön mal wieder einen Kurs an der frischen Luft zu geben.
Ich beschäftige mich mit Tipps zu zeichnen. Das Ziel ist es meinen Schülern beizubringen, wie man einen Stift bewegt, sodass eine wunderschöne und persönliche Linie dabei herauskommt.

Zeichnen ist Musik.

Musik wäscht den Dreck des Lebens von der Seele!

Kennst du das? Manchmal hat man schlechte Laune, ein gutes Lied läuft im Radio und ganz plötzlich merkt man, wie die gute Stimmung in einen hineinkrabbelt. Die Fähigkeit, Gefühle zu übertragen, ist die eigentliche Magie der Musik.
Bilder und Musik können Gefühle von Menschen zu Menschen übertragen.
Schon länger ist das Verhältnis von Musik und Stimmungslage immer mal wieder der Untersuchungsgegenstand der Wissenschaft. Es scheint klar zu sein, dass Musik unsere Seele beeinflusst, und andererseits wählen wir immer Musik, die zu unserer Stimmungslage passt.
Ich habe seit längerer Zeit den Verdacht, dass beim Zeichnen und beim Malen viele Mechanismen absolut vergleichbar sind.
In letzter Zeit habe ich immer mal wieder mit Musik in meinen Kursen gearbeitet, und dabei festgestellt das Musik das Zeichnen lernen deutlich erleichtert.
Musik kann Emotionen ausdrücken und das Zeichnen ebenfalls.

Die Melodie:

These Nummer 1: Die Melodie ist wichtiger als alles andere!
Mir ist etwas Besonderes aufgefallen, wenn jemand musiziert, dann kann er mit einer witzigen Melodie ganz viele andere Menschen anstecken. Ein einziger Mensch, der begeistert musiziert, kann einen ganzen Raum mit seiner Idee inspirieren. Dabei scheint es völlig egal zu sein, ob sich kleinere Fehler einschleichen. Oft wird die Musik als besonders gut wahrgenommen, wenn sie besonders inbrünstig vorgetragen wird. Dabei kann die eigentliche Melodie oder der Takt variieren, Fehler interessieren dann keinen mehr.
Der gleiche Mechanismus funktioniert bei der Linie. Zeichnet jemand schwungvoll, akzeptieren die Zuschauer begeistert Fehler.
So kann ein schwungvoller Zeichner Perspektive völlig falsch malen und niemanden interessiert dies.
Das bedeutet im Gegenzug, dass Zeichner lieber das schwungvolle Zeichnen üben sollten als das ganz genaue.
Offensichtlich haben Musik und Zeichnen etwas gemeinsam, es geht nicht nur um den technischen Aspekt, sondern auch um die Seele.

Zeichentipp:

Wenn die Melodie also wichtiger ist als alles andere, dann ist es wichtig, den Fluss der Melodie nicht zu unterbrechen. Stell dir vor, ein Sänger würde bei jedem nicht getroffenen Ton anfangen zu schimpfen. Das Lied wäre sofort verdorben. Das Gleiche gilt für Zeichner, wenn ein Zeichner einen kleinen Fehler bei sich selbst beobachtet, dann bricht er in der Regel sofort ab und versucht diesen Fehler zu korrigieren. Nun passieren zwei Dinge die Dynamik der Linie ist unterbrochen. Leider geht dann der Schwung der Linie verloren. Durch das Verbessern des vermeintlichen Fehlers wird die Aufmerksamkeit des Betrachters auf den Fehler gezogen. Hätte der Zeichner seine Linie jedoch wie eine Melodie gemalt, wäre der Fehler nicht aufgefallen. Denn hier geht es nur um die Tendenz dazu, aber noch später.

Noch mehr Gemeinsamkeiten zwischen Musik und Zeichnen!

Der Rhythmus und Refrain:

Bei Rhythmus und Refrain geht es darum, bestimmte Dinge immer wieder zu wiederholen. Dies ist sehr angenehm für den Hörer oder Betrachter, weil er etwas wiedererkennt und schon damit vertraut ist. Der Refrain ist schließlich das, was wir später mitsingen.
So einfach haben wir Zeichners nicht, doch trotzdem wirkt der Refrain auch beim Zeichnen und beim Malen.
Tine Klein Urban sketch des St.Annenfleet in Hamburg. Zeichnen und Aquarell
Oft tut es einem Bild sehr gut, wenn man sich wiederholende Elemente findet. Dies ist den Refrain sehr ähnlich. Im Bild habe ich fast ausschließlich die türkisenen Flächen mit dem Stift verdichtet. Dies wirkt auf den Betrachter wieder erkennbar ist also der Refrain.
Auch Rhythmus ist etwas Wunderbares. Oft sind stakkatohafte Wiederholungen von Linien für den Betrachter sehr einprägsam. Letztendlich funktioniert so das Schraffieren.
Doch Vorsicht, ähnlich wie in der Musik wirkt Monotonie niemals gut. Hat man eine regelmäßige Wiederholung von geraden Linien, ist es beim Zeichnen sehr sinnvoll, einmal eine Linie aus dem Muster herausspringen zu lassen.  Ähnlich wie ein Musikstück wirkt die Zeichnung strukturiert, aber auch gleichzeitig lebhaft.

Zeichentipp:

Wiederholende Elemente tun einer Melodie gut. Das ist der Refrain. Hier sind nur die türkisenen Flächen stark gestaltet. Tipp: Lass den Stift einfach mal aus der Reihe tanzen. Geländer und Bäume sind vertikale Linien. Das Geländer ist gerade, die Bäume tanzen aus der Reihe.

Die Richtung in Melodie und Zeichnung.

Die Tendenz:

Melodien werden so komponiert, dass sie entweder aufsteigen, absteigen oder eine Pendelmelodik haben. D. h. innerhalb von einer größeren Folge von Noten ist die Tendenz auf oder absteigend. Was sich jetzt erst mal ziemlich langweilig anhört, oft starke Emotionen hervor. Wenn in einem Liebeslied die Sängerin ihre Stimme nach oben schraubt, dann empfinden wir alles Sehnsucht.
Zeichner können nicht so einfach wie die Stimme Emotionen hervorrufen, trotzdem funktioniert die Methode der Tendenz beim Zeichnen ebenfalls absolut zuverlässig. Linien, die eine eindeutige Tendenz nach oben oder nach unten haben, erzeugen viel mehr Aufmerksamkeit als monotone Linien.
Behandelnde Linien werden spielerisch. Stark steigende oder stark sinkende Linien wirken absolut kraftvoll.
Tendenzen reißen das Auge mit sich und machen das Bild für den Betrachter lesbar und interessant.

Zeichentipp:

Wer die Macht auf- und absteigender der Linien beim Bildentwurf kennt, hat leichtes Spiel!

Die obere Linie von Gebäuden und Bäumen ist fast nur eine Linie, sie steigt und fällt.

Musik und Zeichnen:

Musik und Zeichnen haben beide eine positive Wirkung auf die Seele. Wer einen schwungvollen Strich üben möchte kann durch seine Lieblingsmusik machtvolle Unterstützung erhalten. Wichtig: Keine Korrekturen, sondern immer im Takt bleiben! Lass den Stift mit deiner Musik übers Papier flitzen.
Entwickele deine ganz eigene Melodie mit dem Stift, das nennt man Stil!
Liebe Grüße ins Wochenende Tine
weiterlesen bei Tine:

Tines Kurse zum Zeichnen und Sketchen:

Diesen Sommer gibt es wegen Covid ausschließlich Kurse in der Schweiz:

In Unterentfelden wurden die Zusatzkurse eingeschoben, dort sind die Ateliers groß und mit vielen Fenstern, dort gibt es Plätze:

https://www.boesner.ch/niederlassungen/veranstaltungen/einfach-ist-gut-2-4199

Bei gutem Wetter sind wir draußen.

Schatten sehen und malen!

Schatten sind brutal oder heimtückisch unsichtbar.

Schatten sieht man nicht immer. Gerade dieses Jahr hatten wir extrem viel bedeckten Himmel, denn hier in der Mitte von Europa regnet es, während wir in Russland und der Antarktis 30° haben. Total verrückt! Aber für uns war hat dieses Wetter starke Auswirkungen, denn man kann Verschattungen schlecht beobachten.

Hinzu kommt, dass wir leichte Verschattungen nicht bemerken, denn im Alltag achten wir nicht auf den Schattenwurf sondern auf die Gegenstände.

Diese normale Sehgewohnheiten sind jedoch für Maler fatal, auch wenn wir Schatten oft nicht bewusst wahrnehmen, Schatten bestimmen was wir sehen. Ohne Schatten kein Sonnenschein, keine Räumlichkeit und auch keine strahlenden Farben, also gibt es viele Gründe sich mit dem Schatten zu beschäftigen.

Schatten wird oft falsch gemalt!

Was wir beim Malen häufiger brauchen, ist ein Mutausbruch!

Denn wenn man die schattigen Stellen übertreibt, werden Bilder ausdrucksstark!

Gott sei Dank war ich vor 14 Tagen am Meer und wir hatten strahlenden Sonnenschein!

Tine Klein Aquarell cadaques, Strand, Boote, tutorial Schatten malen

Bilder belohnen den Mut starke Schatten zu malen, denn dadurch bekommen Bilder Tiefe, strahlende Farben und vor allen Dingen Licht.

Wer mit dunklen Farben malt, braucht Mut und vor allen Dingen muss der Schatten dann auch sitzen, deshalb sollte man wissen, wie es mit der Ausbreitung verhält.

Der Schatten verläuft wie ein Klebeband!

Amüsiert stelle ich mir gerade dein Gesicht vor! Was hat denn jetzt ein Schatten mit einem Klebeband zu tun? Wenn ich zum Beispiel einen Pfosten oder Laternenpfahl habe, dann versperrt dieser ganz gradlinig das Licht. Der Schatten dahinter läuft über alle anderen Gegenstände hinweg, als wenn man ein Klebeband klebt. Der Schatten läuft also gerade über den Asphalt, den Bordstein herunter oder an einer Hauswand hinauf.
Merke: ein Schatten ist in der Regel gestochen scharf.
Wenn du also Schatten setzt, dann setze sie mutig und geradlinig! Nicht “Wischi Waschi“

Dies ist ganz wichtig, denn sonst verstößt du gegen ein Naturgesetz. Natürlich hat man immer das Gefühl man rettet sich, wenn man die Schatten etwas ungenau malt, aber die Begrenzung des Schattens ist gestochen scharf.

Was ich gerade beschrieben habe, ist der Verlauf des Schattens auf definierten Gegenständen. Diese Art des Schattens findet man sehr oft in der Stadt. In der Landschaft findet man jedoch noch andere Formen des Schattens.

Schatten auf unebenen Gegenständen.

In der Natur trifft man jedoch noch auf eine andere Form des Schattens.

Wasserflächen, Wiesen oder ein Acker sind nicht eben. Auf diesen unebenen Flächen verläuft die Schattenlinie nicht mehr wie ein scharf abgegrenztes Klebeband.

Warum?

Neben dem Schatten des Gegenstandes, gibt es in der natürlichen Umgebung sehr viele kleine Schattenflächen, die einfach durch Unebenheiten entstehen.
Was wir in der Natur sehen ist also eine Mischung aus vielen kleinen Schattenflächen, die sich summieren. Deshalb ist in der Natur der etwas“ krümelige“ Schattengestaltung durchaus erlaubt. Das nennt man“ Streulicht“.

Das Schattenparadoxon:

Jeder einzelne Schattenriss ist zwar an immer gestochen scharf. Trotzdem sieht das menschliche Auge gerade, wenn es starke Unterschiede zwischen Licht und Dunkel gibt nicht gut. Der starke Unterschied sorgt dafür, dass wir geblendet sind. Deshalb kann man alles was innerhalb des Schattens liegt total ungenau malen.

Ein Spiel von hart und weich!

Tine Klein Aquarell cadaques, Tutorial Schatten, Stand mit Booten

Die Verschattung des Bootrumpfes ist auf dem Weg gestochen scharf. Hier haben wir eine gerade Oberfläche. Die Häuser am rechten Blattrand werden nur durch relativ scharfe Schattenwürfe definiert, denn hier haben wir gerade Oberflächen.
Andererseits verschwinden die Beine der Männer in der Dunkelheit, weil meine Augen von der strahlenden Sonne geblendet sind.
Auf dem Wasser und auf dem Sand gibt es viele Dellen, die Oberfläche ist nicht glatt. Wir haben hier Streulicht, weil die welligen Oberflächen die Umgebung mit kleinen Verschattungen übersähen.

Fasse Mut!

Jetzt mal ehrlich, du merkst schon die Sache ist nicht so ganz einfach. Dadurch dass es so unterschiedliche Formen gibt, gibt es auch viele unterschiedliche Darstellungsformen.
Letztlich finde ich es wichtig, dass du den Schatten als das Werkzeug des Malers begreifst. Du solltest mutig sein und keine Angst haben.
Denn wenn ich es auf den Punkt bringen sollte, dann gibt es für ein Maler immer nur zwei Dinge im Raum:

Das eine ist das Licht und das andere ist der Schatten.

Ich wünsche dir ein wundervolles Wochenende
Liebe Grüße Tine

Licht ist meine Lieblingsfarbe!

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https://blog.herz-der-kunst.ch/licht-ist-meine-lieblingsfarbe/

Wikipedia zum Thema

Skizzenbuchtechniken: einfach ist gut

Skizzenbuchtechniken sind klasse, weil man schnell schöne Erlebnisse festhalten kann.
Aus Sicht eines Lehrers sehe ich Skizzenbuchtechniken allerdings anders, die Praxistauglichkeit macht sie zum wichtigsten Ausbildungsgegenstand für meine Schüler. Ein Skizzenbuch zu führen, liegt also im Spannungsbogen zwischen der schönsten Nebensache der Welt und der eigenen Ausbildung.
Wie das Eisen verrostet und das Wasser bei stillstand verdirbt, genauso verkommt der Geist ohne Übung! Leonardo

Praxistauglichkeit macht Menschen gut!

Heute möchte ich euch zwei Skizzenbuchtechniken vorstellen, die besonders gut geeignet sind, um sich selbst auszubilden.
Die Alltagstauglichkeit muss gewahrt bleiben, denn sonst nützt es nichts, weil die Übung fehlt.
Die sinnvollste Skizzenbuchtechnik ist, die Zeichnung. Warum? Das Material, um Zeichnungen anzufertigen, kann man in jeder Hosentasche mitnehmen. Ich habe immer ein Skizzenbuch in der Handtasche, dies beschert mir selbst im stressigen Alltag 5-15 Minuten für eine kleine Zeichnung.
Kleine Angewohnheiten führen zu massiven Verbesserungen. Wer regelmäßig ein paar Minuten malt, hat schon nach wenigen Wochen stundenlange Übung genossen, das ist effektiv.
Jetzt werden vielleicht einige von euch seufzen, weil sie viel lieber malen lernen möchten als zeichnen.
Tatsächlich gibt es aber keinen Unterschied zwischen Malen und Zeichnen.
Es gibt 2 Skizzenbuchtechniken die extrem einfach sind und genau zwischen Zeichnen und Malen liegen. Heute möchte ich euch 2 davon vorstellen. Beide werde ich in meinem Workshop bei Boesner Schweiz lehren.
Und eines darf ich schon mal verraten beide Techniken sind sehr einfach!
Einfach gut!

 Skizzenbuchtechniken leicht gemacht: Graphit

Bleistift, wie langweilig?
 
Bei den Skizzenbuchtechniken ist Graphit, ein fast vergessenes Material. Die meisten verbinden mit Graphit den Bleistift. Mit Bleistiften kann man tolle Zeichnungen machen. Der Bleistift ist das einfachste und preiswerteste Kunstmaterial, und manchmal ist er ein bisschen aus der Mode gekommen. Völlig zu Unrecht, denn Graphit kann viel mehr als nur Zeichnen.  Heute möchte euch aber, etwas Anderes zeigen. Skizzenbuchtechniken, die man mit Grafitpulver machen kann. Graphitpulver kann man, wenn man es verreibt, so malen wie eine normale Farbe. Das hat nichts mit zeichnen zu tun.

Graphit macht richtig Gaudi.

Und so haben mich die Schüler des letzten Jahres gebeten, doch noch einmal mit Graphitstaub zu arbeiten.  Dieses Grafitpulver trägt man wie ein Kind über das ganze Blatt auf. Letztlich geht es hier um:
Malen mit den Fingern.

Graphitpulver eine Technik, die dich besser macht:

Diese Technik ist unglaublich einfach und sie erzeugt Ergebnisse, mit den man richtig angeben kann.
Sieht nicht so aus wie von einer Sechsjährigen, macht aber genauso viel Spaß wie damals.
Die Bilder sehen schnell aus wie vom alten Meister. Der einzige Unterschied zum Bleistift ist, dass man eine etwas andere Technik erlernen muss.
Als Lehrer macht mir an dieser Technik besonders Freude, weil man sie schnell erlernen kann. Andererseits übt man mit ihr das Basiswissen für die Malerei. Jeder, der in dieser Technik malen kann, lernt die Tonwerte zu beherrschen. Und die Folge ist, dass Aquarelle, die nach diesem Muster gemalt werden, viel brillanter sind.
Man schlägt also zwei Fliegen mit einer Klappe, man lernt das Malen mit einem sehr einfachen Material, was man auch ohne Probleme mitnehmen kann.
Andererseits trainiert man aber die Grundlagen für ganz andere Techniken und wird nach und nach richtig gut.

Dreckspatz:

Der einzige Nachteil an dieser Technik ist:
Man wird zu einem echten Dreckspatz.
Wenn man nicht aufpasst und sich ins Gesicht fast sieht man hinterher aus wie das Aschenbrödel.
Aber bei dieser Technik gilt eben:
Wer sauber aus dem Stall kommt, hatte eben keinen Spaß.

 

Deshalb habe ich mich entschlossen die Technik mit in das Sommerprogramm zu nehmen.
Dort werde ich auch zeigen, wie man Bleistifte so anspitzt, dass man mit ihnen perfekt Fenster malen kann. Ich benutze die Technik, um ein Motiv zu erkunden, weil sie so schnell ist:

Das Material was man dazu benötigt ist Graphitstaub, Bleistifte, Klebeband und Radierer.

Pen and Ink – Stift und Aquarell:

Eine ähnlich unkomplizierte Technik ist Pen and Ink. Die neudeutsche Umschreibung heißt einfach so viel wie Aquarellfarbe mit Stift. Diese Technik ist sicherlich vielen von uns bekannt. Trotzdem fällt es schwer, soweit loszulassen, dass man fast abstrakt koloriert.
Wie funktioniert das?
Man verteilt großzügig Farbe auf das Blatt. Das, was man malt, kann sich an das Motiv anlehnen, muss es aber nicht.
Im Grunde kann man seine Zeichnung auch auf einigen Farbklecksen machen.
Erfahrungsgemäß brauchen Schüler bei dieser Technik Hilfe. Nicht weil diese Technik schwer ist, sondern weil man Hilfe braucht, um zu begreifen, wie einfach sie ist. Im Grunde muss man immer dahinterstehen und anfeuern!
Der Nachteil der Technik ist, dass man ein einigermaßen gutes Aquarellpapier benötigt, weil die Farben auf einem nassen Untergrund verteilt werden.
Leider ist das Papier in den meisten Skizzenbüchern zu schlecht.
Das abstrakte Kolorieren ist eine der schönsten Techniken.
Die Technik ist extrem schnell, sehr ausdrucksstark und hält die persönlichen Farben eines Ortes fest. Wenn man die Trockenzeit einmal außer Acht lässt, ist diese Technik die einfachste und schnellste unter den Skizzenbuchtechniken.

 

Aquarell und seine Freunde

Tine Klein Aquarell Meersburg zum Thema Skizzenbuchtechniken

Der farbige Untergrund erhält seine Struktur erst durch die Zeichnung. Der riesige Vorteil daran ist, dass man durch die lockere Farbe angespornt wird, auch locker zu zeichnen.
Ich habe mich entschlossen, diesen Sommer auch das Zeichnen mit Feder zu lehren. Für die Umstellung braucht man ein paar Minuten Zeit, denn wir alle sind die praktischen Füllhalter gewohnt. Zeichenfedern erzeugen immer etwas unregelmäßige Ergebnisse. Ebenso wie das Malen mit den Fingern ist eine nicht perfekte Linie oft sehr gut für die Seele des Menschen. Wenn es nicht perfekt ist, dann hören wir auch uns selbst unter Druck zu setzen. Ich mache immer wieder die Erfahrung, dass Menschen dann über sich selbst herauswachsen. Viele Schüler Zeichnen mit der Feder schon nach 1 Stunde deutlich besser als nach jahrelanger Übung mit anderem Material. Dies liegt schlicht und einfach daran, dass sie sich nicht mehr selbst die Hölle heißmachen.
Ihr glaubt gar nicht, wie ich mich auf die Skizzenbuchkurse in diesem Sommer freue.

Was ist die richtige Skizzenbuchtechnik?

Auch wenn ihr nicht in einen Kurs zu mir kommen könnt, probiert doch einmal diese Skizzenbuchtechniken aus. Das Material ist besonders preiswert. Das Arbeiten mit der Feder hat zum Beispiel den Vorteil, dass der Füllhalter nicht eintrocknen kann. Einfaches Material taugt genauso zur Schulung, wie sehr teueres hippes Material.
 Im Alltag kommt es oft darauf an, dass das Material einfach ist und den Maler nicht stresst. Übung macht den Meister und nur wer Freude hat, malt auch häufig.
In der Einfachheit liegt eine unschlagbare Kraft.
Liebe Grüße ins Wochenende Tine
Juhuu mit den Fingern malen und Spass in der Sonne haben!
Wir haben wegen des Andrangs noch zusätzliche Kurse ins Programm eingeschoben. Im Moment kann man noch einen Zusatz-Kurs im figürlichen Zeichnen buchen, hier sind nur noch wenige Plätze frei.
https://www.boesner.ch/niederlassungen/veranstaltungen/menschen-malen-und-skizzieren-1-4117
Seit wenigen Tagen kann man den Sommerkurs buchen. Einer ist schon ausverkauft, in anderen gibt es noch einzelne Plätze.

Aarberg:

Unterentfelden:

In Unterentfelden sind noch Plätze frei weil wir hier den Zusatzkurs einschieben.

Münchwilen:

https://www.boesner.ch/niederlassungen/veranstaltungen/einfach-ist-gut-1-4131

Weiterlesen bei Tine:

Die Leichtgewichte Plastikkästen zum Mitnehmen auch für große Pinsel:

Aquarellpalette das Zuhause für große Pinsel

Leben und Werk von Gaugain- Tolle Skizzenbücher

 

https://publications.artic.edu/gauguin/sites/default/files/file_assets/_PagesfromthePacific_gau.pdf

https://publications.artic.edu/gauguin/sites/default/files/file_assets/_PagesfromthePacific_gau.pdf

 

Wolken malen : 12 Tipps!

Wolken malen…Lass sie ziehen.

Wolkenmalen ist extrem gut für die Seele. Kurz vorher erreichte mich eine traurige Nachricht! Für mich hätte es nichts Besseres geben können, als in die Wolken zu starren, ich habe jeder Wolke ein Gefühl unter den Bauch geschnallt und sie ziehen lassen. Und langsam kommt das Lächeln zurück!

Wolkenmalen ist frei und experimentell, also stresst euch nicht und sammelt beherzt eure Erfahrungen. Und wenn einfach mal was schief geht, dann weißt du’s hinterher besser.

Man muss nicht perfekt sein, aber schöne Erfahrungen sind unwiederbringlich!

Der Running Joke bei all den bombastischen Motiven! Es zieht mich immer wieder der Hühnerstall an!

Hühnerstall zum Ersten, noch ist meine Laune ziemlich schwarz:

Tine Klein Tutorial Wolken malen , experimente

 

Tine Klein Anleitung Wolken malen. Herz der Kunst.

Hühnerstall die zweite Version, ich lege wild drauflos.

Und nun der 3. Hühnnerstall, nicht das neben mir nicht tolle großartige Motive wären, ich brauche die Wolken, nun ist die Seele ruhig! Und es ist klar, ich liebe den Hühnerstall.

Tine Klein Anleitung Wolken malen und Video wolken malen

 

Wolken malen

Wer Wolken malen will, muss schnell sein. Der allerbeste Techniktipp zum Wolkenmalen ist:

Tipp 1:Kopf abschalten. – Einfach drauflos!

Warum  ist dieser Tipp so wichtig? Das Wolkenmalen braucht die gesamte Aufmerksamkeit, doch da es so schnell gehen muss, geht auch schnell mal was schief. Wenn man beim Wolkenmalen darüber nachdenkt, was man tut, dann ist man zu langsam.Du brauchst dennoch nicht perfekt sein, denn solange alles nass ist, kannst du mit dem Papiertaschentuch aus Versehen zugemalte Stellen wieder herausholen.

Tipp 2: Halte ein Papiertaschentuch bereit, denn wer nicht perfekt ist, muss vorbereitet sein.

 

Wie sieht eine Wolke aus?

Schau dir einmal Wolken an, du wirst feststellen, sie haben eine ganz besondere Form.

Oft sind sie unten flach, denn die feuchte Luft liegt auf einer anderen Luftschicht.

Überall dort, wo die Wolke auf der Luftschicht aufliegt,  ist sie dichter, und da wird sie dunkel. Warme Luft steigt bekanntlich nach oben, ich  und so türmt sich die Wolke auf. Oben ist sie dann herrlich weiß und unten an der Seite und in der Mitte oft grau.

Durch die Thermik bildet die Wolke sehr unterschiedliche Formen aus. Diese typischen Formen möchte der Maler wiedergeben.

Tipp 3:  Google dem Begriff Schönwetterwolken, und schau dir genau an, welche Normalform diese Wolken haben.

Die Form der Wolke, harte und weiche Kanten!

Das Wichtigste an Wolken sind ihre Kanten!

Jetzt dürft ihr beherzt loslachen, wo haben denn weiche Haufenwolken Kanten?

Wolken haben entweder gestochen scharfe Kanten, meistens da, wo sie leuchtend weiß sind, wo man dahinter den viel dunkleren blauen Himmel sieht.

Die gestochen scharfe Kante ist bei der Wolke jedoch nur eine Möglichkeit, denn Wolken lösen sich wie Gebirge aus Wasserdampf  auf, und dann entstehen ganz weiche, wässrige oder lauschige Übergänge ins Blau.

In der Fachsprache nennt man dies harte und weiche Kante. Wobei selbst ich lächeln muss, denn Kante wäre jetzt nicht gerade das erste Wort, was mir bei einer Schäfchenwolke eingefallen wäre.

Doch trotzdem merke:

Tipp 4: Wolken sehen am besten aus, wenn sie harte und weiche Kanten haben.

Wolkenmalen und die Technik:

Hausaufgabe:  Schau dir Wolken ganz genau an, bevor du anfängst zu malen. Die eben besprochenen harten und weichen Kanten sind der Grund, warum man Wolken so schnell malen muss.

Tipp 5: Die Farbe muss noch feucht sein, damit  weiche Übergänge der Wolken und Himmelsfarbe entstehen.

Tipp 6: Das Ausgefranste  der Wolken entsteht durch Wuscheln mit dem Pinsel!

Dafür gibt es mehrere Möglichkeiten.

Pinseltechnik beim Wolkenmalen:

Bedenke immer,  Wolken sind ein Haufen von Wasserdampf,  und den kann man nicht malen wie einen Betonblock. Die Pinseltechnik zum Wolkenmalen ist spielerisch.

Lass den Pinsel gerne mal aus der Reihe tanzen.

Die eine Möglichkeit ist, den Pinsel,  während man die Wolkenkante malt,  kontinuierlich zu drehen und zu wenden. Die andere Möglichkeit ist,  mit zwei Pinseln zu arbeiten,  einem für die Farbe und dem anderen, um die Farbe an den Rändern zu bearbeiten. Der Pinsel ohne Farbe ist entweder trocken und ist für die ausgefransten, trockenen Kanten in den weißen Wolkenberg zuständig, Die andere Methode ist,  den Pinsel etwas feucht zu machen und die Kanten einfach zu verwaschen.

Tipp 7: Ob trockene oder weiche , feuchte Übergänge,  das steuert die Feuchtigkeit im Pinsel!

Aquarelltechnik:  Wolkenmalen für Faule:

Eine andere Möglichkeit,  Wolkenränder aufzulösen ist die Sprühflasche. Ist eine Kante beim Wolkenmalen zu hart, dann schnell einen Spritzer Wasser darauf. Der richtige Abstand zum Blatt ist Training. Oftmals ist ein leichter Sprühnebel die beste Option. Doch aufgepasst,  dort,  wo die Kanten hart bleiben sollen, sollte man eine schützende Hand über das Papier halten.

Tipp 8: Sanfter Sprühnebel löst harte Kanten auf.

Achtung, kommst du  zu nah ans Blatt, dann lässt du dein Bild regelrecht ins Wasser fallen!

Strahlend weiße Wolken?

Gibt es nicht. Überall da wo eine Wolke verdichtet ist, wird sie grau. Der Winkel der Sonne spielt dabei auch eine Rolle Also ist Wolkenmalen Grautöne mischen!

Auf keinen Fall Schwarz!!!!!!!!

Schwarz sieht immer dumm aus! Warum?

Das Wolkengrau ist entweder dein Himmelblau plus einer Spur gebranntem Siena. Oder:

Tipp 9: Himmelsgrau ist Aquamarin feinst und eine Spur Siena gebrannt.

Gut funktionieren auch leichte Spuren von Orange oder Umbra gebrannt oder englisch Rot.

Beim Wolkenmalen ist die Dosierung der Trick:

Ausprobieren macht den Meister! Grautöne mischen bedeutet  Fingerspitzengefühl. Je mehr gebrannter Siena in der Mischung, desto brauner wird das Grau. Je brauner es ist,  desto mehr wird die Wolke zur Regenwolke!

Tipp 10:  Ist das Grau zu bräunlich, muss mehr Blau rein!

Ach ja,  das Himmelsblau:

Tipp 11: Babyblau!

Bitte aufpassen, dass die Farbe nicht deckend und auch nicht granulierend ist.  Ich benutze Cerulian leicht granulierend und Kobaldblau hell , nicht granulierend! Aufpassen! Die Farben unterschiedlicher Marken haben himmelweite Unterschiede!

Loslegen und Erfahrungen sammeln:

Beim Wolkenmalen ist Loslegen die beste Taktik. damit dies intuitiv und störungsfrei klappt, muss man so ein paar Sachen bereit legen. Denn wenn man gerade Wolken malt, ist die Zeit knapp,  und man will nicht suchen oder mischen!

12: Bevor du loslegst, solltest du dir eine ausreichende Menge der Himmelsfarbe mischen.

Dann ist es sinnvoll, nur kleine Bereiche des Himmels zu bearbeiten. Denn tendenziell malst du natürlich keine Wolke, sondern die blauen Löcher zwischen den Wolken. Du kannst diesen Abschnitt in Ruhe bearbeiten, ohne in Stress zu geraten. Voraussetzung dafür ist natürlich, dass du dir genug Himmelsfarbe angerührt hast, sodass man nicht merkt, dass du in kleinen Abschnitten gearbeitet hast.

 

 

Viel Spass mit den 12 Tipps zum Wolkenmalen!

Und frohe Ostern  Tine

Falls es Euch gefällt drückt im youtube auf das like, es hilft sehr!

Immer dann,  wenn ich euch Videos mache , freue ich mich, wenn die von euch, die es können,  etwas spenden. Eure Spende erhält solche ehrenamtlichen kulturellen Angebote. Denn in Corona -Zeiten brauchen noch viel mehr Menschen kostenlose Kultur.



 

https://youtu.be/38PKeyDoRNE

 

 

Wer Lust hat, Aquarell zu malen,  findet auch hier noch einige andere Tipps:

https://youtu.be/4XJFjyr72DQ

Noch mal ein alter Artikel zum gleichen Thema:

https://blog.herz-der-kunst.ch/wolken-malen/

Wolken malen

 

 

 

Zeichnen lernen – Das Prinzip der Variation

 

Eine kleine Kritzelei vom Mittelmeer…wie sehne ich mich dahin zurück, Strand von La Ponge

Hallo! Schön, dass du da bist.

Heute möchte ich die Tricks verraten, mit denen deine Zeichnungen sofort und garantiert besser werden. Und das ist prima, denn wir alle suchen Tricks und Regeln, die uns helfen, besser zu zeichnen und zu malen.
Zeichnen lernen, besonders das Beobachten dabei, macht glücklich.
Trotzdem kann es frustrierend sein! Denn die Regeln, um tolle Zeichnungen zu machen, scheinen enorm schwer sein, es scheint einem zwischen den Fingern zu entgleiten.
Damit ich dies schreiben konnte, musste ich mir das Hirn enorm zerbrechen.
Es gibt eine DNA der Schönheit, diese ist aber ein ganz schön glitschiges Ding, sie ist schwer greifbar und nicht einfach zu beschreiben.
 
Von Kultur zu Kultur scheint es sehr unterschiedliche Ansichten zu geben, wie man eine schöne Zeichnung herstellt.
 
Für diesen Artikel habe ich jahrelang gegrübelt, ich habe mit asiatischen Künstlern am Straßenrand gesessen und wir haben uns die Köpfe heiß diskutiert, weil man in Asien die Schönheit ganz anders angeht als in Europa. Meine Frage war:
“Was sind die allgemeingültigen Regeln, die eine Zeichnung gut machen?“
 
Anders als bei Mathematik sind diese Regeln aber nicht schematisch anzuwenden, viel hängt an der Intuition des Malers oder Zeichners. Sonst wäre ja jede Zeichnung ganz einfach wunderbar zu machen.
Trotzdem gibt es überraschend einfache Informationen, die jeden Zeichner  schnell verbessern, denn die Antwort ist überraschend einfach.

Die Schönheit in der Natur

Die Schönheit der Natur entsteht durch zufällige Muster.
Die Kunst in der Kunst besteht darin, Muster zu entwickeln, die die gleiche Leichtigkeit und Schönheit haben wie in der Natur. Tine Klein
Die Schönheit und Leichtigkeit der Natur entsteht daraus, dass die Natur immer abwechslungsreich ist und auch immer etwas aus der Reihe tanzt. Denk darüber einmal nach!
Diese Erkenntnis ist unglaublich wichtig für schöne Zeichnungen!
Daraus lassen sich auch unglaublich einfache und gute Regeln für Zeichnungen ableiten.

Zeichnen lernen- Die  Regel der Variabilität:

 

Wenn wir anfangen zu zeichnen, dann führen wir den Stift sehr hart! Wir suchen zwanghaft nach der genau richtigen Form! Und wir kopieren bereits Erlerntes immer wieder!

Zwang, Kopie und Monotonie sind der Tod einer lebhaften Zeichnung.

Die Regel ist einfach:  Variiere dein Bild, lass es wachsen und tue nicht immer das Gleiche.

Sei dabei fröhlich und variiere deinen Strich!

Verändere Formen! Spiele mit Hell und Dunkel.

Erlaube an der einen Stelle Monotonie, an einer anderen Stelle die Vielfalt!

Setze Klein und Groß ein, genauso wie Fläche Linie und Punkte.

Was ich möchte, ist eine Orgie mit dem Stift! Erlaube dir die Vielfalt!

Schau mal, hier ist jedes Fenster anders! Jedes Dach darf einen eigenen Charakter haben.

Salz und Pfeffer beim Zeichnenlernen:

Wir  zeichnen in der Regel mit einem Stift. Damit haben wir den Kontrast zwischen unserer Stiftfarbe und dem Papier, dies ist der Strich. Damit sprechen wir die Stäbchen im Auge an. Wer nun nur Linien zeichnet, der verschwendet eine ganze Menge Potenzial. Denn die Stäbchen finden Bilder extrem sexy, in denen es drei Tonwerte gibt, d.h. Hell, Mittel und Dunkel. Schaffe ich es, nicht nur einen tollen Strich zu haben, sondern dem Auge gleichzeitig drei verschiedene Lichtstärken anzubieten, dann wird es dich anbeten. Die Zeichnung wirkt sexy!
Die Faustregel: Du solltest in deinem Bild stets kleine Dunkelheiten einfügen. Achte darauf, dass du nicht alles vollzeichnest, sondern auch kleine helle Stellen stehen lässt.

Die Balance:

Es sollte keine Monotonie der Formen geben. Wenn man zum Beispiel ein großes Objekt hat, dann braucht dies einen Ausgleich.
Was passiert in der Praxis?
Wenn ich ein riesiges Objekt habe, dann kann dies sehr gewaltig wirken und das Bild erschlagen, oder es entsteht Strenge und Monotonie.Manchmal wirkt ein Bild, als würde es zu einer Seite umkippen. Wenn ich nun viele kleine Dinge in den Vordergrund oder an die Seite zeichne, dann erzeuge ich etwas Spielerisches, die kleinen Dinge wirken attraktiv auf das Auge. Das Bild wirkt nun weder gewaltig noch zu streng. Es entsteht ein sehr charmanter Gegensatz zwischen dem Kleinen und dem Großen.
Faustregel:  Das Kleine balanciert das Große
Zuerst sollte der Bauplan für die Zeichnung stehen. Widme dich zuerst den großen Flächen, gib diesen vielleicht auch schon mal eine leichte Tönung. Der Stift kann allerdings mehr als lange Linien.
Steht das Große und Ganze, und du hast die großen Flächen unter Kontrolle, dann kannst du wie Pfeffer und Salz kleine Linien und Punkte hinzufügen.
Faustregel: Bilder nicht überfrachten, nur langsam Details hinzufügen.

Zeichnen lernen und die Monotonie

Unser Auge hat sich als Entwicklungsland geschichtlich so entwickelt, dass es Dinge finden soll. Im Gegenschuss kann man sagen, dass es sich überhaupt nicht für Monotonie interessiert.
Wer eine schöne Zeichnung machen möchte, der muss variieren.
Variationsmöglichkeiten gibt es mehr, als man denkt:
  • Man kann zum Beispiel die Grundform variieren (Man muss nicht jedes Dach gleich malen),
  • Objekte in der Höhe variieren,
  • ihren  Abstand verändern,
  • den Rhythmus oder die Frequenz von Gegenständen variieren.
Das beste Beispiel hierfür sind Fenster. Die sind in der Regel sehr regelmäßig über Häuser verteilt. Stehen mehrere nahezu baugleiche Häuser nebeneinander, entsteht eine für das Auge  ausufernde Situation.
Faustregel: Eine Häuserreihe wird dadurch interessant, dass man die Fenster über die Häuser würfelt, wie eingeworfene Argumente.
Bitte schau dir einmal an, wie sehr gute Zeichner Häuser zeichnen.
Du wirst feststellen, dass in ihren urbanen Zeichnungen manche Häuser viele Fenster haben, andere Häuser haben gar keine Fenster, manchmal gibt es Häuser mit drei Fenstern, zwei Fenstern oder sogar nur einem Fenster. Wenn die Fenster nicht wie eine Art Rhythmus gemalt werden, dann zeichnen sich sehr gute Maler häufig dadurch aus, dass jedes einzelne Fenster anders gezeichnet ist. Häufig variieren die Fenster auch in Abstand, Höhe und Anordnung.
Faustregel: Jedes Fenster ist eine Persönlichkeit. Schau dir diese in meinem Bild an.

Kein Zwang:

Ich habe schon Schüler verzweifeln sehen, weil sie mit aller Gewalt noch ein paar Fenster in ein winziges Haus zeichnen wollten.
Eine Zeichnung ist kein Foto.
Die Zeichnung hat ihre eigenen Regeln, und eine dieser Regeln der Schönheit ist, dass Dinge variieren.
Mach dir eines klar, dein Betrachter ist nicht dumm, er wird selbst bei einem gezeichneten Fenster begreifen, wie die Fenster in diesem Haus aussehen.
Gibt dir dadurch selbst die Freiheit. 
Mach dir keinen Stress und gibt dir die Freiheit, nicht alles zu zeichnen.
Dinge, die dich interessieren, solltest du mit Hingabe zeichnen.
Zur Variation gehört auch, dass man andere Dinge entweder sehr lustlos zeichnet oder völlig weglässt.
Bewege deinen Kopf davon weg, dass jede kleinste Abweichung ein Fehler ist!
Das Prinzip der Variation macht Zeichnungen schön!

Das Prinzip der Variation  üben!

Zeichnen lernen macht Spaß, man kann es am besten  mit Fenstern üben. Mein Tipp: Zeichnet die großen Häuserfronten und die Dachformen. Zuerst lässt du alle Details weg.
Nur die großen Formen und dann fügst du noch die Schatten hinzu.
Nun brauchst du ein Stück Butterbrotpapier, ein Stück Transparentpapier oder ein dünnes Blatt Druckerpapier. Wichtig ist, dass du die Zeichnung durch die erste Zeichnung siehst!
Nimm deine Zeichnung mit ans Fenster und experimentiere:
Übung A:
Du malst alle Fenster völlig gnadenlos. In gewohnter Art und Weise.
Übung B:
Du malst viel weniger Fenster und versuchst jedes Fenster zu variieren.
Übung C:
Die Grundregeln von Übung B gelten, nun versuchst du aber jedes einzelne Haus anders zu malen.
Wie verändert sich dein Wenn man die Regel der Variation beim Zeichnen lernen anwendet? 
Viel Spaß beim Spiel!
Tine
Wichtiger Mentaler Tipp für die Lernphase!
Das ist kein Chaos! Die Anderen verstehen nur die tiefliegenden Künstlerischen Regeln dahinter nicht!

Zeichnen lernen -Mitmachen macht schlau!

Im Link könnt ihr euch den Ort ansehen und mitmachen!

La Plage de la Ponge

Tine Klein, Blog Zeichnen lernen, das Prinzip der Variation, Tusche, St.Trophe

Tine Klein, Blog Zeichnen lernen, das Prinzip der Variation, Aquarell, La Ponge

Und hier zum Vergleichen die beiden Bilder.
Nimm Dir die Muße,  jedes Fenster ein bisschen anders zu gestalten!
Eine Bitte an dich. Damit dieser Blog gefunden werden kann, brauche ich deine likes! Bitte denkt daran,  mal das Knöpfchen zu drücken,  damit dieser Malunterricht erhalten bleibt.
Liebe Grüße Tine



 

Mit Achtsamkeit zum Bild

Tine Klein, Aquarell Geiger am Münster in Basel, malen lernen mit Achtsamkeit

 

Achtsamkeit ist die Ruhe, den Augenblick zu genießen:

Du brauchst das Glück nicht finden, es findet dich!

Das sind die kleinen Momente, die uns Corona nicht rauben kann!

Letzte Woche bin ich auf  einer Eisplatte ausgerutscht und hab mir eine kleine Rippenprellung geholt.

Das Fürchterlich daran ist nicht die Rippenprellung, sondern dass das Buch, das ich gerade lese, so gut und lustig ist, dass ich ständig lachen muss, das grenzt an Masochismus. Autsch, Autsch…..Autsch…..

Schon mal vorab, das Buch ist witzig, hat soviel schwarzen Humor, dass es schon über die Grenzen des guten Geschmacks hinaus geht, und für Menschen, die keine handfeste Ironie mögen, ist es auch nix, und ich liebe es!

Die Hauptfigur ist ein durchaus freundlicher Vater, der  versucht, sich im Leben  durchzuschlagen. Und so wird er blöderweise Mafia-Anwalt. Daraufhin ist in seinem Leben gar nichts mehr klar, weil ihn das Ganze total überfordert, deshalb zwingt ihn seine Frau zu einem Achtsamkeitskurs.

Er befreit sich von all den Faktoren, die ihn belasten, ganz nach seiner Achtsamkeit-Bibel. Freundlich lächelnd fallen ihm fiese Mafiabosse zum Opfer! Es fragt sich, ob dies im Sinne der buddhistischen Erfinder ist?

Haltlos kicher! Nicht im Sinne des Erfinders, klappt aber!

Trotz der absurden Menge schwarzen Humors schafft es das Buch, eine ganze Menge über das Prinzip der Achtsamkeit zu vermitteln.

Maler sind achtsam!

Viele Menschen malen, weil man sich dabei ganz ruhig die Zeit nimmt, etwas zu betrachten.

Maler kennen die heilsame Wirkung der Achtsamkeit, ohne es so zu nennen.

Wenn ich solche Bilder male, dann tue ich das nicht, weil ich da so stolz drauf bin, sondern weil sie schöne Momente speichern.

Die Prinzipien der Achtsamkeit, die man mit dem Malen in Verbindung bringen kann:

• sich erst mal etwas in Ruhe anzusehen, ohne es zu bewerten. Stichwort: genau hinsehen.

• Erst mal Klarheit in seine Situation bringen, bevor man loslegt. Das muss man, wenn man das Licht fangen will!

•Sich nicht zwingen lassen, Dinge zu tun, die man eigentlich nicht tun will. Schau mal,  ich hab die Kirche weggeschnitten!

• Nicht ständig tausend Sachen in eine Situation hinein quetschen.

Da das Malen sehr viele Aufgabenstellungen gleichzeitig hat, könnten dies doch Anweisungen eines Mal-Lehrers sein oder?

Beobachten ist unbezahlbar

In dem Buch wird zum Beispiel von einer Übung erzählt,  bei der der Rechtsanwalt ein Lebensmittel so essen soll, als hätte er’s noch nie gesehen. Er betrachtet die Farbe sehr genau, die Form , nimmt plötzlich die Geschmäcker intensiv wahr und genießt einen normalen Apfel, als wenn es ein Luxusprodukt wäre.

Wir sollten Dinge mit dem gleichen Interesse malen,  als hätten wir sie noch nie gesehen!

Als ich abends mein Bier trank, kam es mir so extrem wunderschön bernsteinfarben vor, und ich war mir sicher,  dass kein Edelstein wunderschöner hätte glitzern können.

Die Achtsamkeit, einen Augenblick bewusst wahrzunehmen, ist die Fähigkeit der guten Maler.

Achtsam, der richtige Bildausschnitt!

Ein guter Maler lässt sich nicht zwingen!

Die meisten Menschen fangen ziemlich hektisch an zu malen, sie malen alles aufs Blatt, was ihnen vor die Augen kommt.

Achtsamkeit heißt: Nimm doch erst mal die Situation wahr!

Man lässt sich nicht stressen und auch nicht zwingen. Genau das macht gute Bilder.  Das ist ein einfaches System mit großer Wirkung. Denn daraus resultiert, dass man auch mal ohne Panik nein sagen kann.

Wie soll ich ein tolles Bild malen, wenn ich nur hektisch abarbeite?

Wenn man sich etwas unachtsam angesehen hat, dann kann man auch kein bisschen Durchblick entwickeln. Man malt stereotype Motive und sieht die außergewöhnlichen Chancen nicht.

Ein kleiner Bildausschnitt:

Damit die Sache gelingt, hält man sie schön klein.

Und diese Klarheit entsteht dadurch, dass man sich sehr ruhig auf etwas konzentriert, deshalb ist die Kirche weg!

Diese Klarheit muss man selbst herstellen, indem man schaut, wie man den Hauptgegenstand gut ins Bild bekommt. Oft sind diese Regeln idiotisch einfach und trotzdem in der Hektik des Alltags unbezahlbar.

 

Schneide so viel vom Bild weg, bis das, was du gerne magst, genug Platz auf deinem Blatt hat.

 

Sehr makaber entsorgt die lächelnde Hauptperson im Buch Mafia-Bosse, bis er wieder genug Platz für sein Leben hat.

Darf ich dich mal ermutigen, deine Bilder auch so anzulegen? Weg damit und schon entsteht Platz für Schönes!

Der Bildsucher

Der einfachste Tipp ist, die Hände zu einem kleineren Rähmchen zu formen,  dadurch zu schauen und festzustellen, was ein schöner Bildausschnitt wäre.

In der Fachsprache nennt man dies den Bildsucher. Bildsucher kann man auch kaufen, dann erwirbt man eine Pappscheibe mit einem Loch in der Mitte. So kann man dann abschätzen, wie ein Bild wirkt, wenn man mehr oder weniger begrenzt.

Der Bildausschnitt ist nicht klar definiert, man muss ihn suchen.

Nur fände ich es nicht schön, wenn du dir den Bildausschnitt von einer kleinen Papierscheibe diktieren lässt. Wer tatsächlich im Freien malt, weiß, dass sich Bildanteile mit einer Kopfdrehung ganz gewaltig verschieben.

Tine Klein Achtsamkeit in der Malerei

Schaue ich nach links, ist ein Haus im Bild, drehe ich den Kopf nur ein wenig,  ist das Haus weg.

Verblüffend oder? Zwei Meter und alles ist anders. Kopfdrehung sorgt dafür, dass ein Haus erscheint oder verschwindet.

Eigenverantwortung:

Suche dir die schönste Position mit dem schönsten Blick, und da du ja weißt, dass sich die Bildanteile ständig verschieben, darfst du das auch eigenhändig in deinem Bild  machen.

Dies nennt man im amerikanischen “the artistic licence!“

Du verschiebst jetzt die Motivanteile so, dass sie ein klares Bild erzeugen.

Du wirst feststellen, das wird Wunder wirken, denn alles, was wir nicht wollen,  ist ein Bild, das aussieht wie ein Eintopf.

 

“ Das Essen sah aus, als ob ein Chinese Essen beim Italiener bestellt hätte, das dann über deutsche Spezialitäten gekotzt hätte und ab und zu schauten mal ein paar Kartoffelstückchen heraus.  Ich kann Eintöpfe nichts abgewinnen, aber vielleicht werte ich zu sehr.“  (nacherzählt aus: achtsam morden)

Bildausschnitt rund um den Hauptgegenstand

Damit mein Bild nicht ausschaut wie ausgekotzt, schiebe ich die Bildbestandteile so, dass sie mein Hauptmotiv einrahmen.

Soweit das geht, lasse ich alle Gegenstände im Bild eine Beziehung zu meinem Hauptmotiv aufnehmen.

Im Grunde läuft es hier ein bisschen wie bei der Mafia, im Bild ist keine Widerrede erlaubt. Einzelne Gegenstände im Bild fügen sich der Gesamtheit oder sie werden umgebracht. Uppsss….

Alltagstipps:

•Ich stelle zum Beispiel einen Bildgegenstand in den Fluchtpunkt. Dann laufen alle Linien auf diesen geliebten Punkt zu.

• Konkurrenzverbot! Dinge, die zum Bild gehören, die du aber nicht sofort abmurksen kannst, werden so langweilig gemalt, dass sie mit deiner Bild-Aussage nicht in Konkurrenz treten.

• Das Gleiche gilt für Farben, oft ist es sehr sinnvoll, ein Bild so klein und klar zuzuschneiden, dass darin kein Farbchaos herrscht.

Fazit:

So schön wie die Umgebung auch ist, dies nützt alles nichts, wenn das Bild hinterher ausschaut wie ein Eintopf. Sei achtsam! Und mache es dir einfach, dann kannst du mit Klarheit loslegen.

Weiterlesen bei Tine:

https://blog.herz-der-kunst.ch/bildzentrum-lass-dein-bild-sprechen/

Eine Buchbesprechung von Achtsam morden.

https://juergenwulff.de/orientierungszeit-podcast_033/

 

Kann man achtsam morden? – Buchempfehlung

 

Lass Farbflächen sprechen!

Tine Klein Blog Herz-der-Kunst Bern Strassenbahn, Tutorial Farbflächen

Korrigiert

Lass deine Farbflächen sprechen!

Unsere Sprache ist etwas Wundervolles. Keine Sprache der Welt kann so exakt sein wie das Deutsche! Das ist toll, weil die Deutschsprachigen oft Menschen sind, die gerne Dinge auf die Beine stellen. Dazu braucht man eine Sprache, die erfindungsreich und doch klar ist. Wir mögen starke Aussagen:

Bürokratenesel!

Glasklare Aussage! (Sorry, damit meine ich nicht jeden netten Beamten) Ich habe gerade was geerbt und tolle neue Wörter gelernt. Zum Beispiel Wörter, die der deutschen Sprache ihre klare Schönheit rauben, zum Beispiel:

Grundstücksverkehrsgenehmigungszu-ständigkeitsübertragungsverordnung

Zauberhaft! Aber was soll es nur heißen? Bestimmt erschuf ein Romantiker dieses esoterische, schöne Wort!? Denk mal drüber nach! Malen wir manchmal so? Wie dieses unsägliche Wort da oben?

Wenn ja! Dann wird es Zeit für den heutigen Blog!

Diese Einleitung mache ich, weil Malen sehr viel mit Sprechen zu tun hat.

Malen – klar wie Kloßbrühe!

Malen ist eine Sprache

Eine Sprache kann auf verschiedene Arten schön sein. Eines der Dinge, die Gespräche angenehm machen, ist klare Kommunikation?

So möchte ich auch malen!

Die negativen Folgen der Aufmerksamkeit

Beim Malen sind wir sehr aufmerksam, das ist gut und heilsam. Doch Aufmerksamkeit kann unangenehme Folgen haben.

Ein Mann, der eine neue Partnerin sucht, wird gierig dem anderen Geschlecht nachgucken. Dabei wird er vielleicht nicht das andere Auto sehen. Denn das war ja nicht im Zentrum seiner Aufmerksamkeit, und er baut einen Unfall. Dies ist selektive Wahrnehmung in ihrer schönsten Ausprägung.

Kognitive Psychologen sagen: “Wir nehmen gezielt wahr, was unsere aktuellen Aufgaben oder Bedürfnisse sind.“

Dieses Verhalten ist natürlich gut. Solange es nicht dazu führt, dass wir uns so auf unsere Aufgabe fokussieren, dass wir das Große und Ganze vergessen. Der gleiche  Autounfall passiert uns ebenfalls beim Malen. Wir konzentrieren uns so auf die Aufgabe des Malens, dass uns nur noch Dinge interessieren, die mit Malen und der Technik zu tun haben. Dabei vergessen wir aber, dass wir mit dem Pinsel ein Gespräch führen. Wir plappern lauter wirres Zeug mit dem Pinsel, weil wir uns auf die Technik fixieren. Wir fixieren uns, wie der Lustgreis auf den Hintern der Frau!

Konzentration ist gut, aber nur dann, wenn wir nicht das Große und Ganze aus den Augen verlieren.

Bei Malern zeigen sich die negativen Folgen der Konzentration in vielen verschiedenen Formen.

•Einige Maler konzentrieren sich so auf den Beginn ihres Bildes, dass der Rest nicht mehr aufs Blatt passt.

•Eine schwierige Stelle im Bild wird so ausführlich gemalt, dass alle auf diesen Punkt starren müssen. Ein Fehler, der aus der Fixierung auf die Technik beruht.

•Wir können unsere Fehler nicht ertragen. Ein Fehler wird 1000 Mal korrigiert, bis alle drauf starren.

Jeder, der malt, kennt dieses Verhalten und weiß ganz genau, diese Bilder sind rettungslos verloren.

Farbflächen als Wegweiser

Wenn ich eine große Farbfläche benutze, dann gebe ich einem Bild eine klare und harmonische Aussage. Hier fasse ich das Bundeshaus oben und unten mit einem riesigen Pinselstrich zusammen, und obwohl ich nur eine sehr schnelle Kritzelei gemacht habe, wird das ganze Bild klar und ausdrucksstark.

Der riesige Vorteil von einem Bildentwurf wie diesem ist, dass ein ganzes Bild zusammengefasst wird, hier kann man sich nicht mehr verzetteln!

Und man ist schnell!

Oft wirken Kolorierungen, in denen eine große Farbfläche vorherrscht, sehr harmonisch und gleichzeitig ausdrucksstark, weil eine große Fläche in Farbe stark wirkt und das Auge einen klaren Rahmen hat.

Um so eine Zeichnung zu verstehen, braucht man keinen Blindenhund.

Farbfläche, klare Aussage und Frechheit

 

Eine riesige Farbfläche ist ein Statement!

Sobald man dieses Statement getroffen hat, hat man die Aufmerksamkeit des Betrachters.

Sobald man mit großen Farbflächen arbeitet, kann man sich noch ganz andere Frechheiten erlauben.

Frechheiten erlauben! Sofort zuhören! Ich möchte dich zum Lausbubenstreich anstiften!

In diesem Bild sehe ich einfach einen riesigen roten Strich durchs Bild. Wieso funktioniert das? Ein kleiner Klecks kann ein Bild ruinieren und so eine riesige Frechheit in Rot funktioniert? Warum?

Die Erklärung ist einfach. Unser Gehirn hasst Informationsüberflutung. Viele Anfänger fluten ihre Bilder mit lauter nutzlosen Informationen. Mein roter Strich jedoch sagt:“ Hey, in diesem Bild geht es um eine Straßenbahn!“

Und was sagt dein Gehirn dazu?

Juhu, eine rote Straßenbahn!

Die Aussage mit dem roten Strich kann nicht mal von einem blinden Hund übersehen werden! Damit meine ich, dass dieser Fleck so riesig und frech ist, dass nicht mal ein Blinder einen Hund dafür bräuchte, denn den Klecks kann man ertasten!

Klare Aussage muss nicht langweilig sein!

Jetzt könnte man natürlich auf die Idee kommen, dass absolut klare, wie mit dem Lineal gezogenen Bilder am besten sind. Deshalb greifen viele Anfänger zu sehr klaren Linien und malen diese dann aus. Wenn dann aber noch ein bisschen zu viel gemalt wird, dann entsteht ein Bild, das diesem Wortungetüm gleicht.

Grundstücksverkehrsgenehmigungszu-ständigkeitsübertragungsverordnung

Das Wortungetüm ist vielleicht eine klare Aussage.  Macht aber keinen Spaß!

Der Mensch ist leider nicht so einfach gestrickt, dass er eine technische Zeichnung als Inbegriff der Schönheit betrachten würde. Unser Betrachter möchte klare Aussagen, aber gleichzeitig braucht er irgendetwas, an was er sich erinnert und was ihn fasziniert! Oder noch besser etwas, wobei er Spaß hat und sein eigenes Gehirn mitarbeiten kann.

Hierbei kommt die Mustererkennung in Spiel

Farbflächen und Frechheit sind sozusagen der Wegweiser, den Rest kannst du getrost dem Kopf deines Betrachtes überlassen. Das, was im Kopf passiert, kann ich dir mit Sprache zeigen:

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Die besten Methoden für die Farbfläche:

Der Farbe Raum geben!  Bereiche des Bildes nur für Farbe reservieren! Farbe ist Emotion, das macht Sinn.
 
Lass dich nicht verleiten, den Raum zuzumalen! Man hängt auch keine Wäsche an ein Verkehrszeichen!
 
Benutze die Farbfläche, um Gegenstände und Räume zusammenzufassen. Die blauen Flächen in der Skizze vom Bundeshaus wirken wir Klebstoff. 
Im blauen Bild malt der Himmel das Haus.
 
Das rote Bild besteht nur aus großen Farbflächen. Der freche rote Strich lenkt die Aufmerksamkeit ins Motiv!
Benutze Farbflächen großzügig, lass sie über Grenzen gleiten und gib ihnen eine Form, die die Aufmerksamkeit zu den wichtigen Punkten zieht!

Lbiee Gssrüe  ins Wecheonnde Tine




 

Viele von euch kennen das Video auf Youtube, doch diesmal hat es sehr viel mit dem Thema Farbflächen zu tun. ihr könnt also nicht nur lesen, sondern auch gucken:

https://www.youtube.com/watch?v=n6KxcTpPw7Q

Hier ist das Bild aus dem Video zum Nachmalen:

Da kann man mit den Farbflächen so richtig reinklotzen.

Gerade jetzt im Winter freut man sich, wenn man etwas findet, das Bilder belebt, poppig bunte Straßenbahnen kommen da genau recht.

Und sie sind super, um mit Farbklecksen zu experimentieren.

 

 

 

 

 

Auch in diesem Blog kannst du sehen, wie das mit den Farbflächen unter dem Bild geht:

https://blog.herz-der-kunst.ch/analoge-harmonie/

Analoge Harmonie, schöne Bilder leicht gemacht!